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Wie umgehen mit einem schwierigen Erbe?

Wie soll man mit Fries und seiner Büste umgehen? Hier ein Vorschlag.  Foto: AK Fries/Uni Jena
Wie soll man mit Fries und seiner Büste umgehen? Hier ein Vorschlag. Foto: AK Fries/Uni Jena

Debatte um Jakob Friedrich Fries: Philosophinnen der Friedrich-Schiller-
Universität Jena schalten Website www.erinnerngestalten.uni-jena.de frei
Der Philosoph Jakob Friedrich Fries (1773-1843) zählt heute zwar nicht zu
den Klassikern der Philosophie, gilt jedoch als einflussreicher Vertreter
des deutschen Kantianismus bzw. Nachkantianismus. Gleichzeitig trat Fries,
der viele Jahre in Jena lehrte, als Autor einer antisemitischen
Hetzschrift hervor. In seiner 1816 publizierten Polemik „Ueber die
Gefährdung des Wohlstandes und Charakters der Deutschen durch die Juden“
finden sich deutlich judenfeindliche Äußerungen und sogar Aufrufe zur
Vernichtung, Vertreibung, Stigmatisierung. Dennoch wird Fries in Jena in
vielfältiger Weise geehrt. So gibt es im Norden der Stadt einen Friesweg,
und ein Denkmal in der sogenannten „Via triumphalis“ am Fürstengraben
erinnert an den Philosophen. Im Hörsaal Z1 des Instituts für Philosophie
wurde zudem noch im Oktober 2000 eine Fries-Büste aufgestellt. Auf
Initiative Studierender wurde die Büste gut 20 Jahre später – im Februar
2020 – verhüllt. Auf der gerade freigeschalteten komplexen Website
www.erinnerngestalten.uni-jena.de wird nun die Debatte um Fries
aufgearbeitet, weitergeführt und öffentlich gemacht. Einmischung ist
ausdrücklich erwünscht.

Ein klares „richtig“ oder „falsch“ ist in der Debatte kaum möglich

„Wir erleben eine sehr lebendige Auseinandersetzung in dieser Sache“, sagt
Prof. Dr. Andrea Esser vom Institut für Philosophie. Der Streit um die
antisemitischen Äußerungen von Fries und die Ehrungen des Philosophen
weise weit über die Person Fries hinaus; einfache Antworten auf die Frage,
wie mit diesem problematischen Erbe umzugehen ist, seien nicht möglich. Um
fundierte Meinungen in dieser Sache zu ermöglichen, haben Prof. Esser und
ihre Mitarbeiterin Dr. Peggy H. Breitenstein zwei Forschungsseminare
angeboten, die zugleich auf langjährigen Überlegungen und Projekten zur
Frage „Wie umgehen mit Rassismus, Sexismus, Antisemitismus in Werken der
Philosophie?“ aufbauen konnten. Im ersten Seminar (Sommersemester 2020)
ging es vorrangig um die philosophischen Schriften Fries', den Umgang mit
seinen antisemitistischen Schriften sowie das Verhältnis von Werk und
Autor. Im zweiten Forschungsseminar (Wintersemester 2020/21) standen die
Möglichkeiten einer kritischen Erinnerungskultur und öffentliche
Verhandlungen eines „kulturellen Gedächtnisses“ im Blickpunkt.

Für Dr. Peggy H. Breitenstein dokumentiert die neue Website einen Prozess,
dessen Ausgang weiterhin offen ist: „Soll die Büste verschwinden? Soll sie
ersetzt oder vielleicht sogar umgestaltet werden?“ Die Seite dokumentiert
die aktuellen Kontroversen um die Fries-Ehrungen in Jena. Dort kommen
Befürworter der Verhüllung der Büste ebenso zu Wort wie Gegner. Auch um
die Bewertung der philosophischen Schriften Fries' geht es. Immerhin steht
die Büste des Philosophen neben denen von Fichte, Schelling, Hegel und
Frege. Darüber hinaus wird auf der Website die Frage diskutiert, welche
Bedeutung Denkmäler überhaupt im Rahmen unserer Erinnerungskultur spielen
und welche Facetten des Gedenkens es gibt. Zu guter Letzt steht der Aufruf
an die Öffentlichkeit, sich einzumischen und mitzugestalten. Unter dem
Leitmotiv „Überlagern und sichtbar machen“ werden konkrete ästhetische
Umgestaltungsvorschläge gesucht.

Ideen zu einem Umgang mit der Fries-Büste werden erbeten bis zum 15.
September 2021 an die E-Mail-Adresse fries-ausschreibung@uni-jena.de. Die
Ergebnisse des Wettbewerbs sollen gemeinsam mit der neuen Homepage am 1.
Oktober 2021 in der Reihe „Kein Schlussstrich“ der Öffentlichkeit
präsentiert werden.

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BioRescue erzeugt drei weitere Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns - Gesamtzahl erhöht sich auf 12

Die letzten zwei nördlichen Breitmaulnashörner  BioRescue_Rio the photographer
Die letzten zwei nördlichen Breitmaulnashörner BioRescue_Rio the photographer

In einem weiteren Schritt zur Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns hat
das BMBF-geförderte BioRescue-Konsortium von internationalen
Organisationen aus Wissenschaft und Artenschutz drei weitere Embryonen des
Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt. Im Juli 2021 entnahmen die
Spezialisten des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung
(Leibniz-IZW) dafür Eizellen vom Nashornweibchen Fatu im Reservat „Ol
Pejeta“ in Kenia, die anschließend im Labor in Italien befruchtet wurden.
Diesmal konnte BioRescue erstmalig das Sperma eines anderen Bullen
verwenden, wodurch die genetische Vielfalt der kryokonservierten Embryonen
maßgeblich gesteigert wird.

Am 9. Juli 2021 führte das Team aus Wissenschaftler*innen und
Artenschützer*innen von Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung
(Leibniz-IZW), Safaripark Dvůr Králové, Kenya Wildlife Service und Ol
Pejeta Conservancy die sechste erfolgreiche Eizellentnahme an Nördlichen
Breitmaulnashörnern in Ol Pejeta (Kenia) durch. Unmittelbar nach der
Entnahme wurden die 17 gewonnenen Eizellen zur Reifung, Befruchtung,
Embryoentwicklung und Kryokonservierung in das Avantea-Labor in Cremona,
Italien, geflogen. Seit Beginn des Programms hat das BioRescue Team
insgesamt 80 Eizellen mit dem patentierten Verfahren bei dem seltensten
Säugetier der Welt gewonnen. Zwei der neuen Embryonen wurden mit dem
Sperma des Nördlichen Breitmaulnashornbullen Suni erzeugt, der für alle
bisherigen Embryonen die „Vaterrolle“ übernahm. Für einen dritten Embryo
konnten die Spezialist*innen von Avantea auch das Sperma von Angalifu
verwenden, einem nördlichen Breitmaulnashornbullen, der in San Diego
Safari Park mehr als ein Vierteljahrhundert lebte und 2014 starb. Sein
Sperma sicherten sich BioRescue-Projektleiter Prof. Thomas Hildebrandt und
sein Team bereits 2001 und 2005. Bislang nahmen die Spezialist*innen in
IZW und Avantea an, dass Angalifus Sperma nicht in der Lage sei, Eizellen
erfolgreich zu befruchten. Jüngst führten sie jedoch Testreihen mit dem
Sperma an Eizellen von Schweinen durch, wobei sie lebensfähige Spermien
identifizierten. Diese ermöglichten es ihnen, einen Nördlichen
Breitmaulnashorn-Embryo von hoher Qualität zu erzeugen. Mit diesem
ausgezeichneten Ergebnis wurde das Erbgut eines nicht verwandten Tieres in
die kryokonservierte „Embryonen-Population“ mitaufgenommen.

„Erneut konnte Wissen aus der Zucht von Nutztieren einen Beitrag zum
Artenschutz leisten: Wir konnten eine Fraktion von Sperma des Bullen
Angalifu identifizieren, die wir schließlich erfolgreich zur Erzeugung
lebensfähiger Embryonen einsetzen konnten“, sagt Prof. Cesare Galli von
Avantea. „Wir sind sehr zufrieden mit der Anzahl der Embryonen, die wir
aus den 17 Eizellen erhalten haben. Es ist und bleibt eine
Herausforderung, mit relativ wenigen Eizellen und schwankender Qualität
des gefrorenen Spermas das ambitionierte Programm zu bestreiten. Der
jüngste Erfolg zeigt aber auch, dass die regelmäßige Durchführung der
Eizellenentnahme nicht nur für Fatu unbedenklich ist, sondern auch eine
beachtliche Zahl an Embryonen ermöglicht hat.“

In einer eigens dafür anberaumten Diskussion vor der Eizellenentnahme am
9. Juli beschloss das Team, bei Nájin, dem älteren der beiden Nördlichen
Breitmaulnashörner, keine Eizellentnahme durchzuführen. Ihre künftige
Rolle im BioRescue-Programm wird in den kommenden Wochen unter ethischen
Gesichtspunkten erörtert und systematisch analysiert. Darauf aufbauend
wird das Konsortium eine wissenschaftlich fundierte Entscheidung bekannt
geben. Bislang war keine von Nájins Eizellen von ausreichender Qualität,
um lebensfähige Embryonen zu erzeugen ¬– für alle 12 bisher erzeugten
Embryonen wurden Eizellen von Nájins Tochter Fatu verwendet. Da der Abzug
eines von nur noch zwei verbliebenen Individuen aus Sicht des
Artenschutzes eine signifikante Einschränkung darstellt, wird diese
Entscheidung nach einer gründlichen, wissenschaftlichen Bewertung durch
alle Partner und unter Berücksichtigung aller relevanten ethischen
Gesichtspunkte getroffen.
„Bei den jüngsten Eingriffen wurde deutlich, dass Nájins Eierstöcke nicht
mehr viele Eizellen produzieren und dass deren Qualität beeinträchtigt
ist“, sagte Jan Stejskal, Direktor für internationale Projekte im
Safaripark Dvůr Králové. „Nájin ist mit 32 Jahren eine alte Dame und es
scheint, dass es sich nicht lohnt, sie weiteren Eingriffen auszusetzen.
Ihr Gesundheitszustand wird jedoch regelmäßig überwacht."

In Ol Pejeta ist die Vorbereitung des Embryotransfers in eine
entscheidende Phase getreten. Zwei südliche Breitmaulnashornweibchen
wurden in das Gehege mit Owuan, dem sterilisierten südlichen
Breitmaulnashornbullen, gebracht. Owuan wird mit seinem Deckungsverhalten
den Fortpflanzungszyklus der Weibchen anzeigen. Das Team überwacht
sorgfältig das Wohlergehen aller Tiere und beginnt in diesen Tagen damit,
deren Verhalten und Kommunikation zu beobachten und aufzuzeichnen, um die
ersten Embryotransfers vorzubereiten, die voraussichtlich Ende des Jahres
beginnen werden.
"Wir sind sehr zufrieden mit den Fortschritten von unseres ambitionierten
wissenschaftlichen Rettungsprogramm für das Nördliche Breitmaulnashorn“,
sagt BioRescue-Projektleiter Prof. Thomas Hildebrandt vom Leibniz-IZW.
“Die insgesamt 12 Embryonen, darunter der erste Embryo des Nördlichen
Breitmaulnashornbullen Angalifu, sowie die erfolgreiche Umsiedlung der
beiden potenziellen Leihmütter in Owuans Gehege zeigen die Qualität dieses
gemeinsamen Projekts. Wir konzentrieren uns nun auf den ersten
Embryotransfer in den kommenden Monaten."

„Es ist sehr ermutigend, dass das Projekt bei seinen ehrgeizigen
Bemühungen, eine so symbolträchtige und bedeutende Art vor dem Aussterben
zu bewahren, weiterhin gute Fortschritte macht“, sagt Hon. Najib Balala,
Cabinet Secretary, Ministry of Tourism and Wildlife (Kenia). „Mit den
bisher erzeugten 12 Nördlichen Breitmaulnashorn-Embryonen kann sich das
Projekt nun auf die nächsten Schritte des Embryotransfers in die
weiblichen Leihmütter in der Ol Pejeta Conservancy konzentrieren, um sein
Hauptziel – neuen Nachwuchs für die Nördlichen Breitmaulnashörner – zu
erreichen.“

Das BioRescue-Forschungsprogramm wird maßgeblich vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) und weiteren Geldgebern wie der Stiftung
Nadace ČEZ, dem Philanthropen Dr. Richard McLellan, Merck und GE HeathCare
unterstützt. Die internationalen Spezialist*innen werden ihren ehrgeizigen
Plan fortsetzen, in einem drei- bis viermonatigen Zyklus weitere Embryonen
aus Eizellen zu erzeugen, die den nördlichen Breitmaulnashornweibchen
entnommen wurden, solange es die COVID-19-Pandemie dem Team erlaubt, nach
Kenia zu reisen. Nachdem die Umsiedlung der Leihmütter abgeschlossen ist,
ist ein erfolgreicher Embryotransfer der nächste wichtige Schritt, den das
BioRescue-Team anstrebt.

Weitere Informationen: www.biorescue.org

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Informationskompetenz ist in Zeiten von Fake News und Desinformation: Studie der Universität Hildesheim

Elke Montanari, Joachim Griesbaum, Daphné Çetta und Thomas Mandl von der Universität Hildesheim  M.Henschke, D.Kunzfeld, I.Lange
Elke Montanari, Joachim Griesbaum, Daphné Çetta und Thomas Mandl von der Universität Hildesheim M.Henschke, D.Kunzfeld, I.Lange

Die Bedeutung von Informationskompetenz ist in Zeiten von Fake News und
Desinformation aktueller denn je. In einer Studie befasst sich ein
Forschungsteam der Universität Hildesheim mit der Frage, wie
Informationskompetenz gefördert werden kann. Das Thema der
Informationskompetenz ist vor allem im Hinblick auf das Auftreten von Fake
News, Desinformation und Manipulationen sowie der Verschiebung
gesellschaftlicher Diskussionen in den digitalen Raum von großer
Bedeutung.

In einer Online-Befragung im Rahmen des Projekts „Informationskompetenz
und Demokratie“ erhebt ein Forschungsteam der Universität Hildesheim,
welche Probleme und Bedarfe Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf
Informationskompetenz sehen und wie Informationskompetenz gefördert werden
kann. Untersucht wird zum Beispiel, wie Bürgerinnen und Bürger die
Fähigkeit zum kritischen Denken einschätzen, wie sie sich Zugang zu
Informationen beschaffen, wie sie Informationen suchen und welche
Ressourcen sie zum Beispiel bei der Suche nach Informationen nutzen (etwa
Bibliothek, Blogs, Internetforen, Experten, Verwandte und Bekannte,
soziale Medien).

Das Thema der Informationskompetenz ist vor allem im Hinblick auf das
Auftreten von Fake News, Desinformation und Manipulationen sowie der
Verschiebung gesellschaftlicher Diskussionen in den digitalen Raum von
großer Bedeutung.

„In der Studie möchten wir erfahren, welche Berührungspunkte Menschen
unterschiedlicher Zielgruppen mit dem Thema Informationskompetenz haben,
welche Probleme sie wahrnehmen und welche Bedarfe sich daraus für die
zukünftige Förderung ergeben“, so Daphné Çetta, wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Institut für Informationswissenschaft und
Sprachtechnologie.

Das Forschungsteam um Prof. Dr. Joachim Griesbaum, Prof. Dr. Thomas Mandl,
Prof. Dr. Elke Montanari und Daphné Çetta aus dem Institut
Informationswissenschaft und Sprachtechnologie und dem Institut für
deutsche Sprache und Literatur der Universität Hildesheim erhebt im Zuge
der Studie die Wahrnehmung, Probleme und Bedarfe der Zivilgesellschaft in
Bezug auf Informationskompetenz und ihre Förderung.

Bislang ist Informationskompetenz gerade in Deutschland eher als
Nischenthema zu betrachten und auf der Ebene von (wissenschaftlichen)
Bibliotheken verortet. Inhaltlich fokussiert sich das Thema meist auf die
Schulung von Kenntnissen zur kompetenten Durchführung von fachlichen
Recherchen. In Anbetracht dessen und vor dem Hintergrund der
gesellschaftlichen Relevanz von Informationskompetenz in einer durch neue
Technologien geprägten Umwelt möchte das Forschungsteam das Thema stärker
in der Öffentlichkeit positionieren und von verschieden Standpunkten aus
betrachten.

Insbesondere in Zeiten von Fake News und Desinformation ist das Thema
Informationskompetenz aktueller denn je.

Kontakt zum Forschungsteam:

Wer mehr Interesse an der Forschung hat, erreicht das Forschungsteam per
E-Mail unter infodem[at]uni-hildesheim.de.

WEITERE INFORMATIONEN:

Was genau ist Informationskompetenz?

Die Informationskompetenz befasst sich mit dem Erkennen, Suchen, Finden
und Bewerten von Informationen sowie dem Umgang mit ihnen.
Informationskompetenz wird als eine Schüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts
beschrieben und ist aus Expert*innensicht zu einer wichtigen
Kulturtechnik, wie dem Lesen, Schreiben und Rechnen geworden.

Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
begreift die Informationskompetenz als eine notwendige Grundlage für das
Verständnis von unter anderem Meinungsbildung, Entscheidungsfindung und
informiertes sowie verantwortungsbewusstes Handeln. Es sei unter anderem
erforderlich, so das Forschungsteam, Wissens- und Informationslücken zu
erkennen, geeignete Informationsressourcen zu identifizieren, geeignete
Informationen zur Schließung der Wissenslücke zu beschaffen sowie die
gefundene Information und Informationsquellen in ihrer Qualität zu
bewerten.

Herausforderungen im Zusammenhang mit Informationskompetenz:

Erste Ergebnisse aus einer Befragung mit Expert*innen ergeben, dass
Nutzer*innen die Informationssuche oftmals mit Google gleichsetzten. Da
eine Informationssuche mit Google immer Ergebnisse liefert, besteht auch
kein Bedarf an anderer Stelle weitere Informationsangebote einzuholen. Des
Weiteren bestehen oftmals Wissensdefizite in Bezug auf den
Informationsraum Internet (beispielsweise hinsichtlich der Funktionsweise
von Suchmaschinen und des Zustandekommens der Suchergebnislisten), so das
Forschungsteam. Auch hinsichtlich der Möglichkeiten der Informationssuche
bestehen Wissensdefizite (beispielsweise in Bezug auf die Nutzung der
erweiterten Sucheinstellungen, Phrasensuche und Verwendung von
Operatoren).

Fake News, Desinformation, Verschwörungstheorien und Manipulationen
erschweren es, ein verlässliches Bild auf die Welt zu gewinnen, so das
Forschungsteam. Nutzer*innen selbst kommt eine doppelte Rolle zu: Sie
agieren sowohl als Konsument*innen als auch als Produzent*innen von
Informationen.

KURZINFORMATION:

Das Projekt „Informationskompetenz und Demokratie: Bürger, Suchverfahren
und Analyse-Algorithmen in der politischen Meinungsbildung“

Informationen zu suchen und zu finden fällt heute sehr leicht, aber ein
müheloser Informationszugriff ist nicht gleichzusetzen mit einem
selbstbestimmten und fundierten Umgang mit Wissen. Algorithmengesteuerte
Informationsbeschaffung und -bereitstellung ist für Nutzerinnen und Nutzer
heute schwer zu durchschauen, weder auf Akteursebene, noch hinsichtlich
technischer Wirkungsmechanismen. Untersuchungen zur Informationskompetenz
weisen auf erhebliche Defizite hin.

Das Projekt „Informationskompetenz und Demokratie“ macht das Problem für
Niedersachsen stärker bewusst. Das Projekt wurde vom Niedersächsischen
Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Rahmen der Ausschreibung
„Zukunftsdiskurse“ aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab gefördert.

Die Projektwebseite bietet unter anderem  viele Materialen und Artikel
rund um das Thema Informationskompetenz:

https://informationskompetenz.blog.uni-hildesheim.de/

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Forschung trifft Gaming – AI GameDev für Wissenschaftler:innen und Start- ups

AI GameDev  Cyber Valley
AI GameDev Cyber Valley

Cyber Valley, Square Enix und IT-Farm starten Europas ersten
forschungsgetriebenen Wettbewerb zur Verbesserung von Spieletechnologien

Tokio/Tübingen, 30. Juli 2021 – Der Spiele-Entwickler Square Enix, die
Venture-Capital-Firma IT-Farm und Cyber Valley starten AI GameDev, einen
europaweiten Wettbewerb für Ideen und Konzepte, die Tools aus Machine
Learning, Computer Vision und Robotik für eine verbesserte
Spieleentwicklung und ein realistischeres Spielerlebnis nutzbar machen.
Bewerben können sich Start-ups sowie KI-Forschende – als Einzelpersonen
oder in Teams.

AI GameDev ist der erste Wettbewerb in Europa, der den Technologie- und
Wissenstransfer von der europäischen KI-Forschung zu den vielen möglichen
Anwendungen in der Spieleentwicklung erleichtern soll. „KI kann dazu
beitragen, Videospiele in vielerlei Hinsicht zu verbessern, zum Beispiel
durch die Schaffung besserer, realistischerer virtueller Umgebungen oder
Szenarien“, sagt Michael J. Black, Direktor der Abteilung Perzeptive
Systeme am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und Cyber Valley
Sprecher. „Wir wollen das ganze Potenzial der europäischen KI-Forschungs-
und Start-up-Szene sichtbar machen und die besten Ideen auszeichnen.“

Die Veranstaltungspartner haben die Website https://www.aigame.dev/
eingerichtet, auf der Start-ups und KI-Forschende ihre Ideen bis zum 26.
September 2021 in Form eines Pitchdecks, eines Videos oder einer
wissenschaftlichen Arbeit einreichen können. Der Bewerbungsprozess wird
offiziell am 11. August 2021 beginnen. Die zehn besten Ideen werden für
den Wettbewerb ausgewählt – und ihre Erfinder:innen erhalten die
Gelegenheit, ihre Konzepte bei einer Preisverleihung am 2. Dezember 2021
zu präsentieren. Während Cyber Valley die vielversprechendste
wissenschaftliche Leistung prämieren wird, verleiht IT-Farm den
Publikumspreis. Der Hauptpreis für die innovativste KI-Lösung beinhaltet
eine Reise nach Tokio, Japan, und wird von Square Enix gesponsert.

„Auf dem Gebiet der Videospiele sind KI-Technologien sehr vielversprechend
und könnten zu grundlegenden Veränderungen im Spieldesign führen“, sagt
Youichiro Miyake, leitender KI-Forscher bei Square Enix Co., Ltd. „Die
Kombination von KI-Technologien mit Spieldesign ist der Schlüssel zur
Zukunft der digitalen Spiele. Ich hoffe, dass sich viele junge Menschen
und neue Unternehmen dieser Herausforderung stellen werden.“

Shinya Kasuga, Partner bei der IT-Farm Corporation, sagt: „Spiele und
interaktive Unterhaltung sind die Frontier Markets für Technologien,
welche die Interaktion zwischen Menschen und der Welt erfassen,
modellieren, entdecken, verbessern und darstellen. Es dreht sich alles um
die ‚Welt‘. Der Automobilsektor, intelligente Städte, das
Gesundheitswesen, die verarbeitende Industrie, die Landwirtschaft, das
Bildungswesen und viele andere große Bereiche nutzen jetzt Spiele- und
Unterhaltungstechnologien, um ihr Kerngeschäft zu erneuern. Wir freuen uns
darauf, im Rahmen des AI GameDev-Wettbewerbs die KI-Unternehmer:innen zu
treffen und zu unterstützen, die sich den großen globalen
Herausforderungen stellen.“

Weitere Informationen zu den Preisen, dem Bewerbungsverfahren und den
Fristen gibt es auf https://www.aigame.dev/.

Über Square Enix Co., Ltd:
Square Enix Co., Ltd. entwickelt, veröffentlicht, vertreibt und lizenziert
Unterhaltungsinhalte der Marken SQUARE ENIX®, EIDOS® und TAITO® auf der
ganzen Welt. Die Square Enix-Unternehmensgruppe umfasst ein globales
Netzwerk von führenden Entwicklungsstudios und verfügt über ein wertvolles
Portfolio an geistigem Eigentum, darunter: FINAL FANTASY®, das sich
weltweit über 161 Millionen Mal verkauft hat, DRAGON QUEST® (82 Millionen
Verkäufe), TOMB RAIDER® (82 Millionen Verkäufe) sowie das legendäre SPACE
INVADERS®. Square Enix Co., Ltd. ist eine in Japan ansässige,
hundertprozentige Tochtergesellschaft der Square Enix Holdings Co., Ltd.

Über IT-Farm:
IT-Farm, ein Gründungsmitglied des Cyber Valley Investor Networks, ist
eine Venture-Capital-Firma mit Standorten in Tokio und San Jose, die seit
über 20 Jahren mehr als 100 internationale Start-ups durch Mentoring,
Geschäftsentwicklung und Investitionen unterstützt. Die
Hauptinvestitionsziele sind disruptive Tech-Start-ups im Frühstadium in
den Bereichen KI, Unterhaltung, Mobilität, Energie, Gesundheitswesen,
Fertigung, Bauwesen, Fintech, Proptech und Deep-Tech auf der ganzen Welt.

Über Cyber Valley:
Cyber Valley ist Europas größtes Forschungskonsortium im Bereich der
künstlichen Intelligenz mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie. Das
Land Baden-Württemberg, die Max-Planck-Gesellschaft mit dem Max-Planck-
Institut für Intelligente Systeme, die Universitäten Stuttgart und
Tübingen sowie Amazon, BMW AG, Daimler AG, IAV GmbH, Dr. Ing. h.c. F.
Porsche AG, Robert Bosch GmbH und ZF Friedrichshafen AG sind die
Gründungspartner dieser Initiative. Darüber hinaus ist die Fraunhofer-
Gesellschaft Cyber Valley Partner. Unterstützt wird Cyber Valley zudem von
der Christian Bürkert Stiftung, der Gips-Schüle-Stiftung, der Vector
Stiftung und der Carl-Zeiss-Stiftung.

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