Die Illustration zeigt zwei Varianten von Nano-Diamant-Materialien mit unterschiedlichen Oberflächen: C230H106 links, C286H68 rechts. Sp3-C-Atome (Diamant) schwarz, sp3x C-Atome (Fulleren-artig) braun, H-Atome: Hellgrau. T. Kirschbaum / HZB
Nanodiamant-Materialien besitzen Potenzial als preisgünstige Photokatalysatoren. Doch bisher benötigten solche Kohlenstoff-Nanopartikel energiereiches UV-Licht, um aktiv zu werden. Das DIACAT-Konsortium hat daher Variationen von Nanodiamant-Materialien hergestellt und analysiert. Die Arbeit zeigt: Wenn die Oberfläche der Nanopartikel mit ausreichend Wasserstoff-Atomen besetzt ist, reicht auch die schwächere Energie von Licht im sichtbaren Bereich für die Anregung aus. Photokatalysatoren auf Basis von Nanodiamanten könnten in Zukunft mit Sonnenlicht CO2 oder N2 in Kohlenwasserstoffe oder Ammoniak umwandeln.
Um chemische Reaktionen in einem wässrigen Medium katalytisch zu beschleunigen, kommt es darauf an, zunächst Elektronen aus einem Katalysator herauszulösen. Das kann mit Licht gelingen. Seit einigen Jahren stehen daher so genannte Nanodiamant-Materialien im Fokus der Forschung: Es sind preiswerte Nanopartikel aus Kohlenstoff, deren Oberflächen im Vergleich zum Volumen sehr groß sind. Bei reinen Kohlenstoff-Nanodiamant-Materialien wird jedoch (wie beim reinen Diamant) energiereiches UV-Licht für die Anregung benötigt. Weil sie so extrem winzig sind, können sich an den Oberflächen unter Umständen jedoch molekulare Zustände etablieren, die auch sichtbares Licht absorbieren.
Ein Team am HZB hat nun im Rahmen des DIACAT-Projekts unterschiedliche Varianten von Nanodiamant-Materialien während der Anregung mit Licht untersucht und die Prozesse dabei mit extrem hoher Zeitauflösung analysiert. Nanodiamantmaterialien mit unterschiedlicher Oberflächenterminierung stellte das Team um Dr. Jean-Charles Arnault, CEA, Frankreich, und die Gruppe um Prof. Anke Krueger, Universität Stuttgart, her. Dabei unterschieden sich die Nanopartikel durch ihre Oberflächen, die mal mehr, mal weniger zusätzliche Wasserstoffatome enthielten.
„Der Wasserstoff an den Oberflächen erleichtert die Emission von Elektronen erheblich“, erklärt Dr. Tristan Petit, Nanodiamant-Experte am HZB. „Dabei ist eine bestimmte Kombination aus Wasserstoff sowie Fulleren- artigen Teilchen an den Oberflächen der Nanopartikel ideal“, sagt er.
„Wir haben die wässrigen Nanodiamantdispersionen mit verschiedenen Oberflächenabschlüssen wie Wasserstoff, -OH oder -COOH untersucht und mit verschiedenen Wellenlängen angeregt“, sagt Dr. Christoph Merschjann. Mit Hilfe von ultraschnellen Laserpulsen konnten sie genau vermessen, wie sich das Absorptionsprofil bei verschiedenen Anregungswellenlängen im UV- Bereich bei 225 nm und mit blauem Licht im sichtbaren Bereich bei 400 nm verhält.
„Wir wollten herausfinden, was in den entscheidenden Pikosekunden nach Anregung mit Licht passiert, denn das ist die Zeit, in der ein Elektron die Oberfläche verlässt und ins Wasser geht“, sagt Merschjann. Das Theorieteam um Dr. Annika Bande steuerte Modellierungen mit Dichtefunktionaltheorie bei, um die Spektren zu interpretieren. Die Messdaten zeigten, wie erwartet, dass UV-Licht in allen Proben Elektronen in Lösung bringt, aber bei jenen Proben, die Fulleren-artigen Kohlenstoff an ihren Oberflächen hatten, gelang dies auch mit sichtbarem Licht.
„In dieser Arbeit zeigen wir - nach unserem besten Wissen zum ersten Mal - dass die Emission von gelösten Elektronen aus Nanodiamanten in Wasser mit sichtbarem Licht möglich ist!“, fasst Petit die Ergebnisse zusammen. Damit ist ein entscheidender Schritt geschafft, um Nanodiamant-Materialien als Photokatalysatoren zu erschließen. Diese preiswerten und metallfreien Materialien könnten ein Schlüssel sein, um künftig mit Sonnenlicht CO2 zu wertvollen Kohlenwasserstoffen weiter zu verarbeiten oder auch N2 zu Ammoniak zu machen.
Prorektor Prof. Dr. Franz Quint, Rektor Prof. Dr. Frank Artinger, Andrea Voigt (Danfoss), Dr. Thomas Finke (Bosch), Prof. Dr. habil. Michael Kauffeld, Matthieu Canal (Danfoss), Dr. Alexander Janzen (Stiebel Eltron), Prof. Dr. Robert Weiß (v. l. n. r.) John Christ/HKA
Mit Unterstützung der Unternehmen ait-group, Bosch Thermotechnik, Danfoss Climate Solutions, Stiebel Eltron Gruppe und der Vaillant Group kann an der HKA die deutschlandweit erste Stiftungsprofessur für dieses Zukunftsfeld eingerichtet werden
Aktuell gibt es in Deutschland noch keine Professur speziell für Wärmepumpentechnologie. Mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Unternehmen ait-group, Bosch Thermotechnik GmbH, Danfoss Climate Solutions, Stiebel Eltron GmbH & Co. KG und der Vaillant Group ist es der Hochschule Karlsruhe (Die HKA) jetzt gelungen eine Stiftungsprofessur für Wärmepumpentechnologie einzurichten. Zusätzliche Mittel sind über die Valerius-Füner-Stiftung von der Firma BKW Management AG gespendet worden. Die Stiftungsprofessur wird an der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik der HKA angesiedelt, wo auch in diesem Wintersemester der neue Bachelorstudiengang Green Technology Management startete. Die Ausbildung von Fachkräften und der Technologietransfer in der Wärmepumpentechnologie ist für die Energiewende von immenser gesellschaftlicher Relevanz. Die aktuelle Energiekrise, ausgelöst durch den Ukrainekrieg, verdeutlicht einmal mehr die Notwendigkeit einer unabhängigen und nachhaltigen Energieversorgung – auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sagte: „Die Herausforderungen der Energiewende können wir nur mit klugen Köpfen, kreativen Lösungen und gemeinsamen Anstrengungen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft bewältigen. Die Einrichtung der Stiftungsprofessur für Wärmepumpen ist dafür ein herausragendes Beispiel. Sie wird einen wichtigen Beitrag zur Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien leisten. Ich danke insbesondere den Unternehmen für ihre Bereitschaft, die Stiftungsprofessur mitzufinanzieren. Neben der hohen inhaltlichen Relevanz ist diese Entwicklung zugleich eine Referenz für die besonderen Leistungspotenziale der Forschung an der Hochschule Karlsruhe.“
Heizen und Kühlen stehen für die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Europa und nutzen zu rund 80 Prozent noch immer fossile Energien, von denen in Deutschland der größte Teil importiert wird. Dabei hat sich Europa eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030 auf die Fahne geschrieben und Klimaneutralität bis 2050. Dies setzt voraus, dass der Wärmesektor schrittweise vollständig auf erneuerbare Energie umgestellt und entsprechende Technologien zum Heizen und zur Warmwasserbereitung zur Verfügung stehen. Wärmepumpen spielen in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle. Sie sind nicht nur extrem energieeffizient, sondern auch komplett klimaneutral, wenn sie mit erneuerbarer elektrischer Energie betrieben werden, und damit völlig unabhängig von fossilen Brennstoffen. Auch die EU-Kommission hat dies erkannt und setzt mit dem europaweiten Ziel, 30 Millionen Wärmepumpen bis 2030 in Europa zu installieren, ein klares Zeichen.
Der Zeitpunkt für die Einrichtung der Stiftungsprofessur und des neuen Studiengangs trifft aktuell auf eine hohe Nachfrage. „Mit dem Boom dieser nachhaltigen Heizungstechnologie besteht ein enormer Bedarf an Fachkräften“, so Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Kauffeld, Prof. für Kältetechnik an der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik der HKA und Sprecher des Instituts für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik „Es ist allerhöchste Zeit, hier gezielt Abhilfe zu schaffen. Mit unserem neuen Studiengang wollen wir einen ganz konkreten Beitrag dazu leisten und die Industrie bei diesem disruptiven Wandel unterstützen“, so Prof. Kauffeld weiter.
Die Stiftungsunternehmen unterstreichen diese Bewertung vollumfänglich. Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer der Stiebel Eltron Gruppe: „Der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen muss so schnell wie möglich erfolgen. Im Wärmesektor ist mit der Wärmepumpe eine bewährte Technologie verfügbar, mit der dieser Ausstieg sofort realisiert werden kann, auch bei Sanierungen.“ Dr. Rainer Lang, Director Group R&D Heat Pump Technology bei der Vaillant Group teilte mit: „Wärmepumpen sind eine Schlüsseltechnologie zur erfolgreichen Dekarbonisierung des Gebäudesektors. Das Produktsegment verzeichnet seit Jahren ein starkes Marktwachstum.“ Und Jürgen Fischer, Präsident bei Danfoss Climate Solutions betont: „Der massive Anstieg der Nachfrage nach energieeffizienten, CO2-neutralen Lösungen für die Heizungs-, Kälte- und Klimatechnik zeigt, dass sich der Markt im Umbruch befindet.“ Edgar Timm, Director R&D der ait-group, ergänzt: „Das Thema Wärmepumpe – speziell auch mit natürlichen Kältemitteln – ist unsere Kernaufgabe und DNA! Der Einsatz dieser Technologie ist notwendig für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung. Die Grundlage dafür liegt in der qualitativ hochwertigen Ausbildung künftiger Fachkräfte.“ Dr. Thomas Finke, Technical Director Electric Solutions, Bosch Thermotechnology, fügt hinzu: „Bis Mitte der Dekade investieren wir weitere 300 Millionen Euro in die Elektrifizierung. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir auch die fundierte Ausbildung von dringend benötigten Nachwuchskräften unterstützen können.“
Die Stiftungsunternehmen und die HKA arbeiten daher Hand in Hand. Erste Forschungsprojekte wurden bereits ins Leben gerufen. „Eine anwendungsorientierte Stiftungsprofessur für Wärmepumpen vor dem Hintergrund der angestrebten umfassenden und schnellen Umstellung auf erneuerbare Energien bringt starke Impulse für die hohe Attraktivität des neuen Studiengangs Green Technology Management und die Forschung in der Kälte-, Klima- und Umwelttechnik an der HKA mit sich“, betont Rektor Prof. Dr. Frank Artinger, „und wird unseren Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität weiter steigern.“
Welche Bedeutung die HKA dem Thema „Wärmepumpen“ in Forschung und Lehre beimisst, wird auch über das gleichnamige Symposium an der Hochschule deutlich, zu dem Experten aus ganz Europa am gleichen Tag erwartet wurden.
Unsere Ernährungsversorgung ist stark abhängig von lokal und global vernetzten Wertschöpfungsketten, die unter anderem von fragilen Lieferketten und Störungen unterschiedlichster Art charakterisiert sind. Um die Grundversorgung zu gewährleisten, sind deshalb resiliente Ernährungssysteme essentiell. Dabei ist nicht nur die Lieferung der Lebensmittel wichtig, entscheidend ist vor allem, dass gesundheitlich unbedenkliche Erzeugnisse beim Konsumenten ankommen. Anhand der Beispiele »Vertical Farming« und »Neuartige Pflanzenölmühlen« untersuchten Teams von Forschenden der Fraunhofer-Institute IME, IPT und IVV im Rahmen der Initiative »ReSearchL« Strategien zur Stärkung der Resilienz.
Die Erkenntnisse sind in dem neu erschienenen Whitepaper »Resiliente Wertschöpfungsketten für die Lebensmittelproduktion« zusammengefasst, das ab sofort zur Verfügung steht: www.ipt.fraunhofer.de/whitepaper-researchl
Aufgrund aktueller Krisen und Ressourcenknappheit besteht branchenübergreifend großer Handlungsdruck, die Resilienz der Lebensmittelproduktion zu stärken – so das Ergebnis aus Umfragen und Gesprächen mit Fachverbänden und Unternehmen der Ernährungswirtschaft, die das Forschungsteam der Fraunhofer-Initiative »ReSearchL« hervorgebracht hat. Als resilient gelten im Produktionskontext vor allem Unternehmen oder Fertigungssysteme, die sich unter anderem stets an interne und externe Veränderungen und Störungen in komplexen, sich schnell verändernden Produktions- und Wertschöpfungsnetzwerken anpassen können, und die auch unter veränderten Rahmenbedingungen sichere und qualitativ hochwertige Produkte liefern.
Um die Resilienz in der Lebensmittelproduktion zu bewerten, haben die Forschenden zwei Dimensionen betrachtet: die technische Resilienz der genutzten Produktionsanlagen und die Ökosystemresilienz der angebauten Nahrungsmittel. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer- Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME untersuchten hierbei gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT beide Resilienzdimensionen anhand der neuartigen Vertical-Farming- Plattformtechnologie OrbiPlant® des Fraunhofer IME. Das Fraunhofer- Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV analysierte die Ökosystemresilienz am Modell der »Neuartigen Pflanzenölmühle«. Beide Fälle zeigen im Ergebnis die erfolgreiche Anwendung einer resilienten Systemarchitektur: Dafür wurde zunächst mithilfe digitaler Technologien auf Basis möglicher Störfälle ein digitaler Schatten für beide Anwendungsfälle konzipiert, um Einflussgrößen und Produktqualitätsgrößen zu bestimmen.
Resilienz für Indoor-/Vertical-Farming-Produktionssysteme
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IME untersuchten auf Basis ihrer neuartigen OrbiPlant®-Vertical-Farming- Plattformtechnologie gemeinsam mit dem Fraunhofer IPT relevante Störfalle im Rahmen einer exemplarischen Basilikumproduktion, um daraus mögliche Ansätze zur Etablierung eines resilienten Produktionsprozesses abzuleiten. Indoor-Lebensmittelproduktionssysteme wie diese weisen spezifische Herausforderungen hinsichtlich ihrer technischen Resilienz und auch der Ökosystemresilienz auf, die sich aus der geschützten Produktionsumgebung bei gleichzeitig hohen Pflanzendichten ergeben. Relevant sind hier vor allem Störgrößen im Bereich der Anlagensystemtechnik und des pflanzlichen Zielprodukts. Im Fall einer Störung können sie innerhalb kurzer Zeit zu einem kritischen Ernteausfall führen.
In diesem Anwendungsfall induzierten die Forschenden auf zwei OrbiPlant ®-Vertical-Farming-Anlagen technische und pflanzenspezifische Störfälle, die durch geeignete Sensorik und Echtzeiterfassung der Anlagendaten eindeutig detektiert werden konnten. Der verfolgte Resilienzansatz geht über ein einfaches Anlagen-Monitoring mit Fehlerbenachrichtigung hinaus und kann zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Versorgung mit sowohl gesundheitlich unbedenklichen als auch qualitativ hochwertigen Lebensmitteln leisten.
Digitaler Schatten und Sensorkonzepte für eine neuartige Pflanzenölmühle
Zur Betrachtung der Resilienz eines Ökosystems hat das Team des Fraunhofer IVV eine neue Pflanzenölmühle als Fallbeispiel herangezogen: Der mitteleuropäische Pflanzenölmarkt ist geprägt von großen Ölmühlen mit einem Durchsatz von einer Million Tonnen pro Jahr, die fast ausschließlich Raps oder Sonnenblumen verarbeiten. Durch diese fehlende Rohstoffdiversität, die großen Produktionsanlagen, den geringen Wert der heimischen Futtermittelschrote und die daraus resultierende Abhängigkeit von Transporten aus Osteuropa, Asien und Südamerika ist das System jedoch sehr anfällig gegenüber Ernteausfällen, Pflanzenkrankheiten und vielem mehr.
Im Mittelpunkt des Projekts stand die Pressung der Ölsaaten, da sie der zentrale Prozessschritt bei der Ölgewinnung ist. Um die Systemresilienz zu qualifizieren wurde auf Basis leistungsfähiger Modelle untersucht, welche Kontinuitäts- und Wiederanlauf-Strategien die Auswirkungen von Störszenarien minimieren können. Dazu wurde der digitale Schatten einer neuartigen Ölmühle inklusive eines Sensorkonzepts erstellt und durch Untersuchung zweier ausgewählter Störfälle validiert: der komplette beziehungsweise der teilweise Ausfall der Energieversorgung. Abschließend leiteten die Forschenden Handlungsempfehlungen ab, um die Prozesse in Ölmühlen resilienter zu gestalten. Dazu zählen ein umfassendes Sensorkonzept sowie eine Reihe weiterer Maßnahmen.
Whitepaper
Das Whitepaper, das ab sofort kostenfrei zur Verfügung steht, ist Ergebnis der Initiative »Resiliente Systemarchitektur zur Sicherung der Lebensmittelproduktion« (ReSearchL). Das Team an Forschenden der Fraunhofer-Institute IVV, IPT und IME hat sich darin das Ziel gesetzt, die Resilienz der Systemarchitektur von Nahrungsmittelproduktionen analysierbar, bewertbar und gestaltbar zu machen. Der Fokus liegt vor allem darauf, relevante Daten zu gewinnen, um Lösungsansätze für eine verbesserte Resilienz zu generieren.
Performance der Studierenden der Ballett-Akademie der HMTM im Rahmen des Symposiums "Tanzausbildung im Wandel" im November 2022 in Kooperation mit dem Dachverband Tanz Deutschland e.V. Pedro Dias
Am 25. und 26. November 2022 fand das internationale Symposium "Tanzausbildung im Wandel" an der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Tanz Deutschland (DTD) statt. Mehr als 170 Personen aus über zehn verschiedenen Ländern nahmen vor Ort in München bzw. online an der Konferenz teil, 50 davon waren aktiv als Referent*innen und Moderator*innen in den angebotenen Formaten beteiligt. In vierThemenfeldern (physische und psychische Gesundheit von Tänzer*innen, Umgang mit Exzellenz und Wettbewerb, Diversität und Ethik im Tanz, Netzwerk und Reflexion) berieten sich Expert*innn aus Ausbildung, Forschung, Wissenschaft und Praxis.
Die Programmpunkte des intertionalen Symposiums "Tanzaubildung im Wandel" stellten die vier zentralen Fragestellungen in ihren Mittelpunkt, die aktuell in der Tanzwelt, aber auch in der Öffentlichkeit rund um eine zukunftsfähige professionelle Tanzausbildung diskutiert werden: physische und psychische Gesundheit von Tänzer*innen, Umgang mit Exzellenz und Wettbewerb, Diversität und Ethik im Tanz, Netzwerk, Austausch und Reflexion. Ziel war es dabei, alle wichtigen Themenfelder anzusprechen und damit die Basis für einen internationalen Austausch zu legen und den weiteren Dialog zu eröffnen. Federführend für die inhaltliche Ausgestaltung des Symposiums war ein Kurator*innen-Team der beiden Kooperationspartner: für die Ballett-Akademie der HMTM Anna Beke, David Russo, Jan Broeckx und Andrea Sangiorgio, für den DTD Claudia Feest, Michael Freundt und Johannes Bergmann.
Aus Sicht der Ballett-Akademie der HMTM und des DTD war das Symposium ein großer Erfolg und wichtiger Ausgangspunkt für den weiteren internationalen Diskurs für eine Weiterentwicklung der professionellen Tanzausbildung:
Fazit der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München: »Als Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München stehen wir für eine Tanzausbildung, die auf der Tradition des klassischen Balletts fußt. Wir lieben das Ballett und den Tanz und sind stolz darauf, diese Leidenschaft an unsere Studierende weiterzugeben. Für uns als einzige staatliche Institution für eine professionelle Tanzausbildung in Bayern war dieses Symposium ein wichtiger Schritt, unser eigenes pädagogisches Konzept mit der internationalen Tanz-Community zu diskutieren, neue Impulse aufzunehmen, zu lernen und uns zu vernetzen. Wir stehen am Beginn eines Prozesses, der die ganzheitliche Ausbildung unserer Studierenden in den Mittelpunkt stellt. Als ein Ergebnis werden wir unsere Studierenden noch stärker in unser pädagogisches Konzept einbeziehen. Ihre Stimme ist die entscheidende, das wollen wir noch stärker berücksichtigen. Aber das Symposium ist für uns noch mehr: Es ist ein Ausgangspunkt für unsere weitere Vernetzung mit anderen internationalen Ausbildungsinstitutionen, um unsere Ausbildung so zu gestalten, dass unsere Studierenden als gesunde und starke Persönlichkeiten die Tanzwelt mitgestalten können. Dafür werden wir uns weiter einsetzen.«
Fazit des Dachverbands Tanz Deutschland e.V.: »Dieses Symposium hat die Grundlage für eine neue Qualität im internationalen Austausch der Tanzausbildung gelegt. Wir konnten uns einen Überblick über die großen, auch schmerzhaften Themen der aktuellen Tanzausbildung verschaffen. Doch die Arbeit fängt jetzt erst richtig an. Dieses Symposium ist aus unserer Sicht ein Signal in die gesamte Tanzwelt, zusammen weiter an den Themen Ethik, Ästhetik, Diversität, Gesundheit und Prävention zu arbeiten. Dass die Initiative des Symposiums dabei von der Münchner Ballett-Akademie ausging, einer Akademie für klassischen Tanz, hat dabei einen besonderen Wert. Als Dachverband Tanz Deutschland sehen wir unsere Aufgabe nun darin, die Vernetzung zu diesen Themen weiter zu begleiten, den Dialog mit den professionellen Tanz-Ensembles zu stärken und den Tanz in Politik und Gesellschaft weiter zu positionieren. Für die Weiterentwicklung der Tanzausbildung und damit für die Gestaltung der Zukunft des klassischen und des zeitgenössischen Tanzes braucht die Tanzwelt die nötigen Ressourcen. Auch an diesem Punkt werden wir uns weiter für die Belange des Tanzes in Deutschland einsetzen.«
Unter den über 50 Personen, die an den verschiedenen Panels und Workshops mit Beiträgen mitgewirkt haben, waren Vertreter*innen der verschiedensten Bereiche der Tanzwelt: Leitungen von Ausbildungsstätten, Akademien und Ensembles, Studierende, aktive Tänzer*innen, Expert*innen aus Tanzmedizin und Tanzwissenschaft, darunter etwa Martin Schläpfer (Wiener Staatsballett), Mavis Staines (Canada’s National Ballet School, Toronto), Élisabeth Platel (Ballettschule der Opéra national de Paris), Frédéric Olivieri (Ballettschule der Accademia Teatro alla Scala, Mailand), Christopher Powney (Royal Ballet School, London), Stanisław Wegrzyn (Royal Ballet, London) sowie aus Deutschland Jason Beechey (Palucca Hochschule für Tanz Dresden), Gigi Hyatt (Ballettschule des Hamburg Ballett), Nik Haffner (Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin) und Dieter Heitkamp (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main), Mariama Diagne (Gesellschaft für Tanzforschung, Berlin) wie auch Osiel Gouneo, Julian MacKay, Bianca Teixeira und Shale Wagman (Bayerisches Staatsballett, München).
Die Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München ist die einzige staatliche Ausbildungsstätte für professionellen Bühnentanz in Bayern und wird seit 2010 von Prof. Jan Broeckx geleitet. Jedes Jahr trainieren in den Gebäuden in der Wilhelmstraße in München zwischen 40 und 50 Studierende im Bachelor-Studiengang Tanz (verteilt auf drei Jahrgänge) sowie ca. 70 Jungstudierende, die noch während ihrer Schulzeit ihrer besonderen Begabung im Ballett folgen. Ausgangspunkt der Ausbildung ist die Waganowa-Methode, seit Oktober 2020 bildet das pädagogische Konzept der Ballett-Akademie, das die ganzheitliche Wahrnehmung der jungen Tänzerinnen und Tänzer in seinen Mittelpunkt stellt, die verbindliche Grundlage der gesamten Ausbildungsarbeit.
Die Ballett-Akademie wurde 1995 von Konstanze Vernon, der unvergessenen Münchner Ballerina und ehemaligen Leiterin des Bayerischen Staatsballetts, gegründet. Als Kooperation der Ballett-Akademie, des Bayerischen Staatsballetts und der Heinz Bosl-Stiftung ist das Bayerische Junior Ballett München die wichtige Schnittstelle zur Arbeit in einer professionellen Kompagnie.
Der Dachverband Tanz Deutschland (DTD, gegründet 2004 als Ständige Konferenz Tanz) arbeitet seit 2006 als bundesweite Plattform des künstlerischen Tanzes in Deutschland. Gegründet aus dem Bewusstsein der Akteur*innen, dass der Tanz in der politischen Landschaft der Bundesrepublik mit einer Stimme sprechen muss, fungiert der DTD heute als Verbund der herausragenden Verbände und Institutionen für den künstlerischen Tanz in Deutschland – übergreifend über ästhetische Differenzen, unterschiedliche Produktionsweisen und spezifische Berufsfelder.
Der DTD erarbeitet Positionspapiere und Konzeptionen für die Förderung des Tanzes in Deutschland, er realisiert Kampagnen und Initiativen und setzt diese in seinen Projekten um. Seit 2016 ist er an den bundesweiten Förderprogrammen TANZPAKT Stadt-Land-Bund, Tanzland-Fonds für Gastspielkooperationen und Kreativ-Transfer beteiligt. Seit 2018 ist er Träger und Veranstalter des Deutschen Tanzpreises. Seit 2020 führt er im Rahmen von NEUSTART KULTUR, die Förderprogramme DIS-TANZEN, tanz:digital und DIS-TANZ-START (für Absolvent*innen im Tanz) durch. Des Weiteren unterstützt der DTD den Verbund Deutscher Tanzarchive in der kontinuierlichen Zusammenarbeit und beteiligt sich am intensiven Diskurs um Fragen der Tanzpädagogik. Mit der Gesellschaft für Tanzforschung e.V. pflegt er eine enge Kooperation und im Jahr 2019 fand der erste Runde Tisch Tanzmedizin statt.
Die Projekte des DTD werden gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Kulturstiftung des Bundes, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, die Kulturstiftung der Länder sowie Stiftungen, Sponsoren und Spender*innen.