Wenn man aufgeregt ist, dann kann man nicht schlafen. Das kennt jeder.
Diese Aufregung ist zumeist gedanklich bedingt. Man grübelt über Probleme
und findet nicht zur Ruhe. Daraus kann sich eine Ein- und
Durchschlafstörung, eine sogenannte Insomnie, herausbilden – und sogar
chronisch werden. Um dies zu verhindern, gibt es schlafhygienische
Maßnahmen oder Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie. Das hilft
vielen Menschen, manchen aber auch nicht. Für diese Gruppe von Patienten
verfolgen Psychologen den Ansatz, dass es helfen könnte, sich nicht allein
mit den Gedanken, die sich ein Mensch macht, zu beschäftigen, sondern auch
damit, wie derjenige diese bewertet.
Die Psychologie nennt das Metakognition und gemeint ist das „Denken“ über
die eigenen Gedanken, wie ich diese bewerte, und welche Schlüsse ich
daraus ziehe. „Einfaches Beispiel: ich liege nachts im Bett und denke,
dass ich ja schon wieder nicht schlafen kann. Jetzt ist die Frage, wie ich
mit diesen Gedanken umgehe“, erklärt Dipl.-Psych. Markus. B. Specht,
Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Schlafmedizin der DKD HELIOS
Klinik Wiesbaden. Er sieht genau diesen Punkt als große Chance für
Menschen mit gestörtem Schlaf: „Wenn ich dann in dieser Situation versuche
meine Gedanken in anderer Art und Weise als bisher zu überdenken und zu
bewerten, bricht das womöglich den Teufelskreis aus negativen Gedanken und
negativen Metakognitionen auf.“ Das passiere nicht ad hoc, so Markus
Specht, aber es ist eine Herangehensweise, die helfen könnte. Der
Behandlungsansatz in der Verhaltenstherapie ist es, mit den Patienten die
Metakognitionen herauszuarbeiten und darüber auch den augenblicklichen
Gedanken ihre negative Bedeutung zu nehmen. „Es geht darum, falsche
Überzeugungen in der Therapie zu entkräften und somit auch die negativen
Gedanken, die damit verbunden sind, sich nicht verfestigen zu lassen“,
erklärt Specht.
Tatsächlich wird die Metakognition in der Praxis bislang selten
angewendet. Das liegt daran, dass dafür eine sehr spezialisierte
Ausbildung sinnvoll ist und diese aktuell noch nicht genug
Psychotherapeuten machen. Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) findet erstmalig ein
Symposium zu diesem Thema statt. „Unser Ziel ist es, diese
Behandlungsmöglichkeit bekannter zu machen und den Kollegen die
Möglichkeiten zu zeigen, die dieser Ansatz für Betroffene bietet“, erklärt
Markus Specht, der auch im DGSM-Vorstand aktiv ist. Erste Studien, die im
Symposium vorgestellt werden, unterstützen den Nutzen von Metakognition in
einer Verhaltenstherapie bei Insomnie. Eine der Studien fand zudem heraus,
dass Patienten mit stärkerer Insomnie auch deutlich mehr von
schlafbezogenen Metakognitionen betroffen sind. Was ja vermuten lässt,
dass eine metakognitive Intervention in einer Therapie hier positiv
entgegenwirken könnte. Aber dies lässt sich mit Sicherheit erst sagen,
wenn die Forschung mehr Ergebnisse liefert zum Bewusstsein für die eigenen
Denkprozesse.
Der Jahreskongress der DGSM vom 7.-9.12. 2023 im Estrel Congress Center
Berlin bietet ein Update zu Schlaferkrankungen aller Art und stellt neue
schlafmedizinische Forschungen vor. Medienvertreter sind herzlich zur
Teilnahme am Kongress sowie bei Interesse an einem bestimmten Thema zu
Hintergrundgesprächen und Interviews eingeladen! Zur Expertenvermittlung
und zur Akkreditierung senden Sie bitte eine Mail an
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