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Leberzirrhose – ein schleichender, unbemerkter Prozess: 25. Deutscher Lebertag setzt auf Aufklärung und Früherkennung

Johann Wolfgang von Goethe formulierte: „Was ich
nicht weiß, macht mich nicht heiß.“ Bezogen auf Ereignisse, auf deren
Verlauf man sowieso keinen Einfluss hat, kann Nichtwissen das Leben
möglicherweise einfacher machen. Geht es jedoch um den eigenen Körper –
und speziell um die Lebergesundheit – ist Wissen von großer Bedeutung.
Warum die Leberzirrhose sich schleichend und meist unbemerkt entwickelt,
so gefährlich ist und welche Möglichkeiten es zur Früherkennung und
Prävention gibt, thematisieren die Ausrichter im Vorfeld des 25. Deutschen
Lebertages, der am 20. November 2024 stattfindet.

Der Deutsche Lebertag wird von der Gastro-Liga e. V., der Deutschen
Leberhilfe e. V. und der Deutschen Leberstiftung ausgerichtet. Mit dem
diesjährigen Motto „Leber gut – alles gut“ setzen die Ausrichter die
Bedeutung der Leber als zentrales Stoffwechselorgan des menschlichen
Körpers in den Fokus und weisen darauf hin, dass in vielen Fällen die
Entstehung einer Leberzirrhose vermeidbar ist.

Die Leberzirrhose ist in Deutschland ein bedeutendes gesundheitliches
Problem: Schätzungen zufolge leiden etwa 500.000 Menschen an dieser
chronischen Erkrankung. Im Vergleich mit allen chronischen Krankheiten,
die in Deutschland einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen, hat die
Leberzirrhose die höchste Sterberate. Die Erkrankung betrifft überwiegend
Menschen mittleren und höheren Alters, wobei Männer häufiger betroffen
sind als Frauen.

Bei einer Leberzirrhose handelt es sich um eine ernstzunehmende chronische
Lebererkrankung in einem späten Stadium. Das ehemals gesunde Lebergewebe
ist dabei zu großen Teilen durch Narbengewebe ersetzt. Diese
Bindegewebsbildung nennt man im ersten Stadium Fibrose. Diese geht der
Leberzirrhose voraus. Durch die zunehmende bindegewebige Vernarbung wird
die Funktionsfähigkeit der Leber erheblich beeinträchtigt und mündet in
der Leberzirrhose: Alle Funktionen des lebenswichtigen Organs sind
gestört, von der Entgiftung und dem Eiweißaufbau bis hin zur Speicherung
von Kohlenhydraten oder der Bildung von Gallensäure.

Eine unbehandelte Leberzirrhose kann zu schweren Komplikationen wie
Leberversagen und Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) führen.
Wenn das Fortschreiten der Zirrhose die Leberfunktionen immer weiter
einschränkt und ein komplettes Leberversagen droht, kann eine
Lebertransplantation die einzige Rettung für den Betroffenen sein.

Die Leberzirrhose entwickelt sich oft über Jahre hinweg und bleibt in
vielen Fällen lange unentdeckt, da sie in den frühen Stadien nur
unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder
Oberbauchbeschwerden verursacht. Warum es so wichtig ist, die Leber
untersuchen zu lassen, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung: „Die Früherkennung
einer Lebererkrankung wie der Leberzirrhose kann Leben retten, denn eine
rechtzeitige Diagnose und Therapie der krankhaften Umbauprozesse kann die
Krankheit deutlich verlangsamen oder sogar stoppen. Vorsorgeuntersuchungen
und ein gesunder Lebensstil sind entscheidende Faktoren, um das Risiko für
eine Leberzirrhose zu verringern. Vor allem der Verzicht auf übermäßigen
Alkoholkonsum, eine ausgewogene Ernährung sowie die Kontrolle von
Risikofaktoren wie Diabetes und Fettleibigkeit können dazu beitragen, die
Leber gesund zu halten. Die Diagnose einer Leberzirrhose erfolgt in der
Regel durch eine Kombination aus Bluttests, Ultraschalluntersuchungen und
eventuell einer Leberbiopsie, bei der eine Gewebeprobe entnommen wird.
Auch moderne Bildgebungsverfahren wie die Elastografie, eine Art
spezieller Ultraschall, können eingesetzt werden, um den Grad der
Leberverhärtung zu messen.“

Häufigste Ursachen einer Leberzirrhose

Leberzirrhose kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, die eine
Leber über längere Zeit schädigen, die häufigsten sind:

• Alkoholmissbrauch: Langjähriger, übermäßiger Alkoholkonsum ist die
häufigste Ursache für Leberzirrhose in Deutschland. Chronischer
Alkoholkonsum schädigt die Leberzellen und führt allmählich zur Bildung
von Narbengewebe. Seit Sommer 2023 lautet der Fachbegriff für diese
Erkrankung, die einer Leberzirrhose vorausgeht, Alkohol-assoziierte
Lebererkrankung (ALD).

• Metabolische dysfunktions-assoziierte Steatotische Lebererkrankung
(MASLD): Adipositas, Diabetes mellitus und ein ungesunder Lebensstil
tragen zur Entwicklung der MASLD bei, die ebenfalls in eine Zirrhose
übergehen kann. MASLD ist eine der am schnellsten zunehmenden Ursachen für
Lebererkrankungen weltweit. Auch eine Ursachen-Kombination ist möglich:
Wenn ein Patient mit MASLD zusätzlich einen erhöhten Alkoholkonsum hat,
lautet die Diagnose: Metabolische dysfunktions-assoziierte Steatotische
Lebererkrankung mit erhöhtem Alkoholkonsum (MetALD).

• Chronische Virushepatitis: Infektionen mit den Hepatitis-Viren B, C und
D sind weltweit eine führende Ursache für Leberzirrhose. Diese Viren
verursachen chronische Entzündungen der Leber, die langfristig zu einer
Zirrhose führen können.

• Autoimmunerkrankungen: Krankheiten wie die Autoimmunhepatitis (AIH) oder
Primär Biliäre Cholangitis (PBC) können die Leber schädigen, indem das
Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Leberzellen angreift. Infolge
dieser Erkrankungen kann es zu einer Leberzirrhose kommen.

• Toxine und Medikamente: Die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente
oder der Kontakt mit giftigen Substanzen kann ebenfalls zu einer
Leberschädigung führen, die in eine Leberzirrhose münden kann.

• Auch Seltene Lebererkrankungen können zu einer Zirrhose führen.

Therapie der Leberzirrhose

Die Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium ist nicht heilbar.
Allerdings kann die erfolgreiche Behandlung der jeweiligen Grunderkrankung
erreichen, dass die Leberschädigung zum Stillstand kommt: Hierzu gehören
antivirale Therapien gegen Hepatitis B, C und D, Immunsuppression bei
Autoimmunhepatitis oder spezifische Medikamente bei PBC und anderen
Lebererkrankungen. In einigen solcher Fälle wie zum Beispiel nach
geheilter Hepatitis C wurden sogar Fälle beobachtet, in denen sich
Narbengewebe zurückbildete und wieder vermehrt von gesundem Lebergewebe
ersetzt wurde.

Die Behandlung der Zirrhose selbst zielt darauf ab, das Fortschreiten der
Erkrankung zu verhindern oder zu verlangsamen, Komplikationen zu behandeln
und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Auch eine gezielte
Ernährungstherapie spielt bei der Behandlung von Leberzirrhose eine
zentrale Rolle. Die individuelle Anpassung der Ernährung sollte stets in
Absprache mit einem Ernährungsberater oder Arzt und gemäß den aktuellen
Leitlinien erfolgen.

Mehr Informationen zum 25. Deutschen Lebertag und alle bislang im Rahmen
des diesjährigen Deutschen Lebertages veröffentlichten Presseinformationen
finden Sie unter: https://www.lebertag.org.

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Mehr Diversität gleich mehr Toleranz im Klassenzimmer?

Eine Studie des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der
Universität Konstanz untersucht, ob diverse Klassenzimmer zu mehr Toleranz
unter den Schüler*innen führen. Das gilt, wie sich gezeigt hat, nicht für
alle Konstellationen.

Wie schauen Schüler*innen auf ethnisch-kulturelle Vielfalt? Führt das
gemeinsame Lernen in einem diversen Klassenzimmer automatisch zu mehr
Toleranz und zu einem Abbau von Vorurteilen bei deutschen Schüler*innen?
Diesen Fragen ging Christina Felfe de Ormeño, Professorin für Angewandte
Mikroökonomie an der Universität Konstanz, in einem Experiment nach. Dazu
erforschte sie die Kooperationsbereitschaft zwischen einheimischen
Schüler*innen und Schüler*innen mit Migrationshintergrund. Über die
Ergebnisse berichtet sie in der neuesten Ausgabe des In_equality magazins.
Ihre Untersuchung zeigt, dass die Zusammensetzung der Klassen eine
entscheidende Rolle spielt: Gab es zwei annähernd gleich große Gruppen,
führte dies zu einem höheren "In-Group Bias" unter den einheimischen
Schüler*innen ¬– sie wollten also eher mit anderen einheimischen
Schüler*innen zusammenarbeiten. In Klassenzimmern, in denen es
Schüler*innen mit vielen unterschiedlichen ethnisch-kulturellen Herkünften
gibt, ist ein solcher Trend unwahrscheinlicher. „Die Ergebnisse
unterstreichen die Notwendigkeit, Kooperation und Zusammenhalt im modernen
Bildungswesen aktiv zu fördern. Diversität ist kein Selbstläufer“, so
Christina Felfe de Ormeño. Auch bei der Verteilung von Geflüchteten auf
verschiedene Regionen sollten diese Effekte bedacht werden.

In_equality magazin Nr. 7: In_klusion & Diversität
Diversität und Ungleichheit spielen in verschiedenen Forschungsprojekten
des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ eine wichtige Rolle.
Wie haben sich die Eindämmungsmaßnahmen während der Coronapandemie auf
Männer und Frauen ausgewirkt? Durch welche Maßnahmen ließe sich der Gender
Pay Gap verringern? Wie sieht ein guter Umgang mit Mehrsprachigkeit aus?
Die siebte Ausgabe des In_equality magazins „In_klusion & Diversität“
stellt einige Einsichten aus dieser Forschung vor.

Weitere Themen im Heft:
•       „Inklusive Kommunikation bedeutet: Alle Informationen sind für
alle zugänglich.“
•       Noch immer eine Lücke. Warum der Gender Pay Gap fortbesteht – und
was dagegen helfen würde.
•       Ungleichheit in Krisenzeiten. Auswirkungen der Coronamaßnahmen auf
Frauen und Männer.
•       Ein Hauch von Harry Potter. Mit einem Mentoring-Fellowship in
Oxford.
•       Väter profitieren, Mütter verlieren. Gegensätze in der
amerikanischen Care-Arbeit.
•       Diversität unter der Lupe. Ein Plädoyer für rigorose und
evidenzbasierte Forschung.
•       Die Bildung entscheidet. Wie Beschäftigte KI am Arbeitsplatz
wahrnehmen.
•       Auf die Strategie kommt es an! Geschlechtsspezifische Unterschiede
im   Bewerbungsprozess.

Faktenübersicht
•       Originalpublikation: In_klusion & Diversität. In_equality magazin
Nr. 7. Exzellenzcluster “The Politics of Inequality”, 2024.
•       Das In_equality magazin  ist das zweimal jährlich erscheinende
Forschungsmagazin des Exzellenzclusters. Die Texte sind in Absprache mit
der Redaktion frei zum Nachdruck.
•       Christina Felfe de Ormeño erforschte an 57 deutschen Schulen die
Kooperationsbereitschaft zwischen einheimischen Schüler*innen und
Schüler*innen mit Migrationshintergrund. Sie ist Professorin für
Angewandte Mikroökonomie an der Universität Konstanz und Principal
Investigator am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“.
•       Der Exzellenzcluster „The Politics of Inequality” an der
Universität Konstanz erforscht aus interdisziplinärer Perspektive die
politischen Ursachen und Folgen von Ungleich¬heit. Die Forschung widmet
sich einigen der drängendsten Themen unserer Zeit: Zu¬gang zu und
Verteilung von (ökonomischen) Ressourcen, der weltweite Aufstieg von
Populist*innen, Klimawandel und ungerecht verteilte Bildungschancen.

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DGOU-Generalsekretär: „Wie gut sind Deutschlands Krankenhäuser auf den militärischen Bündnisfall vorbereitet?“

Mehr als 1.200 verletzte Soldaten aus der Ukraine wurden seit Kriegsbeginn
in deutschen Krankenhäusern aufwändig, langwierig und kostenintensiv
behandelt. Die Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken mussten sich auf die
neuen Verletzungsmuster einstellen, viele Kliniken gingen finanziell in
Vorleistung. Erst kürzlich wurden 50 Mio. Euro von der Regierung für die
Versorgung von Kriegsverletzten aus der Ukraine zur Verfügung gestellt.
Was aber wäre, wenn der Bündnisfall der NATO einträfe und auch deutsche
Soldaten im Krieg kämpfen müssten und Deutschland Aufmarschgebiet würde?
Dann wäre mit vielen Hunderten Toten und Tausenden Verletzten zu rechnen.

„Die deutschen Krankenhäuser haben hinsichtlich der Versorgung von
Kriegsverletzungen einen erheblichen Nachholbedarf, lediglich die fünf
Bundeswehrkrankenhäuser sind hierzulande mit besonderen Kenntnissen
ausgestattet. Im Falle der Ausweitung dieses Konfliktes auf den
Bündnisfall wären die vorgehaltenen Betten der Bundeswehrkrankenhäuser und
der assoziierten BG-Kliniken innerhalb von 48 Stunden ausgelastet“, sagt
Prof. Dr. Dietmar Pennig, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für
Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie (DGU).

Das vollständige Statement-Video steht Ihnen in Kürze online hier zur
Verfügung, frühestens heute ab 15 Uhr:
https://dgou.de/presse/pressemappen

Mehr zu diesem Thema am ersten Kongresstag in folgenden Veranstaltungen:
Budapest 1
Di. 22.10.2024, 14:30 - 15:30
AV65 Zivil-militärische Zusammenarbeit – gemeinsam resilient bei Krieg,
Terror und Gewalt!
Budapest 1
Di. 22.10.2024, 16:00 - 17:00
BP37 Traumanetzwerk

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)
veröffentlicht anlässlich des DKOU ab Dienstag täglich Statement-Videos
von Expertinnen und Experten zu den aktuellen Themen und Fragen:

1) Wie gut sind Deutschlands Krankenhäuser auf einen militärischen
Ernstfall bei uns vorbereitet?
2) Was können wir tun, um Kreuzschmerzen zu vermeiden?
3) Deutschland diskutiert über die zunehmende Gewalt und Messerangriffe.
Was sagt die Medizin dazu?
4) Was hilft jungen Frauen, die in Orthopädie und Unfallchirurgie Karriere
machen wollen?
5) Wer operiert besser: Ein erfahrener Arzt oder ein Roboter?
6) Gelenkschmerzen sind für die Betroffenen sehr quälend. Was können die
Ursachen sein?
Welche Unterschiede gibt es dabei zwischen Frauen und Männern?

Die Statement-Videos finden Sie im Laufe der DKOU-Woche hier:
https://dgou.de/presse/pressemappen

Lesen Sie auch:

1) DKOU-PM vom 26.09.2024: Wenn jede Bewegung schmerzt: Inverse
Schulterprothese bringt Rettung
https://dkou.org/service/pr-medien/arthrose-wenn-jede-bewegung-schmerzt-
inverse-schulterprothese-bringt-rettung/


2) DKOU-PM vom 30.09.2024: Medizin aus dem Meer
https://dkou.org/service/pr-medien/osteoporose-medizin-aus-dem-meer/

3) DKOU-PM vom 8.10.2024: Dringend mehr fachärztliche Versorgung für
alternde Gesellschaft benötigt
https://dkou.org/service/pr-medien/ambulantisierung-in-deutschland-
schlecht-vorbereitet/


Über den DKOU

Der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) ist der
gemeinsame Kongress des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie
(BVOU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädischer
Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und
Unfallchirurgie (DGOU) und der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
(DGU). Kongresspräsidenten des DKOU in diesem Jahr sind Prof. Dr. med.
Markus Scheibel, Zürich/Berlin (DGOOC), Prof. Dr. med. Andreas Seekamp,
Kiel (DGOU und DGU) und Dr. med. Tobias Vogel, München (BVOU).

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Auftakt der CineScience-Reihe „Schund und Vergnügen": Western als Spektakel

Dienstag, 05. November 2024, 20 Uhr
Filmstudio Glückauf, Rüttenscheider Str. 2, 45128 Essen

Im Wintersemester 2024/25 steht die KWI-Veranstaltungsreihe CineScience
ganz im Zeichen der „guilty pleasures“, denen sich das KWI im Rahmen
seines Jahresthemas verschrieben hat. An vier Abenden gibt sich die in
Kooperation mit dem Essener Filmstudio Glückauf lancierte Reihe
hemmungslos dem Vergnügen an vermeintlichem Schund hin. Den Auftakt macht
die Veranstaltung „Western als Spektakel zwischen Exzess und Kitsch“ mit
dem Film- & Medienwissenschaftler Thomas Klein.

Der bundesdeutsche Karl-May-Film, die Italo-Western und auch die DEFA-
Indianerfilme haben das Genre des Western seit den 1960er Jahren
gesprengt, erweitert und wiederbelebt. Ihre Stoßrichtung war eine andere
als im Hollywood-Western. Es ging weniger um den Mythos des Wilden Westens
als um ein Kino der Attraktionen. Zwar waren viele Italo-Western und
natürlich auch die DEFA-Indianerfilme durchaus politisch. Aber eine Abkehr
weg von der mythischen Erzählung und eine Hinwendung zum Spektakel waren
doch unübersehbar. Karl-May-Filme sind naiv, Italo-Western exzessiv und
die DEFA hat eher Abenteuer- als antikapitalistische Indianerfilme
gedreht.

REFERENT
Thomas Klein, Film- und Medienwissenschaftler

ORGANISATION
Armin Flender, KWI
Danilo Scholz, KWI

TICKETS
Karten können Sie online buchen, an der Abendkasse erwerben sowie
telefonisch unter 0201 43 93 66 33. Eintritt: 5,- € | erm. 3,- €

VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) in
Kooperation mit dem Filmstudio Glückauf.

Über CineScience „Schund und Vergnügen“:
Schon in den Jahren seiner Entstehung hatte das Kino als Kunstform
keinerlei Berührungsängste mit unbeschwerter Unterhaltung. Die ersten
Filmvorführungen fanden auf Jahrmärkten statt – da durfte es schon mal
klamaukig, deftig oder schlüpfrig zugehen. Daher war es kein Zufall,
sondern nur historisch folgerichtig, dass auch das geflügelte Wort von den
guilty pleasures, denen sich das KWI im Rahmen seines Jahresthemas 2024/25
verschrieben hat, dem Universum der Lichtspielhäuser entstammt. In der
Zeitschrift Film Comment bekannten sich Autoren, Kritiker und Regisseure
in der gleichnamigen Rubrik stolz zu Streifen, über die andere gern die
Nase rümpften. Die Reihe CineScience will dem in nichts nachstehen und
läutet das Ende der Scham ein. So kommen Fans der Winnetou-Verfilmungen
bei uns genauso zu ihrem Recht wie jene, die jedes Jahr aufs Neue den
immer gleichen Weihnachtsfilmen entgegenfiebern oder vom Slapstick eines
Louis de Funès nicht genug kriegen können. Nichts ist peinlich, und wenn
Männer auf der Leinwand in Tränen ausbrechen, ist das für uns nur ein
Grund mehr, genauer hinzusehen. Denn ist der schnöde Hochkulturanspruch
erst einmal revidiert, sitzt es sich im Kino endlich wieder ungeniert.

Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI):
Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist ein
interdisziplinäres Forschungskolleg für Geistes- und Kulturwissenschaften
in der Tradition internationaler Institutes for Advanced Study. Als
interuniversitäres Kolleg der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen
Universität Dortmund und der Universität Duisburg-Essen arbeitet das
Institut mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seiner
Trägerhochschulen und mit weiteren Partnern in NRW und im In- und Ausland
zusammen. Innerhalb des Ruhrgebiets bietet das KWI einen Ort, an dem die
Erträge ambitionierter kulturwissenschaftlicher Forschung auch mit
Interessierten aus der Stadt und der Region geteilt und diskutiert werden.
Derzeit stehen folgende Forschungsschwerpunkte im Mittelpunkt:
Kulturwissenschaftliche Wissenschaftsforschung, Kultur- und
Literatursoziologie, Wissenschaftskommunikation, Visual Literacy sowie ein
„Lehr-Labor“. Fortgesetzt werden außerdem die Projekte im
Forschungsbereich Kommunikationskultur sowie Einzelprojekte.
www.kulturwissenschaften.de

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