Von der letzten Online-Prüfung direkt nach Tokio zu den Olympischen Spielen

Auf den 24-jährigen Studierenden der Hochschule Heilbronn - Henning
Mühlleitner warten seine ersten Olympischen Spiele. Hier spricht er über
Tokio und Olympia –
» Glücklicherweise liefen die Klausuren gut für mich und mir viel eine
Last von den Schultern. Danach konnte ich befreit aufatmen und mit freiem
Kopf das olympische Dorf beziehen. «
Auf den 24-jährigen Studierenden der Hochschule Heilbronn - Henning
Mühlleitner warten seine ersten Olympischen Spiele. Hier spricht er über
Tokio und Olympia –
» Glücklicherweise liefen die Klausuren gut für mich und mir viel eine
Last von den Schultern. Danach konnte ich befreit aufatmen und mit freiem
Kopf das olympische Dorf beziehen. «
Henning Mühlleitner studiert aktuell im 7. Semester im Bachelor-
Studiengang Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Heilbronn. Die
Verschiebung der olympischen Spiele hatte seinen Zeitplan, auch für das
Studium, etwas umgeworfen [hatte eigentlich letztes Semester vor Olympia
ein Urlaubssemester zur Vorbereitung eingeplant], nichtsdestotrotz konnte
er auch während der Pandemiezeit und während der Olympia-Vorbereitung sein
Studium regulär wie seine Kommiliton*innen durchführen. Henning
Mühlleitner hatte bereits zum Studienstart Olympia als Ziel vor Augen. So
fieberten wir seit Anbeginn bei seinen sportlichen Leistungen mit und
unterstützen ihn bei der Vereinbarung beider Bereiche, wann immer dies
möglich und nötig war. Dabei ist beachtlich, wie anscheinend problemlos er
sein Studium und den Hochleistungssport vereint. So konnte er auch seine
Trainingszeiten und Trainingslager der vergangenen Jahre mühelos selbst
mit dem Studium in Einklang bringen. Die Hochschule und der Studiengang
Wirtschaftsinformatik haben Henning Mühlleiter ausdrücklich dabei
unterstützt, seinen Traum von Olympia zu verwirklichen und trotzdem dem
angestrebten Studienabschluss näher zu kommen. So konnte Henning
Mühlleitner noch unmittelbar vor seinen Auftritten bei Olympia in Tokio
online erfolgreich an seinen Prüfungen teilnehmen.
Kurzes Update – Henning hat am letzten Sonntag einen genialen vierten
Platz in seinem Finale erreicht. Glückwunsch!
Bist du gut und sicher in Tokio angekommen?
Wir sind am 21.07 nach unserer Vorbereitung in Kumamoto ins olympische
Dorf eingezogen. Das Dorf ist wie zu erwarten überwältigend und das ganze
Akkreditierungsprozedere verlief für uns sehr reibungslos. Nach Einzug ins
Dorf waren wir Mittagessen und ich habe das erste Mal das olympische
Feeling voll erlebt in der Mensa. So viele Menschen, die alle mit dem
Sport im Zusammenhang stehen, an einem Ort, das ist Wahnsinn!
Wie geht es einem Olympia-Athleten, so kurz vor Startschuss? Und was geht
dir durch den Kopf?
Ich versuche in Maßen das ganze Olympia Event aufzusaugen, um mich nicht
davon überwältigen zu lassen. Ansonsten ist für mich der Plan klar und die
Arbeit bis hier hin erledigt. Am Samstag habe ich meinen ersten Start über
400m Freistil gefolgt von der 4x200m Freistil Staffel der Herren am 27.07.
Wie sieht gerade dein Alltag in Tokio aus?
Noch gehen wir regelmäßig in der Schwimmhalle zum Training und werden über
die zwei Tage, die wir hier früher angereist sind mit Informationen
versorgt, die wichtig für das Verhalten im Dorf oder Wettkampf sind.
Ansonsten genieße ich die Zeit in der Dining Hall mit Team Kameraden oder
anderen Sportlern aus der Welt, die ich in der Vergangenheit kennengelernt
habe.
Hast du irgendwelche Wettkampf-Rituale, kurz vor deinen Wettbewerben?
Ich verfolge keine bestimmten Rituale vor dem Wettkampf. Ich versuche
lediglich 1,5-2h vor meinem Start in der Schwimmhalle zu sein, um mich
entsprechend vorbereiten zu können: Einschwimmen, runterkommen,
Wettkampfanzug anziehen und dann „Fokus“
Jeder große Sportler hat einmal ganz klein angefangen Seit wann schwimmst
du denn?
Und wann war klar, dass dieser Junge ein Ausnahmetalent ist?
Ich habe mit 8 Jahren (2005) angefangen mit Schwimmen. 2013 habe ich mich
entschieden nach Saarbrücken von Schwäbisch Gmünd an das Sportinternat zu
ziehen und dort meine Oberstufenjahre und das Abitur zu absolvieren. Nach
einem holprigen Start bei meinem Wirtschaftsinformatik Studium 2016 an der
Uni Saarbrücken bin ich 2017 nach Neckarsulm gezogen und habe dort meine
Schwimmkarriere fortgesetzt und mein WI Studium angegriffen.
Neben deiner Sport-Karriere studierst du ja auch noch. Wie schaffst du
diese Balance zwischen Profisport und Studium? (Kommt dir die HHN
entgegen, durch spezielle Kurslegungen oder so?)
Ich bin seit 2017 Student und Werkstudent bei einem jungen Unternehmen in
Stuttgart. Die Arbeit kommt mir gut entgegen und toleriert den Sport in
dem Umfang wie ich ihn ausübe. In Monaten, in denen ich mehr Zeit habe,
kann ich mehr arbeiten. In wichtigen Monaten für das Studium, kann ich
meine Arbeitsstunden flexibel gestalten.
Bis zu diesem Semester habe ich keine Kooperation mit der Hochschule
gehabt, da ich es bisher meinen Stundenplan immer an das Schwimmen
angepasst habe. Dieses Semester war die erste Ausnahme, da durch Corona
der gesamte Prüfungszeitraum verschoben war. Ich war allerdings sehr
positiv überrascht und super dankbar, dass die Studiengangs Leitung Herr
Prof. Lanquillon und meine Prüfer Stefanie Poßner und Thomas Schäffer so
entgegenkommend waren und mir maximales Verständnis entgegneten. Damit
konnte ich zwei individuelle Prüfungstermine im
Vorbereitungstrainingslager arrangieren.
Du hattest am Montag und Dienstag noch Klausuren … meinen tiefsten Respekt
… aber Hand aufs Herz - hast du dafür im Moment überhaupt noch Kopf?
Ich muss zugeben es war ein zusätzlicher Stressfaktor. Ab und zu fiel es
mir auch schwer das Studium und die Lernerei nicht mit ins Training zu
nehmen. Aber im Vorbereitungstrainingslager vergangene Woche, war es eine
sehr gute Ablenkung und eine gute Challenge. Somit war ich für mehrere
Stunden daran gehindert mir zu viele Gedanken über die olympischen Spiele
zu machen. Hinzu kommt, dass wir sowieso keine Freizeitaktivitäten
außerhalb des Hotels unternehmen durften. Ich muss ehrlich sagen, dass ich
die 3-4 Wochen vor den Klausuren rückblickend immer sehr cool finde und
mir das Lernen mit Kommilitonen in der Bibliothek einen guten Ausgleich
zum Schwimmeralltag gibt.
Glücklicherweise liefen die Klausuren gut für mich und mir viel eine Last
von den Schultern. Danach konnte ich befreit aufatmen und mit freiem Kopf
das olympische Dorf beziehen.
Wir wünschen Dir nun ganz viel Spaß und Erfolg in Tokio!
„Wir beglückwünschen ihn ganz herzlich bei seiner tollen ersten Leistung
bei Olympia, freuen uns auf weitere Erfolge und unterstützen ihn auch
weiterhin bei seinem baldigen Studienabschluss.“ so Prof. Lanquillon und
Claudia Pittel aus seiner Fakultät.
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