Abgeschwächtes Verbrenner-Aus riskiert Technologieklarheit
Vergangene Woche hat die EU-Kommission einen neuen Vorschlag für die
Verordnung über Flottenzielwerte – das sogenannte Verbrenner-Aus –
vorgestellt. Darin werden die Zielwerte für 2035 abgeschwächt. Für den
Klimaschutz, aber auch für die Zukunft der Automobilindustrie ist das ein
falsches Signal, konstatiert Peter Kasten, Leiter des Bereichs Ressourcen
& Mobilität am Öko-Institut, in einer Spezialfolge des Podcasts „Wenden
bitte!“.
„Richtungsklarheit bei der Technologie ist zentral für eine erfolgreiche
Antriebswende hin zum Elektroauto, damit Gesellschaft und Wirtschaft sich
darauf einstellen können“, so Kasten. Im Podcast des Öko-Instituts erklärt
er den Vorschlag der EU-Kommission und was die Regeln für den Klimaschutz
bedeuten.
Zum Podcast „Abschied vom Verbrenner-Aus?“ des Öko-Instituts
[https://www.oeko.de/podcast/s
Klare Richtung vorgeben, um Klimaziele zu erreichen
Die standardmäßige Überprüfung der EU-Verordnung zu Flottenzielwerten ist
aufgrund der wirtschaftlichen Lage in der Automobilindustrie vorgezogen
worden. Die Kommission schlägt nun vor, die Einhaltung der
Emissionsminderungsziele zu Beginn der 2030er Jahre nicht mehr
jahresscharf zu überprüfen, sondern im Durchschnitt der Jahre 2030 bis
2032.
Ab 2035 können zudem grüner Stahl und erneuerbare Kraftstoffe angerechnet
werden, so dass die Hersteller ihre Emissionen nicht wie bisher um hundert
Prozent, sondern nur um 90 Prozent senken müssen.
„Die Anrechnung von erneuerbaren Kraftstoffen wird vermutlich für alle
Hersteller ohne zusätzliche Anstrengungen möglich sein. Emissionsarmen
Stahl zu verwenden, planen Hersteller bereits ein. Der Klimaschutz wird
also aufgeweicht,“ schlussfolgert Peter Kasten.
In den letzten Projektionen der Bundesregierung beträgt die Lücke zu den
Zielen im Klimaschutzgesetz bis zum Jahr 2030 schon jetzt rund 170
Megatonnen. „Die Bundesregierung begrüßt in ihren ersten Stellungnahmen
den Vorschlag der EU-Kommission und steht nun umso mehr in der
Verantwortung zu zeigen, wie sie diese Lücke schließen will.“
Schlupflöcher schließen, Regulierung anpassen
Bei dem Antriebssystem Plug-In-Hybride waren im Jahr 2024 die auf der
Straße in der realen Nutzung gemessenen Emissionen mehr als vier Mal höher
als die für die Regulierung auf dem Prüfstand ermittelten Emissionen. „Es
ist bisher nur Klimaschutz auf dem Papier. Die Regulierung sollte
kontinuierlich angepasst werden und die tatsächlichen Emissionen für Plug-
In-Hybride realistischer abbilden,“ fordert Kasten im Podcast.
Außerdem werden kleine batterieelektrische Pkw mit einem höheren Faktor
bei den Flottenzielen eingerechnet, um den Markt für bezahlbare, kleine
batterieelektrische Fahrzeuge anzukurbeln. Die Definition von klein ist
mit der Grenze von 4,20 Metern für die Fahrzeuge jedoch sehr großzügig.
Bei dieser Definition für kleine batterieelektrische Fahrzeuge dürften
viele Kompaktklassewagen zukünftig wenige Zentimeter kürzer werden. Diese
Grenze sollte also deutlicher auf Kleinwagen angepasst werden, so der
Bereichsleiter.
Anschließend an den Kommissionsvorschlag werden nun der Europäische Rat
und das Europäische Parlament Stellung nehmen. „Es bleibt abzuwarten, was
im weiteren Verlauf verhandelt wird. Die vereinbarten Flexibilitäten zur
Emissionsminderung sollten im vermutlich anstehenden Trilog-Verfahren
nicht weiter erhöht werden,“ sagt Kasten. „Für eine tragfähige Zukunft
braucht die Automobilindustrie klare Regeln für die Transformation zur
Elektromobilität, um auch auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig zu
sein.“
Wissen statt Alltagsberatung
Der Podcast „Wenden bitte!“ des Öko-Instituts richtet sich an alle mit
politischem und ökologischem Interesse aus Politik, Wissenschaft, Medien,
NGOs und Öffentlichkeit. Den Podcast moderieren Mandy Schoßig, Leiterin
Öffentlichkeit & Kommunikation am Öko-Institut, und Nadine Kreutzer,
Journalistin und Moderatorin. Rund eine Stunde lang sprechen sie mit einem
Experten beziehungsweise einer Expertin aus dem Öko-Institut über
anstehende Nachhaltigkeitstransformatione
„Langstrecke der Umweltpodcasts“. Die Spezial-Folgen greifen tagesaktuelle
politische und gesellschaftliche Themen auf.
Podcast „Wenden bitte!“, Episoden der 5. Staffel
Spezial „Abschied vom Verbrenner-Aus?“ mit Peter Kasten, erschienen am 22.
Dezember 2025 [https://www.oeko.de/podcast/s
verbrenner-aus/]
Episode 8 „Wann fahren Lkw elektrisch?“ mit Florian Hacker, erschienen am
4. Dezember 2025 [https://www.oeko.de/podcast/w
Episode 7 „Wie geht Nachhaltigkeit im Sport?“ mit Hartmut Stahl,
erschienen am 23. Oktober 2025 [https://www.oeko.de/podcast/w
nachhaltigkeit-im-sport/
Episode 6 „Emissionshandel 2.0: Wie geht es weiter?“ mit Jakob Graichen,
erschienen am 11.9.2025 [https://www.oeko.de/podcast/e
-wie-geht-es-weiter/
Episode 5 „Wie viel Klimaschutz können Kommunen?“ mit Tanja Kenkmann,
erschienen am 31.7.2025 [https://www.oeko.de/podcast/w
koennen-kommunen/
Episode 4 „Beim Klimaschutz vom Ausland lernen“ mit Dr. Johanna Cludius,
erschienen am 26.6.2025 [https://www.oeko.de/podcast/b
ausland-lernen/
Episode 3 „Wie nutzen wir Holz nachhaltig?“ mit Dr. Klaus Hennenberg,
erschienen am 7.5.2025 [https://www.oeko.de/podcast/w
nachhaltig/
Episode 2 „Wie kommt die Verkehrswende aufs Land?“ mit Nelly Unger,
erschienen am 27.3.2025 [https://www.oeko.de/podcast/w
verkehrswende-aufs-land
Episode 1 „Wie geht’s weiter mit der Klimapolitik?“ mit Anke Herold,
erschienen am 13.1.2025 [https://www.oeko.de/podcast/w
der-klimapolitik/
Alle Staffeln und Episoden des Podcasts auf https://www.oeko.de/podcast
Der Podcast ist erhältlich auf allen gängigen Podcast-Portalen – etwa bei
Apple Podcasts [https://podcasts.apple.com/de
podcast-zu-wissenschaft-u..
[https://open.spotify.com/show
