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Vermischtes

Hohe Infektionszahlen: Geriater und Lungenfachärzte raten Älteren jetzt unbedingt zur RSV-Impfung

Präsident der Altersmediziner, Professor Markus Gosch, und Präsident der Lungenfachärzte, Professor Wolfram Windisch  Klinikum Nürnberg und privat
Präsident der Altersmediziner, Professor Markus Gosch, und Präsident der Lungenfachärzte, Professor Wolfram Windisch Klinikum Nürnberg und privat

Die derzeit stetig steigenden Fallzahlen von Atemwegsinfektionen
veranlassen die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und die Deutsche
Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) vor allem die
Älteren und Risikopatienten zur Impfung gegen das Respiratorische
Synzytial-Virus, kurz RSV, aufzufordern. „Wer älter als 75 Jahre ist,
sollte sich auf jeden Fall impfen lassen“, rät der Präsident der
Altersmediziner, Professor Markus Gosch.

„Über 60-Jährige sollten sich ebenfalls impfen lassen, wenn sie an einer
schweren Grunderkrankung, wie zum Beispiel an einer COPD oder chronischen
Bronchitis, einer koronaren Herzkrankheit oder Diabetes mellitus, leiden“,
ergänzt der Präsident der Lungenfachärzte, Professor Wolfram Windisch.
Auch wer in einer Pflegeeinrichtung lebe, gehöre zu einer Risikogruppe und
sollte die Möglichkeit einer Impfung als Schutz vor einem schweren RSV-
Verlauf unbedingt in Anspruch nehmen, so die Fachärzte.

Denn das RS-Virus ist deutlich ansteckender als die Grippe: Jeder
Erkrankte infiziert durchschnittlich drei weitere Menschen, da es nicht
nur über Tröpfchen, sondern auch als Schmierinfektion, zum Beispiel über
Türklinken, übertragen werden kann. „Schwere Verläufe und Todesfälle
treten vor allem bei älteren Menschen auf“, sagt DGG-Präsident Professor
Markus Gosch. Der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin mit dem
Schwerpunkt Geriatrie am Klinikum Nürnberg weist deshalb darauf hin, dass
die Auswertung von Patientendaten zeigen würden, dass mehr als 80 Prozent
der wegen einer RSV-Infektion auf einer Intensivstation behandelten
Patienten im Rentenalter sind.“ Entsprechend habe die Ständige
Impfkommission STIKO in diesem Jahr eine Empfehlung für alle über
75-Jährigen ausgesprochen. „Entsprechend trägt auch bei jedem Patienten,
der älter ist als 75 Jahre, jede Krankenkasse die Kosten“, so Gosch.

Ältere Menschen und Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen besonders
gefährdet

„Die Erkrankung manifestiere sich als Infekt der oberen Luftwege vor allem
mit Halsschmerzen und laufender Nase“, weiß DGP-Präsident Professor
Wolfram Windisch, Chefarzt der Lungenklinik der Kliniken der Stadt Köln.
In den unteren Luftwegen lösten die RS-Viren eine Lungenentzündung oder
akute Bronchitis aus. „Entsprechend sind unsere Patienten mit chronischen
Lungenerkrankungen besonders gefährdet“, so Windisch. Ein überstandener
Infekt birgt zudem keine bleibende Immunität. „Die Möglichkeit einer
Impfung ist daher der beste Schutz“, appelliert auch der Pneumologe, die
Möglichkeit einer Schutzimpfung wahrzunehmen.

Als Risikopatient unter 75 Jahren kann die Kostenübernahme durch die
Krankenkasse durch den impfenden Arzt beantragt werden und ist bei
bekannten Vorerkrankungen sehr wahrscheinlich. Eine vorherige Rücksprache
mit der Krankenkasse ist aktuell aber leider noch unumgänglich.

Impfen im Herbst ist definitiv sinnvoll!

Da Infekte der Luftwege wie RSV vor allem in den Wintermonaten auftreten,
sei es jetzt Ende Oktober und auch noch im November nicht zu spät, sich
impfen zu lassen, betonen die Altersmediziner wie die Lungenfachärzte.
Schließlich sei die Impfung mindestens zwei Jahre effektiv, möglicherweise
sogar länger. „Es lohnt sich!“

Jonas Tesarz - neuer Direktor und W3-Professor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychoth

Jonas Tesarz wird neuer Direktor und W3-Professor an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Bildquelle: UM / Peter Pulkowski  UM / Peter Pulkowski
Jonas Tesarz wird neuer Direktor und W3-Professor an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Bildquelle: UM / Peter Pulkowski UM / Peter Pulkowski

Univ.-Prof. Dr. Jonas Tesarz ist Experte für psychologische
Schmerztherapie und startet am 1. November an der Universitätsmedizin
Mainz. Er tritt die ruhestandsbedingte Nachfolge von Univ.-Prof. Dr.
Manfred Beutel an.

Univ.-Prof. Dr. Jonas Tesarz wird zum 1. November 2024 neuer Direktor der
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der
Universitätsmedizin Mainz und Inhaber der entsprechenden W3-Professur.
Tesarz ist ein ausgewiesener Experte für psychologische Schmerztherapie.
Er wechselt vom Universitätsklinikum Heidelberg, wo er zuletzt
Geschäftsführender Oberarzt und außerplanmäßiger Professor an der Klinik
für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik war. Professor Tesarz
tritt in Mainz die ruhestandsbedingte Nachfolge von Univ.-Prof. Dr.
Manfred Beutel an.

„Wir freuen uns, dass Professor Tesarz dem Ruf nach Mainz gefolgt ist und
begrüßen ihn herzlich“, sagt Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich,
Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin
Mainz. „Seine breit gefächerte klinische und wissenschaftliche Expertise
passt gut in diese traditionsreiche universitäre psychosomatische Klinik,
in der das gesamte Spektrum psychosomatischer Erkrankungen behandelt wird.
Ich bin überzeugt, dass seine Kompetenzen mit dazu beitragen werden,
unsere universitäre Spitzenmedizin erfolgreich weiter zu entwickeln.“
Gleichzeitig dankte Kiesslich dem scheidenden bisherigen Klinikdirektor
Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel für seine außerordentlichen Leistungen und
Verdienste, die zum Renomee der Mainzer Klinik und Poliklinik für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie entscheidend beigetragen
haben.

Univ.-Prof. Dr. Jonas Tesarz ist Spezialist für psychologische
Schmerztherapie. Diese ist ein Baustein der multimodalen Schmerztherapie
und dient dem verbesserten Umgang mit bestehendem Schmerz. Ein Schwerpunkt
seiner klinischen Tätigkeit liegt in der Diagnostik und Behandlung
chronischer Schmerzen und somatoformer Störungen. Im Rahmen seiner
wissenschaftlichen Arbeit erforscht er den Einfluss frühkindlicher
Stresserfahrungen und psychischer Traumata auf die zentralnervöse
Schmerzverarbeitung. Ein weiterer Fokus seiner Forschungstätigkeit widmet
sich psychischen Komorbiditäten bei somatischen Erkrankungen sowie der
Entwicklung innovativer Ansätze für die Behandlung von chronischen
Schmerzen und somatoformen Störungen. Insbesondere untersucht Tesarz die
Wirkung und die Wirkmechanismen von EMDR (Eye Movement Desensitization and
Reprocessing), die in der Traumatherapie eingesetzt wird und chronische
Schmerzen durch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung
therapiert.

„Als Forscher in der psychologischen Schmerztherapie geht Professor Tesarz
innovative Wege und verfolgt beispielsweise neue Ansätze hinsichtlich
personalisierter Medizin und eHealth“, sagt der kommissarische
Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr.
Hansjörg Schild und betont: „Die Erfahrungen und das innovative Potenzial
von Professor Tesarz sind hervorragend geeignet, das Forschungsprofil der
Universitätsmedizin Mainz nachhaltig zu stärken und fortzuschreiben.“

„Die Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
der Universitätsmedizin Mainz hat in den letzten Jahren ihre Position als
international anerkannte Einrichtung für klinische und wissenschaftliche
Exzellenz in zahlreichen Gebieten der psychosomatischen Gesundheit
erfolgreich ausgebaut. Ich freue mich nun, diese Erfolgsgeschichte weiter
zu führen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Tesarz zu seinem Antritt. „Darüber hinaus
ist es mir wichtig, die Forschungsaktivitäten weiter zu intensivieren, den
wissenschaftlichen Austausch zu stärken und durch die Entwicklung neuer
Therapieverfahren das klinische Versorgungsangebot zum Wohle unserer
Patient:innen zu erweitern.“

Zur Person:
Jonas Tesarz studierte von 2000 bis 2007 Medizin sowie von 2004 bis 2005
Philosophie und Linguistik an der Universität Heidelberg. 2013 promovierte
er dort zum Dr. med. am Institut für Anatomie und Zellbiologie. 2017
habilitierte er an gleicher Alma Mater mit Venia Legendi für das Fach
Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik zum Thema „Biopsychosoziale
Aspekte des chronifizierten Rückenschmerzes: Identifikation von Subgruppen
und ihre spezifische Behandlung.“ Von 2008 bis 2014 arbeitete er als
wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Weiterbildungsassistent. Anschließend
war er bis 2017 als Facharzt für Innere Medizin, danach als Facharzt für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Klinik für Allgemeine
Innere Medizin und Psychosomatik der Universitätsklinikums Heidelberg
tätig. Dort übernahm er unter anderem die oberärztliche Leitung der
Schwerpunktambulanzen für Reizdarmsyndrom, der Heidelberger
Studienambulanz für Klinische Schmerzforschung (HeiSIS) sowie der
Schwerpunktambulanz für chronische Schmerzen und Fibromyalgie. Seit 2020
hat er am Heidelberger Universitätsklinikum die Stellung als
Geschäftsführender Oberarzt inne und zusätzlich ist zudem seit 2019
außerplanmäßiger Professor.

Professor Tesarz ist mit dem Deutschen Förderpreis für Schmerzforschung
der Deutschen Schmerzgesellschaft (DGSS) und dem Günther-Jantschek
Forschungspreis des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin
(DKPM) ausgezeichnet worden.

Bildunterschrift: Jonas Tesarz wird neuer Direktor und W3-Professor an der
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Bildquelle: UM / Peter Pulkowski

Pressekontakt: Anke Giani , Stabsstelle Unternehmenskommunikation,
Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131 17-7771, E-Mail pr@unimedizin-
mainz.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die
einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-
Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst
mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend
zusammenarbeiten und jährlich mehr als 340.000 Menschen stationär und
ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und
Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit.
Mehr als 3.600 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie rund 630
Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen
und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.700
Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten
Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor.
Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.

Käte Hamburger Kolleg wird mit Ausstellung „The True Size of Africa“ in Völklinger Hütte offiziell eröffnet

Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser und Prof. Dr. Markus Messling  Universität des Saarlandes
Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser und Prof. Dr. Markus Messling Universität des Saarlandes

Das Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation CURE ist
ein geisteswissenschaftliches Leuchtturmprojekt der Universität des
Saarlandes. Kern des Kollegs ist die kulturwissenschaftliche
Spitzenforschung zur Reparationsproblematik, etwa zu der Frage, wie die
während der Kolonialzeit in Afrika begangenen irreparablen Verbrechen
erinnert und bearbeitet werden können. Kunst und Kultur spielen hierbei
die zentrale Rolle, die das Kolleg über „Artists in Residence“ auch in die
Forschung einbindet.

Die Ausstellung „The True Size of Africa“ im UNESCO-Weltkulturerbe
Völklinger Hütte bietet hierfür viel Diskussionsstoff. Sie ist mit dem
Käte Hamburger Kolleg entwickelt worden, das bei der Vernissage am 8.
November offiziell eröffnet wird.

Für die Ausstellung „The True Size of Africa“, die auf Initiative und in
der Verantwortung des UNESCO-Weltkulturerbes Völklinger Hütte entstanden
ist, konnten namhafte Künstlerinnen und Künstler aus Afrika und der
globalen Diaspora gewonnen werden. Sie zeigen nicht nur ihre Kunstwerke
der vergangenen Jahrzehnte, sondern stellen eigens für die Ausstellung
konzipierte Gemälde sowie Sound- und Rauminstallationen aus. „Vor 140
Jahren, im November 1884, wurde in Berlin die so genannte Kongo-Konferenz
eröffnet, auf der die europäischen Imperialmächte die Aufteilung des
afrikanischen Kontinents vorbereitet haben. Mit dem ‚Museum of
Memorability‘ reflektieren wir daher eine Beziehungsgeschichte, die
kolonial und rassistisch geprägt ist. Wir befassen uns dabei mit
Vorstellungen, die der kulturellen Bedeutung des heterogenen
Gesellschafts- und Kulturraums des afrikanischen Kontinents bis in unsere
Gegenwart nicht gerecht geworden sind. Die Kunst afrikanischer Gegenwart,
die die Völklinger Hütte weiträumig bespielt, spricht dann für sich“, sagt
Markus Messling, Professor für Romanische und Allgemeine Literatur- und
Kulturwissenschaft. Er leitet gemeinsam mit Christiane Solte-Gresser,
Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, das
Käte Hamburger Kolleg an der Universität des Saarlandes.

Beide haben mit ihrem Team und den Gastwissenschaftlern, die bereits
während der Aufbauphase des Kollegs im Saarland forschen konnten, an der
Konzeption der Ausstellung mitgewirkt. Gemeinsam mit Dr. Ralf Beil, dem
Generaldirektor des UNESCO-Weltkulturerbes Völklinger Hütte, geben Markus
Messling und Christiane Solte-Gresser auch den reich bebilderten
Ausstellungskatalog heraus, der gegen Jahresende erhältlich sein wird
(siehe hierzu auch die Pressemitteilung der Völklinger Hütte). Zum Katalog
haben zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KHK-
Netzwerks beigetragen, etwa Elara Bertho, Forscherin des Instituts „Les
Afriques dans le Monde“ in Bordeaux und eine der ersten Fellows am
Saarbrücker Käte Hamburger Kolleg, sowie Souleymane Bachir Diagne,
Professor an der Columbia University in New York und Vorsitzender des
Wissenschaftlichen Beirats. Diagne, einer der großen afrikanischen Denker
unserer Zeit, wird zudem die Eröffnungsrede am 8. November in der
Völklinger Hütte halten.

Die in London lebende Franko-Algerierin Zineb Sedira hat auf der 59.
Kunstbiennale in Venedig den Französischen Pavillon in den Giardini
bespielt. Géraldine Tobe Mutamande aus Kinshasa hatte unlängst eine
Ausstellung im belgischen Africa Museum Tervuren. Wie die in Berlin
lebende Namibierin Memory Biwa zeigen sie ihre Installationen und Gemälde,
etwa „Ozerandu“, „Vue de l’au-delà“ und „Standing Here Wondering Which Way
to Go“, die sie auf Einladung des Käte Hamburger Kollegs im Rahmen eines
Aufenthaltes als „Artists in Residence“ in der Hütte erarbeiten oder neu
gestalten konnten. „Wir wollen damit die vielfältige Kultur Afrikas
sichtbar machen, deren Wahrnehmung nach wie vor durch die koloniale
Vergangenheit Europas und ihre immer noch nachwirkenden Denkmuster geprägt
ist. Selten wurde afrikanische Gegenwartskunst wohl so umfassend gewürdigt
und einer breiten Öffentlichkeit präsentiert“, sagt Christiane Solte-
Gresser. Auch andere Künstlerinnen und Künstler wie der in Berlin lebende
nigerianische Künstler Emeka Ogboh, die Kongo Astronauts oder Kaloki
Niamay aus Nairobi wurden auf Empfehlung des Käte Hamburger Kollegs in die
Ausstellung eingeladen.

Die Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Aufbauphase des Käte
Hamburger Kollegs haben sich unter anderem mit Reparationsfragen in
Ländern wie Namibia, der Demokratischen Republik Kongo, Guinea und
Hongkong sowie mit Problemen der Restitution von Büchern als Kriegsbeute
in Europa beschäftigt. Die zwölf Fellows, die seit Anfang Oktober für ein
Jahr am Kolleg tätig sind, stammen unter anderem aus dem Iran und dem
Libanon, aus Uganda und Haiti, Mexiko und den USA, Bosnien und
Deutschland. „Ihre Projekte befassen sich mit vielfältigen Themen wie
Riten der Befriedung in Uganda, der Darstellung verletzter Rechtsgefühle
in der Literatur oder der Neugestaltung von Lebensformen im ökologisch
durch die Golfkriege verwüsteten Grenzraum zwischen Iran und Irak. Darüber
hinaus werden Fragen danach aufgeworfen, wie sich die kulturellen
Kriegsschäden in der Ukraine greifen lassen oder wie ein Leben in Ruanda
nach dem Völkermord möglich ist, dessen Hintergründe noch immer
gerichtlich geklärt werden“, erklärt Markus Messling.

Ausgangspunkt der Forschung von Fellows und Team ist der Blick auf die
vielen Verletzungen und Beschädigungen in der Welt, die nicht mehr
rückgängig gemacht werden können, etwa die Zerstörung von Kulturgütern in
kolonisierten Gebieten, Kriegstraumata oder die Folgen des Klimawandels.
„Aus der Unwiderruflichkeit der Verletzungen entsteht die Frage, ob und
wie aus der Erfahrung einer von Gewalt, Unrecht und Zerstörung geprägten
Vergangenheit eine gemeinsame Zukunft geschaffen werden kann und welche
Rolle die Kultur dabei spielt“, sagt Christiane Solte-Gresser. Die
Gestaltung dieser Zukunft sei auf kulturelle Praktiken der Reparation
angewiesen. „Gemeint sind damit kulturelle Auseinandersetzungen mit
Beschädigungen, die nicht vergessen, dass Reparation Verletzungen nicht
vollständig heilen kann, sondern dass Spuren der Zerstörung bleiben“,
ergänzt die Literaturwissenschaftlerin. Dazu gehörten mündliches und
schriftliches Erzählen, (Sprach-)Rituale, aber auch die Musik, bildende
Kunst und Lyrik sowie Geschichtsschreibung, Filme, Theater oder
Ausstellungen.

Hintergrund: Käte Hamburger Kolleg

Das Käte Hamburger Kolleg widmet sich kulturellen Praktiken der Reparation
und fragt, wie kulturelle Reparationsprozesse Weltwahrnehmung,
Selbstentwürfe und Lebensformen für die Zukunft verändern. Es wurde von
Markus Messling und Christiane Solte-Gresser eingeworben und wird vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung für zunächst vier Jahre mit
rund neun Millionen Euro gefördert. Eine Verlängerung auf bis zu zwölf
Jahre ist möglich, womit rund 25 Millionen Euro Fördergelder ins Saarland
fließen würden. Jedes Jahr erhalten zwölf Gastwissenschaftlerinnen und
Gastwissenschaftler, sogenannte Fellows, sowie eine Künstlerin oder ein
Künstler die Gelegenheit, in Saarbrücken zu forschen und zu leben.

Absolventin der Hochschule Hamm-Lippstadt will mit Künstlicher Intelligenz die Sicherheit von Radfahrenden erhöhen

Joanna Rieger auf ihrem Fahrrad
Joanna Rieger auf ihrem Fahrrad

Das Risiko, im Straßenverkehr von herannahenden PKW erfasst zu werden, ist
für Personen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, besonders hoch, die
Folgen sind nicht selten gravierend. Dieses Problem möchte Joanna Rieger,
Absolventin des Studiengangs "Sport- und Gesundheitstechnik" (seit dem
Sommersemester 2023 "Gesundheits- und Sportingenieurwesen") an der
Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL), mit ihrer Abschlussarbeit lösen – und
zwar mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI).

Unter dem Titel "Untersuchungen zum Einsatz von KI und Computer Vision für
ein Fahrradassistenzsystem am Beispiel eines rückwärtigen Abstands- und
Annäherungswarners" entwickelte Joanna Rieger einen Prototyp für ein
Assistenzsystem, dessen Fokus auf der Erkennung von sich von hinten
nähernden Fahrzeugen liegt, eine der häufigsten Gefahrenquellen für
Radfahrende. "Ich fahre selber viel Rennrad und es ist schon häufiger
vorgekommen, dass ich aufgrund des Windes rückwärtigen Verkehr nicht
gehört habe. Ich war deshalb nicht auf von hinten kommende Fahrzeuge
vorbereitet und entsprechend waren sehr enge Überholmanöver schon oft auch
gefährlich", erklärt sie ihre Motivation.

KI warnt vor Gefahrenquellen im Straßenverkehr

Das Herzstück des von ihr entwickelten Systems basiert auf dem Mini-
Computer Raspberry Pi 4, der von einem Coral USB-Beschleuniger, einem
Gerät zur Beschleunigung der Verarbeitung von KI-Modellen, unterstützt
wird. Einmal im Einsatz, erfasst eine Kamera die Umgebung hinter dem
Fahrrad. Mittels Verwendung eines Objekterkennungsmodells werden die
Abstände zu Personenkraftwagen, die sich von hinten nähern, berechnet und
so mögliche Gefahrenquellen identifiziert. Entsteht eine potenziell
brenzlige Situation, warnen LED-Leuchten am Lenker die Radfahrenden, ohne
sie unnötig vom Straßenverkehr abzulenken.

"Mit diesem Prototyp ist ein vielversprechendes Umsetzungskonzept
entstanden, das zur Entwicklung erfolgreicher Produkte für den allgemeinen
Gebrauch im Alltag beitragen kann", erklärt Rieger, die das System nicht
nur im Labor, sondern auch im realen Verkehrsumfeld getestet hat. Bereits
im Vorfeld hatte sich die Bachelor-Absolventin im Rahmen ihres Studiums
mit dem Thema KI befasst.

Grundstein zur Entwicklung intelligenter Systeme gesetzt

Ein Grundstein, auf den man weiter aufbauen könne, findet Prof. Dr. Detlev
Noll, Lehrgebiet "Mobile und Cloud Computing" an der HSHL, der die
Abschlussarbeit betreut hat: "Zusammenfassend leistet diese Arbeit einen
wertvollen Beitrag zur Erforschung und Entwicklung intelligenter
Assistenzsysteme für Fahrradfahrer*innen und zeigt auf, wie KI und
Computer Vision dazu beitragen können, die Sicherheit im Straßenverkehr zu
verbessern." Grundsätzlich, so der HSHL-Professor, könne man nun auf Basis
des Prototyps über mögliche Erweiterungen des Systems nachdenken,
beispielsweise die Erkennung von Fußgänger*innen oder die Integration von
akustischen Warnsignalen.