Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
es ist gerade einmal acht Tage her, da durfte ich den neuen Spielplatz im Kantpark eröffnen.
Dieser wichtige Schritt auf dem Weg zur Neugestaltung der wohl bedeutendsten Grünfläche der Duisburger City gibt ein gutes Beispiel dafür ab,
wie schwierig es zuweilen ist, die gesteckten Ziele in der Kommunalpolitik zu erreichen.
Schließlich reden wir hier von einem Park, der in der Vergangenheit weit davon entfernt war, ein einladender, bürgerfreundlicher Kultur- und Freizeitstandort zu sein.
Ein ehemaliger Lehmbruck-Direktor wollte vor einigen Jahren sogar einen hohen Zaun um den Park errichten lassen.
Wir sind einen anderen Weg gegangen:
einen Weg, der nicht immer auf Gegenliebe gestoßen ist,
dessen Weiterverfolgung sich jedoch allmählich zu lohnen scheint.
Denn wir sind dem Ziel, den Kantpark zu einem attraktiven Park für alle zu machen, einen großen Schritt näher gekommen.
Meine Damen und Herren, was für den Kantpark gilt, lässt sich auch auf unsere Ziele in der Duisburger Haushaltspolitik übertragen.
Der Namensgeber des Kantparks, Immanuel Kant, hat es einmal ziemlich hart formuliert:
„Wenn wir die Ziele wollen, wollen wir auch die Mittel“.
Für unser Ziel ist uns natürlich nicht jedes Mittel recht.
Aber für Haushaltsausgleich und Schuldenabbau müssen auch wir Wege gehen, mit denen man in der Öffentlichkeit nicht immer punkten kann.
Aber wir sind diesen Weg gemeinsam, mutig und erfolgreich gegangen.
Und die Arbeit der vergangenen Jahre zeigt Wirkung:
es ist spürbar, dass die gesamte Stadt sich zum Positiven verändert.
die schwarze Null steht: seit Jahren machen wir keine neuen Schulden – ganz im Gegenteil: wir haben seit 2015 sogar ca. 300 Mio. EUR unserer Kassenkredite abbauen können.
das schafft finanzielle Handlungsspielräume
das schafft Rechts- und Planungssicherheit
das schafft darüber hinaus Vertrauen bei den Banken und bei der Aufsichtsbehörde: mit der Folge, dass die Bezirksregierung Düsseldorf unseren Haushalt in diesem Jahr so früh genehmigt hat, wie nie zuvor
Und auch für das Haushaltsjahr 2019 gilt:
der Kurs, den wir eingeschlagen haben, war der Richtige.
Die Sparmaßnahmen, aber auch die vielen Schritte zur Erhöhung auf der Einnahmenseite, schlagen sich positiv nieder.
die Arbeitslosenquote ist in den letzten Jahren auf ein historisches Tief (derzeit: 10,9 %, Vergleich: im September 2015 noch 13,1 %) gesunken
die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ist in kaum einer Stadt im Ruhrgebiet so stark gestiegen wie in Duisburg (auf den höchsten Stand seit 1993).
Diese Entwicklung zeigt, dass wir den richtigen Ansatz gefunden und vielen Menschen wieder eine Perspektive gegeben haben.
All das reduziert unsere Sozialausgaben, doch haben wir nicht nur die Situation auf der Ausgabenseite unseres Haushalts verbessert, wir haben zudem die Einnahmen erhöht.
Unsere Ansiedlungserfolge schlagen durch (jüngstes Beispiel dafür ist der ZebraPark in Hamborn)!
Und wir arbeiten hart daran, Duisburgs Profil als Wirtschafts- und Industriestandort weiter zu stärken. Z.B. indem wir weitere Gewerbeflächen ausweisen, um hier ansässige Unternehmen in Duisburg zu halten und um neue Unternehmen nach Duisburg zu locken, die hier investieren und Arbeitsplätze schaffen
große Projekte wie das Mercatorviertel, Angerbogen II, Sechs-Seen-Wedau nehmen Formen an.
Und wir halten daran fest, hochwertige urbane Wohnraumflächen zu entwickeln, aber ebenso bezahlbaren Wohnraum vorzuhalten.
So hat die GEBAG in den vergangenen Jahren 90 Mio. EUR in ihren Wohnbestand investiert.
auch die Tourismusbranche befindet sich im Aufschwung: im ersten Halbjahr des Jahres 2018 kamen rund 12,5 Prozent mehr Besucher als im Vorjahreszeitraum nach Duisburg.
Inzwischen gibt es in Duisburg rund 8.000 Beschäftigte, die in Hotels, Pensionen und Restaurants tätig sind.
Nicht zuletzt sind die Perspektiven unserer wirtschaftlichen Kontakte ins Ausland, hier insbesondere nach China, besser denn je.
Die Verbindungen in das Reich der Mitte bilden inzwischen einen wichtigen Anker unserer Wirtschaftsentwicklung.
All das konnten wir in den vergangenen Jahren erreichen, weil wir gemeinsam und konsequent an unseren Zielen gearbeitet haben und alles, was in den Kräften der Stadt Duisburg stand, getan haben.
Daran halten wir selbstverständlich fest!
Und das, verehrte Kolleginnen und Kollegen, macht auch dieser Haushalt deutlich: an den Zielen des HSP werden wir nicht rütteln.
Ohne die Mittel des Stärkungspaktes, auch wenn sie bis 2021 sukzessive abgebaut werden, geht es nicht.
Aber wir werden darüber nachdenken müssen, bei den Wegen unserer Zielerreichung andere Prioritäten zu setzen. Hier denke ich insbesondere an die Personalausstattung.
Ich gehe mit offenen Augen durch die Verwaltung und nehme wahr, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Limit arbeiten und unseren Bürgerinnen und Bürgern z.B.
im Straßenverkehrsamt
in den Bürgerservice-Stationen
oder in der Telefonzentrale
nicht mehr den Service bieten können, den die Bürgerinnen und Bürger mit Recht erwarten.
Das muss besser werden:
als moderner Dienstleister muss unsere Stadtverwaltung in der Lage sein, ihre Arbeit vernünftig zu erledigen.
Sicher:
auch die „Digitalisierung“ wird uns dabei helfen und dabei dürfen wir keine Zeit verlieren.
Erste kleine Schritte auf diesem Weg sind wir inzwischen gegangen,
indem wir z.B.
Self-Service-Terminals für den Bürgerservice in Mitte und Süd angeschafft haben, die Bürgerinnen und Bürgern eine schnelle und unproblematische Dateneingabe zur Ausweisbeantragung ermöglichen
im Bereich der KITA-Anmeldung und KFZ-Abmeldung ein Online-Verfahren in Betrieb genommen haben.
Doch gilt es nun, auch die großen Schritte zu beschreiten:
Indem wir die Digitalisierung in Duisburg mit unserem Masterplan und mit Hilfe engagierter Partner weiter vorantreiben.
Indem wir mit unserem chinesischen Partner „Huawei“ daran arbeiten, Duisburg zu einer innovativen und digitalen Referenzstadt in Westeuropa auszubauen, was letztlich auch den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung nutzen wird.
Aber eines ist auch klar: die Digitalisierung allein kann die Wartezeiten in den Ämtern nicht entscheidend verkürzen und auch das Personal nicht entscheidend entlasten.
Und deshalb kann ich einen weiteren Personalabbau nicht weiter mittragen.
Natürlich weiß ich, dass die Aufsichtsbehörde bisher gerade unsere Anstrengungen im Personalbereich besonders intensiv beobachtet hat.
Doch das Ende der Fahnenstange ist jetzt erreicht.
Ich kann nicht zulassen, dass unser Sparkurs auf dem Rücken des Personals der Stadt Duisburg ausgetragen wird.
Es versteht sich von selbst, dass solche Änderungen in der Personalplanung seriös gegenfinanziert sein müssen.
Um unser Gesamtziel des Haushaltsausgleichs nicht aus den Augen zu verlieren, müssen wir an anderer Stelle nachsteuern.
Das ist nichts Neues für uns,
das war in den letzten Jahren immer wieder erforderlich.
Die dazu nötigen Beiträge haben wir in Duisburg erbracht!
Und zwar nicht nur, indem wir den Rotstift kreisen ließen.
Denken wir an das RePower-Programm der DVV: dank der vom Rat der Stadt Duisburg beschlossenen Kapitalerhöhung erhielt die DVV wichtigen finanziellen Handlungsspielraum.
Und die durchgeführten Umstrukturierungsmaßnahmen führten nun bereits zum zweiten Mal hintereinander zu den besten Betriebsergebnissen in der Geschichte der DVV!
Ähnlich erfolgreich zeigt sich die GEBAG: sie konnte durch einen erfolgreichen Strategiewechsel auf Kurs gebracht werden und ist wieder ein starker, stabiler und wirtschaftlicher Partner für Duisburg und seine Bürger.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich werde auch in diesem Haushaltsjahr wieder alles dafür tun, die Stadt nach Vorne zu bringen!
Doch bleibt es schwierig, unserer Stadt die nötigen Impulse zu verleihen, wenn Land und Bund uns mit zusätzlich übertragenen Aufgaben immer wieder Knüppel zwischen die Beine werfen.
Dadurch, dass wir immer wieder Musik bezahlen mussten, die wir nicht bestellt hatten, wurden unsere Pläne und Vorhaben schon oft durchkreuzt.
Waren es zuletzt die Krankenhausumlage oder der zu unseren Ungunsten veränderte Verteilschlüssel beim KIDU-Programm,
so drohen uns nun weitere Kosten durch das Prostitutiertenschutzgesetz oder das Unterhaltsvorschussgesetz.
Darüber hinaus schlagen Veränderungen beim Gemeindefinanzierungsgesetz zu Buche, weil wir dadurch weniger Mittel erhalten, als ursprünglich geplant.
Besonders ärgert mich jedoch, dass Mittel der vom Bund beschlossenen Integrationspauschale immer noch im Landeshaushalt verbleiben.
Das Verhalten der Landesregierung, Mittel, die der Bund für die Aufgaben im Rahmen der Integration von Flüchtlingen vor Ort vorgesehen hat, nur zu einem geringen Anteil (100 Mio. EUR von insgesamt 434(!) Mio. EUR) an die Kommunen weiter zu leiten, ist völlig inakzeptabel.
Die Stadt Duisburg stößt bei der Integration von Flüchtlingen ohnehin seit Jahren an ihre Grenzen –
das tritt besonders bei den Kosten zutage, die von uns im Rahmen der Unterbringung von Flüchtlingen zu stemmen sind.
Hier sorgen Bund und Land nicht für ausreichende finanzielle Rahmenbedingungen, um dieser nationalen Verantwortung gerecht zu werden.
Und wir in den Kommunen bleiben auf den Kosten zu einem erheblichen Teil sitzen!
Für 2018 war für den Flüchtlingsbereich in Duisburg insgesamt ein städtischer Zuschussbedarf von ca. 35 Mio. EUR im Haushalt eingeplant.
Bei einem Aufwand von insgesamt 56 Mio. EUR wurden somit lediglich ca. 37 % der Kosten durch Bundes- und Landesmittel gedeckt, den überwiegenden Kostenaufwand hatte die Stadt Duisburg zu tragen.
Allein dieses Beispiel zeigt: wenn ich mehr Unterstützung von Bund und Land fordere, tue ich dies nicht als Bittsteller.
Was ich formuliere, sind berechtigte Forderungen, da das sogenannte Konnexitätsprinzip nach wie vor keine durchgehende und konsequente Anwendung findet.
Hier sind Bund und Land in der Verantwortung, endlich für die hohen Sozialausgaben aufzukommen, die durch Bundes- und Landesgesetze in den Städten entstehen.
Ich erwarte nicht weniger als eine vollständige Übernahme der Kosten der Unterkunft, um die kommunalen Haushalte endlich zu entlasten.
Bund und Land dürfen ihre Städte nicht hängen lassen – lebenswerte Städte mit einer funktionierenden Infrastruktur und einem friedlichen Miteinander, das nun einmal stark von einer gelingenden Integration vor Ort abhängt, kosten Geld!
Und das Geld, das uns dafür zusteht, werde ich gemeinsam mit Dörte Diemert weiterhin energisch bei Bund und Land einfordern.
Bevor ich jedoch das Wort in dieser Sitzung an unsere Kämmerin übergebe, möchte ich abschließend noch einige Worte an Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen des Rates, richten.
Ich zähle auch weiterhin auf Ihre Unterstützung und wünsche mir, dass wir unsere Ziele auch künftig in guter und konstruktiver Zusammenarbeit weiterverfolgen.
Dann wird es gelingen, Duisburg weiter nach Vorne zu bringen,
dann wird es gelingen, adäquate Lösungen für bestehende Herausforderungen zu erarbeiten.
Alle Mitglieder des Rates der Stadt tragen hier Verantwortung - nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Monaten.
Und ich danke Ihnen bereits im Voraus für Ihre Mitwirkung.
Ich danke darüber hinaus den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kämmerei,
allen Amtsleitungen, den städtischen Tochtergesellschaften und allen städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute Arbeit, die im Sinne der HSP-Ziele in den vergangenen Jahren geleistet wurde.
Ihnen allen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wünsche ich nun gute Beratungen.