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Vermischtes

Nanodiamanten als Photokatalysatoren mit Sonnenlicht aktivierbar

Die Illustration zeigt zwei Varianten von Nano-Diamant-Materialien mit unterschiedlichen Oberflächen: C230H106 links, C286H68 rechts. Sp3-C-Atome (Diamant) schwarz, sp3x C-Atome (Fulleren-artig) braun, H-Atome: Hellgrau.  T. Kirschbaum / HZB
Die Illustration zeigt zwei Varianten von Nano-Diamant-Materialien mit unterschiedlichen Oberflächen: C230H106 links, C286H68 rechts. Sp3-C-Atome (Diamant) schwarz, sp3x C-Atome (Fulleren-artig) braun, H-Atome: Hellgrau. T. Kirschbaum / HZB

Nanodiamant-Materialien besitzen Potenzial als preisgünstige
Photokatalysatoren. Doch bisher benötigten solche Kohlenstoff-Nanopartikel
energiereiches UV-Licht, um aktiv zu werden. Das DIACAT-Konsortium hat
daher Variationen von Nanodiamant-Materialien hergestellt und analysiert.
Die Arbeit zeigt: Wenn die Oberfläche der Nanopartikel mit ausreichend
Wasserstoff-Atomen besetzt ist, reicht auch die schwächere Energie von
Licht im sichtbaren Bereich für die Anregung aus. Photokatalysatoren auf
Basis von Nanodiamanten könnten in Zukunft mit Sonnenlicht CO2 oder N2 in
Kohlenwasserstoffe oder Ammoniak umwandeln.

Um chemische Reaktionen in einem wässrigen Medium katalytisch zu
beschleunigen, kommt es darauf an, zunächst Elektronen aus einem
Katalysator herauszulösen. Das kann mit Licht gelingen. Seit einigen
Jahren stehen daher so genannte Nanodiamant-Materialien im Fokus der
Forschung: Es sind preiswerte Nanopartikel aus Kohlenstoff, deren
Oberflächen im Vergleich zum Volumen sehr groß sind. Bei reinen
Kohlenstoff-Nanodiamant-Materialien wird jedoch (wie beim reinen Diamant)
energiereiches UV-Licht für die Anregung benötigt. Weil sie so extrem
winzig sind, können sich an den Oberflächen unter Umständen jedoch
molekulare Zustände etablieren, die auch sichtbares Licht absorbieren.

Ein Team am HZB hat nun im Rahmen des DIACAT-Projekts unterschiedliche
Varianten von Nanodiamant-Materialien während der Anregung mit Licht
untersucht und die Prozesse dabei mit extrem hoher Zeitauflösung
analysiert. Nanodiamantmaterialien mit unterschiedlicher
Oberflächenterminierung stellte das Team um Dr. Jean-Charles Arnault, CEA,
Frankreich, und die Gruppe um Prof.  Anke Krueger, Universität Stuttgart,
her. Dabei unterschieden sich die Nanopartikel durch ihre Oberflächen, die
mal mehr, mal weniger zusätzliche Wasserstoffatome enthielten.

„Der Wasserstoff an den Oberflächen erleichtert die Emission von
Elektronen erheblich“, erklärt Dr. Tristan Petit, Nanodiamant-Experte am
HZB. „Dabei ist eine bestimmte Kombination aus Wasserstoff sowie Fulleren-
artigen Teilchen an den Oberflächen der Nanopartikel ideal“, sagt er.

„Wir haben die wässrigen Nanodiamantdispersionen mit verschiedenen
Oberflächenabschlüssen wie Wasserstoff, -OH oder -COOH untersucht und mit
verschiedenen Wellenlängen angeregt“, sagt Dr. Christoph Merschjann. Mit
Hilfe von ultraschnellen Laserpulsen konnten sie genau vermessen, wie sich
das Absorptionsprofil bei verschiedenen Anregungswellenlängen im UV-
Bereich bei 225 nm und mit blauem Licht im sichtbaren Bereich bei 400 nm
verhält.

„Wir wollten herausfinden, was in den entscheidenden Pikosekunden nach
Anregung mit Licht passiert, denn das ist die Zeit, in der ein Elektron
die Oberfläche verlässt und ins Wasser geht“, sagt Merschjann. Das
Theorieteam um Dr. Annika Bande steuerte Modellierungen mit
Dichtefunktionaltheorie bei, um die Spektren zu interpretieren. Die
Messdaten zeigten, wie erwartet, dass UV-Licht in allen Proben Elektronen
in Lösung bringt, aber bei jenen Proben, die Fulleren-artigen Kohlenstoff
an ihren Oberflächen hatten, gelang dies auch mit sichtbarem Licht.

„In dieser Arbeit zeigen wir - nach unserem besten Wissen zum ersten Mal -
dass die Emission von gelösten Elektronen aus Nanodiamanten in Wasser mit
sichtbarem Licht möglich ist!“, fasst Petit die Ergebnisse zusammen. Damit
ist ein entscheidender Schritt geschafft, um Nanodiamant-Materialien als
Photokatalysatoren zu erschließen. Diese preiswerten und metallfreien
Materialien könnten ein Schlüssel sein, um künftig mit Sonnenlicht CO2 zu
wertvollen Kohlenwasserstoffen weiter zu verarbeiten oder auch N2 zu
Ammoniak zu machen.

Hochschule Karlsruhe erhält Stiftungsprofessur für Wärmepumpen

Prorektor Prof. Dr. Franz Quint, Rektor Prof. Dr. Frank Artinger, Andrea Voigt (Danfoss), Dr. Thomas Finke (Bosch), Prof. Dr. habil. Michael Kauffeld, Matthieu Canal (Danfoss), Dr. Alexander Janzen (Stiebel Eltron), Prof. Dr. Robert Weiß (v. l. n. r.)  John Christ  John Christ/HKA
Prorektor Prof. Dr. Franz Quint, Rektor Prof. Dr. Frank Artinger, Andrea Voigt (Danfoss), Dr. Thomas Finke (Bosch), Prof. Dr. habil. Michael Kauffeld, Matthieu Canal (Danfoss), Dr. Alexander Janzen (Stiebel Eltron), Prof. Dr. Robert Weiß (v. l. n. r.) John Christ/HKA

Mit Unterstützung der Unternehmen ait-group, Bosch Thermotechnik, Danfoss
Climate Solutions, Stiebel Eltron Gruppe und der Vaillant Group kann an
der HKA die deutschlandweit erste Stiftungsprofessur für dieses
Zukunftsfeld eingerichtet werden

Aktuell gibt es in Deutschland noch keine Professur speziell für
Wärmepumpentechnologie. Mit großzügiger finanzieller Unterstützung der
Unternehmen ait-group, Bosch Thermotechnik GmbH, Danfoss Climate
Solutions, Stiebel Eltron GmbH & Co. KG und der Vaillant Group ist es der
Hochschule Karlsruhe (Die HKA) jetzt gelungen eine Stiftungsprofessur für
Wärmepumpentechnologie einzurichten. Zusätzliche Mittel sind über die
Valerius-Füner-Stiftung von der Firma BKW Management AG gespendet worden.
Die Stiftungsprofessur wird an der Fakultät für Maschinenbau und
Mechatronik der HKA angesiedelt, wo auch in diesem Wintersemester der neue
Bachelorstudiengang Green Technology Management startete. Die Ausbildung
von Fachkräften und der Technologietransfer in der Wärmepumpentechnologie
ist für die Energiewende von immenser gesellschaftlicher Relevanz. Die
aktuelle Energiekrise, ausgelöst durch den Ukrainekrieg, verdeutlicht
einmal mehr die Notwendigkeit einer unabhängigen und nachhaltigen
Energieversorgung – auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sagte: „Die Herausforderungen der
Energiewende können wir nur mit klugen Köpfen, kreativen Lösungen und
gemeinsamen Anstrengungen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
bewältigen. Die Einrichtung der Stiftungsprofessur für Wärmepumpen ist
dafür ein herausragendes Beispiel. Sie wird einen wichtigen Beitrag zur
Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien leisten. Ich
danke insbesondere den Unternehmen für ihre Bereitschaft, die
Stiftungsprofessur mitzufinanzieren. Neben der hohen inhaltlichen Relevanz
ist diese Entwicklung zugleich eine Referenz für die besonderen
Leistungspotenziale der Forschung an der Hochschule Karlsruhe.“

Heizen und Kühlen stehen für die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Europa
und nutzen zu rund 80 Prozent noch immer fossile Energien, von denen in
Deutschland der größte Teil importiert wird. Dabei hat sich Europa eine
Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030 auf die Fahne
geschrieben und Klimaneutralität bis 2050. Dies setzt voraus, dass der
Wärmesektor schrittweise vollständig auf erneuerbare Energie umgestellt
und entsprechende Technologien zum Heizen und zur Warmwasserbereitung zur
Verfügung stehen. Wärmepumpen spielen in diesem Zusammenhang eine
Schlüsselrolle. Sie sind nicht nur extrem energieeffizient, sondern auch
komplett klimaneutral, wenn sie mit erneuerbarer elektrischer Energie
betrieben werden, und damit völlig unabhängig von fossilen Brennstoffen.
Auch die EU-Kommission hat dies erkannt und setzt mit dem europaweiten
Ziel, 30 Millionen Wärmepumpen bis 2030 in Europa zu installieren, ein
klares Zeichen.

Der Zeitpunkt für die Einrichtung der Stiftungsprofessur und des neuen
Studiengangs trifft aktuell auf eine hohe Nachfrage. „Mit dem Boom dieser
nachhaltigen Heizungstechnologie besteht ein enormer Bedarf an
Fachkräften“, so Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Kauffeld, Prof. für
Kältetechnik an der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik der HKA und
Sprecher des Instituts für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik „Es ist
allerhöchste Zeit, hier gezielt Abhilfe zu schaffen. Mit unserem neuen
Studiengang wollen wir einen ganz konkreten Beitrag dazu leisten und die
Industrie bei diesem disruptiven Wandel unterstützen“, so Prof. Kauffeld
weiter.

Die Stiftungsunternehmen unterstreichen diese Bewertung vollumfänglich.
Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer der Stiebel Eltron Gruppe: „Der
Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen muss so schnell wie möglich
erfolgen. Im Wärmesektor ist mit der Wärmepumpe eine bewährte Technologie
verfügbar, mit der dieser Ausstieg sofort realisiert werden kann, auch bei
Sanierungen.“ Dr. Rainer Lang, Director Group R&D Heat Pump Technology bei
der Vaillant Group teilte mit: „Wärmepumpen sind eine Schlüsseltechnologie
zur erfolgreichen Dekarbonisierung des Gebäudesektors. Das Produktsegment
verzeichnet seit Jahren ein starkes Marktwachstum.“ Und Jürgen Fischer,
Präsident bei Danfoss Climate Solutions betont: „Der massive Anstieg der
Nachfrage nach energieeffizienten, CO2-neutralen Lösungen für die
Heizungs-, Kälte- und Klimatechnik zeigt, dass sich der Markt im Umbruch
befindet.“ Edgar Timm, Director R&D der ait-group, ergänzt: „Das Thema
Wärmepumpe – speziell auch mit natürlichen Kältemitteln – ist unsere
Kernaufgabe und DNA! Der Einsatz dieser Technologie ist notwendig für eine
nachhaltige Zukunftsgestaltung. Die Grundlage dafür liegt in der
qualitativ hochwertigen Ausbildung künftiger Fachkräfte.“ Dr. Thomas
Finke, Technical Director Electric Solutions, Bosch Thermotechnology, fügt
hinzu: „Bis Mitte der Dekade investieren wir weitere 300 Millionen Euro in
die Elektrifizierung. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir auch die
fundierte Ausbildung von dringend benötigten Nachwuchskräften unterstützen
können.“

Die Stiftungsunternehmen und die HKA arbeiten daher Hand in Hand. Erste
Forschungsprojekte wurden bereits ins Leben gerufen. „Eine
anwendungsorientierte Stiftungsprofessur für Wärmepumpen vor dem
Hintergrund der angestrebten umfassenden und schnellen Umstellung auf
erneuerbare Energien bringt starke Impulse für die hohe Attraktivität des
neuen Studiengangs Green Technology Management und die Forschung in der
Kälte-, Klima- und Umwelttechnik an der HKA mit sich“, betont Rektor Prof.
Dr. Frank Artinger, „und wird unseren Beitrag auf dem Weg zur
Klimaneutralität weiter steigern.“

Welche Bedeutung die HKA dem Thema „Wärmepumpen“ in Forschung und Lehre
beimisst, wird auch über das gleichnamige Symposium an der Hochschule
deutlich, zu dem Experten aus ganz Europa am gleichen Tag erwartet wurden.

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Fraunhofer zeigt Handlungsempfehlungen für resiliente Wertschöpfungsketten in der Lebensmittelproduktion auf

Anhand der Beispiele »Vertical Farming« und »Neuartige Pflanzenölmühlen« untersuchten Teams von Forschenden der Fraunhofer-Institute IME, IPT und IVV im Rahmen der Initiative »ReSearchL« Strategien zur Stärkung der Resilienz von Ernährungssystemen.  © Fraunhofer IPT
Anhand der Beispiele »Vertical Farming« und »Neuartige Pflanzenölmühlen« untersuchten Teams von Forschenden der Fraunhofer-Institute IME, IPT und IVV im Rahmen der Initiative »ReSearchL« Strategien zur Stärkung der Resilienz von Ernährungssystemen. © Fraunhofer IPT

Unsere Ernährungsversorgung ist stark abhängig von lokal und global
vernetzten Wertschöpfungsketten, die unter anderem von fragilen
Lieferketten und Störungen unterschiedlichster Art charakterisiert sind.
Um die Grundversorgung zu gewährleisten, sind deshalb resiliente
Ernährungssysteme essentiell. Dabei ist nicht nur die Lieferung der
Lebensmittel wichtig, entscheidend ist vor allem, dass gesundheitlich
unbedenkliche Erzeugnisse beim Konsumenten ankommen. Anhand der Beispiele
»Vertical Farming« und »Neuartige Pflanzenölmühlen« untersuchten Teams von
Forschenden der Fraunhofer-Institute IME, IPT und IVV im Rahmen der
Initiative »ReSearchL« Strategien zur Stärkung der Resilienz.

Die Erkenntnisse sind in dem neu erschienenen Whitepaper »Resiliente
Wertschöpfungsketten für die Lebensmittelproduktion« zusammengefasst, das
ab sofort zur Verfügung steht: www.ipt.fraunhofer.de/whitepaper-researchl

Aufgrund aktueller Krisen und Ressourcenknappheit besteht
branchenübergreifend großer Handlungsdruck, die Resilienz der
Lebensmittelproduktion zu stärken – so das Ergebnis aus Umfragen und
Gesprächen mit Fachverbänden und Unternehmen der Ernährungswirtschaft, die
das Forschungsteam der Fraunhofer-Initiative »ReSearchL« hervorgebracht
hat. Als resilient gelten im Produktionskontext vor allem Unternehmen oder
Fertigungssysteme, die sich unter anderem stets an interne und externe
Veränderungen und Störungen in komplexen, sich schnell verändernden
Produktions- und Wertschöpfungsnetzwerken anpassen können, und die auch
unter veränderten Rahmenbedingungen sichere und qualitativ hochwertige
Produkte liefern.

Um die Resilienz in der Lebensmittelproduktion zu bewerten, haben die
Forschenden zwei Dimensionen betrachtet: die technische Resilienz der
genutzten Produktionsanlagen und die Ökosystemresilienz der angebauten
Nahrungsmittel. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer-
Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME untersuchten
hierbei gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie
IPT beide Resilienzdimensionen anhand der neuartigen Vertical-Farming-
Plattformtechnologie OrbiPlant® des Fraunhofer IME. Das Fraunhofer-
Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV analysierte die
Ökosystemresilienz am Modell der »Neuartigen Pflanzenölmühle«. Beide Fälle
zeigen im Ergebnis die erfolgreiche Anwendung einer resilienten
Systemarchitektur: Dafür wurde zunächst mithilfe digitaler Technologien
auf Basis möglicher Störfälle ein digitaler Schatten für beide
Anwendungsfälle konzipiert, um Einflussgrößen und Produktqualitätsgrößen
zu bestimmen.

Resilienz für Indoor-/Vertical-Farming-Produktionssysteme

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IME untersuchten
auf Basis ihrer neuartigen OrbiPlant®-Vertical-Farming-
Plattformtechnologie gemeinsam mit dem Fraunhofer IPT relevante Störfalle
im Rahmen einer exemplarischen Basilikumproduktion, um daraus mögliche
Ansätze zur Etablierung eines resilienten Produktionsprozesses abzuleiten.
Indoor-Lebensmittelproduktionssysteme wie diese weisen spezifische
Herausforderungen hinsichtlich ihrer technischen Resilienz und auch der
Ökosystemresilienz auf, die sich aus der geschützten Produktionsumgebung
bei gleichzeitig hohen Pflanzendichten ergeben. Relevant sind hier vor
allem Störgrößen im Bereich der Anlagensystemtechnik und des pflanzlichen
Zielprodukts. Im Fall einer Störung können sie innerhalb kurzer Zeit zu
einem kritischen Ernteausfall führen.

In diesem Anwendungsfall induzierten die Forschenden auf zwei OrbiPlant
®-Vertical-Farming-Anlagen technische und pflanzenspezifische Störfälle,
die durch geeignete Sensorik und Echtzeiterfassung der Anlagendaten
eindeutig detektiert werden konnten. Der verfolgte Resilienzansatz geht
über ein einfaches Anlagen-Monitoring mit Fehlerbenachrichtigung hinaus
und kann zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Versorgung
mit sowohl gesundheitlich unbedenklichen als auch qualitativ hochwertigen
Lebensmitteln leisten.

Digitaler Schatten und Sensorkonzepte für eine neuartige Pflanzenölmühle

Zur Betrachtung der Resilienz eines Ökosystems hat das Team des Fraunhofer
IVV eine neue Pflanzenölmühle als Fallbeispiel herangezogen: Der
mitteleuropäische Pflanzenölmarkt ist geprägt von großen Ölmühlen mit
einem Durchsatz von einer Million Tonnen pro Jahr, die fast ausschließlich
Raps oder Sonnenblumen verarbeiten. Durch diese fehlende
Rohstoffdiversität, die großen Produktionsanlagen, den geringen Wert der
heimischen Futtermittelschrote und die daraus resultierende Abhängigkeit
von Transporten aus Osteuropa, Asien und Südamerika ist das System jedoch
sehr anfällig gegenüber Ernteausfällen, Pflanzenkrankheiten und vielem
mehr.

Im Mittelpunkt des Projekts stand die Pressung der Ölsaaten, da sie der
zentrale Prozessschritt bei der Ölgewinnung ist. Um die Systemresilienz zu
qualifizieren wurde auf Basis leistungsfähiger Modelle untersucht, welche
Kontinuitäts- und Wiederanlauf-Strategien die Auswirkungen von
Störszenarien minimieren können. Dazu wurde der digitale Schatten einer
neuartigen Ölmühle inklusive eines Sensorkonzepts erstellt und durch
Untersuchung zweier ausgewählter Störfälle validiert: der komplette
beziehungsweise der teilweise Ausfall der Energieversorgung. Abschließend
leiteten die Forschenden Handlungsempfehlungen ab, um die Prozesse in
Ölmühlen resilienter zu gestalten. Dazu zählen ein umfassendes
Sensorkonzept sowie eine Reihe weiterer Maßnahmen.

Whitepaper

Das Whitepaper, das ab sofort kostenfrei zur Verfügung steht, ist Ergebnis
der Initiative »Resiliente Systemarchitektur zur Sicherung der
Lebensmittelproduktion« (ReSearchL).  Das Team an Forschenden der
Fraunhofer-Institute IVV, IPT und IME hat sich darin das Ziel gesetzt, die
Resilienz der Systemarchitektur von Nahrungsmittelproduktionen
analysierbar, bewertbar und gestaltbar zu machen. Der Fokus liegt vor
allem darauf, relevante Daten zu gewinnen, um Lösungsansätze für eine
verbesserte Resilienz zu generieren.

Download Whitepaper: www.ipt.fraunhofer.de/whitepaper-researchl

Internationales Symposium "Tanzausbildung im Wandel" als wichtiger Ausgangspunkt für die Zukunft des Tanzes

Performance der Studierenden der Ballett-Akademie der HMTM im Rahmen des Symposiums
Performance der Studierenden der Ballett-Akademie der HMTM im Rahmen des Symposiums "Tanzausbildung im Wandel" im November 2022 in Kooperation mit dem Dachverband Tanz Deutschland e.V. Pedro Dias

Am 25. und 26. November 2022 fand das internationale Symposium
"Tanzausbildung im Wandel" an der Ballett-Akademie der Hochschule für
Musik und Theater München (HMTM) in Zusammenarbeit mit dem Dachverband
Tanz Deutschland (DTD) statt. Mehr als 170 Personen aus über zehn
verschiedenen Ländern nahmen vor Ort in München bzw. online an der
Konferenz teil, 50 davon waren aktiv als Referent*innen und
Moderator*innen in den angebotenen Formaten beteiligt. In
vierThemenfeldern (physische und psychische Gesundheit von Tänzer*innen,
Umgang mit Exzellenz und Wettbewerb, Diversität und Ethik im Tanz,
Netzwerk und Reflexion) berieten sich Expert*innn aus Ausbildung,
Forschung, Wissenschaft und Praxis.

Die Programmpunkte des intertionalen Symposiums "Tanzaubildung im Wandel"
stellten die vier zentralen Fragestellungen in ihren Mittelpunkt, die
aktuell in der Tanzwelt, aber auch in der Öffentlichkeit rund um eine
zukunftsfähige professionelle Tanzausbildung diskutiert werden: physische
und psychische Gesundheit von Tänzer*innen, Umgang mit Exzellenz und
Wettbewerb, Diversität und Ethik im Tanz, Netzwerk, Austausch und
Reflexion. Ziel war es dabei, alle wichtigen Themenfelder anzusprechen und
damit die Basis für einen internationalen Austausch zu legen und den
weiteren Dialog zu eröffnen. Federführend für die inhaltliche
Ausgestaltung des Symposiums war ein Kurator*innen-Team der beiden
Kooperationspartner: für die Ballett-Akademie der HMTM Anna Beke, David
Russo, Jan Broeckx und Andrea Sangiorgio, für den DTD Claudia Feest,
Michael Freundt und Johannes Bergmann.

Aus Sicht der Ballett-Akademie der HMTM und des DTD war das Symposium ein
großer Erfolg und wichtiger Ausgangspunkt für den weiteren internationalen
Diskurs für eine Weiterentwicklung der professionellen Tanzausbildung:

Fazit der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München:
»Als Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München stehen
wir für eine Tanzausbildung, die auf der Tradition des klassischen
Balletts fußt. Wir lieben das Ballett und den Tanz und sind stolz darauf,
diese Leidenschaft an unsere Studierende weiterzugeben. Für uns als
einzige staatliche Institution für eine professionelle Tanzausbildung in
Bayern war dieses Symposium ein wichtiger Schritt, unser eigenes
pädagogisches Konzept mit der internationalen Tanz-Community zu
diskutieren, neue Impulse aufzunehmen, zu lernen und uns zu vernetzen. Wir
stehen am Beginn eines Prozesses, der die ganzheitliche Ausbildung unserer
Studierenden in den Mittelpunkt stellt. Als ein Ergebnis werden wir unsere
Studierenden noch stärker in unser pädagogisches Konzept einbeziehen. Ihre
Stimme ist die entscheidende, das wollen wir noch stärker berücksichtigen.
Aber das Symposium ist für uns noch mehr: Es ist ein Ausgangspunkt für
unsere weitere Vernetzung mit anderen internationalen
Ausbildungsinstitutionen, um unsere Ausbildung so zu gestalten, dass
unsere Studierenden als gesunde und starke Persönlichkeiten die Tanzwelt
mitgestalten können. Dafür werden wir uns weiter einsetzen.«

Fazit des Dachverbands Tanz Deutschland e.V.:
»Dieses Symposium hat die Grundlage für eine neue Qualität im
internationalen Austausch der Tanzausbildung gelegt. Wir konnten uns einen
Überblick über die großen, auch schmerzhaften Themen der aktuellen
Tanzausbildung verschaffen. Doch die Arbeit fängt jetzt erst richtig an.
Dieses Symposium ist aus unserer Sicht ein Signal in die gesamte Tanzwelt,
zusammen weiter an den Themen Ethik, Ästhetik, Diversität, Gesundheit und
Prävention zu arbeiten. Dass die Initiative des Symposiums dabei von der
Münchner Ballett-Akademie ausging, einer Akademie für klassischen Tanz,
hat dabei einen besonderen Wert. Als Dachverband Tanz Deutschland sehen
wir unsere Aufgabe nun darin, die Vernetzung zu diesen Themen weiter zu
begleiten, den Dialog mit den professionellen Tanz-Ensembles zu stärken
und den Tanz in Politik und Gesellschaft weiter zu positionieren. Für die
Weiterentwicklung der Tanzausbildung und damit für die Gestaltung der
Zukunft des klassischen und des zeitgenössischen Tanzes braucht die
Tanzwelt die nötigen Ressourcen. Auch an diesem Punkt werden wir uns
weiter für die Belange des Tanzes in Deutschland einsetzen.«

Unter den über 50 Personen, die an den verschiedenen Panels und Workshops
mit Beiträgen mitgewirkt haben, waren Vertreter*innen der verschiedensten
Bereiche der Tanzwelt: Leitungen von Ausbildungsstätten, Akademien und
Ensembles, Studierende, aktive Tänzer*innen, Expert*innen aus Tanzmedizin
und Tanzwissenschaft, darunter etwa Martin Schläpfer (Wiener
Staatsballett), Mavis Staines (Canada’s National Ballet School, Toronto),
Élisabeth Platel (Ballettschule der Opéra national de Paris), Frédéric
Olivieri (Ballettschule der Accademia Teatro alla Scala, Mailand),
Christopher Powney (Royal Ballet School, London), Stanisław Wegrzyn (Royal
Ballet, London) sowie aus Deutschland Jason Beechey (Palucca Hochschule
für Tanz Dresden), Gigi Hyatt (Ballettschule des Hamburg Ballett), Nik
Haffner (Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin) und Dieter Heitkamp
(Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main), Mariama
Diagne (Gesellschaft für Tanzforschung, Berlin) wie auch Osiel Gouneo,
Julian MacKay, Bianca Teixeira und Shale Wagman (Bayerisches
Staatsballett, München).

Die Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München ist die
einzige staatliche Ausbildungsstätte für professionellen Bühnentanz in
Bayern und wird seit 2010 von Prof. Jan Broeckx geleitet. Jedes Jahr
trainieren in den Gebäuden in der Wilhelmstraße in München zwischen 40 und
50 Studierende im Bachelor-Studiengang Tanz (verteilt auf drei Jahrgänge)
sowie ca. 70 Jungstudierende, die noch während ihrer Schulzeit ihrer
besonderen Begabung im Ballett folgen. Ausgangspunkt der Ausbildung ist
die Waganowa-Methode, seit Oktober 2020 bildet das pädagogische Konzept
der Ballett-Akademie, das die ganzheitliche Wahrnehmung der jungen
Tänzerinnen und Tänzer in seinen Mittelpunkt stellt, die verbindliche
Grundlage der gesamten Ausbildungsarbeit.

Die Ballett-Akademie wurde 1995 von Konstanze Vernon, der unvergessenen
Münchner Ballerina und ehemaligen Leiterin des Bayerischen Staatsballetts,
gegründet. Als Kooperation der Ballett-Akademie, des Bayerischen
Staatsballetts und der Heinz Bosl-Stiftung ist das Bayerische Junior
Ballett München die wichtige Schnittstelle zur Arbeit in einer
professionellen Kompagnie.

Der Dachverband Tanz Deutschland (DTD, gegründet 2004 als Ständige
Konferenz Tanz) arbeitet seit 2006 als bundesweite Plattform des
künstlerischen Tanzes in Deutschland. Gegründet aus dem Bewusstsein der
Akteur*innen, dass der Tanz in der politischen Landschaft der
Bundesrepublik mit einer Stimme sprechen muss, fungiert der DTD heute als
Verbund der herausragenden Verbände und Institutionen für den
künstlerischen Tanz in Deutschland – übergreifend über ästhetische
Differenzen, unterschiedliche Produktionsweisen und spezifische
Berufsfelder.

Der DTD erarbeitet Positionspapiere und Konzeptionen für die Förderung des
Tanzes in Deutschland, er realisiert Kampagnen und Initiativen und setzt
diese in seinen Projekten um. Seit 2016 ist er an den bundesweiten
Förderprogrammen TANZPAKT Stadt-Land-Bund, Tanzland-Fonds für
Gastspielkooperationen und Kreativ-Transfer beteiligt. Seit 2018 ist er
Träger und Veranstalter des Deutschen Tanzpreises. Seit 2020 führt er im
Rahmen von NEUSTART KULTUR, die Förderprogramme DIS-TANZEN, tanz:digital
und DIS-TANZ-START (für Absolvent*innen im Tanz) durch. Des Weiteren
unterstützt der DTD den Verbund Deutscher Tanzarchive in der
kontinuierlichen Zusammenarbeit und beteiligt sich am intensiven Diskurs
um Fragen der Tanzpädagogik. Mit der Gesellschaft für Tanzforschung e.V.
pflegt er eine enge Kooperation und im Jahr 2019 fand der erste Runde
Tisch Tanzmedizin statt.

Die Projekte des DTD werden gefördert durch die Beauftragte der
Bundesregierung für Kultur und Medien, die Kulturstiftung des Bundes, das
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, die Kulturstiftung
der Länder sowie Stiftungen, Sponsoren und Spender*innen.