Zum Hauptinhalt springen

Lifestyle

Migros-Kulturprozent-Classics, FILARMÓNICA JOVEN DE COLOMBIA , Casino Bern, 14.11. 2023 besucht von Léonard Wüst

Filarmónica Joven de Colombia

Konzertimpression von Vanessa Bösch

Besetzung und Programm:

FILARMÓNICA JOVEN DE COLOMBIA
ANDRÉS OROZCO-ESTRADA * Leitung
HILARY HAHN * Violine

PROGRAMM
FELIX MENDELSSOHN-BARTHOLDY
Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64

DMITRI SCHOSTAKOWITSCH
Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47

WOLFGANG DAVID ORDOÑEZ PEÑA Travesía. Fanfarria y Pajarillo

Ein Klangabenteuer mit Wolfgang David Ordoñez Peña: Travesía, Fanfarria y Pajarillo

Die Filarmonía Joven de Colombia, unter der mitreißenden Leitung von Andrés Orozco Estrada, präsentierte eine faszinierende musikalische Reise mit dem Werk “Travesía, Fanfarria y Pajarillo” des kolumbianischen Komponisten Wolfgang David Ordoñez Peña, ein klangliches Abenteuer, das das Publikum auf vielfältige Weise begeisterte.

Einführung in Wolfgang David Ordoñez Peña’s Klangwelt: Travesía

Konzertimpression von Vanessa Bösch
Konzertimpression von Vanessa Bösch

Die Konzerthalle erfüllte sich mit Spannung, als Orozco Estrada den Taktstock hob und das Orchester die Reise in die faszinierende Klangwelt von Wolfgang David Ordoñez Peña begann. “Travesía” entfaltete sich als ein beeindruckendes Stück, das mit einer Mischung aus melodischen Linien, rhythmischer Komplexität und harmonischer Raffinesse beeindruckte. Eingesetzt wurde auch Schlagwerk, das in Südamerika auch für Volksmusik Usus ist, so Maraca. Auch das  Xylophon stach immer wieder hervor. Die Filarmonía Joven de Colombia tauchte tief in die vielschichtigen Facetten dieses Werks ein und setzte jede musikalische Nuance mit Präzision und Leidenschaft um.

Fanfaren der Leidenschaft: Fanfarria

Der Übergang zur “Fanfarria” war wie ein musikalischer Weckruf. Die Fanfare, gespielt mit beeindruckender Präzision, verlieh dem Saal eine festliche Atmosphäre. Orozco Estrada führte das Orchester mit Energie und Begeisterung, während die Musiker die dynamischen Kontraste und die strahlende Klangpracht der Fanfare zum Leben erweckten. Die Komposition zeigte Ordoñez Peña’s Fähigkeit, traditionelle Elemente mit zeitgenössischer Vitalität zu verbinden.

Pajarillo: Kolumbianische Folklore im Orchesterklang

“Pajarillo” führte das Publikum auf eine tiefgreifende kulturelle Reise durch Kolumbien. Die Verbindung von Orchester und kolumbianischer Folklore war meisterhaft gelungen. Die Rhythmen und Melodien des Pajarillo, einem traditionellen kolumbianischen Tanz, durchzogen den Saal und entfachten eine lebendige Atmosphäre. Die Filarmonía Joven de Colombia interpretierte die folkloristischen Elemente mit Respekt und zugleich mit einer erfrischenden Modernität.

Die Virtuosität der Filarmonía Joven de Colombia: Technische Brillanz und klangliche Vielfalt

Das Orchester beeindruckte nicht nur durch seine musikalische Sensibilität, sondern auch durch seine technische Brillanz. Orozco Estrada lenkte die Filarmonía Joven de Colombia durch die komplexen Strukturen von Ordoñez Peña’s Kompositionen, wobei jedes Instrumentalensemble seine klangliche Vielfalt in vollem Glanz präsentierte. Die Streicher lieferten warme und nuancierte Klänge, die Holzbläser setzten farbenfrohe Akzente, und die Blechbläser brachten kraftvolle Fanfaren hervor – ein harmonisches Zusammenspiel auf höchstem Niveau.

Dynamik und Ausdruck: Orozco Estradas Dirigierkunst

Filarmónica Joven de Colombia
Filarmónica Joven de Colombia

Die Dirigierkunst von Andrés Orozco Estrada erwies sich erneut als mitreißend und inspirierend. Seine Fähigkeit, das Orchester durch die unterschiedlichen Stimmungen von “Travesía, Fanfarria y Pajarillo” zu führen, war beeindruckend. Von leisen, introspektiven Momenten bis hin zu kraftvollen Ausbrüchen behielt Orozco Estrada die Kontrolle über die Dynamik, wodurch das Publikum in den Bann der musikalischen Erzählung gezogen wurde.

Fazit: Eine klangliche Entdeckungsreise

Das Konzert mit Wolfgang David Ordoñez Peña’s “Travesía, Fanfarria y Pajarillo” war zweifellos eine klangliche Entdeckungsreise. Die Filarmonía Joven de Colombia und Andrés Orozco Estrada lieferten eine mitreißende Interpretation, die die Vielfalt und kulturelle Tiefe der kolumbianischen Musik feierte. Die Komposition basiert auf dem “Joropo”, einem populären venezolanischem Tanz und Musikstil (auch Música Llanera), der vor ca. 300 Jahren in den Llanos entstand und so wirbelten die Töne und Schläge bunt und lebensfreudig durch den Berner Casinosaal, ganz zur Freude des Publikums, das nicht mit entsprechendem Applaus geizte.

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64

Einführung in die Romantik: Orozco Estradas leidenschaftliche Dirigierkunst

Andrés Orozco-Estrada Leitung
Andrés Orozco-Estrada Leitung

Die Konzerthalle füllte sich mit erwartungsvoller Stille, als Solistin Hilary Hahn zusammen mit Dirigent Andres Orozco Estrada die Bühne betrat. Die leidenschaftliche Dirigierkunst des gebürtigen Kolumbianers Orozco Estrada wurde unmittelbar spürbar, als er die Spannung in der Luft aufbaute. Die Filarmonia Joven de Colombia, bestehend aus talentierten jungen Musikern, antwortete mit einer beeindruckenden Präzision und einem harmonischen Zusammenspiel. Orozco Estrada führte das Orchester durch die fein nuancierten Passagen von Mendelssohns Werk und verlieh jedem Abschnitt eine eigene dynamische Intensität.

Hilary Hahns virtuose Interpretation: Technische Brillanz und emotionale Tiefe

Hilary  Hahn Solistin Violine
Hilary Hahn Solistin Violine

Die Bühne erstrahlte, als Hilary Hahn in das Geschehen eingriff. Schon die ersten Töne verzauberten das Publikum. Hahns Spiel zeugte von technischer Brillanz, während sie gleichzeitig eine beeindruckende emotionale Tiefe in jede Phrase einfließen ließ. In Mendelssohns Violinkonzert fand sie einen perfekten Ausdruck für ihre künstlerische Sensibilität. Ihre Virtuosität in den anspruchsvollen Passagen verschmolz nahtlos mit der orchestralen Begleitung, wobei sie die zarten Melodien ebenso meisterhaft beherrschte wie die kraftvollen Tutti-Passagen.

Mendelssohns Meisterwerk: Ein Sturm der Gefühle

Die magische Atmosphäre erreichte ihren Höhepunkt, als das Orchester und Hahn gemeinsam in die dramatischen Passagen des zweiten Satzes eintauchten. Das Konzert für Violine und Orchester op. 64, ein Spiegelbild der romantischen Sturm-und-Drang-Ära, faszinierte durch seine wechselnden Stimmungen. Von zarten lyrischen Momenten bis zu stürmischen Ausbrüchen schuf Mendelssohn eine reichhaltige Klangpalette, die von Solistin Hahn,Orozco Estrada und der Filarmonia Joven de Colombia meisterhaft präsentiert wurde.

Dynamik und Präzision: Orchester in Bestform

In den schnellen Sätzen des Konzerts bewies das orchester nicht nur seine technische Versiertheit, sondern auch die beeindruckende Fähigkeit zur dynamischen Gestaltung. Orozco Estrada navigierte das Orchester mit Präzision durch die raschen Wechsel der Tempi, wobei jede Gruppe von Instrumenten ihre eigene Rolle mit Bravour spielte. Die Holzbläser strahlten in den lyrischen Passagen, die Blechbläser setzten kraftvoll Akzente, und die Streicher lieferten eine klangliche Vielfalt, die das Publikum in ihren Bann zog.

Begeisternder Schlussakkord

Konzertimpression von Vanessa Bösch
Konzertimpression von Vanessa Bösch

Die Schlussakkorde hallten durch den Konzertsaal, und das Publikum brach in tosenden Applaus aus. Orozco Estrada, Hilary Hahn und die Filarmonia Joven de Colombia ernteten langanhaltende Ovationen für ihre herausragende Leistung. Die emotionale Tiefe, die technische Brillanz und die harmonische Zusammenarbeit zwischen Solistin und Orchester machten das Werk Mendelssohns zu einem aussergewöhnlichen Erlebnis. Die Kombination aus Orozco Estradas leidenschaftlicher Dirigierkunst, Hahns virtuosem Violinspiel und dem beeindruckenden Können des jugendlichen Orchesters schuf einen unvergesslichen Abend. Mendelssohns Konzert für Violine und Orchester wurde in all seiner Pracht und Emotionalität zum Leben erweckt, und das Publikum erlebte die Magie der Musik in ihrer reinsten Form.

DMITRI SCHOSTAKOWITSCH Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47

Grundsätzliches zum Werk

Das Werk ist viersätzig wie eine romantische Sinfonie, einfach aufgebaut mit Rückgriffen auf altbekannte formale Vorbilder, zum Beispiel die Sonatensatzform oder die Scherzo Form. Und: Sie führt, wie man das seit Beethoven kannte, «vom Dunkel ins Licht», «per aspera ad astra». Der erste Satz ist ein typisch Schostakowitsch er Sonatensatz, mit einer dramatischen, kraftvollen, marschartigen Durchführung, die allerdings auch ihre grotesken Masken hat. Der zweite Satz ist ein
beliebtes Scherzo. Der dritte, langsame Satz, wird gemeinhin als das
Zentrum des Werkes aufgefasst. Es ist ein sehr nachdenklicher Satz,
der für russische Kommentatoren klare Trauerthemen enthält, wobei
bezeichnenderweise die für russische Beerdigungen charakteristischen
Blechbläser in diesem Satz fehlen; in der Tat bäumt sich der Satz zu
einem gewaltigen emotionalen Tremolo-Höhepunkt auf. Völliger Gegensatz
dazu ist der abrupte, laute Beginn des Finales. Es ist eine leichte
Abwandlung des Marschthemas des ersten Satzes in der Vierten
Sinfonie. Das Finale bietet einen ruhigeren Mittelteil, indem
Schostakowitsch ein Eigenzitat hinein “schmuggelt”. Es sind dies Zeilen aus dem
Pushkin-Gedicht “Wiedergeburt”, das Schostakowitsch direkt zuvor vertont
hatte; in diesen Worten spricht der von der Macht gebeutelte
Künstler. Direkt im Anschluss beginnt die mächtige anschließende Coda
mit ihrem zweifelhaft optimistischen Schluss.
Das Licht, die Erlösung, ist der Schluss: ein glorioser Marsch, mit fortissimo schabenden Geigen, donnernden Pauken, jaulendem Blech. Den Jubel hat Schostakowitsch derart inszeniert, dass es schon fast wehtut. Ätzend, diese Lautstärke, erbarmungslos, diese Achtel, geschunden, die Membran der Pauke unter diesen Quarten-Schlägen.

Ein Trip, den Du ohne Drogen antreten kannst

Konzertimpression von Vanessa Bösch
Konzertimpression von Vanessa Bösch

Das Orchester und der Dirigent nehmen uns mit auf eine packende Reise durch die Partitur, die eigentlich schlicht unbeschreiblich ist, zu sehr wühlt diese Interpretation auf. Ob Bläser, Streicher, Schlagwerk, Harfe, Triangel, ob piano, Mezzo oder forte, jede Nuance sitzt, jeder Ton, jedes Tempo, die Streicher  ob gestrichen oder gezupft, ob die Bläser sich leicht über die Streicher schwingen oder Tragik und Schmerz schmetternd äussern, die Paukisten mal, sprichwörtlich, so richtig auf die Pauke hauen dürfen. Du weißt nicht, ist das nun schmerzhaft, oder freudig, sogar, am wahrscheinlichsten, schmerzhafte Freude. Nicht nur das Publikum ist gepackt, nein, man sieht auch den Musikern an, wie sie sich freuen, leiden, an – und entspannen, sich dem akustischen Orgasmus entgegenspielen, das Auditorium auf den Trip mitnehmen. Der kontinuierliche Spannungaufbau explodiert nach dem letzten Ton in einer wahren Applausexplosion, Bravorufen und einer langen stehenden Ovation.

Aussergewöhnlich, dass die Darbietenden die Sinfonie auf eine gewisse Art szenisch vortrugen, indem sie mimisch, durch Gesten mit dem Kopf usw. den Druck und den Schmerz ausdrückten, die der Komponist zur Zeit der Entstehung der Sinfonie durchlebte.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Vanessa Bösch und  http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/  

Homepages der andern Kolumnisten:

www.marinellapolli.ch

www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch

www.maxthuerig.ch

Konzertimpression von Vanessa Bösch

Andrés Orozco-Estrada Leitung

Konzertimpression von Vanessa Bösch

Hilary Hahn Solistin Violine

Konzertimpression von Vanessa Bösch

 

  • Aufrufe: 48

LAC Lugano, Arthur Millers Blick von der Brücke’, besucht von Marinella Polli

Massimo Popolizio, Regisseur und Protagonist in Blick von der Brücke

Szenenbild der Vorstellung am LAC

Produktion und Besetzung:
Compagnia Umberto Orsini,
Teatro di Roma – Teatro Nazionale,
Emilia Romagna Teatro ERT / Teatro Nazionale
Regie Massimo Popolizio
Bühnenbild Marco Rossi Licht Gianni Pollini
Kostüme Gianluca Sbicca Ton Alessandro Saviozzi
Eddie Carbone, Massimo Popolizio
Beatrice Carbone, Valentina Sperlì
Avvocato Alfieri, Michele Nani
Marco, Raffaele Esposito
Rodolfo, Lorenzo Grilli
Catherine, Gaja Masciale
Tony, Felice Montervino
I Agente, Gabriele Brunelli
II Agente, Adriano Exacoustos
Louis, Marco Parlà

Am LAC ist in diesen Tagen ‘Uno sguardo dal ponte’ (,Ein Blick von der Brücke’, ‘A View from the Bridge’) über die Bühne gegangen. Dieses Drama von Arthur Miller ist weniger bekannt als sein ‘Tod eines Handlungsreisenden‘ aber sicher nicht weniger tief.

Von Titeln und Brücken 

Massimo Popolizio und Valentina Sperlì als Beatrice Carbone
Massimo Popolizio und Valentina Sperlì als Beatrice Carbone

Die Brücke, auf die der Titel des Stücks anspielt, ist die New Yorker Brooklyn-Bridge. In einer Szene denkt der Rechtsanwalt Alfieri gerade dort über die Geschehnisse. Alfieri, den von Eddie zu Rate gezogen wird, ist der Erzähler, eine direkte Beziehung (eine Brücke?) zum Publikum, eigentlich auch eine Art Chor wie in den griechischen Tragödien.

Die Tragödie eines Mannes

Massimo Popolizio, Regisseur und Protagonist in Blick von der Brücke
Massimo Popolizio, Regisseur und Protagonist in Blick von der Brücke

Der Protagonist Eddie Carbone, ein italoamerikanischer Hafenarbeiter, lebt mit seiner Frau Beatrice und seiner Nichte Catherine in Brooklyn, wo viele Einwanderer aus Sizilien leben. Als sich die Nichte in einen von diesen verliebt………
Miller verbindet in einem literarisch grossartigen Werk Gesellschaftskritik und Psychoanalyse, aber es geht hier im Grunde eher um die Tragödie eines einzelnen Mannes, um kranke Liebe und Eifersucht, und weniger um Migration und die damalige Situation der Italiener in NYC.

Eine total packende Inszenierung

Ein grossartiger Massimo Popolizio als Eddie Carbone
Ein grossartiger Massimo Popolizio als Eddie Carbone

Der Regisseur Massimo Popolizio konzentriert sich nicht auf die soziale Situation der Migranten aus Sizilien, sondern sehr figurennah auf den Charakter und auf die Gefühle des Hafenarbeiters Eddie. So wie auch auf dessen dramatische private Geschichte, auf die emotionale Entfremdung des Protagonisten von seiner Frau Beatrice, und auf die immer krankhaftere Anziehung für seine Nichte. Die Tragödie wird vom Regisseur sehr schlüssig gezeichnet, dank auch der perfekten Charakterisierung des Anwalts, welcher, wie schon gesagt, nicht nur Erzähler ist, sondern Mediator, Moderator, mehr:  er hat sozusagen die gleiche Funktion des Chors in der antiken Tragödie. Obwohl die Psychoanalyse, die so typisch für die amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts ist, sehr wichtig in diesem Stück ist, lässt das Ende aber sofort an das Schicksal, an das blinde Fatum denken, das man leider immer hinnehmen muss.

Eine Klasse Besetzung

Massimo Popolizio als Eddie Carbone und Gaia Masciale als Catherine
Massimo Popolizio als Eddie Carbone und Gaia Masciale als Catherine

Der Regisseur Massimo Popolizio selber in der Rolle von Eddie Carbone ist einfach grossartig. Und das, besonders wenn er eifersüchtig wie ein Adoleszent reagiert, nachdem er die Liebe zwischen Catherine und dem Migranten Rodolfo erfährt. Zuerst grotesk, dann wahnsinnig bis zum tragischen Rache-Schuss, dennoch immer plausibel. Ebenso wie Gaja Masciale in der Rolle der Nichte Catherine, die Eddie als Waise aufgenommen hat. Glaubwürdig in ihrer harmlosen, naiven Zuneigung  für den Onkel, sowie auch als Objekt der Begierde, und wirklich rührend, wenn sie am Schluss versteht, dass es sich für ihn um eine ganz andere Art von Liebe handelt. Typengerecht besetzt und ebenfalls plausibel Valentina Sperlì als Beatrice, die duldsame, unterwürfige Ehefrau, die aber versucht, das Mädchen zu mehr Distanz zu bewegen, sobald sie die Gefährlichkeit der Situation erkennt. Den drei Schauspielern ebenbürtig sind Lorenzo Grilli als immer fröhlicher Rodolfo, Beatrices Cousin, in den sich Catherine verliebt, so wie Raffaele Esposito als Marco. Ideal besetzt Michele Nani als Rechtsanwalt Alfieri, der die furchtbare Tragödie kommen sieht.

Das Bühnenbild und die Kostüme 

Szenenbild der Vorstellung am LAC
Szenenbild der Vorstellung am LAC

Nicht zuletzt dank Marco Rossis Bühnenbild sehen wir eine freie, zeitlose und fast abstrakte Inszenierung. Die mit den sparsamen aber eloquenten Details ausstaffierte Bühne besteht aus einer kleinen und klaustrophobischen Wohnung, in welcher man sich ziemlich eng bewegt,  und aus trostlosem, billigem Mobiliar, das typisch für die Wohnverhältnisse eines Hafenarbeiters ist. Im Hintergrund schwarze Silhouetten von Laufstegen und Containern. Gianni Pollinis Light Design, betont jedes psychologische Register. Sehr eloquent sind auch die Kostüme von Gianluca Sbicca: ein aufreizender Minirock und leichte, kokette Frühlingskleider für eine Catherine, die mehr und mehr Selbstbewusstsein und erste Emanzipationszeichen zeigt; schwarz für die aus Süditalien stammende Ehefrau; dunkle Anzüge aus den 50er Jahren für den Protagonisten und für den Rechtsanwalt Alfieri.

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos    Marinella Polli  Yasuko Kageyama :https://www.luganolac.ch/it/lac/home

Homepages der andern Kolumnisten:  www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch www.leonardwuest.ch

Ein grossartiger Massimo Popolizio als Eddie Carbone

Massimo Popolizio als Eddie Carbone und Gaia Masciale als Catherine

OSI LAC Lugano_Foto Kaupo Kikkas

 

  • Aufrufe: 47

The Manhattan Transfer KKL Luzern, 13.11.2023 besucht von Léonard Wüst

The-Manhattan-Transfer

Konzertfotos von Max Thürig

Besetzung:
Janis Siegel, Cheryl Bentyne, Alan Paul und Trist Curless alle Vocals
Varon Gershovsky Piano
Boris Kozlov Bass
Ross Pederson Drums

Kein Zweifel: The Manhattan Transfer ist die wohl legendärste Gesangsformation auf Erden, die im Lauf der letzten 50 Jahre dank unzähliger mitreissender Konzerte und Aufnahmen ein Millionenpublikum fand. Ihr Repertoire reicht von bekannten Stücken aus der Swing-Ära über Doo-Wop und Jive bis zu Pop-Welthits, mit denen sie die Hitparaden stürmten. 1981 schrieb das Quartett Musikgeschichte, indem es einen Grammy für Jazz und einen für Pop einheimste. Besonders spektakulär ist ihre Vocalese-Technik: In geradezu halsbrecherischer Manier werden instrumentale Jazzsoli mit unglaublicher Präzision und unüberbietbarer Intonationssicherheit nachgesungen. Nun aber brechen Janis Siegel, Cheryl Bentyne, Alan Paul und Trist Curless (der den 2014 verstorbenen Bandgründer Tim Hauser ersetzte) zu ihrer «World Farewell Tour» auf, um sich von den grossen Bühnen der Welt und ihren vielen Fans zu verabschieden und hatten dafür, nach November 2007, auch einen Auftritt im Luzerner KKL programmiert, sehr zur Freude der grossen Fanschar, altersmässig durchmischt, die den Konzertsaal füllte.

 

Streifzug durch 50 Jahre  Bandgeschichte

Konzertfotos von Max Thürig
Konzertfoto von Max Thürig

Das gutgelaunte, Publikum im praktisch ausverkauften Konzertsaal erfreute sich ob den, chronologisch entsprechend ihrer Veröffentlichung dargebotenen Songs, beginnend mit Nummern aus dem allerersten Album, das schlicht und einfach «The Manhattan Transfer» 1975 hiess, über «Atlantic» mit dem Glenn-Miller-Hit «Tuxedo Junction» bis hin zum Jazz-Rap «Cantaloop» aus ihrer vorletzten CD, Coming Out und Pastiche beide 1986  bis zu The Junction 2018 und Fifty 2022.

 

 

 

50 Jahre Tourneeerfahrung geschickt ausgespielt

Konzertfotos von Max Thürig
Konzertfoto von Max Thürig

Die äusserst routinierten Performer*innen gingen das Ganze sehr geschickt an, indem sie uns nur spärlich ihre bekanntesten Nummern servierten, diese immer in ein Set von 5 6 Songs verpackten und so uns Zuhörer stimmungsmässig langsam, aber sicher hochschaukelten.

Dass sie aber mit «Chattanooga Choo Choo», «Take the A Train» und«On A Little Street In Singapore», wie im November 2007, nicht nur meine absoluten Lieblinge und, akkordmässig, ihre absoluten Topnummern, wieder nicht vortrugen, erstaunte schon etwas.

Dafür wurden wir etwas entschädigt mit «Route 66»,«Bahia» und anderen «Knallern» aus ihrem schier unerschöpflichem Repertoire, dass sie sich über die letzten fünf Dekaden erarbeitet haben.

Die vier Vocalist*innen wurden von einer ausgezeichneten Jazz Combo begleitet, aus der Pianist/Keyboarder Yaron Gershovsky besonders herausstach.

Konzertfotos von Max Thürig
Konzertfoto von Max Thürig

Das Schlussbouquet mit den grossen Nummern «Birdland», «Boy from New York City» und «Tequila», animierten das Auditorium, stehend und klatschend mitzutanzen und so die Protagonisten unaufhörlich auf die Bühne zurückklatschten, bis diese sich «erbarmten» und wir noch in den Hochgenuss einer Supplement – Zugabe noch die Liebeserklärung an das Luzerner Konzertpublikum in Form ihres einzigen Single Nr., 1 Hits in den englischen Charts 1977 , «Chanson d’Amour», das vom begeisterten Publikum auch lange frenetisch und stehend abgefeiert wurde.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos   Max Thürig und www.allblues.ch

Homepages der andern Kolumnisten:  www.marinellapolli.ch                        www.gabrielabucher.ch
 
 

Konzertfotos von Max Thürig

The-Manhattan-Transfer

Konzertfotos von Max Thürig

Konzertfotos von Max Thürig

Konzertfotos von Max Thürig

Konzertfotos von Max Thürig

  • Aufrufe: 48

Jubiläumsfest Figurentheater, 11. und 12.11.2023, Luzerner Theater besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Ab Homepage LT:Das Figurentheater des Luzerner Theaters wird in dieser Spielzeit 40 Jahre alt – das soll gefeiert werden! Mit verschiedenen Ateliers und Produktionen kam beim Jubiläumsfest am 11. und 12. November die ganze Familie auf ihre Kosten. Der Event eröffnete zudem die Spielzeit des Figurentheaters in der Box auf dem Theaterplatz, wo bis Ende Januar verschiedenste lokale und internationale Gäste Inszenierungen für Gross und Klein präsentieren. Zitatende.

Rauschendes Jubiläumsfest des Figurentheaters Luzern

Konrad  das Kind aus der Konservenbüchse Foto Martin Volken
Konrad das Kind aus der Konservenbüchse Foto Martin Volken

Die Box des Luzerner Theaters ist für die nächsten Wochen zur «Kinderüberraschung» geworden, eine Box in der Box für Kinder. Das Figurentheater, eine Sparte des Luzerners Theaters, musste vor Kurzem seinen Standort an der Industriestrasse aufgeben, jetzt hat es sich in der Box des Luzerner Theaters eingerichtet und wird diese bis Ende Januar mit zahlreichen regionalen und internationalen Produktionen für die ganze Familie bespielen. Am letzten Wochenende wurde die Saison eröffnet und zudem auch gleich das 40-jährige Jubiläum des Figurentheaters gefeiert.

Spielerisches Warten

Konrad  das Kind aus der Konservenbüchse Foto Martin Volken 1
Konrad das Kind aus der Konservenbüchse Foto Martin Volken

Im kindergerecht eingerichteten Foyer der Box herrscht ein grosses Gewusel. Überall gibt’s Kisten mit Kinderbüchern, ein Junge winkt stolz vom «hohen Ross» aus Holz neben der Sirup-Bar, im Strandkorb liest ein Vater seinem Sohn aus einem Buch vor, zwei Kinder inspizieren das noch unbesetzte Häuschen der «Kuscheltier-Adoptionsstelle», eine Grossmutter kauft ihrem Enkel an der Sirup-Bar ein paar dieser unheimlich süss-sauren Fruchtgummischlangen und ein Grossvater macht ein Selfie mit dem Grosskind, so vertreibt man sich die Zeit bis zum Einlass in den Saal.

Unterhaltung auf allen Rängen

Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn
Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Sibylle Grüter und Jacqueline Surer, alias Gustavs Schwestern, zeigen dort ihr Stück «Konrad, das Kind aus der Konservenbüchse». Die Geschichte des Jungen aus der Dose hat Tiefgang, ist aktuell und mangelt nicht an Anspielungen und Seitenhieben. Gelacht wird darum genauso auf den oberen Rängen unter den Erwachsenen wie bei den Kindern unten bei der Bühne. Das sei auch ihr Anspruch, erklärt Jacqueline, mit ihren Stücken wollen sie Kinder und Erwachsene ansprechen. Die Kinder sind konzentriert, die meisten von ihnen scheinen Figurentheater-Erfahrung zu haben. Das bestätigt Jacqueline, welche zusammen mit Sibylle das Theater seit der Saison 2018/19 leitet. «Wir haben uns in den letzten Jahren ein Stammpublikum erarbeitet an der Industriestrasse, man kennt uns mittlerweile». Dass sie die nächsten Monate hier in Theaternähe spielen dürfen, sei eine gute Chance, noch besser wahrgenommen zu werden und ein neues Publikum anzusprechen. «Viele denken bei Figurentheater leider oft nur an Kasperle und Marionetten, aber es ist so viel mehr!»

Live-Erlebnis ist gefragt

Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn
Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Auf die Frage, welche Stücke am meisten Zuspruch hätten, meint sie lachend «alle»! Die Auslastung der letzten Saison von 98% bestätigt dies. Und nein, TV, Tablet und Co. hätten sich nicht negativ ausgewirkt für sie. «Im Gegenteil, wir erleben im Moment eine Art Umschwung. Was am Bildschirm läuft, kennen die Kinder mittlerweile. Aber hier stehen Menschen auf der Bühne und spielen. Besonders nach Corona ist dieses Live-Erlebnis zu einem grossen Bedürfnis geworden.» Vor allem beliebt seien die Stücke für Kinder ab 18 Monaten bis 6 Jahren. «Für ältere Kinder wird’s schwieriger, vor allem auch wegen deren Freizeitauslastung. Es ist uns aber wichtig, Grundlagenarbeit zu leisten, damit die Kinder auch später ins Theater kommen.»

Kreative Kinder und Väter

Konrad das Kind aus der Konservenbüchse Foto Martin Volken
Konrad das Kind aus der Konservenbüchse Foto Martin Volken

Das Jubiläums-Wochenende ist ein voller Erfolg: Die Theaterstücke am Samstag und die beiden «Jubiläums-Päckli» vom Sonntag sind ausverkauft. In Workshops dürfen am Sonntag Figuren aus einem Stück Schaumstoff geformt werden. Das Abbinden des Kopfes per Kabelbinder hat zwar etwas leicht Makabres, ist aber einfach und effizient. Etliche kämpfen mit den Tücken des Materials, das Tendenz hat, sich statisch aufzuladen und sich mit Schere nicht so leicht bearbeiten lässt. Dafür gibt’s Japanmesser, ein nicht ganz einfacher Anblick für Aussenstehende, aber die Eltern scheinen die Fähigkeiten ihrer Kinder zu kennen und es passiert nichts. Auch mit Figuren fürs Schattentheater darf experimentiert werden. Am eifrigsten am Werk ist dort ein Vater. Mit totaler Hingabe schneidet er wundervolle Fabelwesen aus dem schwarzen Karton, «under the spell» heisst es sinnigerweise auf seinem T-Shirt. Als Belohnung und Jubiläums-Geschenk improvisiert danach die Band «Frächdächs» musikalisch und verbal über Themen, die sich gerade anbieten, schräge Geschichten aus dem Moment heraus, auch hier ein Vergnügen für Jung und Alt.

Im Foyer gibt’s noch einen Sirup, bei der Kuscheltier-Adoptionsstelle hat sich was getan, Dachs «Timor» und Känguru «Benedikt» haben ein neues Zuhause gefunden, Bär «Bärnadette» ist aber leider immer noch heimatlos.

Das Figurentheater hat ein wunderbares Jubiläums-Eröffnungsfest gefeiert, bleibt nur ein grosser Wunsch offen: Ein neuer Raum fürs neue Jahr!

Programm und weitere Infos unter www.luzernertheater.ch/figurentheater

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: Fotos von Ingo Hoehn und Martin Volken  www.luzernertheater.ch

Homepages der andern Kolumnisten: www.marinellapolli.ch

www.herberthuber.ch www.leonardwuest.ch www.maxthuerig.ch

Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Jubiläumsfest Figurentheater_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

  • Aufrufe: 39