DGG-Kongresspräsident Professor Markus Gosch und DGGG-Kongresspräsidentin Professorin Kirsten Aner vor Ort in Kassel Foto: Torben Brinkema
Das Interesse ist groß: Der Gemeinschaftskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) ist heute mit insgesamt 850 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Universität Kassel gestartet. Es ist die wichtigste Veranstaltung für sämtliche Berufsgruppen der Altersmedizin und Alternsforschung im deutschsprachigen Raum. „Ein großartiger Auftakt und eine bemerkenswerte Resonanz gleich am ersten Kongresstag, das freut uns sehr“, sagt DGG-Kongresspräsident Professor Markus Gosch.
Auf dem Uni-Campus Holländischer Platz begrüßte er heute Vormittag gemeinsam mit DGGG-Kongresspräsidentin Professorin Kirsten Aner zahlreiche Teilnehmende aus allen Berufsfeldern der Gerontologie und Geriatrie, Mitglieder der Kongress-Gesellschaften sowie Gäste aus dem Ausland.
Erster Höhepunkt sind die Eröffnungs-Keynotes: Professor Peter Pietschmann aus Wien referiert zum Thema „Der alternde Knochen – können wir die Uhr zurückstellen?“. Dr. Sebastian Lobentanzer aus Heidelberg spricht über die Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz in der Altersmedizin.
Noch spontan vor Ort teilnehmen: Kongresstickets gibt es auch an der Tageskasse
Noch bis Samstag tauschen sich unter dem Kongress-Motto „Altern ohne Grenzen“ Expertinnen und Experten zu sämtlichen relevanten Neuigkeiten aus der Gerontologie und Geriatrie aus. Tagestickets können auch vor Ort noch kurzfristig erworben werden: https://www.gerontologie-geriatrie- kongress.org/teilnahme.html
Der im transcript Verlag erschienene Band "Wohlstandsalternativen. Regionale Positionen und räumliche Praktiken" ist Open Access verfügbar und wurde von Bastian Lange, Martina Hülz, Benedikt Schmid und Christian Schulz herausgegeben. Die Anthologie ist ein zentrales Ergebnis der inter- und transdisziplinären Wissenssynthese im Arbeitskreis »Wohlstandsalternativen und Regionalentwicklung« der ARL - Akademie für Raumentwicklung der Leibniz-Gemeinschaft.
Auf der Suche nach Bewältigungsstrategien für globale Krisen braucht es Alternativen zu den vorherrschenden Wohlstandsmodellen. Wie kann ein gutes, gelingendes und gesundes Leben innerhalb der planetaren Grenzen aussehen? Welche Praktiken und Prozesse prägen eine sorgende Wohlstandsorientierung? Und welche Widersprüche ergeben sich aus den entsprechenden Transformationsimpulsen? Die Beiträge des Bandes vereinen Positionen und Perspektiven auf veränderte Wohlstandsverhältnisse jenseits von wirtschaftlichem Wachstum. Mit Blick auf aktuelle Krisenkontexte hinterfragen sie überkommene Ansätze, skizzieren nachhaltige Alternativen und zeigen auf, welche Unterstützung Politik und Planung für eine zukunftsfähige Raumentwicklung leisten können.
Das Hauptanliegen des Bandes ist es, die aktuellen Debatten um Wohlstand und alternative Wohlstandsverständnisse aufzubereiten und auf Fragen der räumlichen Entwicklung und Planung zu übertragen. Dabei adressiert das Buch sowohl Praktikerinnen und Praktiker in Planung, Regionalentwicklung und Politik als auch zivilgesellschaftlich engagierte Menschen sowie Studierende und Lehrende, die sich mit Fragen wachstumskritischer und nachhaltigkeitsorientierter Entwicklung beschäftigen.
Wichtige Waffentypen in Deutschland: Wann 2004er Bestände wieder aufgefüllt sind IfW Kiel, Quelle: Kiel Report Wolff et al.
Trotz Zeitenwende-Rhetorik vergrößert sich der Abstand zwischen den militärischen Fähigkeiten Deutschlands und Russlands weiter. Die Ausgaben der Ampelregierung für die Bundeswehr sind angesichts der aktuellen Bedrohungslage durch Russland und nach Jahrzehnten der Abrüstung völlig unzureichend. Hinzu kommt ein desolates Beschaffungswesen. Um Militärbestände von vor 20 Jahren zu erreichen, bräuchte Deutschland beim aktuellen Beschaffungstempo bis zu knapp 100 Jahre. Dem stehen massiv anwachsende russische Rüstungskapazitäten auch bei modernen Waffensystemen gegenüber, die die gesamte Menge der deutschen Waffenbestände in nur gut einem halben Jahr produzieren.
Das zeigt ein Report des IfW Kiel und die neue Datenbank Kiel Military Procurement Tracker.
„Russland erwächst zu einer immer größeren Sicherheitsbedrohung für die NATO. Gleichzeitig kommen wir mit der für die Abschreckung nötigen Aufrüstung nur sehr langsam voran“, sagt Guntram Wolff, Fellow am IfW Kiel und Hauptautor des Kiel Reports „Kriegstüchtig in Jahrzehnten: Europas und Deutschlands langsame Aufrüstung gegenüber Russland“ (https://www.ifw- kiel.de/de/publikationen/kriegstuechtig-in-jahrzehnten-europas-und- deutschlands-langsame-aufruestung-gegenueber- russland-33235/?ADMCMD_simTime=1725897600).
„Was Europa jetzt braucht, ist neben dem Sondervermögen eine dauerhafte, deutliche und sofortige Erhöhung der regulären deutschen Verteidigungsausgaben auf mindestens 2 Prozent des BIP. Man muss es so deutlich sagen: Ein Weiter-so-wie-bisher wäre mit Blick auf Russlands Aggression fahrlässig und verantwortungslos.“
Demnach schafft es die Bundesregierung gegenwärtig nur knapp, die an die Ukraine abfließenden Waffen zu ersetzen. Bei Luftverteidigungssystemen und mobilen Abschusseinheiten (Artillerie-Haubitzen) ist der Bestand sogar deutlich rückläufig. Erst 2023, gut ein Jahr nach dem Angriff Russlands, begann Deutschland überhaupt, in nennenswertem Umfang seine Verteidigungsausgaben zu erhöhen und über das 2-Prozent-Ziel der NATO zu hieven.
Die Autorinnen und Autoren kritisieren die Verteidigungsanstrengungen aber als immer noch viel zu ambitionslos. Um wieder die Bundeswehrbestände von 2004 zu erreichen, bräuchte Deutschland gegenwärtig bis zu knapp 100 Jahre, was einerseits an der drastischen Abrüstung der letzten Jahrzehnte liegt, anderseits an der nach wie vor viel zu langsamen und sparsamen Aufrüstung unter der Ampelregierung.
Beim gegenwärtigen Beschaffungstempo wären die 2004er-Bestände bei Kampfjets in rund 15 Jahren, bei Kampfpanzern in rund 40 Jahren und bei Artillerie-Haubitzen erst in fast 100 Jahren erreicht.
Russlands Kampfkraft nimmt stetig zu
Gleichzeitig ist Russland laut Report in der Lage, dieselben Mengen in sehr viel kürzerer Zeit bereitzustellen. Die Produktionskapazitäten sind mittlerweile so groß, dass sie den gesamten Bestand der Bundeswehr in nur gut einem halben Jahr hervorbringen. Seit dem Angriff auf die Ukraine konnte Russland seine Produktionskapazitäten bei wichtigen Waffensystemen deutlich steigern, etwa bei der Langstrecken-Flugabwehr verdoppeln oder bei Panzern verdreifachen.
Dank Unterstützung aus Nordkorea kann Russland derzeit dauerhaft rund 10.000 Schuss Munition (Granaten und Raketen) pro Tag verfeuern. Deutschlands gesamte Jahresproduktion wäre bei dieser Rate nach 70 Tagen aufgebraucht.
Laut Report macht Russland dabei auch wesentliche Fortschritte bei modernen Kampfsystemen. Die Kapazitäten bei unbemannten Drohnen haben sich mehr als versechsfacht. Das Arsenal und Know-how Russlands bei seinen sehr zerstörerischen und kaum abzuwehrenden Überschallraketen (Supersonic und Hypersonic Missiles) sei für die NATO ein hohes Sicherheitsrisiko.
Im Falle einer Waffenpause in der Ukraine würden sich russische Militärbestände in beispiellosem Tempo erhöhen.
Fehlende Anreize für Militärindustrie
Die Autorinnen und Autoren kritisieren insbesondere, dass die deutsche Budgetplanung nicht genügend Anreize für die Militärindustrie bietet, ihre Produktionskapazitäten auszuweiten, weil unklar ist, wie viel Geld Deutschland nach Auslaufen des Sondervermögens für Verteidigung ausgeben will und kann. Die Folge seien lange Lieferzeiten und hohe Kosten. „Langfristige Planbarkeit und ein effizientes Beschaffungssystem sind essenziell für den Aufbau von industriellen Kapazitäten“, so Wolff.
Beschaffung sei auch unnötig teuer, weil nur in kleinen Mengen geordert wird, was höhere Stückpreise bedeutet als bei Großbestellungen. Ungeachtet der Kosten kämen vor allem heimische Produzenten zum Zuge. Die effizienteste Lösung wäre eine europäische Einkaufsgemeinschaft.
Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel, sagt: „Die Zeitenwende ist bislang nur eine Worthülse. Frieden gibt es dann, wenn das Regime in Moskau versteht, dass es einen Angriffskrieg in Europa militärisch nicht gewinnen kann. Dafür brauchen Deutschland und Europa glaubhafte militärische Fähigkeiten. Deutschland muss dafür ein angemessenes Verteidigungsbudget von mindestens 100 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung haben.“
Der Report gibt insgesamt sechs konkrete Politikempfehlungen und fordert eine langfristige, europäisch koordinierte Rüstungsstrategie.
Schweinefleisch aus dem Bioreaktor: Wie nah kommt es seinem natürlichen Vorbild? Foto: Sascha Perten
Die nationale Forschungsgruppe "Cellzero Meat" hat ein einzigartiges Laborfleisch entwickelt. Es kommt gänzlich ohne Tierleid aus. Forschende der Hochschule Anhalt haben den Zellhaufen zu den fleischtypischen Eigenschaften verholfen. Die Leitidee der Forschungsgruppe war so einleuchtend wie folgenreich: Wie stellen wir ein Zellfleisch her, das sowohl ohne Tierschlachtung als auch ohne Tierleid auskommt? Grundlage sollte ein patentiertes Verfahren des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie sein. Es ermöglicht die Entnahme von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut von Ferkeln – als schmerzfreie Alternative zur Stammzellen-Entnahme von lebenden Tieren.
Laborfleisch ohne Tierleid, Serum und Antibiotika "Wir wollten den Prozess insgesamt so nachhaltig wie möglich gestalten", erklärt Prof. Dr. Wolfram Schnäckel von der Hochschule Anhalt den innovativen Ansatz. Deshalb setzte "Cellzero Meat" mit zwei weiteren Projektpartnern auch auf diese Alternativen: Ein Nährmedium aus Algen anstatt ein Serum von geschlachteten Tieren, das die Zellen im Bioreaktor wachsen lässt. Kaltes Plasma anstatt von Antibiotika, um die Herstellung steril zu halten. Ein völlig neuer Weg zum Laborfleisch, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aus Hochrisiko-Mitteln gefördert wurde.
Nah am natürlichen Vorbild Nach rund zwei Jahren Forschung steht jetzt fest: Es funktioniert. Die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut bilden in dem Nährmedium aus Algen Muskel-, Fett- und Bindegewebszellen. Aus ihnen lässt sich über ein 3-D -Druck-Verfahren fleischtypisches Gewebe herstellen – für Produkte vom Burger-Patty bis zum Schnitzel. "Selbst der fleischtypische Geschmack, der erst während der Lagerung heranreift, wird von unserem Laborfleisch gebildet", sagt Wolfram Schnäckel, der an der Hochschule Anhalt seit mehr als 30 Jahren zu tierischen Lebensmitteln forscht.
Neue Mikromethoden für die Analytik Für das Projektergebnis waren die Analysen der Anhalter Lebensmitteltechnologinnen und Lebensmitteltechnologen essenziell. Gab es in den Rostocker Laboren des Projektpartners neue Zellhaufen oder Gewebe, kamen die Proben nach Bernburg. Wie ist die Farbe des Laborfleischs? Wie seine Struktur? Wie müssen Nährmedium und 3-D-Druck angepasst werden, damit sich das künstliche so wenig wie möglich von natürlichem Fleisch unterscheidet? "Solche Fragen gehören bei uns zum Laboralltag. Die Herausforderung lag anfangs darin, sie für wenige Gramm zu beantworten", erklärt Sandra Warmuth, die es normalerweise mit industrienaher Forschung zu tun hat, bei der Proben von 3 bis 5 Kilogramm anfallen. Für Cellzero Meat musste sie zunächst spezielle Mikromethoden entwickeln.
Laborfleisch als Zukunftsmarkt Aber warum der Aufwand? Hätte man nicht auf grundlegende Erkenntnisse anderer Forschungsgruppen zurückgreifen können? Immerhin ist Laborfleisch in einigen Ländern bereits auf dem Markt oder steht vor der Zulassung. "Abgesehen davon, dass wir einen ganz neuen Ansatz gewählt haben, wird in diesem Bereich vieles geheim gehalten", sagt Wolfram Schnäckel. Künstlich hergestelltes Fleisch gilt weltweit als eine Säule, um die Ernährung innerhalb planetarer Grenzen zu sichern. Deshalb investieren immer mehr Unternehmen und Kapitalgeber in diese Proteinquelle. Mehr als 100 Start- ups forschen an neuen Produkten aus Zellfleisch.
Nächster Schritt: Scale-up Einer der größten Kritikpunkte an Laborfleisch waren bislang die tierischen Ressourcen entlang des Herstellungsprozesses. Dafür hat Cellzero Meat eine Lösung gefunden. Null Schlachtung, null Tierleid. "Zudem wäre der Verkauf von Nabelschnurblut eine zusätzliche Einnahmequelle für die Landwirtschaft, wenn sich Laborfleisch auch auf europäischen Märkten durchgesetzt hat", blickt Wolfram Schnäckel auf die nächsten 30 bis 40 Jahre. Bis dahin will seine Forschungsgruppe das Cellzero-Fleisch weiterentwickeln, um über passende Versuchsanlagen Mengen im industriellen Maßstab zu gewinnen. Folgeprojekte für dieses Scale-up sind bereits in Planung.
Partner und Kontakt Vier Partnereinrichtungen aus unterschiedlichen Disziplinen waren an dem Forschungsprojekt "Cellzero Meat" beteiligt: das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf (bei Rostock), das Leibnitz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. in Greifswald, die PAN-Biotech GmbH in Aidenbach sowie die Hochschule Anhalt mit dem Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung. Das Konsortium wurde bis Juni 2024 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nach der Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 und der Nationalen Politikstrategie Bioökonomie offiziell gefördert. Fragen beantwortet Prof. Dr. Wolfram Schnäckel unter diesen Kontaktdaten: wolfram.schnaeckel@hs-anhalt.de.