Von Kohle- und Eisenindustrie: Eine kurze Geschichte des Kohlenpotts

Im Ruhrgebiet prägten Erzförderung sowie der Metall- und der Kohlebau über Jahrzehnte hinweg das industrielle und kulturelle Gesicht der Region. Ihre Geschichte ist untrennbar mit der Industriellen Revolution verbunden. Metall- und Kohlebau gelten sowohl als Treiber der tiefgreifenden Strukturwandelprozesse als auch als Opfer dieser.
Dieser Artikel beleuchtet die industrielle Entwicklung des Ruhrgebiets im Kontext dieser Branche.
Die Anfänge einer industriellen Ära
Mittlerweile hat sich der Metallbau auch außerhalb des Ruhrgebiets stark etabliert. Unternehmen wie Trennjäger zeigen, dass die Branche es sogar über die deutschen Grenzen hinaus geschafft hat. Doch noch vor der Industriellen Revolution war davon nichts zu ahnen.
Das Ruhrgebiet war vor dem Boom der Kohleförderung ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Die dort ansässigen Menschen lebten zum großen Teil von der Viehzucht und vom Ackerbau. Kohlebau war zwar bereits seit einigen Jahrhunderten möglich und fand auch dort statt. Als wirtschaftlicher Treibstoff galt er damals jedoch noch nicht. Zirka in der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es jedoch schon eine niedergelassene Eisenindustrie – die zarten Anfänge einer später florierenden Metallindustrie.
Nicht wegen der Kohle: Eisenindustrie entstand wegen der Erzvorkommen
Obwohl die Förderung von Kohle und Erzen an einem Ort für die Herstellung von Eisen eine hervorragende Voraussetzung ist, ließ sich die Eisenindustrie an der Emscher vor allem wegen der Erzvorkommen nieder. Die dort geförderte Kohle dagegen wurde vornehmlich für die Saline in Unna gefördert. Für die Erzverarbeitung waren die Kohlevorkommen gänzlich ungeeignet – es handelte sich um Magerkohle.
Technische Innovation: Die Dampfmaschine zur Erschließung geeigneter Kohlevorkommen
Erst mit der Dampfmaschine sollte es möglich werden, die Kohlevorkommen zu fördern, die sich auch für die Eisenverhüttung eigneten: Fettkohle. Die sich im Weg befindliche Mergelschicht machte es unmöglich, in großem Umfang große Tiefen zu erreichen. Die Dampfmaschine überwand diese Herausforderung. Sie machte Folgendes möglich:
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Abraumbeseitigung
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Grubenwasser abpumpen
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Personentransport in große Tiefen
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Rohstofftransport
Der Startschuss für neue Strukturen
Mit der Förderung der Fettkohle konnte im Ruhrgebiet nicht nur Erz gefördert, sondern direkt verhüttet werden. Die zentrale Lage der Rohstoffe und die Innovation der Dampfmaschine konnten der Wirtschaft einen kräftigen Schub verpassen. Zum einen gedieh die Berg- und Metallbauindustrie schnell und großflächig. Zum anderen veränderte sich die Infrastruktur der Region in großem Tempo. Land und Wasserwege wurden weiter und weiter ausgebaut.
Nährboden für weitere Industriezweige
Die ausufernde Infrastruktur machte es folglich möglich, dass sich weitere Industriezweige im Ruhrgebiet etablierten. Die große Anzahl an Arbeitern, die in den Stollen und an den Hochöfen “malochten”, beflügelten bis ins 20. Jahrhundert die dortige Lebensmittelindustrie. Auch die Landwirtschaft florierte in der Folge, auch wenn einige Landstriche durch die Erschließung von Kohle- und Erzvorkommen stark litten.
Ein letzter Aufschwung im 20. Jahrhundert
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts erreichte der Bergbau und der Metallbau im Ruhrgebiet den Höhepunkt. Schwere Industrieanlagen, beeindruckende Stahlwerke und umfangreiche Bergwerksstrukturen dominierten das Landschaftsbild. Man sprach schon lange vom “Kohlenpott”. Doch als mit dem auslaufenden 20. Jahrhundert auch die Kohleindustrie langsam ihr Ende fand, schlichen sich in viele ehemaligen Bergbaumetropolen immer mehr strukturelle Herausforderungen ein. An dieser Stelle stehen wir heute. Doch unsere Liebe für die Heimat schmälert das in keinem Fall.