Genuss ohne Reue: Was bei der Zubereitung von Fondue und Raclette wichtig ist
Lebensmittelbedingte Infektionen mit Campylobacter-Bakterien lassen sich
durch gute Küchenhygiene vermeiden
Fleisch-Fondue oder Raclette-Essen mit gleichzeitiger Zubereitung von
rohem Fleisch, frischem Gemüse und verschiedenen Saucen sind in der kalten
Jahreszeit beliebt. Dabei können aber im rohen Fleisch vorhandene
Krankheitserreger auf verzehrfertige Lebensmittel übergehen, wenn sie auf
demselben Teller liegen oder mit demselben Besteck in Kontakt kommen. Am
Essenstisch und bei der Zubereitung in der Küche sollte beim Umgang mit
rohen Lebensmitteln vom Tier auf eine gute Küchenhygiene geachtet werden.
Dazu hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einem Merkblatt
zum Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen mit Campylobacter und
anderen Lebensmittelkeimen Verbrauchertipps veröffentlicht. Damit weist
das BfR zum Schutz vor Infektionen nochmals auf die Notwendigkeit der
Lebensmittelhygiene hin: „Durch konsequentes Trennen von rohem Fleisch,
vor allem von Geflügel, und Lebensmitteln, die ohne weiteres Erhitzen
verzehrt werden, lassen sich Campylobacter-Infektionen vermeiden“, sagt
Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR. „Zur guten
Küchenhygiene gehört außerdem konsequentes Reinigen von Händen,
Küchenutensilien und Zubereitungsflächen nach Kontakt mit rohen
Lebensmitteln vom Tier und vor der Zubereitung weiterer Bestandteile einer
Mahlzeit.“ Eine Infektion mit Campylobacter-Keimen ist die häufigste
gemeldete lebensmittelbedingte bakterielle Erkrankung in Deutschland und
in der EU. In Deutschland wurden im Jahr 2021 insgesamt 47.912 Fälle
registriert. Besonders häufig infizieren sich kleine Kinder und junge
Erwachsene. Die Folge sind Durchfallerkrankungen, in Einzelfällen aber
auch schwerwiegende Nervenerkrankungen oder Gelenkentzündungen.
Auch die europäischen Behörden richten ihr besonderes Augenmerk auf die
Häufigkeit von Campylobacter-Erkrankungen (Campylobacteriosen) des
Menschen, beispielsweise im Bericht zur Zoonosensituation in der EU im
Jahr 2021. Die Campylobacteriose ist seit Jahren europa- und
deutschlandweit die am häufigsten gemeldete bakterielle
lebensmittelbedingte Erkrankung. Im Vergleich zum Jahr 2020 haben die
übermittelten Fälle wieder etwas zugenommen, sie befinden sich jedoch, wie
die meisten anderen Meldungen zu Infektionskrankheiten während der COVID-
Pandemie, unter den Zahlen der Jahre 2017 bis 2019. Infektionen mit
Campylobacter-Bakterien zeigen einen saisonalen Verlauf und treten
vermehrt in den Sommermonaten auf. Darüber hinaus zeigt sich ein jährlich
wiederkehrender kurzzeitiger Anstieg der Fallzahlen am Jahresanfang. Das
Robert Koch-Institut (RKI) konnte in einer Studie einen Zusammenhang
zwischen Campylobacter-Enteritis-Erkran
Silvester und Fleischfondue- oder Raclette-Essen an den Feiertagen zeigen,
insbesondere, wenn Hühnerfleisch angeboten wurde.
Campylobacter-Bakterien kommen weltweit bei Haus- und Nutztieren sowie in
der Umwelt vor. Sie gelangen oft bereits beim Melken oder Schlachten auf
die Lebensmittel. Besonders häufig wird Campylobacter in rohem
Geflügelfleisch nachgewiesen. Aber auch andere rohe oder unzureichend
erhitzte Lebensmittel vom Tier können den Erreger enthalten, z. B.
Hühnereier, Rohmilch und Rohfleischerzeugnisse wie Hackepeter (Mett).
Durch mangelnde Küchenhygiene können die Bakterien bei der Zubereitung
auch auf andere Lebensmittel gelangen und ggf. nach Verzehr dieser zu
einer Erkrankung führen. Schon sehr geringe Mengen an Campylobacter-Keimen
können beim Menschen Darminfektionen verursachen, die typischerweise mit
Bauchschmerzen und Durchfall einhergehen. Als seltene Komplikationen
können auch Nervenerkrankungen (Guillain-Barré-Syndrom) und
Gelenkentzündungen auftreten.
Um dem Verzehr von mit Campylobacter kontaminierten Lebensmitteln
vorzubeugen, sollte in der Küche darauf geachtet werden, dass es zu keiner
Verschleppung von Keimen, also einer Kreuzkontamination kommt. Als
Kreuzkontamination wird die Keimübertragung von einem meist rohen
Lebensmittel auf ein anderes Lebensmittel bezeichnet. Die Bakterien können
direkt von einem Lebensmittel auf das andere übergehen, wenn diese
unverpackt in Kontakt kommen. Möglich ist aber auch die indirekte
Übertragung über Hände, Geräte, Arbeitsflächen, Messer oder andere
Küchenutensilien. Beispielsweise können Bakterien von ungegartem Fondue-
Fleisch auf gegartes Fleisch oder fertigen Salat übertragen werden, wenn
das Besteck und der Teller nicht gewechselt werden.
Da Campylobacter-Keime nicht zum Verderb der Lebensmittel führen, lässt
sich ihr Vorkommen weder am Aussehen noch am Geruch einer Speise erkennen.
Wie die meisten Lebensmittelinfektionserreger lässt sich Campylobacter
durch Erhitzen abtöten, also durch Kochen, Braten oder Pasteurisieren.
Voraussetzung ist, dass für mindestens zwei Minuten eine Temperatur von 70
°C im Kern des Lebensmittels erreicht wurde. Das Tiefgefrieren von
Lebensmitteln kann Campylobacter hingegen nicht vollständig abtöten,
sondern nur die Anzahl der Keime reduzieren.
Das Merkblatt „Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen mit
Campylobacter“ steht auf der Internetseite des BfR zur Verfügung und kann
zudem auch kostenfrei bestellt werden:
<http://www.bfr.bund.de/cm/350
lebensmittelbedingten-infektio
Das BfR hat zum Thema Küchenhygiene zudem zwei Videoclips „Was tun mit dem
Huhn?“ und „Dem Keim auf der Spur“ veröffentlicht:
<http://www.bfr.bund.de/de/was
<https://www.bfr.bund.de/de/de
Bericht der EFSA und ECDC:
<https://www.ecdc.europa.eu/si
Presseinformation zur RKI-Studie zu Campylobacter-Enteritis-Erkran
nach Weihnachten und Silvester:
<https://www.rki.de/DE/Content
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche
Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und
Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer
zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR
betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen
Bewertungsaufgaben stehen.