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Lifestyle

Luzerner Theater Tanz, Exploration of Energy, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Lida Doumouliaka

Produktionsteam

Choreografie
Lida Doumouliaka
Bühne, Kostüme und Licht Caro Stark
Dramaturgie
Wanda Puvogel

Jae-Duk Kim

Produktionsteam
Bühne, Kostüme und Licht
Caro Stark
Dramaturgie
Wanda Puvogel
Besetzung: Tanz Luzern

Exploration of Energy Foto Andreas Etter
Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Unter dem Titel «Exploration of Energy» zeigt das Luzerner Theater zwei Ballett-Uraufführungen, welche, wie der Titel es sagt, die Energie erforschen, dies auf ganz unterschiedliche und trotzdem auch ähnliche Weise. Der südkoreanische Choreograph Jae-Duk Kim erzählt nicht primär Geschichten auf der Bühne, er will vor allem Stimmungen wiedergeben und Atmosphären schaffen mit der Musik, die er selber komponiert. Und das gelingt ihm hervorragend in seinem Stück «JE-UI», welches als Uraufführung im Luzerner Theater seit Mitte Oktober und noch bis Januar 2024 auf dem Programm steht. «JE-UI» kommt aus dem Chinesischen und bedeutet so viel wie Ritus. An einen Ritus erinnert auch die erste Szene. Der Vorhang hebt sich auf eine eng zusammenstehende Gruppe schwarzgekleideter Tänzer*innen mit achteckigen Hüten auf gesenkten Köpfen. Die anfänglich sehr langsamen, fliessenden Bewegungen haben etwas Religiöses, aber auch etwas Mystisch-Unheimliches. Einerseits blinken auf den Hüten ab und zu kurze Lichter auf wie Augen von Aliens, ob gewollt oder nur der Wiederschein der Scheinwerfer sei dahingestellt. Andererseits erinnern die ersten, elektronischen Beats an eine Totenglocke.

Exploration of Energy Foto Andreas Etter
Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Die Gruppe beginnt sich zu bewegen, anfänglich sind aber nur Hände wirklich sichtbar, bewegen sich synchron nach vorne, recken sich nach oben, zeichnen sich haarscharf ab auf den schwarzen Kostümen. Dann dividiert sich der Knäuel in individuelle Bewegungen, um aber immer wieder in gleichfliessende Gesten zurückzufinden. Was sanft und schwingend beginnt, ab und an wie in Zeitlupe, nimmt immer mehr an Fahrt auf. Köpfe, Gesichter werden sichtbar, später fallen auch die Hüte und die schwarzen Übermäntel. Immer wieder finden die Körper sich zwar in diese langsamen synchronen Bewegungen, dann erinnern sie an Roboter, manchmal an asiatischen Kampfsport, die Musik mit ihrem Beat treibt sie aber auch immer wieder an und setzt sich gleichzeitig im Körper der Zuschauer fest. Frenetisch steigern sich die Tänzer*innen in fast unvorstellbar schnelle Bewegungsabläufe, denen man gegen Ende kaum mehr folgen kann. Standing Ovations in der Pause sind nicht üblich, aber man konnte nicht anders als aufstehen, um die Tänzer*innen für diese unglaubliche Leistung zu honorieren.

 

 

 

Zu Bewegung gewordene Musik

Exploration of Energy Foto Andreas Etter
Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Im zweiten Teil steht Strawinskis «Sacre du Printemps» auf dem Programm, auch da geht es um einen Ritus. Aber wie Jae-Duk will die griechische Choreographin Lida Doumouliaka nicht die Geschichte dieses Stücks erzählen, sie will dessen Musik sichtbar machen. Sie analysiert die Partitur und setzt sie um in Bewegungen. Mit dem Wissen um die Komplexität dieser Komposition fragt man sich, ob das gelingen kann. Aber auch das gelingt hervorragend! In erdfarbenen, fliessenden Kostümen erzählen die Tänzer*innen die Musik so, dass sie wirklich sichtbar wird. Genau so müssen die Trompetenklänge aussehen, genau so das Fagott-Solo, genau diese zitternden Körper interpretieren die Streicherpassage, Armbewegungen, Hebungen, verlangsamte Schritte, alles macht Sinn, erzählt die Musik und damit auch eine ganz eigene Geschichte. Man sitzt da, fasziniert, berauscht und mit ab und zu einem inneren Lachen vor lauter Begeisterung über eine besonders expressive Passage, eine besonders gelungene Interpretation.

Exploration of Energy Foto Andreas Etter
Exploration of Energy Foto Andreas Etter

In beiden Stücken wird dem Tanz-Ensemble alles abverlangt, die Energie wird bis an ihre Grenzen erforscht und ausgelotet, die Leistung scheint fast unmenschlich, die Begeisterung des Publikums ist dementsprechend riesig und kennt ebenfalls fast keine Grenzen.

Fazit dieses aussergewöhnlichen Abends: Hingehen und sich berauschen lassen von diesen zwei grossartigen Tanz-Riten!

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: Szenenfotos von Anbdreas Etter www.luzernertheater.ch

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Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

Exploration of Energy Foto Andreas Etter

 

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Oper Leipzig Wolfgang Amadeus Mozart Die Zauberflöte Premiere: Sa. 28.10.2023, besucht von Léonard Wüst

Oper Leipzig Foto Kirsten Nijhof

Der Vorhang geht bald auf für Mozarts Zauberflöte

Szenenbild aus „Die Zauberflöte“ an der Oper Leipzig

 

Inszenierung und Besetzung
Musikalische Leitung Jonathan Darlington
Inszenierung Matthias Davids
Bühne und Video Mathias Fischer-Dieskau
Kostüme Susanne Hubrich Licht Guido Petzold
Dramaturgie Kara McKechnie Choreinstudierung Thomas Eitler-de Lint
Chor der Oper Leipzig Gewandhausorchester
Sarastro Randall Jakobsh Tamino David Fischer
Sprecher Mathias Hausmann Erster Priester Sejong Chang
Zweiter Priester Sven Hjörleifsson Dritter Priester Marian Müller
Königin der Nacht Julia Sitkovetsky Pamina Samantha Gaul
1. Dame Olga Jelínková 2. Dame Kathrin Göring
3. Dame Nora Steuerwald 1. Knabe Ceano Hall
2. Knabe Arthur Geisler 3. Knabe Hannes Becker
Papageno Jonathan Michie Papagena Alice Chinaglia
Monostatos Dan Karlström
1. geharnischter Mann Sven Hjörleifsson
2. geharnischter Mann Sejong Chang

 

Grundsätzliches zum Werk
Prinz Tamino und Pamina, fast noch Kinder, werden sowohl von Sarastro wie von der sternflammenden Königin der Nacht manipuliert: Pamina, Tochter der Königin, wurde von Sarastro entführt. Die zwei Machtinhaber vertreten das Männliche und das Weibliche und kämpfen, von der absoluten Richtigkeit ihrer jeweiligen Systeme überzeugt, um den siebenfachen Sonnenkreis, Symbol der alleinigen Vormachtstellung in der Welt. Die beiden jungen Menschen aber kämpfen vor allem um eins – um ihre Liebe. Papageno, Taminos Begleiter bei der gefährlichen Mission und von Beruf Vogelfänger in Stellung bei der Königin, sorgt als Vertreter alles Irdischen mit Witz und Charme für Bodenhaftung und, glücklich vereint mit Papagena, für Nachwuchs.

Szenenbild von Tom Schulze  Die Zauberflöte an der Oper Leipzig
Szenenbild von Tom Schulze Die Zauberflöte an der Oper Leipzig

Emanuel Schikaneder hat als Vorlage u.a. das Märchen „Prinz Lulu oder die Zauberflöte“ von August Jacob Liebeskind verwendet. Sein Libretto und insbesondere Mozarts Musik fordern ein Theater, das die verwandelnde Kraft der Liebe offenbart und eines, das die Grenzen scharf beleuchtet, wenn die Liebe sich nicht durchzusetzen vermag. Obwohl die Oper bereits 1791 uraufgeführt wurde, hat diese Thematik einen–leider– hoch aktuellen Bezug. In „Die Zauberflöte“ sind es diese diametralen Reiche und ihre Machthaber, des weibliche verkörpert durch die Königin der Nacht, auf der andern Seite das männliche, durch Sarastro und seine Ausführungsgehilfen.

Magische Klänge in Leipzig

Eine Opern Première ist immer auch ein Stelldichein der «haute volée» und der Adabeis einer Stadt. Das war auch in Leipzig nicht anders und so grüsste man jene und jenen in den Foyers des Traditionshauses Augustusplatz.

Political correctness hält auch an Opernhäuser Einzug

Zauberflöte Szenenfoto von Tom Schulze
Zauberflöte Szenenfoto von Tom Schulze

Worte wie „Weib“ und „Mohr“ sind inzwischen tabu, sogar bei Aufführungen von Mozarts Dialogoper „Die Zauberflöte“, die man heute wohl eher als Musical bezeichnen würde. An der Oper Leipzig hat Regisseur und Musical-Experte Matthias Davids diese jetzt nicht nur im Text, sondern auch sonst konform umgearbeitet. So singt man zwar textbuchkonform von Weibern, im Übertitel aber wird Frauen geschrieben. Der «böse Mohr» mutiert politisch korrekt, zum «bösen Mann usw.

Bevor sich der Vorhang hebt, während der Ouvertüre erscheinen die Figuren auf der Vorbühne und gucken erst neugierig, dann verwirrt in den Orchestergraben, bevor sie sich wieder in die Kulissen zurückziehen.

Nach der schwungvollen Ouvertüre hebt sich der Vorhang und es züngelte bedrohlich eine auf die Kulisse projizierte, riesige  Kobra

 

 

 

 

 

Ein Moderner und Zugänglicher Ansatz

Papageno
Papageno

Die Produktion zeichnete sich durch einen modernen und unbeschwerten Ansatz aus, der auf politische Korrektheit und Zugänglichkeit setzte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Innovative Bühnengestaltung

Papagena und Papageno
Papagena und Papageno

Die Bühne hatte in der Mitte eine geneigte Fläche, die von Spiegelwänden umgeben war, was einen einfallsreichen Raum schuf. Bei Matthias Fischer-Dieskau (Bühne und Video) sind aber keine Kulissen aufgebaut, lediglich eine Spiegelwelt dreier großer Spiegel ist zu sehen: Ein üppiges optisches Spektakel mit Lichteffekten, Schattenspielen, Projektionen, in der vor allem die fantastisch-modernen Kostüme von Susanne Hubrich eindrucksvoll zur Geltung kommen und v den Charakteren eine verspielte Note verleihen.

 

 

 

 

 

 

Starke Darbietungen

Szenenbild aus „Die Zauberflöte“ an der Oper Leipzig
Szenenbild aus „Die Zauberflöte“ an der Oper Leipzig

Besonders bemerkenswerte Darbietungen waren die von Amelie Petrich als Papagena, die in ihrer begrenzten, aber denkwürdigen Rolle glänzte, und von Dan Karlström als Monostatos, beide lieferten starke Darstellungen. Randall Jakobsh überzeugte als Sarastro, und Samantha Gauls Pamina zeichnete sich durch Klarheit aus. Zudem bewiesen Samantha Gaul, Pamina und David Fischer, Tamino, dass Arien, gesungen im Jeansoutfit, keineswegs an Qualität einbüssen müssen.

Taminos Arie „Wie stark ist nicht Dein Zauberton“ mit großem Elefanten sowie die „Feuer- und Wasserprobe“ die das Prinzenpaar tatsächlich von den Elementen umgeben zeigt. David Fischer ist dabei ein jungenhafter Tamino mit schönem Ton und lockerem Spiel, dem jungen Leonardo di Caprio gleich, wie meine Begleiterin bemerkte.

Szenenbild aus „Die Zauberflöte“ an der Oper Leipzig
Szenenbild aus „Die Zauberflöte“ an der Oper Leipzig

Samantha Gaul ist die perfekt dazu passende, mädchenhafte Pamina. Sie singt ihre Partie glockenhell und überzeugt mit sehr natürlichem Spiel, das auch die Zwischentöne und Unausgesprochenes reflektiert. In ihrer Reaktion sieht man viel mehr von der doppeldeutigen Übergriffigkeit des „In diesen heil ‘gen Hallen“ als in Sarastros Gesang. Auch im zärtlichen „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ mit dem burschikos aufspielenden, flapsig-heutigen Papageno (Jonathan Michie) lässt sie die Möglichkeiten einer anderen Wendung durchscheinen.

Freude, Schalk und Ironie verbreiteten auch die lebenslustigen drei Damen Olga Jelinkowa, Katrhin Göring und Nora Steuerwald und die drei Thomanerknaben führten Tamino und Papageno voller Elan und Sangesfreude durch die diversen Prüfungen.

Minimalistische Bühnengestaltung

Die Produktion zeichnete sich durch einen minimalistischen Ansatz bei der Bühnengestaltung und den Einsatz von Projektionen aus, insbesondere bei der Darstellung von Tieren.

Starke Priester-Szenen

Die Priester-Szenen der Produktion wurden als einer der stärksten Momente empfunden.

Musikalische Meisterleistung

Im Orchestergraben wurde die Aufführung vom Gewandhausorchester unter souveräner Leitung von Jonathan Darlington begleitet.

Glanzvolle Chorszenen

Die Chorszenen wurden als Höhepunkt angesehen, mit klarer Artikulation und wunderschönem Gesang.

Moderne Interpretation

Tamina mit der Zauberflöte
Tamina mit der Zauberflöte

Zusammenfassend bot die Produktion der Leipziger Oper von “Die Zauberflöte” unter der Regie von Matthias Davids eine moderne und zugängliche Interpretation mit innovativen Elementen sowohl in der Inszenierung als auch im Kostümdesign. Bemerkenswerte Darbietungen und gut umgesetzte Chorszenen trugen zum Gesamterlebnis bei, während der Ansatz der Produktion zu bestimmten Themen und Symbolen unkonventionell war. Das grösstenteils doch eher dem älteren Semester zuzurechnenden Publikum gefiel diese frische Interpretation vom Mozarts Klassiker sehr gut und es bezeugte dies auch mit entsprechendem Szenenapplaus und einem stürmischen, langanhaltendem Schlussapplaus.

Text: www.leonardwuest.ch

Footos   Tom Schulze  www.oper-leipzig.de

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Die Königin der Nacht bei ihrer wohl berühmtesten Arie

Pamina küsst Tamino kritisch beäugt von Sarastro

 

Szenenbild von Tom Schulze Die Zauberflöte an der Oper Leipzig

Szenenbild aus „Die Zauberflöte“ an der Oper Leipzig

Die drei Thomanerknaben führten durch die Prüfungen Foto Tom Schulze

 

Zauberflöte Szenenfoto von Tom Schulze

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Fond – der «Körper» der Sauce Herbert Huber philosophiert über die Welt der Saucen

Ein Fond ist das aromatische Geheimnis grossartiger Küche

Ein Fond führt zu einer guten Sauce

Fertigsaucen haben oft den Beigeschmack des schlechten Gewissens. In einem selbst gemachten Fond hingegen steckt viel Liebe und weder Geschmacksverstärker noch Konservierungsmittel.

Ein Fond ist niemals eine Sauce. Das kann man im «Pauli», dem in den 50-er Jahren erschienenen und immer noch brandaktuellen Lehrbuch der Köche, nachlesen. Eine perfekte Sauce jedoch kann nur aus einem gehaltvollen Fond entstehen. Fond verleiht einer Sauce, wie man unter Köchen sagt, den «Körper». Ein Fond ist eine klare Brühe, und durch das Binden mit Maizena oder Beurre Manié (Mehlbutter) und eventuell das Verfeinern mit Rahm oder Aufmontieren mit Butter wird sie erst zur Sauce.

Im Luzerner «Continental», damals 1958 an der Morgartenstrasse, wo ich meine Kochlehre absolvierte, und in den Erstklass-Häusern, die ich auf Weiterbildungsreisen besuchte, wurde weder mit Fertigsaucen noch mit fertigen Fonds gekocht. Auch heute gibt es wieder vermehrt Köche, auch junge, die das «à fond Zubereiten» von Fond pflegen. Dazu braucht es die entsprechende Einstellung, etwas Zeit, viel Liebe zum Kochen und das Wissen, wie es geht. Aber es lohnt sich.

Die Deklaration

Ein Fond ist das aromatische Geheimnis grossartiger Küche
Ein Fond ist das aromatische Geheimnis grossartiger Küche

Wenn Küchenchefs eine frische Marktküche propagieren, gleichzeitig aber fixfertige Saucen auftischen, hat das etwas Peinliches. Ich habe überhaupt nichts gegen Maggi, Knorr und die Lebensmittelindustrie im Allgemeinen, doch hat der Gast das Anrecht zu erfahren, was ihm serviert wird. Ich habe auch nichts gegen Argumente wie: «Aus Zeitgründen verwenden wir Convenience-Produkte». Nur eben, wissen möchte ich es. Und dass Hausgemachtes etwas teurer sein darf, versteht sich von selbst.

Die Tradition der Fonds

Ein Fond ist das aromatische Geheimnis grossartiger Küche
Ein Fond ist das aromatische Geheimnis grossartiger Küche

Für die Zubereitung eines erstklassigen Fonds rösten Profiköche kiloweise Knochen mit Gemüsewürfeln an, fügen Tomatenmark bei, bestäuben das Ganze dann mit Mehl und löschen mit Wein ab. Dann füllen sie es mit Wasser auf und lassen es stundenlang in riesigen Braisièren (Bratpfannen) im Ofen oder auf dem Herd köcheln. Zu Hause geht das auch etwas einfacher. Hier meine Tipps für verschiedene Sorten von Fonds, aus denen dann die entsprechenden Saucen gebunden werden können:

Rindfleischfond:

Wenn meine Gertrude jeweils Siedfleisch kocht, mit allen hineingehörenden Gemüsen und Markbein für ihren Göttergatten, reduziert sie anschliessend die durch ein Haarsieb passierte, leicht gesalzene Bouillon etwa um die Hälfte ein, kühlt das Ganze ab und füllt es in ein Tupperware. Ein herrlicher Basis-Fond für ein Voressen oder einen Schmorbraten. Im Kühlschrank ist er etwa eine Woche haltbar. Will sie ihn noch länger aufbewahren, eignet sich das Eiswürfelgeschirr bzw. der Tiefkühler. Die eingefrorenen Portionen füllt sie in ein Plastiksäckli ab und kann sie dann bei Bedarf auftauen.

Kalbfleischfond:

Fond für alle mediterane Saucen
Fond für alle mediterane Saucen

Ein weisses Kalbsvoressen mit Kalbsfüssli im leicht gesalzenen Wasser und weissem Gemüse (Lauch, Knollensellerie, Zwiebel gespickt mit Lorbeerblatt und Nelke) weichkochen. Einen Teil des entstandenen Fonds für die Sauce fürs Essen gleichentags gebrauchen und den anderen Teil noch etwas einkochen und wie oben zum späteren Gebrauch einfrieren.

 

 

 

 

Geflügelfond:

Pouletbrüstchen mit weissem Gemüse in leicht gesalzenem Wasser zugedeckt pochieren. Einen Teil des erhaltenen Fonds einfrieren. Für eine Geflügelsauce und auch für Risotto ist dieser Fond bestens geeignet.

Fischfond:

Wildfond
Wildfond

Frische, fein geschnittene Fischgräte (im Comestibles-Geschäft erhältlich) mit etwas Lauch und Zwiebeln kurz andünsten. Ablöschen mit trockenem Weisswein und mit etwas Wasser auffüllen. Maximal 20 Minuten köcheln lassen. Durch ein Haarsieb passieren und dann ab ins Tupperware beziehungsweise den Tiefkühler.

 

Für die Sauce wird dann der Fond mit Beurre manié oder etwas Maizena gebunden. Mit Rahm und Butterflocken verfeinert und mit dem Stabmixer schaumig gerührt. Abgeschmeckt und über den in etwas Fond gedämpften und warm gestellten Fisch nappieret.

 

 

 

 

Rotweinfond:

Ein Fond ist das aromatische Geheimnis grossartiger Küche
Ein Fond ist das aromatische Geheimnis grossartiger Küche

Kräftigen, gehaltvollen Rotwein mit etwas Zwiebeln und Tomatenwürfeln, etwas roter Peperoni und einem Kalbsfüssli (vorher kurz angebraten) mit Rindfleischfonds zur Hälfte einkochen. Durchs Haarsieb passieren, erkalten lassen und wie beschrieben einfrieren. Die ideale Basis für alle braunen Saucen.

 

 

 

 

Convenience-Food selbst gemacht

Man kann auch noch einen Schritt weiter gehen und bereits fertige, übrig gebliebenen Saucen als Basis für ein nächstes Mal einfrieren. Sozusagen der gebundene Saucenwürfel, hausgemacht. Sie bereiten beispielsweise ein braunes Voressen zu? Machen Sie extra etwas mehr Sauce und frieren einen Teil davon abgeschmeckt ein. Und schon haben Sie für das nächste Mal etwas Basiskonzentrat. Das gleiche gilt für die übrig gebliebene Sauce eines Schmorbratens oder eines weissen Kalbsvoressens.

Unter «Saucen selber machen» gibt es im Internet viele Tipps. Immer wenn das Rezept etwa brauner oder weisser oder Fischfond erwähnt wird, holen Sie das Tupperware mit Ihrem selbst Gemachten, beziehungsweise zücken einen Würfel. Das verleiht Ihrer Sauce den persönlichen Goût – ohne Konservierungsstoffe, ohne Geschmacksverstärker. A propos: Durch das Strecken mit Rahm et cetera verändert sich der Geschmack natürlich. Die Sauce muss also immer erst am Schluss probiert und je nach dem nochmals abgeschmeckt werden.

Wichtig: Vor dem Einfrieren von Fonds oder fertigen Saucen sollte die obenauf schwimmende Fettschicht immer entfernt werden. Denn Fett gefriert bekanntlich nicht und hinterlässt einen ranzigen Geschmack. Ausserdem nicht vergessen, dass Tupperware oder den Beutel mit den gefrorenen Würfeln anzuschreiben: Was ist drin und wann wurde es abgefüllt? Damit es keine bösen Überraschungen gibt.

Text   www.herberthuber.ch

Fotos www.pixelio.de

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Fond zubereiten

Ein Fond ist das aromatische Geheimnis grossartiger Küche

Saucenfond für dunkle Sauce

Hühnerfond

Fonds selbst herstellen

Fonds gibts auch als Convenience

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LAC Lugano Arte e Cultura “La locandiera”, besucht von Marinella Polli

Szenenbild La locandiera
Szenenbild La locandiera

Besetzung und Produktion:
Musikalische Leitung Antonio Latella
Sonia Bergamasco Marta Cortellazzo Wiel Ludovico Fededegni Giovanni Franzoni
Francesco Manetti Gabriele Pestilli Marta Pizzigallo Valentino Villa
Dramaturgie Linda Dalisi
Bühnenbild Annelisa Zaccheria
Kostüme Graziella Pepe
Sounddesign Franco Visioli
Lichtdesign Simone De Angelis
Regieassistent Marco Corsucci
Produktion Teatro Stabile dell’Umbria

Carlo Goldonis Komödien sind beim Publikum sehr beliebt. Themen wie Liebe, Neid, Macht und Geld, die der Venezianer nie ohne Ironie und  Sarkasmus analysiert, scheinen immer noch sehr zu gefallen. Eine neue Produktion des 1752  in Venedig uraufgeführten Bühnenstücks in drei Akten ‚La Locandiera’ (auf Deutsch oft ‚Mirandolina‘) erntete letzte Woche einen grossen Erfolg am LAC (‘Lugano Arte e Cultura’: das Kulturzentrum, das den bildenden und darstellenden Künsten gewidmet ist).

Eine neue Form der Komödie

Mirandolina, die Schauspielerin Sonia Bergamasco
Mirandolina, die Schauspielerin Sonia Bergamasco

Mit diesem Werk hatte Goldoni die Commedia dell’Arte verlassen und eine ganz neue Form des Lustspiels geschaffen: keine Masken mehr, was eine differenziertere Charakterdarstellung der verschiedenen Rollen erlaubt, sowie mehr Aufmerksamkeit für die vielen, rapiden Veränderungen in der Gesellschaft, für die neue Stellung des aufgeklärten Bürgertums der Aristokratie gegenüber, und sogar für eine mögliche Emanzipation der Frauen.

Die tolle Geschichte einer tollen Frau

La locandiera  Szenenfoto
La locandiera Szenenfoto

‚La Locandiera’, eigentlich eines der Meisterwerke des Venezianers, ist eine tolle Komödie, die die spannende Geschichte einer Wirtsfrau erzählt. Der Mirandolina, eben, in deren Absteige oder Locanda in der Umgebung von Florenz die beiden Gäste Marquis von Forlipopoli und Graf von Albafiorita wohnen. Der mittellose Marchese versucht Mirandolina mit seinem Titel zu erobern, der Conte glaubt, er könne mit seinem neuen Geld alles kaufen, Liebe inbegriffen. Genau wie diese  beiden, ist auch der eifersüchtige Hausdiener Fabrizio in die schöne Wirtin verliebt, die sich alles gefallen lässt, ohne ihnen zu sagen, dass sie sich für einen anderen Gast interessiert, den überheblichen Ritter von Ripafratta. Dieser verachtet aber alle Frauen, so dass Mirandolina ihre Spielchen beginnt, um ihn dazu zu bewegen, ……

Liebe, Geld, Intrigen, Frivolität und noch viel mehr 

Mirandolina, die anscheinend frivole Protagonistin dieses spannenden Intrigenspiels ist eine Vertreterin des ‘schwachen’ Geschlechts, ja, eine Frau; eine selbstständige Frau, die immer imstande ist alles selber zu regeln. Man würde sie heute eine ‘bossy’ Frau definieren, die immer auf den eigenen Vorteil bedacht ist, und zwar, ohne grosse Hilfe der Männer; ausser ein paar Geschenke ab und zu, “um diese so netten Gäste nicht zu kränken”, natürlich. All dies, Nota Bene, in einer Zeit, in welcher von Gleichstellung noch nicht die Rede ist, und, erstaunlich genug, bei einem Komödiendichter des 18. Jahrhunderts.

Sonia Bergamasco fasziniert in der Titelrolle

La locandiera  Szenenfoto
La locandiera Szenenfoto

Sonia Bergamasco (auch bekannt für Filme wie ‘Die besten Jahre’, ‘Ich und du’) erhellt den ganzen Abend mit ihrer Präsenz und fasziniert das Publikum als perfekte Interpretin einer sicher nicht einfachen Hauptrolle. Es fehlt ihr wirklich nichts: hier Leichtigkeit, da Schlauheit, da Selbstdistanz, da Melancholie. Bereits bei ihrem ersten Auftritt stellt sie Mirandolina mit allen ihren Wesenszüge, mit ihrer kämpferischen Natur und ihrer Cleverness dar. Spontan und frei, wenn sie den hässigen Ritter von Ripafranca an der Nase herumführt, ohne dass er merkt, bis zum Schluss, wenn die Melancholie, die Trauer fast, in der Komödie überwiegen. Eine grossartige Interpretation, die der talentierten Schauspielerin aus Mailand, eine beeindruckende Darstellung des Schicksals einer Frau ihrer Zeit und, höchstwahrscheinlich, aller Zeiten. Alle Klasse auch die anderen Schauspieler: Ludovico Fededegni, Giovanni Franzoni, Francesco Manetti, Gabriele Pestilli und Valentino Villa in den fünf männlichen Rollen, und die grossartigen Marta Cortellazzo Wiel und Marta Pizzigallo als Ortensia und Dejanira, die zwei Komödiantinnen, die auch in Mirandolinas Locanda unter falschen Adelstiteln logieren.

Eine plausible Inszenierung 

Mirandolina (Sonia Bergamasco) in ihrer Küche
Mirandolina (Sonia Bergamasco) in ihrer Küche

Antonio Latella  weiss mit Wort und Bild mit der ‘Locandiera’ umzugehen. Seine Bearbeitung ist eine perfekt dosierte Mischung aus Witz, Verve, humorvollen Szenen und anderen, die eine Botschaft übermitteln wollen: für eine Frau ist es im Grunde nie leicht, glücklich zu werden – und auch darum geht es in diesem packendem Bühnenklassiker. Dass Goldonis ‘La Locandiera’ nur scheinbar eine leichte Komödie voller Konversation, Irrungen und Wirrungen ist, gelingt es dem Regisseur mühelos zu beweisen. Dazu, dass es hier – wie schon gesagt – keine Spur mehr von der Commedia dell’Arte gibt, stattdessen eine perfekte Charakterdarstellung.

Es bleibt uns nur noch zu sagen, wie das aus sparsamen Elementen (im Hintergrund eine Wand, dazu eine Kochnische, ein Tisch mit Stühlen) bestehende Bühnenbild von Annelisa Zaccheria allen Schauspielern erlaubt, auf der Bühne problemlos zu agieren. Einfach und im heutigen Stil auch die Kostüme von Graziella Pepe, nur ab und zu unnötig die Musik von Franco Visioli, adequat das Light Design von Simone de Angelis.

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos    Marinella Polli  Guido Buganza und Luca del Pia :https://www.luganolac.ch/it/lac/home

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LAC Lugano Arte e Cultura

La locandiera Szenenfoto

La locandiera Szenenfoto

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