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Grüne Gießereien: Digitales Know-how senkt CO2-Emissionen und stärkt Wettbewerbsfähigkeit

Gießerei AdobeStock, #228787588
Gießerei AdobeStock, #228787588

Steigende Energiepreise, zunehmende politischen Vorgaben, Klimawandel: Die
Gießereiindustrie steht vor großen Herausforderungen. Wie der
unternehmenseigene CO2-Fußabdruck durch digitale Methoden reduziert werden
kann, erforscht das Projekt ENGAGEMENT. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt
(DBU) fördert das Verbundvorhaben der Hochschule Kempten über zwei Jahre
mit rund 188.000 Euro.

Das Gießen, ein unverzichtbares Fertigungsverfahren in der Industrie, ist
besonders energieaufwändig und hat dadurch sowohl ökologische als auch
ökonomische Auswirkungen auf Unternehmen. Das Verbundprojekt ENGAGEMENT
unterstützt Gießereien, innerbetriebliche Energie- und Materialverbräuche
zu erfassen und die gussteilbezogenen CO2-Fußabdrücke zu ermitteln. „Die
Reduktion des unternehmenseigenen CO2-Fußabdrucks ist für die Gießerei-
Industrie perspektivisch verpflichtend“, erläutert Projektleiter Professor
Frieder Heieck.

Das Team entwickelt daher einen digitalen Leitfaden zur Prozessanalyse,
da-runter soll auch der „Carbon Footprint Calculator FRED“ zur Erfassung
und Optimierung von CO2-Emissionen zum Einsatz kommen. Besonders in Zeiten
des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels leistet das Projekt
zudem einen wichtigen Beitrag zur Sicherung und Weitergabe von
unternehmensspezifischem Wissen. Durch die Integration eines
Assistenzsystems wird sichergestellt, dass das Fachwissen der
Prozessexperten in den Unternehmen erhalten bleibt und gezielt eingesetzt
werden kann. Der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e. V.
stellt die Ergebnisse branchenweit zur Verfügung. So sollen alle
Unternehmen von diesen neu entwickelten Methoden profitieren und ihren
CO2-Fußabdruck nachhaltig verringern.

Zum Forschungskonsortium gehören, neben dem IPI – Institut für Produktion
und Informatik der Hochschule Kempten, der Bundesverband der Deutschen
Gießerei-Industrie e. V. (BDG), die Pinter Guss GmbH, die Kemptener
Eisengießerei Adam Hönig AG, die ABP Induction Systems GmbH sowie die
Vesu-vius Group.

Über das IPI – Institut für Produktion und Informatik
Das IPI – Institut für Produktion und Informatik der Hochschule Kempten am
Standort Sonthofen ist eine anwendungsorientierte, interdisziplinäre
Forschungseinrichtung an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und
Industrie. Als Technologietransferzentrum begleitet und unterstützt es
Industriepartner bei der Durchführung von Forschungs- und
Entwicklungsaktivitäten im Kontext der Digitalisierung von
Produktionssystemen und der Produktionsplanung.

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Ohne wirtschaftliche Anreize geht es nicht: Erfolgsfaktoren für die Wiedervernässung von Mooren in Europa

Schilfrohr (Phragmites australis) ist eine Art, die in Paludikulturen auf wiedervernässten Moorflächen angebaut werden kann. Es ist ein guter Naturbaustoff, da es keine Feuchtigkeit aufnimmt und nur langsam verrottet.  Boroiu Cosmin / Pixabay.
Schilfrohr (Phragmites australis) ist eine Art, die in Paludikulturen auf wiedervernässten Moorflächen angebaut werden kann. Es ist ein guter Naturbaustoff, da es keine Feuchtigkeit aufnimmt und nur langsam verrottet. Boroiu Cosmin / Pixabay.

Eine neue Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung
(ZALF), die in der Fachzeitschrift Ecosystem Health and Sustainability
veröffentlicht wurde, analysiert den aktuellen Stand und zukünftige
Möglichkeiten bei der Wiedervernässung von Moorlandschaften in Europa. Die
Ergebnisse bestätigen den Trend, dass entwässerte Ackerflächen zunehmend
in Grünland oder Feuchtgebiete umgewandelt werden, mit positiven Effekten
für das Klima. Die Wirtschaftlichkeit dieser Landnutzungsformen bleibt
jedoch eine Herausforderung und sollte weiter gefördert werden. Die Studie
beleuchtet bestehende und potenzielle Bewirtschaftungsformen sowie
politische Handlungsoptionen.

Moore spielen eine entscheidende Rolle im Klimaschutz, da sie große Mengen
Kohlenstoff speichern. Obwohl sie nur 3 % der Landfläche weltweit
ausmachen, binden sie fast doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der
Erde zusammen. Gerade in Europa werden Moore jedoch entwässert und
landwirtschaftlich genutzt. Sie setzen dabei den gespeicherten Kohlenstoff
in Form von CO₂ frei und tragen so erheblich zur Erderwärmung bei. Durch
die Wiedervernässung der Flächen kann dieser Prozess gestoppt werden.

Für die Studie führten die Forschenden eine Online-Befragung von 60
Expertinnen und Experten aus acht europäischen Ländern durch und fragten
nach aktuellen und potenziellen Nutzungsmöglichkeiten von wiedervernässten
Moorböden sowie nach aktuellen Trends. Anschließend wurden in Deutschland,
den Niederlanden und Finnland Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern
aus Praxis und Forschung durchgeführt. Dabei wurde nach Wegen gesucht, wie
die klimaneutrale Nutzung auf entwässerten Moorböden in Zukunft
ausgeweitet werden kann. Daraus leiteten die Forscherinnen und Forscher
politische Handlungsoptionen auf EU-Ebene ab.

Aktuelle Nutzung von Moorböden sowie Potentiale und Trends

In einigen Ländern ändert sich die Landnutzung auf entwässerten Mooren
bereits: weg vom Ackerbau, hin zu Feuchtgebiets- oder Grünlandnutzung.
Dies liegt vor allem daran, dass sich zunehmend wirtschaftliche Optionen
für die Nutzung dieser wiedervernässten Flächen ergeben. Die Flächen
können als Weideland, beispielsweise für Wasserbüffel, oder zur
Heugewinnung genutzt werden. Auch der Anbau von Pflanzen, die unter diesen
feuchten Bedingungen gut gedeihen, wie etwa im Rahmen des Anbaus von
Paludikulturen, ist möglich. Zum Beispiel können nachhaltig nutzbare
Rohstoffe wie Schilf oder Torfmoose gewonnen werden, die als Bau- oder
Dämmstoffe sowie zur Energiegewinnung dienen. Darüber hinaus fördern die
Flächen biologische Vielfalt, bieten Erholungsräume für die Bevölkerung
und regulieren den Wasserhaushalt einer Region.

Bislang sind diese Nutzungsmöglichkeiten jedoch wirtschaftlich wenig
attraktiv. Das erschwert die Umwandlung der Flächen – insbesondere dort,
wo bestehende Praktiken hohe Gewinne abwerfen.

Politische Empfehlungen und die Rolle der EU

Die Workshop-Teilnehmenden sind sich einig, dass die CO2-Emissionen in
Mooren drastisch reduziert werden müssen. Dazu bedarf es jedoch einer
breiten öffentlichen Unterstützung und wirtschaftlichen Anreizen. Die EU-
Politik spielt hier eine entscheidende Rolle. EU-weit sollten Maßnahmen
entwickelt werden, die den Übergang fördern und die Nutzungsform
langfristig unterstützen. Dabei müssen auch die Interessen aller
Beteiligten miteinander in Einklang gebracht werden.

„Es ist wichtig, wirtschaftliche Anreize für die nachhaltige Umwandlung
entwässerter Moore zu schaffen. Ohne die Unterstützung der Landwirtschaft
und der Öffentlichkeit wird eine solche Umwandlung nur schwer zu erreichen
sein“, sagt Dr. Cheng Chen, einer der leitenden Forscher der Studie.
„Produkte aus Paludikultur etwa machen bisher nur einen sehr kleinen
Anteil am Markt aus. Die Wertschöpfungsketten müssen deutlich ausgebaut
werden. Dies erfordert Industriepartnerschaften für die Verarbeitung der
Rohmaterialien und die Erweiterung des Verbraucherumfelds, um die
Einführung und Nutzung des neuen Materials zu unterstützen,“ fügt er
hinzu.

Ergebnisse und Ausblick

Die Studie unterstreicht, dass eine erfolgreiche Transformation der
Moorlandschaften differenzierte Ansätze erfordert, die sowohl die
geoklimatischen Bedingungen als auch die Interessen der Landnutzenden
berücksichtigen. Ein Mix aus ökonomischen Anreizen und angepassten
Landnutzungsmodellen könnte den Übergang hin zu nachhaltigeren Praktiken
unterstützen und gleichzeitig zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen
beitragen.

Projektpartner:

- Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Müncheberg,
Deutschland.
- Institut für Umweltplanung, Leibniz Universität Hannover, 30419
Hannover, Deutschland.
- Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB), Potsdam,
Deutschland.
- Landesamt für Umwelt Brandenburg - Geschäftsbereich des MLUK.
- Hochschule für Nachhaltige Entwicklung (HNEE), Eberswalde, Deutschland.
- Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ), Potsdam, Deutschland.

Förderhinweis:

Das Projekt WetNetBB (Management and Biomass Utilization of Wet Fens:
Netzwerk von Modell- und Demonstrationsprojekten in Moorregionen
Brandenburgs) wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
über den Klima- und Transformationsfonds gefördert. Diese Forschungsarbeit
wurde teilweise durch die Förderung des Projekts PEATWISE im Rahmen des
Forschungsprogramms FACCE ERA-GAS (im Rahmen des Horizon 2020 Research &
Innovation Programme der Europäischen Union, Grant Agreement No. 696356)
ermöglicht.

Hinweis zum Text:

Dies ist eine mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellte
Zusammenfassung des Originaltextes: Chen, C., Lemke, N., Loft, L.,
Matzdorf, B. (2024) Transformation of peatland management toward climate
targets in Europe. Ecosystem Health and Sustainability 10, Article 0239.
https://doi.org/10.34133/ehs.0239, veröffentlicht unter der Lizenz CC BY
4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/​.

Der Text wurde unter den Gesichtspunkten der KI-Regelungen am ZALF
sorgfältig überprüft und überarbeitet.

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Hochpräziser Bearbeitungsroboter mit neuartigem Antriebsstrang – Made in Niedersachsen

Die neuentwickelte flexible Fräskinematik mit Hybridantrieb auf einer Linearachse bearbeitet hochpräzise ein CFK-Flugzeugseitenleitwerk im 1:1-Maßstab  © Fraunhofer IFAM
Die neuentwickelte flexible Fräskinematik mit Hybridantrieb auf einer Linearachse bearbeitet hochpräzise ein CFK-Flugzeugseitenleitwerk im 1:1-Maßstab © Fraunhofer IFAM

Für die ressourceneffiziente flexible automatisierte Produktion – Neu
entwickelte Fräskinematik auf Linearachse ermöglicht vielseitige und
effiziente Bearbeitung von Leichtbauwerkstoffen über Metalle bis hin zu
Stählen mit einer Fertigungstoleranz von bis zu 0,1 Millimeter

Die Herausforderung des erfolgreich abgeschlossenen niedersächsischen
LuFo-Projekts »Roboter Made in Niedersachsen 2« (»RoMaNi 2«) bestand
darin, die Lücke zwischen Industrierobotern und Werkzeugmaschinen zu
schließen. Das vom Verbundführer Fraunhofer IFAM in Stade gemeinsam mit
den Projektpartnern Broetje-Automation GmbH, Hexagon AICON ETALON GmbH und
Siemens AG sowie den assoziierten Partnern AIRBUS Operations GmbH und A&T
Service GmbH erzielte Ergebnis der FuE-Arbeiten ist ein hochpräziser
Bearbeitungsroboter mit neuartigem Antriebsstrang, der nicht nur die
Bearbeitung von Leichtbauwerkstoffen, sondern auch die von Metallen und
selbst von Stählen in flexibler und effizienter Weise mit einer
Fertigungstoleranz von bis zu 0,1 Millimeter ermöglicht.

Im Projekt wurden zwei für die Bearbeitung ausgelegte Roboterkinematiken
eingehend untersucht, durch steuerseitige Einstellungen und messtechnische
Unterstützung für bahngenaue Prozesse optimiert und anhand realer
Anwendungsfälle aus der Luftfahrt im 1:1-Maßstab erprobt. Die Forschenden
des Fraunhofer IFAM konnten im Projekt RoMaNi 2 die bereits im Projekt
»Flexible Kinematik 4.1« (»Flexmatik 4.1«) entwickelte Prototyp-Kinematik
mit neuartigem Hybridantrieb komplett montieren, in Betrieb nehmen und in
Bearbeitungsprozessen erproben. Im Fraunhofer-Verbundprojekt Flexmatik 4.1
hatte das Fraunhofer IFAM gemeinsam mit dem Fraunhofer IPK und dem
Fraunhofer LBF einen Roboter mit wesentlich verbesserten dynamischen
Eigenschaften für herausfordernde Aufgaben, wie zum Beispiel die
Bearbeitung anspruchsvoller Materialien, entwickelt. Zum Projektabschluss
von RoMaNi 2 gelang es nun, nicht nur ein Seitenleitwerk aus CFK vom
assoziierten Partner AIRBUS, sondern auch einen Prüfkörper aus Stahl
hochpräzise zu bearbeiten.

Von seriellen flexiblen Industrierobotern und stationären hochpräzisen
Werkzeugmaschinen …

Serielle Industrieroboter zeichnen sich durch ihre Bauweise aus, die ein
flexibles Maschinendesign ermöglicht und ein vorteilhaftes Verhältnis
zwischen der benötigten Aufstellfläche und dem verfügbaren Arbeitsraum
bietet. Ihr Einsatz in verschiedenen Fertigungs- und Produktionsprozessen
erweist sich als effizient und vielseitig. In Anwendungsfeldern der
Handhabungs- und Montagetechnik sind sie etablierte Industrielösungen zur
Automatisierung von Prozessschritten. Weitere Anwendungsgebiete wie
beispielsweise die spanende Bearbeitung von Leichtbauwerkstoffen
verzeichnen ebenfalls einen zunehmenden Einsatz von Industrierobotern.

Jedoch stoßen Industrieroboter bei steigenden Anforderungen, bedingt durch
härtere Materialien oder anspruchsvollere Toleranzen, aufgrund ihrer
begrenzten dynamischen Eigenschaften und höheren Nachgiebigkeit im
Vergleich zu Werkzeugmaschinen an ihre Grenzen. Werkzeugmaschinen haben
durch ihre kinematische Bauweise eine geringe Nachgiebigkeit und hohe
Präzision, bei der Skalierung auf größere Bauteile im Meterbereich weist
dieses Maschinendesign jedoch einen erheblichen Material- und
Investitionseinsatz auf.

… am Beispiel der spanenden Bearbeitung von CFK-Großbauteilen im
1:1-Maßstab

Mit dem Einsatz neuer Herstellungsverfahren konnten in den vergangenen
Jahren weitere Entwicklungen in der Designfreiheit und strukturellen
Integrität von endkonturnahen Bauteilen aus carbonfaserverstärkten
Kunststoffen (CFK) im Flugzeugbau erzielt werden. Aufgrund der
wirtschaftlichen und technischen Anforderungen werden hochpräzise
mechanische Nachbearbeitungen von Großbauteilen im Meterbereich mit
Toleranzangaben im Submillimeterbereich heute üblicherweise mit großen
Werkzeugmaschinen in Portalbauweise durchgeführt. Bedingt durch ihre
kinematische Struktur weisen diese Portalmaschinen aber eine nicht
unerhebliche Größe auf, die oftmals den Aufbau der Produktionsstätten
diktiert und wenig flexibel auf Änderungen im Produktionsablauf reagieren
kann.

Ein alternatives Maschinenkonzept bietet hier der Industrieroboter
inklusive Arbeitsraumerweiterung durch eine flächenbewegliche Plattform,
dem Aufbau mehrerer Roboter oder unter Einsatz von translatorischen
Zusatzachsen, wie Linearachsen. Im Vergleich zu Portalanlagen bzw.
Werkzeugmaschinen ist dieses Maschinenkonzept wesentlich platzsparender
und nicht ökonomisch an einzelne Großbauteile gebunden. Zusätzlich
entfällt der Einsatz von Sonderfundamenten, was eine zukünftige Anpassung
von Fertigungsstraßen erleichtert. Im Projekt RoMaNi 2 wurde der Prototyp-
Roboter mit einer Linearachse für bahngenaue Roboter kombiniert, welche
ebenfalls im Projekt Flexmatik 4.1 entwickelt worden war.

Obwohl Industrieroboter schon erfolgreich in der Bearbeitung von dünnen
Schalenbauteilen aus der Luftfahrt eingesetzt wurden, ist eine Erhöhung
der Robustheit gegenüber auftretenden Prozesskräften sowie die
Erschließung anspruchsvollerer Bearbeitungsaufgaben der nächste Schritt
für den wachsenden Einsatz von Industrierobotern in der Produktion großer
Bauteile im Luftfahrtbereich.

RoMaNi 2 – Hybridantrieb führt zur erheblichen Verbesserung im dynamischen
Verhalten von seriellen Industrierobotern

Im Projekt RoMaNi 2 wurde von den Expertinnen und Experten für
Automatisierung und Produktionstechnik des Fraunhofer IFAM ein serieller
Prototyp-Roboter aufgebaut und untersucht. Die selbst entwickelte
Kinematik ist grundsätzlich auf die Bedürfnisse von Bahnprozessen
ausgelegt. Ziel war das Einhalten der Fertigungstoleranz von mindestens ±
0,1 Millimeter bei der Bearbeitung von Großbauteilen bereits ab Bauteil 1.
Dieser Prototyp-Roboter inklusive Linearachse wurde bereits im Rahmen des
Projekts Flexmatik 4.1 entwickelt, welches mit der Fertigung aller
Komponenten endete. Die Montage der gesamten Kinematik, die
Inbetriebnahme, steuerseitige Optimierung und Weiterentwicklung sowie die
intensive Untersuchung der Roboterkinematik konnte nun im Projekt RoMaNi 2
erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei bestätigten
Genauigkeitsuntersuchungen des Prototyp-Roboters, dass das angestrebte
Ziel von 0,1 Millimeter erreicht wurde.

Ein zentrales Element zur Verbesserung des dynamischen Verhaltens des
Prototyp-Roboters ist neben der Strukturoptimierung der Einsatz eines
innovativen Antriebskonzepts in den Grundachsen. Durch den Einsatz eines
zusätzlichen Direktantriebs, parallel zum herkömmlichen Getriebeantrieb,
kann direkt auf der Lastseite ein Moment aufgeschaltet werden. Dieses
Hybridantriebskonzept verbindet die Möglichkeit, unerwünschte Effekte des
Getriebes zu kompensieren und Anregungen hoher Frequenzen zu dämpfen, bei
gleichzeitig hoher Energieeffizienz im statischen und quasistatischen
Lastfall. Angesteuert wird die Kinematik mit einer Siemens-Steuerung, der
Sinumerik One. Die weit verbreitete Expertise der Bedienung von CNC-
Maschinen ist somit – ohne Umschulung auf neuartige Steuerungstypen –
nutzbar. Im Projekt RoMaNi 2 konnten Steuerungskomponenten für den
Hybridantrieb so weiterentwickelt werden, dass nun das volle Potenzial des
Antriebs in der erprobten Industriesteuerung abrufbar ist.

Breites Anwendungsfeld durch die Kombination Linearachse und Roboter mit
Hybridantrieb

Die Kombination einer seriellen Knickarmkinematik mit einer Linearachse
weist gegenüber großen Portalanlagen und Sondermaschinen für die
Bearbeitung vielfältige Vorteile auf. Die geringere Standfläche sowie die
modular gestaltete Linearachse ermöglichen eine hohe Flexibilität der
Anlage. Durch den Einsatz zweier verspannter Ritzel-Zahnstangen-Antriebe
werden Umkehreffekte kompensiert und eine ausreichend hohe
Antriebssteifigkeit des Linearachsschlittens für bahngenaue
Roboterprozesse erreicht. Aufgrund der hohen Struktursteifigkeit der
Linearachse sind die Einflüsse auf die Robotergenauigkeit trotz großer
Hebelarme zum Lastangriffspunkt gering. Im Projekt ließen sich so
Bahngenauigkeiten von 0,15 Millimeter für Großbauteile von bis zu 7 Meter
erzielen. Die Forschenden des Fraunhofer IFAM sind überzeugt, dass höhere
Genauigkeit durch die Kompensation weiterer statischer Einflussfaktoren,
wie z.B. der Temperatur, erreichbar sind und nicht durch die Kompensation
weiterer dynamischer Effekte.

Eine deutliche Verbesserung des Führungsverhalten und der
Störunterdrückung der seriellen Roboterkinematik auf Achsebene wird durch
den Einsatz von Direktantrieben erreicht. Die direkte mechanische
Übertragung der Motormomente auf die Kinematik erlaubt zudem eine erhöhte
Ruck-Einstellung aller Grundachsen. Diese liegt um Faktor 10-100 höher
gegenüber konventionellen Robotern mit Servoantrieben und bietet damit ein
erhebliches Potenzial zur Steigerung der Produktivität. Darüber hinaus
lässt sich eine wesentliche Erhöhung der Bahngenauigkeit auch bei hohen
Bahngeschwindigkeiten nachweisen. Bei hoher Vorschubgeschwindigkeit von 10
Meter/Minute ist eine Bahngenauigkeit im Bereich der vorab erfassten
statischen Genauigkeit nachweisbar. Eine Dämpfung der ersten Eigenmoden,
verursacht durch die Getriebeantriebe, bietet zudem das Potenzial einer
verbesserten Störunterdrückung.

Mit der Bearbeitung eines Stahlprüfkörpers konnte das Projekt erfolgreich
den nächsten Schritt in der Erschließung neuer Anwendungsgebiete für
Industrieroboter gehen. Der Prüfkörper umfasste dabei verschiedene
Geometrien wie Ecken, Flächen und Kreise. Die Bearbeitung erfolgte mit den
gegebenen Bearbeitungsparametern des Werkzeugherstellers.

Ausblick

Im nächsten Schritt wollen die Forschenden des Fraunhofer IFAM die neue
Technik zusammen mit Partnern aus der Industrie bis zur Serienreife
weiterentwickeln. Für Industrieroboter mit Hybridantrieb gibt es eine
Vielzahl von Anwendungen: Das Spektrum reicht in Kombination mit einer
Linearachse von Bearbeitungsaufgaben aus der Luftfahrt wie leichteren
Faserverbundstrukturen und Aluminiumlegierungen bis zur Bearbeitung
härterer Materialien, wie Stahl oder Titan, die beispielsweise im
Schienen-, Nutzfahrzeug- und Schiffbau sowie in der Energiebranche zum
Einsatz kommen. Eine Bearbeitung solcher Bauteile und Materialien war
bisher mittels Industrieroboter nicht industriell robust realisierbar.
Insbesondere die Bearbeitung schwer zerspanbarer Materialen durch
Industrieroboter mit Hybridantrieben erscheint so zukunftsträchtig.

Auftraggeber

Das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und
Digitalisierung und die NBank förderten das LuFo-Forschungsprojekt
»Roboter Made in Niedersachsen 2« (»RoMaNi 2; Förderkennzeichen:
ZW1-80155399). Im Namen aller Projektpartner bedankt sich das Fraunhofer
IFAM bei dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen
und Digitalisierung und der NBank sowie bei dem Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) als Projektträger für deren Unterstützung.

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Jubiläumskonferenz Mehrsprachigkeit: Wissenschaft, Praxis und Bildungspolitik im BIVEM-Dialog

Am 28. November 2024 findet anlässlich des 50. BIVEM Kooperationstreffen
eine Jubiläumskonferenz mit dem Titel “Mehrsprachigkeit: Wissenschaft,
Praxis und Bildungspolitik im BIVEM-Dialog” in Berlin statt. Die Teilnahme
ist kostenlos. Eine Anmeldung ist noch bis zum 24. November möglich.

Die Begrüßungsrede wird die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des
Landes Berlin, Katharina Günther-Wünsch (CDU), halten. Die Veranstaltung
wird vom Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) und dem
Berliner Interdisziplinären Verbund für Mehrsprachigkeit (BIVEM) in
Kooperation mit dem Zentrum für Sprachbildung (ZeS) der Berliner
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, dem Arbeitsbereich
Didaktik der deutschen Sprache / Deutsch als Zweitsprache der Humboldt-
Universität zu Berlin, dem Arbeitsbereich DaF-DaZ der Universität Potsdam
und weiteren Kooperationspartnern organisiert.

Mehrsprachigkeit ist in unserer globalisierten Welt eine wichtige
Ressource. Dass sie auch zum Nachteil werden kann, erleben insbesondere
mehrsprachige Kinder aus sozial beeinträchtigten Familien. Denn für sie
ist es oft besonders schwierig, einen guten Bildungsabschluss zu erzielen.
Unsere Gesellschaft kann es sich jedoch nicht leisten, auf die Potenziale
einer ganzen Gruppe zu verzichten. Seit 2011 arbeiten in dem Netzwerk
„Berliner Interdisziplinärer Verbund für Mehrsprachigkeit (BIVEM)“
Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis aus den Bereichen
Mehrsprachigkeit, Spracherwerb, Sprachförderung und Sprachdiagnostik
gemeinsam daran, Lösungsstrategien und Handlungsoptionen zu entwickeln, um
diese Kinder zu fördern.
Bei der Jubiläumskonferenz werden Wissenschaftler:innen und
Praktiker:innen, aber auch Politiker:innen verschiedener Parteien auf die
Veränderungen im Umgang mit  Mehrsprachigkeit in den letzten 10 Jahren aus
unterschiedlichen Perspektiven zurückblicken. Darüber hinaus werden sie
den aktuellen Stand beleuchten und auch Visionen für die nächsten 10 Jahre
vorstellen.

Das Veranstaltungsprogramm finden Sie hier:

https://www.leibniz-zas.de/de/das-zas/veranstaltungen/details/events
/mehrsprachigkeit-wissenschaft-praxis-und-bildungspolitik-im-bivem-dialog


Die Konferenz wird am 28. November 2024 von 9 bis 17 Uhr hybrid
durchgeführt. Vor Ort findet sie am Leibniz-Zentrum Allgemeine
Sprachwissenschaft, im Eberhard-Lämmert-Saal (Meierottostr. 8, 10719,
Berlin-Wilmersdorf) statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist
noch bis zum 24. November möglich.


Medienvertreter:innen erhalten Kontakt zu den Wissenschaftler:innen über
die Pressestelle des ZAS.

Kontakt:
Dr. Fabienne Salfner
Pressestelle Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Tel: +49 170 6127528


Der Berliner Interdisziplinäre Verbund für Mehrsprachigkeit (BIVEM) ist
ein bundesweites Netzwerk, das Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis
aus den Bereichen Mehrsprachigkeit, Spracherwerb, Sprachförderung und
Sprachdiagnostik eine Plattform für Erfahrungsaustausch und Begegnungen
bietet. Der Verbund wurde vom Leibniz-Zentrum Allgemeine
Sprachwissenschaft (ZAS) 2011 gegründet und in seiner Aufbauphase vom
Berliner Senat gefördert. Webseite des Verbunds: https://bivem.leibniz-
zas.de/


Das Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) ist ein
außeruniversitäres Forschungsinstitut des Landes Berlin. Aufgabe des
Zentrums ist die Erforschung der menschlichen Sprachfähigkeit im
Allgemeinen und deren Ausprägung in Einzelsprachen. Ziel ist, diese
zentrale Fähigkeit des Menschen und ihre biologischen, kognitiven und
sozialen Faktoren besser zu verstehen.

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