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App-basierte Reha für COPD-Patienten: Rainer Glöckl erhält Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie

Dr. Rainer Glöckl wird heute mit dem Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie ausgezeichnet – ausgelobt von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).  Mike Auerbach
Dr. Rainer Glöckl wurde am 10. April mit dem Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie ausgezeichnet – ausgelobt von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Mike Auerbach
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Der Diplom-Sportwissenschaftler Dr. Rainer Glöckl wird heute mit dem
Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ausgezeichnet.

Den
mit 5.000 Euro dotierten Preis erhält der Leiter des Forschungsinstituts
für Pneumologische Rehabilitation an der Schön Klinik Berchtesgadener Land
für zwei Studien, die den Erfolg einer App-basierten pneumologischen
Rehabilitation für Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung
(COPD) untersucht haben.

„Diese hervorragenden Arbeiten zeigen, dass digitale Techniken eine echte
Chance sind und dabei unterstützen können, die Lebensqualität, körperliche
Aktivität und die Symptomkontrolle von COPD-Patientinnen und -Patienten zu
verbessern“, würdigt Jury-Mitglied Privatdozent Dr. Thomas Köhnlein,
Sprecher der DGP-Taskforce „Digitale Medizin“. Der Preis wird heute im
Rahmen des Pneumologie-Kongresses in Leipzig verliehen.

Ausgezeichnet wird Glöckl für die Durchführung und Veröffentlichung der
beiden Studien, die die Wirksamkeit und Machbarkeit einer App-basierten
pneumologischen Rehabilitation untersucht haben. Daran beteiligt waren
mehrere Forschungsteams. Konkret geht es um zwei randomisiert
kontrollierten Studien mit der App „Kaia COPD“, einem wegweisenden Tool
zur Unterstützung von COPD-Patientinnen und -Patienten. Beide Arbeiten,
bei denen Glöckl einmal Erst-Autor und einmal Koordinator für das deutsche
Studienzentrum war, wurden mit ihren Ergebnissen im Fachjournal Thorax
publiziert. „Die Jury lobt vor allem die hohe klinische Relevanz dieser
Arbeiten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der
pneumologischen Versorgung durch Apps“, ergänzt Juror Köhnlein.

App-Nutzende sind signifikant körperlich aktiver als Standardversorgte

Kann eine App COPD-Patientinnen und -Patienten dabei helfen, ihre
körperliche Aktivität nach einer stationären pneumologischen
Rehabilitation aufrechtzuerhalten? Dieser Frage ging der Preisträger mit
einem Forschungsteam in der ersten Studie nach. Untersucht wurden dafür 60
Probandinnen und Probanden, von denen die eine Hälfte die App nutzte und
die andere Hälfte die Standardversorgung ohne App erhielt. „Nach einem
Beobachtungszeitraum von sechs Monaten konnten wir einen Effekt
nachweisen: Diejenigen Betroffenen, die keine App nutzten, legten
signifikant weniger Schritte am Tag zurück als diejenigen mit dem
digitalen Hilfstool“, erklärt Rainer Glöckl.

App versus Analog-Broschüre: Hinweis auf das Potenzial – Personalisierte
Programme

Die zweite Studie war noch etwas umfassender: Hier wurde die Wirksamkeit
der App bei rund 280 COPD-Patientinnen und -Patienten in 18 Zentren in
Deutschland und der Schweiz über einen Zeitraum von drei Monaten
erforscht. Während die Interventionsgruppe über die App personalisierte
Trainingsprogramme, Schulungsinhalte sowie Atem- und Entspannungsübungen
erhielt, wurde der Kontrollgruppe eine analoge Info-Broschüre mit
Trainingstagebuch an die Hand gegeben. Beim COPD-Assessment-Test, einem
Fragebogen zur Symptomatik, und dem 1-Minuten-Aufstehtest – Betroffene
müssen so häufig wie möglich ohne Nutzung der Arme von einem Stuhl
aufstehen – gab es schließlich keine signifikanten Unterschiede.
Allerdings zeigten die Patientinnen und Patienten, welche die App
regelmäßig nutzten, eine stärkere Verbesserung ihrer körperlichen
Leistungsfähigkeit als die Patientengruppe, die die App nicht regelmäßig
nutzte. „Dennoch unterstreichen die Ergebnisse das Potenzial der App für
das COPD-Management, insbesondere für Betroffene ohne Zugang zu
konventionellen Therapie- oder Rehabilitationsprogrammen“, sagt der
Preisträger. „Weitere Studien sind im Gespräch, um den positiven Effekt
der ‚Kaia COPD‘-App im Vergleich zur Regelversorgung zu untermauern, damit
die App langfristig als digitale Gesundheitsanwendung durch das
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte anerkannt wird.“

Über den Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie

Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Medizin – in Kliniken
und Praxen, aber auch direkt bei den Patientinnen und Patienten in Form
von immer mehr Smartphone-Apps und Wearables. Für die Pneumologie bietet
die Digitalisierung Chancen und Risiken. Neue Technologien wie Telemedizin
und Apps sowie die Auswertung großer Datenmengen eröffnen Möglichkeiten,
Erkrankungen besser zu verstehen und zu behandeln. Risiken liegen sowohl
in der Sicherheit im Umgang mit den Daten sowie der Datenhoheit als auch
in der Automatisierung von Abläufen. Mit dem im Jahr 2024 erstmals
ausgelobten Preis fördert die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin (DGP) herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem
Gebiet der digitalen Medizin in der Pneumologie. Wie zum Beispiel
Forschungsarbeiten aus Theorie oder Praxis, für die bereits erste
Publikationen vorliegen – oder wissenschaftlich begleitete
Anwenderprojekte, die das Potenzial haben, die Versorgung zu verbessern.

Die Originalpublikationen zum Nachlesen:

•       „Using a smartphone application maintains physical activity
following pulmonary rehabilitation in patients with COPD: a randomised
controlled trial“: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35450945/
•       „Smartphone application-based pulmonary rehabilitation in COPD: a
multicentre randomised controlled trial“:
https://thorax.bmj.com/content/80/4/209.long