Filmhochschulen fordern den Erhalt von 3sat! Gemeinsame Stellungnahme der deutschen Filmhochschulen
Die deutschen Filmhochschulen – Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin,
Filmakademie Baden-Württemberg, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF,
Hamburg Media School, Hochschule für Fernsehen und Film München, ifs
Internationale Filmschule Köln, Kunsthochschule für Medien Köln – sowie
die Filmakademie Wien, die Zürcher Hochschule der Künste und die
Hochschule Luzern – Design Film Kunst fordern eindringlich, die
Eigenständigkeit des deutschsprachigen Kulturkanals 3sat zu erhalten.
Grundsätzlich begrüßen alle Filmhochschulen notwendige Reformen zur
Weiterentwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Blick auf die
Akzeptanzsteigerung in weiten Teilen der Gesellschaft – gerade bei
jüngeren Zielgruppen. Eine Fusion von 3sat mit ARTE mit dem Ziel, Kosten
zu sparen, wie aktuell im Diskussionsentwurf zur Reform der Öffentlich-
Rechtlichen von der Rundfunkkommission der Länder vorgeschlagen, würde das
ohnehin begrenzte Kulturangebot massiv schwächen. 3sat steht für Kultur,
d.h. die Angebote werden bestimmt von Kunst-, Forschungs- und
Wissensvermittlung, Pop- und Hochkultur, Fiktion und vor allem
Dokumentarfilmen. 3sat unterscheidet sich damit deutlich vom Arte
Sendeprofil. Eine Verschmelzung mit Arte würde zwangsläufig das Ende von
3sat bedeuten.
Aus Sicht der Filmhochschulen wäre deshalb vorrangig eine
Programmstrategie zu empfehlen, die der Weiterentwicklung der
Auftragserfüllung in digitalen Angeboten gerecht wird.
3sat ist trotz seines ohnehin gering budgetierten Angebots für die
Filmhochschulen und für ihre Studierenden sowie Alumni/ae unverzichtbar.
Neben Koproduktionsmöglichkeiten, die 3sat jungen Filmemacher*innen
bietet, sorgt 3sat durch die Förderung unabhängiger Festivals und die
entsprechende Berichterstattung oftmals für die einzige Sichtbarkeit
junger Talente im TV-Angebot. Außerdem ermöglicht der wichtigste
deutschsprachige Kulturkanal dank seiner partnerschaftlichen
Zusammenarbeit vielen jungen Menschen erste professionelle Schritte ins
Berufsleben.
Der Film KRUSTE von Jens Kevin Georg hat dieses Jahr einen Student Oscar
für eine Kooperation mit 3sat gewonnen
(https://www.3sat.de/film/klas
gesamten Kulturstandort Deutschland ein Grund, stolz zu sein.
Die Vermittlung von Kultur gehört zu den essenziellen Aufgaben der
Öffentlich-Rechtlichen. Obwohl im letzten Rundfunkänderungsstaatsvertrag
der Kulturauftrag ausdrücklich gestärkt wurde, entsteht der Eindruck, dass
Kultur in den dortigen TV- und Mediathek-Angeboten immer weniger
Unterstützung und Förderung findet.
3sat ist hier eine unverzichtbare Ausnahme als DER deutschsprachige
Kulturkanal für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Der Reformvorschlag der Rundfunkkommission der Länder scheint ohne Wissen
und Kenntnis der vielfältigen unterschiedlichen Aufgaben dieser beiden
Kulturkanäle entstanden zu sein. Wir fordern deshalb die
Rundfunkkommission der Länder sowie die Ministerpräsidentinnen und
-präsidenten dringend auf, sich eingehend mit beiden Institutionen zu
befassen und diese in ihren Zielvorgaben zu stärken und finanziell besser
auszustatten sowie ihre Digitalisierung zu fördern, anstatt sie zu
schwächen oder gar zu zerschlagen.
Ein Verlust von 3sat und somit wichtiger Kooperationen würde zwangsläufig
noch höhere Bedarfe und Erwartungen im Bereich der Kultur- und
Filmförderung der Länder und Städte nach sich ziehen. Die professionelle
und erfolgreiche Ausbildung an Filmhochschulen ist nur dann eine
Investition in eine vielversprechende und wettbewerbsfähige Zukunft, wenn
die gut ausgebildeten Talente unserer Hochschulen in ihren ersten Jahren
nach dem Studium gerade durch das öffentlich-rechtliche System gefördert
und unterstützt werden. 3sat und Arte leisten hier – unabhängig
voneinander und mit eigenen Budgets ausgestattet – ein unverzichtbares
Engagement.
Auch deshalb muss 3sat, bei allen notwendigen und dringend gebotenen
zeitgemäßen Veränderungen, das eigenständige deutschsprachige
Kulturangebot bleiben!
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