Eine ausgewogene Ernährung und eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Nährstoffen sind essenziell für unsere Gesundheit – können im stressigen Alltag jedoch schnell zu kurz kommen. Erkrankungen oder Unverträglichkeiten können eine gesunde Nährstoffversorgung zusätzlich erschweren. Viele Menschen entscheiden sich deshalb, wichtige Vitamine und Mineralien zu supplementieren.
Der Klassiker: Nahrungsergänzungsmittel
Die wohl bekannteste Methode der Supplementierung sind klassische Nahrungsergänzungsmittel. Die verschiedenen Formen, wie Tabletten, Kapseln, Pulver oder flüssigen Tropfen, werden von fast einem Drittel aller deutschen Erwachsenen regelmäßig eingenommen. Besonders beliebt sind dabei Multivitaminpräparate, da diese eine breite Palette an Vitaminen und Mineralstoffen in einer einzigen Dosis bieten.
Vorteil: Klassische Nahrungsergänzungsmittel sind leicht zugänglich und lassen sich problemlos in den Alltag integrieren. Sie eignen sich besonders gut für Menschen, die einen allgemein erhöhten Bedarf haben oder bestimmte Defizite ausgleichen möchten. Für die Wirksamkeit ist es jedoch wichtig, auf die Qualität der Produkte zu achten und im Zweifel einen Arzt oder Ernährungsberater zu konsultieren.
In den vergangenen Jahren hat sich die Infusionstherapieals eine der effizientesten Methoden zur Versorgung des Körpers mit Vitaminen und Mineralstoffen etabliert. Bei dieser Strategie werden die benötigten Nährstoffe direkt in die Blutbahn infundiert, was eine schnelle und vollständige Aufnahme ermöglicht. Der größte Vorteil der Infusionstherapie liegt in der hohen Bioverfügbarkeitder Nährstoffe, da sie den Verdauungstrakt umgehen und direkt zu den Zellen gelangen. Aus diesem Grund eignet sich diese Methode besonders für Personen mit Verdauungsproblemen oder einem erhöhten Bedarf, wie Sportler, Menschen mit chronischen Krankheiten oder Personen, die mit nährstoffmangelbedingten Erschöpfungserscheinungen zu kämpfen haben. Ein besonders populäres Beispiel ist die Vitamin-C-Infusion, die das Immunsystem stärkt und zur Erholung beiträgt.
Das gewisse Extra: Funktionelle Lebensmittel
Funktionelle Lebensmittel sind normale Nahrungsmittel, die zusätzlich mit Vitaminen, Mineralstoffen oder anderen gesundheitsfördernden Substanzen angereichert sind. Ein bekanntes Beispiel sind mit Vitamin D angereicherte Milchprodukte oder Frühstücksflocken, die zusätzlich Eisen und B-Vitamine enthalten.
Funktionelle Lebensmittel eignen sich ideal für Menschen, die Schwierigkeiten haben, Pillen zu schlucken oder ihren Nährstoffbedarf über eine abwechslungsreiche Ernährung decken möchten. Der große Vorteil von funktionellen Lebensmitteln liegt darin, dass diese ohne große Umstellung bequem in den Alltag integriert werden können.
Über die Haut: Transdermale Patches
Transdermale Patches sind eine weitere interessante Möglichkeit, Vitamine und Mineralstoffe zu supplementieren, ohne auf Tabletten zurückgreifen zu müssen. Die Nährstoff-Pflaster werden einfach auf die Haut geklebt und geben die Nährstoffe langsam und kontinuierlich in den Blutkreislauf ab. Diese Methode ist besonders praktisch, um eine gleichmäßige Versorgung über einen längeren Zeitraum zu garantieren. Darüber hinaus eignen sich transdermale Patches ideal für Menschen, die regelmäßig Supplemente einnehmen müssen, aber keine Kapseln oder Tabletten schlucken möchten. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Methode den Verdauungstrakt umgeht und so besonders verträglich für Personen mit empfindlichem Magen ist.
Die Zukunft: Liposome und Nanotechnologie
Ein relativ neuer Ansatz in der Nährstoff-Supplementierung ist die Verwendung von Liposomen und Nanotechnologie. Liposome sind kleine Bläschen, die Nährstoffe umschließen und sie geschützt durch den Verdauungstrakt transportieren. Diese Technologie erhöht die Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit von Nährstoffen erheblich. Besonders bei empfindlichen Vitaminen wie Vitamin C oder bestimmten Mineralstoffen kann diese Methode die Aufnahme und Wirkung verbessern.
Auch Nanotechnologiewird genutzt, um Nährstoffe in ultrafeine Partikel zu verwandeln, die leichter vom Körper aufgenommen werden können. Diese innovativen Techniken sind besonders spannend für Menschen, die Schwierigkeiten haben, herkömmliche Supplemente zu absorbieren.
Für den Kauf von Kleidung für den Nachwuchs gelten Preis und Optik nicht länger als die einzigen Auswahlkriterien. Eine wachsende Anzahl von Eltern informiert sich vorab umfassend über die Nachhaltigkeit von Pullovern, Shirts und Schlafanzügen. Die Hersteller von Kindermode reagieren auf diese Entwicklung mit einer breit gefächerten Auswahl an ökologischer Kleidung. Dieser Blog beschäftigt sich mit der Frage, welche Kriterien nachhaltige Kindermode zu erfüllen hat.
Nachhaltigkeit beginnt mit einem fairen Handel
Ist von nachhaltiger Kleidung die Rede, liegt der Fokus in erster Linie auf den verwendeten Materialien. Der Anbau von natürlichen Textilien wie Baumwolle soll der Natur möglichst keinen Schaden zufügen. Ein Weg, dieses Ziel zu erreichen, führt über den fairen Handel mit den Produzenten dieser natürlichen Ressourcen. Sind die lokalen Farmer nicht gezwungen, ihre Waren für einen geringen Lohn abzugeben, rücken mehr Ziele in greifbare Nähe als nur die Erhöhung des Profits für die Erzeuger.
Der faire Handel ist aus diesem Grund in zahlreichen Regionen der Welt an Bedingungen geknüpft. Zu einer dieser Bedingungen gehört unter anderem der Verzicht von schädlichen Pestiziden zum Schutz der Pflanzen. Über diese Bedingungen bildet sich die Basis für den Umweltschutz in den Ländern, aus denen die verwendeten Materialien stammen. Der faire Handel ist insofern als ein Ursprung für die Herstellung nachhaltiger Kleidung für Kinder ebenso wie Erwachsene zu betrachten.
Naturfasern sind nicht automatisch schadstofffrei
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist in der Modebranche nicht als geschützt zu betrachten. Daraus ergibt sich der Umstand, dass nicht jedes nachhaltige Kleidungsstück den Voraussetzungen entspricht, die Mütter und Väter mit dieser Bezeichnung in Verbindung bringen. Gesundheitsbedenkliche Chemikalien kommen in der Textilherstellung zum Beispiel zum Einsatz, um die Kleidung vor dem Zerknittern zu schützen.
Als Leitfaden zum Ausfiltern von nicht komplett nachhaltigen Produkten hat sich die Verwendung von Öko-Labeln erwiesen. In Deutschland am bekanntesten ist das Label Oeko-Tex Standard 100. Zum Erhalt dieses Labels müssen die Hersteller der Kleidung zunächst Nachweise über die Herkunft der verwendeten Materialien erbringen. Noch strengere Richtlinien legt das Made-in-Green-Label für die Vergabe fest. Trägt Kinderkleidung dieses Label, ist sichergestellt, dass eine vorherige Prüfung auf Schadstoffe stattgefunden hat.
Saisonale Kleidung kommt in diesem Trend nicht zu kurz
Die wachsende Nachfrage nach ökologisch produzierten Kleidungsstücken für Mädchen und Jungen hat zu Sortimenten beigetragen, die inzwischen jede Saison einschließen. Dazu gehört Bademode für den Sommer als auch Weihnachtspullover für Kinder. Letztere verkürzen den Kindern mithilfe von Motiven wie dem Weihnachtsmann oder dessen Elfen die Wartezeit bis zum Heiligabend. Für Kleidung, die nur an wenigen Tagen des Jahres getragen wird, besteht demnach ebenfalls kein Grund, von der Vorliebe für nachhaltige Kleidung abzurücken.
Vergleichbar mit regulärer Kindermode stellt die Aufbewahrung von ökologischen Pullovern und anderen Kleidungsstücken über einen längeren Zeitraum ebenfalls kein Problem dar. Treffen Eltern zum Ende der jeweiligen Jahreszeit auf saisonale Kleidung im Sale, besteht insofern keine Veranlassung daran zu zweifeln, dass diese Schnäppchen bis zum nächsten Jahr Einbußen in der Qualität aufweisen.
Die Vorteile schließen den späteren Verkauf mit ein
Ein Kritikpunkt nachhaltiger Kleidung für Kinder umfasst den erhöhten Preis, der für biologisch angebaute Naturfasern zu zahlen ist. Im direkten Vergleich müssen Eltern beim Kauf zunächst mit höheren Preisen rechnen. Der Wert, den ökologische Kindermode auf dem Secondhand-Markt besitzt, bleibt in dieser Rechnung oftmals außen vor. Fehlen Öko-Labels, gehen einige Eltern bei diesen Angeboten eher auf Abstand. Das führt dazu, dass die Verkäufer die Preise dementsprechend niedrig ansetzen.
Erlebt das Kind aktuell einen weiteren Wachstumsschub, hilft der Verkauf von gebrauchten nachhaltigen Kleidungsstücken dabei, den Kauf neuer Outfits zu finanzieren. Neben Secondhand Geschäften in der Nähe hat sich der Verkauf über Online-Plattformen bewährt. Die Angebote lassen sich binnen weniger Minuten erstellen, sodass der Verkauf im Alltag mit Kind nur wenig Zeit in Anspruch nimmt. Dieser Aspekt ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass die aktuelle Nachfrage nach ökologischer Kinderkleidung nicht als kurzfristiger Trend zu betrachten ist.
Auf diesem Platz vor dem Kloster wird das Welttheater aufgeführt
Der Autor und Meister (Zeno Schneider) und das aufmüpfige Kind Emanuela (gespielt von Valentina Marty und Luana Thoma) Foto Emanuel Ammon
Es gibt ein Orchester, Solisten, einen Chor. Die Musik schrieb der im Januar verstorbene Bruno Amstad Foto Urs Flueeler
Pedro Calderón de la Barcas Welttheater in einer Neufassung von Lukas Bärfuss, inszeniert von Regisseur Livio Andreina im Bühnenbild und mit Kostümen von Annamaria Glaudemans, zur Musik von Bruno Amstad und gespielt vom Einsiedler «Spielvolk»
Einsiedler Welttheater 2024: Eine moderne Wiedergeburt
Die Welt und das Volk. Das Volk begehrt immer wieder gegen die Welt auf Foto Emanuel Ammon
Das Einsiedler Welttheater 2024 stellt eine faszinierende Neuinterpretation des klassischen Stücks von Pedro Calderón de la Barca dar. Unter der Leitung des renommierten Dramatikers Lukas Bärfuss und der visionären Regie von Livio Andreina präsentiert sich das Stück in einer fesselnden und zeitgemäßen Version. Mit einem beeindruckenden Bühnenbild und Kostümen von Annamaria Glaudemans wird diese Inszenierung zu einem unvergesslichen Erlebnis, das die Zuschauer in eine andere Welt entführt.
Ein frischer Ansatz für ein klassisches Werk
Autor Lukas Bärfuss Foto Natalie Boo
Lukas Bärfuss hat das ursprüngliche Stück geschickt in die Moderne übertragen. Seine Adaption bewahrt die philosophische Tiefe und moralische Komplexität des Originals, während sie gleichzeitig aktuelle gesellschaftliche Themen wie Umweltbewusstsein, soziale Ungleichheit und die Suche nach Identität integriert. Bärfuss’ prägnante Dialoge und komplexe Charaktere sprechen das Publikum direkt an und laden es ein, über die eigene Existenz und Verantwortung nachzudenken.
Ein Bühnenbild, das die Sinne betört
AnnaMaria Glaudemans Foto Natalie Boo
Annamaria Glaudemans hat mit ihrem Bühnenbild und den Kostümen eine visuelle Meisterleistung geschaffen. Die natürliche Kulisse des Klosterplatzes wird durch innovative Bühnenstrukturen und projizierte Bilder bereichert, die die Handlung auf eindrucksvolle Weise unterstützen. Die beweglichen Elemente und die dynamische Licht- und Schattenarbeit schaffen eine mystische Atmosphäre, die die Zuschauer von Anfang bis Ende fesselt. Annamaria Glaudemans Kostüme tragen zur Charakterentwicklung bei und verstärken die visuelle Pracht der Inszenierung.
Schauspielerische Höchstleistungen
Hochmut kommt vor dem Fall Ich bin die Königin der Welt Foto Urs Flueeler
Die schauspielerischen Leistungen im Einsiedler Welttheater 2024 sind bemerkenswert. Die Darsteller verkörpern ihre Rollen mit großer Intensität und Authentizität. Die verschiedenen Darstellerinnen der Emanuela liefern eine besonders eindrucksvolle Darbietung, die das Publikum tief bewegt. Ihre emotionale Tiefe und Ausdruckskraft verleihen ihrer Figur eine glaubwürdige und berührende Präsenz. Auch die anderen Schauspieler überzeugen durch ihre starke Performance und tragen zur Gesamtwirkung des Stücks bei. Teilweise stehen drei Generationen von Einsiedler Familien auf dem Klosterplatz von denen eine oder gar zwei schon bei früheren Aufführungen und eventuell in anderen Rollen mit dabei waren.
Eine klangvolle Untermalung
Komponist Bruno Amstad Foto Fabienne Meerwein-Kälin
Die Musik, komponiert vom, am 25. Januar 2024 unerwartet verstorben Bruno Amstad, spielt eine zentrale Rolle in dieser Inszenierung. Die harmonische Mischung aus traditionellen Melodien und modernen Kompositionen verstärkt die emotionale Wirkung des Stücks. Das Live-Orchester interagiert nahtlos mit den Bühnenaktionen und hebt die dramatischen Höhepunkte hervor. Die musikalische Untermalung trägt wesentlich zur atmosphärischen Dichte der Aufführung bei und unterstützt die narrative Struktur des Stücks.
Relevante Themen und tiefgehende Reflexion
Kampf mit der grünen Heuschrecke Foto Urs Flueeler
Eines der herausragenden Merkmale dieser Inszenierung ist die thematische Relevanz. Bärfuss und Andreina integrieren aktuelle gesellschaftliche Themen auf subtile und doch wirkungsvolle Weise. Die Auseinandersetzung mit Klimawandel, sozialer Ungerechtigkeit und Identitätsfragen verleiht dem Stück eine zeitgemäße Note und macht es für das Publikum besonders relevant. Die Zuschauer werden angeregt, über ihre eigene Rolle in der Welt nachzudenken und sich den Herausforderungen der modernen Gesellschaft zu stellen.
Livio Andreinas weiser Verzicht auf Effekthascherei
Im Gegensatz zum unsäglichen Trend der neuen Generation von Outdoor Regisseuren um jeden Preis modernes Spektakel einzusetzen, das eh meistens, ausser bei «Karls kühner Gassenshow») wo sie Hauptbestandteil des Konzepts sind), völlig fehl am Platz ist, ( so liess zum Beispiel auch Regisseur Tim Kron bei «seinem» Welttheater 2013 Enduro Motorräder vor der Klosterkirche durchbrausen), was, ausser unnötigem Lärm, absolut nichts brachte, verzichtet der gestandene Meister seines Fachs erfreulicherweise auf solche Effekthascherei und arbeitet stattdessen mit und nicht gegen die natürliche Kulisse, die ihm die jeweiligen Aufführungsorte bieten. Er lässt lieber die weltberühmte Einsiedler schwarze Madonna von der aufgebrachten Volksmeute symbolisch aus der Klosterkirche entführen und um deren Besitz streiten. Die eingesetzten Pyroeffekte hingegen machen Sinn, lenken nicht unnötig ab, sondern verstärken die jeweilige Dramatik der Szenerie.
Publikumsreaktionen und Resonanz
Lichteffekte setzen die Barockkirche in Szene Foto Urs Flueeler
Das Publikum reagiert durchwegs positiv auf die Aufführung. Die Mischung aus traditionellen Elementen und modernen Inszenierungstechniken spricht sowohl ältere als auch jüngere Zuschauer an. Der stürmische, langanhaltende Applaus am Ende der Vorstellung sowie die diversen Szenenakklamationen sind ein deutlicher Beweis für die hohe Qualität und den emotionalen Impact des Stücks. Gespräche nach der Aufführung zeigen, dass das Welttheater 2024 nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt und Diskussionen anstößt.
Kritische Betrachtungen und Herausforderungen
Prostituierte und König kämpfen um die schwarze Madonna von Einsiedeln. Hier gibt es keine Schonung Foto Emanuel Ammon
Trotz der überwältigenden positiven Resonanz gibt es auch kritische Stimmen. Einige Zuschauer empfinden die modernen Elemente als zu dominant und sehen darin eine Abkehr von der Tradition. Diese Kritikpunkte werden jedoch als konstruktive Beiträge zur Weiterentwicklung des Theaters gesehen und schmälern nicht die insgesamt positive Wahrnehmung der Inszenierung.
Eine gelungene Symbiose von Text und Inszenierung
Tauben fliegen auf Es ist ein Toter zu beklagen Foto Emanuel Ammon
Die Zusammenarbeit zwischen Lukas Bärfuss, Livio Andreina und Annamaria Glaudemans zeigt sich als gelungene Symbiose von Text und Inszenierung. Die tiefgehenden Dialoge und die visuell beeindruckende Umsetzung ergänzen sich perfekt und schaffen ein harmonisches Gesamtbild. Diese Inszenierung ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie klassische Werke durch moderne Interpretationen neu belebt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden können.
Fazit: Ein zeitloses Meisterwerk
Für Kostüme und Bühnenbild zeichnet AnnaMaria Glaudemans verantwortlich Foto Urs Flueeler
Das Einsiedler Welttheater 2024 ist eine beeindruckende Inszenierung, die es schafft, die historischen Wurzeln des Stücks zu bewahren und gleichzeitig moderne Themen und Techniken zu integrieren. Die Kombination aus hervorragender Schauspielkunst der ca. 600 vorwiegend einheimischen Mitwirkenden, von der Platzanweiserin bis zum Darsteller des Pablo, innovativem Bühnenbild und tiefgehender thematischer Auseinandersetzung macht diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das Welttheater bleibt ein lebendiger Bestandteil der Schweizer Kulturlandschaft und zeigt, wie zeitlos und relevant Theater auch in der heutigen Zeit sein kann.
Nachwort
Welttheater in Einsiedeln 2024 nach Lukas Bärfuss Die Königin hat sich den Thron erobert Foto Emanuel Ammon
Ich hatte das Glück, anfangs der 1960er Jahren, während einer meiner zahlreichen Aufenthalte im Pfadiheim Birchli, abends ab und zu wegzuschleichen und die Proben, der damals noch sehr traditionellen Aufführung des epischen Calderon Werkes, heimlich zu beobachten und war schon damals äusserst beeindruckt, was mich auch später motivierte, dieses Outdoorspektakel, wann immer es aufgeführt wurde, zu besuchen und die Weiterentwicklung des Stoffes, die durchaus nicht immer so treffend geschah, wie zum 100jährigen Jubiläum, zu verfolgen.
Die italienische Sopranistin Marina Agresta sang Elena
I vespri siciliani Szenenbild von Herwig Prammer
Produktion: Musikalische Leitung Ivan Repušic Inszenierung Calixto Bieito Bühnenbild Aida Leonor Guardia Kostüme Ingo Krügler Lichtgestaltung Franck Evin Video Adria Reixach Choreinstudierung Janko Kastelic Dramaturgie Beate Breidenbach Besetzung: La duchessa Elena Maria Agresta Ninetta Irène Friedli Guido de Monforte Quinn Kelsey Giovanni di Procida Alexander Vinogradov Arrigo Sergey Romanovsky Il sire di Bethune Jonas Jud Il conte Vaudemont Brent Michael Smith Danieli Raúl Gutiérrez Tebaldo Omer Kobiljak Roberto Stanislav Vorobyov Manfredo Maximilian Lawrie Philharmonia Zürich Chor der Oper Zürich Chorzuzüger:innen Zusatzchor Opernhaus Zürich Statistenverein am Opernhaus Zürich
Die Oper ‘I Vespri siciliani’, ein in der französischen Originalsprache 1855 in Paris uraufgeführtes Werk, ist zur Zeit am Opernhaus Zürich zu sehen. Laut dem etwas komplizierten Libretto von Eugène Scribe (ursprünglich unter dem Titel ‘Le Duc d’Albe’ für Donizetti geschrieben), ist die Oper im von den Franzosen besetzten mittelalterlichen Sizilien angesiedelt. Calixto Bieito, spanischer Regisseur mit kastilianischen Wurzeln, weltbekannt für seine brutal realistischen Inszenierungen, geht mit der ziemlich verwirrenden Handlung wie immer à sa façon vor.
Eine ergreifende, traumhafte Musik
I vespri siciliani Szenenbild von Herwig Prammer
Dass diese Verdis Oper manchmal unterschätzt wurde, zeigt diese neue Produktion deutlich. Das Opernhaus Zürich hat die italienische Fassung mit der Übersetzung von Arnaldo Fusinato gewählt (deutsche und englische Übertitelung); eine Version, die oft Orts- und Titeländerungen erlebte. Mehr als die Handlung oder die Sprache aber, was das Publikum noch heute am meisten fasziniert, ist die Musik, die mit ihren packenden Melodien, Arien, Quartetten und Terzetten, und den für jedes Ohr unvergesslich bleibenden Aktfinalen, sicher zum Mitreissendsten gehört, was Verdi komponiert hat. Der kroatische Dirigent Ivan Repusic führt mit extremen Elan, aber auch mit Eleganz durch die komplexe Partitur eine immer intonationssichere ‘Philarmonia Zürich’, die mit Aufmerksamkeit den Klang dosiert, und trotzdem imstande ist, eine grosse Spannung zu entwickeln.
Die sängerische Leistung
Ein grossartiger Quinn Kelse als Guido de Monforte
In dieser Oper, die zu Giuseppe Verdis längsten gehört, gibt es vier extrem schwierige Rollen, die in Zürich auf höchstem Niveau besetzt sind. Vor allem stellt das Werk grosse Ansprüche an die Interpretin der Hauptrolle. Maria Agresta singt die Duchessa Elena sowohl mit allen notwendigen dramatischen Attacken, als auch mit grosser Sensibilität, das heisst: sowohl im 5. Akt, bei der berühmten Siciliana «Mercé, dilette amiche», die einen intensiven dramatischen Sopran verlangt, als auch in den vielen lyrisch-empfindsamen Momenten. Auch szenisch gelingt es der italienischen Sängerin, Elenas Entwicklung zu zeichnen, besonders wenn diese ihr Dilemma zwischen der Liebe zum Vaterland und jener zum Geliebten ausdrücken muss. Sergey Romanovski in der Rolle des aufständischen Arrigo und dazu auch des Geliebten Elenas ist ihr sängerisch mit seinem kraftvollen aber anpassungsfähigen Tenor ebenbürtig. Der russische Sänger ist einfach grandios im ersten Duett mit Guido di Monforte. Dieser sehr komplexe Charakter wird von Quinn Kelsey gestaltet; der aus den Hawaii stammenden Bariton ist in bester Form, und damit szenisch und sängerisch einfach perfekt, auch wenn er zwischen der Liebe zu seinem neu entdeckten Sohn Arrigo (noch eine von Verdi tief ergründete Vater-Sohn-Beziehung) und seiner Macht hin und her gerissen wird. Last but not least zeichnet Alexander Vinogradov mit seinem herrlichen Bass den unerbittlichen Patrioten Giovanni di Procida. Gut sind auch die Nebenfiguren (vor allem Irène Friedli als Ninetta), sowie der von Janko Kastelic vorbereitete Chor (Chor der Oper Zürich, Chorzuzüger:innen und Zusatzchor Opernhaus Zürich), welcher praktisch eine Protagonistenrolle hat.
Eine typische Bieito-Inszenierung
Alexander Vinogradov als Giovanni di Procida
Man versteht schon am Anfang der Vorstellung, wie sich der Enfant terrible Calixto Bieito für ein bestimmtes Motiv der Handlung interessiert: das der Gewalt gegen Frauen, und im allgemeinen des misogynen Verhalten aller Männer. Glücklicherweise erweist sich auch Bieitos Personenführung die richtige und auch der Psychologie der einzelnen Protagonisten wird grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Wegen Aida Leonor Guardias Drehbühne würde man die Atmosphäre nicht nur als düster, sondern auch als dunkel definieren, wäre es nicht für das sehr präzise Light Design von Franck Evi und für Adrià Reixachs beindruckende Videoprojektionen: Kriegs- und Gewaltbilder, Partisanenszenen (sogar eine aus Rossellinis Film ‚Roma Città Aperta‘, auf deutsch ‚Rom, offene Stadt‘). In Zürich feierte man besonders die vier Hauptdarsteller und den Dirigenten mit stürmischem Applaus. Ausgebuht wurden hingegen Calixto Bieito und sein Team.