Unter dem Titel „Saving and Investment in the Twenty-First Century“ legen
Carl Christian von Weizsäcker und Hagen Krämer eine theoretische und
empirische Erklärung für die niedrigen Kapitalmarktzinsen vor und stellen
dar, was man dagegen unternehmen kann
Aufgrund der enormen Resonanz des 2019 erschienenen Buches „Sparen und
Investieren im 21. Jahrhundert. Die große Divergenz“ von Carl Christian
von Weizsäcker und Hagen Krämer, Professor an der Hochschule Karlsruhe,
erschien im Juli 2021 eine aktualisierte und erweiterte Ausgabe, unter dem
Titel „Saving and Investment in the Twenty-First Century. The Great
Divergence“ in englischer Sprache. Das E-Book ist Open Access erschienen
und daher kostenlos zu erhalten. Die neue Ausgabe enthält zusätzliche
empirische Daten, die 2020 verfügbar wurden und bezieht die Auswirkungen
der Covid-19-Pandemie ein. Das Buch bietet eine neue, kapitaltheoretische
Perspektive auf den makroökonomischen Zusammenhang zwischen erwünschtem
Vermögen und Investitionen und präsentiert empirische Daten zum privaten
Vermögen und seiner Zusammensetzung in den OECD-Ländern sowie in China.
Die Autoren argumentieren, dass eine freiheitliche Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung nur stabilisiert werden kann, wenn die
Vermögensansprüche des Einzelnen unter Bedingungen der Preisstabilität und
der Vollbeschäftigung erfüllt werden. Dies ist ohne eine beträchtliche
öffentliche Nettoverschuldung nicht möglich. Da die Staatsverschuldung vor
allem in Deutschland bisher eher kritisch gesehen wird, ist ein „neues
Denken“ über die Gesamtwirtschaft notwendig. In einer eingehenden
theoretischen und empirischen Analyse präsentiert das Buch dieses neue
Denken und beschreibt die aktuellen Herausforderungen der
Wirtschaftspolitik. Es richtet sich an Ökonomen und Studierende der
Wirtschaftswissenschaften sowie an alle, die sich für die makroökonomische
Theorie und ihre wirtschaftspolitischen Implikationen interessieren.
In ihrer Analyse konstatieren die Autoren ein fundamentales
Ungleichgewicht auf dem Kapitalmarkt aufgrund einer abnehmenden Nachfrage
bei zugleich wachsendem Kapitalangebot. Zur Überwindung der seit der
Finanzkrise 2007 / 2008 bestehenden langfristigen Stagnation („secular
stagnation“) mit geringem Wachstum, bieten die Autoren ein
makroökonomisches Lösungsmodell an, des-sen Wurzeln auf den Keynesianismus
zurückgehen.
In einem stationären Gleichgewichtszustand mit Vollbeschäftigung (in
Anlehnung an den „steady state“-Begriff der Physik) wäre das
Kapitalangebot (Z) im Gleichgewicht mit der Kapitalnachfrage (T), die auch
ein Ausdruck der Produkti-vität ist, also Z = T, wobei diese Größen als
Funktionen der Zeit t aufgefasst werden müssen: Z = Z(t) und T = T(t) mit
der Zeit t. Doch dies setzt einen Realzins größer oder gleich der
Wachstumsrate der Wirtschaft voraus. Da dies seit vielen Jahren nicht der
Fall ist, ist Z > T; daher bedarf es einer Erhöhung der Staats-schulden
(D), um die Kapitalnachfrage soweit zu erhöhen, das gilt: Z = T + D.
„Wir werden auch die nächsten Jahre mit sehr niedrigen Zinsen leben
müssen, wenn keine fiskalischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden, wie wir
sie in unserem Buch begründen, wobei man beachten muss, dass es sich um
ein welt-weites Phänomen handelt“, so Prof. Dr. Hagen Krämer, der an der
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Karlsruhe in
Studiengängen wie z.B. Wirtschaftsingenieurwesen und International
Management Ökonomie lehrt. „Unserer Meinung nach ist in der gegenwärtigen
Stagnation nicht mit einer ‚Selbstheilung‘ nach dem Motto ‚wir brauchen
mehr Markt und weniger Staat‘ zu rechnen, wie sie von einigen Ökonomen
propagiert wird“, so Prof. Krämer weiter. „Es wäre langfristig
verhängnisvoll, wenn angesichts der drängenden Zukunftsaufgaben private
und staatliche Investitionen nicht bald spürbar erhöht werden.“
Unterstützung erfahren die Autoren von international renommierten
Ökonomen, die befürwortende Geleitworte verfasst haben:
• George Akerlof, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften,
2001: „‘Saving and Investment in the Twenty-First Century‘ bietet eine
völlig neue makroökonomische Perspektive. Die Autoren beschreiben eine
einfache, praktische Lösung für die Unterbeschäftigung, die Südeuropa seit
mehr als einem Jahrzehnt plagt.“
• Olivier Blanchard, Chefökonom beim Internationalen Währungsfonds
von 2008 bis 2015: „Ein beeindruckender und überzeugender theoretischer
Einblick in die Grundlagen der säkularen Stagnation mit ihren sehr starken
Auswirkungen auf die tatsächliche Schuldenpolitik. Staatsverschuldung kann
erforderlich sein, um die Wohlfahrt zu verbessern.“
• Nicholas Stern, Chefvolkswirt der Weltbank von 2000 bis 2003:
„Dies ist ein tiefgreifender und origineller Beitrag, der uns helfen kann,
die gro-ßen Probleme unserer Zeit zu verstehen und zu handeln.“