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Erste universitäre Konfliktakademie wird eröffnet

Prof. Dr. Andreas Zick und Dr. Kerstin Eppert von der ConflictA laden gemeinsam mit ihrem Team zur Eröffnungskonferenz der Konfliktakademie „ConflictA“ ein.  Fotos (v.li.): Universität Bielefeld/Michael Adamski, Universität Bielefeld/Sarah Jonek
Prof. Dr. Andreas Zick und Dr. Kerstin Eppert von der ConflictA laden gemeinsam mit ihrem Team zur Eröffnungskonferenz der Konfliktakademie „ConflictA“ ein. Fotos (v.li.): Universität Bielefeld/Michael Adamski, Universität Bielefeld/Sarah Jonek

In der deutschen Gesellschaft schwelen massive Konflikte: Nicht nur die
Politik scheint zerstritten, Terrorangriffe führen zu einer
Migrationsdebatte, die ungelöst bleibt, Klimaaktivismus wird von
Klimaleugner*innen angegriffen, die Spaltung der Gesellschaft ist ein
Topthema. Lösungen werden gerade in Krisenzeiten oft von neuen Konflikten
überlagert. Dabei gibt es an die Wissenschaft hohe Erwartungen, wobei auch
sie angegriffen wird, wie die Pandemie gezeigt hat. Zeit also, sich über
Konflikte besser zu verständigen und innovative Formate für
Konfliktbearbeitung zu entwickeln. Das soll nun mit der ersten
Konfliktakademie an einer deutschen Universität, der „ConflictA“,
gelingen.

Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit
rund acht Millionen Euro als Projekt des Instituts für interdisziplinäre
Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld. Mit einer
Fachkonferenz mit vielen Mitmachelementen wird die ConflictA am 30.
Oktober offiziell eröffnet.

Schon die vergangenen Studien des 1996 gegründeten IKG zeigen eine
kritische gesellschaftliche Entwicklung. „Unsere Daten belegen einen
Anstieg rechtsextremer Einstellungen und Gewalt nicht nur an den Rändern,
sondern auch in der Mitte der Gesellschaft und allein das ist für viele
Menschen wie auch Institutionen eine besondere Herausforderung, die gut
verhandelt werden muss“, sagt Professor Dr. Andreas Zick,
wissenschaftlicher Direktor des IKG und Initiator der ConflictA. „Wie
schützen wir die Demokratie? Wie gelingt in Krisenzeiten eine kluge
Aushandlung von Konflikten, die aus Interessengegensätzen resultieren,
ohne dass Populismus und Extremismus weiter Menschen an sich binden können
und die Konflikte eher stärker werden? Wie bremsen wir politische Gewalt,
die aus Konflikten resultiert?“

ConflictA analysiert Konflikte umfassend und organisiert den Austausch
darüber

Die neu gegründete Akademie soll diesen Entwicklungen entgegenwirken. Sie
soll dazu dienen, bundesweit den Austausch von Wissen und Expertise zu
Konflikten voranzutreiben und zu systematisieren. Das Ziel ist es, Ansätze
zur Konfliktbearbeitung und Handlungsempfehlungen zum Umgang mit
innergesellschaftlichen und demokratierelevanten Konflikten verfügbar zu
machen. „Mit der ConflictA schaffen wir eine Plattform, um
gesellschaftliche Konflikte zu analysieren und Strategien für einen
konstruktiven Umgang zu entwickeln“, sagt Dr. Kerstin Eppert,
wissenschaftliche Leiterin der ConflictA. Die Akademie setzt dabei auf
einen Ansatz, der Forschung, Praxis und Politikberatung verbindet. „Wir
bringen Konfliktanalysen mit Debatten und Lösungsfindungen enger in einem
Haus zusammen“, erklärt Andreas Zick und er nennt das Grundprinzip der
Akademie: „Konflikte beforschen, besprechen, bearbeiten und daraus
lernen.“

Ein Schwerpunkt der Arbeit von ConflictA wird auf der kommunalen Ebene
liegen. Kerstin Eppert: „Viele der Konflikte, mit denen wir uns
beschäftigen, entstehen vor Ort in Städten und Gemeinden, und wirken sich
auf unser Zusammenleben aus. Deshalb ist es entscheidend, dass wir
gemeinsam mit lokalen Akteur*innen daran arbeiten. Unser Ziel ist, die
gemeinsam entwickelten Methoden und Zugänge als Werkzeugkasten für
Konfliktbearbeitung allen Interessierten zur Verfügung zu stellen.“

Konferenz führt in Perspektiven der ConflictA ein

Die Auftaktkonferenz am 30. Oktober macht anschaulich, mit welchen
Ansätzen die ConflictA beitragen soll, gesellschaftliche Spannungen zu
adressieren. Veranstaltet wird sie in der Ravensberger Spinnerei, dem
Historischen Museum und der Hechelei im Ravensberger Park in Bielefeld.
Das Programm reicht von wissenschaftlichen Vorträgen über
praxisorientierte Diskussionen bis zu interaktiven Formaten. Durch die
Veranstaltung führt die Moderatorin Aisha Camara. Auf dem Programm stehen
unter anderem:

•       ein Gespräch über Konflikte und Möglichkeiten ihrer konstruktiven
Lösung
•       ein Fachpanel „Stadt, Land, Konflikt?“ zu kommunaler
Konfliktbearbeitung
•       ein interaktives Podium „Dissens in der Demokratie“ zur
dialogorientierten Konfliktkultur
•       eine Diskussionsrunde „Konflikträume in der Gesellschaft – Gewalt
gegen Mädchen und Frauen sichtbar machen“
•       ein interaktive Entwicklungsspiel „Szenen eines kommunalen
Konflikts“ am Beispiel des „Bremer Platanenstreits“

„Auf der Konferenz wollen wir nicht nur die ConflictA vorstellen, sondern
auch zeigen, wie wir arbeiten. Deshalb bieten wir einen Raum für
gesellschaftlichen Dialog an und binden alle Teilnehmenden aktiv mit ein“,
erläutert Kerstin Eppert. Zu den Vortragenden der Konferenz gehören unter
anderem Expert*innen für Friedensforschung, Konflikt- und Raumforschung,
Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Soziale Arbeit und
Dialogforschung, außerdem kommunal tätige Konfliktberater*innen,
Expertinnen aus der Frauenberatung, zivilgesellschaftliche Akteur*innen
und Künstler*innen. Zu der Veranstaltung gehört ein kulturelles
Begleitprogramm mit Ausstellungen und Musik auf dem Gelände der
Ravensberger Spinnerei.

ConflictA adressiert drängende Themen

In den kommenden Jahren wird sich die Akademie verschiedenen
Konfliktphänomenen widmen. In drei großen Programmlinien befasst sie sich:
•       mit der Auswirkung von globalen Transformationen und Krisen auf
innergesellschaftliche Konflikte
•       mit der Frage, welche Kontextfaktoren dazu führen, dass sich
Konflikte destruktiv entwickeln oder wieder eine konstruktive Wendung
nehmen können
•       damit, wie politische Rahmung und kulturelle Ressourcen Konflikte
beeinflussen

Die ConflictA verknüpft angewandte Forschung, wissenschaftliche Begleitung
und Beratung sowie die Entwicklung von Bildungs- und Transferangeboten.
Sie erforscht praxisbezogene Konfliktinterventionen für
zivilgesellschaftliche Akteur*innen und Einrichtungen der Daseinsvorsorge.
Zu letzteren gehören etwa kommunale Dienstleister, Schulen und
Sicherheitsbehörden. Zugleich arbeitet die Akademie daran,
Forschungswissen durch Qualifizierungs- und Professionalisierungsangebote
in die Praxis zurückzuführen. In ihrer Arbeit setzt die ConflictA einen
Schwerpunkt auf Wissenskommunikation und die Vermittlung von
Konfliktsensibilität und -kompetenzen auch in der breiten Bevölkerung.

Langfristiges Engagement

Die Konfliktakademie ist zunächst auf vier Jahre angelegt und wird vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund acht Millionen Euro
gefördert. In der seit Juni 2023 laufenden Aufbauphase bis Dezember dieses
Jahres werden Pilotstudien umgesetzt, deren Ergebnisse die Basis für die
erste Förderphase bis März 2027 bilden.

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Vier Challenges für einen klimafreundlichen Lebensstil

Autofrei leben: ein Beitrag zu einem klimafreundlichen Lebensstil  1.5 Lifestyles
Autofrei leben: ein Beitrag zu einem klimafreundlichen Lebensstil 1.5 Lifestyles

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 setzt das Ziel, die Erderwärmung auf
unter 2°C, idealerweise 1,5°C, zu begrenzen. Diese Reduktion ist nicht nur
ökologisch, sondern auch sozial notwendig, und erfordert
gemeinschaftliches Engagement. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir
unseren CO2-Fußabdruck reduzieren. Das Projektkonsortium „EU 1,5°
Lebensstile“, das vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit - Helmholt-
Zentrum Potsdam (RIFS) koordiniert wird, startet daher eine Reihe von
Citizen Challenges. Diese sollen dazu motivieren, nachhaltige Lebensstile
auszuprobieren und Erfolgsgeschichten zu teilen.

Die vier Challenges sind Teil der Social-Media-Aktivität des Projekts und
sollen die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern und die
Verbreitung der Projektergebnisse unterstützen. Die Themen im Überblick:

Autofrei leben – Oktober bis November 2024

Diese Challenge ermutigt dazu, so oft wie möglich auf das Auto zu
verzichten und stattdessen zu Fuß zu gehen, mit dem Fahrrad zu fahren oder
öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Dazu gibt es auch eine Reihe Tipps
für die kalte und dunkle Jahreszeit. Veränderungen im Mobilitätsverhalten
sind entscheidend, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

Nachhaltige Feste feiern – Dezember 2024

Hier geht es darum, die Feiertage mit einem geringeren CO2-Fußabdruck zu
gestalten. Teilnehmende werden ermutigt, nachhaltige Geschenke zu wählen
und umweltfreundlich zu reisen.

Ernährungsumstellung – Januar 2025

Im Januar steht die Ernährung im Fokus. In dieser Challenge geht es zum
Beispiel um pflanzenbasierte Ernährung und die Vermeidung von
Lebensmittelverschwendung. Dies kann den CO2-Fußabdruck erheblich
reduzieren.

CO2-Fußabdruck berechnen – Februar 2025

In der letzten Challenge werden die Teilnehmenden ihren CO2-Fußabdruck
berechnen und die größten Einflussfaktoren identifizieren. Dies ist der
erste Schritt zu einem 1.5°-kompatiblen Lebensstil.

Die Teilnahme an diesen Challenges bietet die Möglichkeit, den eigenen
Einfluss auf die Umwelt zu verstehen und zu verringern. Teilnehmende sind
eingeladen, ihre Erfahrungen unter
https://www.surveymonkey.com/r/Citizen_challenges_DE zu teilen und
Erfolgsgeschichten einzureichen.

Die Challenges finden in Deutschland, Ungarn, Lettland, Spanien und
Schweden statt.

Machen Sie mit und werden Sie Teil der Bewegung für einen nachhaltigeren
Lebensstil! #ONEPOINTFIVECHALLENGE #ONEPOINTFIVEPOSSIBLE

Für die Umsetzung der Challenge in Deutschland arbeiten die Projektpartner
adelphi research und das Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit –
Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS) eng zusammen.

Folgen Sie Inhalten der Challenge auf:

LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/rifs-potsdam/
Twitter: https://x.com/RIFS_Potsdam

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50 Jahre Deutsches Zentrum für Altersfragen – 50 Jahre Altersforschung

Diskussionsrunde im Rahmen der Fachtagung mit Daniela Wiesler, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Prof. Dr. Alexandra Freund, Dr. Julia Simonson, Andreas Schulze und Dr. Markus M. Grabka (v.l.n.r.)  Svea Pietschmann
Diskussionsrunde im Rahmen der Fachtagung mit Daniela Wiesler, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Prof. Dr. Alexandra Freund, Dr. Julia Simonson, Andreas Schulze und Dr. Markus M. Grabka (v.l.n.r.) Svea Pietschmann

Das Deutsche Zentrum für Altersfragen feiert im Jahr 2024 sein 50-jähriges
Bestehen. Aus diesem Anlass fanden am 08. Oktober 2024 in Berlin eine
Fachtagung und ein Parlamentarischer Abend zu aktuellen Fragen und
Herausforderungen der Alternsforschung statt.

1974 wurde das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) in Berlin
gegründet. Im Laufe der Jahre wandelte sich das DZA zunehmend vom
Dokumentations- zum Forschungsinstitut zur Lebenssituationen älter
werdender Menschen. Wichtige Meilensteine dorthin waren zum Beispiel das
erste große internationale Projekt OASIS (2002 bis 2003), in dem
Wissenschaftler*innen aus Norwegen, Deutschland, England, Spanien und
Israel untersuchten, wie Autonomie und Lebensqualität im Alter unterstützt
werden können. Der seit 1996 bestehende Deutsche Alterssurvey (DEAS) wird
seit 2002 vom DZA durchgeführt und liefert umfassende quer- und
längsschnittliche Informationen über zahlreiche Aspekte des Lebens in der
zweiten Lebenshälfte in Deutschland. Ein im Jahr 2010 eingerichtetes
Forschungsdatenzentrum ermöglicht es auch externen Wissenschaftler*innen
mit diesen Daten zu arbeiten. Kürzlich konnte das Forschungsdatenzentrum
die insgesamt 1000. Publikation, basierend auf DEAS-Daten, berichten.

Die in der Forschung des DZA behandelten Themen sind so vielfältig wie das
Alter(n) selbst. Die materielle Situation Älterer, ihr Gesundheitszustand,
ihr soziales Eingebundensein waren beispielsweise schon früh wichtige
Themen, zu denen das DZA gesellschaftlich relevante Erkenntnisse liefert.
Und es kommen stetig aktuelle hinzu: Zu Beginn der Corona-Pandemie in
Deutschland konnte der DEAS schon nach kurzer Zeit Erkenntnisse darüber
liefern, wie sich die Pandemie auf Bedrohungsempfinden, Gesundheit,
Einsamkeit und Angehörigenpflege auswirkte. Auch wie sehr sich Menschen in
der zweiten Lebenshälfte vom Klimawandel bedroht fühlen, wird inzwischen
im DZA erforscht.

Lisa Paus: „In der zweiten Lebenshälfte stellen sich viele Fragen anders:
Wie bin ich finanziell aufgestellt und gesichert? Wie kann ich am
gesellschaftlichen Leben teilhaben? Welchen Vorurteilen begegne ich? Am
Deutschen Zentrum für Altersfragen entstehen seit 50 Jahren Daten und
Wissen über die Lebenslagen älterer Menschen. Die Forschungserkenntnisse
des DZA sind eine hilfreiche Richtschnur für die Politik. Es ist wichtig,
dass die Lebensbedingungen für gutes und aktives Altern in Deutschland im
Blick sind und sich verbessern. Mit seiner herausragenden, anerkannten
Expertise leistet das DZA einen verlässlichen Beitrag für Alternsfragen in
Deutschland.“

Im Bereich der Politikberatung begleitete der Runde Tisch Pflege die
Entwicklung der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen
(2005), die weiter erhältlich ist. Die Geschäftsstelle der Altersberichte
der Bundesregierung ist seit 1995 am DZA angesiedelt, sie unterstützt die
Arbeit der jeweiligen Kommissionen. Und seit 2018 unterstützt die
Geschäftsstelle Nationale Demenzstrategie das Ziel, die Situation von
Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in Deutschland in allen
Lebensbereichen nachhaltig zu verbessern.

Julia Simonson: „Das DZA betreibt keine Forschung im Elfenbeinturm: Die
Forschungsergebnisse werden dem fördernden Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend zur Verfügung gestellt und bilden eine
Grundlage für politische Entscheidungen. Unsere Forschungsergebnisse
werden in international referierten Zeitschriften präsentiert, sowie bei
Fachtagungen und öffentlichen Veranstaltungen wie der Langen Nacht der
Wissenschaften in Berlin. Gerade haben wir Befunde des DZA auch in
Comicform vorgestellt, um Wissenschaftskommunikation moderner zu
gestalten.“

Das DZA nahm das Jubiläum zum Anlass, auf das Erreichte zurückzuschauen,
aber auch einen Blick auf die Herausforderungen der Zukunft zu werfen. Bei
der Veranstaltung unter dem Motto „Altersforschung in herausfordernden
Zeiten – Impulse für Gesellschaft und Politik“ kamen Vertreter*innen aus
Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu Wort.

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›Frau N. Hofer‹ oder die Chance, die Welt jeden Tag ein bisschen lebenswerter zu machen

 Gruppenfoto von links nach rechts: Maxi Grobis, Julia Rothe, Dr.-Ing. Verena Psyk, Lisa Martha Hecker, Manja Mai-Ly Pfaff-Kastner und Tina Abdolmohammadi (Fraunhofer IWU)  © Fraunhofer IWU
Gruppenfoto von links nach rechts: Maxi Grobis, Julia Rothe, Dr.-Ing. Verena Psyk, Lisa Martha Hecker, Manja Mai-Ly Pfaff-Kastner und Tina Abdolmohammadi (Fraunhofer IWU) © Fraunhofer IWU

Ein Buch mit Erfolgsgeschichten, das junge Frauen für Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) begeistert, mit
Beispielen aus der Wissenschaft? Das allein wäre den Fraunhofer-
Forscherinnen um Manja Mai-Ly Pfaff-Kastner, Esther Packullat, Dr. Isabel
Michel, Lisa Martha Kunkel und Prof. Dr. Tanja Manuela Kneiske zu wenig.
»Forscherinnen im Fokus – Wir schaffen Veränderung« will mehr: die Welt
der Künstlichen Intelligenz und Simulation mit den Augen außergewöhnlicher
Wissenschaftlerinnen betrachten und dabei spannende, eben ganz persönliche
Geschichten erzählen.

›Frau N. Hofer‹, so der Kurztitel, spürt vielfältigen (Lebens-)Wegen in
der Wissenschaft nach und lenkt so »ganz nebenbei« den Blick auf
faszinierende Gestaltungschancen gerade in der angewandten Forschung. In
facettenreichen, kurzweiligen Porträts richtet das Buch den Blick auf
Frauen, die Antworten auf Herausforderungen unserer Zeit geben. Der rote
Faden ist die Künstliche Intelligenz – von der Entdeckung fundamentaler
Algorithmen bis hin zur Entwicklung bahnbrechender Anwendungen, die alle
einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Dabei geht es um
Klimaschutz, nachhaltige Energieversorgung, Gesundheit, Medizin,
Katastrophenschutz, Mobilität und Verkehr sowie Maschinen und Produktion.

Die großartigen Frauen in diesem Buch stecken mit ihrer Neugier und
Motivation an. Sie bleiben vor allem eines: authentisch und ehrlich. Nicht
nur zwischen den Zeilen wird deutlich, dass der Weg ans Ziel oft über
unerwartete Umwege führt, dass mancher Platz erobert sein will, oder wie
»frau« gestärkt aus schwierigen Situationen hervorgeht. »Man braucht
Durchhaltevermögen, eine gewisse Frustrationstoleranz. Manchmal kommt man
gut voran, aber es gibt auch Durststrecken und Phasen, in denen es
schwierig ist. Da muss man einfach dranbleiben und sich nicht
einschüchtern lassen,« rät Prof. Dr. Anita Schöbel, Institutsleiterin am
Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM, die sich
auf die Fahne geschrieben hat, Frauen zu fördern und zu motivieren.

Individuelle Geschichten, individuelle Formate

Die Kunstfigur Frau N. Hofer – eine Anspielung auf die Fraunhofer-
Gesellschaft – führt durch das Buch und erzählt individuelle Geschichten
von Leidenschaft, Entschlossenheit und Wissensdurst. So einzigartig wie
die Wissenschaftlerinnen sind auch die redaktionellen Formate im Buch.
Persönliches und wissenschaftliches Interesse verbinden sich zu spannenden
Geschichten auf je einer Doppelseite – als Interview, Dialog mit
Teampartnern oder in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht. Die Leserinnen
und Leser werden sich bei vielen Porträts denken: Genau dieses Thema ist
wie geschaffen für exakt diese Wissenschaftlerin. Fragen von Jugendlichen
werden beantwortet, Karrierewege und Fördermöglichkeiten in der
Fraunhofer-Gesellschaft aufgezeigt, Forschungsansätze rund um die
Künstliche Intelligenz erklärt – in erster Linie kommen jedoch die Frauen
mit ihrer unverwechselbaren Geschichte zu Wort.

Mit angewandter Forschung »offen in die Welt schauen!«

Manja Mai-Ly Pfaff-Kastner, Gruppenleiterin im Bereich Digitalisierung in
der Produktion am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und
Umformtechnik IWU und eine der Initiatorinnen des Buches: »42 Frauen aus
21 Fraunhofer-Instituten erzählen von ihrer wissenschaftlichen Arbeit und
ganz offen auch über sich selbst. Das sind Kolleginnen aus allen
Hierarchiestufen, Wissenschaftlerinnen zu Beginn ihrer Karriere ebenso wie
Führungskräfte bis zur Institutsleiterin. Es ist ihr Buch. Doch wäre
dieses Buch nicht ohne die Unterstützung und die Arbeit von so viel mehr
großartigen Frauen entstanden – in der Redaktion, der grafischen
Gestaltung und der Verlagsbetreuung.« Pfaff-Kastner betont: »Dieses Buch
zeigt ›echte‹ Role-Models für Schülerinnen und Studierende. Aber eben
nicht nur. Wir möchten für MINT-Berufe werben – ganz ausdrücklich für ALLE
in der Gesellschaft. Es beginnt mit der Wahrnehmung. Und Forschung, die
nachhaltig etwas bewegen will, braucht Diversität über alle Ebenen.«

Allein von den Instituten Fraunhofer ITWM und IWU haben sich zehn bzw.
neun Frauen am Buch-Projekt beteiligt. »Wir von Fraunhofer können echte
Vorbilder sein!« Das wollen sie zeigen, bringt Dr. Petra Gospodnetić, die
sich am Fraunhofer ITWM mit Oberflächeninspektion beschäftigt, ihre
Motivation für die Mitarbeit am Buch-Projekt auf den Punkt.

Persönliche Statements unterstreichen die Leidenschaft der Frauen für
Forschung und Teamarbeit. Aus der Erfahrung heraus geben die
Wissenschaftlerinnen Tipps für zukünftige Forscherinnen: »Folge Deinen
Begabungen, guck offen in die Welt. Wenn Du etwas suchst, mit dem Du etwas
bewirken kannst und gleichzeitig interessante, engagierte Menschen als
Kolleg:innen haben möchtest, ist die angewandte Forschung sicher etwas für
Dich!« rät Dr. Henrike Stephani, die vom Schauspiel zur Mathematik kam und
heute am Fraunhofer ITWM u.a. Software für die Notfallkoordination in
Krisengebieten entwickelt.

Originalpublikation:
www.itwm.fraunhofer.de/forscherinnen-im-fokus

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