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Lifestyle

Cozy Living: Der Trend zur absoluten Gemütlichkeit

Cozy Living Symbolbild
Cozy Living Symbolbild

Cozy Living stellt sich entgegen vielen Trends und ist damit selbst zum Einrichtungsstil geworden. Denn das Zuhause wird einfach nur gemütlich eingerichtet. Viel Kerzenschein, große Teppiche und verschnörkelte Landhausküchen sollen ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Dabei erlebt Cozy Living pünktlich im Herbst ein jährliches Revival.

Warme Farben und indirekte Lichter – es braucht kein ganzes Umstyling

Um den Einrichtungstrend in die Tat umsetzen zu können, braucht es nicht unbedingt eine neue Einrichtung. Um Gemütlichkeit zu schaffen, reichen oft bereits indirekte Lichter und warme Farben aus. Ob Kerzenschein oder weißwarme LED-Strips unter dem Regal. Indirektes Licht schafft eine entspannte und angenehme Atmosphäre. Wenn es im Herbst abends früher dunkel wird, muss also nicht immer die grelle Deckenleuchte eingeschaltet werden. Auch warme Farben verleihen jedem Raum eine gewisse Wohlfühlatmosphäre. Skandinavische Deko, weiche Kissen und atmosphärische Bilder in warmen Farbtönen sorgen im Handumdrehen für mehr Cozyness - also Gemütlichkeit - in den eigenen vier Wänden. Der große Vorteil dieser kleinen Veränderungen liegt natürlich auf der Hand. Das Umstyling des eigenen Zuhauses ist kostengünstig und nicht für immer. Denn an heißen Sommertagen sind kuschelige Decken oder Kerzen mit Zimtduft eher fehl am Platz.

Einrichten nach dem Trend: So geht Cozy Living von A bis Z

Cozy Living kann nicht nur mit kleinen Akzenten in den eigenen vier Wänden Einzug halten. Wer es ganz besonders bequem und atmosphärisch haben möchte, kann auch das gesamte Einrichtungskonzept nach dem Trend ausrichten. Als zentraler Blickfang wird hier oft eine Landhausküche in hellen Farben eingebaut. Inklusive Beleuchtung, Milchglasvitrinen und verschnörkelten Fronten lädt eine solche Küche jederzeit zum Kochen und Backen ein. Landhausküchen versprühen ein ganz eigenes Flair und vermitteln den Eindruck, dass hier täglich leckere Gaumenfreuden entstehen. Im Wohnzimmer fällt hingegen das Cord-Sofa ins Auge. Der warme und weiche Stoff feiert mit Cozy Living ein Revival, erinnert dabei aber längst nicht mehr an das alte Sofa von Oma. Für zusätzliche Gemütlichkeit auf Stühlen und Bänken sorgen Wolldecken und Schaffelle. Auch Teppiche sind in allen Formen und Größenordnungen herzlich willkommen. Dabei kann Cozy Living sowohl sehr minimalistisch als auch absolut detailverliebt sein. Etwas Deko darf aber natürlich in keinem Zuhause fehlen. Hier darf es dank des Einrichtungsstils auch ruhig etwas kitschig zugehen.

Hygge, Cottagecore und Co. – warum besteht die Sehnsucht nach Gemütlichkeit?

Gemütliche Einrichtung findet sich überall in den sozialen Medien. Beiges Pampasgras, ein XXL-Sofa sowie natürliche Materialien in Form von Holz und Stein sind bei Lifestyle-Influencern nicht wegzudenken. Da die Vorbilder so wohnen, bringen Bilder, Storys und Co. den Trend immer weiter ins Rollen. Doch nicht nur die scheinbar perfekten vier Wände von Social-Media-Persönlichkeiten sorgen für einen Hype rund um gemütliche Einrichtungsstile. Auf der Suche nach Entschleunigung, Ruhe und Geborgenheit erschaffen sich immer mehr Menschen ein Wohlfühl-Zuhause. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf Stress im Beruf, ein hektisches Umfeld und der Zeit, die gefühlt zwischen den Fingern zerrinnt. Sobald die Tür zu den eigenen vier Wänden geschlossen wird, kann man der Umgebung entfliehen und sich im eigenen Cozy-Living-Paradies wohlfühlen. Doch auch die Wohntrends in den letzten 20 Jahren lassen das Cozy Living verstärkt in den Fokus rücken. In den Elternhäusern wurde oft sehr strukturiert eingerichtet und mit wenig Farben gearbeitet. Im Vergleich dazu lassen sich die Häuser der Großeltern oft romantisieren. Viel Kitsch, überladene Schränke und Stickmuster vermitteln hier ein Gefühl von Geborgenheit und Entspannung. Mithilfe von Cozy Living können diese schönen Gefühle aus der Kindheit wieder in den eigenen vier Wänden aufgegriffen werden.

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Grosso Concerto Gewandhausorchester,26. Okt 2023, besucht von Léonard Wüst

Das Gewandhaus und der Mendessohnbrunnen in Leipzig beiNacht

Andris Nelsons und das Gewandhausorchester intonieren erhaben

Besetzung und Programm:
Gewandhausorchester
Andris Nelsons Dirigent
Richard Wagner — Vorspiel und Isoldes Liebestod aus der Oper “Tristan und Isolde” WWV 90
Anton Bruckner — 9. Sinfonie d-Moll WAB 109

 

Es ist immer etwas ganz besonderes, ein Orchester in seinem Stammhaus zu erleben, erst recht dann, wenn es auch noch von seinem Chefdirigenten geleitet wird. Nachdem ich das Vergnügen schon vier Tage vorher hatte, allerdings unter Leitung des Gastdirigenten Omer Meir Wellber, war es jetzt soweit, dass Andris Nelsons, im Amt seit 208,  «sein» Orchester selbst dirigierte.

Ekstase im Gewandhaus Leipzig: Wagner und Bruckner unter Andris Nelsons

Andris Nelsons geballte Dirigentenpower
Andris Nelsons geballte Dirigentenpower

Das Gewandhaus Leipzig öffnete am 26. Oktober 2023 seine Türen für ein Konzert, das die Grenzen der musikalischen Wahrnehmung verschob. Unter der Leitung des charismatischen Chefdirigenten Andris Nelsons, in Leipzig  traditionell als Gewandhauskapellmeister bezeichnet,  präsentierte das Gewandhausorchester zwei monumentale Werke: Richard Wagners Vorspiel zu “Tristan und Isolde” und Anton Bruckners 9. Sinfonie in d-Moll.

Wagner’s Tristans Erwachen: Das Vorspiel, das die Seele berührt

Gewandhausorchester Leipzig Foto Jens-Gerber
Gewandhausorchester Leipzig Foto Jens-Gerber

Der Abend begann mit einem Aufschrei der Streicher, der sich in der Stille des Saals zu verlieren schien. Das Vorspiel zu “Tristan und Isolde” entfaltete sich mit einer Intensität, die die Zuhörer von der ersten Note an gefangen nahm. Andris Nelsons dirigierte mit einer Passion, die den Raum erfüllte und eine Atmosphäre schuf, die von Emotionen durchzogen war.

Die Mystik des sagenumwobenen Tristan Akkordes

Dirigent Andris Nelsons jeder Ton muss sitzen
Dirigent Andris Nelsons jeder Ton muss sitzen

Richard Wagners Vorspiel zu seiner bahnbrechenden Oper “Tristan und Isolde” ist ein episches Meisterwerk, das die Grenzen der klassischen Musik sprengt, den Hörer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt und einen  unauslöschlichen Eindruck hinterlässt., was schon mit dem mysteriösen weltberühmten «Tristan Akkord» beginnt.

Das Vorspiel zu “Tristan und Isolde” ist ein musikalisches Manifest der Leidenschaft. Schon die ersten Takte, gespielt von den Streichern, ziehen den Hörer unweigerlich in eine Welt intensiver Gefühle. Andris Nelsons versteht es meisterhaft, die Spannung aufzubauen und die emotionalen Nuancen dieses Stücks zu betonen. Die dynamische Bandbreite reicht von zarten, sehnsuchtsvollen Passagen bis hin zu kraftvollen, stürmischen Momenten.

Die Streicher des Gewandhausorchesters zauberten ein Klanggewebe, das den Zuhörer auf eine Reise durch die Tiefen von Tristans Leidenschaft und Sehnsucht mitnahm. Die dynamischen Kontraste wurden meisterhaft ausgearbeitet, von flüsternden Pianissimo-Passagen bis zu donnernden Fortissimo-Höhepunkten. Jeder Ton schien eine eigene Geschichte zu erzählen, und das Publikum lauschte gebannt.

Die Interpretation durch Andris Nelsons

Dirigent Andris Nelsons zeigt wos langgeht Foto Marco Borggreve
Dirigent Andris Nelsons zeigt wos langgeht Foto Marco Borggreve

Der gebürtige Lette Nelsons ist zweifellos ein Dirigent von Weltklasse. Seine Interpretation des Vorspiels zu “Tristan und Isolde” ist geprägt von einem tiefen Verständnis für Wagners musikalische Sprache. Er führt das Orchester mit einer Mischung aus Präzision und emotionaler Intensität, die die Essenz dieses Werks einfängt. Die Langsamkeit und Geduld, mit der er die melodischen Linien entwickelt, erzeugen eine fast hypnotische Wirkung, die den Hörer in den Bann zieht.

Die emotionale Reise

Dirigent Andris Nelsons beschwört seine  Mitmusiker
Dirigent Andris Nelsons beschwört seine Mitmusiker

Wagners Werk ist eine musikalische Reise in die dunkelsten und tiefsten Emotionen der menschlichen Seele. Es ist eine Reise durch die Leidenschaft, die Sehnsucht, die Verzweiflung und die Ekstase. Nelsons und das Gewandhausorchester navigieren durch diese emotionalen Abgründe mit bemerkenswerter Sensibilität und Intensität. In den Momenten der Ekstase fühlt man sich, als ob die Musik den Hörer in die Höhe hebt, während die Verzweiflung einen tiefen Abgrund öffnet.

Die Spannung bis zum Schluss

Konzert Szenenfoto
Konzert Szenenfoto

Das Vorspiel zu “Tristan und Isolde” ist keine leichte Kost. Es ist ein Stück, das den Hörer herausfordert und emotional erschöpft. Die Aufführung unter Andris Nelsons hält die Spannung bis zum letzten Ton aufrecht. Der dramatische Höhepunkt, der sich langsam aufbaut und schließlich in einem kraftvollen Crescendo gipfelt, hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.

Die Aufführung des Vorspiels zu “Tristan und Isolde” durch das Gewandhausorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten war ein triumphales Ereignis und hat gezeigt, dass Wagners Musik auch heute noch die Kraft hat, die tiefsten Emotionen in den Menschen hervorzurufen. Unter der einfühlsamen Leitung des 1978 geborenen Dirigenten und mit der Brillanz des Leipziger Klangkörpers wurde diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis, das noch lange in den Herzen der Zuhörer nachhallt. Es ist eine Erinnerung an die universelle Kraft der Musik, die in der Lage ist, die Grenzen des Verstandes zu überschreiten und direkt in die Seele zu sprechen. Das Auditorium würdigte diese Interpretation mit einem langenhaltenden stürmischen Applaus bevor man sich in die Foyers für die Konzertpause begab.

2. Programmteil: Zitat ab Programm des Gewandhausorchesers:

Andris Nelsons und das Gewandhausorchester intonieren erhaben
Andris Nelsons iund das Gewandhausorchester intonieren erhaben

Kreise ziehen Kreise. Bruckner mit dem Gewandhausorchester ist zum Maßstab, zur Marke, zum Erfolgsgaranten und Exportschlager geworden. Tournee-Orte verlangen ein ums andere Mal danach. Für das singuläre Live-Erlebnis ist das irrelevant. Es zählt einzig der erfüllte Moment. Was mit Nikisch begann, wurde von den Gewandhauskapellmeistern Bruno Walter und Wilhelm Furtwängler, Hermann Abendroth und Herbert Albert, Franz Konwitschny, Kurt Masur und Herbert Blomstedt weitergereicht und ist nun bei Andris Nelsons angelangt. Tradition heißt: weitermachen. Immer wieder von vorn anfangen. Nie zu einem Ende gelangen. Fortschreiten. Auf Vergangenem aufbauen und Neues wagen. In der Wiederholung das Einmalige suchen. Vergegenwärtigen. Zitatende.

Bruckners Unvollendete: Die 9. Sinfonie in d-Moll

Konzert Szenenfoto
Konzert Szenenfoto

Nach einer 20 minütigen Konzertpause betrat das Orchester erneut die Bühne, um sich Anton Bruckners monumentaler 9. Sinfonie zu widmen. Diese Sinfonie, die Bruckner bis zu seinem Tod nicht vollenden konnte, wurde zu einem Vermächtnis, das die Unvollkommenheit des Lebens selbst einzufangen schien.

Andris Nelsons führte das Orchester durch die komplexen Strukturen und die reichen harmonischen Schichten der Sinfonie. Die langsamen, sich entfaltenden Passagen wurden mit einer zarten Sensibilität interpretiert, während die kraftvollen Tutti-Momente das Gewicht und die Größe von Bruckners musikalischem Denken betonten.

Das Werk offenbarte Bruckners Fähigkeit, eine klangliche Architektur zu schaffen, die die Zuhörer in eine Welt der Reflexion und Kontemplation entführte. Die Schönheit der Melodien wurde von den Bläsern des Gewandhausorchesters meisterhaft herausgearbeitet, während die Streicher eine texturierte Kulisse schufen, die den Hörer in einen Sog aus Klang und Emotion zog.

Nelsons’ Interpretation: Eine Symbiose aus Leidenschaft und Präzision

Szenenfoto des Konzertes
Szenenfoto des Konzertes

Andris Nelsons erwies sich einmal mehr als ein Dirigent von außergewöhnlichem Talent. Seine Interpretationen von Wagner und Bruckner waren geprägt von einer tiefen Verbindung zu den Werken und einer klaren visionären Ausrichtung. Seine expressive Gestik und das feine Gespür für Dynamik verliehen der Aufführung eine Intensität, die das Publikum in den Bann zog.

Die Kommunikation zwischen Nelsons und dem Orchester war faszinierend zu beobachten. Jede Nuance der Partitur schien zwischen Dirigent und Musikern zu schweben, was zu einer Aufführung führte, die sowohl von Leidenschaft als auch von technischer Präzision geprägt war. Es war ein wahrhaft symbiotischer Moment zwischen Dirigent und Orchester.

Die Magie des Gewandhauses: Akustik und Atmosphäre

Gewandhausorchester Dirigent Andris Nelsons Foto Christian_ Modla
Gewandhausorchester Dirigent Andris Nelsons Foto Christian Modla

Die Akustik des Gewandhauses trug maßgeblich zum Erfolg dieses Konzerts bei. Jeder Klang, sei es das leiseste Flüstern der Streicher oder der donnernde Applaus des Publikums, wurde in einem harmonischen Gleichgewicht präsentiert. Die räumliche Tiefe und Klarheit der Akustik ermöglichten es den Zuhörern, in die Feinheiten der Musik einzutauchen.

Die Atmosphäre im Saal war eine Mischung aus andächtiger Stille und begeistertem Applaus. Die Zuschauer schienen den Atem anzuhalten, um keinen Moment der musikalischen Pracht zu verpassen. Nach jeder Darbietung brach ein Sturm der Anerkennung aus, der die Dankbarkeit des Publikums für die künstlerische Leistung widerspiegelte.

Fazit: Ein Abend der musikalischen Erleuchtung

Szenenfoto des Konzertes
Szenenfoto des Konzertes

Insgesamt war dieses Konzert im Gewandhaus Leipzig nicht nur ein Höhepunkt der Saison, sondern ein Ereignis, das in die Geschichte des Orchesters eingehen wird. Die kraftvolle Interpretation von Wagner und die einfühlsame Darbietung von Bruckners 9. Sinfonie zeigten die Vielseitigkeit und das Können des Gewandhausorchesters unter der einfühlsamen Leitung von Andris Nelsons.

Dieser Abend war nicht nur ein Konzert; es war eine Reise durch die Tiefen der menschlichen Seele, eingefangen in den Noten von Wagner und Bruckner. Das Gewandhaus Leipzig bewies einmal mehr, warum es zu den führenden Konzerthäusern der Welt zählt. Und Andris Nelsons setzte seine Position als einer der herausragenden Dirigenten unserer Zeit eindrucksvoll fort. Ein Abend der musikalischen Erleuchtung, der noch lange in den Herzen der Zuhörer nachklingen wird und das dieses auch mit dem entsprechenden Applaus belohnte.

Text: www.leonardwuest.ch

Footos: https://www.gewandhausorchester.de/

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Dirigent Andris Nelsons zeigt wos lang geht Foto Marco Borggreve

 

Szenenfoto des Konzertes

Gewandhauskapellmeiser Andris Nelsons

Gewandhausorchester Dirigent Andris Nelsons Foto Christian Modla

Gewandhausorchester Leipzig Foto Jens-Gerber

Dirigent Andris Nelsons beschwört seine Mitmusiker

 

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Grosso Concerto im Gewandhaus Leipzig, 20. Oktober 2023, besucht von Léonard Wüst

Das Gewandhaus und der Mendessohnbrunnen in Leipzig bei Nacht

Gewandhausorchester Leipzig Foto Jens-Gerber

Besetzung und Programm:
Gewandhausorchester
Omer Meir Wellber Leitung
Geir Drangsvoll Akkordeon, Michael Schönheit Orgel
Werke von Joseph Haydn , Aziza Sadikova , Anton Bruckner

Grundsätzliches zum Gewandhausorchester Leipzig

Gewandhausorchester Leipzig Foto Jens-Gerber
Gewandhausorchester Leipzig Foto Jens-Gerber

Das Gewandhausorchester Leipzig gehört zu den führenden Klangkörpern der Welt und gilt mit derzeit etwa 185 Musikern als international größtes Berufsorchester. Zugleich ist es das älteste bürgerliche Konzertorchester im deutschsprachigen Raum und zeichnet maßgeblich verantwortlich für Leipzigs Ruf als Musikstadt. Das Orchester, dessen Chefdirigenten traditionell den Titel „Gewandhauskapellmeister“ tragen, tritt mit seinen drei musikalischen Standbeinen an unterschiedlichen Spielorten auf: im Gewandhaus am Augustusplatz bedient es das sinfonische Repertoire, in der Oper Leipzig begleitet es Musiktheater-Produktionen, und Konzerte mit Sakralmusik gibt das Orchester in den Leipziger Stadtkirchen, insbesondere der Thomaskirche.

Haydns Meisterstück: Sinfonie d-Moll “Lamentatione”

Dirigent Omer Meir Wellber  Fotto Jens Gerber
Dirigent Omer Meir Wellber Fotto Jens Gerber

Mit fulminantem Auftakt trat das Gewandhausorchester in die Welt von Joseph Haydn ein, mit seiner Sinfonie d-Moll “Lamentatione”. Dirigent Omer Meir Wellber führte das Orchester mit Eleganz und Präzision durch die nuancierten Emotionen dieser meisterhaft komponierten Sinfonie. Die tiefen, melancholischen Klänge werden von lebhaften, aufbrausenden Momenten durchzogen, was Haydns Meisterschaft in der Komposition unterstrich. Der ideale Start in das Konzert für das Leipziger Renommierorchester.

Magische Premiere im Gewandhaus Leipzig: Aziza Sadikova’s “Strahlen des Feuers”

Komponistin Aziza Sadikova
Komponistin Aziza Sadikova

Das Gewandhaus Leipzig bot eine atemberaubende Premiere mit dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Omer Meir Wellber. Das Konzert vereinte mit  Michael Schönheit an der Orgel und Geir Drangsvoll am Akkordeon zwei herausragende Solisten. Das Werk der in Berlin lebenden, gebürtigen Usbekin Aziza Sadikova versprach eine eindrucksvolle musikalische Reise.

Faszination in Tönen: Aziza Sadikova’s “Strahlen des Feuers”

Gewandhausorganist Michael Schoenheit
Gewandhausorganist Michael Schoenheit

Dann gespannte Erwartung für eine Uraufführung, die im Raum zu knistern schien. Aziza Sadikova’s “Strahlen des Feuers” entfaltete sich mit einem Zauber, der das Publikum von Anfang an in seinen Bann zog. Die Kombination aus Orgel, Akkordeon und Orchester schuf eine Klanglandschaft, die gleichzeitig kraftvoll und zart war.

Geir Drangsvoll Akkkordeon
Geir Drangsvoll Akkkordeon

Die Uraufführung dieses beeindruckenden Werks faszinierte durch ihre Vielschichtigkeit und die meisterhafte Verwendung der Instrumente. Die Orgel und das Akkordeon verschmolzen auf magische Weise, während das Orchester eine lebendige Kulisse schuf. Aziza Sadikova hat mit “Strahlen des Feuers” zweifellos ein Werk geschaffen, das die Grenzen der traditionellen Orchesterkomposition sprengt und neue Horizonte eröffnet. So ernteten denn de ausführenden auch einen langen Schlussapplaus zu dem auch die Komponistin auf die Bühne kam.

Bruckners Nullte: Ein Monument der Symphonie

Szenenfoto des Konzertes
Szenenfoto des Konzertes

Der Höhepunkt des Abends war zweifellos Anton Bruckners Sinfonie d-Moll WAB100, besser bekannt als die “Nullte”. Das Gewandhausorchester präsentierte dieses monumentale Werk mit einer beeindruckenden Intensität und Hingabe. Omer Meir Wellber schien die Essenz von Bruckners musikalischem Genie einzufangen und sie durch jedes Instrument des Orchesters zu kanalisieren.

Die Sinfonie nahm das Publikum mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, von düsteren, majestätischen Passagen bis hin zu triumphalen Höhepunkten. Die subtile Balance zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen wusste der Dirigent perfekt herauszuarbeiten, wodurch eine klangliche Tiefe erreicht wurde, die das Publikum verzückte und das dieses auch mit einem langanhaltenden stürmischen Schlussapplaus animierte.

Fazit: Ein unvergesslicher Abend der musikalischen Vielfalt

Szenenfoto des Konzertes
Szenenfoto des Konzertes

Insgesamt präsentierte das Gewandhaus Leipzig mit diesem Konzert eine beeindruckende Bandbreite musikalischer Meisterwerke. Von der atemberaubenden Uraufführung von Aziza Sadikova’s “Strahlen des Feuers” über Haydns raffinierte “Lamentatione” bis hin zu Bruckners monumentaler “Nullten” bot der Abend einen unvergesslichen Einblick in die Vielfalt der klassischen Musik.

Die Solisten, allen voran Michael Schönheit an der Orgel und Geir Drangsvoll am Akkordeon, erwiesen sich als brillante Ergänzung zum Gewandhausorchester unter der fesselnden Leitung von Omer Meir Wellber. Ihre virtuosen Beiträge trugen dazu bei, die Werke auf eine neue Ebene zu heben und die Zuhörer tief in die musikalischen Welten zu entführen.

Insgesamt war dieses Konzert im Gewandhaus Leipzig nicht nur ein musikalisches Highlight, sondern auch eine künstlerische Reise, die die Sinne verzauberte und das Publikum mit einem Gefühl der Ehrfurcht und Bewunderung zurückließ.

Text: www.leonardwuest.ch

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Szenenfoto des Konzertes

Dirigent Omer Meir Wellber Fotto Jens Gerber

Szenenfoto des Konzertes

Szenenfoto des Konzertes

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Luzerner Theater Tanz, Exploration of Energy, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Lida Doumouliaka

Produktionsteam

Choreografie
Lida Doumouliaka
Bühne, Kostüme und Licht Caro Stark
Dramaturgie
Wanda Puvogel

Jae-Duk Kim

Produktionsteam
Bühne, Kostüme und Licht
Caro Stark
Dramaturgie
Wanda Puvogel
Besetzung: Tanz Luzern

Exploration of Energy Foto Andreas Etter
Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Unter dem Titel «Exploration of Energy» zeigt das Luzerner Theater zwei Ballett-Uraufführungen, welche, wie der Titel es sagt, die Energie erforschen, dies auf ganz unterschiedliche und trotzdem auch ähnliche Weise. Der südkoreanische Choreograph Jae-Duk Kim erzählt nicht primär Geschichten auf der Bühne, er will vor allem Stimmungen wiedergeben und Atmosphären schaffen mit der Musik, die er selber komponiert. Und das gelingt ihm hervorragend in seinem Stück «JE-UI», welches als Uraufführung im Luzerner Theater seit Mitte Oktober und noch bis Januar 2024 auf dem Programm steht. «JE-UI» kommt aus dem Chinesischen und bedeutet so viel wie Ritus. An einen Ritus erinnert auch die erste Szene. Der Vorhang hebt sich auf eine eng zusammenstehende Gruppe schwarzgekleideter Tänzer*innen mit achteckigen Hüten auf gesenkten Köpfen. Die anfänglich sehr langsamen, fliessenden Bewegungen haben etwas Religiöses, aber auch etwas Mystisch-Unheimliches. Einerseits blinken auf den Hüten ab und zu kurze Lichter auf wie Augen von Aliens, ob gewollt oder nur der Wiederschein der Scheinwerfer sei dahingestellt. Andererseits erinnern die ersten, elektronischen Beats an eine Totenglocke.

Exploration of Energy Foto Andreas Etter
Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Die Gruppe beginnt sich zu bewegen, anfänglich sind aber nur Hände wirklich sichtbar, bewegen sich synchron nach vorne, recken sich nach oben, zeichnen sich haarscharf ab auf den schwarzen Kostümen. Dann dividiert sich der Knäuel in individuelle Bewegungen, um aber immer wieder in gleichfliessende Gesten zurückzufinden. Was sanft und schwingend beginnt, ab und an wie in Zeitlupe, nimmt immer mehr an Fahrt auf. Köpfe, Gesichter werden sichtbar, später fallen auch die Hüte und die schwarzen Übermäntel. Immer wieder finden die Körper sich zwar in diese langsamen synchronen Bewegungen, dann erinnern sie an Roboter, manchmal an asiatischen Kampfsport, die Musik mit ihrem Beat treibt sie aber auch immer wieder an und setzt sich gleichzeitig im Körper der Zuschauer fest. Frenetisch steigern sich die Tänzer*innen in fast unvorstellbar schnelle Bewegungsabläufe, denen man gegen Ende kaum mehr folgen kann. Standing Ovations in der Pause sind nicht üblich, aber man konnte nicht anders als aufstehen, um die Tänzer*innen für diese unglaubliche Leistung zu honorieren.

 

 

 

Zu Bewegung gewordene Musik

Exploration of Energy Foto Andreas Etter
Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Im zweiten Teil steht Strawinskis «Sacre du Printemps» auf dem Programm, auch da geht es um einen Ritus. Aber wie Jae-Duk will die griechische Choreographin Lida Doumouliaka nicht die Geschichte dieses Stücks erzählen, sie will dessen Musik sichtbar machen. Sie analysiert die Partitur und setzt sie um in Bewegungen. Mit dem Wissen um die Komplexität dieser Komposition fragt man sich, ob das gelingen kann. Aber auch das gelingt hervorragend! In erdfarbenen, fliessenden Kostümen erzählen die Tänzer*innen die Musik so, dass sie wirklich sichtbar wird. Genau so müssen die Trompetenklänge aussehen, genau so das Fagott-Solo, genau diese zitternden Körper interpretieren die Streicherpassage, Armbewegungen, Hebungen, verlangsamte Schritte, alles macht Sinn, erzählt die Musik und damit auch eine ganz eigene Geschichte. Man sitzt da, fasziniert, berauscht und mit ab und zu einem inneren Lachen vor lauter Begeisterung über eine besonders expressive Passage, eine besonders gelungene Interpretation.

Exploration of Energy Foto Andreas Etter
Exploration of Energy Foto Andreas Etter

In beiden Stücken wird dem Tanz-Ensemble alles abverlangt, die Energie wird bis an ihre Grenzen erforscht und ausgelotet, die Leistung scheint fast unmenschlich, die Begeisterung des Publikums ist dementsprechend riesig und kennt ebenfalls fast keine Grenzen.

Fazit dieses aussergewöhnlichen Abends: Hingehen und sich berauschen lassen von diesen zwei grossartigen Tanz-Riten!

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: Szenenfotos von Anbdreas Etter www.luzernertheater.ch

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Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

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