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Rauscharme Verstärker des Fraunhofer IAF an Bord des Arctic Weather Satellite

Erstmals genaue Wetterdaten für die Arktis erheben und weltweit
Vorhersagen sowie Klimabeobachtungen verbessern – das ist die Aufgabe des
Arctic Weather Satellite, den die ESA Mitte August auf den Weg zu seiner
erdnahen Umlaufbahn geschickt hat. Das hochmoderne Mikrowellenradiometer,
das er dafür nutzt, enthält vier rauscharme Verstärker des Fraunhofer IAF
mit weltweit führender InGaAs-mHEMT-Technologie. Auf der EuMW 2024 in
Paris präsentiert das Freiburger Institut vom 24. bis zum 26. September
Ausstellungsexemplare der im AWS verbauten Verstärker ebenso wie weitere
Hochfrequenzelektronik aus den Anwendungsbereichen
Satellitenkommunikation, Mobilfunk oder Tieftemperatur-Messtechnik.

Der Arctic Weather Satellite (AWS) der Europäischen Raumfahrtorganisation
(European Space Agency, ESA) wurde am 16. August 2024 auf die Reise zu
seiner polaren Umlaufbahn in 600 km Höhe über der Erde geschickt. Mit an
Bord: Vier rauscharme Verstärker (low-noise amplifiers, LNAs) des
Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF aus Freiburg. Sie
bilden wesentliche Bestandteile des passiven Mikrowellenradiometers, mit
dem der AWS Temperatur und Feuchtigkeit in der Arktis so präzise wie nie
zuvor misst. Dies soll dazu beitragen, sowohl die Arktis als auch den
Klimawandel, der in ihr besonders sichtbar wird, besser zu verstehen. Ist
die Mission erfolgreich, plant die ESA eine weltumspannende Konstellation
aus baugleichen Kleinsatelliten in das Weltall zu bringen, um im globalen
Maßstab präzisere und kurzfristigere Wettervorhersagen (›Nowcasting‹)
sowie Klimabeobachtungen zu ermöglichen.

Die Aufgabe von LNAs in technischen Systemen besteht darin, die Qualität
eingehender Signale zu verbessern. Wie ihr Name schon sagt, verstärken sie
schwache Signale und verursachen dabei möglichst geringe störende
Hintergrundgeräusche (Rauschen), damit Signale leichter erkannt und
analysiert werden können. Auf diese Weise erhöhen LNAs die Empfindlichkeit
von Systemen.

»Je leistungsfähiger ein rauscharmer Verstärker ist, desto genauer und
zuverlässiger kann ein System Daten erheben. Bei der satellitenbasierten
Erdbeobachtung spielen sie eine große Rolle, da die Mikrowellenstrahlung,
die das Satellitenradiometer erreicht, sehr schwach ist«, erläutert Dr.
Fabian Thome, Stellvertretender Geschäftsfeldleiter Hochfrequenzelektronik
am Fraunhofer IAF. »Es ist eine großartige Bestätigung und Motivation,
dass wir mit unseren LNAs zur besseren Erforschung der Arktis und ihrer
Auswirkungen auf das Weltklima beitragen können.«

Fraunhofer IAF trägt LNAs für Frequenzbereiche um 54, 89 und 170 GHz zum
AWS-Radiometer bei

Das Mikrowellenradiometer des AWS besteht aus einer Drehantenne, die die
von der Erdoberfläche ausgehende natürliche Mikrowellenstrahlung aufnimmt
und an vier Hornantennen sowie vier Empfänger weiterleitet. Antenne und
Empfänger gehören jeweils zu einer von vier Gruppen aus insgesamt 19
Kanälen, die zusammen ein Frequenzspektrum von 50 bis 325 GHz abdecken:
Acht Kanäle mit Frequenzen von 50 bis 58 GHz messen die Temperatur, ein
Kanal mit 89 GHz erkennt Wolken, ein weiterer bei 165,5 GHz sowohl Wolken
als auch Feuchtigkeit, fünf Kanäle zwischen 176 und 182 GHz sind nur für
die Feuchtigkeit zuständig, während zuletzt vier Kanäle bei 325 GHz
plus/minus 1,2 bis 6,6 GHz Feuchtigkeit messen sowie ebenfalls Wolken
erfassen. Mit dieser technischen Ausstattung ist es dem Radiometer
möglich, hochauflösende vertikale Feuchtigkeits- und Temperaturprofile
unter allen Wetterbedingungen zu erstellen.

Das Fraunhofer IAF hat insgesamt vier LNAs für drei der vier Kanalgruppen
bereitgestellt: ein Modul für den Frequenzbereich um 54 GHz, zwei
identische Module für 89 GHz, die für eine größere Gesamtverstärkung in
Reihe geschaltet wurden, und ein Modul für den 170-GHz-Bereich. Die
Forschenden haben bewährte Technologien auf Basis des
Verbindungshalbleiters Indiumgalliumarsenid (InGaAs) weiterentwickelt und
auf ihrer Grundlage metamorphe Transistoren mit hoher
Elektronenbeweglichkeit (metamorphic high-electron-mobility transistors,
mHEMTs) für monolithisch integrierte Mikrowellenschaltungen (monolithic
microwave integrated circuits, MMICs) realisiert.

Weltweit führende InGaAs-mHEMT-Technologie für LNA-MMICs

»Bei der Entwicklung von Transistoren und Schaltungen für
satellitengestützte Radiometrie-Systeme ist das Fraunhofer IAF weltweit
führend. Unsere Module definieren in vielen Leistungsbereichen den
aktuellen Stand der Technik«, betont Thome. Dies zeigt sich auch am
Beispiel der Module für das AWS-Radiometer: In Tests hat der LNA für den
Frequenzbereich um 54 GHz bei einer Verstärkung von 31 bis 28 dB eine
Rauschzahl von 1,0 bis 1,2 dB erreicht und verbessert damit deutlich den
Stand der Technik. Die anderen AWS-LNAs bewegen sich mit Rauschzahlen von
1,9–2,3 dB bei 23–25 dB Verstärkung (89 GHz) und 3,3–4,1 dB bei 25–30 dB
Verstärkung genau im Bereich des aktuellen Stands der Technik (John et al.
2023).

Bei der Entwicklung der Module arbeiteten die Forschenden eng mit dem
direkten Auftraggeber ACC Omnisys (AAC Clyde Space) aus Schweden zusammen,
der das Radiometersystem für OHB Sweden und die ESA gebaut hat. Bei der
Entwicklung und Fertigung der Module konnte das Fraunhofer IAF seine
Forschungsinfrastruktur und das Know-how seiner Mitarbeitenden entlang der
gesamten Wertschöpfungskette zum Einsatz bringen: Teams aus den Bereichen
Mikroelektronik, Epitaxie, Technologie und Feinmechanik haben eng
zusammengearbeitet und vom Schaltungsentwurf über Materialwachstum,
-bearbeitung und -messung sowie Prozessierung, Vereinzelung, Aufbautechnik
bis hin zum Modulbau und der -integration alle wesentlichen Schritte bis
zum einsatzbereiten LNA-Module am Fraunhofer IAF durchgeführt. Eine erste
Qualifikation der Module für den Einsatz im Weltall fand ebenfalls am
Institut statt, bevor die Hardware für die Receiver-Integration übergeben
wurde.

AWS und EPS-Sterna: Mit New Space zu präziseren Wettervorhersagen,
Nowcasting und Klimabeobachtung

Die Mission des AWS besteht darin, erstmals genauere Wetterdaten für die
Arktis zu ermitteln, die kurzfristige Vorhersagen für die Polarregion
ermöglichen – bis hin zum sogenannten Nowcasting, das Vorhersagen für die
nächsten Stunden bezeichnet. Da die Arktis das weltweite Wetter stark
beeinflusst, ermöglichen die Daten auch bessere globale Wettervorhersagen.
Das gilt auch für das Klima: Der Klimawandel schreitet in der Arktis
schneller voran als in anderen Regionen der Welt. Zugleich wirken sich
Veränderungen in der Arktis aufgrund von Rückkopplungseffekten auf das
Weltklima aus.

Im Erfolgsfall soll eine ganze Konstellation von baugleichen
Kleinsatelliten dem AWS folgen: das EUMETSAT Polar System – Sterna (EPS-
Sterna). Geplant ist, immer sechs Satelliten zur gleichen Zeit auf drei
verschiedenen Erdumlaufbahnen langfristige Wetterdaten der Polarregionen
erheben zu lassen. Das Satellitenset wird dreimal erneuert, so dass
insgesamt 18 Satelliten zum Einsatz kommen. Zwei Satelliten sind als
Ersatz eingeplant. 2029 soll der erste von sechs EPS-Sterna-Satellit
starten.

Mit diesem Vorhaben verfolgt die ESA erstmals den New-Space-Ansatz, der
sich dadurch auszeichnet, dass Projekte in kürzester Zeit mit deutlich
geringerem Ressourceneinsatz durchgeführt werden. Im Fall des AWS, dessen
Gesamtmasse nur 150 kg beträgt, vergingen vom Projekt- bis zum
Raketenstart nur drei Jahre, in denen ein Bruchteil der Kosten verglichen
mit früheren Projekten anfiel. Weitere Vorteile von New Space bestehen in
der größeren Resilienz von Konstellationen – der Ausfall eines Satelliten
im Verbund kann kompensiert bzw. schnell und günstig ersetzt werden – und
in der Flexibilität von Missionen, die bei Bedarf ohne großen
Ressourceneinsatz verlängert oder verkürzt werden können.

Fraunhofer IAF auf der EuMW 2024

Vom 24. bis zum 26. September 2024 präsentiert das Fraunhofer IAF
Ausstellungsexemplare der im AWS-Radiometer verbauten LNA-Module ebenso
wie weitere Hochfrequenzelektronik aus den Anwendungsbereichen
Satellitenkommunikation, Mobilfunk oder Tieftemperatur-Messtechnik auf der
diesjährigen European Microwave Week (EuMW) in Paris (Stand: 202K).

Forschende sind außerdem mit folgenden Themen im Konferenzprogramm
vertreten:

Sonntag, 22.9., 8:30–12:20 Uhr, WS09 EuMC, Raum 725–726
Dr. Laurenz John: »THz circuit and front-end developments based on InGaAs-
channel mHEMT devices«

Montag, 23.9., 8:30 Uhr, EuMIC03, Raum E04
Dr. Axel Tessmann: »High-Gain 664 GHz Low-Noise Amplifier Modules Based on
Advanced InGaAs HEMT Technologies«

Montag, 23.9., 16:50 Uhr, EuMIC14-3, Raum E02
Dr. Philipp Neininger: »mm-Wave GaN Varactors and E-/W-Band Phase Shifter«

Am Mittwoch, den 25. September, können Studierende und Berufseinsteigende
aus dem Fachbereich Mikrowellentechnologie das Fraunhofer IAF zudem beim
Young Professionals’ Career Event kennenlernen, das von 12 bis 15 Uhr in
Halle 7.3 der Paris Expo Porte de Versailles stattfindet. Die Teilnahme
ist kostenlos. Ab 19 Uhr findet im Chalet du Lac (avenue Anna
Politovskaïa, 75012 Paris) die dazugehörige Career Party statt. Tickets
dafür erhalten Interessierte beim Nachmittagsevent.

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Über das Fraunhofer IAF

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF ist eine der
weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf den Gebieten der
III/V-Halbleiter und des synthetischen Diamanten. Auf Basis dieser
Materialien entwickelt das Fraunhofer IAF Bauelemente für zukunftsweisende
Technologien, wie elektronische Schaltungen für innovative Kommunikations-
und Mobilitätslösungen, Lasersysteme für die spektroskopische Echtzeit-
Sensorik, neuartige Hardware-Komponenten für Quantencomputer sowie
Quantensensoren für industrielle Anwendungen. Mit seinen Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten deckt das Freiburger Forschungsinstitut die gesamte
Wertschöpfungskette ab – angefangen bei der Materialforschung über Design
und Prozessierung bis hin zur Realisierung von Modulen, Systemen und
Demonstratoren. https://www.iaf.fraunhofer.de

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Ökologisch nachhaltige Technologien im Fokus – FMD richtete erstes Green ICT Camp für Studierende aus

Das Kompetenzzentrum »Green ICT @ FMD« veranstaltet die Camps, um Studierenden im Bereich ressourcenschonende IKT wichtige Einblicke in die Forschungslandschaft und -infrastruktur zu geben und sie miteinander sowie mit wichtigen Stakeholdern zu vernetzen.  Fraunhofer Mikroelektronik
Das Kompetenzzentrum »Green ICT @ FMD« veranstaltet die Camps, um Studierenden im Bereich ressourcenschonende IKT wichtige Einblicke in die Forschungslandschaft und -infrastruktur zu geben und sie miteinander sowie mit wichtigen Stakeholdern zu vernetzen. Fraunhofer Mikroelektronik

Das »Green ICT Camp« fand vom 2. bis 6. September in Berlin statt. 40
Studierende aus ganz Deutschland befassten sich eine Woche lang mit den
Themen nachhaltige Technologieentwicklung und Forschungsmöglichkeiten im
Bereich grüner Mikroelektronik. Ausgerichtet wurde das Camp im Rahmen des
Kompetenzzentrums für ressourcenbewusste Informations- und
Kommunikationstechnik »Green ICT @ FMD« von Fraunhofer IZM, Fraunhofer HHI
und dem Ferdinand-Braun-Institut.

Mit dem einwöchigen Event ermöglichte die Forschungsfabrik Mikroelektronik
Deutschland (FMD) den jungen Talenten tief in die Umweltauswirkungen
unserer digitalen Welt einzutauchen und nachzuvollziehen, wie sie aktiv
ressourcenschonende Mikroelektronik in Zukunft mitgestalten können. Denn
in einer Welt, in der Technologie unseren Alltag dominiert und die
Digitalisierung stetig voranschreitet, ist es wichtiger denn je, die
Umweltauswirkungen unserer digitalen Helfer zu verstehen und sie bereits
bei ihrer Entstehung zu minimieren.

Forschung und Entwicklung für ressourceneffiziente Mikroelektronik –
studienbegleitender Support aus erster Hand

Für die inhaltlichen Schwerpunkte während des Green ICT Camps sorgten die
Expertinnen und Experten aus den in der FMD kooperierenden Instituten
Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH)
und Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM.
Diese gaben ihr technologisches Know-how zu Themen wie CO2-Fußabdruck,
Ökobilanzierung und Produkt-Lebenszyklusanalyse mit dem speziellen Fokus
auf Netzwerkinfrastrukturen weiter – Wissen, welches die Studierenden
direkt in Gruppenarbeiten und eigenen Projektideen anwenden konnten.
Anschauliche Beispiele aus der Industrie und spannende Einblicke in das
Zusammenspiel von Technologie, Innovation und Nachhaltigkeit brachten die
Firmen Nokia, AVM und Rohde & Schwarz mit.

Das intensive Programm mit praxisorientierten Vorlesungen und zahlreichen
Workshops wurde durch spannende Führungen am Ferdinand-Braun-Institut,
Fraunhofer IZM und Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-
Hertz-Institut, HHI ergänzt, bei denen die Studentinnen und Studenten jede
Menge Einblicke in die Labore und die Tätigkeiten der Forschenden im
Bereich grüne Mikroelektronik und ressourcenbewusste Informations- und
Kommunikationstechnik (IKT, engl. ICT) erhielten.

Neugierige und hochmotivierte Teilnehmende beim Camp zu energieeffizienten
Netzwerkinfrastrukturen

An den fünf Tagen des Green ICT Camps brachten die Studentinnen und
Studenten mit großer Begeisterung ihre Perspektiven aus den
unterschiedlichsten Studienrichtungen ein: von Elektrotechnik und
Informatik über Umwelttechnik und Ressourcenmanagement bis hin zum
Produktdesign war für große Interdisziplinarität gesorgt.

Aber auch der Austausch untereinander kam nicht zu kurz. Durch zahlreiche
Networking-Möglichkeiten und ein vielseitiges Rahmenprogramm, das
Teambuilding-Aktivitäten und einen Galaabend mit Science Slam einschloss,
bot sich den Teilnehmenden die perfekte Gelegenheit, neue Kontakte zu
knüpfen und die eigenen Soft Skills weiterzuentwickeln. Für viele
Studierende war das Camp nicht nur eine Wissensquelle, sondern auch ein
Sprungbrett für ihre zukünftige Karriere im Bereich nachhaltiger
Technologien.

»Im Camp konnte man sich sehr gut mit anderen Leuten vernetzen. Es gab
Gruppenprojekte, in denen man direkt mit den anderen Teilnehmenden
zusammengearbeitet hat und auch Teambuilding-Maßnahmen, die Spaß gemacht
haben und wodurch man sich auch außerhalb von der Thematik kennenlernen
konnte. Für die Zukunft nehme ich mit, dass es in verschiedenen
Studiengängen Schnittstellen gibt und dass man gut mit Leuten aus anderen
Bereichen zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen kann.«, fasst die
Studentin an der TU Braunschweig Marie Krug zusammen.

Förderung junger Talente im Bereich nachhaltiger Technologien: Zwei
weitere Green ICT Camps für 2025 geplant

»Wir haben während der Durchführung des ersten Camps zu energieeffizienten
Netzwerkinfrastrukturen gesehen, wie sehr unseren jungen Studierenden
bereits das Thema ökologische Nachhaltigkeit von IKT am Herzen liegt und
dass sie dieses fächerübergreifend auch in ihren akademischen Ausbildungen
integrieren möchten. Hier versuchen die Expertinnen und Experten des
Kompetenzzentrums Green ICT @ FMD mit der Durchführung der Studierenden-
Camps eine Lücke zu schließen und durch die Vermittlung der neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse den Einstieg in diese Forschungsthematik
und in das spätere Berufsleben zu erleichtern.«, stellte Dr. Manuel
Thesen, Projektleiter des »Green ICT @ FMD«, die Wichtigkeit solcher
Formate für Nachwuchsförderung heraus.

Nach dem erfolgreichen Startschuss in Berlin stehen die nächsten beiden
Green ICT Camps bereits in den Startlöchern. Vom 24. bis zum 28. März 2025
geht es in Erlangen/Nürnberg mit dem Thema »Sensor-Edge-Cloud« weiter,
gefolgt von einem dritten Camp vom 1. bis zum 5. September 2025 in
Dresden, das das Thema »Ressourcenschonende Produktion von
mikroelektronischen Komponenten und Bauteilen« aufgreifen wird. Mehr
Informationen unter: https://greenict.de/camp/

Über die FMD und »Green ICT @ FMD«

Die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) ist eine
Kooperation des Fraunhofer-Verbunds Mikroelektronik mit den Leibniz-
Instituten FBH und IHP und verbindet seit 2017 wissenschaftlich exzellente
Technologien und Systemlösungen ihrer 13 kooperierenden Institute. Das
2022 gestartete Projekt »Green ICT @ FMD« ist eine Erweiterung der FMD um
das Thema Ressourcenschonung und Reduktion des CO2-Footprints in der
Entwicklung, der Produktion und dem Betrieb von ICT-Anwendungen und
–Infrastrukturen durch die Zusammenführung der Fachkompetenzen der
kooperierenden Fraunhofer- und Leibniz-Institute.

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Neue Ansätze für die kosteneffiziente und beschleunigte Produktion von Brennstoffzellen

Laserbearbeitete Bipolarplatten: Präzise Technologie für verbesserte Korrosionsbeständigkeit und Effizienz in der Brennstoffzellenproduktion.  © Fraunhofer ILT, Aachen.
Laserbearbeitete Bipolarplatten: Präzise Technologie für verbesserte Korrosionsbeständigkeit und Effizienz in der Brennstoffzellenproduktion. © Fraunhofer ILT, Aachen.

Auf der internationalen Messe und Konferenz Hy-fcell, die am 8. und 9.
Oktober 2024 in Stuttgart stattfindet, zeigt das Fraunhofer-Institut für
Lasertechnik ILT den Expertinnen und Experten der Wasserstoff-Branche, wie
fortschrittliche Lasertechnologien dazu beitragen, den Weg für den
Durchbruch der Wasserstofftechnologie zu ebnen. Auf dem Stand 4E51 in
Halle 4 zeigt das Aachener Institut, welche Innovationen die steigende
Nachfrage nach Wasserstofftechnologie bedienen können und wie
Lasertechnologie die Effizienz erhöht, die Kosten senkt und die
Nachhaltigkeit der Brennstoffzellenproduktion verbessert.

Der Wasserstofftechnologie als Schlüssel für die Energiewende fehlt noch
ein entscheidender Schritt: ihre breite Anwendung. Vor allem die hohen
Kosten durch teure Materialien und aufwändige Fertigungsverfahren von
Brennstoffzellen und Elektrolyseuren bremsen den ersehnten Durchbruch.

Das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT nimmt sich den
Herausforderungen an und arbeitet intensiv daran, kosteneffiziente und
skalierbare Lösungen zu entwickeln. Auf der Hy-fcell 2024 in Stuttgart
präsentiert das Aachener Institut in Halle 4, Stand 4E51 zukunftsweisende
Innovationen, die dazu beitragen, Produktionsverfahren erheblich
wirtschaftlicher und gleichzeitig nachhaltiger zu gestalten.

Laserbasierte Trocknung von Elektroden: Energieeffizienz, Geschwindigkeit
und Platzersparnis in der Brennstoffzellenproduktion

Mit der wachsenden Nachfrage nach Brennstoffzellen wird es immer
wichtiger, die Produktionsprozesse effizienter zu gestalten. Die Trocknung
der nass applizierten Elektrodenschichten für die Membran-Elektroden-
Einheit (MEA) in der Polymer-Elektrolyt-Membran (PEM)-Brennstoffzelle
bleibt dabei eine zentrale Herausforderung. Konventionell wird dieser
Prozess in großen Konvektionsöfen durchgeführt, die viel Energie
verbrauchen und beträchtlichen Platz in der Produktionshalle beanspruchen.

Das Fraunhofer ILT hat eine lasergestützte Trocknungstechnologie
entwickelt, die diese Probleme adressiert. Der Einsatz von Lasern, die die
Elektroden definiert belichten, verkürzt die Trocknungszeit von mehreren
Minuten auf wenige Sekunden. Diese drastische Reduktion der Trocknungszeit
ermöglicht eine deutliche Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit,
insbesondere im Rolle-zu-Rolle-Verfahren. Darüber hinaus reduziert das
laserbasierte Verfahren den Energiebedarf im Vergleich zu herkömmlichen
gasbetriebenen Durchlauföfen. Zusätzlich benötigt das Lasersystem
wesentlich weniger Platz, was eine kompaktere und flexiblere
Produktionslinie ermöglicht.

»Die Entwicklung eines laserbasierten Rolle-zu-Rolle-Verfahrens für die
Produktion von Membran-Elektroden-Einheiten ist ein wichtiger Schritt, um
die Herstellungsprozesse von Brennstoffzellen effizienter zu gestalten.
Mit unserer lasergestützten Trocknungstechnologie setzen wir einen neuen
Standard, der nicht nur die Produktionsgeschwindigkeit erhöht, sondern
auch die Energieeffizienz und die Platznutzung optimiert«, erklärt
Manuella Guirgues von der Forschungsgruppe Dünnschichtverfahren am
Fraunhofer ILT.

Korrosionsschutzschichten für Bipolarplatten: Effizienzsteigerung und
Kostensenkung in der Brennstoffzellenfertigung

Insbesondere bei PEM-Brennstoffzellen, stellen die aggressiven chemischen
Bedingungen innerhalb der Brennstoffzelle die Produktion vor neue
Herausforderungen. Der Schutz der metallischen Bipolarplatten (BPP) vor
Korrosion ist nicht nur essenziell für die Lebensdauer der Zelle, sondern
auch für die Effizienz des gesamten Brennstoffzellen Stacks.

Die Beschichtung der BPP mittels chemischer oder physikalischer
Gasphasenabscheidung in Vakuumanlagen verursacht hohe Kosten und
verlangsamt die Produktion. Das Fraunhofer ILT arbeitet an einem
Verfahren, das eine Sprüh-Beschichtung mit einer Laserstrahlbearbeitung
kombiniert, um eine elektrisch leitfähige und korrosionsbeständige
Veredelung der metallischen Bipolarplatten zu erhalten – und das ohne
energieintensives Vakuumverfahren.

Dieser Ansatz ermöglicht nicht nur eine erhebliche Senkung der
Produktionskosten durch den Einsatz kostengünstiger Materialien, sondern
auch eine bessere Integration in kontinuierliche Fertigungsprozesse. Die
hohe Skalierbarkeit des Verfahrens trägt dazu bei, den wachsenden Markt
für PEM-Brennstoffzellen effizient zu bedienen.
Julius Funke von der Forschungsgruppe Hochtemperatur Funktionalisierung
betont: »Unsere laserbasierte Methode zur Herstellung von
Korrosionsschutzschichten bietet eine effiziente und kostengünstige
Alternative zu traditionellen Vakuumverfahren. Sie ermöglicht eine
schnellere Produktion und eine verbesserte Skalierbarkeit, was
entscheidend ist, um der steigenden Nachfrage nach PEM-Brennstoffzellen
gerecht zu werden.«

Optimierung der Brennstoffzellenproduktion durch Doppelstrahlschweißen und
Reparatur von Umformwerkzeugen

Ein anderer Ansatz, den Produktionsprozess an anderer Stelle zu
beschleunigen bietet das Doppelstrahlschweißen. Dieses Verfahren nutzt
zwei Laserstrahlen simultan, um die metallischen Bipolarplatten zu
verschweißen, was die Taktzeit um fast 50 Prozent reduziert, ohne die
Nahtqualität zu beeinträchtigen. Durch das Schweißen mit zwei Strahlen an
einer Stelle kann die Schmelzbaddynamik gezielt beeinflusst werden,
wodurch größere Schweißgeschwindigkeiten erreicht und typische Fehler wie
Humping vermieden werden. Dies ermöglicht eine schnellere und effizientere
Produktion, die den steigenden Anforderungen der Wasserstofftechnologie
gerecht wird.

Ein weiterer Aspekt in der Herstellung von metallischen BPP sind die
Standzeiten der verwendeten Werkzeugstähle. Die Werkzeuge sind aufgrund
ihrer hohen mechanischen Belastungen anfällig für Verschleiß. Ansatz ist,
kostenintensive Werkzeugstähle durch Baustähle zu ersetzen und diese mit
dem sogenannten Extreme Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen (EHLA)
mit hochwertigen Verschleißschutzschichten zu versehen. Die beschichteten
Werkstücke zeigen, gegenüber konventionellen Werkzeugstählen, eine um über
einen Faktor 10 erhöhte Gleitreibverschleißfestigkeit. Das EHLA-Verfahren
erlaubt darüber hinaus, geschädigte Bereiche der Werkzeuge zu reparieren,
was eine Anpassung und Wiederverwendung der Werkzeuge ermöglicht. Durch
diese Technik wird die Lebensdauer der Werkzeuge signifikant verlängert,
was wiederum die Produktionskosten senkt und die Nachhaltigkeit in der
Fertigung steigert.

Das Fraunhofer ILT entwickelt einige Verfahren, um die Prozesskette zur
Herstellung von Brennstoffzellkomponenten effizienter zu gestalten. Dazu
gehört das Hochgeschwindigkeitsschneiden, mit dem die BPP präzise besäumt
und Medienzufuhrlöcher direkt geschnitten werden. Ein innovativer Ansatz
ist das laserbasierte Einbringen von Mikrostrukturen in die metallischen
BPP, die den elektrischen Kontaktwiderstand senken und das Wasser während
des Betriebs der Brennstoffzelle aus der Kontaktzone verdrängen. Auch das
Strukturieren und Schweißen von Compound-BPP und MEAs untersuchen die
Aachener intensiv, um die Fertigung von Brennstoffzellen weiter zu
automatisieren und produktiver zu gestalten.

Besuchen Sie uns auf der Hy-fcell 2024 am 8. und 9. Oktober in Stuttgart.
Sie finden uns in Halle 4, Stand 4E51. Lassen Sie sich von unseren
neuesten Entwicklungen inspirieren und diskutieren Sie mit unseren
Expertinnen und Experten über die Zukunft der Brennstoffzellenproduktion.

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Neuer Master-Studiengang „Betriebswirtschaftslehre mit technischer Orientierung“ an der TU Ilmenau

Schon heute die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen von morgen mitgestalten: Diese Expertise erlangen Studierende des neuen Masterstudiengangs „Betriebswirtschaftslehre mit technischer Orientierung“, der zum Wintersemester startet.  Michael Reichel  TU Ilmenau
Schon heute die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen von morgen mitgestalten: Diese Expertise erlangen Studierende des neuen Masterstudiengangs „Betriebswirtschaftslehre mit technischer Orientierung“, der zum Wintersemester startet. Michael Reichel TU Ilmenau

Schon heute die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen
von morgen mitgestalten: Diese Expertise erlangen Studierende des neuen
Masterstudiengangs „Betriebswirtschaftslehre mit technischer Orientierung“
(TBWL), der zum Wintersemester 2024/25 an der Technischen Universität
Ilmenau startet. Er richtet sich an motivierte junge Menschen mit einem
betriebs- oder wirtschaftswissenschaftlichen Bachelorabschluss und
Grundkenntnissen in Ingenieur- und Naturwissenschaften. Das neue Angebot
vermittelt ihnen das nötige methodische und technische Fachwissen, um
komplexe wirtschaftliche Probleme in enger Kooperation mit Ingenieurinnen
und Ingenieuren zu lösen.

Im Mittelpunkt des forschungsorientierten Studiengangs stehen
zukunftsrelevante Themen wie Nachhaltige Produktionswirtschaft und
Logistik, Innovationsmanagement, Industrie 4.0, Regenerative
Energietechnik und Next-Generation VR-Anwendungen. Eine Bewerbung für
einen Studienstart im Wintersemester 2024/25 ist noch bis 15 September
möglich: www.tu-ilmenau.de/master-tbwl.

Wem ein klassisches BWL-Studium zu einseitig und ein Studium des
Wirtschaftsingenieurwesens zu wenig kaufmännisch ist, der kann bereits
seit 2021 an der TU Ilmenau „Betriebswirtschaftslehre mit technischer
Orientierung“ im Bachelor studieren. Daran schließt nun der gleichnamige
Masterstudiengang nahtlos an.

„In einer sich rasant entwickelnden technologisch geprägten
Wirtschaftswelt sind grundlegende Kenntnisse in Informatik, Technik und
Naturwissenschaften für Wirtschaftswissenschaftlerinnen und
Wirtschaftswissenschaftler unverzichtbar“, so Prof. Anja Geigenmüller,
Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der TU Ilmenau: „Es besteht ein
hoher Bedarf an Fachleuten, die sich mit den verschiedenen Aspekten
unserer modernen digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft aus einer
interdisziplinären Perspektive beschäftigen und dabei auch Kriterien wie
Nachhaltigkeit berücksichtigen.“

Neben Pflichtfächern in BWL wie Quantitative Unternehmensplanung,
Unternehmensethik und Nachhaltigkeitsmanagement können Master-Studierende
der TBWL deshalb aus einem umfangreichen Wahlkatalog in BWL, VWL sowie
Ingenieur- und Naturwissenschaften wählen. Die Wahlfächer adressieren
zusätzlich zu klassischen Wirtschafts- und Technikthemen Fragen wie die
technologischen und sozialen Auswirkungen der fortschreitenden
Digitalisierung und den Umgang mit großen und komplexen digitalen Daten.
Sie beschäftigen sich aber auch mit Nachhaltigkeitsthemen wie Sustainable
Production Management, Energy Economics, Ressourcen- und Umweltökonomie,
ressourceneffiziente Fertigungsverfahren und Grundlagen nachhaltiger
Energie- und Mobilitätssysteme. Hinzu kommen Vertiefungs- und
Ergänzungsfächer wie IT-Architektur- und Sicherheitsmanagement,
Datenanalyse und Datamining, Prognoserechnung oder International Business
Law.

Der neue Master-Studiengang „Betriebswirtschaftslehre mit technischer
Orientierung“ dauert vier Semester und ist deutschsprachig. Es werden aber
auch zahlreiche englischsprachige Kurse durch international renommierte
Expertinnen und Experten der TU Ilmenau gelehrt. So erlernen die
Studierenden auch Fähigkeiten, die in globalen Wertschöpfungsketten
wichtig sind.

Zusätzlich zu Vorlesungen und Seminaren werden die Studierenden schon früh
in internationale Forschungsprojekte der TU Ilmenau eingebunden.
Etablierte und neue Hochschulpartnerschaften bieten zudem verschiedene
Möglichkeiten für den internationalen Austausch. So bereitet der Master
TBWL die Studieren-den umfassend auf Führungspositionen im Technologie-
und Innovationsmanagement, aber auch im Supply Chain Management, in der
Unternehmensberatung oder Organisationsentwicklung, im Finanz- und
Rechnungswesen oder in Marketing und Vertrieb vor.

„Indem wir als forschungsstarke Universität mit einer langen Tradition in
Ingenieur- und Naturwissenschaften die ökonomische Perspektive um
technische, ökologische und moralische Aspekte erweitern, geben wir den
Studierenden das Rüstzeug an die Hand, um Wirtschaft und Gesellschaft
nachhaltig positiv zu beeinflussen“, so Studiengangsleiter Prof. Rainer
Souren vom Fachgebiet Nachhaltige Produktionswirtschaft und Logistik:
„Durch seine internationale Ausrichtung eröffnet der Studiengang den
Studierenden zudem hervorragende globale Karrierechancen.“

Die Bewerbung für den Masterstudiengang „Betriebswirtschaftslehre mit
technischer Orientierung“ ist noch bis 15. September 2024 möglich unter
www.tu-ilmenau.de/master-tbwl. Absolventinnen und Absolventen eines
analogen Bachelorstudiums oder eines Bachelors in
Wirtschaftsingenieurwesen werden ohne Auflagen zugelassen. Für
Studierende, die einen rein wirtschaftswissenschaftlichen
Bachelorabschluss ohne technische Komponente vorweisen können, ist das
Studium mit geringen Auflagen in Form von Zusatzfächern ebenfalls möglich.

Auskünfte zu allen Fragen rund um das Studium an der TU Ilmenau gibt die
Zentrale Studienberatung der Universität: www.tu-
ilmenau.de/studienberatung.

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