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Gewusst wie: Nachhaltigkeit im Betrieb gestalten und umsetzen

Handbuch Nachhaltigkeitsmanagement
Handbuch Nachhaltigkeitsmanagement

In allen Lebensbereichen bestehen vielfältige Möglichkeiten zur
Verbesserung der Nachhaltigkeit – dazu gehört auch die Arbeitswelt. Wie
aber kann und sollte das Nachhaltigkeitsprinzip für die Arbeitswelt
sinnvoll genutzt und umgesetzt werden? Dieser Frage widmet sich die neue
Veröffentlichung „Nachhaltigkeitsmanagement – Handbuch für die
Unternehmenspraxis“, mit dem das ifaa – Institut für angewandte
Arbeitswissenschaft e.V.  Unternehmen zu diesem aktuellen Thema aus
betriebs- und arbeitsorganisatorischer Perspektive unterstützt.
https://www.springer.com/de/book/9783662630112

Unternehmen stehen aktuell vor der Herausforderung die vielfältigen und
zunehmenden Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen, die an sie gestellt
werden. Dabei gilt es durch geeignete Konzepte die Komplexität von
Anforderungen zu bewältigen, Chancen einer verbesserten Nachhaltigkeit zu
nutzen und Risiken durch fehlende Nachhaltigkeit zu vermeiden.

„Ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement muss die individuelle
Ausgangssituation und betriebsspezifischen Rahmenbedingungen von
Unternehmen berücksichtigen“, sagt Dipl.-Wirt. Ing. Olaf Eisele,
wissenschaftlicher Experte des ifaa und Autor des Handbuchs.

Bei der Initiierung eines Nachhaltigkeitsmanagements müssen sich
Unternehmen zunächst folgende Fragen stellen:

       Welche externen Anforderungen (Gesetzgeber, Kapitalgeber,
Öffentlichkeit) sollen bzw. müssen hinsichtlich Nachhaltigkeit
berücksichtigt werden?
       Welche internen Anforderungen (Ziele Unternehmensleitung,
Beschäftigte) werden an Nachhaltigkeit gestellt?
       Wie hoch wird die Notwendigkeit und Bedeutung von Nachhaltigkeit
für das Unternehmen bewertet?
       Welche Ressourcen (Mittel, Fähigkeiten) stehen im Unternehmen für
die Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements zur Verfügung?

Individuelle Lösungen für jedes Unternehmen
So vielfältig wie die Unternehmen sind auch die Lösungen zur konkreten
Gestaltung von Zielen, Strategien, Produkten, Prozessen sowie Anlagen und
Gebäuden. Das Nachhaltigkeitskonzept des ifaa basiert deshalb auf einem
integrierten Managementsystemansatz als Ordnungs- und Gestaltungsrahmen,
der Freiräume für Kreativität und eine individuelle Detaillierung lässt.
Das Konzept nutzt aktuelle arbeits-, ingenieur- und
betriebswissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden, die zu einem
konsistenten Gesamtsystem für ein Nachhaltigkeitsmanagement kombiniert
werden. Dabei wurde auf eine systematische Umsetzbarkeit mit einfachen
Mitteln geachtet, so dass sich das Konzept auch insbesondere für kleinere
und mittlere Unternehmen (KMU) eignet. Das Handbuch kann als Druckversion
oder als Download bezogen werden:
https://www.springer.com/de/book/9783662630112
Ergänzend zu dem Handbuch bietet das ifaa dazu passend eine praktische
Arbeitshilfe mit Werkzeugen für die Analyse, Planung und Umsetzung im
Betrieb sowie eine Checkliste zur ersten Selbstreflexion der aktuellen
Nachhaltigkeitssituation und Identifizierung von Handlungsfeldern im
Unternehmen an. Zusammen mit weiteren allgemeinen Faktenblättern zur
Nachhaltigkeit steht damit ein umfassendes Informations- und
Unterstützungspaket für Unternehmen zur Verfügung. Die Zusatzmaterialien
sind kostenfrei als Download verfügbar:
www.arbeitswissenschaft.net/arbeitshilfe-nachhaltigkeit
www.arbeitswissenschaft.net/checkliste-nachhaltigkeit
www.arbeitswissenschaft.net/zdf-nachhaltigkeit
Weitere Informationen erhalten Sie bei Christine Molketin (c.molketin
@ifaa-mail.de / 0211 542263-26). Gerne vermitteln wir Interviews mit
unseren Experten.

Analog und digital: "Bergwerk" - Fakultät Gestaltung mit hybrider Ausstellung und Livestreams

Sarah Kiesewetter visualisierte mit ihrem Projekt „Metamorphose – overgrowing hate“ Angriffe und Hass in sozialen Medien im Rahmen der Echtzeit-Gesellschaft.
Sarah Kiesewetter visualisierte mit ihrem Projekt „Metamorphose – overgrowing hate“ Angriffe und Hass in sozialen Medien im Rahmen der Echtzeit-Gesellschaft.

Storytelling, Filmbeiträge, Grafiken oder Augmented Reality: Absolvierende
zeigten ihre Abschluss- und Projektarbeiten

„Schicht im Schacht“ im „Bergwerk“: Die Fakultät Gestaltung blickt auf
ihre diesjährige Ausstellung Bergwerk am 23. und 24. Juli zurück. Diese
wurde an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt
an zwei Tagen teils in Präsenz, teils digital mit Livestreams angeboten.
„Bergwerk“ deshalb, weil zum einen die Fakultät auf einer Würzburger
Anhöhe untergebracht ist, zum anderen, weil Studierende in aller Ruhe und
Zurückgezogenheit über ein Semester an ihren Projekten arbeiten konnten,
um dann mit ihren „Schätzen“ zum Abschluss des Semesters an die
Öffentlichkeit zu gehen.

Das Projekt „Nulllabor“ beschäftigt sich mit biologischen Systemen und
Verhaltensweisen. Die drei Studenten Jan Scheffel, Johannes Neff und Juan
Cruz Caamaño haben unter Leitung von Prof. Christoph Barth ihre
Informationen, Fotos und Grafiken als Buch und über eine mobile App mit
Augmented Reality-Elementen zusammengestellt. Das „Nulllabor“, so das
Trio, „ist eine Sammlung von Experimenten, die zum einen verschiedene
Prozesse und Verhaltensweisen in der Natur visuell erklären und zum
anderen eine neue Basis für künftige Ideen und Anwendungen in Bereichen
wie Biodesign schaffen soll.“ In den Kapiteln Form, Prozess und Ökosystem
werden die Aspekte Fraktale (komplexe geometrische Figuren), Attraktoren
(Ordnungsmuster der Chaostheorie), Metamorphose, Schwarmverhalten,
biologische Algorithmen, Evolution, Eusozialität (Form des
Sozialverhaltens sozialer Insekten), Xenobots (biologische Mini-Roboter),
Signalmuster und Transportnetzwerke aufgenommen.

Im Projekt psychische Resilienz setzten sich die Masterstudentinnen Alicia
Denninghoff und Fabienne Issing, Laura Stahl, Michaela Lautenschlager,
Tatjana Schmid unter Leitung der Fotografin und Kommunikationsdesignerin
Kathrin Königl mit der eigenen Widerstandskraft auseinander. Das Quintett
stellte fest: „Durch die Corona-Pandemie haben sich – oft nicht nur
temporär – die Lebensumstände vieler Menschen verändert. Während einige
Menschen daran verzweifeln, gelingt es anderen, beinahe unbeschadet durch
diese Zeit zu kommen.“ Sie fragten sich, was diese Menschen voneinander
unterscheide – ihre Resilienz, die Fähigkeit, auf Herausforderungen und
Veränderungen mit entsprechenden Anpassungen des eigenen Verhaltens zu
reagieren und Stress dadurch besser kompensieren zu können?

Die Studentinnen entwickelten eine Outdoor-Installation, mit der
Alltagssituationen räumlich-spielerisch übersetzt werden und die es
ermöglichen, sich gegen Stress abzugrenzen: „Durch gezielte Handlungen
soll zum Denken angeregt, sowie die eigene Resilienz gefordert und
gefördert werden“, so die Masterstudentinnen.

Mit der Echtzeit-Gesellschaft beschäftigten sich zwölf studentische
Projekte unter der Leitung des Dekans Prof. Erich Schöls. Die umfassende
Digitalisierung habe, so Schöls, das Leben nachhaltig verändert. Der
Alltag scheine sich zu beschleunigen und zu verdichten, Menschen hätten
sich daran gewöhnt, dass viele Prozesse in Echtzeit stattfinden und somit
Planung und Angebot zu einem Wahrnehmungsmoment verschmelzen. Kommuniziert
werde immer zeit- sowie ortsunabhängig, Sportlerinnen und Sportler
trackten die Körperdaten, Bestellungen werden in Echtzeit mitverfolgt,
nahezu überall sei man mit dem Internet verbunden. „Wir sind auf dem Weg
in eine Echtzeitgesellschaft mit allen positiven und negativen
Begleiterscheinungen.“ Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema erfordere
eine kritische Distanz.

Im Rahmen dieses Konzeptes haben Hanna Hoffmann und Teresa Wimbauer mit
„Authesia“ einen „Garden of Resilience“ entwickelt. Die Augmented-Reality-
App generiert individuelle Skulpturen, die auf Basis authentischer
Echtzeit-Körperdaten aufbauen. Die Skulpturen werden von realen Personen
an realen Orten erstellt und spiegeln symbolisch die Widerstandsfähigkeit
der digitalen Gesellschaft. Spaziergängerinnen und Spaziergänger können
durch die Skulpturen anderer am Ort ihrer Entstehung flanieren.

Ebenfalls im Projekt „Echtzeitgesellschaft“ beschäftigte sich Sarah
Kiesewetter mit den sozialen Medien und dem darin stattfindenden Hass, den
sie als immer größer werdendes Problem sieht. Mit ihrer Arbeit
„Metamorphose – overgrowing hate“ übersetzt sie verletzende Aussagen,
Shitstorms und Beleidigungen in pflanzenähnliche Objekte aus Zungen und
Mündern. Anders als Hass, so Kiesewetter, verursachen diese keinen
Schaden.

Um gesellschaftliche Phänomene geht es auch im Visual Storytelling-Projekt
„Inside-Outside“ von Prof. Henning Rogge-Pott: In der visuellen,
filmischen Erzählung "Pass auf, wann Du lebst" von Karl Gaster, Lucy
Feldmann und Paula Helleckes zweifelt der Protagonist Simon an seinen
eigenen Wahrnehmungen: Die Grenzen zwischen echt und unecht lösen sich
auf, er zweifelt, ob er gerade sein eigenes Leben lebt oder er in eine
virtuelle Realität abgetaucht ist, die er sich geschaffen hat.

Um Storytelling ganz anderer Art geht es im Projekt „Marken.Strategie“:
Hier erzählt ein Produkt eine kleine Geschichte, die eine potentielle
Käuferschaft ansprechen soll. Eine Marke, so Prof. Carl Frech, soll immer
erkannt und gleichzeitig stets neu entdeckt werden. Sein Projekt
beschäftigt sich mit verschiedenen Produkten und mit Menschen, die
angesprochen und im positiven Sinne „verführt“ werden. Es geht dem
Professor sowie den am Projekt beteiligten Studierenden neben
kommerziellen Perspektiven vor allem um die eigene Position, um den
kritischen Blick. Mit „ONEA“ haben die drei Studentinnen Janina Kürschner,
Leonie Gürtler und Naomi Göbel die Vermarktung der Alge als Lebensmittel
fokussiert und eine Story mit dazugehörigem Vermarktungskonzept
entwickelt.

Eine andere Perspektive, weg von aktuellen Ereignissen und Produkten, hin
in die Zeitlosigkeit ging die Studentin Antonia Wicht: Im Bereich der
Architekturfotografie mit Heiko Lanio fotografierte sie „Lost places“.
Diese führten sie zu einem verlassenen Restaurant in Würzburg, das seit
1961 nicht mehr im Betrieb ist und zusehends zerfällt. Mit ihrer Fotoserie
stellt die Studentin den Verfall des einst belebten und besuchten Ortes
dar. Die bewusste Wahl der Schwarz-Weiß-Fotografie sorgt aus ihrer
gestalterischen Perspektive für ein Gefühl der Zeitlosigkeit.

INTERREG-Projekt erarbeitet gemeinsame Grundlagen für gesundheitstouristische Waldnutzung

Beim Workshop in Braunau-Simbach erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen mit dem Projektteam Ideen und Ansätze zur nachhaltigen Nutzung von Wald.  THD/ECRI
Beim Workshop in Braunau-Simbach erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen mit dem Projektteam Ideen und Ansätze zur nachhaltigen Nutzung von Wald. THD/ECRI

Das "INTERREG-Projekt AB291 - Netzwerk Gesundheitstourismus Wald" mit dem
European Campus Rottal-Inn als Lead-Partner, hat es sich zum Ziel gesetzt,
den Themenkomplex "Wald, Gesundheit und Tourismus" aus verschiedenen
Blickwinkeln zu nähern und entwickelt gemeinsam in fünf ausgewählten
Pilotregionen in Österreich und Deutschland nachhaltige Ansätze, wie
lokale Waldräume gesundheitstouristisch und mehrwertstiftend genutzt
werden können.

Dazu führte die Pilotregion Braunau-Simbach einen Workshop durch, mit dem
Ziel, Ideen und Ansätze für die gesundheitstouristische Nutzung von
Wäldern in Braunau-Simbach zu erarbeiten.

Als eine von fünf spezifischen Pilotregionen in Bayern und Österreich ist
Braunau-Simbach Partner des „INTERREG-Projektes AB291“. Die Region führte
im Rahmen des Projektes einen Workshop durch, mit dem Ziel Ideen und
Ansätze für die gesundheitstouristische Nutzung von Wäldern in Braunau-
Simbach zu erarbeiten. Lead-Partner ist der European Campus Rottal-Inn
(ECRI) in Pfarrkirchen.

Im Rahmen eines gemeinsamen Workshops lud das fünfköpfige Projektteam
zusammen mit Georg Bachleitner vom Stadt-, Tourismus- und
Standortmarketing Braunau-Simbach am Mittwoch, 21. Juli dazu mehrere
Stakeholder und Fachleute aus den Bereichen „Wald, Gesundheit und
Tourismus“ in den Simbacher LOKschuppen ein. Neben einigen lokalen Gästen
aus Braunau-Simbach durfte man dabei auch Workshop-Teilnehmer von
überregionalen Projektpartnern und -institutionen begrüßen, wie u.a. dem
Bayerischen Staatsministerium in München, den Staatsforsten Wasserburg
oder dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Pfarrkirchen.

Mit ihrem lokalen Know-how wie auch ihrer langjährigen Kompetenz und
Expertise leisten die Teilnehmer einen unabdingbaren Beitrag bei der
gemeinsamen Erarbeitung von Ideen und Ansätzen, wie Waldräume im konkreten
Kontext für die Pilotregion Braunau-Simbach gesundheitstouristisch genutzt
werden können. Prämisse aller gemeinsamen Überlegungen und Bemühungen ist
dabei stets, Anbietern und Stakeholdern vor Ort als auch Besuchern und
Gästen einen Mehrwert schaffen zu können, ohne natürliche Ressourcen zu
schädigen.

In gemeinsamen Vorstellungs- und Diskussionsrunden sowie in gezielten
Gruppenarbeiten zu verschiedenen Projektthemen sammelten die 17 Workshop-
Teilnehmer wichtige Erkenntnisse und Einschätzungen zu möglichen
Zielgruppen, waldbezogenen Angebotsmöglichkeiten oder notwendigen
Strukturen und Partnerschaften, die für eine nachhaltige Nutzung von Wald
in Zukunft grundlegend sind. Die Moderation übernahm Prof. Dr. Christian
Steckenbauer, Dekan des ECRI und erfahrener Touristiker.

Mit den Ergebnissen aus dem Workshop möchte man einen weiteren Schritt
unternehmen, um gezielt Angebote für die Pilotregion Braunau-Simbach
abzuleiten, diese aber zusammen mit Erkenntnissen aus den weiteren vier
Pilotregionen auch grundsätzlich für entsprechende Destinationen
übertragbar und anwendbar zu machen. Dies sieht auch Georg Bachleitner als
wichtigen Schritt für die Zukunft: „Die nachhaltige,
gesundheitstouristische Nutzung von Wald, insbesondere in Regionen, für
die Waldnutzung ohnehin alltäglich scheint, wird eine zukunftsweisende
Herausforderung für Destinationen“.

In einem interdisziplinären, grenzübergreifenden Projektkonsortium aus
insgesamt 14 namhaften Partnern nähert man sich in diesem ambitionierten
Projekt dem Themenkomplex „Wald, Gesundheit und Tourismus“ aus
verschiedenen Blickwinkeln und entwickelt gemeinsam in fünf ausgewählten
Pilotregionen (neben Braunau-Simbach auch Tennengau, Bad Birnbach,
Neureichenau, Traunsee-Almtal) nachhaltige Ansätze, wie lokale Waldräume
gesundheits-touristisch und mehrwertstiftend genutzt werden können.

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Forschungen zu „Religion and Change“ auf der European Academy

Jahreskonferenz der „European Academy of Religion“ (EuARe) kommt im August
erstmals nach Deutschland – 900 Forschende an der Uni Münster erwartet –
Exzellenzcluster mit 15 Panels vertreten: Politischer Islam, Religion und
Emotion, Kirche im NS, Religion und Nachhaltigkeit – Teilnahme für
Interessierte online oder vor Ort möglich – Anmeldungen bis 27. August

Die „European Academy of Religion“ (EuARe) kommt mit ihrer Jahrestagung
Ende August erstmals nach Deutschland: Unter dem Titel „Religion and
Change“ (Religion und Wandel) werden an der Uni Münster 900 internationale
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der interdisziplinären
Religionsforschung erwartet. Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“
richtet als Gründungsmitglied der Academy 15 der rund 160 Panels mit
Themen aus seinem laufenden Forschungsprogramm aus. „Die Bandbreite reicht
vom politischen Islam in Europa über Religion und Nachhaltigkeit bis zu
religiösen Emotionen in der Literatur und Kontroversen um Papst Pius XII.
im Nationalsozialismus“, sagt der Sprecher des Exzellenzclusters,
Rechtshistoriker Prof. Dr. Nils Jansen. Der Exzellenzcluster nimmt in
seiner aktuellen Förderphase die Dynamiken religiösen Wandels zwischen
Tradition und Innovation in den Blick. „Wir untersuchen
epochenübergreifend das Potenzial von Religion, gesellschaftliche Prozesse
anzutreiben oder abzubremsen. Die Panels des Exzellenzclusters geben
Einblicke in solche dynamischen Prozesse religiös-gesellschaftlichen
Wandels.“

„Für viele Menschen steht Religion für Beständigkeit in einer sich immer
schneller wandelnden Zeit“, erläutert der Präsident der Academy, der
evangelische Theologe Prof. Dr. Hans-Peter Großhans vom Exzellenzcluster,
das Leitthema der Konferenz. „Religionen und religiöse Praktiken sind
allerdings Veränderungen unterworfen, wie wir an unterschiedlichen
Interpretationen heiliger Texte sehen. Zugleich können Religionen
gesellschaftliche Transformationen initiieren.“ Die vierte Jahreskonferenz
der 2017 in Bologna gegründeten „European Academy of Religion“ (EuARe)
wird vom 30. August bis 2. September von der Universität Münster
ausgerichtet, die Anmeldung zur Teilnahme ist noch bis zum 27. August
möglich. In Münster und in Onlineformaten diskutieren rund 900 Forschende
aus aller Welt in 160 Panels, die Konferenzsprache ist Englisch.
Renommierte Gäste halten Keynote Lectures: Der ehemalige Erzbischof von
Canterbury Prof. Dr. Rowan Williams spricht über Tradition,
Traditionalismus und Kulturkämpfe, die Theologin und Religionsphilosophin
Prof. Dr. Judith Wolfe aus St. Andrews zur Frage nach dem Fortschritt in
der Theologie. Weitere Keynote-Vortragende sind Dr. Azza Karam (Religions
for Peace, New York), Prof. Vassilis Saroglou (Leuven) und Prof. Guy G.
Stroumsa (Jerusalem).

Das Programm des Exzellenzclusters, das unter der Organisation des
Religionswissenschaftlers und Theologen Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel
entstanden ist, behandelt unter dem Leitthema „Dynamics of Religious
Change“ (Dynamiken religiösen Wandels) aktuelle wie historische Themen von
der Zeitgeschichte bis zurück in die Antike. Der islamische Theologe Prof.
Dr. Mouhanad Khorchide richtet einen Roundtable mit Politikern zum
politischen Islam aus, der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf legt
dar, wie jüngste Quelleneinsichten neue Deutungen der Rolle Papst Piusʼ
XII. im Nationalsozialismus zulassen. Das Panel von Prof. Dr. Martina
Wagner-Egelhaaf eröffnet literaturwissenschaftliche Perspektiven auf
Emotion und Religion, während sich die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr.
Doris Fuchs dem Zusammenhang von Religion, Spiritualität und
Nachhaltigkeit widmet. Weitere Themen sind etwa die Politisierung des
Islam (Islamwissenschaftlerin PD Dr. Dina El Omari), Christen unter
islamischer Herrschaft im mittelalterlichen Spanien (Historiker Prof. Dr.
Wolfram Drews), Religiöse Autorität in Konfliktregionen Westafrikas
(Ethnologin Prof. Dr. Dorothea Schulz) sowie lokale Religionspraktiken in
der Antike (Historiker Prof. Dr. Hans Beck und Ägyptologin Prof. Dr.
Angelika Lohwasser). Themen einzelner Vorträge sind etwa Hass im Alten
Testament (Theologe Prof. Dr. Johannes Schnocks), Religion in der
Klimapolitik (Politikwissenschaftlerin Hannah Klinkenborg) sowie Religion
und Gender (Zeithistoriker Prof. Dr. Olaf Blaschke).

Die „European Academy of Religion“ ist 2017 unter Mitwirkung des
Exzellenzclusters „Religion und Politik“ in Bologna entstanden. Ziel ist
die dauerhafte interdisziplinäre Vernetzung von universitären und
außeruniversitären Zentren sowie Persönlichkeiten der europäischen
Religionsforschung. Außerdem sollen Forschungsergebnisse stärker in
Politik und Gesellschaft getragen werden. Vorbild ist die renommierte
„American Academy of Religion“ (AAR), die Religionsforscher aus der ganzen
Welt in Nordamerika zusammenbringt. (apo/vvm)

Cluster-Panels zu Dynamiken religiösen Wandels von Antike bis Gegenwart

Religion und Emotion: Hass, Trauer und Scham stehen im Fokus des Panels
„Religion – Emotion – Literature“ (Religion – Emotion – Literatur) am 30.
August unter der Leitung der Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Martina
Wagner-Egelhaaf. „Die Literatur reflektiert das Verhältnis von Religion
und Gefühlen, rhetorische Mittel wecken Emotionen. Wir betrachten die
Wandelbarkeit von Emotionen und fragen, ob die monotheistischen Religionen
die gleichen religiösen Gefühle teilen“, erläutert die Forscherin.
Vorträge unter anderem von dem Katholischen Theologen Prof. Dr. Johannes
Schnocks, dem Arabisten Jens Fischer, der Literaturwissenschaftlerin Hanna
Pulpanek sowie dem Literaturwissenschaftler PD Dr. Christian Sieg.

Religion und Nachhaltigkeit: „Religiöse Akteurinnen und Akteure
verschiedener Glaubensrichtungen engagieren sich zunehmend in lokalen
Bewegungen und politischen Gremien für Nachhaltigkeit“, so die
Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Doris Fuchs. Die Klimaskeptiker unter
den US-Evangelikalen seien ein Gegenbeispiel zur „Ökologisierung der
Religionen“. „Wir diskutieren, wie religiöse Akteure und Werte
Nachhaltigkeit fördern oder behindern.“ Die Forscherin leitet am 1.
September das Panel „Religion, Faith, Spirituality, and Sustainability“
(Religion, Glaube, Spiritualität und Nachhaltigkeit). Vorträge unter
anderem von der Politikwissenschaftlerin Hannah Klinkenborg und dem
Religionswissenschaftler Dr. Gary Slater.

Roundtable zum politischen Islam: Der politische Islam distanziert sich in
der öffentlichen Diskussion von Gewaltanwendung, gleichzeitig strebt er
aber wie der Salafismus eine undemokratische Gesellschaftsordnung an. „Wo
liegen die Wurzeln dieser Strömungen und wie werden sie strategisch in
Europa verbreitet, das sich zunehmend bedroht fühlt?“ Der islamische
Theologe Prof. Dr. Mouhanad Khorchide umreißt damit Fragen, die er beim
Roundtable „Political Islam in Europe“ (Politischer Islam in Europa) am 2.
September mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Volker Beck (Die
Grünen) und weiteren Politikern sowie Lorenzo Vidino (George Washington
University Center für innere Sicherheit und Extremismusbekämpfung)
diskutiert.

Politisierung des Islam: Der Islam versteht sich als politische Religion,
ähnlich der Sozialethik des Christentums. „Doch wo liegt die Grenze
zwischen einer politischen Beteiligung im Namen des Islam und einem
politischen Islam, der Gewalt ablehnt, aber eine undemokratische Agenda
verfolgt?“, fragt die Islamwissenschaftlerin PD Dr. Dina El Omari, die am
31. August das Panel „Politicization of Religion versus Political
Engagement in Islam“ (Politisierung der Religion versus politisches
Engagement im Islam) leitet. Vorträge unter anderem von PD Dr. Dina El
Omari und Prof. Dr. Mouhanad Khorchide.

Katholische Kirche im Nationalsozialismus: Schwieg Eugenio Pacelli,
bekannt als Papst Pius XII. (1939-1958), zum Holocaust oder half er den
Verfolgten? In der öffentlichen wie in der wissenschaftlichen Diskussion
gehen die Meinungen auseinander. „Bis 2020 unter Verschluss gehaltene
archivalische Quellen ermöglichen nun wissenschaftliche Fundierung, wo
bisher nur spekuliert werden konnte“, erläutert der Kirchenhistoriker
Prof. Dr. Hubert Wolf. Sein Team und er verantworten am 2. September das
Panel „From Eugenio Pacelli to Pius XII – Research Results and New
Perspectives on a Controversial Pope“ (Von Eugenio Pacelli zu Pius XII –
Forschungsergebnisse und neue Blicke auf einen umstrittenen Papst).
Vorträge unter anderem von den Theologen Dr. Matthias Daufratshofer und
Dr. Michael Pfister sowie dem Historiker Dr. Sascha Hinkel.

Christen unter islamischer Herrschaft: Im Jahr 711 beendete die islamische
Eroberung die westgotische Herrschaft in Spanien. „Es gibt Anzeichen
dafür, dass viele spanische Christen die Religion der Eroberer zunächst
nicht als wesentlich anders als ihre eigene wahrnahmen“, sagt der
Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Wolfram Drews. „Außerdem trugen sie selbst
zur transkulturellen Verflechtung bei, indem sie etwa für muslimische
Autoritäten übersetzten und hohe Ämter in der Verwaltung übernahmen“. Das
Panel „Shifting Identities of Christians under Islamic Rule. Religious
Affiliation and Cultural Entanglement of ‘Mozarabs’ in Medieval Spain“
(Wechselnde Identitäten von Christen unter islamischer Herrschaft.
Religiöse Zugehörigkeit und kulturelle Verstrickung der ‚Mozarabier‘ im
mittelalterlichen Spanien) am 2. September betrachtet, inwiefern
kulturelle Identifikation mit Religionszugehörigkeit oder politischer
Loyalität verknüpft ist. Vortrag unter anderem von Prof. Dr. Wolfram
Drews.

Religiöse Autorität in Konfliktregionen: Religiöse Konflikte werden in der
Geschichtswissenschaft und Anthropologie seit langem erforscht. „Auf
welche Weise aber religiöse Autorität und Zugehörigkeit in sozial und
politisch instabilen Zonen etabliert und umkämpft werden, stand bisher
weniger im Fokus der Forschung“, erläutert die Ethnologin Prof. Dr.
Dorothea Schulz. „Wir diskutieren, wie etwa in Mali oder Ghana
muslimische, christliche und andere religiöse Akteure diese Prozesse
beeinflussen.“ Ihr Panel „Mediations of Religious Authority and Belonging
in Zones of Conflict: Case Studies from West Africa“ (Vermittlungen von
religiöser Autorität und Zugehörigkeit in Konfliktzonen: Fallstudien aus
Westafrika, zusammen mit dem Ethnologen Dr. Souleymane Diallo) am 1.
September geht dieser Frage auf den Grund. Vortrag unter anderem von Prof.
Dr. Dorothea Schulz.

Religion in der Antike: Lokale religiöse Praktiken gelten meist eher als
Abweichung von einem universellen Glaubenssystem. „Wir gehen umgekehrt von
einem prägenden Einfluss lokaler Praktiken auf die allgemeine religiöse
Praxis und den Glauben aus und beleuchten das Wechselspiel zwischen
lokalen, regionalen und globalen Sphären religiösen Handelns“, erläutern
der Historiker Prof. Dr. Hans Beck und die Ägyptologin Prof. Dr. Angelika
Lohwasser. Ihr Panel „The Local Horizon of Religion in Antiquity“ (Der
lokale Horizont der Religion in der Antike) am 1. September widmet sich
Praktiken der Verehrung von Gottheiten in Regionen etwa des antiken
Ägyptens oder Griechenlands sowie im spätantiken Monotheismus. Vorträge
unter anderem von den Historikern Prof. Dr. Johannes Hahn, Prof. Dr.
Patrick Sänger und Marian Helm sowie der Archäologin Dr. Sophia Nomicos.
(apo/vvm)

Weitere Panels des Exzellenzclusters:

30. August:
„Apocalyptic Images and Human Agency“
(Panelleitung: Judaist und evangelischer Theologe Prof. Dr. Lutz Doering;
Vortrag unter anderem von Theologe Florian Neitmann)

„The Transmission of Religion and Non-Religion Across Generations in
Hungary and Germany“ (Panelleitung: Soziologin Prof. Dr. Christel Gärtner;
Vortrag unter anderem von Religionssoziologe Dr. Olaf Müller)

„Sociological Aspects of Muslim Presence in Germany“
(Panelleitung: Soziologe Dr. Errol Babacan; Vorträge unter anderem von den
Religionswissenschaftlern Arne Laßen und Manuel Pachurka)

31. August:
„Text and Ritual in the Hebrew Bible and the Ancient Near East“
(Panelleitung: Theologen Prof. Dr. Reinhard Achenbach und Prof. Dr.
Christophe Nihan; Vorträge unter anderem von den Theologen Prof. Dr.
Rüdiger Schmitt und Prof. Dr. Reinhard Achenbach)


1. September:
„Religion in Contemporary Society“
(Panelleitung: Religionspsychologin Dr. Sarah Demmrich und Soziologe Dr.
Alexander Yendell; Vorträge unter anderem von Politikwissenschaftlerin
Carolin Hillenbrand, Religionspsychologin
Dr. Sarah Demmrich, Soziologe Prof. Dr. Detlef Pollack und
Religionssoziologe Dr. Olaf Müller)

„Interrelations between South Asian Religions and the West“
(Panelleitung: Ulf Plessentin, Centrum für Religionswissenschaftliche
Studien (CERES) der Universität Bochum, Kooperationspartner des
Exzellenzclusters; Vortrag unter anderem von Indologe und Kunsthistoriker
Dr. Patrick Krüger)

2. September:
Autor trifft Kritik: Buchdiskussion „Militarization of Saints in Premodern
and Modern Period“
[Die Militarisierung der Heiligen in Vormoderne und Moderne] ed. by Liliya
Berezhnaya
(Panelleitung: Theologe Prof. Dr. Alfons Brüning (Universität Amsterdam);
Diskutant unter anderem Historiker PD Dr. André Krischer)

Weitere EuARe-Panels unter Beteiligung des Exzellenzclusters:

30. August – 1. September:
„Modern Philosophy of Religion: Topics – Methods – Concepts“
(Panelleitung: Theologen Prof. Dr. Hans-Peter Großhans und Brandon Watson,
Universität Heidelberg)

31. August:
„A Panel responding to Francis Tiso’s Rainbow Body and Resurrection“
(Panelleitung: Religionswissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Perry
Schmidt-Leukel, ausgerichtet vom European Network of Buddhist Christian
Studies (ENBCS))

1. September:
„Making and unmaking religious experience and community in times of
COVID-19“
(Panelleitung: Ethnologin Prof. Dr. Dorothea Schulz)

2. September:
„Lynn de Silva’s Visionary Approach to Buddhist-Christian Dialogue“
(Panelleitung: Religionswissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Perry
Schmidt-Leukel, ausgerichtet vom European Network of Buddhist Christian
Studies (ENBCS))

Vorträge von Mitgliedern des Exzellenzclusters in Panels anderer
Ausrichter:

30. August:
Theologe Prof. Dr. Hans-Peter Großhans: „The significance and use of a
European research infrastructure for religious studies and the theologies“
(Panel: „Religious Studies today: the role of RESILIENCE“, Leitung: Dr.
Nikolaos Asproulis, Volos Academy for Theological Studies, Griechenland)

31. August:
Religionswissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel:
„Shantideva’s Praise of Suffering“ (Panel: „New Aspects on Suffering in
Buddhism and Christianity“, Leitung: Pfarrer Achim Riggert, Interreligiöse
Arbeitsstelle Schwerte)

Islamischer Theologe Prof. Dr. Mouhanad Khorchide: Diskutant „Islam in
modern Europe and attempts of creating an European Islam“

1. September:
Historiker Prof. Dr. Olaf Blaschke: „Feminization and masculinization:
Building hierarchies of modernities and religions through gender“ (Panel:
„Multiple modernities. Menʼs and womenʼs Catholicism in XIX and XX century
Europe“,Sektion 3, Leitung: Prof. Marta Margotti, Università di Torino)

Historiker Prof. Dr. Olaf Blaschke: „From Anti-Judaism to Modern
Antisemitism: German Catholic Mentalities Between 1870 and 1945“ (Panel:
„The Church and The Holocaust: Then and Now“, Leitung: Dr. Carolyn
Sanzenbacher, University of Southampton)


2. September:
Religionswissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel:
„Christian Theology as Comparative Theology: A Buddhist-Christian
Perspective“ (Panel: „Christian Theology as Comparative Theology“,
Leitung: Prof. Veli Matti Kärkkäinen, Universität Helsinki)


Hinweis: Bei Berichterstattung über Panels des Exzellenzclusters
unterstützt das Zentrum für Wissenschaftskommunikation, Tel.
0251/83-23376, E-Mail religionundpolitik@uni-muenster.de.

Website der European Academy of Religion:
https://www.europeanacademyofreligion.org/euare2021

Anmeldung zur Teilnahme:
https://www.europeanacademyofreligion.org/registration

Anmeldung zur Berichterstattung: Die Zugangsdaten zu den einzelnen
Veranstaltungen erhalten Sie von Lena Mausbach (zentrale Ansprechpartnerin
der EuARe), Tel. 0251/83-22533, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

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