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Pneumologie-Preis: Judith Brock und Mustafa Abdo für Fortschritte bei COPD-Therapie und Pneumothorax-Risiko geehrt

Erhielten am 10. April 2025 den DGP-Forschungspreis für klinische Medizin über insgesamt 10.000 Euro: Dr. Judith Brock und Privatdozent Dr. Mustafa Abdo aus Heidelberg.  Foto Thoraxklinik Heidelberg
Erhielten am 10. April 2025 den DGP-Forschungspreis für klinische Medizin über insgesamt 10.000 Euro: Dr. Judith Brock und Privatdozent Dr. Mustafa Abdo aus Heidelberg. Foto Thoraxklinik Heidelberg
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Den mit 10.000 Euro dotierten DGP-Forschungspreis für die klinische
Medizin teilen sich in diesem Jahr Dr. Judith Brock von der Thoraxklinik
des Universitätsklinikums Heidelberg und Privatdozent Dr. Mustafa Abdo,
der seine Studien an der LungenClinic Grosshansdorf erstellt hat.

Judith
Brock fand in einer retrospektiven Studie mit mehr als 500 COPD-
Patientinnen und -Patienten heraus, wie sich das Risiko für eine
schwerwiegende krankhafte Luftansammlung im Brustkorb – im Fachjargon
Pneumothorax – nach einer endobronchialen Ventil-Implantation besser
hervorsagen lässt.

Mustafa Abdo hat in zwei unterschiedlichen Studien festgestellt, wie sich
bestimmte COPD-Erkrankte zielgerichteter behandeln lassen könnten.
Insbesondere Betroffene mit Herzbeeinträchtigungen und ehemalige
Rauchende. Die begehrten Auszeichnungen werden heute Abend im Rahmen des
aktuell stattfindenden Pneumologie-Kongresses in Leipzig überreicht.

„Mit großer Freude und Respekt würdigen wir heute die herausragenden
Leistungen der beiden Preisträger des DGP-Forschungspreises für klinische
Medizin. Ihre Arbeiten stehen beispielhaft für Exzellenz, Innovation und
den unermüdlichen Einsatz, die Grenzen unseres Wissens zu erweitern und
die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern“, sagt Professor Wolfram
Windisch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin (DGP). „Die Siegerarbeiten zeichnen sich durch ihre hohe
wissenschaftliche Qualität aus und sind von erheblicher Relevanz für den
klinischen Alltag in der Pneumologie.“

Pneumothoraxrisiko: Bessere Entscheidungsgrundlage bei Ventil-Implantation

Das effektivste pneumologische Verfahren, um überblähte Lungen von
Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener chronisch obstruktiver
Lungenerkrankung (COPD) zu entlasten, ist die Implantation von Ventilen.
Bei rund einem Drittel der Betroffenen entwickelt sich nach diesem
Eingriff allerdings ein Pneumothorax. „Während einige Patientinnen und
Patienten trotz Pneumothorax von der Ventil-Implantation profitieren, sind
andere nach dem Lungenkollaps erheblich beeinträchtigt. Deswegen wollten
wir wissen: Welche Unterschiede gibt es bei den Schweregraden des
Pneumothorax und wie wirken sich diese auf die klinische Praxis aus?“,
erklärt Judith Brock. Dafür untersuchte sie mit ihrem Team retrospektiv
insgesamt 532 Patientinnen und Patienten, von denen 102 einen Pneumothorax
mit unterschiedlichen Schweregraden hatten. Dabei stellte sich zum
Beispiel heraus, dass das Pneumothorax-Risiko von der Lage des mit
Ventilen versorgten Lungenlappens abhängt oder auch davon, wie groß der
mit Ventilen versorgte Lungenlappen ist. Auf Basis dieser
Studienergebnisse können Betroffene nun individueller über ihr
Pneumothoraxrisiko informiert werden und haben eine bessere und sicherere
Entscheidungsgrundlage für oder gegen die Ventil-Implantation. Die Arbeit
der Preisträgerin wurde im November 2024 im renommierten Fachjournal
„Chest“ publiziert.

Im Fokus: Herzbeeinträchtigungen und Raucher-Status bei COPD-Erkrankten

„COPD ist eine sehr heterogene Erkrankung mit unterschiedlichen
Phänotypen. Mit meiner Forschung möchte ich dazu beitragen, die
verschiedenen Patientengruppen noch gezielter und damit effektiver
behandeln zu können”, erklärt der zweite Preisträger Mustafa Abdo, der
seit einigen Wochen ebenfalls an der Thoraxklinik des
Universitätsklinikums Heidelberg beschäftigt ist. Eingereicht hatte er
zwei – an der LungenClinic Grosshansdorf erarbeitete – wissenschaftliche
Arbeiten, die im „American Journal of Respiratory and Critical Care
Medicine“ (AJRCCM) und im „European Respiratory Journal“ (ERJ)
veröffentlicht wurden. In einer Studie untersuchte Abdo mit seinem Team
aus Grosshansdorf zwei Arten der Herzbeeinträchtigung bei COPD-Erkrankten,
die unterschiedliche Mechanismen haben, jedoch ein ähnliches
Sterblichkeitsrisiko bewirken: zum einen die Herzschwäche mit erhaltener
Auswurffraktion (HFpEF) und zum anderen eine COPD-spezifische verminderte
Blutrückführung zum Herzen, bedingt durch eine kleinere linke Herzkammer.
„Wir fanden heraus: Durch ein gezieltes Management der unterschiedlichen
Herzprobleme könnte die Lebenserwartung dieser COPD-Erkrankten verbessert
werden”, resümiert Abdo.

In einer weiteren Studie befasste er sich zusammen mit seiner Kollegin Dr.
Frauke Pedersen mit dem Botenstoff Interleukin-33, der als wichtiger
Treiber von Entzündungen im Lungengewebe gilt. Das Forschungsteam
untersuchte dafür das Sputum von Asthma- und COPD-Erkrankten. Bei
letzterer Patientengruppe zeigte sich ein überraschendes Ergebnis: COPD-
Erkrankte, die das Rauchen bereits aufgegeben hatten, zeigten deutlich
höhere Interleukin-33-Konzentrationen im Sputum als aktive Rauchende.
„Besonders Ex-Raucherinnen und -Raucher könnten also von einer Therapie
gegen Interleukin-33 profitieren”, so Abdo.

Lösungen haben das Potenzial, Behandlungen nachhaltig zu verbessern

„Die beiden diesjährigen Preisträger haben mit ihrer Forschung nicht nur
einen bedeutenden Beitrag zur pneumologischen Wissenschaft geleistet,
sondern auch eindrucksvoll gezeigt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse in
den klinischen Alltag übertragen werden können“, sagt DGP-
Vorstandsmitglied Professorin Alexandra Preisser im Namen der Jury.
„Besonders hervorzuheben ist die außergewöhnliche Relevanz ihrer Arbeit,
die durch Präzision, Kreativität und wissenschaftliche Tiefe besticht. Sie
haben es geschafft, komplexe medizinische Fragestellungen mit modernsten
Methoden zu analysieren und dabei Lösungen zu entwickeln, die das
Potenzial haben, die Behandlung vieler Patientinnen und Patienten
nachhaltig zu verbessern.“

Über die DGP-Forschungspreise

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
fördert herausragende Leistungen der pneumologischen Forschung mit zwei
Förderpreisen: dem DGP-Forschungspreis für klinische Medizin – für die
beste Arbeit aus den Bereichen pneumologische Diagnostik, Therapie,
Prävention oder Rehabilitation – sowie dem DGP-Forschungspreis für
experimentelle Medizin – für die beste grundlagenwissenschaftliche Arbeit
aus dem Gesamtgebiet der Pneumologie. Die Preise dienen dazu,
herausragende pneumologische Publikationen sichtbar zu machen und den
Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere in der pneumologischen
Forschung zu erleichtern. Beide Forschungspreise sind zu diesem Zweck mit
jeweils 10.000 Euro dotiert.