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VGH Fotopreis verliehen - Ausstellung in der GAF- Galerie für Fotografie

Jury VGH Fotopreis  Tim Kirchhof
Jury VGH Fotopreis Tim Kirchhof

Anton Vester, Studierender an der Hochschule Hannover, gewinnt den VGH
Fotopreis 2024 - Ausstellung in der GAF - Galerie für Fotografie in der
Eisfabrik ab 5. Dezember.

Anton Vester gewinnt den mit 10.000 Euro dotierten diesjährigen VGH
Fotopreis, der seit 17 Jahren exklusiv unter den Studierenden des
Studiengangs ›Visual Journalism and Documentary Photography‹ an der
Hochschule Hannover vergeben wird. Mit seinem Projekt ›Ohnmächtige Stille‹
widmet sich der 28-jährige Fotograf dem Thema der Organspende, das in
aktuellen Debatten eher wenig präsent ist, obwohl in Deutschland rund
8.400 Patient*innen auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen und die
Spendenbereitschaft der Deutschen nach wie vor zurückhaltend ist. Anton
Vester gelingt eine berührende fotografische Porträtarbeit, die nicht den
Erfolgsmoment der Transplantation erzählt, sondern die Lebenswelt der
Menschen. In einer beeindruckend behutsamen Annäherung beleuchtet Anton
Vester intensiv und persönlich die Situation der Menschen hinter den
Zahlen, deren Leben durch Warten bestimmt ist. Sie hoffen und warten auf
eine neue Niere, ein neues Herz, auf ein neues Leben – manchmal warten sie
jahrelang und manchmal müssen die Menschen sterben, bevor ihre Hoffnung
erfüllt wird.
»Es ist bewusst eine Erzählung des Wartens und keine darüber hinaus. Sie
soll die Situation der Menschen besser nachvollziehbar machen, ihre Angst
vor der Zukunft, die bangende Ungewissheit und Momente der Hoffnung«, so
der junge Fotograf.

Für die hochkarätig besetzte Jury des diesjährigen VGH Fotopreises war das
Votum für das Projekt von Anton Vester eine klare Entscheidung. »Es gab
eine große Einstimmigkeit für die Geschichte von Anton Vester. Die
Konzentration auf das Warten der Betroffenen, gepaart mit den wahnsinnig
intensiven Porträts, das hat uns alle überzeugt«, resümiert Guido
Schmidtke (Senior Photo Editor STERN) den Juryprozess. Die Fachjury
bestand in diesem Jahr aus Henner Flohr, Leiter der F.A.Z.-Bildredaktion;
Cale Garrido, Autorin und Kuratorin für Fotografie; Lara Huck,
Bildredaktion DIE ZEIT; Nicole Neumann, Bildredaktion DER SPIEGEL; Guido
Schmidtke, Senior Photo Editor STERN, Hannah Schuh, Visual Director ART–
Das Kunstmagazin; Barbara Stauss, Studio Stauss und Reporter ohne Grenzen,
und einer Vertreterin der VGH.

Der Fotopreis der VGH Versicherungen ist mit 10.000 Euro bundesweit eine
der höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich Fotografie. Mit ihrer
exklusiven Förderung unterstützen die VGH Versicherungen den international
renommierten Studiengang ›Visual Journalism and Documentary Photography‹
der Hochschule Hannover (HsH), der über einen deutschlandweit einmaligen
Schwerpunkt im Bereich des visuellen Journalismus und der
Dokumentarfotografie verfügt. Ausgehend von den Medien Fotografie und
Video vermittelt der Studiengang multidisziplinäre visuelle Kompetenzen.
Im Fokus stehen dabei journalistische und dokumentarische Erzählweisen.
»Wir danken den VGH Versicherungen für die langfristige, nachhaltige und
vertrauensvolle Zusammenarbeit. Gemeinsam können wir mit dem VGH Fotopreis
ein großartiges Forum für die Dokumentarfotografie in Hannover schaffen«,
sagt Prof. Dr. Karen Fromm, Professorin des Studiengangs ›Visual
Journalism and Documentary Photography‹.

Die hohe Qualität und die Vielfalt der studentischen Projekte überzeugten
die diesjährige Jury. Neben der Preisträgerarbeit von Anton Vester
erhielten als Finalist*innen des Juryprozesses Jonathan Funk, Lisa-Maria
Gruber und Ludwig Nikulski eine lobende Erwähnung.

Finalist*innen:
Jonathan Funk ›Ortskontrollfahrt‹
Lisa-Maria Gruber ›The Face‹
Ludwig Nikulski ›Pod Palmami – Unter den Palmen‹

Mit der Verleihung des Preises ist eine Ausstellung der Preisträgerarbeit
sowie der Finalist*innen des Juryprozesses in der GAF – Galerie für
Fotografie verbunden. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, den 4.
Dezember 2024, um 19 Uhr in den Räumen der GAF – Galerie für Fotografie in
Hannover statt. Die Ausstellung wird vom 5. Dezember 2024 bis 12. Januar
2025 gezeigt.

Termine:
Preisverleihung und Ausstellungseröffnung: 4. Dezember 2024, 19 Uhr
Ausstellung: 5. Dezember 2024 bis 12. Januar 2025

Ort:
GAF – Galerie für Fotografie
Eisfabrik
Seilerstraße 15d
Hannover 30171
Die Galerie ist donnerstags bis sonntags geöffnet, von 12 bis 18 Uhr.


Vita Anton Vester

Anton Vester wurde 1996 in Baden-Württemberg geboren. Nach einer
beruflichen 180-Grad-Wende vom Polizisten zum Fotografen realisierte er
2019 erste Projekte in Sri Lanka, Malaysia, Griechenland und Äthiopien.
Seit 2021 studiert Anton Vester im Studiengang ›Visual Journalism and
Documentary Photography‹ an der Hochschule Hannover. 2023 absolvierte er
eine sechsmonatige Fotohospitanz bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Neben Auftragsarbeiten setzte er dort auch eigene Projekte um. Der
Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf den sozialen und psychischen
Herausforderungen unserer Gesellschaft. Die Offenheit gegenüber neuen
Lebensrealitäten und das Interesse an tiefgehenden Begegnungen zeichnen
seine Arbeitsweise aus.

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KulturGutRetter-Vollübung in Brandenburg

Know-How-Transfer zwischen den KulturGutRettern  Pasternak  Deutsches Archäologisches Institut
Know-How-Transfer zwischen den KulturGutRettern Pasternak Deutsches Archäologisches Institut

Freiwillige trainieren das Dokumentieren, Bergen und Notkonservieren von
Kulturgut für den Ernstfall: Vom 25. bis 28. September 2024 fand im
Schloss Demerthin (Gemeinde Gumtow) die erste Vollübung der vom
Auswärtigen Amt finanzierten KulturGutRetter-Auslandseinheit Cultural
Heritage Response Unit (CHRU) statt. In einem fiktiven Erdbebenszenario
trainierten Fachleute den internationalen Kulturgutschutz nach einer
Katastrophe. Ziel ist die Einsatzfähigkeit im Jahr 2025.

Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) entwickelt gemeinsam mit der
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und dem Leibniz-Zentrum für
Archäologie (LEIZA) im Projekt KulturGutRetter eine
Auslandseinsatzeinheit, um bei Katastrophen weltweit schnelle Hilfe aus
Deutschland für die Notversorgung von Kulturgut anbieten zu können. Die
Freiwilligen der KulturGutRetter-Auslandseinheit Cultural Heritage
Response Unit (CHRU) hatten während der Vollübung nun erstmals die
Möglichkeit, im Rahmen eines großangelegten Übungsszenarios das zuvor
Erlernte anzuwenden. Schauplatz des fiktiven Erdbebenszenarios war das
Renaissance-Schloss Demerthin im Landkreis Prignitz in Brandenburg. Am
Übungsort angekommen wurden die 41 Übungsteilnehmenden der CHRU mit dem
folgenden Szenario konfrontiert.

Katastrophenszenario

Ein schweres Erdbeben hat die Region getroffen. Nationale und
internationale Hilfskräfte haben die Lebensrettungsphase abgeschlossen,
nun soll ein Kulturdenkmal und sein Inventar gesichert werden. Bestehende
internationale Hilfsersuchen wurden um den Aspekt Kulturgutschutz
erweitert und dieser in den Katastrophenschutzmechanismus der EU (UCPM)
implementiert. Deutschland hat deshalb die Hilfe der
Auslandseinsatzeinheit CHRU angeboten. Die Einheit ist an den betroffenen
Einsatzort geflogen, an dem nun ein Schloss gesichert und Kulturgüter
geborgen werden.

Kulturgut bergen, dokumentieren, notkonservieren

„Für dieses Projekt gibt es keine Blaupause. Als Einsatzleiter der CHRU
wird mir besonders im Gedächtnis bleiben, wie gut die Zusammenarbeit und
der Know-how-Transfer funktioniert haben. Ich bin überrascht, dass wir als
so unterschiedliche Menschen – THWler, Archäologinnen, Restauratoren oder
Ingenieurinnen – zusammengefunden haben. Aber der Antrieb, etwas zu
schützen, das uns wertvoll ist, und der gemeinsame Blick auf ein
sinnstiftendes Ziel schweißen eben zusammen“, sagte Stefan Tahn, CHRU-
Teamleader.

Freiwillige Expertinnen und Experten für Bauforschung und Denkmalpflege
führten während der Übung mit der Unterstützung von THW-Einsatzkräften
eine Schadenserfassung am Schloss durch, bewerteten Schäden und
dokumentierten das Gebäude. Die Nutzung des Geländes wurde durch die
Vermittlung des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und dem
Sachbereich Denkmalschutz des Landkreises Prignitz und mit freundlicher
Genehmigung der Gemeinde Gumtow ermöglicht.

Gemeinsam wurde Schutt aus den Schlossräumen entfernt, um die Statik zu
entlasten. Die Freiwilligen füllten Hohlstellen am Gebäude und bargen
Skulpturen, Dekorationselemente und andere mobile Kulturgüter, die im
Labor auf dem Schlossgelände notkonserviert wurden. Mithilfe des digitalen
QField-basierten Dokumentationssystems, das am DAI entwickelt wurde,
erfassten Fachleute Gemälde, Statuen und andere Kulturgegenstände. Im
mobilen Labor für Notkonservierung, das am LEIZA für den schnellen
Transport in Katastrophengebiete entwickelt wurde, fotografierte, reinigte
und verpackte die CHRU der Konservierung und Restaurierung das geborgene
Kulturgut. Das THW stellte mit seiner jahrelangen Einsatzerfahrung die
technischen und logistischen Komponenten des Teams zur Verfügung, indem es
die Autarkie des Teams während des Einsatzes sicherstellte, den Transport
der Ausstattung organisierte und ein Camp für das Team betrieb. Zudem
wurde die Kommunikation ermöglicht und Fachberater eingesetzt. Das THW
führte den gesamten Einsatz und stellte ehrenamtliches, erfahrenes
Personal zur Verfügung, um das Team im Einsatzgebiet vor Ort zu leiten.
Die Teamstruktur, das spezielle Equipment und die Workflows der
Einsatzeinheit CHRU konnten die Teilnehmenden erstmals nach der Ausbildung
im Einsatzszenario erproben.

Die Ausbildung des Teams und die dazugehörige Großübung 2024 stellen
wichtige Meilensteine im Projekt KulturGutRetter dar. Die grundlegende
Einsatzfähigkeit der CHRU für den internationalen Kulturgutschutz in
Katastrophenfällen ist für Anfang des Jahres 2025 geplant.

Das KulturGutRetter-Projekt

Das Projekt KulturGutRetter wird seit 2019 unter der Leitung des Deutschen
Archäologischen Instituts (DAI), gemeinsam mit seinen Partnern von der
Bundesanstalt Technischen Hilfswerk (THW) und dem Leibniz-Zentrum für
Archäologie (LEIZA) entwickelt. Das Projekt wird durch das Auswärtige Amt
und den Deutschen Bundestag unterstützt. Ziel ist die Etablierung einer
Auslandseinsatzeinheit, die über den UCPM weltweit Hilfe leisten kann,
wenn Kulturgut durch Erdbeben, Überschwemmungen oder andere Katastrophen
gefährdet ist. In diesem Jahr nahm das Projekt erstmals mehr als 100
freiwillige Expertinnen und Experten für Kulturgutschutz auf und hat mit
der Ausbildung begonnen.

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Hamburg Sustainability Conference: Kampf gegen Sepsis ist essenziell für die globale nachhaltige Entwicklung

Die Hamburg Sustainability Conference am 7. und 8. Oktober 2024 brachte
Akteure aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen,
um Lösungen für globale Herausforderungen zu diskutieren. Prof. Dr. Konrad
Reinhart von der Sepsis Stiftung betonte die Notwendigkeit einer
effektiven Gesundheitsversorgung zur Bekämpfung von Sepsis, um die
Sustainable Development Goals (SDGs) zu erreichen. Achim Steiner von der
UNDP unterstrich die Bedeutung der Sepsisbekämpfung für die Reduzierung
der Kindersterblichkeit und die universelle Gesundheitsversorgung. Die
Konferenz bot eine Plattform zur Erörterung der Beziehung zwischen
globaler Gesundheit und nachhaltiger Entwicklung.

Berlin, 10. Oktober 2024. Die Sepsis Stiftung blickt mit Spannung auf die
erste Hamburg Sustainability Conference (HSC), die am 7. und 8. Oktober
2024 statt-fand und Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft
sowie internationale Organisationen zusammenbrachte, um Lösungen für die
drängendsten Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln. Eine
bezahlbare, verlässliche Gesundheitsversorgung ist ein Basis-Pfeiler der
globalen Entwicklung. „Angesichts des immensen menschlichen Leids, der
weitreichenden volkswirtschaftlichen Einbußen aufgrund von Sepsis und
ihren Folgeschäden ist klar:  Ein effizientes Gesundheitswesen  und das
Erreichen der Sustainable Development Goals ist nur mit einer tragfähigen
und nachdrücklich verfolgten Strategie gegen Sepsis zu erreichen“, sagte
Prof. Dr. Konrad Reinhart, Vorsitzender der Sepsis Stiftung mit Blick auf
die Konferenz.

Achim Steiner, der Administrator des Entwicklungsprogramms der Vereinten
Nationen (UNDP) und Unterstützer der Global Agenda for Sepsis 2030,
eröffnete gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Hamburgs Erstem
Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher. Bereits beim 4. World Sepsis
Congress im April 2023 sagte er: "Tackling sepsis is crucial to achieve
the sustainable development goals (SDGs)." und betonte, dass die
Reduzierung von Kindersterblichkeit, die Verbesserung der
Gesundheitsversorgung und die Erreichung einer universellen
Gesundheitsversorgung entscheidende Aspekte der Sepsisbekämpfung sind.
Außerdem betonte er, dass die Bekämpfung von Sepsis eine globale Aufgabe
ist und unterstrich die große Bedeutung von Forschung, Technologie und
Innovation, um die Krankheit zu bekämpfen. Dabei sprach er sich für eine
Stärkung der globalen Zusammenarbeit aus. Er lobt die Bemühungen der
Global Sepsis Alliance und appelliert an die Welt, die wichtigen
Lektionen, die man aus der Bekämpfung der Sepsis gelernt hat, ernst zu
nehmen. Mehr Informationen hierzu unter:
https://www.youtube.com/watch?v=ZqPWxPaHHc8&t=884s.

Auch für die Sepsis Stiftung liegt ein besonderes Augenmerk auf der
Schnittstelle zwischen globaler Gesundheit und nachhaltiger Entwicklung.
In der Global Agenda for Sepsis 2030
(https://static1.squarespace.com/static/58a7025b8419c215b30b2df3/t/66eb2bf6ea445e649f46f905/1726688249207/2030_Global_Agenda_Sep18.pdf)
spielen die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) eine zentrale Rolle,
insbesondere das Ziel, welches die Gesundheit und das Wohlergehen aller
Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die aktuelle Konferenz war eine
wertvolle Gelegenheit, die Herausforderungen von Sepsis und anderen
globalen Gesundheitsbedrohungen zur Erreichung der SDGs zu erörtern.

„Als Mitinitiator Initiator der Welt Sepsis Tag Bewegung und einer der
treibenden Kräfte für die Verabschiedung der WHO Sepsis Resolution 2017
setzt sich die Sepsis Stiftung seit vielen Jahren für ein Stärkung der
internationalen Zusammenarbeit in Forschung, Prävention und Behandlung der
Sepsis ein“.   betont Prof. Reinhart. In Deutschland ist die
Sepsissterblichkeit nicht nur bei Erwachsenen sondern auch in der
Altersgruppe von 0-19 Jahren bis zu doppelt so hoch wie in Schweden,
Australien und den USA. Sepsis ist außerdem eine der drei Hauptursachen
für die Müttersterblichkeit. Aus diesem Grund hat die Sepsis Stiftung
zusammen mit dem Pädiatrischen Intensivmedizinischen Netzwerk der
Medizinischen Hochschule Hannover, das Multi-Stakeholder Kids-Mum Projekt
initiiert – https://sepsis-stiftung.de/projekte/kids-mum-sepsiskompetenz/.
Diesem Projekt haben sich inzwischen 15 medizinische Fachgesellschaften,
der Hebammenverband und Betroffenenorganisationen angeschlossen. Für das
Projekt hat das vom BMG aus Mitteln des Bundestages finanzierte Projekt
„Deutschland erkennt Sepsis“ eine Anschubfinanzierung von 130 000€
zugesagt.

Weitere Informationen zur Hamburg Sustainability Conference finden Sie
hier: https://www.sustainability-conference.org/en/.

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Schon zweihundert MIAI-Babys Studienprotokoll in Frontiers in Immunology veröffentlicht

Der Datenschatz der MIAI-Geburtskohorte soll Aufschluss darüber geben, wie
sich das Immunsystem von Kindern im ersten Lebensjahr entwickelt und warum
manche Kinder anfälliger für schwere Virusinfektionen sind als andere.

Würzburg. Fabian ist das zweihundertste MIAI-Baby. Mit ihm hat die MIAI-
Studienambulanz des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) einen wichtigen
Meilenstein erreicht, um schon einige der Fragestellungen eines von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes anzugehen.
Mit den in der MIAI-Geburtskohorte gesammelten Daten,
Untersuchungsergebnissen und Bioproben will das Studienteam um Prof. Dr.
Dorothee Viemann verstehen, wie Babys im ersten Lebensjahr lernen, sich
gegen Viren wie Influenza, RSV oder SARS-CoV-2 zu verteidigen. MIAI steht
für Maturation of Immunity Against Influenza - die Entwicklung des
Immunsystems gegen Virusinfektionen der Atemwege. Virale
Atemwegsinfektionen sind nach wie vor weltweit ein großes Problem und
verursachen zahlreiche Erkrankungen und Todesfälle.

Welche Einflüsse prägen das Immunsystem?

Nach der Geburt reift das Immunsystem und passt sich der neuen Umwelt an.
Wie gut sich unser Immunsystem zur Abwehr solche Virusinfektionen
entwickelt, hängt neben genetischen Faktoren vor allem von
Umwelteinflüssen ab. Welche Umweltfaktoren die Immunreifung fördern und
welche sie stören, ist allerdings bis heute nicht ganz klar. Zudem gilt es
zu verstehen, welche Komponenten und Zellen des Immunsystems bei
Neugeborenen und Kindern wichtig sind, um schwere Atemwegsinfektionen zu
verhindern. Diese Unklarheiten nimmt der Lehrstuhl für Translationale
Pädiatrie der Kinderklinik gemeinsam mit der Frauenklinik in der MIAI-
Studie genauer unter die Lupe.

Das MIAI-Team untersucht zum Beispiel, welche Rolle der sozioökonomische
Hintergrund, die Anzahl von Familienmitgliedern, Kinderkrippenbesuche,
Impfungen, Infektionen und Ernährung bei der frühen Entwicklung von
Immunantworten spielen. Außerdem wird der Frage nachgegangen, ob es einen
Zusammenhang zwischen der Bildung des Mikrobioms, also der Gesamtheit der
Mikroorganismen im Körper, und der Entwicklung der Immunität gegen diese
Virusinfektionen nach der Geburt gibt.

Dazu werden die Kinder direkt nach der Geburt in der Würzburger
Frauenklinik sowie nach einem, sechs und zwölf Monaten in der MIAI-
Studienambulanz der benachbarten Kinderklinik untersucht. Dabei werden der
Gesundheitszustand der Kinder erfragt, verschiedene biologische Proben wie
Hautabstriche und Stuhlproben gesammelt, die Babys gemessen und gewogen,
Herz und Lunge abgehört und der Muskeltonus überprüft.

MIAI-Kinder liefern wichtigen Beitrag für die Wissenschaft

Die Pläne und das Design der MIAI-Studie sowie die Charakteristika der
ersten 171 MIAI-Babys hat Dorothee Viemann jetzt mit ihrem Team in der
Fachzeitschrift Frontiers in Immunology veröffentlicht. Besonders
hervorzuheben sei die Akzeptanz des Studiendesigns. „Wir haben eine
relativ geringe Abbruchquote von etwa 8 Prozent“, berichtet
Studienkoordinatorin Dr. Carina Hartmann, die gerade selbst Mutter eines
Sohnes geworden ist. Dazu zählen auch Familien, die aus Würzburg
weggezogen sind. „Ohne die Eltern könnten wir die MIAI-Studie nicht
durchführen. Und die Eltern sind wirklich sehr engagiert, sie kommen gerne
zu uns, jetzt auch schon mit den ersten Geschwisterkindern. Das spricht
für die Studie und das Studienteam. Unser Studienteam hat zu jedem Kind
ein Gesicht und verfolgt seine Entwicklung mit Spannung und Freude.“

Viele Eltern schätzen den zusätzlichen Blick auf ihr Kind neben den
U-Untersuchungen beim niedergelassenen Kinderarzt, die Motive für die
Teilnahme an der Studie sind aber vor allem altruistischer Natur. Auch
Fabians Eltern machen gerne bei MIAI mit, „weil wir mit unseren und
Fabians Daten einen wertvollen Beitrag für die Wissenschaft leisten
können“. Denn die Ergebnisse könnten helfen, die Immunität gegen
Atemwegsviren besser zu verstehen und Empfehlungen zu geben, wie Eltern
die Entwicklung des Immunsystems frühzeitig fördern können, um schwere
Krankheitsverläufe zu vermeiden.

MIAI-Studie geht weiter – Dank des großen Engagements der Eltern und
weiterer Fragestellungen

Viele Erkrankungen werden erst nach der Säuglingszeit sichtbar. Ein
frühkindliches Asthma bronchiale ist dafür ein klassisches Beispiel.
Häufige Bronchitiden im Laufe des ersten Lebensjahrs können ein
Vorläufersymptom für ein Asthma sein, aber nicht bei jedem Kind
manifestiert sich tatsächlich diese chronische Atemwegserkrankung. Um
solche Zusammenhänge zu verstehen und Faktoren zu identifizieren, die die
Entstehung chronisch immunologischer Erkrankungen begünstigen, ist die
Nachverfolgung der MIAI-Kinder über das erste Lebensjahr hinaus nun
unerlässlich.

Wenn es die finanziellen Möglichkeiten erlauben, würden Prof. Dorothee
Viemann und Prof. Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik,
gesundheitsrelevante Daten gerne bis über das 16. Lebensjahr hinaus
sammeln. „In der Pubertät wird im Immunsystems nochmals vieles neugeordnet
und reprogrammiert“ erklärt Dorothee Viemann. „Mit diesem Projekt würden
wir den Grundstein für wichtige zukünftige Erkenntnisse legen - eine
solche Kohorte wäre gerade für die kommende Generation an Forscherinnen
und Forschern ein unglaublicher Schatz!“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dorothee Viemann <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>

Originalpublikation:
Carina R. Hartmann, Robin Khan, Jennifer Schöning, Maximilian Richter,
Maike Willers, Sabine Pirr, Julia Heckmann, Johannes Dirks, Henner
Morbach, Monika Konrad, Elena Fries, Magdalene Winkler, Johanna Büchel,
Silvia Seidenspinner, Jonas Fischer, Claudia Vollmuth, Martin Meinhardt,
Janina Marissen, Mirco Schmolke, Sibylle Haid, Thomas Pietschmann, Simona
Backes, Lars Dölken, Ulrike Löber, Thomas Keil, Peter U. Heuschmann, Achim
Wöckel, Sagar, Thomas Ulas, Sofia K. Forslund-Startceva, Christoph Härtel,
Dorothee Viemann. A clinical protocol for a German birth cohort study of
the Maturation of Immunity Against respiratory viral Infections (MIAI).
Frontiers in Immunology, Volume 15 - 2024,
https://doi.org/10.3389/fimmu.2024.1443665

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