Zum Hauptinhalt springen

Günstig allein reicht nicht. VHB expert Sven Müller stellt drei Thesen über das Deutschlandticket auf

Pin It

Öffentlicher Personenverkehr zu erschwinglichen Preisen wird schon bald
Realität. Bund und Länder haben sich auf das 49-Euro-Ticket geeinigt,
Städte und Gemeinden fordern nun eine schnelle Umsetzung. VHB expert Sven
Müller (RWTH Aachen) stellt drei Thesen zum günstigen Bus- und Bahn-Ticket
aus Sicht der BWL auf.

Einfach – aber nicht zeitsparend
Ein guter Aspekt des 49-Euro-Tickets ist die Einfachheit. Wir haben in
Deutschland einen ziemlichen Tarifdschungel. Das ist mit dem 49-Euro-
Ticket unkompliziert. Für eine wirkliche Verkehrsverlagerung – also um die
Nachfrage vom Auto auf den ÖPNV zu verschieben – sind aber andere Dinge
wichtig, zum Beispiel die Reisezeit. Damit ist nicht nur die Zeit gemeint,
die ich im Bus sitze, sondern auch der Weg zur Haltestelle und die
Wartezeiten dort. Wir wissen, dass gerade Wartezeiten zwei bis viermal Mal
so hoch empfunden werden, wie die Fahrzeit im Bus oder in der Bahn.

Ein günstiges Ticket allein hilft nicht
Wir brauchen eine bessere Infrastruktur. Da helfen größere
Transportgefäße, damit mehr Personen transportiert werden können, eine
höhere Frequenz, also dass die Busse und Bahnen häufiger fahren, und der
Ausbau in der Fläche. Hierfür benötigt man neben den Fahrzeugen auch
Personal. Da reden wir von immensen Investitionen über einen langen
Zeitraum. Durch die Anhebung von 9 auf 49 Euro könnten Einnahmen auch
dafür genutzt werden, um eine entsprechende Daseinsgrundversorgung sozial
gerecht bereitzustellen.

Ökologisch und sozial motivierter Ausbau
Wenn eine erhöhte Nutzung des ÖPNV aus ökologischen Gründen
gesellschaftlich gewünscht ist, kann man die Nutzung für alle sehr günstig
machen und die Mindereinnahmen durch Steuereinnahmen finanzieren. Wichtig
aus sozialer Perspektive ist aber auch hier die Erreichbarkeit. Sozial
benachteiligte Regionen sind häufig mit dem ÖPNV schlecht erreichbar, auch
innerhalb von Städten. Studien zeigen, dass die Zahlungsbereitschaft bei
besserer Erreichbarkeit steigt. Jedoch wird flächendeckender ÖPNV bei den
sehr hohen Kosten immer ein defizitärer Betrieb sein, den wir aus
Steuergeldern mitfinanzieren. Dazu muss man bereit sein.