Stadt Bochum Infos:Mit Kopf und Fuß: Stadt hilft Behinderten

Schon seit 32 Jahren arbeitet Frank Hellwig bei den Zentralen Diensten, er absolvierte bereits seine Ausbildung hier. Gehörlos ist er seit seiner Geburt. Frank Hellwig besuchte zunächst die Westfälische Gehörlosenschule in Dortmund-Hacheney und dann während seiner Ausbildung die Rheinisch-Westfälische Berufsfachschule in Essen-West. Seine Arbeit liebt er. Besonders „neue Möbel aufbauen und antike reparieren“, wie er schreibt.
Kollegen empfinden seine Gehörlosigkeit nicht als Problem. Azubi Jonas Wiesinger: „Am Anfang haben wir viel geschrieben, aber mittlerweile verstehen wir uns so.“ Lippen lesen kann Frank Hellwig nicht, aber oft Menschen lesen. Er erfasst Mimik und Gestik und kann auch artikulieren: „Maah daa Boohra“, bittet er den Azubi, der ihm sofort den Bohrer reicht.
Nicht jeder findet sich in der Welt der Hörenden so gut zurecht wie Frank Hellwig. Claudia Krause von der städtischen Kontakt- und Beratungsstelle für Gehörlose und Hörgeschädigte vermittelt. Die Sozialarbeiterin kümmert sich seit 17 Jahren um Schwierigkeiten wie mit Banken, Behörden, Schulen, Vermietern oder Ärzten - inklusive schwer verständlicher
Schreiben. Sie ist meist die erste Anlaufstelle und weist auch den Weg zu weiteren Hilfsangeboten. In Bochum gibt es etwa 400 Gehörlose, „mit der Hälfte habe ich Kontakt“, sagt die 48-Jährige. Ganz wichtig ist Vertrauen. Das musste sie sich als Hörende nach und nach erarbeiten. Gehörlose sind oft unter sich, sie haben ähnliche Probleme. Denn für sie ist es wesentlich schwieriger zu lernen - gerade auch Sozialverhalten. „Sie erfassen oft minimalste Veränderungen im Gesichtsausdruck, hören aber keine Zwischentöne.“ Und der Ton macht mitunter die Musik.
Claudia Krause hat ihr Büro im Haus der Begegnung in der Alsenstraße 19 a, Kontakt über Telefon und Fax 02 34 / 31 10 68 und unter
Die normale deutsche Sprache bietet für Gehörlose viele Fallstricke. Claudia Krause: „Eine junge gehörlose Frau, die mitten im Leben steht, wurde auf einem Formular nach ihrer Muttersprache gefragt. ,Warum wollen die wissen, was meine Mutter spricht?‘“ Deutsche Sprache, schwere Sprache, gerade bei gestelzten Begriffen wie dem der Fahrpraxis: „Komische Frage: Ich fahre mit dem Auto zum Arzt.“
Hilfe bekommen Gehörlose und andere auch im Bochumer Rathaus, bei der Fachstelle für behinderte Menschen im Beruf, die zum Amt für Soziales gehört. Ziel ist es, dass die Menschen arbeiten können. Es gibt Rat und Tat – und Geld, jährlich etwa 400 000 Euro für 220 Maßnahmen. Dazu zählen Arbeitsgeräte wie spezielle Bürostühle oder Gabelstapler. Das Geld stammt aus der Ausgleichsabgabe, die Arbeitgeber zahlen müssen, die in ihrem Betrieb nicht genügend Schwerbehinderte beschäftigen. Wenn ein Betrieb mindestens 20 Arbeitsplätze hat, sind dort in der Regel mindestens fünf Prozent schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Wer diese Quote nicht erfüllt, zahlt.
Ansprechpartner bei der Fachstelle ist Achim Praß, Telefon 02 34 / 910 – 28 00, Mail
Mit gutem Beispiel voran geht die Stadt Bochum als Arbeitgeber. Von ihren 5827 Beschäftigten sind 731 schwerbehindert, das sind 12,5 Prozent - weit mehr als die gesetzlich vorgeschriebene Fünf-Prozent-Quote. Susanne Jany von der Schwerbehindertenvertretung: „Sie verteilen sich über die Gesamtverwaltung. Die meisten Beschäftigten sind nicht schon bei ihrer Einstellung schwerbehindert. Sie erkranken im Laufe ihres Arbeitslebens.“