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Entwicklungshilfe zur Reduktion von Migration: kostspielig und teils ineffektiv

Entwicklungshilfe ist weitgehend ineffektiv bei der Reduzierung
irregulärer Migration. Eine neue umfassende Studie des Kiel Instituts für
Weltwirtschaft (IfW Kiel) kommt zu dem Ergebnis, dass Entwicklungshilfe
die Zahl der Asylsuchenden nur vorübergehend senken kann – in den
instabilsten Ländern wirkt sie zu diesem Zweck überhaupt nicht. Im Laufe
der Zeit führt Entwicklungshilfe zu einem Anstieg regulärer Migration, zu
der Arbeits-, Studien- und Familienmigration gehören.

„Da die Flüchtlingszahlen stark steigen, stehen europäische und
amerikanische Politikschaffende unter Druck, Lösungen zu finden, um die
Zahl der Flüchtlinge und anderer Asylsuchender zu begrenzen. Fast täglich
werden neue Vorschläge zur Eindämmung irregulärer Migration diskutiert. Ob
sie wirksam sind, ist oft unklar, da Belege fehlen“, sagt Moritz
Schularick, Präsident des IfW Kiel. „Aus diesem Grund haben unsere
Forscher den Einfluss von Entwicklungshilfe auf Migration mit neuen und
außergewöhnlich detaillierten Daten erneut untersucht – und dabei eine der
sehr häufig in der Politik vertretenen Annahmen widerlegt.“

Hilfe bremst irreguläre Migration nur temporär, erhöht reguläre Migration

Die Studie (Fuchs et al., 2023) verwendet national repräsentative Umfragen
des Gallup World Poll. Die Umfrage deckt fast eine Million Menschen in 106
Ländern ab und wurde mit regional zugeordneten Daten zur Zuweisung von
Weltbank-Hilfsprojekten zwischen 2008 und 2019 verbunden. Das ermöglicht
eine beispiellos detaillierte Untersuchung. Auswirkungen von
Entwicklungshilfe lassen sich so einzeln mit Blick auf verschiedene
Aspekte der Migration auswerten: auf die Migrationsambitionen,
-fähigkeiten und tatsächlichen Migrationsmuster der Menschen.

In den vergangenen Jahren haben Europa und die USA Milliarden an Euros und
Dollars für Entwicklungshilfe ausgegeben, um die Migration aus ärmeren
Ländern zu bremsen. Die Idee ist einfach: Entwicklungshilfe soll die
Ursachen irregulärer Migration in den Herkunftsländern verringern wie
Armut, mangelnde Chancen und Unsicherheit. Mit besseren Lebensbedingungen
vor Ort würde die Auswanderung weniger attraktiv, so die Annahme.

Entgegen eines scheinbaren Konsens unter politisch Verantwortlichen in den
wohlhabenderen Ländern stellen die Autoren der Studie fest, dass sich
Migrationsbewegungen durch Entwicklungshilfeprojekte allenfalls kurzzeitig
verringern. Weltweit senkten die Hilfszahlungen die Migration von
Asylsuchenden. Im Falle eines durchschnittlichen Herkunftslands und der
durchschnittlichen jährlichen Entwicklungshilfezahlung von 130 Millionen
US-Dollar finden wir in den folgenden zwei Jahren eine Reduktion der Zahl
der Asyl-Erstanträge um je 8 Prozent. Dieser dämpfende Effekt verschwindet
jedoch bereits nach zwei Jahren. Darüber hinaus ist die Entwicklungshilfe
in Subsahara-Afrika zu diesem Zweck unwirksam und senkt die Zahl der
Asylsuchenden gar nicht.

Längerfristig betrachtet kann Entwicklungshilfe, sofern sie wichtige
Migrationsursachen wie den Lebensstandard und das Einkommen der Menschen
erhöht, Migrationsmöglichkeiten vergrößern, da mehr Menschen die damit
verbundenen Kosten tragen können. Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist,
dass sich dies – entgegen den Erwartungen – im globalen Mittel nicht in
höheren Zahlen von Asylsuchenden niederschlägt. Stattdessen nimmt zwei bis
drei Jahre nach den Zahlungen die reguläre Migration zu, da mehr Menschen
sicher, mit Arbeitsvisum, fürs Studium oder die Familienzusammenführung
migrieren können.

Kein Allheilmittel für irreguläre Migration

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass nur eine unrealistisch starke
Erhöhung der Entwicklungshilfe einen Großteil der irregulären Migration
verhindern würde. Die Wirkung der Entwicklungshilfe gegen irreguläre
Migration ist daher nicht das Allheilmittel, wie es politische
Entscheidungsträger oft darstellen oder sich erhoffen, und sollte nicht
überschätzt werden.

„Das Problem ist komplex – und erfordert daher einen umfassenden,
mehrschichtigen Ansatz“, sagt Tobias Heidland, Leiter des
Forschungszentrums „Internationale Entwicklung“ und Mitautor der Studie.
„Man kann versuchen, irreguläre Migration mit Entwicklungshilfe
einzudämmen, aber man muss realistisch hinsichtlich der Wirksamkeit sein.
Entwicklungshilfe ist nicht die Lösung. Zäune zu bauen und Grenzen zu
überwachen wird irreguläre Migration ebenfalls nicht vollständig stoppen –
insbesondere angesichts der Situation am Mittelmeer.

Wir müssen mehr Flüchtlingsschutz in der Nähe von Konfliktzonen bieten und
gleichzeitig die Anreize für irreguläre Migration senken. Stattdessen
sollten wir dafür mehr legale Kanäle öffnen. Die wissenschaftliche Evidenz
zeigt, dass viele der derzeit eingesetzten Mittel nicht sehr wirksam sind.
Wir brauchen ein Bewusstsein für evidenzbasierte Politik mit
kosteneffektiven, kombinierten Ansätzen, um eine maximale Wirkung zu
erzielen, anstatt Werkzeuge isoliert einzusetzen.

Das primäre Ziel der Entwicklungshilfe ist die Förderung nachhaltiger
Entwicklung und die Reduzierung der Armut in den Empfängerländern –
unabhängig von indirekten Auswirkungen auf die Migration. Wenn sie auch
irreguläre Migration bremst, indem sie einige der Ursachen der Migration
reduziert, ist das großartig, aber es sollte nicht das Hauptmotiv für
Entwicklungshilfe sein.“

Jetzt lesen:

- Wirtschaftspolitischer Beitrag  „Does Foreign Aid Reduce Migration?“
(https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/reduziert-entwicklungshilfe-
migration-32084
)

- Forschungspapier „The Effect of Foreign Aid on Migration: Global Micro-
Evidence from World Bank Projects“ (https://www.ifw-kiel.de/publications
/the-effect-of-foreign-aid-on-migration-global-micro-evidence-from-world-
bank-projects-32087/
)

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Wie emotionale Unterstützung Schmerzen reduzieren kann

Schmerzen hat man nicht allein. Das soziale Umfeld hat einen Einfluss
darauf, wie Betroffene Schmerzen wahrnehmen und erleben. So kann eine
soziale Unterstützung das Wohlbefinden von Menschen mit chronischen
Schmerzen verbessern. Sind Angehörige und Freunde jedoch übermäßig
besorgt, wirkt sich dies negativ auf das Schmerzerleben aus und verstärkt
damit die Beeinträchtigungen. „Soziale Aspekte von Schmerz und
Schmerztherapie“ ist eines der Schwerpunktthemen des diesjährigen
Schmerzkongresses der Deutschen Schmerzgesellschaft und der DMKG. Auf der
Pressekonferenz am 19. Oktober 2023 werden Expertinnen und -experten
Möglichkeiten zur Verbesserung der Schmerzbewältigung und -therapie
vorstellen.

Schmerz ist ein komplexes und individuelles Phänomen, das nicht nur von
körperlichen und psychischen, sondern auch von sozialen Faktoren
beeinflusst wird. Forschungsergebnisse zeigen, dass das soziale Umfeld
eine wichtige Rolle bei der Schmerzwahrnehmung eines Menschen spielen
kann. Laut Studien trägt die Art der Interaktion der Betroffenen mit
Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten sowie mit dem
Freundeskreis oder Angehörigen entscheidend dazu bei, wie stark Schmerzen
empfunden werden (1,2). „Schmerzen und deren Bewältigung hängen stark von
der Anteilnahme ab, sei es durch die Anwesenheit vertrauter Personen oder
durch einfache Gesten wie das Halten einer Hand“, erklärt Dr. Judith
Kappesser, Psychologin an der Universität Gießen.

Obwohl das biopsychosoziale Modell von Schmerz weitgehend anerkannt ist
und die Definition der International Association for the Study of Pain von
2020 den Einfluss sozialer Faktoren betont, wurden soziale Faktoren bisher
nicht ausreichend erforscht. „Das ist aus wissenschaftlicher und
klinischer Perspektive erstaunlich, da das Schmerzerleben in einem
sozialen Kontext stattfindet und die soziale Umgebung maßgeblich
beeinflusst, wem gegenüber wir mit welchen Verhaltensweisen ausdrücken,
dass wir Schmerzen haben“, so Kappesser.

„Das Vorhandensein unterstützender Beziehungen kann Schmerzen subjektiv
weniger intensiv erscheinen lassen, da emotionale Unterstützung Stress und
Angst reduzieren kann. Umgekehrt kann soziale Isolation Schmerzen
verstärken, da Einsamkeit die psychische Belastung erhöhen kann – wie wir
es während der Corona-Pandemie vielfach erlebt haben“, sagt auch Professor
Dr. Thomas Fischer, Präsident des diesjährigen Schmerzkongresses, der die
sozialen Aspekte von Schmerz und Schmerztherapie zu einem Schwerpunktthema
gemacht hat. Während eine positive Unterstützung das Wohlbefinden der
Betroffenen verbessern könne, wirke sich eine übermäßige Besorgnis der
Angehörigen negativ auf das Schmerzerleben aus. (3)

In einer Studie wurde beobachtet, dass allergische Hautreaktionen am
stärksten zurückgingen, wenn Ärztinnen und Ärzte nicht nur fachliche
Kompetenz zeigten, sondern auch empathisch handelten. Dazu gehörten Gesten
wie die Betroffenen mit Namen anzusprechen, sich neben sie zu setzen,
Blickkontakt zu halten und aufmunternd zu lächeln (4).

Insgesamt unterstreichen diese Ergebnisse die zentrale Bedeutung des
sozialen Kontextes für die Wahrnehmung von Schmerzen und deren Behandlung.
„Der soziale Kontext ist ein entscheidender Faktor im gesamten
Heilungsprozess“, sagt Kappesser abschließend (5).

Literatur:
(1)     Krahé, C., Springer, A., Weinman, J. A. & Fotopoulou (2013). The
social modulation of pain: others as predictive signals of salience – a
systematic review. Frontiers in Human Neuroscience, 7, 386. doi:
10.3389/fnhum.2013.00386

(2)     Hillmer, K., Kappesser, J. & Hermann, C. (2021). Pain modulation
by your partner: an experimental investigation from a social-affective
perspective. PLoS ONE, 16, e0254069. doi: 10.1371/journal.pone.0254069

(3)     Nicholas, M. K. (2022). The biopsychosocial model of pain 40 years
on: time for a reappraisal? Pain, 163, S3-S14. doi:
10.1097/j.pain.0000000000002654

(4)     Howe, L. C., Leibowith, K. A. & Crum, A. J. (2017). When your
doctor “Gets It” and “Gets You”: the critical role of competence and
warmth in the patient-provider interaction. Frontiers in Psychiatry, 10,
475. doi: 10.3389/fpsyt.2019.00475

(5)     Wampold, B. E. (2021). Healing in a social context: the importance
of clinician and patient relationship. Frontiers in Pain Research, 2,
684768. doi: 10.3389/fpain.2021.684768

Bei Abdruck Beleg erbeten.

Terminhinweis:

Hybrid-Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses
(18. bis 21. Oktober 2023) der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und der
Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG)

„Im Team Grenzen überwinden“

Termin: Donnerstag, 19. Oktober 2023, 11.15 bis 12.15 Uhr,
Bruno-Schmitz-Saal, Congress Center Rosengarten Mannheim
Online-Anmeldung:
https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_hEaVAjgiRKC77OG1n13f_w
Anmeldung in Präsenz: schoeffmann@medizinkommunikation.org

Vorläufige Themen und Referierende:

Der Schmerzkongress 2023 – Highlights und Sitzungsempfehlungen
Professor Dr. rer. cur. Thomas Fischer, Professor für
Pflegewissenschaften, Evangelische Hochschule Dresden und
Privatdozent Dr. med. Lars Neeb, Facharzt für Neurologie, Helios Global
Health Berlin
Kongresspräsidenten des Deutschen Schmerzkongresses 2023

Ein Mann kennt keinen Schmerz – eine Frau umso mehr? Welche
geschlechtsspezifischen Klischees und Aspekte haben Einfluss auf die
Schmerztherapie?
Dr. med. Bianca Raffaelli, Fachärztin für Neurologie, Charité
Universitätsmedizin Berlin, und Mitglied Junge DMKG und
Dr. med. Daniela Rosenberger, Assistenzärztin der Anästhesie,
Universitätsklinikum Münster und Mitglied Junge Schmerzgesellschaft

Ständig (Kopf-)Schmerzen? Wie können VR-Brillen, Smartphone-Apps und
andere digitale Anwendungen helfen?
Professor Dr. Axel Schäfer, Professor für Therapieforschung und
Physiotherapeut, Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim

Schmerzen hat man nicht alleine – wie das soziale Umfeld das
Schmerzerleben beeinflusst und was Partner, Freunde und Kollegen tun
können
Dr. Judith Kappesser, Psychologische Psychotherapeutin und Spezielle
Schmerzpsychotherapeutin, Justus-Liebig-Universität Gießen

Krankenhausreform: die Zukunft der Schmerztherapie bestmöglich gestalten –
was es jetzt dafür braucht
Professor Dr. med. Frank Petzke, Facharzt für Anästhesiologie, Spezieller
Schmerztherapeut, Klinik für Anästhesiologie, Universitätsmedizin
Göttingen und Designierter Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft

Moderation: Katharina Weber, Thieme Communications

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Leitlinienempfehlungen zur invasiven Behandlung von Patient:innen mit koronarer Herzerkrankung und Hauptstammstenose

Europäische Fachgesellschaften für Herzchirurgie (EACTS) und Kardiologie
(ESC) verabschieden eine aktuelle Bewertung der Leitlinienempfehlungen zur
invasiven Behandlung von Patient:innen mit koronarer Herzerkrankung und
Hauptstammstenose.

Das Herzkranzgefäßsystem besteht aus drei großen Arterien, von denen zwei
aus der linken Herzkranzarterie, dem sogenannten Hauptstamm, entspringen.
Durch den Hauptstamm werden mehr als 60 Prozent des Blutes zum Herzen
transportiert. Daher hat dieser für die Sauerstoffversorgung des
Herzmuskels eine entscheidende Bedeutung. Eine Verengung führt in Folge zu
einer Minderversorgung des Herzmuskels: Bei der koronaren Herzerkrankung
(KHK) führen arteriosklerotische Veränderungen in den Herzkranzgefäßen
(sog. Plaques) zu Verengungen der Blutstrombahn. Unter körperlicher
Belastung reicht der Blutfluss dann nicht mehr aus, und betroffene
Menschen verspüren in Folge Symptome einer Brustenge (Angina pectoris)
oder auch Luftnot. Wenn die arteriosklerotischen Plaques aufbrechen
(rupturieren) und Blutgerinnsel bilden, kann es zu einem akuten
Gefäßverschluss kommen. Dies ist der häufigste Mechanismus für das
Entstehen eines akuten Herzinfarktes.

In diesem Falle ist vor allem die Wiederherstellung der Durchblutung des
Herzmuskelgewebes hinter dem Gefäßverschluss – entweder durch
Wiedereröffnung mittels Intervention (Stentimplantation bei PCI) oder auch
die Überbrückung des Gefäßverschlusses durch eine aorto-koronare
Bypassoperation (ACB) – aktuell die Therapie der Wahl.

Bei Vorliegen einer chronischen KHK besteht die Wirkung von Bypass oder
Stent nicht nur in der Linderung der Beschwerden, sondern dient
insbesondere auch der Prävention zukünftiger Herzinfarkte. Da besonders
bei komplexer KHK (d.h., Plaques in mehreren Gefäßen) die Bypassoperation
das Risiko zukünftiger Herzinfarkte deutlicher reduziert als die
Behandlung durch eine PCI, ist diese bei Patient:innen mit
Hauptstammstenose der Stentimplantation überlegen.

Die von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
e.V. (DGTHG) und der Deutschen Gesellschaft für  Kardiologie – Herz- und
Kreislaufforschung e.V. (DGK) gemeinsam erstellten Leitlinien* geben
hierfür Handlungsempfehlungen.

Aufgrund unterschiedlicher Darstellungen von wissenschaftlichen
Ergebnissen in der sog. EXCEL Studie war es vor einiger Zeit zu einem
öffentlichen Diskurs der europäischen Fachgesellschaften für Kardiologie
und Herzchirurgie bezüglich der Interpretation der Daten bei Vorliegen
einer sogenannten Hauptstammstenose gekommen.

Die EXCEL Studie zeigte einen signifikanten Überlebensvorteil für
Patient:innen, die eine Bypass-Operation erhielten gegenüber denen, die
eine Stentimplantation bekamen. Dieser Vorteil wurde in den Leitlinien
jedoch nicht angemessen berücksichtigt. Zur genauen Klärung wurde eine
neutrale Analyse aller verfügbaren Daten aus insgesamt vier verschiedenen
Studien durchgeführt, die die Überlegenheit der Bypassoperation gegenüber
der PCI zwar nicht im Gesamtüberleben, allerdings ein deutlich geringeres
Risiko bypassoperierter Patienten für einen zukünftigen Herzinfarkt
nachwies. Diese und weitere Erkenntnisse aus den letzten Jahren führten zu
einer Aktualisierung (Guideline-Review) der Leitlinien-Empfehlungen aus
dem Jahr 2018 für die Behandlung der Hauptstammstenose bei Patient:innen
mit niedrigem Risiko für beide Verfahren:

Nach dem aktuellen Konsens erhält die koronare Bypassoperation nun die
höchste Empfehlung (Klasse IA), und die Stentimplantation die zweithöchste
(Klasse IIA). Ergänzende Tabellen bilden zudem spezifisch ab, wann welches
Verfahren bevorzugt zum Einsatz kommen sollte. Prinzipiell sollte das zu
erwartende Langzeitergebnis besonders betrachtet werden. Nach Angabe der
DGTHG ist es daher wichtig zu beachten, dass das kurzfristige
Sterblichkeitsrisiko (sog. 30-Tage Sterblichkeit) bei beiden Verfahren
trotz der Unterschiede in der Invasivität gleich niedrig ist. Der Konsens
der beiden Fachgesellschaften betont zudem die gemeinsame
Entscheidungsfindung im sogenannten Herzteam für alle betroffenen
Patient:innen. Dies unterstreicht erneut die Notwendigkeit
patientenindividueller Therapieempfehlungen.

*2022 Joint ESC/EACTS review of the 2018 guideline recommendations on the
revascularization of left main coronary artery disease in p

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Wir brauchen einen fairen und nachhaltigen Mulitlateralismus.”

World Health Summit 2023 endet mit klaren Forderungen. In den Panels: Mehr
Sprecherinnen als Sprecher.

Der World Health Summit 2023 ist nach drei Tagen mit 370 Sprecher:innen in
63 Sessions am Nachmittag zu Ende gegangen. Rund 3.100 Teilnehmer:innen
aus 106 Ländern waren vor Ort in Berlin. Online hatte der WHS 2023 bislang
insgesamt über 12.000 Views. Hinzu kommen mehr als 60.000 Views über die
Social Media Kanäle WHO, wo die Reden von WHO-Generaldirektor Tedros auf
dem World Health Summit live gestreamt wurden.

Es gab beim WHS 2023 mehr Sprecherinnen als Sprecher: 52% Frauen, 48%
Männer. Bei den Teilnehmer:innen gaben 55% weiblich an und 44% männlich.

Bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung am Sonntag, den 15.10. waren
mehr als 1.500 Teilnehmer:innen vor Ort in Berlin.

Im Mittelpunkt des letzten Tages standen die zentrale
Abschlussveranstaltung des World Health Summit 2023 sowie der Klimawandel
vor allem in Bezug auf Gesundheit.

“Die Auswirkungen der dreifachen planetaren Krise aus Klimawandel,
Artensterben und Umweltverschmutzung belasten sowohl den Menschen als auch
die Umwelt”, erklärte Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt,
Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Dies gelte
besonders für die Klimakrise, deren Folgen für die Gesundheit bereits
überall auf der Welt spürbar seien. „Deshalb ist Klimaschutz immer auch
Gesundheitsschutz“, so Lemke.

Die Forderung nach einem Aufbau klimaresistenter, kohlenstoffarmer und
nachhaltiger Gesundheitssysteme steht im Zentrum einer gemeinsamen
Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des World Health
Summit, dem “Statement on Green Health”: “Es liegt in unserer
Verantwortung als führende Vertreter des Gesundheitswesens auf dem World
health Summit, ein Ende des "business as usual" in Bezug auf
Klimamaßnahmen zu fordern und uns mit Entschlossenheit auf die Seite der
Gesundheit und der Gerechtigkeit zu stellen.”

Das vollständige Statement zu Green Health können Sie hier lesen:
https://www.worldhealthsummit.org/media/publications.html#c118191

Auf der zentralen Abschlussveranstaltung rief World Health Summit
Präsident Axel R. Pries zur internationalen Zusammenarbeit auf: “Die
globale Gesundheitsgemeinschaft muss eine Vorreiterrolle für
internationale Partnerschaft und Zusammenarbeit übernehmen, um die
wachsenden Herausforderungen bei der Schaffung gesunder Lebensbedingungen
weltweit zu bewältigen”.

Der Aufruf zu einem fairen und nachhaltigen Multilateralismus und zur
Verbesserung der weltweiten Gesundheitsversorgung in Zeiten des
Klimawandels sind auch die Themen der M8 Alliance Declaration zum
Abschluss des World Health Summit. Die zentralen Forderungen: “Weg von der
Fragmentierung, hin zu Kooperation und Integration,  Beseitigung der
Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Ländern, Berücksichtigung der
Bedürfnisse der am meisten gefährdeten Menschen.”

Die M8 Alliance mit 31 Mitgliedern in aller Welt ist das akademische
Rückgrat des World Health Summit.

Die gesamte Erklärung ist hier abrufbar:
https://www.worldhealthsummit.org/media/publications.html#c112246

Auf der Agenda des World Health Summit 2023 unter dem Motto “A Defining
Year for Global Health Action” (Ein wegweisendes Jahr für globale
Gesundheitsmaßnahmen) standen Themen wie Klimawandel und Gesundheit,
Pandemieprävention, digitale Technologien, die Rolle der G7 und G20 in der
globalen Gesundheit und 75 Jahre WHO.

Presseinformationen und -fotos finden Sie im Press Kit:
https://www.worldhealthsummit.org/media/presskit.html

Die Aufzeichnungen aller Sessions stehen hier zur Verfügung:
https://www.youtube.com/worldhealthsummit
Bilder können nach Absprache genutzt werden. Quelle: World Health Summit

Der World Health Summit ist die weltweit führende internationale Konferenz
zu globaler Gesundheit. Ziele des WHS sind, innovative Lösungen zur
Verbesserung der globalen Gesundheit zu entwickeln, Austausch zu fördern,
globale Gesundheit als zentrales politisches Thema zu implementieren,
sowie die globale Gesundheitsdebatte im Sinne der UN-Ziele für nachhaltige
Entwicklung (SDGs) voranzutreiben. Das Forum wurde 2009 an der Charité –
Universitätsmedizin Berlin gegründet. Der World Health Summit 2023 stand
erneut unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Olaf Scholz,
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und dem Generaldirektor der
Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus.

World Health Summit 2023
15.-17. Oktober
Berlin, Germany & Digital
https://www.worldhealthsummit.orgSave the Date
World Health Summit 2024
13.-15. Oktober
Berlin, Germany & Digital
Twitter: @WorldHealthSmt
LinkedIn, Facebook, Instagram: @worldhealthsummit

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