Zum Hauptinhalt springen

Laser-Technologien für die Zukunft der Wasserstoffwirtschaft

Das 5. Laser Colloquium Hydrogen 2024 - LKH2 am 10. und 11. September 2024
brachte rund 60 ausgewiesene Fachleute aus Industrie, Wissenschaft und
Forschung zusammen. Die mittlerweile etablierte Konferenz ist die
geeignete Plattform, um die neuesten Entwicklungen und Anwendungen der
Lasertechnologie für die Brennstoffzellen- und Wasserstoffproduktion zu
diskutieren. Fokus der zweitägigen Veranstaltung im Fraunhofer-Institut
für Lasertechnik ILT in Aachen lag auf der kontinuierlichen Fertigung von
metallischen Bipolarplatten, der Prozessüberwachung und der
Funktionalisierung von Oberflächen.

»Die Lasertechnologie bietet uns die Möglichkeit, die Herausforderungen der Wasserstoffwirtschaft auf eine nachhaltige und effiziente Weise zu meistern«, erklärte Dr. Alexander Olowinsky, Leiter der Abteilung Fügen und Trennen am Fraunhofer ILT  © Fraunhofer ILT, Aachen.
»Die Lasertechnologie bietet uns die Möglichkeit, die Herausforderungen der Wasserstoffwirtschaft auf eine nachhaltige und effiziente Weise zu meistern«, erklärte Dr. Alexander Olowinsky, Leiter der Abteilung Fügen und Trennen am Fraunhofer ILT © Fraunhofer ILT, Aachen.

»Die Lasertechnologie bietet uns die Möglichkeit, die Herausforderungen
der Wasserstoffwirtschaft auf eine nachhaltige und effiziente Weise zu
meistern«, erklärte Dr. Alexander Olowinsky, Leiter der Abteilung Fügen
und Trennen am Fraunhofer ILT und Gastgeber der Veranstaltung. »Die
Lasertechnologie ist der Schlüssel, um innovative Lösungen für die
industrielle Fertigung von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren zu
entwickeln.«

Die 17 Vorträge des diesjährigen LKH2 erörterten verschiedene Aspekte der
industriellen Produktion von Brennstoffzellen und den Einsatz von
Lasertechnologien entlang der gesamten Prozesskette. Tobias Keller vom
Fraunhofer ILT erläuterte in seinem Vortrag die Vorteile der
Laserstrahlung beim Bearbeiten und Strukturieren von Bipolarplatten, um
die Effizienz und die Haltbarkeit dieser Bauteile zu maximieren. »Die
Strukturierung und Optimierung von Bipolarplatten sind entscheidende
Schritte auf dem Weg zu leistungsfähigeren und kosteneffizienteren
Brennstoffzellen.« Keller verdeutlichte die Bedeutung der Rolle-zu-Rolle-
Fertigung, bei der Materialien effizienter und kostengünstiger verarbeitet
werden können.

Prof. Dr. Eike Hübner vom Fraunhofer-Heinrich-Hertz-Institut HHI
demonstrierte, wie laserinduzierte Nanostrukturen die Oberflächen von
Brennstoffzellen erheblich verbessern können, beispielsweise als Nano-
Schäume. Diese Nanoformen haben eine hohe Porosität und eine große
Oberflächenvergrößerung, was sie für verschiedene Anwendungen interessant
macht. »Laser induced Nano Forms bieten eine signifikante
Oberflächenvergrößerung um den Faktor 3000 im Vergleich zu herkömmlichen
Strukturen,« so der Professor.

Laserbasierte Prozesse als Treiber für die Wasserstofftechnologie

Ultrakurzpuls-Laser, mit denen solche Nanostrukturen hergestellt werden
können, bieten weitere beachtliche Chancen. Stoyan Stoyanov vom Fraunhofer
ILT erläuterte, wie sich mit UKP-Lasern komplexe Schnittkonturen in
Bipolarplatten (BPP) realisieren lassen, wie etwa Gas- und Kühlwasserein-
und -auslässe. Dr. Steffen Berger von der Schaeffler AG konzentrierte sich
in seinem Vortrag ebenfalls auf die Laserbearbeitung metallischer BPP mit
UKP-Lasern. Sie ermöglichen eine präzise Bearbeitung filigraner Strukturen
im µm-Bereich mit minimaler Materialveränderung und hoher
Wiederholgenauigkeit.

Dr. Martin Müller vom Forschungszentrum Jülich betonte die Bedeutung der
Elektrolyse im Wasserstoffproduktionsprozess und stellte heraus, dass der
Schlüssel zur Effizienzsteigerung in der Verbesserung der verwendeten
Materialien liegt. Er erläuterte die Entwicklung neuer
Elektrodenstrukturen und deren Katalysatoren, die in der Elektrolyse und
in Brennstoffzellen zum Einsatz kommen.

Der Vortrag von Dr. Simon Britten von Laserline zeigte, wie Diodenlaser
effizienter und präziser für verschiedene industrielle Prozesse eingesetzt
werden können, insbesondere in der Elektrolyse und in der Produktion von
Brennstoffzellen. »Wir erreichen mit Lasertechnologie eine
Energieeinsparung beim Trocknen im Bereich von 20 bis 30 Prozent bei den
Betriebskosten.«

Grenzüberschreitende Netzwerke für die Wasserstoffwirtschaft

Ein wichtiger Bestandteil der Konferenz war der Austausch über
internationale Kooperationen, die für die Weiterentwicklung der
Wasserstofftechnologie unverzichtbar sind. Dr. Dina Barbian vom eco2050
Institut für Nachhaltigkeit betonte in ihrem Vortrag die Notwendigkeit
einer globalen Zusammenarbeit, um die Herausforderungen einer nachhaltigen
Wasserstoffproduktion zu bewältigen. Sie betonte die Bedeutung von
Kooperationen zwischen Ländern mit unterschiedlichen Ressourcen, um sowohl
Wasserstoffproduktion als auch Transportinfrastrukturen effizienter zu
gestalten.

Ein gutes Beispiel für internationale Zusammenarbeit stellte Robert
McConville der Hysata Pty Ltd aus Unanderra, Australien, vor. Er war live
aus Downunder zugeschaltet: Das Unternehmen will nach eigenen Angaben
künftig mit ihren Kapillarelektrolyseuren den weltweit kostengünstigsten
grünen Wasserstoff liefern. »Dieses Projekt zeigt die Bedeutung
internationaler Zusammenarbeit, um große technologische Herausforderungen
zu bewältigen«, betonte McConville. Solche Kooperationen fördern nicht nur
technologische Innovationen, sondern treiben auch den Aufbau von
Infrastrukturen für Produktion, Transport und Speicherung von Wasserstoff
weltweit voran.

Innovationen für die industrielle Brennstoffzellenfertigung

Welche Fortschritte der Transport und vor allem die Speicherung von
Wasserstoff macht, erläuterte Heiko Baumann vom Fraunhofer-Institut für
Produktionstechnologie IPT. Auch Dr. Michael Rhode von der Bundesanstalt
für Materialforschung und -prüfung, Berlin, sprach über die
Herausforderungen bei der Herstellung von Elektrolyseuren,
Brennstoffzellen, Speicher- und Verteilungssystemen. »Wasserstoff hat ganz
eigene Anforderungen an Materialien, besonders hinsichtlich
Korrosionsbeständigkeit und Temperaturwechsel.«

Dr. Benjamin Hertweck von Hugo Kern und Liebers sprach über Laserschweißen
und Stanztechniken zur Effizienzsteigerung in der Herstellung von
Brennstoffzellen. Richard Steinbrecht von Lessmüller Lasertechnik aus
München unterstrich in seinem Vortrag die Wichtigkeit, Laserprozesse
kontinuierlich zu überwachen, um Fehler in der Produktion frühzeitig zu
erkennen. »Es kommt am Ende des Tages auf die Präzision der Bipolarplatte
an«, bekräftigte Stefan Kaiser von der ANDRITZ Kaiser GmbH.

Durch präzise und effiziente Laserschweißtechniken lassen sich Qualität
und Konsistenz der Verbindungen verbessern, was besonders bei den
filigranen Strukturen der BPP wichtig ist. Bereits kleinste Fehler in der
Fertigung können zu einer signifikanten Beeinträchtigung der Leistung
führen. »Fehler wie Schmelzanhäufungen entlang der Schweißnaht sind bei
hohen Geschwindigkeiten häufiger – durch Process Monitoring können wir
diese frühzeitig erkennen und beheben«, machte Elie Haddad vom Fraunhofer
ILT deutlich.

Labor für praxisorientierte Forschung und Industriekooperationen

Nachdem es am Dienstagvormittag bereits Laborführungen im Fraunhofer ILT
gab, erkundeten die Teilnehmenden am Nachmittag das HydrogenLab. Das
Laserinstitut hat dort optimale Bedingungen geschaffen, um die
Brennstoffzelle von den Grundlagen bis zur Serienreife zu entwickeln. Das
praxisorientierte Umfeld des HydrogenLab ist auf interdisziplinäre
Zusammenarbeit ausgelegt und bietet optimale Bedingungen für öffentliche
Projekte und Industriekooperationen.

»Einmal mehr hat das diesjährige LKH2 gezeigt, dass die Zusammenarbeit
zwischen Instituten und Unternehmen gerade für die Abbildung der gesamte
Fertigungs- und Prozesskette in der Wasserstofftechnologie essentiell
ist,« resümiert Alexander Olowinsky. »Dabei spielen die Laserprozesse von
der Werkzeugtechnik über das Schneiden und Schweißen bis zu
Oberflächenfunktionalisierung auch und gerade unter energetischen
Gesichtspunkten eine entscheidende Rolle. Ich freue mich jetzt schon auf
Berichte zu Fortschritten und neuen Anwendungen im kommenden Jahr.«

  • Aufrufe: 20

Gemeinsam gegen den Pflegenotstand

Bei der hochschulischen Pflegeausbildung ziehen alle an einem Strang:v.l. Prof. Dr. Dorothea Thieme, Prof. Dr. Ralph Schneider, Tanja Schweiger, Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Dr. Christine Endres-Akbari, Walter Jonas und Prof. Dr. Christa Mohr  Simone Grebler  OTH Regensburg
Bei der hochschulischen Pflegeausbildung ziehen alle an einem Strang:v.l. Prof. Dr. Dorothea Thieme, Prof. Dr. Ralph Schneider, Tanja Schweiger, Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Dr. Christine Endres-Akbari, Walter Jonas und Prof. Dr. Christa Mohr Simone Grebler OTH Regensburg

Die OTH Regensburg hat mit zahlreichen Kooperationspartnerinnen und
-partnern den 1. Hochschulischen Ausbildungsverbund Pflege in Stadt und
Landkreis Regensburg gegründet.

Diese Gründungsfeier war außergewöhnlich: Die OTH Regensburg hat es
geschafft, dass Akteure aus dem Gesundheitswesen, der Stadt, des
Landkreises sowie der Regierung der Oberpfalz an einem Strang ziehen. Der
Hochschulische Ausbildungsverbund Pflege ist die logische Konsequenz des
Pflegestudiumstärkungsgesetzes. Das Gesetz erfordert seit diesem
Wintersemester, dass alle Pflegestudierenden nur mit einem
Ausbildungsvertrag bei einem praktischen Ausbildungsträger Pflege
studieren können. Dazu hat die OTH Regensburg bereits in den vergangenen
Jahren ein Netzwerk mit Trägern wie BRK, Caritas, den Kliniken in der
Region und weiteren Betreuungseinrichtungen aufgebaut.

Prof. Dr. Dorothea Thieme, Professorin für Pflegewissenschaft und
Praxisbeauftragte für den primärqualifizierenden Bachelorstudiengang
Pflege, erläuterte in ihrer Festrede, dass der Verbund die Zusammenarbeit
innerhalb der hochschulischen Pflegeausbildung stärkt und einen gelungenen
Theorie-Praxis-Transfer ermöglicht. „Dass dies zu gelingen scheint, zeigt
der starke Anstieg unserer Erstsemester für das Pflegestudium in diesem
Jahr um etwa 50 Prozent, was sich perspektivisch sehr positiv auf die
Versorgungslage in der Region auswirken wird“, so Prof. Thieme.

Prof. Dr. Ralph Schneider, Präsident der OTH Regensburg, betonte in seiner
Begrüßung, welch hohen Stellenwert die OTH Regensburg der Akademisierung
der Gesundheitsberufe vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und
demografischer Veränderungen beimisst. „Die OTH hat sich in den letzten
Jahren als führender Standort in Bayern für gesundheitsbezogene
Studiengänge etabliert und bietet das breiteste Spektrum an
Gesundheitsstudiengängen sowohl auf Bachelor- als auch auf Masterniveau im
Freistaat an: Von der Pflege, Pflegemanagement über Physiotherapie,
Logopädie bis hin zur Hebammenkunde“, so OTH-Präsident Schneider. Doch
damit nicht genug: Das im Juli 2024 genehmigte Promotionszentrum „Sozial-
und gesundheitswissenschaftliche Gestaltung von Transformationsprozessen“,
welches die OTH Regensburg gemeinsam mit der Hochschule München und der TH
Nürnberg konzipiert hat und an der OTH Regensburg seinen Sitz hat, stärkt
die Forschungslandschaft und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs

Bereits seit dem Wintersemester 2011/2012 bietet die OTH Regensburg einen
dualen Bachelorstudiengang an, der durch eine Kooperation mit der medbo,
den medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz, initiiert wurde.
Seit 2020 bietet die OTH Regensburg den grundständigen Pflegestudiengang
an, der als Alternative zur klassischen Pflegeausbildung eine Brücke
zwischen Theorie und Praxis schlägt.

Welch hohen Stellenwert der neue Verbund für die Sicherstellung der
pflegerischen Versorgung in Stadt und Landkreis hat, verdeutlichten
Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Landrätin Tanja
Schweiger. „Mit dem hochschulischen Ausbildungsverbund setzen die OTH und
die beteiligten medizinischen Einrichtungen einen Meilenstein gegen den
Pflegenotstand und für die Gesundheitsversorgung in unserer Region.
Herzlichen Dank an alle, die am Zustandekommen dieser besonderen
Kooperation mitgearbeitet haben und sie mit Leben füllen“, sagte die
Regensburger Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer.

Per Videobotschaft übermittelte die Bayerische Staatsministerin für
Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, ihr Grußwort. Sie
freute sich, dass in dem Verbund die Kräfte aller Partner gebündelt
werden, um den Pflegeberuf für junge Menschen attraktiver zu machen und
sprach das große Zukunftsthema „Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten auf
Pflegende“ an. Darauf ging Prof. Dr. Christa Mohr, Studiengangleiterin des
Pflegestudiengangs“ als Schlussrednerin ein.

Der zweite Teil des Pflegestudiumstärkungsgesetzes, der zum Wintersemester
2025/2026 umgesetzt wird, beinhaltet eine Neuausrichtung und Erweiterung
des Studiums um die heilkundlichen Kompetenzen diabetische
Stoffwechsellage, chronische Wunden und Demenz. Dazu wird eine zweite
staatliche Prüfung eingeführt, die von Ärztinnen und Ärzten abgenommen
werde. Die Umsetzung dieser neuen Aufgaben sei eine große Herausforderung,
daher sei es unumgänglich, mit allen Akteuren zusammen zu arbeiten.

Im Anschluss an den Festakt führten die Festgäste zahlreiche Gespräche und
tauschten Ideen zur Umsetzung untereinander aus.

  • Aufrufe: 29

Älter, vielfältiger, aber keine CO2-Senke mehr: So steht es um Deutschlands Wälder

Veränderungen des Kohlenstoffvorrates in Wald und Holzprodukten.  Grafik: FNR
Veränderungen des Kohlenstoffvorrates in Wald und Holzprodukten. Grafik: FNR

Mit dem heutigen Tag liegen die Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2022
vor. Das Ergebnis der umfangreichsten Bestandsaufnahme im deutschen Wald
hat Licht und Schatten. Die Wälder werden strukturreicher, es gibt mehr
ältere Bäume und etwas mehr bewaldete Fläche. Die durchschnittliche
Kohlenstoff-Speicherleistung des Waldes hat allerdings seit 2012 deutlich
abgenommen. Zwischen 2017 und 2022 wurden die Wälder sogar zur
Kohlenstoff-Quelle.

Eberswalde (08. Oktober 2024). Die Ergebnisse der vierten
Bundeswaldinventur (BWI) zeigen ein differenziertes Bild der
Waldentwicklung: Einerseits gibt es in Deutschland seit 2012 etwas mehr
Waldfläche, es stehen mehr Laubbäume in den Wäldern und die Naturnähe
nimmt langsam, aber beständig zu. Andererseits hat der Wald in der zweiten
Hälfte der Dekade durch Trockenheit und Schädlingsbefall so stark
gelitten, dass der Holzvorrat und damit auch der Kohlenstoffvorrat seit
2017 erheblich abgenommen haben. „Aktuell ist ungefähr die gleiche Menge
Kohlenstoff in der lebenden Biomasse im Wald gespeichert wie vor zehn
Jahren. Bis 2017 hat die gespeicherte Kohlenstoffmenge um 52 Millionen
Tonnen zugenommen. Danach hat die lebende Biomasse allerdings 42 Millionen
Tonnen Kohlenstoff in Totholz und Holzprodukte abgegeben“, erläutert Dr.
Thomas Riedel, Leiter der BWI am Thünen-Institut für Waldökosystem in
Eberswalde, die Zahlen. Totholz zersetzt sich und gibt dabei den
Kohlenstoff in Form von Humus an den Boden und als Kohlendioxid (CO2) an
die Atmosphäre ab. „Werden aus dem Holz langlebige und hochwertige
Holzprodukte, bleibt das Kohlendioxid hingegen im Durchschnitt noch 30
weitere Jahre gebunden“, so Riedel. Durch den massiven Verlust an lebender
Biomasse ist der Wald seit 2017 von einer Kohlenstoff-Senke zu einer
Kohlenstoff-Quelle geworden.

Deutschlands Wälder werden alle zehn Jahre inventarisiert. 100
Inventurtrupps vermessen mehr als 520.000 Bäume und beschreiben an 80.000
genau definierten Punkten in den Wäldern, was sie vorfinden: Anzahl, Art
und Durchmesser der Bäume, den Bewuchs darunter, das Totholz – insgesamt
werden knapp 150 Kriterien aufgenommen. Die BWI ist das Kontrollinstrument
der nachhaltigen Waldwirtschaft, gemäß Bundeswaldgesetz gemeinsam
organisiert von Bund und Ländern. 2021 und 2022 fand sie zum vierten Mal
statt. Das Thünen-Institut koordiniert die BWI im Auftrag des
Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und wertet sie
aus. Berechnet werden unter anderem Waldfläche, Holzvorrat, Holzzuwachs
und Holznutzung, Baumartenvielfalt, Altersaufbau, Totholz und Naturnähe
sowie Biomasse und Kohlenstoffspeicherung. Erstmals wurden bei der
aktuellen BWI Proben zur Ermittlung dergenetischen Vielfalt gesammelt. Für
regionale Auswertungen werden zusätzlich zu den vor Ort gesammelten Daten
auch Fernerkundungsdaten verwendet.

Ausgewählte Ergebnisse

Weniger Kohlenstoffvorrat: Seit 2017 ist der Wald vor allem durch den
klimawandelbedingten Verlust an lebender Biomasse zur Kohlenstoff-Quelle
geworden. Aktuell sind 1.184 Millionen Tonnen Kohlenstoff oder 108 Tonnen
Kohlenstoff je Hektar in den lebenden Bäumen und 46,1 Millionen Tonnen
oder 4,2 Tonnen je Hektar im Totholz gebunden. Weitere 936 Millionen
Tonnen Kohlenstoff sind nach Ergebnissen der Bodenzustandserhebung in
Streu und Mineralboden eingelagert. Insgesamt sind also rund 2.200
Millionen Tonnen Kohlenstoff im Wald gespeichert. Der Kohlenstoffvorrat
der lebenden Biomasse im Wald hat im Vergleich zur letzten BWI 2012 zwar
um ein Prozent zugenommen. Seit der Kohlenstoffinventur 2017 ging er
allerdings um 41,5 Millionen Tonnen oder drei Prozent zurück. Da der
Kohlenstoffverlust in der lebenden Biomasse in den Jahren 2017 bis 2022
höher war als die Zunahme beim Totholz und auch der Boden nicht mehr
Kohlenstoff gespeichert hat, ist der Wald in diesem Zeitraum zu einer
Quelle für Kohlendioxid geworden.

Mehr Waldfläche: Obwohl 66.000 Hektar Wald seit der letzten BWI im Jahr
2012 in Grünland oder für andere Nutzungen umgewidmet wurden, hat die
Waldfläche durch Neuaufforstungen insgesamt um 15.000 Hektar zugenommen.
Derzeit gibt es 11,5 Millionen Hektar Wald in Deutschland. Das heißt, ein
Drittel der Landfläche ist mit Wald bedeckt.

Mehr Vielfalt: Mit 79 Prozent Flächenanteil sind Mischwälder die prägende
Form. Seit 2012 ist der Flächenanteil um drei Prozent gewachsen.
Nadelwälder kommen immer noch vergleichsweise häufig als Reinkulturen vor:
Lediglich 61 Prozent der Kiefern- und 75 Prozent der Fichtenwälder sind
durchmischt. Alle anderen Waldflächen sind stärker gemischt.

Mehr Naturverjüngung: Auf rund drei Millionen Hektar Wald wächst bereits
eine neue Generation an Bäumen heran. 91 Prozent davon sind auf
Naturverjüngung zurückzuführen. Gegenüber der letzten BWI hat diese um
weitere sechs Prozentpunkte zugenommen.

Mehr Laubholz, weniger Fichte: Kiefer, Fichte, Buche, Eiche – diese vier
Baumarten bestimmen das Antlitz von 71 Prozent der Wälder. Doch das Bild
wandelt sich. War die Fichte bisher die dominierende Nadelbaumart, so hat
sich dies bedingt durch Stürme, Dürren und die massenhafte Vermehrung des
Borkenkäfers deutlich geändert. Sie hat im Vergleich zur BWI 2012 rund
460.000 Hektar an Fläche verloren. Fichte findet sich noch auf 2,3
Millionen Hektar bzw. auf 20,9 Prozent der Waldfläche. Mit 2,4 Millionen
Hektar Fläche ist mittlerweile die Kiefer zur Baumart mit der größten
Verbreitung geworden. Doch auch sie verliert im Klimawandel – minus 41.000
Hektar seit 2012.

Bei den häufigen Laubholzarten Buche und Eiche sind die Flächenanteile um
jeweils mehr als ein Prozent gestiegen (Buche: auf 16,6 Prozent, Eiche:
auf 11,5 Prozent). Aktuell zeigen sich jedoch bei beiden Arten
Trockenstress-Symptome, die während der Erhebungen zur BWI 2022 noch nicht
sichtbar waren.

Mehr alte Bäume: Im Vergleich zur BWI 2012 sind die Wälder in Deutschland
älter geworden. 2022 waren mehr als 30 Prozent des Waldes älter als 100
Jahre, mehr als 20 Prozent älter als 120 Jahre. Bei der Inventur 2012
waren nur 14 Prozent der Wälder älter als 120 Jahre. Der Wald war im Jahr
2022 durchschnittlich 82 Jahre alt – fünf Jahre älter als noch 2012.
Die Zunahme alter Bäume fördert die biologische Vielfalt im Wald. Alte
Bäume verfügen häufiger als junge Bäume über besondere Mikrohabitate wie
Grobborke, Kronentotholz, Brettwurzeln, Astabbrüche oder Spechthöhlen.
Viele, auch seltenere, auf bestimmte Zerfallsphasen spezialisierte Arten
sind auf diese Mikrohabitate angewiesen. Das zunehmende Alter der Bäume
senkt allerdings die Möglichkeit, zusätzlichen Kohlenstoff im Wald
einzubinden. Zum einen nimmt der Zuwachs je Hektar im hohen Alter ab. Zum
anderen müssten Arten in die vorhandenen Wälder integriert werden, die im
Klimawandel besser an den Standort angepasst sind. Die Konsequenz: Auch
alte Bäume sollten genutzt werden, um das Durchschnittsalter im Wald zu
senken. Zur Förderung der Biodiversität sollten ökologisch besonders
wertvolle Baumindividuen im Wald stehen bleiben.

Weniger Holzzuwachs: Der Holzzuwachs betrug rund 9,4 Kubikmeter je Hektar
und Jahr, insgesamt 101,5 Millionen Kubikmeter jährlich – ein Minus von 16
Prozent im Vergleich zur Bundeswaldinventur 2012. Der starke Rückgang ist
vor allem auf drei Ursachen zurückzuführen: die Folgen des Klimawandels
wie Stürme, Trockenheit und Borkenkäferkalamitäten, der Ausfall der
schnellwüchsigen Fichte und die fortschreitende Alterung des Waldes.

Mehr Totholz: Durch Sturm, Dürre und Borkenkäferbefall hat auch die
Totholzmenge im Wald zugenommen. Insbesondere in den Bundesländern Hessen,
Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt ist die Schadholzmenge seit
2018 erheblich angestiegen. Insgesamt wurden allein im Jahr 2020
deutschlandweit 60,1 Millionen Kubikmeter Kalamitätsholz ungeplant
geschlagen, der höchste Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1990. Der
Anteil des Kalamitätsholzes am gesamten Holzeinschlag lag bei knapp 75
Prozent.

  • Aufrufe: 26

Gehirn und Musik: Benefiz-Konzert für die Deutsche Hirnstiftung unter Schirmherrschaft von Joana Mallwitz

Joana Mallwitz  Simon Pauly
Joana Mallwitz Simon Pauly

Gehirn und Musik. Anlässlich des Jahreskongresses der Deutschen
Gesellschaft für Neurologie lädt das Deutsche Neuro-Orchester (DeNO) am
07.11.2024 um 20:00 Uhr in die Gedächtniskirche, Breitscheidplatz Berlin,
zu einem Benefiz-Konzert für die Deutsche Hirnstiftung ein. Gespielt
werden Werke von Beethoven und Schubert, dirigiert von Anna-Sophie
Brüning. Joana Mallwitz, Chefdirigentin und künstlerische Leiterin des
Konzerthausorchesters Berlin, hat die Schirmherrschaft für dieses Konzert
übernommen.

Das Ensemble das Deutsche Neuro-Orchesters (DeNO) setzt sich aus
Musikerinnen und Musikern zusammen, die beruflich in der Neurologie oder
Neurowissenschaft tätig sind. Gespielt werden dieses Jahr Werke von
Beethoven (Coriolan-Ouvertüre, op. 62) und Schubert (Symphonie Nr. 3,
D-Dur). „Das Neuro-Orchester wird seit seiner Gründung 2017 großzügig
durch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung unterstützt, ohne diese Förderung
wäre ein solch großes Vorhaben gar nicht möglich“, erklärt Neurologe und
Leiter des Neuro-Orchesters Prof. Dr. Georg Gahn. Jedes Jahr zum Kongress
der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) führt das Deutsche Neuro-
Orchesters e. V. ein Benefizkonzert zu Gunsten neurologischer Patientinnen
und Patienten auf, die Spendenerlöse aus den bisherigen Konzerten (mehr
als 40.000 Euro) kamen u. a. Projekten aus den Bereichen Multiple Sklerose
und Parkinson-Erkrankung zugute.

In diesem Jahr gehen die Spenden wie bereits im Vorjahr an die Deutschen
Hirnstiftung. Joana Mallwitz, Chefdirigentin und künstlerische Leiterin
des Konzerthausorchesters Berlin, hat die Schirmherrschaft für das Konzert
übernommen. Die Stardirigentin ist Botschafterin der Deutschen
Hirnstiftung, die unabhängig und frei von Interessenskonflikten Menschen
über neurologische Erkrankungen aufklärt und Betroffene berät. „Musik ist
vielleicht die direkteste Art, miteinander und mit der Welt zu
kommunizieren. Töne und Klänge von außen lassen in unserem Inneren eine
Welt entstehen, die Emotionen, Gedanken, Geschichten und Ideen umfasst.
All dies geschieht durch die einzigartigen Funktionen des Gehirns: Es ist
die entscheidende Brücke zwischen dieser inneren und der äußeren Welt“,
sagt Joana Mallwitz. „Ich bin der Deutschen Hirnstiftung und dem Deutschen
Neuro-Orchester dankbar, die immer wieder mit unermüdlichem Einsatz und
Begeisterung dem Gehirn Gehör verschaffen!“

Generell verbindet Musik und Hirngesundheit auch mehr, als allgemein
angenommen wird. „Egal, ob als Therapie oder Prävention, Musik ist
Medizin, und zwar insbesondere für das Gehirn“, erklärt Prof. Dr. Frank
Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung (siehe auch Interview mit
Joana Mallwitz und Prof. Erbguth zum Thema „Musik und Gehirn“).

„Das Konzert ist seit Jahren einer der Glanzpunkte des Rahmenprogramms
unseres Kongresses. 2024 findet es in der Gedächtniskirche statt, einem
ganz besonderen Ort, nicht nur für Berlinerinnen und Berliner“, freut sich
David Friedrich-Schmidt, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für
Neurologie. „Wir hoffen daher, dass die Berliner Bevölkerung und die
Besucher der Hauptstadt dieses Kulturangebot nutzen werden.“

Wer das macht, verbindet ein einmaliges Kulturerlebnis mit einem guten
Zweck: Die Einnahmen gehen zu 100 % an die Deutsche Hirnstiftung.
Gemeinsam möchte man mit dem Benefizkonzert Aufmerksamkeit und
Unterstützung für neurologische Erkrankungen schaffen. „Darunter fallen
viele Erkrankungen – von Alzheimer über Epilepsie, MS, Migräne,
Schlaganfall oder Parkinson. Gerade die sogenannten neurodegenerativen
Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer nehmen weltweit zu – und wir
setzen uns aktiv für eine ‚Präventionskultur‘ ein. Und dass das Benefiz-
Konzert zu Gunsten der Hirnstiftung in der Gedächtniskirche stattfindet,
ist ein schöner Zufall, der zu Wortspielen einlädt", so Prof. Erbguth.

Das Konzert findet statt:
7. November, 20 – 21.30 Uhr
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Breitscheidplatz Berlin
Eintritt: 20 Euro
Tickets unter: https://www.eventbrite.de/o/deutsches-neuro-orchester-
ev-67748391143

  • Aufrufe: 25