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Fachkräftemangel in der Bildung: „Wir brauchen kreative Lösungen“

In Deutschland herrscht in allen Bildungsbereichen ein Mangel an
Fachkräften, der sich in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter
verschärfen wird. Wissenschaftler*innen aus dem Leibniz-Forschungsnetzwerk
Bildungspotenziale (LERN) haben nun in einem Positionspapier konkrete
Vorschläge erarbeitet, um dieser Problemlage entgegenzuwirken – in den
Bereichen der frühen Bildung, der Schule, der Erwachsenen- und
Weiterbildung sowie in Bezug auf das Thema Diversität. Das
Forschungsnetzwerk diskutiert den Fachkräftemangel in der Bildung außerdem
heute auf dem Bildungspolitischen Forum in Berlin.

„Wenn wir dem Fachkräftemangel in weiten Teilen des Bildungssystems
begegnen wollen, reicht die langfristig angelegte Neuqualifizierung von
Personal alleine nicht aus. Wir brauchen kreative Lösungen, um jetzt und
unmittelbar auf die Entwicklung reagieren zu können“, so die Autor*innen
des Positionspapiers. Die Forschenden unterstreichen die Dringlichkeit
dieses Anliegens: „Eine anhaltende Unterbesetzung im Bildungswesen erfolgt
auf Kosten aller Lehrenden und Lernenden. Zum einen erhöht sie den Druck
auf die bestehenden Beschäftigten und verschlechtert deren
Arbeitsbedingungen. Zum anderen sinkt die Qualität der Bildungsangebote
und damit die Gesamtqualifizierung der Bevölkerung. Insgesamt
verschlechtern sich die Chancen durch Bildung.“

In dem Positionspapier stellen die Expert*innen des LERN-
Forschungsnetzwerks unterschiedliche Vorschläge vor. Im Bereich der frühen
Bildung sehen sie beispielsweise Potenzial für multiprofessionelle Teams,
ältere Menschen vermehrt für Aufgaben in den Kitas zu gewinnen und
Betreuungsumfänge, die von Kindern nicht genutzt werden, umzuverteilen.
Für die Schule fordern sie unter anderem einen digital ganzheitlich
weiterentwickelten Unterricht, der das Lehren und Lernen klug unterstützt,
verstärkte professionsübergreifende Kooperationen und eine Entlastung der
Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben. Im
Weiterbildungsbereich betonen sie die Dringlichkeit, die
Beschäftigungsbedingungen von Lehrkräften – was Bezahlung und Sicherheit
angeht – zu verbessern. Das gelte vor allem für Bildungsbereiche von
besonderem öffentlichem Interesse wie der sprachlichen Grundbildung von
Zugewanderten. Zudem brauche es neue, übergreifende Strategien und
Strukturen zur Rekrutierung und Fortbildung des Personals.

In Bezug auf das Thema Diversität sehen die Forschenden einen von den
Bildungsabschnitten unabhängigen Weg, um dem Fachkräftemangel
entgegenzuwirken. So sei es wichtig, vermehrt Personen aus bisher
unterrepräsentierten Gruppen zu gewinnen und in der Berufsausübung
verstärkt zu unterstützen. Das können beispielsweise Personen mit
Zuwanderungsgeschichte sein. Hierfür bedürfe es jedoch gezielter Maßnahmen
– zum Beispiel eine leichtere Anerkennung ausländischer Abschlüsse, eine
kultursensible Berufsberatung in verschiedenen Sprachen, eine verbesserte
soziale Integration in der Ausbildung und eine diversitätssensiblere
Organisationskultur in den Bildungseinrichtungen.

Bildungspolitisches Forum und Forschungsnetzwerk:

Unter dem Titel „Fachkräftemangel in der Bildung: Chancen und
Perspektiven“ diskutiert das Forschungsnetzwerk das Thema heute auf dem
Bildungspolitischen Forum in Berlin. Die jährliche Veranstaltung widmet
sich stets aktuellen Herausforderungen im Bildungswesen und wendet sich an
die Fachwelt in Politik, Forschung und Verwaltung. In diesem Jahr findet
die Veranstaltung in Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) als Präsenzveranstaltung statt – inklusive Livestream
ausgewählter Inhalte. Inhaltlich verantwortlich sind das DIPF | Leibniz-
Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, das Bundesinstitut
für Bevölkerungsforschung (BiB) und das Deutsche Institut für
Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE).
Das Forum umfasst unter anderem eine Keynote, vielfältige Diskussionsforen
und einen moderierten Bildungsdialog.

Im Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (Leibniz Educational
Research Network, LERN) haben sich Wissenschaftler*innen aus
Erziehungswissenschaft, Fachdidaktiken, Linguistik, Kultur-, Medien- und
Neurowissenschaften, Ökonomie, Politikwissenschaft, Psychologie,
Soziologie, Sprachwissenschaft sowie Informationswissenschaft und
Informatik an 27 Einrichtungen zusammengeschlossen, um ihre Expertise zu
bündeln und Entscheidungsträger* innen in der Bildungsadministration zu
beraten. Gemeinsam arbeiten sie daran, wie die Potenziale von Bildung und
für Bildung besser nutzbar gemacht werden können. Ziel ist es, auf
individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene Ansatzpunkte
für tragfähige Konzepte und erfolgversprechende Reformen zu finden.

Weitere Informationen:

•       Das Positionspapier:

<www.leibniz-bildung.de/pospap-bpf24>

•       Über das heutige Bildungspolitische Forum – inklusive Link auf den
Live-Stream:

<www.leibniz-bildung.de/veranstaltung/bpf-2024-fachkraeftemangel-in-der-
bildung-chancen-und-perspektiven/
>

•       Über das Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN):

<www.leibniz-bildung.de>

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Neue BZgA-Studie zeigt: Hygiene im Alltag wird immer wichtiger

Das Hygieneverhalten der Menschen in Deutschland hat sich in den letzten
Jahren weiter verbessert. Dies ist das zentrale Ergebnis der neuesten
Bevölkerungsbefragung „Infektionsschutz durch Hygiene – Einstellungen,
Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung“ der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die sie zum Welthändewaschtag am 15.
Oktober vorstellt. Im Vergleich zu früheren Befragungen zeigt die aktuelle
Studie, dass Hygienemaßnahmen im Alltag immer wichtiger werden: So halten
96 Prozent der Befragten Händewaschen für eine hilfreiche Maßnahme zur
Verhinderung von Infektionen.

Das Hygieneverhalten der Menschen in Deutschland hat sich in den letzten
Jahren weiter verbessert. Dies ist das zentrale Ergebnis der neuesten
Bevölkerungsbefragung „Infektionsschutz durch Hygiene – Einstellungen,
Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung“ der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die sie zum Welthändewaschtag am 15.
Oktober vorstellt. Im Vergleich mit den vorherigen Befragungen seit 2012
zeigt die aktuelle Studie, dass Hygienemaßnahmen im Alltag für immer
wichtiger gehalten werden.

Dr. Johannes Nießen, Errichtungsbeauftragter des Bundesinstituts für
Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) und Kommissarischer
Leiter der BZgA: „Händewaschen ist eine einfache, aber effektive Maßnahme,
um sich und andere vor Infektionen zu schützen. Die BZgA wird auch
weiterhin die Aufklärung über Hygiene im Alltag stärken, denn jeder von
uns kann zur Gesundheit der Gemeinschaft beitragen. Insbesondere nach den
Erfahrungen der Corona-Pandemie ist das Bewusstsein für Hygiene gestiegen.
Wir werden uns auch in Zukunft dafür einsetzen, dieses Wissen aktiv in den
Alltag der Bevölkerung zu integrieren – durch qualitätsgesicherte
Informationen zu Hygiene und Impfungen.“

Für die aktuelle Erhebung zum Infektionsschutz wurden 4.001 Bürgerinnen
und Bürger im Alter von 16 bis 85 Jahren zwischen Juli und August 2023
befragt.

Wichtiges Ergebnis der Studie ist die wachsende Überzeugung der
Bevölkerung, dass Händewaschen eine wirksame Maßnahme zur Verhinderung von
Infektionen darstellt:

• 96 Prozent der Befragten halten Händewaschen für eine hilfreiche
Maßnahme, wobei der Anteil derjenigen, die nach eigenen Angaben die
empfohlene Mindestdauer von 20 Sekunden einhalten, deutlich gestiegen ist
(2023: 63 %, 2012: 36 %).

• Auch gestiegen ist der Anteil derjenigen, die sich nach dem Kontakt mit
Personen mit ansteckenden Krankheiten immer die Hände waschen
(2023: 78 %, 2012: 68 %).

• Eine Zunahme gibt es zudem bei denjenigen, die sich vor dem Besuch
gesundheitlich geschwächter Personen immer die Hände waschen
(2023: 66 %, 2012: 47 %).

• Die Nutzung von Seife oder Waschlotion ist nahezu flächendeckend
verbreitet und hat sich seit Beginn der Befragung noch leicht erhöht
(2023: 92 %, 2012: 87 %).

• Im Schnitt waschen sich die Befragten nach eigener Einschätzung 13-mal
am Tag die Hände.

Das Bewusstsein der Bevölkerung für die Einhaltung von Hygienemaßnahmen im
Krankheitsfall hat ebenfalls deutlich zugenommen:

• Die Mehrheit der Befragten sieht im Husten oder Niesen in die Ellenbeuge
eine wirksame Methode, andere Menschen vor einer Ansteckung zu schützen.
Dieser schon in den letzten Jahren beobachtete positive Trend hat sich
nach 2019 noch einmal verstärkt
(2023: 81%, 2019: 68 %, 2012: 54 %).

• Gleichzeitig wird diese Maßnahme erstmalig von mehr als der Hälfte der
Befragten konsequent umgesetzt. Ein besonders deutlicher Anstieg ist dabei
zwischen 2019 und 2023 zu beobachten
(2023: 55 %, 2019: 38 %, 2014: 27 %).

• Im Zeitvergleich zeigt sich auch ein positiver Trend für das Wissen um
das Ansteckungsrisiko durch Eigenberührung im Gesicht, beispielsweise
durch Reiben der Augen oder Berühren des Mundes
(2023: 49 %, 2019: 45 %, 2012: 30%).

• Der Anteil der Personen, die in einer starken Erkrankungswelle auf
Begrüßungen mit Körperkontakt wie Händeschütteln, Umarmungen oder Küsse
verzichten würden, ist nach der Coronavirus-Pandemie deutlich gestiegen
(2023: 71 %, 2019: 57 %).

Ein Infoblatt mit ausgewählten Ergebnissen der Bevölkerungsbefragung
„Infektionsschutz durch Hygiene – Einstellungen, Wissen und Verhalten der
Allgemeinbevölkerung“ steht zum Download unter: https://www.bzga.de/presse
/daten-und-fakten/infektionsschutz/


Der vollständige BZgA-Forschungsbericht „Infektionsschutz durch Hygiene –
Einstellungen, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung – Ergebnisse
der Repräsentativbefragung 2023“ steht online unter:
https://www.bzga.de/forschung/studien/abgeschlossene-studien/studien-
ab-1997/impfen-und-hygiene/


Gründliches Händewaschen mit Seife und weitere Hygienemaßnahmen, wie beim
Niesen und Husten von anderen Personen abwenden und ein Taschentuch oder
die Armbeuge vor Mund und Nase halten, sind wirksame Maßnahmen, sich und
andere vor Ansteckung zu schützen.

Weiterführende Informationen und Infomaterialien der BZgA zum
Infektionsschutz durch Hygiene und durch Impfungen unter
https://www.infektionsschutz.de und https://www.impfen-info.de.

Bestellung der kostenlosen BZgA-Materialien unter:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 50819 Köln
Online-Bestellung: https://shop.bzga.de/
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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ESA-Mission CO2M: Forschende aus Jena liefern Optik für Treibhausgas- Monitoring

Der Disperser ist eine optische Baugruppe, bestehend aus zwei Prismen und einem Gitter, welches mit einem der Prismen verbunden ist.  © Fraunhofer IOF
Der Disperser ist eine optische Baugruppe, bestehend aus zwei Prismen und einem Gitter, welches mit einem der Prismen verbunden ist. © Fraunhofer IOF

Mit ihrer Weltraummission CO2M will sich die ESA der Frage widmen, wie
viel CO₂ -Treibhausgas in der Erdatmosphäre genau von Menschenhand
verursacht wird. Für die Spektrometer an Bord der Satelliten haben
Forschende aus Jena die wohl wichtigste optische Baugruppe entwickelt und
gefertigt: den Disperser. Er ermöglicht hochpräzise Messungen von
Treibhausgasen und deren Konzentration. Die erste flugtaugliche Baugruppe
wurde nun vollständig ausgeliefert.

Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO₂) schädigen unser Klima. Um ihre
negativen Auswirkungen zu begrenzen, stellen sich dringende Fragen wie:
Wann und wo wird wieviel CO₂ ausgestoßen? Wie verteilt es sich in der
Atmosphäre? Und ganz besonders: Wie viele dieser Gase sind speziell von
Menschenhand gemacht?

Diesen Fragen will sich die »Copernicus Anthropogenic Carbon Dioxide
Monitoring«-Mission (CO2M) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ab
2026 mit zwei Erdbeobachtungs-Satelliten widmen. Die Satelliten sollen in
einer Konstellation arbeiten und hochauflösende spektrale Messungen von
atmosphärischem CO₂ durchführen, um die Emissionen von Städten, Ländern
und großen Industriegebieten genau zu kartieren. Zu diesem Zweck werden
die Satelliten mit Infrarot-Spektrometern ausgestattet sein.

Für diese Spektrometer haben Forschende aus Jena eine wesentliche
Schlüsselkomponente hergestellt: den sogenannten Disperser. »Beim
Disperser handelt es sich um die optische Baugruppe für das Spektrometer«,
erläutert Thomas Höing, zuständiger Projektleiter am Fraunhofer-Institut
für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF. Er erklärt den Aufbau und die
Funktionsweise der Baugruppe: »Der Disperser besteht aus jeweils zwei
Prismen und einem Gitter und fungiert als eine Art ›Farbzerleger‹. Das
heißt: Er spaltet das von der Erde reflektierte Licht sehr genau in seine
Spektralfarben auf und ermöglicht somit hochpräzise Messungen des CO₂-
Gehalts in der Erdatmosphäre.«

Messung speziell von Menschen verursachter Treibhausgase

Hochpräzise heißt in diesem Fall: Die CO2M-Satelliten können den
Kohlendioxid-Gehalt der Erdatmosphäre an jedem beliebigen Ort unseres
Planeten mit einer Genauigkeit von weniger als einhundert CO2-Teilchen pro
einer Milliarde Moleküle Luft bestimmen. Zusammen mit einer hohen
Ortsauflösung können die Satelliten auf globaler Ebene sehr genau
analysieren, in welcher Region und durch welche (menschlichen) Quellen die
meisten Abgase ausgestoßen werden.

Die CO2M-Mission soll damit nicht nur dazu beitragen, den globalen
Kohlenstoffkreislauf besser zu verstehen, sondern letztendlich auch dabei
helfen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. »Als
Optikstandort leisten wir damit einen wichtigen Beitrag zur Begrenzung des
Klimawandels, denn CO2M wird Entscheider mit belastbaren Zahlen
versorgen«, resümiert der Projektleiter über das Missionsziel.

Einzigartige Kombination von Leistungsfähigkeit und Größe für optische
Gitter

Ermöglicht werden diese hochpräzisen Messungen durch die im Disperser
verbauten optischen Gitter, die am Fraunhofer IOF in Jena hergestellt
wurden. »Die nanostrukturierten Gitter haben eine besonders hohe Effizienz
von mehr als 90% und einen geringen Polarisationsgrad von weniger als
10%«, erläutert Thomas Höing. Größe und Leistungsfähigkeit des Dispersers
sind in dieser Form bisher einzigartig und das Ergebnis einer umfassenden
Teamarbeit am Fraunhofer IOF. Der Leiter der Abteilung für Mikro- und
Nanostrukturierte Optiken, Dr. Falk Eilenberger, erklärt: »Die
Leistungsparameter der CO2M-Spektrometer sind extrem. Insbesondere in der
Kombination aus ›Größe plus Effizienz plus Polarisation plus Wellenlänge
ist gleich Präzision‹. Gitter mit dieser Leistungsfähigkeit und Größe hat
es noch nie gegeben. In der Kombination mit zwei Prismen, welche die
Leistungsfähigkeit nochmals steigern, schon gar nicht.«

Möglich wird dies unter anderem durch ein spezielles, am Fraunhofer IOF
entwickeltes Gitterdesign. Hierzu erläutert weiterhin Dr. Stefan Risse,
Leiter der Abteilung für Präzisionsoptische Komponenten und Systeme: »Bei
unserem Gitterdesign werden die Gittergräben mit einem hochbrechenden
Material gefüllt und dann mit einem plasmaaktivierten Fügeverfahren auf
den Prismen zwischenschichtfrei, atomar-fest verbunden. Diese optischen
Komponenten mit extrem hoher Dispersion sind durch eine spezielle
isostatische Montierung an einer Strukturmechanik aus Titan befestigt.
Additiv gefertigte Leichtbau-Gehäuse, verschiedene Beschichtungen sowie
eine mit einem Laser aufgeraute lichtstreuende Fläche dienen weiterhin der
Minimierung von Streulicht. So kann das Signal-Rausch-Verhältnis des
Spektrometers optimiert werden.«

Teamwork am Fraunhofer IOF

Obwohl das Fraunhofer IOF viel Erfahrung in solchen Projekten hat, ist
CO2M in der Komplexität und im Anspruch besonders. »Thomas Höing musste
ein Team aus mehr als 50 Kolleginnen und Kollegen in fünf Abteilungen des
Institutes koordinieren«, resümiert noch einmal Falk Eilenberger.
»Hunderte Arbeitsschritte mussten dabei exakt ineinandergreifen, um am
Ende ein funktionierendes Instrument zu haben. Einige der Arbeitsschritte
haben wir für CO2M erst erfunden und anwendungsreif qualifiziert. Einige
andere wurden noch niemals in der Form oder Größe realisiert – und dann
gleich für eine Weltraumanwendung mit extremen Dokumentationsaufwand sowie
Zeit-, Kosten- und Erfolgsdruck. Das ganze Team ist an vielen Stellen über
sich hinausgewachsen.«

CO2M: Ein Programm der Europäischen Union

Die CO2M-Mission ist Teil des europäischen Copernicus-Programms. Sie ist
eine von sechs Erweiterungsmissionen, die entwickelt wurden, um die
Erdbeobachtungskapazitäten des Copernicus-Programms zu erweitern. Die
Missionsreihe wird von der ESA im Auftrag der Europäischen Union
umgesetzt.

Die Disperser für die Infrarot-Spektrometer wurden am Fraunhofer IOF im
Auftrag der Thales Alenia Space entwickelt und hergestellt. Thales Alenia
Space ist für die Entwicklung des kompletten CO2-Messinstruments (der
sogenannten CO2M-Payload) verantwortlich, in das die Disperser integriert
sind. Die erste flugtaugliche Baugruppe zur Anwendung im All wurde nun vom
Fraunhofer IOF vollständig an Thales Alenia Space übergeben. Weitere
Baugruppen folgen im Laufe des Jahres.

(Disclaimer: Views and opinion expressed are however those of the
author(s) only and the European Commission and/or ESA cannot be held
responsible for any use which may be made of the information contained
here.)

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FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS, Zeugheersaal – Hotel Schweizerhof, 22.9.2024 besucht von Léonard Wüst

FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk

vlnr DANIEL MELLER Violine ERIKA SCHUTTER Violine DOMINIK FISCHER Viola KATRIN BURGER Viola ALEXANDER KIONKE Violoncello Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk

Besetzung und Programm
DANIEL MELLER Violine
ERIKA SCHUTTER Violine
KATRIN BURGER Viola
DOMINIK FISCHER Viola
ALEXANDER KIONKE Violoncello
Wolfgang Amadé Mozart
Streichquintett g-Moll KV 516
Caroline Shaw
Valencia (2012) für Streichquartett
Antonín Dvořák
Streichquintett Es-Dur op. 97

Mozarts Mozart Streichquintett g-Moll KV 516

Mozarts Streichquintett g-Moll KV 516 gilt als eines der intensivsten Kammermusikwerke des Komponisten, und die Festival Strings Lucerne Chamber Players lieferten in ihrer Aufführung eine fesselnde Interpretation. Von der ersten Note an zeigten die Musiker*innen Daniel Meller und Erika Schutter (Violine), Katrin Burger und Dominik Fischer (Viola), sowie Alexander Kionke (Violoncello), eine bemerkenswerte Hingabe an die dramatischen Kontraste und Emotionen, die in Mozarts Musik verankert sind. Das Quintett begann mit einer düsteren, melancholischen Einleitung, die die Tiefen des menschlichen Gefühlslebens erforschte.

Ausdrucksstarke Melodieführung und dynamische Kontraste

FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk
FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk

Besonders beeindruckend war die Art und Weise, wie die Musiker die melodischen Linien des ersten Satzes hervorhoben. Die Streicher verstanden es, die dynamischen Schattierungen von zarten, beinahe geflüsterten Passagen bis hin zu leidenschaftlichen Ausbrüchen perfekt auszubalancieren. Die zwei Bratschen, gespielt von Katrin Burger und Dominik Fischer, verliehen dem Quintett eine satte klangliche Tiefe, die den dramatischen Charakter des Werkes unterstrich. Dabei gelang es dem Ensemble, eine Spannung zu erzeugen, die bis zum letzten Akkord des Satzes durchgehend präsent blieb.

Ein Dialog voller Nuancen

Der zweite Satz, ein Menuett, wurde mit Leichtigkeit und einem besonderen Sinn für Mozarts feinen Humor interpretiert. Die Festival Strings Lucerne Chamber Players zeichneten die Wechsel zwischen den einzelnen Instrumenten mit einer solchen Klarheit nach, dass ein regelrechter Dialog entstand. Besonders Daniel Meller und Erika Schutter an den Violinen zeigten ein beeindruckendes Zusammenspiel, das die Struktur des Stücks klar herausarbeitete. Der Tanzcharakter dieses Satzes wurde durch den rhythmischen Schwung und die präzise Artikulation der Musiker hervorragend in Szene gesetzt.

Ein ergreifender Abschluss

FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk
FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk

Im letzten Satz gelang es dem Ensemble, die bittersüßen Momente und die dunklen Untertöne der Musik eindrucksvoll zu vermitteln. Die melancholischen Themen wurden mit einer tiefen Empfindsamkeit gespielt, die den Zuhörer unmittelbar berührte. Alexander Kionke am Violoncello verlieh den tiefen Passagen eine warme Resonanz, während die beiden Violinen immer wieder mit klaren, perlenden Linien über die begleitenden Stimmen schwebten. Die subtile Dynamik und das harmonische Zusammenspiel der Musiker führten zu einem bewegenden und triumphalen Abschluss.

Fazit: Eine meisterhafte Interpretation

Die Ausführenden präsentierten Mozarts Streichquintett g-Moll KV 516 mit technischer Perfektion und emotionaler Tiefe. Ihre Interpretation zeigte nicht nur die Komplexität des Werkes, sondern auch die Fähigkeit des Ensembles, die vielfältigen Facetten der Musik zum Leuchten zu bringen. Ein beeindruckendes Konzerterlebnis, das lange in Erinnerung bleibt.

Caroline Shaws „Valencia“ Frische Interpretation eines modernen Klassikers

Caroline Shaws „Valencia“ aus dem Jahr 2012 ist ein eindrucksvolles Stück für Streichquartett, das die Festival Strings Lucerne Chamber Players, auch hier als Quintett, mit Brillanz und Feingefühl aufgeführt haben. Shaw, eine zeitgenössische Komponistin, nimmt hier die Idee einer Orange als Inspirationsquelle, indem sie die Struktur und Textur der Frucht in die Musiksprache übersetzt. Die Interpretation des Ensembles ist dabei nicht nur technisch makellos, sondern bringt auch den spielerischen und lebendigen Charakter des Werks eindrucksvoll zur Geltung.

Eine lebendige Klangwelt

Von Anfang an beeindruckt das Ensemble durch eine hervorragende klangliche Balance und Präzision. Die Violinen, gespielt von Daniel Meller und Erika Schutter, zeichnen sich durch eine klare und transparente Tongebung aus. Besonders in den Pizzicato-Passagen wird die metaphorische Darstellung der „Orangenhaut“ klanglich erfahrbar, als ob man tatsächlich die Textur einer Orange spüren könnte. Der zarte Dialog zwischen den Instrumenten zeigt die Fähigkeit des Ensembles, feine Nuancen herauszuarbeiten und die Details der Komposition hervorzuheben.

Dynamische Entwicklung und Tiefe

FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk
FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk

Shaws Werk ist ein Spiel mit dynamischen Extremen, was von den Festival Strings Lucerne Chamber Players meisterhaft umgesetzt wird. Katrin Burger (Viola), Dominik Fischer (Viola), und Alexander Kionke (Violoncello) bringen durch ihre energischen und gleichzeitig kontrollierten Bögen die wechselnde Intensität des Stücks zum Ausdruck. Die Spannung baut sich in Wellen auf, wobei die Musiker mit Hingabe aufeinander reagieren und so die Klangfarben von „Valencia“ in all ihren Facetten erstrahlen lassen.

Zusammengefasst: Eine inspirierende Aufführung

Die Interpretation der Festival Strings Lucerne Chamber Players von „Valencia“ besticht durch technische Brillanz und emotionales Einfühlungsvermögen. Diese Aufführung zeigt nicht nur das Potenzial moderner Kompositionen, sondern auch die herausragende Qualität des Ensembles, das in der Lage ist, auch ein zeitgenössisches Werk so lebendig und zugänglich zu gestalten.

Antonín Dvořák Streichquintett Es-Dur op. 97

Dvořáks amerikanischer Einfluss eindrucksvoll umgesetzt

Antonín Dvořáks Streichquintett Es-Dur op. 97, ein Werk voller amerikanischer Einflüsse, wurde von dem Quintett in einer faszinierenden Darbietung zum Leben erweckt. Das Ensemble, bestehend aus Daniel Meller (Violine), Erika Schutter (Violine), Katrin Burger (Viola), Dominik Fischer (Viola) und Alexander Kionke (Violoncello), zeigte eine perfekte Balance zwischen den typisch böhmischen Elementen und den neuartigen amerikanischen Klängen des Stücks. Besonders auffällig war die Art und Weise, wie die Musiker den folkloristischen Charakter Dvořáks mit großer Präzision und Vitalität hervorhoben.

Energie und Drive im ersten Satz

Der erste Satz wurde mit viel Energie und dynamischer Kontrolle interpretiert. Die Streicher präsentierten das markante Hauptthema mit beeindruckender Intensität, wobei sich die melodischen Linien organisch entwickelten. Die beiden Violinen von Daniel Meller und Erika Schutter boten ein hervorragendes Zusammenspiel, das den Dialogcharakter des Quintetts perfekt unterstrich. Die Violisten Katrin Burger und Dominik Fischer verliehen den mittleren Stimmen eine warme Tiefe, die dem Satz eine kraftvolle Basis gab, während Alexander Kionkes Cello die Struktur des Satzes rhythmisch festigte.

Schwelgende Melodien im langsamen Satz

Im zweiten Satz zeigte das Ensemble sein einfühlsames Spiel und die Fähigkeit, lyrische Momente mit Tiefe und Ausdruck zu gestalten. Das innige Zusammenspiel der Instrumente ließ die melancholischen und sehnsüchtigen Melodien, die so typisch für Dvořáks Musik sind, erblühen. Besonders die Bratschenstimmen, gespielt von Katrin Burger und Dominik Fischer, glänzten hier durch ihre warme Klangfarbe und füllten den Raum mit einem sanften, samtigen Klang, der die Zuhörer in seinen Bann zog.

Mitreißender Rhythmus im Scherzo

FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk
FESTIVAL STRINGS LUCERNE CHAMBER PLAYERS Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk

Der dritte Satz, ein lebhaftes Scherzo, wurde von den Festival Strings Lucerne Chamber Players mit perfekter rhythmischer Präzision und einer bemerkenswerten Leichtigkeit präsentiert. Die Musiker spielten mit einem federnden Bogenstrich, der die volkstümlichen Tanzrhythmen Dvořáks in den Vordergrund stellte. Das Zusammenspiel war dynamisch und kraftvoll, wobei die Bewegungen der Instrumentalisten die Freude und Energie des Stücks in einer fast tänzerischen Art und Weise wiedergaben.

Ein kraftvoller Abschluss

Der finale Satz vereinte die Themen der vorangegangenen Sätze in einem triumphalen und schwungvollen Abschluss. Hier zeigten die Musiker nochmals ihre ganze Spielfreude und technische Brillanz. Besonders der warme, satte Klang des Cellos von Alexander Kionke bildete die Grundlage für einen kraftvollen und ausgewogenen Klangkörper, der das Publikum begeisterte.

Fazit: Eine erfrischende Darbietung

Die Festival Strings Lucerne Chamber Players boten eine meisterhafte Interpretation von Dvořáks Streichquintett, die sowohl durch technische Perfektion als auch durch emotionale Tiefe überzeugte. Ein mitreißendes Konzerterlebnis, das die Vielseitigkeit des Ensembles eindrucksvoll unter Beweis stellte und das vom Auditorium mit einem langanhaltenden Schlussapplaus belohnt wurde.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Grzegorz Wlodarczyk  www.fsl.swiss

Homepages der andern Kolumnisten:  www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch  www.marinellapolli.ch

vlnr DANIEL MELLER Violine ERIKA SCHUTTER Violine KATRIN BURGER Viola DOMINIK FISCHER Viola ALEXANDER KIONKE Violoncello Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk

vlnr DANIEL MELLER Violine ERIKA SCHUTTER Violine DOMINIK FISCHER Viola KATRIN BURGER Viola ALEXANDER KIONKE Violoncello Konzertfoto von Grzegorz Wlodarczyk

 

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