Zum Hauptinhalt springen

UN-Direktor Dr. Thummarukudy besucht THGA: 1. Internationales Symposium zur „Renaturierung von Bergbauregionen “ geplant

v. l. n. r. 1. Reihe Prof. Susanne Lengyel, Dr. Muralee Thummarukudy, Julia Haske, Ulrich Wessel, 2. Reihe Prof. Peter Goerke-Mallet, Dennis Pulimittathu, Prof. Tobias Rudolph  Aslan Ashrafi  THGA
v. l. n. r. 1. Reihe Prof. Susanne Lengyel, Dr. Muralee Thummarukudy, Julia Haske, Ulrich Wessel, 2. Reihe Prof. Peter Goerke-Mallet, Dennis Pulimittathu, Prof. Tobias Rudolph Aslan Ashrafi THGA

Am 27. September besuchten Dr. Muralee Thummarukudy, Direktor der G20
Global Land Initiative | UNCCD und Dennis Pulimittathu, Senior Associate,
die THGA. Auf Einladung von Julia Haske vom Forschungszentrum Nachbergbau
(FZN) waren beide einen ganzen Tag auf dem Campus und am Deutschen
Bergbau-Museum unterwegs. Im Fokus des Besuchs stand die Planung des
ersten internationalen Symposiums zur „Renaturierung von Bergbaure-gionen
“, welches das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) im September 2025
ausrichten und das von der G20 Global Land Initiative|UNCCD finanziert
wird.

Wie können ehemalige Bergbauregionen nachhaltig revitalisiert werden?
Welche inno-vativen Lösungen gibt es, um degradiertes Land wieder nutzbar
zu machen? Diese und viele weitere Fragen standen am vergangenen Freitag
im Zentrum des Besuchs von Dr. Muralee Thummarukudy, Direktor der G20
Global Land Initiative|United Nations Convention to Combat Desertification
(UNCCD), an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA).

„Die Erkenntnisse des Forschungszentrums rund um die Renaturierung
ehemaliger Bergbauregionen sind eine hervorragende Wissensbasis, die
weltweit von hohem Nutzen sind. Die THGA kann hier die globale Diskussion
um die Wiederherstellung von Ökosystemen durch zahlreiche
wissenschaftliche Erkenntnisse bereichern“, unterstrich Dr. Thummarukudy.

Der UN-Direktor und sein Senior Associate, Dennis Pulimittathu, waren auf
Einladung von Julia Haske vom Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) für
einen ganztägigen Austausch mit Wissenschaftler:innen der Hochschule und
des Deutschen Bergbau- Mu-seums unterwegs. Prof. Susanne Lengyel,
Präsidentin der THGA, hieß den UN-Direktor herzlich willkommen. Das Team
um Julia Haske erörterte mit ihm die Organisation des internationalen
Austausches und sprach über weitere mögliche Anknüpfungspunkte für eine
zukünftige Zusammenarbeit.

Symposium an der THGA in 2025
Am 8. und 9. September 2025 veranstaltet die Hochschule mit ihrem weltweit
einzigartigen Forschungszentrum Nachbergbau ein internationales Symposium,
gefördert von der G20 Global Land Initiative. Im Mittelpunkt stehen dabei
Themen wie Landnutzung, Nachbergbau und Landschaftsrenaturierung, mit
besonderem Fokus auf dem „EU Nature Restoration Law“. Diese EU-Verordnung
zur Naturwiederherstellung ist am 18. August 2024 in Kraft getreten und
zielt auf eine kontinuierliche, nachhaltige Regeneration von Land- und
Meeresökosystemen innerhalb der EU ab. Sie fördert zugleich eine
nachhaltigere wirtschaftliche Entwicklung, landwirtschaftliche Produktion
und die Weiterentwicklung erneuerbarer Energien.

Fachwissen wird genutzt
Die THGA sieht sich mit dem FZN als zentraler Partner der G20 und der
Vereinten Nationen im Kampf gegen globale Land- und
Umweltschutzherausforderungen. Mit ihrer Expertise in der
Nachbergbausanierung und geotechnischen Sicherungstechnik trägt die THGA
Bochum maßgeblich zur Zielerreichung der G20-Landinitiative bei, die bis
2040 eine 50-prozentige Reduzierung der weltweiten degradierten Flächen
anstrebt. Ihre Forschungsarbeit treibt innovative Lösungen voran, um
degradiertes Land wieder nutzbar zu machen, Lebensräume zu schützen und
ökosystembasierte Ansätze nachhaltig zu etablieren.

  • Aufrufe: 16

Fachkräfte durch starke Partnerschaft sichern

Freuen sich über die künftige Zusammenarbeit (v. l.): Kathrin Brückner, Vizepräsidentin von Hessen Mobil, Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Präsident der Frankfurt UAS, und Prof. Dr. Josef Becker, Studiengangsleitung „Infrastruktur und Umwelt“.  Hessen Mobil
Freuen sich über die künftige Zusammenarbeit (v. l.): Kathrin Brückner, Vizepräsidentin von Hessen Mobil, Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Präsident der Frankfurt UAS, und Prof. Dr. Josef Becker, Studiengangsleitung „Infrastruktur und Umwelt“. Hessen Mobil

Hessen Mobil ist neuer Kooperationspartner der dualen, praxisintegrierten
Variante des Studiengangs „Infrastruktur und Umwelt“ an der Frankfurt UAS

Die duale, praxisintegrierte Variante des Bachelor-Studiengangs
„Infrastruktur und Umwelt“ der Frankfurt University of Applied Sciences
(Frankfurt UAS) startet zum Wintersemester 2024/25 mit einem neuen,
starken Partner: Hessen Mobil, die moderne und innovative Verwaltung des
Landes Hessen mit vielfältigen Aufgaben im gesamten Straßen- und
Verkehrswesen, ist ab sofort offizieller Kooperationspartner. Die
Vertragsunterzeichnung erfolgte am Dienstag, 1. Oktober 2024, in der neuen
Hessen Mobil-Zentrale in Wiesbaden. Gemeinsam mit Hessen Mobil und
weiteren Praxispartnern bietet die Frankfurt UAS Studierenden eine
Kombination aus theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung in den
Bereichen Wasser- und Verkehrsinfrastruktur sowie in der Gestaltung und
dem Management von baulichen und technischen Projekten und wirkt somit
aktiv dem Fachkräftemangel in diesem dynamischen Berufsfeld entgegen.

„Mit der Kooperation legen wir den Grundstein dafür, dass zukünftige
Ingenieurinnen und Ingenieure nicht nur bestens ausgebildet, sondern auch
mit einem tiefen Verständnis für die realen Herausforderungen und Chancen
einer nachhaltigen Infrastrukturplanung in ihre berufliche Zukunft starten
können“, so Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Präsident der Frankfurt UAS.
„Die Kooperation mit Hessen Mobil ist ein wegweisender Schritt, um den
Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis zu festigen und eine neue
Generation von Fachkräften auszubilden, die mit ihrem Wissen und ihrer
Erfahrung aktiv zur Gestaltung einer lebenswerten, klimaschonenden Umwelt
beitragen werden.“

„Wir haben die Möglichkeit, dual mit Hessen Mobil zu studieren, in den
vergangenen Jahren intensiv ausgebaut und dabei sehr positive Erfahrungen
gemacht. Junge Nachwuchskräfte können bei uns von Beginn des Studiums an
viel Praxiserfahrung sammeln und die komplette Wertschöpfungskette des
Straßenbaus kennenlernen. Umso mehr freuen wir uns, nun mit der Frankfurt
UAS einen weiteren starken Partner gewonnen zu haben“, sagte Kathrin
Brückner, Vizepräsidentin von Hessen Mobil. „Der Studiengang
‚Infrastruktur und Umwelt‘ erweitert nicht nur unser Portfolio an
Studiengängen, sondern liefert auch viele Inhalte, die zukünftig für
unsere Aufgaben von enormer Bedeutung sein werden.“

„Wir freuen uns sehr, mit Hessen Mobil einen renommierten Partner aus dem
öffentlichen Sektor gewonnen zu haben, der die praxisnahe Ausbildung
unserer Studierenden weiter stärkt“, so Studiengangsleiter Prof. Dr. Josef
Becker, Professor für Schienenverkehrswesen und öffentlicher Verkehr.
„Durch die Kooperation ermöglichen wir unseren Studierenden frühzeitig
tiefe Einblicke in das Straßen- und Verkehrswesen und leisten damit einen
wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in einem Bereich, der für die
nachhaltige Entwicklung unserer Infrastruktur von zentraler Bedeutung ist.
Wir laden auch andere Unternehmen und Organisationen ein, sich uns
anzuschließen, um von den Vorteilen einer solchen Kooperation zu
profitieren und aktiv zur Sicherung der Fachkräfte in diesem zentralen
Bereich beizutragen.“

Zukunftsorientierte Ausbildung mit Praxisbezug
Die duale, praxisintegrierte Variante des Bachelor-Studiengangs
„Infrastruktur und Umwelt“ wurde konzipiert, um den steigenden Bedarf an
Fachkräften in der baulichen Infrastruktur zu decken und die Fachkräfte
für die immer wichtiger werdenden Fragestellungen im Bereich von Umwelt
und Nachhaltigkeit zu qualifizieren. Durch die Studienvariante erwerben
die Studierenden nicht nur theoretisches Wissen, sondern sammeln während
des Studiums wertvolle Berufserfahrung in realen Projekten. Die
Kooperation mit Hessen Mobil erweitert das Angebot an praxisnahen
Ausbildungsplätzen und fördert die enge Verzahnung von Theorie und Praxis.

Mit dieser Partnerschaft baut die Frankfurt UAS ihr Netzwerk an
Kooperationspartnern weiter aus und setzt ein starkes Zeichen für die
praxisnahe Ausbildung im Bereich Infrastruktur und Umwelt.

Weitere Informationen zur dualen, praxisintegrierten Variante des
Studiengangs Infrastruktur und Umwelt unter <www.frankfurt-
university.de/infrastrukturdual>; mehr zum Fachbereich Architektur,
Bauingenieurwesen, Geomatik der Frankfurt UAS unter <www.frankfurt-
university.de/fb1>.

Für das neue duale Studium bei Hessen Mobil können sich Interessierte bis
zum 27. Oktober 2024 über die E-Mail-Adresse <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>
bewerben. Unter folgendem Link gibt es weitere Informationen:
<https://mobil.hessen.de/karriere/stellenangebote>. Start der Arbeit bei
Hessen Mobil ist dann am 1. August 2025.

  • Aufrufe: 22

Medizinstudium: Culinary Medicine-Wahlfach über die neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE

Studierende der Universitätsmedizin Göttingen kochen im Culinary Medicine Wahlfach Vorklinik  Thomas Ellrott  © Thomas Ellrott / Culinary Medicine Deutschland e.V.
Studierende der Universitätsmedizin Göttingen kochen im Culinary Medicine Wahlfach Vorklinik Thomas Ellrott © Thomas Ellrott / Culinary Medicine Deutschland e.V.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) hat im März 2024 neue
lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen (sog. Food Based Dietary
Guidelines, FBDGs) für gesunde Erwachsene veröffentlicht. Die Empfehlungen
basieren erstmals auf einem evidenzbasierten Algorithmus, der neben
Gesundheitsaspekten auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Auf Basis
dieser Empfehlungen hat das Institut für Ernährungspsychologie an der
Georg-August-Universität Göttingen/Universitätsmedizin in Kooperation mit
Culinary Medicine Deutschland e.V. ein neues Wahlfach für den
vorklinischen Abschnitt des Medizinstudiums entwickelt, das sich seit
April 2024 im Piloteinsatz befindet.

Das Wahlfach wird nach dem innovativen Culinary Medicine-Lehrkonzept
durchgeführt. So soll den Studierenden nicht allein aktuelles
ernährungsmedizinisches Fachwissen vermittelt werden, sondern auch dessen
praktischer Transfer in die Lebenswelten von Patientinnen und Patienten.
Das primäre Ziel von Culinary Medicine ist die Verbesserung der
ernährungsmedizinischen Beratungskompetenzen der zukünftigen Ärztinnen und
Ärzte. Dazu werden die neuen Ernährungsempfehlungen der DGE (https://www
.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-
Umschau/pdfs/pdf_2024/03_24/EU03_2024_M158_M166_Online.pdf
) von den
Studierenden in der Lehrküche in Musterrezepte übersetzt und gemeinsam
zubereitet.

Der den neuen Empfehlungen zugrundliegende Algorithmus optimiert
Gesundheitsaspekte (Ziel: Reduktion der Krankheitslast) und Umwelt- bzw.
Nachhaltigkeitsaspekte (Ziel: Reduktion von Treibhausgasemissionen und
Landnutzung) gleichermaßen. Zudem geht auch das bisherige Essverhalten der
Menschen in Deutschland in die Empfehlungen ein. So hat die
Fachgesellschaft das grundlegende Konzept der Planetary Health Diet der
EAT Lancet Commission (https://eatforum.org/eat-lancet-commission/) lokal
adaptiert. Die 2024 veröffentlichten DGE-Empfehlungen richten sich an
Menschen, die alle Lebensmittel essen und die sich weder vegan noch
vegetarisch ernähren. Dies entspricht etwa 90 % der Bevölkerung.

Die Studierenden erarbeiten sowohl die Musterrezepte wie auch ein kurzes
Referat als Teil der Kursleistung vorab selbst und bringen diese im Sinne
des Inverted Classroom-Ansatzes in die Lehrveranstaltung ein. Dabei
orientieren sich die Referatsthemen auch am Nationalen Kompetenzbasierten
Lernzielkatalog Medizin (NKLM, https://medizinische-
fakultaeten.de/themen/studium/nklm-nklz/).

Parallel zur Pilotierung des Wahlfachs erfolgt die Evaluation der
Lerneffekte mittels eines Online-Fragebogens (Lime-Survey) in einem Prä-
Post-Befragungsdesign. Durch die Evaluation soll insbesondere untersucht
werden, ob sich die ärztliche Beratungskompetenz im Fach Ernährungsmedizin
hinsichtlich Prävention, Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit
verbessert.

PD Dr. med. Thomas Ellrott, Leiter des Projekts, fasst die Vorteile des
Lehrangebots zusammen: „Wir haben drei Innovationen gleichzeitig in das
neue Lehrangebot für das Medizinstudium eingebracht: Die Integration der
neuesten Ernährungsempfehlungen der DGE inklusive planetarer Gesundheit,
die praktische Umsetzung in der Lehrküche in Form von Culinary Medicine
und den Einbezug der Studierenden in die Ausgestaltung des Kurses nach der
besonders effektiven Inverted Classroom-Lernmethode.“

Heidi Schwarzer, Medizinstudentin und Doktorandin im Projekt, ergänzt:
„Durch den doppelten Fokus der neuen Ernährungsempfehlungen zum einen auf
die Vorbeugung ernährungsassoziierter Erkrankungen und zum anderen auf die
gleichzeitige Reduktion von ernährungsbedingten Treibhausgasen und
Landnutzung bringt das Wahlfach wichtige neue Themen in den vorklinischen
Abschnitt des Medizinstudiums ein. Diese sind von wesentlicher Bedeutung
für die menschliche Gesundheit, hatten jedoch bisher keinerlei
Berücksichtigung in der vorklinischen Lehre gefunden.“

Für den klinischen Teil des Medizinstudiums gibt es an der
Universitätsmedizin Göttingen bereits seit 2020 das Wahlfach Culinary
Medicine, in dem die Therapie von ernährungsassoziierten Erkrankungen im
Vordergrund steht (https://idw-online.de/de/news759813). Es basiert auf
dem Konsensuspapier Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis
(LEKuP,
https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Hauner%20H_2019_Leitfaden%20Ern%C3%A4hrungstherapie%20in%20Klinik%20und%20Praxis_LEKuP.PDF).
Dieses Lehrangebot wurde bereits erfolgreich evaluiert
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37836565/) und von den Universitäten
Gießen, Medizinische Hochschule Brandenburg, Bonn und Graz für das
Medizinstudium übernommen (https://idw-online.de/de/news767487). Die
Universitäten Kiel und Hohenheim lehren das klinisch zentrierte Wahlfach
Culinary Medicine im Studiengang Ernährungs- und
Lebensmittelwissenschaften bzw. Ernährungswissenschaft. „Unser gemeinsames
Ziel ist, die praxisnahe ernährungsmedizinische Lehre im Medizinstudium zu
verbessern und gleichzeitig die interprofessionelle Kooperation mit
Ernährungs- und Pflegefachkräften in Ernährungsteams zu verbessern“, so
Ellrott.

Uwe Neumann, Vorsitzender von Culinary Medicine Deutschland e.V., fügt
hinzu: „Wir freuen uns sehr, dass Culinary Medicine inzwischen an sechs
Standorten gelehrt wird, und laden weitere Universitäten ein, sowohl das
klinische als auch das neue vorklinische  Wahlfach von uns zu übernehmen
und sich am gemeinsamen Weiterentwicklungsprozess zu beteiligen.
Mitarbeitende interessierter Universitäten können gern in laufenden Kursen
hospitieren.“

Die Pilotierung des vorklinischen Culinary Medicine-Wahlfachs über die
aktuellen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE an der
Universitätsmedizin Göttingen stellt einen wichtigen Schritt dar, um das
Fach Ernährungsmedizin besser in der medizinischen Ausbildung zu
verankern. Zukünftige Ärztinnen und Ärzte sollen befähigt werden, ihre
Patientinnen und Patienten zur Prävention ernährungsabhängiger
Erkrankungen mit paralleler Optimierung der planetaren Gesundheit fundiert
interprofessionell zu beraten. Durch die Kombination von evidenzbasierter
Ernährungsmedizin und praktischer Anwendung in der Lehrküche leistet das
Wahlfach einen wichtigen Beitrag zu alltagsnaher Gesundheitsförderung und
Prävention. Unterstützt wird das Projekt mit einer Fördersumme von 75.000
Euro durch die Rut-und-Klaus Bahlsen Stiftung.

Hintergrund

Rund 70-80 % aller Erkrankungen haben einen Ernährungshintergrund.
Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus, Bluthochdruck,
Fettstoffwechselstörungen und koronare Herzkrankheiten können durch eine
ungünstige Nahrungswahl verursacht oder verschlimmert werden. Obwohl diese
ernährungsabhängigen Erkrankungen zu den größten gesundheitlichen
Herausforderungen weltweit zählen, ist Ernährungsmedizin im Medizinstudium
unzureichend verankert
(https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Memorandum%20f%C3%BCr%20Lehrst%C3%BChle%20Ern%C3%A4hrungsmedizin_1.pdf).
Gleichzeitig müssen die deutlichen Umweltauswirkungen der derzeitigen
Ernährungssysteme berücksichtigt werden, um im Sinne des One Health-
Ansatzes neben einer gesundheitsfördernden auch eine klima- und
umweltverträglichere Ernährung zu unterstützen (https://www.ernaehrungs-
umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-
Umschau/pdfs/pdf_2024/03_24/EU03_2024_M158_M166_Online.pdf
). Die
Beeinträchtigung der planetaren Gesundheit durch klimatische und
Umweltveränderungen, die durch verschiedene Ernährungsmuster
vorangetrieben wird, ist mit schwerwiegenden Folgen für die menschliche
Gesundheit verbunden wie z.B. verstärkter Hitzebelastung sowie der Zunahme
von kardiovaskulären, respiratorischen und Infektionskrankheiten
(https://bmjopen.bmj.com/content/11/6/e046333.abstract).

Das neue Wahlfach Culinary Medicine für die Vorklinik setzt genau hier an:
Es bietet Studierenden die Möglichkeit, aktuelle Ernährungsempfehlungen
und daraus abgeleitete Präventionsstrategien praxisnah zu erlernen.
Besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Food Based Dietary Guidelines
der DGE und der Planetary Health Diet der EAT Lancet Commission (s.o.). In
beiden Empfehlungen werden individuelle und planetare Gesundheit
synergistisch kombiniert.

  • Aufrufe: 18

Psycho-Tricks bei der Schnäppchenjagd: Was Konsument*innen antreibt

Psycho-Tricks bei der Schnäppchenjagd  Karolina Kaboompics  DHBW Karlsruhe//RM
Psycho-Tricks bei der Schnäppchenjagd Karolina Kaboompics DHBW Karlsruhe//RM

Wissenschaftler der DHBW Karlsruhe untersucht psychologische Mechanismen
hinter Kaufverhalten während der Prime Deal Days und anderen Shopping-
Events

Vom 08. bis 09. Oktober 2024 finden wieder die Prime Deal Days statt,
eines der größten Shopping-Events des Jahres, exklusiv für Amazon Prime-
Mitglieder. Seit zehn Jahren lockt dieser besondere Tag Millionen von
Käufer*innen weltweit mit stark reduzierten Preisen, noch bevor im
November der Singles Day und die Cyber Week mit Black Friday und Cyber
Monday durch tolle Angebote und satte Rabatte locken.
Doch was steckt hinter der Faszination, die diese Aktionen auf
Konsument*innen ausüben? Jan Michael Rasimus, Leiter des Eye Tracking-
Labors der DHBW Karlsruhe, erklärt, wie Neurowissenschaft und
Konsumentenforschung das situative Kaufverhalten prägen und welche
psychologischen Mechanismen dabei eine Rolle spielen.

Erwartungshaltung und FOMO-Effekt

Die Vorfreude auf diese Aktionstage ist enorm groß – und genau das macht
sie so erfolgreich. „Viele Käufer*innen erwarten exklusive und zeitlich
begrenzte Angebote, die intensiv beworben werden und hohe Rabatte
versprechen“, erläutert Rasimus. Diese Erwartungshaltung führt zum
sogenannten FOMO-Effekt („fear of missing out“), also der Angst, ein
attraktives Angebot zu verpassen. Diese Verknappung und die damit
einhergehende Dringlichkeit verstärken den Wunsch, sofort zuzuschlagen.
Das Belohnungssystem des Gehirns
Bereits die Aussicht auf Schnäppchen aktiviert das Belohnungssystem im
Gehirn. „Botenstoffe wie Dopamin sorgen für Glücksgefühle und steigern das
emotionale Verlangen“, erklärt Rasimus. Dadurch wird unser Handeln weniger
rational und wir neigen dazu, impulsiv zu kaufen. Das erklärt auch, warum
der Begriff „Kaufrausch“ durchaus zutreffend ist. Ähnliche Prozesse finden
auch bei anderen angenehmen oder suchtähnlichen Aktivitäten statt.

Wie Trigger-Reize unser Verhalten beeinflussen

Ein weiteres Phänomen, das während solcher Events eine Rolle spielt, sind
die sogenannten Trigger-Reize. Diese kommen aus der Verkaufspsychologie
und lassen sich mit Eye Tracking nachweisen. „Rote Rabattkennzeichnungen
oder durchgestrichene Ankerpreise wie die UVP (unverbindliche
Preisempfehlung) suggerieren enorme Ersparnisse“, so Rasimus. Besonders
bei den Blitzangeboten spielt die Zeit eine wichtige Rolle: Die begrenzte
Verfügbarkeit und der Countdown erzeugen eine künstliche Dringlichkeit,
die viele Menschen dazu verleitet, schnell zu handeln, bevor das Angebot
verschwindet.

Personalisierte Angebote dank Datenanalyse

Ein zusätzlicher Erfolgsfaktor der Prime Deal Days ist die
Personalisierung. Amazon verfügt über eine umfangreiche Datensammlung zu
den Einkaufsgewohnheiten seiner Kund*innen. Algorithmen werten diese Daten
aus und bieten maßgeschneiderte Angebote an. „Die ‚Für dich‘-Angebote
berücksichtigen individuelle Vorlieben und vergangenes Kaufverhalten“,
erklärt Rasimus. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Konsument*innen
genau die Produkte angezeigt bekommen, die sie auch tatsächlich
interessieren.

Tipps für die Schnäppchenjagd

Trotz aller Verlockungen rät Rasimus zu einem bewussten Umgang mit den
Angeboten: „Viele lassen sich von der Atmosphäre solcher Events mitreißen
und treffen unüberlegte Kaufentscheidungen.“ Um Fehlkäufe und unnötige
Retouren zu vermeiden, empfiehlt es sich, im Vorfeld eine Liste mit
geplanten Anschaffungen zu erstellen und Preise zu vergleichen.
Preissuchmaschinen können dabei helfen, die angeblichen Schnäppchen
kritisch zu prüfen. Ein weiterer Tipp des Experten: „Eine bewusste Pause
zwischen dem Entdecken eines Angebots und der finalen Bestellung kann
helfen, Impulskäufe zu verhindern.“
Auch das Thema Zahlungsmodalitäten spielt eine wichtige Rolle. Rasimus
erklärt: „Flexibilität bei der Bezahlung mindert den sogenannten
‚Preisschmerz‘ – das unmittelbare Gefühl des Geldverlusts. Deshalb neigen
Menschen dazu, mehr auszugeben, wenn sie nicht sofort bezahlen müssen.“
Sein Tipp: „Direkt nach dem Kauf zu zahlen, hilft dabei, das Budget besser
im Blick zu behalten.“

Fazit

Bei diesen sehr populären Verkaufsaktionen werden geschickt psychologische
Erkenntnisse berücksichtigt, um Käufer*innen zu motivieren. Von der
gezielten Platzierung von Trigger-Reizen bis hin zur Personalisierung der
Angebote – solche Events sind eine perfekte Mischung aus
Verkaufspsychologie und Datenanalyse. Doch wer sich dieser Mechanismen
bewusst ist und seine Einkäufe im Vorfeld besonnen plant, kann an diesen
Tagen durchaus auch den ein oder anderen tollen Deal abschließen.

  • Aufrufe: 17