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Faire und transparente KI: Niki Kilbertus spricht zur Herbstveranstaltung von Leopoldina und Leopoldina Freundeskreis

Maschinelle Lernsysteme spielen in immer mehr Lebensbereichen eine
wichtige Rolle, etwa in der medizinischen Diagnostik, bei Chatbots oder
personalisierten Vorschlägen von Streaming-Anbietern. Wenn maschinelle
Lernsysteme jedoch an sensiblen Stellen über Menschen entscheiden –
beispielsweise bei Vorstellungsgesprächen oder beim Prüfen der
Kreditwürdigkeit – müssen Fairness und Transparenz sichergestellt werden.
Darüber spricht Prof. Dr. Niki Kilbertus in seinem Vortrag „Fairness in
maschinellem Lernen” bei der gemeinsamen Herbstveranstaltung der
Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und des Leopoldina
Akademie Freundeskreises e.V. am Donnerstag, 24. Oktober in Halle (Saale).

Kilbertus gehört zu den Pionieren der ethischen maschinellen Lernsysteme
und wird im Rahmen der Herbstveranstaltung für seine Forschungsleistungen
mit dem Leopoldina-Preis für junge Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler 2024 geehrt.

Gemeinsame Herbstveranstaltung der Leopoldina und des Leopoldina Akademie
Freundeskreises e.V.
Mit der Verleihung des Leopoldina-Preises für junge Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler 2024 und dem Vortrag „Fairness in maschinellem Lernen”
des Preisträgers Prof. Dr. Niki Kilbertus
Donnerstag, 24. Oktober 2024, 18:00 Uhr bis 21:00 Uhr
Vortragssaal der Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)

Niki Kilbertus ist seit 2021 Professor für Ethics in Systems Design and
Machine Learning an der Technischen Universität München im Fachbereich
Informatik und seit 2020 Forschungsgruppenleiter bei Helmholtz AI am
Helmholtz Zentrum München. Ihm gelang es, kausale Konzepte der Fairness
bei automatisierten Entscheidungsprozessen zu formalisieren. Um
Entscheidungen treffen zu können, müssen maschinelle Lernsysteme mit Daten
trainiert werden, die sie zueinander in Beziehung setzen. Kilbertus legt
in seiner Forschung einen besonderen Schwerpunkt auf die Ursache-Wirkungs-
Beziehungen aus Beobachtungsdaten, die kausalen Inferenzen. Diese zielen
darauf ab, echte kausale Zusammenhänge von bloßen Korrelationen in Daten
zu unterscheiden. Bei der Weiterentwicklung des Systems sollen die
maschinellen Lernsysteme in die Lage versetzt werden, sich von
fehlerhaften Annahmen zu lösen und so angemessene Entscheidungen zu
treffen. Die Forschung dient der Entwicklung von hochpräzisen, ethisch
vertretbaren und vertrauenswürdigen KI-Systemen. Bei der
Herbstveranstaltung widmet sich Niki Kilbertus in seinem Vortrag der Rolle
von Methoden des maschinellen Lernens in Fragen der sozialen Gerechtigkeit
und Diskriminierung.

Weitere Informationen zum Leopoldina-Preis für junge Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler 2024:
https://www.leopoldina.org/presse-1/pressemitteilungen/pressemitteilung/press/3036/

Zu der Veranstaltung sind alle Interessierten eingeladen, der Eintritt ist
frei. Zum Link zur erforderlichen Anmeldung sowie zu weiteren
Informationen:
https://www.leopoldina.org/veranstaltungen/veranstaltung/event/3206/

Journalistinnen und Journalisten, die an der Veranstaltung teilnehmen
möchten, melden sich bitte per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. an.

Seit 1993 vergibt die Akademie den Leopoldina-Preis für junge
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Er wird jährlich an junge
Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler mit bemerkenswerten
wissenschaftlichen Leistungen vergeben, deren Promotion nicht mehr als 5
Jahre zurückliegt. Der Auswahlkreis ist übernational. Der Preis ist seit
2019 mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird durch den
Leopoldina Akademie Freundeskreis finanziert. Informationen zum Leopoldina
Akademie Freundeskreis: https://www.freundeskreis-leopoldina.de

Die Leopoldina auf X: http://www.twitter.com/leopoldina

Die Leopoldina auf YouTube:
https://www.youtube.com/@nationalakademieleopoldina

Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina
unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich
relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre
Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In
diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu
entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die
Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten
ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche
Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der
wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat
rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus
nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur
Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die
Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl
verpflichtet.

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Tipps zum sicheren Aufladen Ihres Handys: Ein umfassender Leitfaden

Tipps zum sicheren Aufladen Ihres Handys Symbolbild
Tipps zum sicheren Aufladen Ihres Handys Symbolbild

Die Innovation in der Mobiltechnologie definiert unser tägliches Leben weiterhin neu. Smartphones sind mittlerweile zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Alltags geworden. Sie dienen als persönliche Assistenten, Kommunikationszentralen, Unterhaltungsmedien und Produktivitätswerkzeuge. Um die optimale Leistung und Langlebigkeit Ihres Geräts zu gewährleisten, ist es besonders wichtig, auf die richtige Pflege des Akkus zu achten. Hier bieten wir einen umfassenden Leitfaden, der sichere Praktiken beim Aufladen Ihres Handys beschreibt, um Ihre Investition zu schützen und Gefahren zu vermeiden.

 

Tipps zur Gewährleistung der Sicherheit beim Aufladen

Verwenden Sie Original- oder zertifizierte Ladegeräte von Drittanbietern
Verwenden Sie immer Original-Ladegeräte vom Hersteller oder zertifizierte Ladegeräte von Drittanbietern, die von anerkannten Institutionen zugelassen sind. Nicht zertifizierte Ladegeräte erfüllen möglicherweise nicht die Sicherheitsstandards und können elektrische Überspannungen verursachen, die den Akku oder die interne Elektronik Ihres Geräts beschädigen. Denken Sie daran: Billige Ladegeräte sind nicht immer die beste Wahl, da sie oft eine unregelmäßige Spannung liefern, die die Lebensdauer des Akkus verkürzen kann. Suchen Sie stattdessen nach zuverlässigen Ladegeräten, beispielsweise bei fruebucher black friday.

Achten Sie auf Abnutzungserscheinungen
Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Stecker und Ladekabel auf Anzeichen von Schäden, wie lose Verbindungen, freiliegende Drähte oder Risse. Achten Sie darauf, dass keine gravierenden Beulen oder andere Schäden sichtbar sind. Defekte Ladegeräte können schwere Gefahren wie Brände und elektrische Schocks verursachen. Tauschen Sie das Ladegerät sofort aus, wenn Sie Schäden feststellen, und hören Sie auf, es zu benutzen.

 

Vermeiden Sie Überladung
Überladung ist ein häufiges Problem, das zu einer verkürzten Akkulaufzeit und einem erhöhten Risiko von Überhitzung führt. Moderne Telefone haben zwar

normalerweise integrierte Schutzschaltungen, die das Laden beenden, sobald der Akku 100 % erreicht hat, doch es ist dennoch ratsam, das Gerät nach vollständigem Aufladen zu trennen. Besonders gefährlich kann Überladung sein, wenn das Kabel schon über Jahre genutzt wird. Um die Lebensdauer Ihres Akkus zu verlängern, ist es besser, die Ladung zwischen 20 % und 80 % zu halten.

Halten Sie das Gerät von Feuchtigkeit fern
Wasser und Strom vertragen sich nicht. Laden Sie Ihr Handy immer in trockenen Bereichen auf und vermeiden Sie Wasserquellen. Feuchtigkeit kann in den Ladeanschluss oder das Ladegerät selbst eindringen und Kurzschlüsse und Fehlfunktionen verursachen. Wenn Ihr Gerät nass wird, warten Sie, bis es vollständig getrocknet ist, bevor Sie es aufladen.

Verwenden Sie stabile Stromquellen
Instabile Spannungen von defekten Steckdosen oder Stromleisten können das Ladesystem Ihres Telefons beschädigen und möglicherweise Kurzschlüsse oder Brände verursachen. Achten Sie daher darauf, dass die Stromquelle, z. B. die Steckdose, stabil und spannungsfrei ist. Verwenden Sie zusätzlich Überspannungsschutzgeräte, um Ihr Gerät vor unerwarteten Spannungsschwankungen zu schützen.

Vermeiden Sie das Aufladen bei extremen Temperaturen
Extrem kalte oder heiße Temperaturen können die Akkulebensdauer und die Ladeeffizienz Ihres Handys beeinträchtigen. Hohe Temperaturen können zu Überhitzung führen, während das Laden bei sehr niedrigen Temperaturen den Ladevorgang verlangsamen kann. Halten Sie Ihr Gerät beim Aufladen in einem angenehmen Temperaturbereich.

Schalten Sie Ihr Handy aus (optional)
Überlegen Sie, Ihr Handy auszuschalten, wenn Sie es schnell aufladen müssen. Die Nutzung von Diensten und Apps während des Ladevorgangs kann Energie verbrauchen und den Ladevorgang verlangsamen. Durch das Ausschalten des Geräts wird sichergestellt, dass der Akku die gesamte Stromzufuhr erhält.

Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sie durch die Anwendung dieser Tipps Ihr Handy vor Schäden schützen und die Akkulaufzeit verlängern können, was die Lebensdauer Ihres Geräts über viele Jahre hinweg sichert. Bedenken Sie, dass die Vermeidung von Problemen im Voraus weitaus günstiger und weniger zeitaufwendig ist, als sich mit Reparaturen oder Ersatzteilen aufgrund falscher Ladegewohnheiten auseinandersetzen zu müssen. Wenn Sie Ihr Handy richtig pflegen, wird es sicherer und effizienter arbeiten und Ihnen ein besseres Benutzererlebnis bieten.

 

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Herbst: Zeit der Gastrobibeln – Fluch oder Segen? fragt sich Herbert Huber

Die Küchenbrigade in Aktion

 

Seit Jahrzehnten erscheint der wohl bekannteste und auch «hassgeliebte» Gastroführer – der Gault & Millau. Ebenso benotet der Guide Bleu «la Suisse Gourmande», als ziemlich «wülstiges» Buch mit Beurteilungen und wichtigen Informationen.

Der wohl berühmteste Guide Michelin hat seine Sterne schon im Frühling gesetzt.

Giggerig auf Punkte

Der Weinsommelier präsentiert den edlen Tropfen
Der Weinsommelier präsentiert den edlen Tropfen

«Zäntume» herrscht Spannung, wer was und wo wieder Gewinner oder Sieger, Aufsteiger und Absteiger des Jahres sind. Auch ich war damals zugegeben, jedes Jahr ziemlich «giggerig», ob wir unsere Punkte in der Stanser Linde behalten konnten? Notabene 1982 waren wir mit dem Dallenwiler Giessenhof die ersten im Kanton, welche mit 12 Punkten belohnt wurden. Heute in Pension und emsig mit Schreiben beschäftigt, frage ich mich, sind Sterne in der Gastronomie Fluch oder Segen? Braucht es diese Be-und Verurteilungen überhaupt? Benotungen mit Kommentaren und wohlwollender und bissiger Kritik gespickt?

Rückblick

Es gibt ja auch Restauranttesterinnen
Es gibt ja auch Restauranttesterinnen

Rückblick in meine Kindheit. Lang, lang ist es her: Wenn sich sonntags mein Vater in den Nadelstreifenanzug stürzte und die Krawatte umband, wenn meine Mutter das eleganteste «Jüpli» anzog und die Haare besonders schön frisierte, wenn klein Herbertli anstelle der obligaten Knickerbocker die eleganteren Röhrlihosen anziehen durfte und ein paar ernsthafte Tischmanieren mit auf den Weg bekam – dann war bei Hubers auswärts essen angesagt.

Häufig ging es ins damalige «Orsini» an der Luzerner Hertensteinstrasse, das bis 1976 existierte. Im «Orsini» brutzelte Nonna Mercier wunderbare Güggeli (Mistkratzerli), nach Familienrezept im Ölbad gebacken. Dazu Safranrisotto, weisse Tischtücher und sehr viel kinderfreundliche Italianità. Ein gehöriger Luxus in den 1950ern.

Die Zeit ohne Gastroführer

Das Guide Michelin Männchen
Das Guide Michelin Männchen

Gastroführer, welche mit Punkten und Noten oder gar mit Sternen eine Wirtschaft in den gastronomischen Himmel hieven, gab es in der Schweiz damals nicht. Als Gast willkommen zu sein, aufmerksamer, diskreter Service, spürbare Gastgeber-Emotionen, kompetente Beratung und eine hervorragende Küche, das waren die Prädikate für eine «gute» Wirtschaft.

Und dann leuchten oder verblassen die Sterne

Der Weinsommelier kredenzt den passenden Bordeaux zu den servierten Köstlichkeiten
Der Weinsommelier kredenzt den passenden Bordeaux zu den servierten Köstlichkeiten

Und plötzlich leuchteten Sterne, und mit Noten und Kommentaren wurden Wirte wurden ins Rampenlicht gerückt. Der «Guide Michelin», der prestigeträchtigste Restaurantführer, erstmals 1900 von den Brüdern André und Édouard Michelin in Frankreich herausgegeben. Ursprünglich war der «Guide» ein kostenloses Heft, welches Autofahrern nützliche Informationen wie Karten, Reparaturtipps, Hotellisten und Tankstellen bot.

In der Schweiz ist der «Michelin» seit 1994 sehr beliebt. Er belohnt Schweizer Restaurants und Hotels mit Sternen. Seit 1997 gibt es zusätzlich die Auszeichnung mit dem «Bip Gourmand». Während die Sterne für aussergewöhnliche kulinarische Erlebnisse stehen, zeichnet der «Bip Gourmand» Restaurants aus, die hochwertige Küche zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Mit Punkten benoten, wie anfangs erwähnt, der sehr beachtenswerte «Gault-Millau» und der Guide «La Suisse Gourmande».

Wie kommen Gastgeber zu «Sternen und Noten»

Auch optisch muss es stimmen
Auch optisch muss es stimmen

Viele Gastronomen pfeifen auf all diese Auszeichnungen, andere wieder sind, eben wie ich damals, sehr erpicht darauf. Einmal hochgelobt, ein anderes Mal in die Pfanne gehauen – damit allerdings müssen Gastgeber leben.

Die Vergabe der Sterne und Noten erfolgt durch anonyme Tester, die anhand strenger Kriterien bewerten: Qualität und absolute Frische der Produkte, Beherrschung der Aromen und Kochtechniken, Persönlichkeit des Küchenchefs, Preis-Leistungs-Verhältnis, Konstanz der kulinarischen Leistung, würdige Präsentation der Speisen. Manchmal auch der Service

Das Auge isst mit
Das Auge isst mit

 

Sterne und Kritiken mit super Kommentaren und hoher Punktezahl können in der Gastronomie Segen, aber auch Fluch sein. Viele Gastronomen empfinden den Erhalt eines oder mehrerer Sterne als Endstation der Glückseligkeit im kulinarischen Nirwana. Eine begehrte Anerkennung, die Prestige und finanzielle Vorteile bringt.

Gleichzeitig aber können der damit verbundene Druck und die hohen Erwartungen bei den auf Sterne-Betriebe und Punkte achtenden Gästen eine massive Belastung für die Gastgeber sein. Leider auch Tragik. Mehrmals wählten Berufskollegen wegen Verlusten von Punkten und Sternen aus lauter Frust den Freitod. Das kann es doch nicht sein.

Ein neues Label – www.labelfaitmaison.ch

Restauranttester in Gourmetlokal
Restauranttester in Gourmetlokal

Weitere wertvolle Sternschnuppen am kulinarischen Himmel ermöglicht das neue Label «Fait maison». Also hausgenacht. Googeln lohnt sich. Aus sehr zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass das neu das «Culinarium Alpinum» in Stans und das Restaurant Schlüssel in Beckenried damit ausgezeichnet wurden. Eine Label für absolute Frische Garantie und mehr…

Appetitliche Vorspeise bereit zum probieren
Appetitliche Vorspeise bereit zum probieren

Fazit: Sind nun Wirtschaften ohne Sterne schlechter? Sterne allein machen nicht glücklich. Lieber eine Wirtschaft ohne «Star Ambitionen», dafür mit besetzten Stühlen. «Lieber Gäste, welche ihre Sterne mit Worten der Dankbarkeit und dem Weitersagen belohnen», das ist die Meinung vieler engagierter Gastgeber. Und solche Wirtschaften gibt es in der Schweiz viele. Sehr viele. Um sie zu finden, braucht es kein Teleskop.

Text   www.herberthuber.ch

Fotos www.pixelio.de   und von Shutterstock generierte KI Bilder

Homepages der andern Kolumnisten:    www.gabrielabucher.ch    www.leonardwuest.ch www.maxthuerig.ch www.marinellapolli.ch

Restaurants GaultMillau 2025,

Auch optisch muss es stimmen

Die süsse Versuchung will auch bewertet sein

Auch dem Service und der Qualität des Kaffees schenkt der Tester Beachtung

 

 
 
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NS-Raubgut unter den Erwerbungen der Herzog August Bibliothek – Erkenntnisse und Restitutionen

Exlibris von Heinrich und Olga Spiero  Herzog August Bibliothek
Exlibris von Heinrich und Olga Spiero Herzog August Bibliothek

Die Erforschung der Herkunft und der historischen Besitzverhältnisse der
eigenen Bestände gehört zu den Kernaufgaben von Museen, Archiven und
Bibliotheken. Seit vier Jahren untersucht die Herzog August Bibliothek
(HAB), gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, die Provenienzen
ihrer Zugänge.

Auf Basis einer strukturierten Überprüfung der Provenienzen, also der
Herkunftsgeschichte von Zugängen seit 1933, konnten wesentliche
Erkenntnisse über NS-verfolgungsbedingt entzogene Objekte in den
Sammlungen der HAB gewonnen werden. Im Mittelpunkt des seit Dezember 2022
laufenden Projekts „NS-Raubgut unter den Zugängen der Herzog August
Bibliothek 1933–1969“ stand dabei zunächst die Auswertung der
Zugangsbücher aus der NS-Zeit und den unmittelbaren Nachkriegsjahren. Die
Überprüfung bezieht sich auf verdächtige Einträge, wie zum Beispiel von
Lieferant*innen, die selbst NS-verfolgt waren oder nachweislich mit NS-
Raubgut handelten. Hinzu kommen Einträge von Akteuren des
verfolgungsbedingten Entzugs: Gestapo, Finanzämter, Zollstellen und
weiteren „Drehscheiben“ von NS-Raubgut, wie etwa der Preußischen
Staatsbibliothek. Eingehend untersucht werden darüber hinaus unter anderem
Bücher mit geringem Kaufpreis oder Geschenke, Bände die mehr als fünf
Jahre vor Erwerb erschienen sind, Judaica, Sozialistika, freimaurerisches
Schrifttum sowie unikale Materialien. Darüber hinaus wird die Untersuchung
der antiquarischen Zugänge im Hauptbestand abgeschlossen. Dringlich war
auch die Prüfung zweier Sondersammlungsbestände: Die Künstlerbuchsammlung
mit etwa 350 Objekten und die Sammlung Ernst Pepping mit etwa 2.300
Einzeldrucken.

Untersuchungsergebnisse

Bisher wurden 14.000 Nummern aus den Zugangsbüchern, 350 Bände Ars
Librorum und Malerbücher, 909 Bände der Sammlung Pepping, 3.246 Bände mit
sogenannten F-Signaturen und 2.041 Bände mit Numerus-Currens Signatur
überprüft. Dabei weisen die Ars Librorum und Malerbücher vergleichsweise
wenige Provenienzspuren auf. Dieser Umstand ist möglicherweise auf
gezielte Manipulationen, wie Tilgungen, zurückzuführen. Die „Sammlung
Pepping“ weißt eine deutlich erhöhte Frequenz von NS-Raubgut- und NS-
Raubgut-Verdachtsfällen auf: Für die bisher gesichteten Bände 1,8% im
Vergleich zu 0,1% NS-Raubgut- oder NS-Raubgut-Verdacht in den übrigen
geprüften HAB-Beständen. Anhand der Zugangsbücher wird ersichtlich, dass
die HAB auch bei Lieferant*innen gekauft hat, die nachweislich mit NS-
Raubgut gehandelt haben und dort teils NS-Raubgut – auch noch weit nach
der NS-Zeit – erworben hat. Insgesamt tragen durchschnittlich 80% der
gesichteten Bände keine Provenienzspuren, sodass mit einer hohen
Dunkelziffer von NS-Raubgut zu rechnen ist, das nicht als solches
erkennbar ist.

Bisherige und laufende Restitutionen

Seit Projektbeginn im Dezember 2022 konnten insgesamt sieben Bände
restituiert werden. Darunter zwei an die AK Bibliothek Wien für
Sozialwissenschaften als Rechtsnachfolger der „Sozialwissenschaftlichen
Studienbibliothek bei der Arbeiterkammer“ in Wien, ein Band ebenfalls an
die AK Bibliothek Wien, da dort die Privatbibliothek des Juristen Anton
Menger verwahrt wurde, zwei Bände an die Erb*innen des Mainzer
Unternehmers Felix Ganz und dessen Tochter Olga Kreiß, geb. Ganz, ein Band
an die Erbengemeinschaft nach Olga und Heinrich Spiero sowie ein Band an
die Erbberechtigte nach Valeriu Marcu. Weitere sechs Restitutionen an vier
verschiedene Erb*innen und Rechtsnachfolger*innen stehen noch aus.

Restitution an die Erbberechtigten nach Heinrich Spiero

Ein Ex Libris auf dem vorderen Buchspiegel des Buches „Luise. Ein
Ländliches Gedicht In Drei Idyllen“ von Johann Heinrich Voß, lies es der
Privatbibliothek von Heinrich (1876-1947) und Olga Spiero (1877-1960)
zuordnen. Heinrich Spiero war der antisemitischen Verfolgung durch das NS-
Regime ausgesetzt und wurde mehrfach verhaftet. Seit 1935 war er mit einem
Schreib- und Publikationsverbot belegt. Die drohende Deportation von
Heinrich und Olga Spiero konnte durch ihren nicht-jüdischen Schwiegersohn
knapp verhindert werden. Heinrich und Olga Spiero überlebten die
nationalsozialistische Herrschaft in Berlin. Der Umfang der Spieroschen
Privatbibliothek wird auf etwa 20.000 Bände geschätzt. Durch das
Berufsverbot in finanzielle Not geraten, musste Spiero über 250 Blätter
seiner umfangreichen Autographensammlung verauktionieren. Ab 1938 sah sich
Heinrich Spiero zudem gezwungen, große Teile seiner Privatbibliothek zu
veräußern. Der Band mit dem Exlibris von Heinrich und Olga Spiero gelangte
1985 als Teil der Privatbibliothek des Komponisten und Hochschullehrers
Ernst Pepping (1901–1981) in den Bestand der HAB.

Die Erbengemeinschaft nach Olga und Heinrich Spiero entschloss sich, wie
auch die Erbengemeinschaft nach Felix Ganz und Olga Kreiß, geb. Ganz, nach
der Restitution die ihren Vorfahren NS-verfolgungsbedingt entzogenen
Drucke der HAB zu schenken. Wir bedanken uns für dieses Vertrauen und
betrachten es als unsere Aufgabe, die Biografie der rechtmäßigen
Eigentümer*innen und die Objektgeschichten in Erinnerung zu halten. Dazu
zählt unter anderem die Dokumentation der Vorprovenienzen im
Bibliothekskatalog.

Ein Blick in die Zukunft

Aufgrund der hohen Frequenz von Provenienzmerkmalen und des entsprechend
deutlich höheren Rechercheaufwands innerhalb der Sammlung Pepping wurde
eine Projektverlängerung bis zum 31.12.2025 beim Deutschen Zentrum
Kulturgutverluste beantragt und auch bewilligt. Bis dahin soll die
autoptische Prüfung, die Provenienzrecherche und Provenienzerschließung
der Sammlung Pepping, Tiefenrecherchen zu NS-Raubgut-Verdachtsfällen und
Erstellung entsprechender Einzelfalldossiers sowie die Restitutionen
abgeschlossen werden.

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