Schockraumtraining fördert Patientensicherheit
Das Universitätsklinikum sensibilisiert zum Welttag der
Patientensicherheit (17. September) für Diagnosesicherheit.
Motto unterstreicht wichtigen Zusammenhang zwischen sicherer Diagnose und
richtiger Behandlung.
Aktionen informieren über das ganze Jahr die Mitarbeitenden in
unterschiedlichen Bereichen zum Thema.
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden setzt sich zum Welttag
der Patientensicherheit am 17. September für Diagnosesicherheit ein. Der
Welttag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Improving diagnosis for
patient safety!” – in Deutschland ist dies mit dem Aufruf „Sichere
Diagnose. Richtige Behandlung. Gemeinsam für Diagnosesicherheit“
verbunden. Dabei geht es um die Diagnosestellung im ambulanten wie
stationären Betrieb, bei Routineuntersuchungen genauso wie in Notfällen.
Die Teams in der Notaufnahme sowie im Schockraum werden diesbezüglich
regelmäßig geschult. Das gemeinsame Schockraumtraining findet in den
Räumen der Notaufnahme parallel zum täglichen Betrieb in
interdisziplinären und interprofessionellen Teams statt. So lernen die
Mitarbeitenden das Miteinander, trainieren Abläufe und sensibilisieren
sich für individuelle Erwartungen zum Optimieren der Erstversorgung. „Dies
ist nur ein kleiner Teil der Angebote für Mitarbeitende rund um die
Patientensicherheit. Das ganze Jahr über haben wir auf dieses wichtige
Thema aufmerksam gemacht, informiert, geschult und sensibilisiert. Dabei
nehmen wir alle Mitarbeitenden in allen Berufsgruppen mit – nur wenn wir
Patientensicherheit ganzheitlich betrachten, können wir uns stetig
verbessern“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am
Uniklinikum Dresden.
Die Patientensicherheit bestimmt das ganze Jahr 2024 im
Universitätsklinikum Dresden. Die Mitarbeitenden in unterschiedlichen
Bereichen sollen durch Schulungen, Veranstaltungen und bei Mitmach-
Aktionen für das Thema sensibilisiert werden. Themen sind unter anderem
die Handhygiene und Fragen der Patientensicherheit in unterschiedlichen
medizinischen Fachgebieten sowie im Rahmen von medizinischen Studien. Zum
Welttag der Patientensicherheit am 17. September legt das Uniklinikum den
Fokus auf die Diagnosesicherheit und zielt speziell auf Trainings in der
Versorgung von Polytraumapatientinnen und -patienten ab. Meist als
Notfälle eingeliefert zeigen diese Patientinnen und Patienten ein
mehrdimensionales Bild innerer und äußerer Verletzungen – Informationen
vom Unfallort können mitunter nur aus den Berichten Dritter wiedergegeben
werden, konkrete bildgebende Untersuchungen stehen noch aus. Jede Sekunde
zählt, in der die Mitarbeitenden aus vielen Fachdisziplinen gemeinsam
lebensrettende Maßnahmen einleiten. Hierzu zählen die Pflege, die
Orthopädie und Unfallchirurgie, die Anästhesie, die Viszeral-, Thorax- und
Gefäßchirurgie, die Neurochirurgie, die Intensivmedizin, sowie bei Bedarf
weitere notwendige Fachdisziplinen. Hand in Hand arbeiten teils 20 oder
mehr Mitarbeitende im Schockraum zusammen, Daten werden erfasst und
überwacht, Proben genommen, Untersuchungsergebnisse dokumentiert und
ausgetauscht.
„Im Alltag entstehen schnell Routinen, die mitunter nicht hinterfragt
werden. Deshalb sind uns regelmäßige Trainings in authentischen
Situationen so wichtig. Hier lernen die Teams, die individuellen
Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen – zum Wohle der Patientinnen
und Patienten sowie für ein gutes, professionelles Miteinander“, sagt
Oberarzt Dr. Konrad Kamin, Sektionsleiter Traumatologie und Ärztlicher
Leiter der Zentralen Notaufnahme am Universitätsklinikum. Das
Schockraumtraining wird jedem Mitarbeitenden in der Notaufnahme einmal pro
Jahr angeboten. Nach der Simulation an einer Patientenpuppe folgt die
Auswertung in der Gruppe. Dabei sind die Teilnehmenden explizit
aufgefordert, auch kritische Punkte anzusprechen. Was ist aufgefallen? Was
könnte anders gemacht werden, damit das Team noch effizienter im Sinne der
Patientensicherheit zusammenarbeitet? Welche Erwartungen bezüglich
Informationsweitergabe, Einbindung und Teamwork bestehen und können das
Zusammenspiel verbessern.
Torsten Reimer hat vom guten Teamwork in der Notaufnahme sowie im
Schockraum profitiert. Ende Juni hatte der 55-Jährige aus Dresden einen
schweren Motorradunfall. Er war allein unterwegs, als ein Vogel kurz vor
ihm vom Boden aufstieg, gegen seinen Helm krachte und ihn das Motorrad
verreißen ließ, sodass er stürzte. Mit einem Beckenbruch mit mehrfachem
Bruch der Hüftgelenkspfanne, einer Fußfraktur und gebrochenen Rippen mit
Lungenquetschung kam er in die Notaufnahme des Universitätsklinikums.
„Patientinnen und Patienten mit einem Polytrauma sind für uns in der
Notaufnahme eine Blackbox. Das Team im Schockraum ist konfrontiert mit von
den Ersthelfern angegebenen Unfallmustern, vermuteten Traumafolgen und dem
sich aus der Untersuchung ergebenden tatsächlichen Verletzungen. Wir
müssen schnell herausfinden, um was es sich handelt. Da müssen alle
Abläufe sitzen“, sagt Dr. Konrad Kamin, Leiter der Notaufnahme. Das
Schockraumtraining sei perfekt, um sich auf solche komplexen Fälle
vorzubereiten.
Mitte August konnte Torsten Reimer das Klinikum verlassen – zwei Mal wurde
er von den Teams im UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- &
Plastische Chirurgie (OUPC) operiert. Dabei wurde der komplexe Bruch am
Becken und der Hüftgelenkspfanne rekonstruiert und von innen mit einer
Metallplatte stabilisiert. „Patientensicherheit hat immer auch etwas mit
einer funktionierenden Zusammenarbeit zwischen einzelnen Bereichen zu tun.
Die Notfallmedizin und die Unfallchirurgie sind eng miteinander verbunden
– hier kommt es auf Vertrauen, Präzision und Schnelligkeit an. Das Wohl
der Patientinnen und Patienten hängt davon ab, wie wir in Notfällen
zusammenarbeiten“, sagt Prof. Klaus-Dieter Schaser, Ärztlicher Direktor
des OUPC. Im Fall von Torsten Reimer hat das funktioniert. Knapp vier
Wochen hat er stationär im Uniklinikum verbracht, sich danach stabilisiert
und mobilisiert, in wenigen Tagen beginnt er einen Reha-Aufenthalt in
Altenberg.
Welttag der Patientensicherheit am Uniklinikum Dresden
Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit stellt sich das Team der
Notaufnahme mit dem Schockraumtraining den Mitarbeitenden im Klinikum vor.
In einem internen Podcast sprechen die Organisatorinnen und Organisatoren
sowie Mitarbeitende aus dem Qualitätsmanagement über Chancen und
Notwendigkeit des Angebots. Zwei interne Wettbewerbe unter Mitarbeitenden
zum Thema Patientensicherheit und Hygiene werden ausgewertet und
entsprechend prämiert. „Qualität und Sicherheit sind zwei entscheidende
Faktoren bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten. Hier gilt es,
allergrößte Aufmerksamkeit zu bewahren und den Fokus auf stete
Verbesserung zu richten. Dem Team des Qualitäts- und Medizinischen
Risikomanagements ist dies ein großes Anliegen, das wir in diesem Jahr
vielfältig unterstützt haben. Es ist schön, dass die Mitarbeitenden hier
interessiert und engagiert dabei sind“, sagt Martin Seipt, Komm. Leiter
der Direktion Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement.
- Aufrufe: 39