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Schockraumtraining fördert Patientensicherheit

Das Universitätsklinikum sensibilisiert zum Welttag der
Patientensicherheit (17. September) für Diagnosesicherheit.
Motto unterstreicht wichtigen Zusammenhang zwischen sicherer Diagnose und
richtiger Behandlung.
Aktionen informieren über das ganze Jahr die Mitarbeitenden in
unterschiedlichen Bereichen zum Thema.

Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden setzt sich zum Welttag
der Patientensicherheit am 17. September für Diagnosesicherheit ein. Der
Welttag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Improving diagnosis for
patient safety!” – in Deutschland ist dies mit dem Aufruf „Sichere
Diagnose. Richtige Behandlung. Gemeinsam für Diagnosesicherheit“
verbunden. Dabei geht es um die Diagnosestellung im ambulanten wie
stationären Betrieb, bei Routineuntersuchungen genauso wie in Notfällen.
Die Teams in der Notaufnahme sowie im Schockraum werden diesbezüglich
regelmäßig geschult. Das gemeinsame Schockraumtraining findet in den
Räumen der Notaufnahme parallel zum täglichen Betrieb in
interdisziplinären und interprofessionellen Teams statt. So lernen die
Mitarbeitenden das Miteinander, trainieren Abläufe und sensibilisieren
sich für individuelle Erwartungen zum Optimieren der Erstversorgung. „Dies
ist nur ein kleiner Teil der Angebote für Mitarbeitende rund um die
Patientensicherheit. Das ganze Jahr über haben wir auf dieses wichtige
Thema aufmerksam gemacht, informiert, geschult und sensibilisiert. Dabei
nehmen wir alle Mitarbeitenden in allen Berufsgruppen mit – nur wenn wir
Patientensicherheit ganzheitlich betrachten, können wir uns stetig
verbessern“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am
Uniklinikum Dresden.

Die Patientensicherheit bestimmt das ganze Jahr 2024 im
Universitätsklinikum Dresden. Die Mitarbeitenden in unterschiedlichen
Bereichen sollen durch Schulungen, Veranstaltungen und bei Mitmach-
Aktionen für das Thema sensibilisiert werden. Themen sind unter anderem
die Handhygiene und Fragen der Patientensicherheit in unterschiedlichen
medizinischen Fachgebieten sowie im Rahmen von medizinischen Studien. Zum
Welttag der Patientensicherheit am 17. September legt das Uniklinikum den
Fokus auf die Diagnosesicherheit und zielt speziell auf Trainings in der
Versorgung von Polytraumapatientinnen und -patienten ab. Meist als
Notfälle eingeliefert zeigen diese Patientinnen und Patienten ein
mehrdimensionales Bild innerer und äußerer Verletzungen – Informationen
vom Unfallort können mitunter nur aus den Berichten Dritter wiedergegeben
werden, konkrete bildgebende Untersuchungen stehen noch aus. Jede Sekunde
zählt, in der die Mitarbeitenden aus vielen Fachdisziplinen gemeinsam
lebensrettende Maßnahmen einleiten. Hierzu zählen die Pflege, die
Orthopädie und Unfallchirurgie, die Anästhesie, die Viszeral-, Thorax- und
Gefäßchirurgie, die Neurochirurgie, die Intensivmedizin, sowie bei Bedarf
weitere notwendige Fachdisziplinen. Hand in Hand arbeiten teils 20 oder
mehr Mitarbeitende im Schockraum zusammen, Daten werden erfasst und
überwacht, Proben genommen, Untersuchungsergebnisse dokumentiert und
ausgetauscht.

„Im Alltag entstehen schnell Routinen, die mitunter nicht hinterfragt
werden. Deshalb sind uns regelmäßige Trainings in authentischen
Situationen so wichtig. Hier lernen die Teams, die individuellen
Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen – zum Wohle der Patientinnen
und Patienten sowie für ein gutes, professionelles Miteinander“, sagt
Oberarzt Dr. Konrad Kamin, Sektionsleiter Traumatologie und Ärztlicher
Leiter der Zentralen Notaufnahme am Universitätsklinikum. Das
Schockraumtraining wird jedem Mitarbeitenden in der Notaufnahme einmal pro
Jahr angeboten. Nach der Simulation an einer Patientenpuppe folgt die
Auswertung in der Gruppe. Dabei sind die Teilnehmenden explizit
aufgefordert, auch kritische Punkte anzusprechen. Was ist aufgefallen? Was
könnte anders gemacht werden, damit das Team noch effizienter im Sinne der
Patientensicherheit zusammenarbeitet? Welche Erwartungen bezüglich
Informationsweitergabe, Einbindung und Teamwork bestehen und können das
Zusammenspiel verbessern.

Torsten Reimer hat vom guten Teamwork in der Notaufnahme sowie im
Schockraum profitiert. Ende Juni hatte der 55-Jährige aus Dresden einen
schweren Motorradunfall. Er war allein unterwegs, als ein Vogel kurz vor
ihm vom Boden aufstieg, gegen seinen Helm krachte und ihn das Motorrad
verreißen ließ, sodass er stürzte. Mit einem Beckenbruch mit mehrfachem
Bruch der Hüftgelenkspfanne, einer Fußfraktur und gebrochenen Rippen mit
Lungenquetschung kam er in die Notaufnahme des Universitätsklinikums.

„Patientinnen und Patienten mit einem Polytrauma sind für uns in der
Notaufnahme eine Blackbox. Das Team im Schockraum ist konfrontiert mit von
den Ersthelfern angegebenen Unfallmustern, vermuteten Traumafolgen und dem
sich aus der Untersuchung ergebenden tatsächlichen Verletzungen. Wir
müssen schnell herausfinden, um was es sich handelt. Da müssen alle
Abläufe sitzen“, sagt Dr. Konrad Kamin, Leiter der Notaufnahme. Das
Schockraumtraining sei perfekt, um sich auf solche komplexen Fälle
vorzubereiten.

Mitte August konnte Torsten Reimer das Klinikum verlassen – zwei Mal wurde
er von den Teams im UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- &
Plastische Chirurgie (OUPC) operiert. Dabei wurde der komplexe Bruch am
Becken und der Hüftgelenkspfanne rekonstruiert und von innen mit einer
Metallplatte stabilisiert. „Patientensicherheit hat immer auch etwas mit
einer funktionierenden Zusammenarbeit zwischen einzelnen Bereichen zu tun.
Die Notfallmedizin und die Unfallchirurgie sind eng miteinander verbunden
– hier kommt es auf Vertrauen, Präzision und Schnelligkeit an. Das Wohl
der Patientinnen und Patienten hängt davon ab, wie wir in Notfällen
zusammenarbeiten“, sagt Prof. Klaus-Dieter Schaser, Ärztlicher Direktor
des OUPC. Im Fall von Torsten Reimer hat das funktioniert. Knapp vier
Wochen hat er stationär im Uniklinikum verbracht, sich danach stabilisiert
und mobilisiert, in wenigen Tagen beginnt er einen Reha-Aufenthalt in
Altenberg.

Welttag der Patientensicherheit am Uniklinikum Dresden
Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit stellt sich das Team der
Notaufnahme mit dem Schockraumtraining den Mitarbeitenden im Klinikum vor.
In einem internen Podcast sprechen die Organisatorinnen und Organisatoren
sowie Mitarbeitende aus dem Qualitätsmanagement über Chancen und
Notwendigkeit des Angebots. Zwei interne Wettbewerbe unter Mitarbeitenden
zum Thema Patientensicherheit und Hygiene werden ausgewertet und
entsprechend prämiert. „Qualität und Sicherheit sind zwei entscheidende
Faktoren bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten. Hier gilt es,
allergrößte Aufmerksamkeit zu bewahren und den Fokus auf stete
Verbesserung zu richten. Dem Team des Qualitäts- und Medizinischen
Risikomanagements ist dies ein großes Anliegen, das wir in diesem Jahr
vielfältig unterstützt haben. Es ist schön, dass die Mitarbeitenden hier
interessiert und engagiert dabei sind“, sagt Martin Seipt, Komm. Leiter
der Direktion Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement.

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Europaweite Strahlkraft für Antriebsforschung

Center for Method Development CMD der Universität Magdeburg wurde
feierlich eröffnet

Nach rund 12 Monaten Bauzeit wurde am 16. September 2024 der Neubau des
Center for Method Development CMD der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg feierlich eröffnet.

Im Beisein des Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner
Haseloff, des Ministers für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt,
Prof. Armin Willingmann, des Staatssekretärs für Strukturwandel und
industrielle Großprojekte, Dr. Jürgen Ude, des Rektors der Otto-von-
Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, sowie
zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern der Landes- und Kommunalpolitik
und der regionalen Wirtschaft wurde das Forschungszentrum mit einem
symbolischen Knopfdruck an einem der Prüfstände offiziell in Betrieb
genommen.

Am Standort des Technologieparks Barleben in unmittelbarer Nachbarschaft
zum Innovations- und Gründerzentrum IGZ und des Instituts für Kompetenz in
Automobilität IKAM wird im neuen Forschungsgebäude mit neuen, insbesondere
auch virtuellen, Methoden und Verfahren an der Entwicklung von
nachhaltigen Antrieben geforscht. Ziel ist es, angesichts des massiven
Wandels im Mobilitätssektor, die Entwicklungszeiten nachhaltiger
Antriebsformen deutlich zu verkürzen und innovativen Fahrzeugkonzepten
sowie Komponenten einen schnelleren Zugang zu Märkten zu ermöglichen.

„Die heutige Eröffnung des Center for Method Development ist ein guter Tag
für Sachsen-Anhalt“, so der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt,
Dr. Reiner Haseloff. „Das CMD setzt neue Maßstäbe für die
Entwicklungsmethoden in der Antriebs- und Fahrzeugentwicklung. Eine enge
Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist ein wichtiger
Innovationsfaktor und grundlegend für nachhaltigen Erfolg und ein stabiles
Wirtschaftswachstum.“

Das CMD ist als vernetztes Prüffeld konzipiert, in dem reale
Testumgebungen durchgängig mit Simulationen gekoppelt werden können.
Zielstellung ist es mit dem CMD für den Einsatz Digitaler Zwillinge neue
Maßstäbe setzen. Die Prüfstände sind Teil des Forschungs- und
Transferschwerpunktes Automotive der Universität Magdeburg. Sie bieten
modernste Ausrüstung für die Analyse von Verbrennungs- und Elektromotoren,
elektrochemischen Energiespeichern, Brennstoffzellen und Hybridsystemen.
Der Fokus im CMD liegt auf der Entwicklung neuer Methoden für eine
effiziente, emissionsarme und optimierte Mobilität.

Wissenschaftsminister Prof. Armin Willingmann übergab im Rahmen der
Eröffnung im Beisein des Vorstandsmitglieds der Investitionsbank des
Landes Sachsen-Anhalts IB, Marc Melzer, dem Rektor der Universität
Magdeburg, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, und Prof. Dr.-Ing. Sven
Jüttner vom Lehrstuhl für Werkstoff- und Fügetechnik der Universität
Magdeburg einen Fördermittelbescheid zur Unterstützung des Vorhabens
„Ausbau des Forschungsschwerpunktes Automotive mit Fokus auf eine
nachhaltige Elektromobilität“ – Kompetenzzentrum eMobility II aus Mitteln
des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) über 7,7 Millionen
Euro.

„Die Zukunft der Mobilität wird schon jetzt in der Region Magdeburg
mitgestaltet“, so der Minister. „Mit dem hochmodernen Forschungszentrum
CMD mischt die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ab sofort auch bei
der Antriebs- und Fahrzeugentwicklung vorn mit. Vom Transfer neuer
innovativer Entwicklungsmethoden in die Automobilbranche werden diese
Schlüsselindustrie sowie unsere Unternehmen in der Region profitieren. Ich
bin fest davon überzeugt: Wenn Wissenschaft und Wirtschaft eng
zusammenarbeiten, kann auch im Bereich Mobilität Großes entstehen.“

Bis zu 50 Ingenieurinnen und Ingenieure verschiedener Fakultäten der Otto-
von-Guericke-Universität Magdeburg werden in dem Forschungsneubau künftig
über Fächergrenzen hinweg neue und virtuelle Entwicklungsmethoden und
Verfahren für eine nachhaltige Mobilität etablieren. Darüber hinaus würden
mit dem neuen Forschungszentrum durch eine methoden- und praxisorientierte
Ausbildung verschiedene Studiengänge, insbesondere das Programm Automotive
Systeme, an der Universität Magdeburg gestärkt, so der Rektor, Prof.
Dr.-Ing. Jens Strackeljan.

„Wir können heute stolz darauf sein, dass wir dieses Bauprojekt in so
kurzer Zeit realisieren konnten. Das war nur möglich, weil ein
hervorragendes Team zu jedem Zeitpunkt an die Umsetzung geglaubt hat.
Diesen Teamgeist werden wir jetzt in der Betriebsphase des CMD auch
weiterhin benötigen, um unsere ambitionierten Zielstellungen in Forschung
und Transfer schnell zu erreichen. Wir werden zeigen, dass der Betrieb
dieses fantastischen Prüffeldes sich mit den Nachhaltigkeitszielen der
Universität Magdeburg in Einklang bringen lässt“, so Prof. Stracklejan
weiter.

Das Center for Method Development wird darüber hinaus Projektpartnern aus
der Wirtschaft sowie kooperierenden Wissenschaftseinrichtungen für die
Entwicklung neuer Technologien zur Verfügung stehen. Transferleistungen
würden künftig vor allem in regionale KMUs des Landes Sachsen-Anhalt
fließen, so der Staatssekretär für Strukturwandel und industrielle
Großprojekte des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Jürgen Ude.

„Es ist die einmalige Möglichkeit für die Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg, sich ein Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten. Der
Forschungsneubau eröffnet die Chance, Transformationsprozesse im Bereich
E-Mobilität aktiv mitzugestalten. Der Wirkungskreis ist nicht auf die
Universität beschränkt, sondern wird für die Unternehmen Sachsen-Anhalts
Forschungs- und Entwicklungspartner sein. Ziel ist es, auf dem Gebiet
Automotive europaweite Strahlkraft zu erlangen.“

Bei der Entwicklung und dem Einsatz der Prüfstände arbeitete die
Universität eng mit dem Unternehmen Kristl, Seibt und Co GmbH zusammen.

„Die Einladung, ein Angebot für mess- und prüftechnische Ausrüstung eines
neuen, breit aufgestellten Entwicklungszentrums für nachhaltige
Fahrzeugantriebe zu legen und damit an einem Leuchtturmprojekt für eine
zukunftsweisende Mobilitäts- und Umweltpolitik mitwirken zu dürfen, war
natürlich für uns als Unternehmen sehr verlockend, da ein großer Teil
unserer Produktpalette und auch die neuesten Entwicklungen zum Einsatz
gebracht werden konnten“, so der Geschäftsführer der Kristl, Seibt und Co
GmbH, Dr. Wolfram Rosegger. „Bei den hier eingesetzten elektrischen
Maschinen wurde aber auch die langjährige Erfahrung des Traditions-
Unternehmens Krebs & Aulich aus Sachsen-Anhalt genutzt; damit stehen nun
die weltbesten Synchronmotoren im CMD.“

Am Campus Barleben ist die Universität einen weiteren Schritt zur
Umsetzung zu mehr Klimaneutralität gegangen. Anfang des Jahres wurden dort
eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Halle des Instituts für
Kompetenz in Automobilität IKAM und auf dem Grundstück eine Freiflächen-
PV-Anlage mit einer Leistung von 880 Kilowatt Peak installiert. Dafür sind
2.500 Module mit einer Fläche von 4.800 Quadratmetern verbaut worden.
Zusammen mit der bereits vorhandenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des
CMD stehen am Standort damit ca. 1 Megawatt Peak an Photovoltaikleistung
zur Verfügung. Die produzierte Energie wird im CMD, im neuen Rechenzentrum
und vom IKAM zum großen Teil verbraucht werden und deckt ca. 30 Prozent
des hohen Energiebedarfs eines neuen Rechenzentrums am Campus Barleben.

Mit der Errichtung dieses Rechenzentrums in Barleben wurde ein ergänzender
Knoten im Wissenschaftsnetz des Landes Sachsen-Anhalt geschaffen. Dieser
kann von den Hochschulen als redundanter Standort zur Datensicherung, aber
insbesondere auch für die Auslagerungen von Diensten, u.a. als
Cloudspeicher, genutzt werden. Durch den Landesstromvertrag mit 100
Prozent Ökostrom und die Erzeugung von klimaneutralem Strom durch die
Photovoltaik-Anlagen wird das neue Rechenzentrum in Barleben zu einem
großen Teil nachhaltig betrieben werden. Die Fertigstellung des neuen
Rechenzentrums ist für Ende 2025 geplant.

Die Kosten des neuen Forschungszentrums der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg beliefen sich auf insgesamt 39 Millionen Euro. 14 Millionen Euro
für Planung, Grunderwerb und Bau trägt das Land. Weitere Millionen Euro
für die Einrichtung und Ausstattung kommen aus dem Europäischen Fonds für
Regionale Entwicklung EFRE.

Architekt ist das Büro Roschke. Franzen und Partner Beratende Ingenieure
VBI. Errichtet wurde das Gebäude von Industriebau Wernigerode.

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Start der Woche der Wiederbelebung 2024 – Kino-Spot mit Kaya Yanar in über 300 Kinos

Heute startet die Woche der Wiederbelebung 2024. Diese
Aktionswoche soll das lebensrettende Wissen über Reanimationsmaßnahmen
verstärkt in die Öffentlichkeit rücken und die Reanimationsquote der
Ersthelfenden erhöhen. Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und
Intensivmedizin e.V. (DGAI) hat gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher
Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) die Aktionswoche initiiert.
Bis zum 22. September finden auch in diesem Jahr wieder deutschlandweit
zahlreiche Veranstaltungen statt, um Menschen für die Bedeutung der
Reanimation zu sensibilisieren.

Besondere Aufmerksamkeit erhält das Thema zusätzlich durch einen Kino-
Spot, der während der Aktionswoche in über 300 Kinos deutschlandweit auf
1452 Leinwänden ausgestrahlt wird. Der 30-sekündige Spot, in dem der
bekannte Comedian Kaya Yanar auftritt, macht unterhaltsam auf das Thema
Wiederbelebung aufmerksam und ermutigt die Menschen dazu, sich mit den
lebensrettenden Handgriffen vertraut zu machen. Der Kino-Spot kann
außerdem unter folgendem Link abgerufen werden:
https://www.youtube.com/watch?v=JMGR-vRHfUc

Der Spot wird auch beim Zweitligaspiel zwischen Preußen Münster und
Schalke 04 am 28. September 2024 im Stadion gezeigt. Prof. Dr. Hugo Van
Aken, ehemaliger Präsident der DGAI und langjähriger Direktor der Klinik
für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am
Universitätsklinikum Münster, hat die Kooperation arrangiert und wird die
Gelegenheit nutzen, den Fußballfans im Stadion die Bedeutung schneller
Wiederbelebungsmaßnahmen näherzubringen. Dabei erinnert er auch an den
dänischen Fußballer Christian Eriksen, der im Juni 2021 während des EM-
Spiels gegen Finnland auf dem Spielfeld einen Herzstillstand erlitt. Dank
sofortiger Reanimation konnte er gerettet werden und ist heute wieder
erfolgreich im Profisport tätig.

Die Woche der Wiederbelebung wurde 2012 ins Leben gerufen – und hat
seither dazu beigetragen, die Quote der Ersthelfendenreanimation zu
erhöhen. Diese stieg von 30 Prozent im Jahr 2012 auf rund 50 Prozent im
Jahr 2023. Doch noch immer liegt Deutschland unter dem europäischen
Durchschnitt und weit entfernt von den skandinavischen Ländern als
Spitzenreitern. Dort liegt die Quote bei 70 Prozent.

Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 70.000 Menschen einen Herz-
Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Ohne sofortige Hilfe
sinkt ihre Überlebenschance rapide, da das Gehirn nach nur drei bis fünf
Minuten ohne Sauerstoff irreparable Schäden erleidet. Durch eine
rechtzeitige Herzdruckmassage kann die Überlebenschance jedoch erheblich
verbessert werden. Professor Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher der
Sektion Notfallmedizin der DGAI, erklärt: „Jeder kann helfen. Schon ein
einfacher Erste-Hilfe-Kurs genügt, um die Handgriffe der Wiederbelebung zu
beherrschen. Der größte Fehler ist, nichts zu tun.“

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sind die drei Schritte „Prüfen, Rufen,
Drücken“ entscheidend:

1.      Prüfen: Sprechen Sie die Person an, schütteln Sie sie leicht und
achten Sie auf normale Atmung.

2.      Rufen: Wenn die Person nicht reagiert, nicht oder nicht normal
atmet (Schnappatmung), rufen Sie den Notruf 112.

3.      Drücken: Beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage. Legen Sie
den Ballen einer Hand in die Mitte des Brustkorbs, die zweite Hand
darüber, und drücken Sie mit gestreckten Armen den Brustkorb etwa 5 bis 6
cm tief. Die Frequenz sollte 100 bis 120 Mal pro Minute betragen. Hören
Sie erst auf, wenn der Rettungsdienst eintrifft.

Geschulte Helfer können im Verhältnis 30 Herzdruckmassagen zu zwei
Beatmungen die Mund-zu-Mund-Beatmung ergänzen. Für Ungeübte genügt es,
sich auf die Herzdruckmassage zu konzentrieren.

Um den richtigen Rhythmus für die Herzdruckmassage zu finden, helfen
zahlreiche Lieder. Unter dem Titel „100BPM – der Rhythmus der
Herzdruckmassage“ hat die DGAI auf Spotify eine Playlist erstellt. Diese
umfasst 86 Songs mit 100 bis 120 Schlägen pro Minute, dem idealen Takt für
eine Herzdruckmassage. Klassiker wie „Staying Alive“ von den Bee Gees und
„I Will Survive“ von Gloria Gaynor gehören ebenso dazu wie moderne Hits
wie „Stay“ von Rihanna und „Wake Me Up“ von Avicii. Die Playlist ist hier
zu finden:
https://open.spotify.com/playlist/7LMSTBGhkmltBGZqyiEHJ0?si=Ny1wxoG6Sj6h7iduUj85XQ&pi=e-gDsOS0qeQ8e2

Im Rahmen der Woche der Wiederbelebung bieten zahlreiche
Hilfsorganisationen, Feuerwehren, Krankenhäuser und viele andere
Institutionen wieder Vorführungen, Trainings und Kurse an. In
Fußgängerzonen, an prominenten Plätzen in vielen Städten oder auch in
Schulen werden anschauliche Wiederholungs- und Auffrischungseinheiten zum
Thema Reanimation durchgeführt – damit jeder im Notfall die richtigen
Handgriffe ausführen kann.

Die DGAI und der BDA rufen die Bevölkerung dazu auf, diese Veranstaltungen
zu besuchen und sich über lebensrettende Maßnahmen zu informieren. Weitere
Informationen finden Sie unter www.einlebenretten.de.

Originalpublikation:
https://www.dgai.de/aktuelles-patientinnen-
projekte/pressemitteilungen/2270-start-der-woche-der-wiederbelebung-2024
-kino-spot-mit-kaya-yanar-in-ueber-300-kinos.html

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Welttag der Patientensicherheit: Zertifizierte Kliniken bieten mehr Versorgungssicherheit für Menschen mit Diabetes

Zum Welttag für Patientensicherheit am 17. September betonen die Deutsche
Diabetes Gesellschaft und diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe die
Notwendigkeit sicherer Krankenhausversorgung für 3 Millionen jährlich
stationär behandelte Menschen mit Diabetes. Sie benötigen spezialisierte
Pflege aufgrund hoher Risiken für Komplikationen und Wundheilungsstörungen
sowie Fachkenntnisse im Umgang mit Diabetestechnologien wie Insulinpumpen.
DDG zertifizierte Kliniken wie „Klinik mit Diabetes im Blick DDG“ tragen
zur Risikominimierung bei, doch fehlen solche Zertifizierungen im Bundes-
Klinik-Atlas. DDG und diabetesDE fordern deren schnelle Integration für
eine informierte Entscheidungen der Patienten.

Eine präzise und rechtzeitige Diagnose von Diabetes mellitus und des
korrekten Diabetes-Typs ist entscheidend für Krankheitsverlauf und
Therapieerfolg. So erfordert eine Operation bei einem Menschen mit
Diabetes ein besonderes Augenmerk auf die Stoffwechseleinstellung sowie
eine besonders intensive Betreuung und Pflege. Ganz besonders trifft dies
bei Kindern oder multimorbiden älteren Menschen mit Diabetes sowie
Menschen mit Typ-1-Diabetes oder mit diabetischem Fußsyndrom zu.
„Fehlerhafte oder verspätete Diagnosen führen zu Notfällen wie
Ketoazidosen, Hypoglykämien und Koma. Das ist gefährlich und verursacht
ganz erhebliches Leid für die Betroffenen“, erklärt Professor Dr. med.
Andreas Fritsche, Präsident der DDG. „Derzeit sind Patientinnen und
Patienten häufig stark verunsichert, in welchem Krankenhaus sie
bestmöglich umsorgt werden. Eine sichere Diagnosestellung ist die
entscheidende Voraussetzung für eine optimale Versorgung, mehr
Patientensicherheit und einen nachhaltigen Therapieerfolg.“ Daher ist es
für den Experten entscheidend, dass die Versorgung dieser Patientengruppen
in deutschen Krankenhäusern im Zuge des Krankenhausreformprozesses nicht
„unter die Räder kommt“. Die DDG Zertifikate sind ein Garant für die
Einhaltung höchster Qualitätsstandards. „Warum diese
patientenverständlichen Zertifikate im Bundes-Klinik-Atlas fehlen, ist
nicht nachvollziehbar und muss dringend nachgebessert werden!“, fordert
Fritsche.

Diabetesversorgung: Orientierungshilfe für Betroffene durch zertifizierte
Expertise
Die DDG zertifiziert seit Jahrzehnten Kliniken und Praxen, die sich auf
die Diagnose und Behandlung von Diabetes sowie dessen Folgeerkrankungen
und Komplikationen spezialisiert haben: Einrichtungen können sich als
„Diabeteszentrum DDG“, „Diabetes Exzellenzzentrum DDG“ oder als „Klinik
mit Diabetes im Blick DDG“ zertifizieren lassen. „Letzteres Zertifikat
feiert dieses Jahr 10-jähriges Bestehen. Aktuell sind 90 Häuser als
„Klinik mit Diabetes im Blick DDG“ zertifiziert– ein großer Erfolg für die
Patientensicherheit“, betont Fritsche. Diese Einrichtungen verpflichten
sich zur Einhaltung strenger Qualitätsstandards und standardisierter
Prozesse, sodass alle Patientinnen und Patienten systematisch auf Diabetes
untersucht werden, auch wenn sie aus anderen Gründen stationär behandelt
werden. „Das ist besonders wichtig, denn viele Menschen mit Diabetes sind
nicht wegen der Diabeteserkrankung stationär aufgenommen, sondern stellen
sich aufgrund anderer Erkrankungen oder Behandlungen vor“, so Fritsche.
Laut dem Diabetologen minimieren strukturierte Abläufe das Risiko, dass
eine Diabeteserkrankung übersehen oder fehldiagnostiziert wird. Denn: In
deutschen Krankenhäusern hat jeder fünfte Patient einen bekannten
Diabetes1. Hinzu kommt eine nicht unerhebliche Dunkelziffer von bis zu 14
Prozent für unerkannten Diabetes, wie Studien zeigen.2/3„Da die
Stoffwechselerkrankung erheblichen Einfluss auf den Genesungsprozess haben
kann, braucht es eine interdisziplinäre Versorgung“, so Fritsche. Zudem
verpflichten sich zertifizierte Kliniken, ihr medizinisches Personal
regelmäßig in der Früherkennung und Behandlung von Diabetes
weiterzubilden. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem diabetesgeschulten
Pflegepersonal zu, das auf jeder Station vorgehalten werden muss.

Zertifikate: Schlüssel zu mehr Patientensicherheit und Selbstbestimmung
Dr. med. Jens Kröger, Vorsitzender der gemeinnützigen Organisation
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, hebt noch einen weiteren Vorteil
hervor: „Zertifikate erleichtern nicht nur die Orientierung der
Patientinnen und Patienten, sondern stärken auch ihre Selbstbestimmung und
Selbstwirksamkeit in der Therapie. Wenn Betroffene sehen, dass eine Klinik
zertifiziert ist, können sie sicher sein, dass sie sich für eine
Einrichtung entscheiden, die strengen Qualitätsstandards entspricht. Dies
trägt zur Erhöhung der Diagnosesicherheit und Patientensicherheit bei.“

Lücken im Bundes-Klinik-Atlas gefährden die Patientensicherheit
Es ist daher sinnvoll, diese Zertifizierungen als einen Mehrwert für
Patientinnen und Patienten auch transparent im jüngst eingeführten Bundes-
Klinik-Atlas abzubilden. Fritsche und Kröger kritisieren, dass die
Plattform in ihrem aktuellen Zustand kaum aussagekräftig ist und wichtige
Informationen zur Diabetesversorgung fehlen. „Die rund 3 Millionen
Menschen, die jährlich mit Diabetes mellitus in deutschen Kliniken
behandelt werden, finden im neuen Portal keine korrekten Informationen,
insbesondere zur realen Verfügbarkeit spezialisierter Diabeteszentren“, so
Kröger. „Dies führt zu einer massiven Desinformation, da Betroffene und
deren Angehörige nicht die für sie geeignete medizinische Versorgung
finden.“ Trotz angekündigter Anpassungen finden sich seit Einführung des
Online-Portals weiterhin Kliniken mit Diabetes-Expertise lediglich im
niedrigen zweistelligen Bereich. „Es gibt derzeit allein 400 DDG
zertifizierte Klinken, die hier nicht abgebildet sind“, kritisiert
Fritsche.

Zum Welttag der Patientensicherheit fordern DDG und diabetesDE - Deutsche
Diabetes-Hilfe daher rasche Nachbesserungen am Bundes-Klinik-Atlas,
insbesondere die Integration der relevanten Zertifikate. „Patientinnen und
Patienten müssen ein realistisches Bild von der Versorgungslandschaft
bekommen“, so Kröger. „Die derzeitige Darstellung im Bundes-Klinik-Atlas
ist irreführend und gefährdet die Patientensicherheit.“

Literatur

1 Marie Auzanneau et al., Diabetes in the Hospital - A Nationwide Analysis
of All Hospitalized Cases in Germany With and Without Diabetes, 2015–2017,
Dtsch Arztebl Int 2021 Jun 18;118(24):407-412.
doi: 10.3238/arztebl.m2021.0151.
2 Dirk Müller-Wieland et al., Survey to estimate the prevalence of type 2
diabetes mellitus in hospital patients in Germany by systematic HbA1c
measurement upon admission, Int J Clin Pract. 2018 Dec;72(12):e13273. doi:
10.1111/ijcp.13273. Epub 2018 Oct 8.
3 Kufeldt et al., Prevalence and Distribution of Diabetes Mellitus in a
Maximum Care Hospital: Urgent Need for HbA1c-Screening, Exp Clin
Endocrinol Diabetes. 2018 Feb;126(2):123-129.
doi: 10.1055/s-0043-112653. Epub 2017 Jul 27.

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