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nterview mit Alain Aerni: Wohnen in der Kristallkugel

Alain Aerni probt den Blick in die Zukunft: Die von ihm entworfene
Energiesteuerung «Crystalball» verbindet Photovoltaik, Wärmepumpe und
Ladestationen und schätzt den Energiebedarf mit Hilfe von Wetterberichten
voraus. An der Empa-Akademie präsentierte er im Herbst 2020 sein System.

Herr Aerni, Sie sind Ingenieur und haben ihr eigenes Wohnhaus, das 20
Jahre alt ist, energetisch optimiert. Diese Dienstleistung bieten sie mit
ihrer Firma Soleco auch anderen Hausbesitzern an. Mit welcher Idee sollte
man anfangen, wenn man so ein Projekt starten möchte?

Es fängt immer mit den Bedürfnissen des Kunden an. In einem ersten Schritt
sollte man den Heizwärmebedarf des Hauses ermitteln. Was brauche ich, um
übers ganze Jahr eine Raumtemperatur von 22 Grad Celsius zu erreichen? Wie
hoch ist mein Warmwasserverbrauch? Möchte ich allenfalls bald ein oder
zwei Elektroautos in der Garage laden, und wie viele Kilometer möchte ich
damit täglich fahren?

Brauche ich eine Speicherbatterie, wenn ich ein Elektroauto anschliessen
will?

Wenn Sie Solarenergie in ihrem Haus besonders wirtschaftlich nutzen
wollen, sollten Sie gegenwärtig noch auf eine Speicherbatterie verzichten.
Falls Sie also Tage mit Homeoffice haben, können Sie das Elektroauto an
diesen Tagen laden und am nächsten Tag damit fahren. Nur wer tagsüber
immer unterwegs ist und zugleich mit eigenem Solarstrom laden will, kommt
um eine Speicherbatterie nicht herum.

Was muss der Kunde noch berücksichtigen?

Wichtig ist die Frage, wie lange man noch in seinem Haus zu bleiben
gedenkt. Der Zeithorizont beeinflusst die Auswahl der Komponenten. Es gibt
langlebige Bauteile, wie etwa eine Erdwärmesonde – ein sehr effizientes
System, um ein Haus zu heizen. Die sind für 50 Jahre Nutzungsdauer
ausgelegt, aber sie amortisiert sich auch erst über Jahrzehnte. Kunden,
die nur zehn bis 15 Jahre vorausplanen möchten, empfehle ich lieber eine
Luft-Wasser-Wärmepumpe.

Und wenn ich meinen Wärmebedarf kenne und meinen Zeithorizont, dann kann
es losgehen?

(lächelt) Nein, noch nicht ganz. Jetzt kommt der Faktor Lärm ins Spiel.
Wenn Sie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe nutzen und mit Solarstrom vom eigenen
Dach betreiben, dann ist das sehr effizient. Aber so eine Anlage macht
Lärm und kann die Nachbarn stören. Wenn Sie ein Einfamilienhaus mit viel
Umschwung haben, ist das kein Problem. Für ein grosses Mehrfamilienhaus
brauchen Sie grössere Maschinen: grössere Lüfter, grössere Kompressoren.
In einer eng bebauten Nachbarschaft wird das schwierig.

Das wird dann von der Baubehörde möglicherweise nicht bewilligt?

Stimmt. Sie müssen die Grenzwerte einhalten. Zum Glück gibt es auch
sogenannte Split-Geräte: Dort sind nur der Verdampfer und der Ventilator
aussen angebracht, der Kompressor ist im Haus verbaut. Diese Geräte sind
leiser.

Man muss also einen Berater haben, der einen durch die Angebote lotst, die
es auf dem Markt gibt.

Ja. Doch man sollte nicht nur über die Wärmepumpe nachdenken, sondern von
Anfang an das gesamte System im Auge haben: die Wärmepumpe, die Grösse der
Photovoltaikanlage, den Warmwasserspeicher, die Elektroautoauto-
Ladestation, die Storen für die Beschattung und allenfalls noch die
Speicherbatterie. Sie wollen ja alles gemeinsam steuern, damit alles
optimal zusammenspielt. Die Komponenten, die Sie kaufen, müssen also mit
der zentralen Steuerung kommunizieren können.

Gibts da kein «Plug-and-Play», keinen gemeinsamen Standard?

Wir sind da noch nicht weit genug. Es gibt etwa einen gemeinsamen Standard
für die Steuerung von Wärmepumpen, das «SG Ready Label». Doch damit sind
nicht alle Funktionalitäten abgedeckt, die man für ein gutes System haben
muss. Das SG Ready Label muss weiterentwickelt werden. Wir sind mit
Partnern dran, einen gemeinsamen Standard vorzuschlagen. Doch zugleich
gibt es immer mehr Hersteller, die ihre Systeme nach aussen hin
abschotten, um ihren Marktanteil auszubauen.

Wieviel Vernetzung ist sinnvoll? Kann man da auch übertreiben?

Wenn man effizient sein will, muss man vor allem die grossen Verbraucher
im Auge haben: Heizung, Warmwasserbedarf, Elektromobilität und
Speicherbatterie. Es ist nicht entscheidend, wann die Waschmaschine und
der Tumbler laufen. Die kann man per Hand einschalten. Wichtig ist dagegen
Berücksichtigung der Sonneneinstrahlung. Unsere Steuerung «Crystalball»
(siehe Box) kann mit Hilfe des Wetterberichts das die Erwärmung an
sonnigen Tagen und die Wärmeverluste bei kaltem Wind voraussagen, und so
die Wärmepumpe sparsamer und gezielter einsetzen.

Sie kühlen Ihr Haus seit dem Umbau auch mit eigenem Solarstrom. Sie haben
ihre 20 Jahre alte Fussbodenheizung zu einer Fussbodenkühlung umgebaut.
Geht das so einfach?

Dazu muss man nicht einmal etwas umbauen. Wichtig ist nur, dass das
Wasser, das durch den Boden läuft, nicht zu kühl ist. Sie brauchen also
eine regulierbare Wärmepumpe, deren Leistung zur Fläche passt, die Sie
kühlen möchten.

Wie gross muss die Photovoltaikanlage auf dem Dach dimensioniert sein?
Kann man da übertreiben?

Es gibt sicher ein Optimum, das zum Energiesystem des Hauses passt. Wenn
Sie ihre gesamte Dachfläche mit Fotovoltaik belegen, sind sie sicher
darüber. Aber das ist nicht schlimm.

Warum?

Denken Sie an die Nachbarn. Sie können innerhalb des Quartiers Strom an
andere liefern, die noch keine Photovoltaik haben. Und denken Sie an die
gesamte Landesversorgung. Im Winter, wenn die Sonne flach steht, sind wir
um jedes bisschen Solarstrom froh, das wir ins Netz speisen können. Wir
können in Zukunft aus Überschussstrom auch Wasserstoff herstellen. Das
lohnt sich natürlich nicht in einem einzelnen Einfamilienhaus. Aber
irgendwann wird es Anbieter geben, die uns Hausbesitzern im Sommer den
Strom abkaufen und daraus Wasserstoff machen.

Na, dann ist ja alles auf bestem Wege in Richtung Energiewende!

Naja, es gibt da schon noch einen Konflikt: Einige Elektrizitätsversorger
möchten mit Sperrzeiten Geräte mit grossem Energiebedarf – zum Beispiel
Wärmepumpen und Ladestationen – so steuern, dass das Netz entlastet wird.
Dies führt dazu, dass sie Ihre Wärmepumpe vielleicht gerade dann nicht in
Betrieb nehmen können, wenn sie mit Ihrer Photovoltaik am meisten Strom
produzieren. Sie müssten den Strom dann zu einem sehr niedrigen Tarif an
den Elektrizitätsversorger verkaufen. Der optimiert seine Gewinnzone in
diesem Fall auf Kosten der Hausbesitzer.

Eine zentrale Steuerung ist aus Gründen der Netzstabilität aber nötig,
oder?

Ich möchte das als Hauseigentümer eindeutig nicht. Und das ist auch nicht
nötig.

Wie würden denn Sie das Problem lösen?

Ich kann mit meinem Steuerungssystem zu einem stabilen Stromnetz
beitragen, ohne dass jemand von aussen Zugriff hat. Mein System ist auf
Kostenoptimierung eingestellt. Der Elektrizitätsversorger muss mir nur die
variablen Tarife bekannt geben – möglichst acht oder sogar 24 Stunden im
Voraus, dann wird «Crystalball» die Wärmepumpe und andere Stromverbraucher
automatisch auf die richtige Weise einsetzen.

Dieses Gebäude, in dem wir hier sitzen, ist ein beträchtlicher
Energiespeicher: Jedes Grad Temperatur in den Mauern bedeutet 74
Kilowattstunden Energie. Wenn heute Abend der Stromtarif hoch ist, und
jetzt ist er niedrig, dann heize ich ein paar Stunden voraus und heute
Abend nicht mehr – und habe damit das Stromnetz wirkungsvoll entlastet.
Trotzdem ist es im Haus angenehm warm. Wir müssen also nur Tarife
kommunizieren und den Markt spielen lassen, dann kann jeder Eigentümer
auch die Hoheit über seine Hausinstallationen behalten. Und trotzdem wird
die Energiewende gelingen.

Alain Aerni

Geboren: 3. Mai 1960 in Moudon /VD.
Ausbildung: Dipl. Ing. EPFL und Master in Science of Management
Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Beruf: Gründer und CEO der Soleco AG, Maur
Auszeichnung: Digital Journey Award 2018 des Centre d’Electronique et de
Microtechnique (CSEM). Verliehen für die Entwickung einer Plattform zum
Management erneuerbarer Energien in Gebäuden.

Diabetes-Prävention muss politisch gewollt sein

Die Prävention von nicht-übertragbaren Krankheiten wie Diabetes muss von
der Politik ebenso aktiv vorangetrieben werden, wie derzeit die Prävention
von COVID-19. Prävention ist immer eine Investition in die Zukunft einer
gesamten Gesellschaft, die sich auszahlen wird – auch ökonomisch. „Das
gelingt derzeit nur unzureichend“, kritisiert die Deutsche Diabetes
Gesellschaft (DDG). In der nächsten Legislaturperiode muss daher die
Diabetesprävention gestärkt und das Präventionsgesetz weiterentwickelt
werden. Wie das gelingen kann, ist mittlerweile wissenschaftlich gut
belegt. Daher sollte die Politik hier die Expertise des Deutschen Zentrums
für Diabetesforschung (DZD) und der DDG mit einbinden.

Neun Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland leiden derzeit an
Diabetes Typ 2, die Tendenz steigt weiter. Betroffene haben ein erhöhtes
Risiko auch andere Krankheiten zu entwickeln - Herzinfarkt, Schlaganfall,
Niereninsuffizienz oder Erblindung gehören zu den häufigsten Folgen. Das
reduziert die Lebensqualität dieser Menschen dramatisch und verursacht
erhebliche Kosten im Gesundheits- und Sozialsystem. Allerdings könnte
selbst bei Menschen mit hohem Diabetesrisiko dieses um die Hälfte
reduziert werden. Das gelingt jedoch nur über gesamtgesellschaftliche
Maßnahmen (Verhältnisprävention) und gezielte individuelle
Präventionsmaßnahmen (Verhaltensprävention). Die Lebenswelten der
Bevölkerung - vom Kindergarten, über die Schule, bis hin zur Arbeit sowie
im alltäglichen Umfeld wie zum Beispiel im Supermarkt, bei der
Stadtplanung oder auch in den täglich konsumierten Medien - müssen so
gestaltet sein, dass es leichtfällt, sich gesund zu ernähren und mehr zu
bewegen.

„Alle bisherigen Präventionsanstrengungen sind gescheitert, weil sie nicht
die Menschen erreichen, die sie erreichen sollten. Sonst würde die Zahl
der Erkrankten nicht ungebremst steigen“, kritisiert Barbara Bitzer,
Geschäftsführerin der DDG. „Deswegen müssen wir die Verhältnisse ändern,
indem wir beispielsweise eine verbindliche Lebensmittelkennzeichnung und
eine ‚gesunde Mehrwertsteuer‘ einführen, die gesunde Lebensmittel mit
geringem Anteil an Zucker, Fetten und/oder Salz steuerlich entlastet. Nur
so erreichen wir auch die sozial benachteiligten Menschen, die ein
deutlich erhöhtes Risiko haben, an Diabetes zu erkranken“, so Bitzer. Denn
Diabetes sei keine Wohlstandskrankheit. „Erfolgreiche Prävention sollte
bereits im Kindes- und Jugendalter beginnen: Aus diesem Grund fordern wir
schon seit Jahren, dass Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an
Kinder richtet, verboten wird und stattdessen Bewegung und gesunde
Ernährung in Kita und Schule gestärkt werden.“

Auch spezifische Präventionsmaßnahmen, die sich auf den Einzelnen
beziehen, müssen besser werden: „Hier können wir mittlerweile diejenigen
beispielsweise mit einem Prädiabetes zuverlässig erkennen, die das höchste
Risiko haben, einen Diabetes zu entwickeln“, betont Professor Dr. med.
Andreas Fritsche, Vizepräsident der DDG. Für diese Hochrisikopatienten
bedarf es dann individueller Konzepte, wie sie ihren Lebensstil verändern
sollen und auch können. Das DZD arbeitet seit Jahren daran, solche
Phänotypen zu identifizieren. Mittlerweile weiß die Wissenschaft genau,
wer auf welche Präventionsmaßnahme positiv reagiert und wer nicht. „Heute
haben wir eine präventive Unterversorgung bei den Hochrisikogruppen und
eine Überversorgung bei jenen, die nie einen Diabetes entwickeln werden“,
so Fritsche, der am Institut für Diabetesforschung und Metabolische
Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München, der die Prädiabetes
Lebensstil Intervention Studie (PLIS) an der Universität Tübingen
begleitet.

Dieses Präventionsdilemma müsse bei der Weiterentwicklung des
Präventionsgesetzes berücksichtigt werden. „One size fits all passt in der
Diabetologie nicht“, kritisiert Fritsche und fordert die Politik auf, beim
Thema Prävention die Expertise des DZD und der DDG einzubinden. Außerdem
müsse auch die Politik lernen, dass Prävention nicht das Thema eines
Ressorts sei, sondern Gesundheits-, Wissenschafts-, Sozial- und
Landwirtschaftspolitik gleichermaßen betreffe.

Wichtig ist es außerdem, nicht nur die Primärprävention – die Vermeidung
von Diabetes – zu verbessern, sondern auch die Sekundärprävention – die
Vermeidung der Folgeerkrankungen, die durch eine Diabeteserkrankung
auftreten können und die zu einer verkürzten Lebenszeit führen. Auch hier
wissen Wissenschaftler mittlerweile, wer welche Folgeerkrankungen
entwickeln wird, so dass die gesamte Versorgung zielgerichtet gestaltet
werden kann. Menschen mit Diabetes Typ 2 leben häufig lange mit
behandlungsbedürftigen, gesundheitlichen Einschränkungen – Komplikationen
nehmen im Laufe der Zeit zu und die Lebensqualität sinkt. Auch diese
Entwicklung lässt sich durch Prävention vermeiden oder zumindest
verlangsamen. „Da weiterhin tatenlos zuzusehen, können wir als
Gesellschaft nicht akzeptieren“, so Fritsche.

++++
Prävention ist ein Oberbegriff für zielgerichtete Maßnahmen und
Aktivitäten, die das Auftreten einer Erkrankung wie Typ-2-Diabetes
vermeiden, Risikofaktoren minimieren oder die Manifestation der Erkrankung
verzögern. Diese lassen sich nach dem Zeitpunkt, zu dem sie eingesetzt
werden, der primären, der sekundären oder der tertiären Prävention
zuordnen. Darüber hinaus lassen sich die Maßnahmen auch dadurch
unterscheiden, ob sie am individuellen Verhalten (Verhaltensprävention)
oder an den Lebensverhältnissen ansetzen (Verhältnisprävention). Link zu
den Eckpunkten der Diabetesprävention: <https://www.deutsche-diabetes-
gesellschaft.de/fileadmin/user_upload/01_Die_DDG/05_Arbeitsgemeinschaften/AG_Praevention
/2019_Positionspapier_-_Eckpunkte_der_Diabetespraevention.pdf
>.
++++

Link zu den Politischen Forderungen der DDG: <https://www.deutsche-
diabetes-gesellschaft.de/politik>
Link zum Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2021: <https://www
.deutsche-diabetes-
gesellschaft.de/fileadmin/user_upload/06_Gesundheitspolitik/03_Veroeffentlichungen/05_Gesundheitsbericht/20201107_Gesundheitsbericht2021.pdf>

Online-Glücksspiel trifft Nerv der Zeit: Corona & zunehmendes Interesse der Frauen beschert Betreibern Umsatzverdopplungen

  • 64 % der Glücksspieler investierten während Corona-Krise mehr Zeit und Geld in Online-Glücksspiele
  • In den USA sind Glückspielerinnen sogar in der Mehrheit, Geschlechterverhältnis liegt inzwischen bei 57 zu 43 %
  • Branche erzielte im vergangenen Jahr weltweit Umsätze in Höhe von 66,67 Milliarden US-Dollar, Prognosen zufolge sind es 2026 bereits mehr als 100 Milliarden Dollar
  • Lotto24 AG verdoppelte Umsatz im Corona-Krisenjahr gegenüber 2019
  • 27 % der Bundesbürger geben Monat für Monat Geld für Wetten und Glücksspiele aus

Online-Glücksspiele erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, die Pandemie beschleunigte den ohnehin schon in Gang gesetzten Aufwärtstrend. 64 Prozent der Spieler investierten im Angesicht von Corona mehr Zeit und Geld in Glücksspiele im World Wide Web, wie aus einer neuen Infografik von Wette.de hervorgeht.

Indes sind es längst nicht mehr nur die Männer, die ihr Glück auf die Probe stellen – im Gegenteil. In den USA sind die Frauen beim Online-Glücksspiel sogar in der Mehrzahl, das Verhältnis liegt dort inzwischen bei 57 zu 43 Prozent.

Wie die Infografik aufzeigt, erzielte die Branche im vergangenen Jahr weltweit Umsätze in Höhe von 66,67 Milliarden US-Dollar. Doch dies könnte erst der Anfang sein, gemäß aktuellen Prognosen soll der Umsatz bereits im Jahr 2026 die 100 Milliarden-Dollar-Marke überschreiten.

Einzelne Betreiber konnten zuletzt die Umsätze fulminant steigern. So setzte die Lotto24 AG im Corona-Krisenjahr 2020 88 Millionen Euro um, wohingegen es im Vorjahr lediglich 44 Millionen Euro waren. Gegenüber dem Jahr 2015 schlägt der Anstieg mit 550 Prozent zu Buche.

Besonders beliebt sind Online-Glücksspiele unterdessen in Europa. Der Kontinent steht für 49 Prozent des weltweiten Marktes. An zweiter Stelle steht Asien/Naher Osten mit 31 Prozent, wohingegen Nordamerika lediglich auf einen Marktanteil von 12 Prozent kommt. Die steigende Nachfrage zeigt sich auch in den Google-Suchvolumina. Der Google-Trend-Score für “Online Gambling” (weltweit) notiert dieser Tage 190 Prozent höher als noch vor 5 Jahren. Der Wert gibt das relative Suchvolumen an.

Auch in Deutschland steigt die Anzahl der Online-Glücksritter. Inzwischen geben bereits 27 Prozent der Bundesbürger Monat für Monat Geld für Wetten und Glücksspiele aus.

 

 

Psychologie: Studie zur Effektivität von Präventionsstrategien in Kommunen / Befragungen von Fünft- bis Elftklässlern

Forscherinnen des Instituts für Psychologie der Universität Hildesheim
befassen sich mit evidenzbasierten Präventionsstrategien in Kommunen. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert eine bundesweite
Studie. Im Rahmen von Präventionsprogrammen planen Kommunen ihre
Präventionsmaßnahmen für Jugendliche zielgerichtet. Ein Ziel ist es unter
anderem, Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig
entgegenzuwirken. Das Forschungsteam vergleicht nun im Rahmen der Studie,
ob Prävention in Kommunen mit dem Programm „Communities that Care“ besser
gelingt als in Kommunen, die andere Präventionsstrategien verfolgen.

Ein Forschungsteam der Universität Hildesheim und der Medizinischen
Hochschule Hannover befasst sich in einer bundesweiten Studie mit
Präventationsstrategien in Kommunen. Die Wirksamkeit des
Präventionssystems „Communities that Care“ (CTC) soll evaluiert werden.

Das Forschungsteam um Prof. Dr. Renate Soellner, Dr. Maren Reder und Nele
Feierabend vom Institut für Psychologie der Universität Hildesheim führt
in ausgewählten Kommunen in vier Bundesländern Befragungen von Fünft- bis
Elftklässlern durch. Die Erhebungen finden jeweils 2021/22 und 2023/24
statt.

Kooperationspartner sind die Medizinische Hochschule Hannover, der
Landepräventionsrat Niedersachsen und der Deutsche Präventionstag. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt.

Im Rahmen des kommunalen Präventionssystems „Communities that Care“ (CTC)
werden Kommunen in Niedersachsen angeleitet, ihre Präventionsmaßnahmen für
Jugendliche zielgerichtet zu planen. Diese Präventionsmaßnahmen werden von
den Kommunen auf der Grundlage von Schülerbefragungen zu Problemverhalten
sowie zu Risiko- und Schutzfaktoren ausgewählt. Ziel ist es unter anderem,
Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig
entgegenzuwirken. Das Forschungsteam des Instituts für Psychologie der
Universität Hildesheim ist bereits seit 2012 für die niedersachsenweiten
Befragungen zuständig und ermittelt landesweite Referenzwerte für Risiko-
und Schutzfaktoren.

EVIDENZBASIERTE PRÄVENTION – WIE WIRKSAM SIND DIE PRÄVENTIONSMAßNAHMEN?

„Bisher fand keine Evaluation in Deutschland zur Wirksamkeit des CTC-
Präventionsprogramms statt“, sagt Dr. Maren Reder.

Seit den 1990er Jahren wird das Präventionssystem „Communities that Care“
in den USA und seit 2009 in Deutschland angewandt.

Die Universität Hildesheim vergleicht nun im Rahmen der Studie, ob
Prävention in Kommunen mit dem Programm „Communities that Care“ besser
gelingt als in Kommunen, die andere Präventionsstrategien verfolgen.

BEFRAGUNGEN VON FÜNFT- BIS ELFTKLÄSSLERN STARTEN IM HERBST 2021

„Bevor Problemverhalten auftritt, können anhand der Risiko- und
Schutzfaktoren bei Fünft- bis Elftklässlern in den Kommunen relevante
Problembereiche identifiziert sowie Interventionen in der jeweiligen
Kommune ausgewählt und implementiert werden. Die Interventionen setzen
teilweise schon in der Grundschule oder davor an“, erläutert Maren Reder.

„Unser Fokus ist die Kinder- und Jugendbefragung. Wir befragen Kinder und
Jugendliche und können so herausfinden, welche Risikofaktoren und welche
Schutzfaktoren vorliegen. Die Fünftklässler befragen wir in einer
Längschnittanalyse und die Sechst-, Acht-, Zehnt- und Elftklässler im
Querschnitt“, so Reder.

Risikofaktoren können in verschiedenen Lebensbereichen auftreten, etwa in
der Familie, in der ein Kind aufwächst; im Stadtteil, in dem ein Kind
lebt; oder in der Schule, die ein Kind besucht. Zu Problemverhaltensweisen
zählen unter anderem Alkohol- und illegaler Substanzkonsum, Gewalt und
delinquentes Verhalten. Auch die Opfererfahrung durch
Partnerschaftsgewalt, Mobbing oder diskriminierendes Verhalten wird
erfasst. Schutzfaktoren wirken dabei als Puffer und können auch bei
starken Risikobelastungen das Auftreten von einem Problemverhalten
verhindern.

Zwei Beispiele aus dem Fragebogen an die Kinder und Jugendlichen:

• Beispiel Risikofaktor (zustimmende Haltung  zu anti-sozialem Verhalten)
- Wie findest du es, wenn jemand in deinem Alter etwas klaut?

• Beispiel Schutzfaktor (familiärer Zusammenhalt)
- Erzählst du deiner Mutter, was dich beschäftigt?

Die Befragungen führt das Hildesheimer Forschungsteam in Kommunen in
Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz durch. Die
Befragungen finden am Ende des 1. Schulhalbjahres Ende 2021/Anfang 2022
statt. Die genauen Termine unterscheiden sich je nach Bundesland. „Wir
sichern die faktische Anonymität zu, die Befragungen erfolgen über einen
Online-Fragebogen“, so Reder.

Über ihre Motivation für die Forschung in diesem Bereich sagt Maren Reder:
„Das ganz große Ziel sind lebenswerte Kommunen, in denen man gut
aufwachsen kann. CTC ist eine der vielversprechenden
Präventionsstrategien. In den USA liegen gute Evaluationsergebnisse vor.
Es ist naheliegend, CTC in Deutschland zu nutzen. Aber wir sollten
erfassen, ob CTC auch in Deutschland wirksam ist und hierfür eine
Evidenzbasis schaffen.“

WEITERE INFORMATIONEN:

Forschung zu Gesundheitspsychologie und Public Health:

Dr. Maren Reder forscht seit knapp zehn Jahren an der Universität
Hildesheim in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Renate Soellner zu Themen
der Gesundheitspsychologie und Public Health. Die
Gesundheitswissenschaftlerin hat sich in ihrer Promotion an der
Universität Bielefeld mit Entscheidungshilfen zum Mammagraphiescreening
befasst und forscht seit sechs Jahren zu Präventionsstrategien in
Kommunen, zunächst mit einem Fokus auf Niedersachse

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