Fußball-EM 2024: Deutsche erwarten wenig „Wir-Gefühl“
Repräsentative Umfrage der Uni Hohenheim zu EM-Erwartungen, Vermarktung,
Medienverhalten & sozialen Aspekten | Teil 4 von 4: Gastgeberland
Deutschland
Video zur Pressemitteilung: https://www.instagram.com/p/C8
Kein „Sommermärchen“ bei der EM 2024? − Weniger als 30 Prozent der
Deutschen sind davon überzeugt, dass die diesjährige Fußball-EM das „Wir-
Gefühl“ im Land stärken wird. Zu diesem Ergebnis kommt die EM-Studie 2024
unter der Leitung von Marketing-Experte Prof. Dr. Markus Voeth von der
Universität Hohenheim in Stuttgart. Die Studie basiert auf einer Umfrage
unter 1.000 Personen in Deutschland zu den Themen sportliche Erwartungen,
Sponsoring und Sport-Vermarktung, Medienwirksamkeit sowie sozialen und
gesellschaftlichen Auswirkungen. Die Universität Hohenheim veröffentlicht
die Ergebnisse in vier Teilen.
„Insgesamt schätzen die Befragten den Einfluss der Fußball-EM auf die
Gesamtgesellschaft eher verhalten ein“, so Studienleiter Prof. Dr. Voeth
vom Fachgebiet Marketing & Business Development an der Universität
Hohenheim: „Mit 29 Prozent geht weniger als ein Drittel der Befragten
davon aus, dass die Fußball-EM 2024 das Gefühl einer gemeinsamen
nationalen Identität in Deutschland stärken wird.“
„Noch verhaltener sind die Stimmen, wenn es um die Auswirkungen des
Turniers auf den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft geht oder
darum, ob die Fußball-EM 2024 positive Auswirkungen auf die Wirtschaft in
ihrer Region haben wird. Hier stimmen jeweils nur 27 Prozent der Deutschen
zu“, ergänzt Co-Studienleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter Stjepan
Jurisic.
Thema Nachhaltigkeit auch im Fußball angekommen
Gleiches gilt für die Frage, ob die im Rahmen der Fußball-EM geleisteten
Investitionen in die Infrastruktur, wie beispielsweise in Stadien und
Verkehrsanbindungen, wichtig für eine langfristige Entwicklung sind. Auch
was die langfristigen Auswirkungen eines solchen Großereignisses für den
deutschen Fußball und die deutsche Sportkultur betrifft, ist nur ein
Viertel der Befragten optimistisch.
Auf die Frage „Wie wichtig ist Ihnen das Thema Nachhaltigkeit
(Umweltschutz, Ressourceneffizienz) in Bezug auf die Fußball-EM 2024?“
antworteten mehr als 60 Prozent der Befragten, dass ihnen dieser Aspekt
wichtig sei. Damit ist Thema Nachhaltigkeit nicht nur in Politik und
Gesellschaft, sondern auch im Fußball angekommen.
Bundeskanzler soll an Eröffnungsspiel und Finale teilnehmen
Der Vergleich zur umstrittenen Weltmeisterschaft 2022 in Katar zeigt:
Einen Besuch des deutschen Bundeskanzlers bei EM-Spielen der
Nationalmannschaft befürworten dieses Jahr deutlich mehr Deutsche. Damals
hielten mehr als zwei Drittel der Befragten seine Anwesenheit für
überflüssig.
Dieses Mal sind nur 26 Prozent der Meinung, dass Olaf Scholz gar keins der
Spiele vor Ort verfolgen sollte. Vor allem beim Eröffnungsspiel als auch
beim Finale der Fußball-EM erwarten rund zwei Drittel der Befragten, dass
der Bundeskanzler im Stadion präsent sein sollte.
Schlechtes Image der UEFA
„Die UEFA kämpft seit Jahren mit ihrem schlechten Image, und laut unserer
Umfrage hat sich daran bisher nichts geändert“, sagt Tom Huhnke, der
ebenfalls an der Leitung der Studie beteiligt war und wissenschaftlicher
Mitarbeiter im Fachgebiet ist: „Über 40 Prozent vergeben schlechte bis
sehr schlechte Noten. Gerade einmal jede:r Fünfte hat ein positives Bild
von dem europäischen Fußball-Dachverband.“ Immerhin: Mit 42 Prozent
bewerten fast genauso viele Befragte dessen Image als weder gut noch
schlecht.
Auf die Frage, ob die UEFA darüber nachdenken sollte, die Frequenz der
Europameisterschaften in Zukunft zu erhöhen und beispielsweise alle zwei
Jahre eine EM durchführen sollte, reagierten 65 Prozent der Befragten
ablehnend. Nur 14 Prozent würden dies befürworten.
HINTERGRUND: EM-Studie 2024
„Football’s coming home! – Die Heim-EM 2024: Was denkt die deutsche
Bevölkerung?“ lautet der Titel der EM-Studie 2024. Die Online-Umfrage
unter 1.000 Teilnehmer:innen ist in Bezug auf Alter, Geschlecht und
Bundeslandzugehörigkeit bevölkerungsrepräsentativ. Durchgeführt wurde sie
zwischen dem 1. Mai und 17. Mai 2024 vom Lehrstuhl für Marketing und
Business Development der Universität Hohenheim sowie vom Lehrstuhl für
Marketing der Universität Potsdam und dem Marktforschungsinstitut Dynata.
Das Fachgebiet von Prof. Dr. Markus Voeth begleitet die FIFA-
Fußballweltmeisterschaften und UEFA-Fußballeuropameisterschaf
Männer seit 2001 mit regelmäßigen repräsentativen Bevölkerungsbefragungen.
Schwerpunkte sind Themen wie Begeisterung, Pläne und Fanverhalten der
Bevölkerung, ergänzt durch wechselnde Sonderschwerpunkte wie
beispielsweise politische oder soziale Themen rund um die sportlichen
Großereignisse. Einzel- und Langzeitstudien sollen einerseits
Stimmungsindikatoren, andererseits auch konstruktiver Beitrag für eine
erfolgreiche Organisation sein.