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Autonome Systeme. Wie intelligente Maschinen uns verändern - Jahrestagung des Deutschen Ethikrates

Autonome Systeme.
Wie intelligente Maschinen uns verändern

Jahrestagung des Deutschen Ethikrates

Mittwoch, 21. Juni 2017, 10:00 Uhr

Ellington Hotel Berlin
Nürnberger Straße 50 – 55, 10789 Berlin

(U1, U2, U3 Wittenbergplatz)


Anmeldung erforderlich bis 15. Juni 2017 unter
http://www.ethikrat.org/veranstaltungen/jahrestagungen/anmeldung.

Diskutieren Sie mit unter #AutonomeSysteme!

Interessenten können die Veranstaltung per Livestream verfolgen unter
www.ethikrat.org.

Für Hörgeschädigte stehen während der Veranstaltung eine
Simultanmitschrift und für Hörgerät- oder CI-Träger bei Bedarf
Induktionsschleifen zur Verfügung.

Zum Thema

Selbstfahrende Autos, Pflegeroboter, vernetzte Haushaltsgeräte und
autonome Waffensysteme existieren längst nicht mehr nur auf dem Papier.
Zumindest als Prototypen „agieren“ sie zunehmend mitten unter uns:
Maschinen, die unabhängig von menschlichen Befehlen scheinbar
selbstständig handeln.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Automaten sollen solche „autonomen“ Systeme
den Nutzern nicht nur langweilige, schwierige oder gefährliche Aufgaben
abnehmen, sondern auch in der Lage sein, in Alltagssituationen die
„richtigen“ Entscheidungen zu treffen. Ausgeklügelte Sensoren,
Vernetzungsmöglichkeiten und selbstlernende Algorithmen erlauben es den
neuen Maschinen, schnell, empfindlich und unter Abgleich vielfältiger
Daten auf ihre Umwelt zu reagieren.

Dabei wird oft der Eindruck erweckt, es handle sich um eine
kontinuierliche Weiterentwicklung aus ethischer Sicht bisher nicht
grundsätzlich infrage gestellter Assistenzsysteme. Im Unterschied zu
diesen verlangen autonome Systeme dem Menschen jedoch deutlich weniger
Aufmerksamkeit und Beteiligung an Entscheidungsprozessen ab. Daraus
ergeben sich eine Reihe ethischer, rechtlicher und sozialer Fragen, die
der Deutsche Ethikrat im Verlauf seiner Jahrestagung ansprechen will:

- Wer trägt die Verantwortung für die „Handlungen“ autonomer Maschinen,
wenn der Nutzer selbst an solchen Entscheidungen nicht oder nur noch am
Rande beteiligt ist?
- Nach welchen Kriterien sollen Maschinen im Konfliktfall „entscheiden“,
und wer legt diese fest?
- Wie kann ein angemessener Umgang mit den großen Mengen sensibler Daten
gewährleistet werden, die autonome Systeme zwecks optimaler Funktion
erheben und austauschen müssen?
- Wie lassen sich Risiken minimieren, dass solche Systeme von anderen
missbraucht werden?
- Wie verändern „intelligente“ Maschinen unser Selbstverständnis?



Programm

10:00
Begrüßung
Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrates

10:10
Was können selbststeuernde Systeme?
Henning Kagermann, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
e. V.

10:40
Ökonomischer Kommentar: Autonome Maschinen im Dienst des Kunden?
Christoph M. Schmidt, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

10:50
Technischer Kommentar: Die Macht der Algorithmen
Katharina Anna Zweig, Technische Universität Kaiserslautern

11:00
Diskussion
Moderation: Stephan Kruip, Mitglied des Deutschen Ethikrates

11:30
Kaffeepause

11:50
Regeln für Roboter
Udo Di Fabio, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn/Verfassungsrichter a. D.

12:20
Rechtlicher Kommentar: Was dürfen Maschinen?
Christiane Wendehorst, Universität Wien

12:30
Ethischer Kommentar: Wer trägt Verantwortung für autonome Systeme?
Julian Nida-Rümelin, Ludwig-Maximilians-Universität München

12:40
Diskussion
Moderation: Wolfram Höfling, Mitglied des Deutschen Ethikrates

13:10
Mittagspause

14:30
Parallele Foren

Forum A – Selbstfahrende Autos
Joachim Damasky, Verband der Automobilindustrie e. V.
Reinhard Merkel, Mitglied des Deutschen Ethikrates
Moderation: Alena Buyx, Mitglied des Deutschen Ethikrates

Forum B – Medizinmaschinen und Pflegeroboter
Birgit Graf, Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und
Automatisierung IPA
Steffen Leonhardt, RWTH Aachen University
Arne Manzeschke, Evangelische Hochschule Nürnberg
Moderation: Adelheid Kuhlmey, Mitglied des Deutschen Ethikrates

Forum C – Das vernetzte Heim
Wolfgang Maaß, Universität des Saarlandes
Johanna Kardel, Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.
Michael Decker, Karlsruher Institut für Technologie
Moderation: Carl Friedrich Gethmann, Mitglied des Deutschen Ethikrates

Forum D – Autonome Waffensysteme
Karl Müllner, Inspekteur der Luftwaffe
Bernhard Koch, Institut für Theologie und Frieden
Moderation: Steffen Augsberg, Mitglied des Deutschen Ethikrates

16:00
Kaffeepause

16:30
Berichte aus den Foren
Alena Buyx, Adelheid Kuhlmey, Carl Friedrich Gethmann, Steffen Augsberg

17:10
Wie verändern intelligente Maschinen unser Selbstverständnis?
Thea Dorn, Schriftstellerin

17:40
Schlusswort
Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrates

18:00
Ende

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ethikrat.org/veranstaltungen/jahrestagungen/autonome-systeme Programm
http://www.ethikrat.org/veranstaltungen/jahrestagungen/anmeldung Anmeldung
https://voicerepublic.com/users/deutscher-ethikrat Livestream

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"Suchet der Stadt Bestes". Dies academicus an der EHB

Einladung zum „Dies academicus“ des Studiengangs Evangelische
Religionspädagogik.
Antrittsvorlesungen der Professoren Dr. Christopher Zarnow, Systemische
Theologie, und Dr. Matthias Hahn, Gastprofessor für Religionspädagogik in
Schule und Gemeinde

Unter der Überschrift „Suchet der Stadt Bestes“ lädt die Evangelische
Hochschule Berlin (EHB) am Dienstag den 25. April 2017 von 14.00 bis 17.00
Uhr zum „Dies academicus“ in das Auditorium Maximum ein. Auf der
hochschulweiten Veranstaltung stellen sich die Professoren  Dr. Matthias
Hahn (Evangelische Religionspädagogik) und Prof. Dr. Christopher Zarnow
(Systematische Theologie) als neue Mitglieder des Kollegiums mit zwei
Festvorträgen vor. Eröffnet wird die Veranstaltung durch den Rektor der
EHB, Prof. Dr. Anusheh Rafi, für die musikalische Untermalung sorgt Timon
Schwabek auf dem Saxophon. Im Anschluss gibt es einen Empfang und die
Möglichkeit zum Austausch.

„Die Stadt ist tot, es lebe die Stadt“ – diese Worte des Zeit-Journalisten
Hanno Rauterberg bringen auf den Punkt, wie tiefgreifend sich die
gegenwärtige Stadtkultur im Wandel befindet. Im Zuge anhaltender
Suburbanisierungsprozesse werden die Speckgürtel breiter und haben längst
die Stadtgrenzen überschritten. Innerstädtisch entstehen
Parallelgesellschaften, die sich von ihrem Umfeld abschotten und eigene
Kultur- und Sprachwelten bilden. Zugleich wird der öffentliche Raum neu
entdeckt, Kiez-Initiativen schießen wie Pilze aus dem Boden, und eine neue
urbanistische Avantgarde behäkelt fleißig Straßenlaternen.
Wie sind diese Vorgänge zu deuten, und wie hängen sie zusammen? Was heißt
es heute, in Anlehnung an den alttestamentlichen Propheten Jeremia, der
„Stadt Bestes“ (Jeremia 29,7) zu suchen? Welche Herausforderungen ergeben
sich für eine religiöse Sprache, die keine Mauern errichten, sondern
Brücken zu Menschen aus anderen Kulturen bauen will? Antworten auf diese
Fragen suchen die Veranstalter_innen, Studierende und Lehrende sowie Gäste
des „Dies academicus“, zu dem wir Sie herzlich einladen. Der Eintritt ist
frei.

Die Referenten:

Prof. Dr. Christopher Zarnow ist seit November 2016 Professor für
Systematische Theologie im Studiengang Evangelische Religionspädagogik.
Der promovierte Theologe und ordinierte Pfarrer war mehrere Jahre in der
Wissenschaft und kirchlichen Praxis tätig. Zuletzt leitete er die Arbeits-
und Forschungsstelle „Theologie der Stadt“ im evangelischen Kirchenkreis
Tempelhof-Schöneberg. Dort organisierte er den Wissenstransfer zwischen
wissenschaftlicher Theologie, urban studies und Berliner Stadtgemeinden.
Die Forschungsschwerpunkte von Christopher Zarnow liegen auf der
Identitätstheorie, der theologischen Anthropologie sowie auf verstehenden
Ansätzen der Religionsdeutung und Religionskritik unter den Bedingungen
der Moderne.

Prof. Dr. Matthias Hahn ist seit Januar 2017 als Gastprofessor für
Evangelische Religionspädagogik von der Evangelischen Kirche in
Mitteldeutschland (EKM) an die EHB abgeordnet. Vorher leitete er das
Pädagogisch-Theologische Institut im Kloster Drübeck und Neudietendorf.
Hahn arbeitete lange Jahre als Dozent in der Fachschule für
Gemeindepädagogik, in der Ausbildung der Vikar_innen sowie in  der  Fort-
und Weiterbildungen für den Religionsunterricht. Er veröffentlichte
Schulbücher (auch für den Ethikunterricht) und war Herausgeber der
Fachzeitschrift religion 5-10. Hahn habilitierte an der Universität Erfurt
und ist dort Mitglied der Forschungsstelle „Sprache, Kommunikation,
Religion“. Als Synodaler (und später Berater) der EKM-Synode hat er die
Bildungskonzeption der EKM mitverantwortet.

Die Veranstaltung:

25. April 2017 | 14.00 bis 17.00 Uhr
Evangelische Hochschule Berlin | Auditorium Maximum (Raum F 112)
Teltower Damm 118-122 | 14167 Berlin

Das Programm:

14.00 Uhr       Begrüßung | Prof. Dr. Anusheh Rafi, Rektor der EHB

14.15 Uhr       Vortrag | „Dem Glauben eine neue Sprache geben:
Gemeindepädagogische Überlegungen zur Förderung religiöser
Sprachkompetenz“
Prof. Dr. Matthias Hahn, Professor für Religionspädagogik in Schule und
Gemeinde

15.15 Uhr       Vortrag | „Urbane Theologie. Eine Programmskizze“
Prof. Dr. Christopher Zarnow, Professor für Systematische Theologie

16.00 Uhr       Empfang

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.eh-berlin.de

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LUCERNE FESTIVAL, Alice Belugou, Hana Hobiger und Rahel Kohler werden mit dem «Fritz-Gerber-Award 2017» ausgezeichnet

Preisträger 2016 Agata Nowak Geige | Miguel Ángel Pérez Domingo Fagott |  Alexandre Mastrangelo PosauneDie Harfenistin Alice Belugou, die Bratschistin Hana Hobiger und die Saxophonistin Rahel Kohler sind die Gewinnerinnen des diesjährigen Awards der Fritz-Gerber-Stiftung. Der Preis fördert junge, hochbegabte Musikerinnen und Musiker im Bereich der zeitgenössischen, klassischen Musik. Die drei jungen Musikerinnen erhalten ein Preisgeld von je
CHF 10’000 und ein Stipendium in Form einer Teilnahme an der Lucerne Festival Academy im
Wert von weiteren CHF 10’000.

Alice Belugou wurde 1991 in Rouen geboren. Sie absolvierte ihre Studien der Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Sorbonne Paris, an der Hochschule Basel und an der Haute École de Musique Lausanne, wo sie 2015 den Spezialpreis für ausgezeichnete Masterkonzerte entgegennehmen durfte. Die 1989 geborene schweizerisch-australische Doppelbürgerin Hana Hobiger absolviert derzeit das Masterstudium an der Universität Mozarteum in Salzburg. Sie konzertierte bereits mit dem Queensland Chamber Orchestra, den Salzburg Chamber Soloists und der Hofkapelle München. Rahel Kohler wurde 1988 in Bern geboren. Sie absolvierte den Bachelor of Arts in Music Pedagogy bei Christian Roellinger an der Hochschule der Künste in Bern und komplettierte ihren Abschluss mit dem Master of Arts in Music Performance in der Klasse von Marcus Weiss an der Musik-Akademie Basel.

Die Ausschreibung für den Fritz-Gerber-Award erfolgte zum dritten Mal über die Lucerne Festival Academy. Nebst der Bewerbung der Musikerinnen und Musiker auf die offene Ausschreibung wurden Empfehlungen von Hochschulen und bekannten Künstlern entgegengenommen. Die Jury bestand auch in diesem Jahr aus Michael Haefliger, Intendant von Lucerne Festival, Komponist und Dirigent Heinz Holliger sowie Dozenten der «Teaching Faculty» der Akademie. Zur Teilnahme am Award berechtigt sind junge Künstler bis 28 Jahre, die das Schweizer Bürgerrecht besitzen oder seit mindestens fünf Jahren in der Schweiz leben.

Die Fritz-Gerber-Stiftung ist seit 1999 tätig. Sie fördert begabte junge Menschen in den Bereichen Schule (inklusive Fachhochschulen), Handwerk, Kultur und Sport. Die Unterstützung erfolgt durch die Leistung finanzieller Beiträge zur Aus-, Fort- und Weiterbildung und soll dort etwas bewirken, wo für die Erreichung des Stiftungszweckes keine öffentlichen Gelder zur Verfügung stehen. Seit 1999 hat die Stiftung rund 2.000 begabte junge Menschen mit insgesamt 22 Mio. Franken unterstützt.

Die Lucerne Festival Academy wurde 2003 von Pierre Boulez gemeinsam mit dem Intendanten Michael Haefliger gegründet. Seit Sommer 2016 leitet Wolfgang Rihm die Akademie als Künstlerischer Leiter, unterstützt wird er von Principal Conductor Matthias Pintscher. Hochbegabte junge Musiker-innen und Musiker aus aller Welt studieren jeden Sommer zeitgenössische Partituren und Klassiker der Moderne ein. Als Dozenten unterrichten ausgewählte internationale Spezialisten, unter anderem aus dem Pariser Ensemble intercontemporain sowie aus weiteren renommierten Ensembles der Neuen Musik. In diesem Jahr übernimmt zudem der Komponist und Dirigent Heinz Holliger eine zentrale Rolle bei der Erarbeitung von Konzertprogrammen mit dem Akademie-Orchester. Die beiden «artistes étoiles» des diesjährigen Sommer-Festivals, die Geigerin Patricia Kopatchinskaja und der Cellist Jay Campbell, werden intensiv in die Projekte der Akademie eingebunden sein und in den Konzerten mitwirken.

www.lucernefestival.ch/de/lucerne-festival-academy/fritz-gerber-award

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Erstmals Studie zu Hai- und Rochenarten in deutschen Meeren

Eine neue Studie gibt erstmals umfassend Aufschluss
über Vorkommen und Gefährdung von Haien, Rochen und Chimären in der
deutschen Nord- und Ostsee: Zehn Arten gelten als etabliert, jedoch nur
eine einzige Art, der Kleingefleckte Katzenhai, gilt derzeit als
ungefährdet. Die Situation der Knorpelfischarten in den deutschen Meeren
hatten Forscher der Universität Hamburg im Auftrag des Bundesamtes für
Naturschutz (BfN), Abteilung Meeresnaturschutz, untersucht.

●       Hamburger Forscherteam analysiert im BfN-Auftrag Vorkommen und
Gefährdung
●       Regulierung der Fischerei in deutschen Natura 2000-Gebieten
unverzichtbar

Bonn, 19. April 2017: Eine neue Studie gibt erstmals umfassend Aufschluss
über Vorkommen und Gefährdung von Haien, Rochen und Chimären in der
deutschen Nord- und Ostsee: Zehn Arten gelten als etabliert, jedoch nur
eine einzige Art, der Kleingefleckte Katzenhai, gilt derzeit als
ungefährdet. Die Situation der Knorpelfischarten in den deutschen Meeren
hatten Forscher der Universität Hamburg im Auftrag des Bundesamtes für
Naturschutz (BfN), Abteilung Meeresnaturschutz, untersucht.
„Erstmalig haben Forscher in Deutschland für einen Zeitraum von 390 Jahren
von 1625 bis 2015 solche umfangreichen historischen und aktuellen Daten
über diese Arten zusammen-getragen und in einer Gesamtschau ausgewertet“,
sagt BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. „So gelang es, Vorkommen,
Etablierungsstatus, Gefährdungssituation und Schutzmöglichkeiten der
Knorpelfische in den deutschen Meeresgebieten fundiert einzuschätzen“,
erklärt Prof. Dr. Ralf Thiel vom Centrum für Naturkunde der Universität
Hamburg. Im Rahmen der Studie haben die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler mehr als 27.500 Nachweise von 19 Knorpelfischarten für die
deutschen Meeresgebiete von Nord- und Ostsee analysiert.
Zehn Arten stufte das Forscherteam als etabliert in den deutschen Meeren
ein. Dies sind Hundshai, Weißgefleckter Glatthai, Kleingefleckter
Katzenhai, Dornhai, Sternrochen, Kuckucksrochen, Nagelrochen, Fleckrochen,
Gewöhnlicher Stechrochen sowie der Glattrochen-Artkomplex. Eine
Chimärenart, drei Rochen- und fünf Haiarten kommen darüber hinaus derzeit
unregelmäßig in deutschen Gewässern vor. Dazu gehören auch die als
Durchzügler anzusehenden Riesenhaie, die beispielsweise 2015 und 2016 im
Gebiet der Doggerbank und in der Nähe des Sylter Außenriffs im Rahmen
verschiedener Schiffs- und Flugsurveys gesichtet wurden.
Jedoch ist die Gefährdungssituation der meisten Knorpelfischarten in den
deutschen Meeresgebieten alarmierend: Der Gewöhnliche Stechrochen und der
Glattrochen sind in deutschen Gewässern ausgestorben bzw. verschollen.
Nagelrochen und Dornhai sind vom Aus-sterben bedroht, Hundshai und
Sternrochen sind stark gefährdet bzw. gefährdet, Kuckucks- und Fleckrochen
gelten als extrem selten. Aufgrund unzureichender Datenlage konnte für den
Weißgefleckten Glatthai keine Gefährdungsanalyse durchgeführt werden. „Es
ist besorgniserregend, dass der Kleingefleckte Katzenhai derzeit die
einzige ungefährdete Knorpelfischart in den deutschen Meeresgebieten der
Nord- und Ostsee ist“, so Prof. Thiel.
Als Haupt-Gefährdungsursachen der Knorpelfische werden die Fischerei,
durch den Menschen verursachte Lebensraumveränderungen, Schadstoffe und
der Einfluss des Klimawandels herausgestellt. In der Studie wird die
Einrichtung von wirksam gemanagten Meeresschutzgebieten als eine
wesentliche Schutzmaßnahme vorgeschlagen. Hierbei könnte die Umsetzung von
fischereilichen Regulierungsmaßnahmen in den bereits ausgewiesenen Natura
2000-Gebieten in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der
Nordsee einen wichtigen Beitrag leisten. „Diese Maßnahmen, die aktuell auf
EU-Ebene verhandelt werden, umfassen den Ausschluss grundberührender
Fanggeräte zum Schutz besonders wertvoller Lebensräume am Meeresboden. Das
BfN engagiert sich bereits seit mehreren Jahren intensiv für die Umsetzung
effektiver Fischerei-Managementmaßnahmen, auf nationaler wie auf
internationaler Ebene – zu Recht, wie wir auch an diesem Thema wieder
sehen“, erläutert Prof. Jessel. So empfehlen die Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen auch, dass Schutzmaßnahmen für Knorpelfische im
Bereich der Doggerbank, in dem die Niederlande, Großbritannien und
Deutschland Natura 2000-Gebiete gemeldet haben, einem grenzübergreifenden
Konzept folgen sollten, um eine möglichst hohe Wirksamkeit zu erzielen.
Ein internationales Netzwerk aus Schutzgebieten im Nordseeraum könnte auch
bei der Wiederansiedlung bzw. Erholung von in den deutschen Meeresgebieten
ausgestorbenen oder vom Aussterben bedrohten Hai- und Rochenarten
unterstützend wirken.
Die Studie ist aktuell als Band 450 der Schriftenreihe „BfN-Skripten“
veröffentlicht worden und steht unter nachfolgendem Link zum Download
bereit:
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript450.pdf

Hintergrundinformationen zu Knorpelfischen:
Die Gruppe der Knorpelfische umfasst alle Haie und Rochen und die
eigentümlich aussehenden Chi-mären oder Seekatzen. Ihr Skelett besteht –
daher der Name – aus Knorpel, der durch die Einlagerung von prismatischem
Kalk stellenweise eine hohe Festigkeit aufweist. Die Zähne sind nicht fest
im Kieferknochen verankert, sondern sitzen in meist mehreren Reihen im
Zahnfleisch und werden bei vielen Arten häufig ersetzt. Mit Hilfe
spezieller Rezeptoren können sie selbst schwächste elektromagnetische
Felder wahrnehmen. Anstelle von Schuppen besitzen Knorpelfische kleine
Hautzähnchen.
Weltweit gibt es 509 Hai-, 630 Rochen- und 49 Chimärenarten,
vergleichsweise nur sehr wenige von ihnen sind gemäß Washingtoner
Artenschutzübereinkommen oder regionaler Meeresschutzüberein-kommen streng
geschützt. Beispielsweise für den Dornhai gibt es seit 2010 ein Fangverbot
für EU-Gewässer und für EU-Schiffe.
Manche Knorpelfischarten kommen bis in große Tiefen vor. Die in Nord- und
Ostsee heimischen Arten leben vielfach bodennah, beispielsweise. der
Dornhai. Vor allem Rochen halten sich überwiegend am Meeresboden auf und
ernähren sich von dort versteckt lebenden Weichtieren, Würmern,
Krebstieren und Fischen. Sie reagieren daher besonders empfindlich auf
hohe Fischereiintensitäten und Zerstörungen des Meeresbodens mit seinen
Lebensgemeinschaften.

Weiterführende Informationen:
Fischereimanagement in Meeresschutzgebieten http://www.bfn.de/22827.html
Grundschleppnetzfischerei: http://www.bfn.de/22823.html

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