Ressourceneffizienz in der Betonherstellung – Otto von Guericke Preis 2022 geht nach Kaiserslautern

Das junge Forscherteam Anja Tusch und Jonas Lillig von der Technischen
Universität Kaiserslautern wurde am 30. November 2022 mit dem Otto von
Guericke-Preis ausgezeichnet. Die Ergebnisse ihres Forschungsprojektes mit
dem Titel „Steigerung des Frischbetonrecyclings in der
Transportbetonindustrie“ ermöglichen eine Ressourcenschonung durch
kreislaufgerechte Verwendung von Restbeton. Das Forschungs- und
Transfernetzwerk AiF vergibt den Preis seit 1997 an Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler für besondere Innovationsleistungen auf dem Gebiet der
vorwettbewerblichen Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF).
Zement, Wasser und Gesteinskörnung sind die Hauptbestandteile des
wichtigsten Baustoffs der Welt: Beton. Das junge Forscherteam Anja Tusch
und Jonas Lillig von der Technischen Universität Kaiserslautern wurde am
30. November 2022 mit dem Otto von Guericke-Preis ausgezeichnet. Die
Ergebnisse ihres Forschungsprojektes mit dem Titel „Steigerung des
Frischbetonrecyclings in der Transportbetonindustrie“ ermöglichen eine
Ressourcenschonung durch kreislaufgerechte Verwendung von Restbeton. Das
Forschungs- und Transfernetzwerk AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller
Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. vergibt den mit 10.000
Euro dotierten Preis seit 1997 an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
für besondere Innovationsleistungen auf dem Gebiet der vorwettbewerblichen
Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), die vom
Bundeswirtschaftsministerium mit öffentlichen Mitteln gefördert wird.
Bauen ist rohstoff- und energieintensiv
Die Baubranche zählt zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen in
Deutschland und ihre Produkte, wie Gebäude oder Straßen, sind für unseren
Alltag unverzichtbar. Allein 300.000 Wohnungen wurden im vergangenen Jahr
in Deutschland gebaut. Gleichzeitig ist Bauen rohstoff- und
energieintensiv, insbesondere die Herstellung von Beton. „Bei der
Transportbetonproduktion fallen Überschuss- und Restmengen an, die dem
Wertstoffkreislauf relativ einfach wieder zugeführt werden können, wenn
Restwasser und Gesteinskörnung in einer Recyclinganlage getrennt werden“,
erklärt Professor Wolfgang Breit, Fachgebietsleiter Werkstoffe im
Bauwesen, Fachbereich Bauingenieurwesen der Technischen Universität
Kaiserslautern. Obwohl die notwendigen Recyclinganlagen in fast allen
Werken vorhanden sind, darf neuer Beton, laut Norm, aktuell höchstens fünf
Prozent wiedergewonnene Gesteinskörnung enthalten. „Aus Sicht der
Hersteller ist eine Entsorgung des gewonnenen Materials aktuell fast immer
einfacher umzusetzen als dessen Wiederverwendung“, so Breit weiter.
Austauschquoten verfünffacht – Empfehlung für neue Beton-Norm
Ziel des IGF-Projektes war es, zu untersuchen, wieviel wiedergewonnene
Gesteinskörnung direkt im Beton wiedereingesetzt werden kann, ohne dabei
eine Verschlechterung der Betoneigenschaften befürchten zu müssen. „Wir
wollten herausfinden, ob vor diesem Hintergrund eine Anpassung der
aktuellen Norm nötig und sinnvoll ist. Dazu haben wir zunächst
verschiedene Labor- und später auch Praxisversuche in Transportbetonwerken
durchgeführt“, sagt Anja Tusch aus dem Forscherteam der TU Kaiserslautern.
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass die wiedergewonnenen Gesteinskörnungen
in ihren Eigenschaften denen von natürlichen gleichwertig sind, sodass
Austauschquoten von bis zu 25 Prozent problemlos möglich sind. Daher haben
wir gemeinsam mit dem projektbegleitenden Ausschuss eine
Regelwerksempfehlung erstellt, die zur Überarbeitung der aktuell
diskutierten nationalen und europäischen Betonnorm dient“, ergänzt ihr
Teamkollege Jonas Lillig.
Ökologische und wirtschaftliche Vorteile für KMU
„Durch die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sind wir als
Transportbetonhersteller in der Lage, zukünftig nahezu 100 Prozent unserer
Rest- und Rückbetonmengen wieder zu verarbeiten. Das schont zum einen
unseren Geldbeutel und zum anderen auch wertvolle Ressourcen“, betont
Martin Unterluggauer von der TRAPOBET Transportbeton GmbH Kaiserslautern
KG. Da die Branche jährlich viele Millionen von Kubikmetern Beton
produziere, stecke darin großes Potential. Das Hamburger Unternehmen TBN
Transportbeton Nord GmbH & Co. KG, das jährlich fast 500.000 Tonnen Beton
herstellt, hat sich, nach Aussage ihres Geschäftsführers Oliver Lindfeld,
der Nachhaltigkeit als Leitgedanken verschrieben. „Die Erhöhung des
Anteils rezyklierter Materialien ermöglicht uns, noch nachhaltiger zu
wirtschaften als bisher“, so Lindfeld.
Dieses IGF-Vorhaben leiste daher einen aktiven Beitrag zur
Ressourcenschonung im Bauwesen, von der alle kleinen und mittleren
Unternehmen (KMU) der Transportbetonindustrie profitieren, schätzt Andreas
Tuan Phan, Geschäftsführer des AiF-Mitglieds Forschungsgemeinschaft
Transportbeton e.V. – (FTB) ein und hebt abschließend hervor: „Die zeitnah
geplante Einführung der neuen Betonnorm DIN 1045-2 bietet nämlich für
Transportbetonhersteller enorme ökologische und wirtschaftliche Vorteile.“
Einen vierminütigen Film zum Projekt finden Sie im Medienraum der AiF-
Website.
Ansprechpartner zum IGF-Projekt:
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Breit, Technische Universität Kaiserslautern,
Fachbereich Bauingenieurwesen, Fachgebietsleitung Werkstoffe im Bauwesen,
E-Mail: wolfgang.breit(at)bauing.uni-k
Andreas Tuan Phan, Geschäftsführer der Forschungsgemeinschaft
Transportbeton e.V. – FTB, E-Mail: phan(at)transportbeton(.)org, Tel.: +49
30 2592292-37
Über die AiF
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von
Guericke“ e.V. ist das Forschungs- und Transfernetzwerk für den deutschen
Mittelstand. Sie fördert Forschung, Transfer und Innovation. Als
Dachverband von 100 gemeinnützigen Forschungsvereinigungen mit mehr als
50.000 eingebundenen Unternehmen und über 1.200 beteiligten
Forschungseinrichtungen leistet sie einen wichtigen Beitrag, die
Volkswirtschaft Deutschlands in ihrer Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu
stärken. Die AiF als gemeinnütziger Verein organisiert die Industrielle
Gemeinschaftsforschung und betreut über die AiF Projekt GmbH und die AiF
F∙T∙K GmbH, ihre einhundertprozentigen Tochtergesellschaften, weitere
Förderprogramme der öffentlichen Hand. Im Jahr 2021 setzte die AiF über
557 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln ein. Seit ihrer Gründung
im Jahr 1954 lenkte sie rund 13,5 Milliarden Euro öffentliche Fördermittel
in neue Entwicklungen und Innovationen und brachte mehr als 245.000
Forschungsprojekte auf den Weg.
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