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Erster Jahrgang der Generalistik beendet Ausbildung an der Carus Akademie

Emily Teichert (r.) und Christin Buchheim sind zwei der 22 Auszubildenden, die im ersten Jahrgang der Generalistik in der Carus Akademie den Pflegeberuf erlernt haben. Im März starten sie in den beruflichen Alltag am Uniklinikum Dresden.  UKD/Kirsten Lassig
Emily Teichert (r.) und Christin Buchheim sind zwei der 22 Auszubildenden, die im ersten Jahrgang der Generalistik in der Carus Akademie den Pflegeberuf erlernt haben. Im März starten sie in den beruflichen Alltag am Uniklinikum Dresden. UKD/Kirsten Lassig

Am Montag (27. Februar) haben die ersten Klassen der generalistischen
Pflegeausbildung am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden ihre
Abschlusszeugnisse erhalten und starten in den beruflichen Alltag. Das
Uniklinikum ist mit der hauseigenen Carus Akademie in Sachsen eine der
wenigen Ausbildungsstätten, die bereits im März 2020 mit der
generalistischen Pflegeausbildung gestartet ist. In drei Jahren haben die
Pflegeschülerinnen und -schüler gleichermaßen gelernt, wie
pflegebedürftige Kinder, Erwachsene und ältere Menschen professionell
versorgt werden.

Die Umstellung der Pflegeausbildung zur Generalistik vereint die drei bis
dahin verschiedenen Ausbildungsberufe zu einem und gibt den Pflegenden
mehr Möglichkeiten und Flexibilität für die berufliche Praxis. „Wir sind
sehr stolz auf unseren ersten Jahrgang der Generalistik. Nicht nur, dass
die Schülerinnen und Schüler die ersten überhaupt mit den neuen Lehrplänen
waren, sie mussten sich auch in den Jahren der Corona-Pandemie bewähren
und teils herausfordernde Zeiten im Heimunterricht meistern“, sagt Birgit
Banzhaf, Leiterin der Carus Akademie.

Christin Buchheim und Emily Teichert sind zwei von 22 Schülerinnen und
Schüler, die heute ihre Abschlusszeugnisse als Pflegefachfrauen und
-männer erhalten. In den vergangenen drei Jahren haben sie in der
Generalistik, der neuen Ausbildungsform für die Pflege, den Beruf
kennengelernt. Der Gesetzgeber schreibt seit 2020 eine generalistische
Pflegeausbildung vor. Drei verschiedene Ausbildungsberufe sind damals zu
einem geworden. Die Pflege-Auszubildenden lernen dabei alle Bereiche ihres
Berufs kennen, unabhängig davon ob sie später kranke Kinder oder
Erwachsene pflegen oder in der Altenpflege arbeiten. Dabei hat sich das
Universitätsklinikum Dresden dafür entschieden, nicht nur früher – Anfang
2020 – als viele andere Bildungsträger mit der Generalistik zu beginnen.
Innerhalb der generalistischen Ausbildung am Uniklinikum wird zudem eine
Vertiefung für die Pädiatrie angeboten. Pro Klasse können sich etwa ein
Drittel der Schülerinnen und Schüler dafür entscheiden. Ihr Lehrplan sieht
eine intensivere Beschäftigung mit der Pflege von Säuglingen und Kindern
vor. „In der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit den
Frühchenstationen sowie der Klinik für Kinderchirurgie benötigen wir
speziell ausgebildete Pflegefachkräfte. Deshalb bieten wir die Vertiefung
an, die sehr gut angenommen wird“, sagt Jana Luntz, Pflegedirektorin am
Universitätsklinikum Dresden.

Christin Buchheim startet ab März in ihren Beruf als Pflegefachfrau in der
Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie. Die vielfältigen Möglichkeiten
der Hochschulmedizin als Ausbildungsort haben der 32-Jährigen von Anfang
an gefallen. „Die Bandbreite ist enorm und die möglichen Einsatzgebiete
vielschichtig“, sagt sie. Die Generalistik habe ihr vor allem einen
intensiven Einblick in die Arbeit im jetzt für sie relevanten Bereiche
gebracht. Dazu hat die junge Frau später auch die Möglichkeit, in die
Kinder- oder Altenpflege zu wechseln. „Diese Flexibilität schätze ich
sehr“, sagt sie. Ihre Mitschülerin, Emily Teichert, hat sich nach den
ersten beiden Jahren der Ausbildung entschieden, den Sonderweg zum
Abschluss als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin einzuschlagen. Sie
beginnt nun in der Pädiatrischen Intensivstation am Uniklinikum. „Die
Generalistik bietet die Chance, ein besseres Verständnis für die anderen
Bereiche der Pflege zu entwickeln“, sagt sie. „Das stärkt den Zusammenhalt
untereinander und öffnet den Blick für die Herausforderungen der
unterschiedlichen Pflegebereiche.“ Den engen Austausch mit den
Klassenkameradinnen und -kameraden haben beide Pflegende als besonders
positiv empfunden. Das hat auch geholfen, als im Lockdown von zu Hause aus
und allein gelernt werden musste. Lerngruppen haben in dieser Zeit
geholfen, den Kontakt zu halten und gemeinsam die Ausbildung zu meistern.

„Als Klinikum der Maximalversorgung können wir den angehenden
Pflegekräften für ihre Praxisphase eine große Vielfalt an
Einsatzmöglichkeiten bieten. Diese intensiven Einblicke und die
Zusammenarbeit mit den künftigen Kolleginnen und Kollegen sind es, die für
die Auszubildenden besonders attraktiv sind“, sagt Prof. Michael Albrecht,
Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden.  Die Übernahme- und
Karrierechancen nach der Ausbildung sind gut. „Die Ausbildung junger
Pflegender ist uns sehr wichtig“, sagt Frank Ohi, Kaufmännischer Vorstand
am Universitätsklinikum. „Unsere Teams sind auf Nachwuchs in den einzelnen
Professionen angewiesen. Wir werben deshalb dafür, den Start in den Beruf
und eine spätere Karriere zusammen mit uns am Universitätsklinikum
anzugehen.“

Die Carus Akademie setzt bei der Generalistik auf eine enge Verzahnung von
Theorie und Praxis. Die Schülerinnen und Schüler lernen anhand
authentischer beruflicher Situationen und erkennen so leichter die
Zusammenhänge in alltäglichen Pflegesituationen. Dabei wird nicht mehr
nach klassischen, voneinander losgelösten Fächern unterrichtet. „Bei der
Form der Wissensvermittlung zieht unsere Pflegeausbildung nun mit dem
praxis- und problemorientierten Lernen der Medizinstudierenden gleich“,
sagt Prof. Michael Albrecht „Es ist unser Anspruch als Maximalversorger,
den jungen Pflegekräften einen breiten wie realistischen Einblick in die
unterschiedlichen Einsatzgebiete zu gewähren.“ Die Ausbildung zur
Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann startet jeweils im Frühjahr und im
Herbst eines jeden Jahres. Insgesamt werden pro Jahr über 120 junge
Menschen in dem Beruf ausgebildet. Interessierte können sich für den Start
im Herbst noch bewerben.

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Dresdner Versorgungsforscher in den Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege berufen

Prof. Jochen Schmitt ist einer von sieben Expertinnen und Experten im neu berufenen Sachverständigenrat von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.  HSMD/Stephan Wiegand
Prof. Jochen Schmitt ist einer von sieben Expertinnen und Experten im neu berufenen Sachverständigenrat von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. HSMD/Stephan Wiegand

Prof. Jochen Schmitt ist einer von sieben Expertinnen und Experten im neu
berufenen Sachverständigenrat von Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach. Der Professor für Sozialmedizin und Versorgungsforschung
leitet das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und der Medizinischen
Fakultät der TU Dresden. Das neu berufene Gremium setzt sich aus sieben
Professorinnen und Professoren aus den Bereichen Medizin, Ökonomie,
Versorgungsforschung und Pflegewissenschaft zusammen. Am 28. Februar
kommen sie zu einer konstituierenden Sitzung zusammen Geplant ist ein
Gedankenaustausch zu aktuellen Herausforderungen des Gesundheitssystems.

„Durch die Berufung können wir die Expertise der Hochschulmedizin Dresden
und speziell meines Teams im Zentrum für Evidenzbasierte
Gesundheitsversorgung in das Gremium einbringen. Das freut mich sehr. Die
Arbeit und Forschung mit Daten werden in der Medizin, der Prävention,
Diagnostik und Therapie immer wichtiger. Das findet nun auch im
Sachverständigenrat Beachtung“, sagt Prof. Jochen Schmitt.
„Mit dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) leistet
die Hochschulmedizin Dresden hier wertvolle Arbeit und Unterstützung. Vor
zehn Jahren haben wir das ZEGV als eine der ersten Forschungseinrichtungen
ihrer Art in Deutschland gegründet. Seitdem konnten wir Drittmitteln in
zweistelliger Millionenhöhe einwerben und damit Forschungsfragen
nachgehen. Die Berufung von Prof. Schmitt belegt einmal die führende Rolle
und Expertise der Hochschulmedizin Dresden“, sagt Prof. Michael Albrecht,
Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.

„Einerseits beobachten wir nicht nur in der Krebstherapie, dass
Behandlungsansätze in immer höherem Maße individuell auf den jeweiligen
Patienten oder die Patientin abgestimmt werden müssen. Andererseits können
wir nur nach Auswertung vieler Daten valide Aussagen machen und die
Evidenz etablierter Therapien ermitteln. Genau diese beiden Aspekte werden
im ZEGV vereint – zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten“, sagt
Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus
der TU Dresden.

Prof. Jochen Schmitt hat an den Universitäten Würzburg, Hamburg und
Leipzig Medizin studiert und an der Universität Heidelberg zur
Epidemiologie berufsbedingter Hauterkrankungen promoviert. 2002 kam er an
das Universitätsklinikum Dresden, wo er im Fachgebiet Dermatologie und
Venerologie seine Habilitation schrieb. Seit 2012 leitet er das Zentrum
für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV). Jochen Schmitt ist zudem
Leiter des Forschungsverbundes Public Health Sachsen an der TU Dresden
sowie Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Netzwerks
Versorgungsforschung (DNVF) e.V.

Über das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV)
Das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden optimiert gemeinsam mit
Partnern aus Klinik, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft die
Effektivität und Qualität der Medizin zum Nutzen der Patientinnen und
Patienten und des Gesundheitssystems insgesamt. Treibende Kraft für alle
künftigen Innovationen im deutschen Gesundheitssystem ist die Synthese von
wissenschaftlicher Evidenz, Patientenpräferenz und transparentem Konsens.
Das ZEGV versteht sich als interdisziplinäre Plattform zur Zusammenführung
von klinischer und methodischer Expertise zur Stärkung der
Versorgungsforschung, Qualitätsforschung und evidenzbasierter Medizin an
der Dresdner Hochschulmedizin gemeinsam mit lokalen, nationalen und
internationalen Partnern. Vor allem im Rahmen der Corona-Pandemie haben
die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Studien zu den Langzeitfolgen
einer Infektion und zu LongCovid durchgeführt und dabei mit
deutschlandweiten Daten der Krankenkassen gearbeitet.

Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität
Dresden
Die Dresdner Universitätsmedizin, bestehend aus der Medizinischen Fakultät
Carl Gustav Carus und dem gleichnamigen Universitätsklinikum, hat sich auf
die Forschung in den Bereichen Onkologie, Metabolismus sowie neurologische
und psychiatrische Erkrankungen spezialisiert. Innerhalb dieser
Schwerpunkte sind die Themen Degeneration und Regeneration, Bildgebung und
Technologieentwicklung, Immunologie und Entzündungen sowie Prävention und
Versorgungsforschung von besonderem Interesse. Internationalität ist eine
Voraussetzung für Spitzenforschung - das Universitätsklinikum Dresden lebt
dieses Konzept mit Mitarbeitern aus 73 Nationen und zahlreichen
Kooperationen mit Forschern und Teams aus aller Welt.

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Berlin begrüßt eine neue International Max Planck Research School zur Geschichte des Wissens und seiner Ressourcen

Die Teilnehmer*innen des Eröffnungsworkshops zum Ressourcenbegriff in der Wissensgeschichte:  Arne Sattler, 2022.
Die Teilnehmer*innen des Eröffnungsworkshops zum Ressourcenbegriff in der Wissensgeschichte: Arne Sattler, 2022.

Eine neue International Max Planck Research School zum Thema "Knowledge
and Its Resources: Historical Reciprocities" (IMPRS-KIR) wurde am 6.
Februar 2023 im Harnack- Haus in Berlin eröffnet. Die einzigartige
interdisziplinäre Graduiertenschule ist ein gemeinsames Projekt des Max-
Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG), der Freien
Universität Berlin (FU), der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und der
Technischen Universität Berlin (TU), zusammen mit internationalen
Partnern in Singapur und den USA. Ihre Forschungsagenda zielt darauf ab,
die politischen Verflechtungen zwischen Wissen und Ressourcen aus einer
globalen und langfristigen Perspektive herauszuarbeiten.

Die Feier der IMPRS-KIR wurde mit Grußworten der Präsident*innen der drei
Berliner Universitäten sowie von Vertretern des MPIWG und der Max-Planck-
Gesellschaft eröffnet. Das Potenzial der Erforschung von Ressourcen in
der Wissenschafts- und Wissensgeschichte wurde durch einleitende Vorträge
der Sprecherinnen der IMPRS-KIR und eine Keynote von Simon Werrett
(University College London) verdeutlicht. Die Veranstaltung, an der über
100 geladene Mitglieder der Partnerinstitutionen teilnahmen, unterstrich
die Bedeutung der IMPRS- KIR für die Stärkung der Geistes- und
Sozialwissenschaften und für die Stärkung Berlins als zentralem Standort
in der globalen Forschungslandschaft.

Die erste internationale Kohorte der IMPRS-KIR mit sechs Doktorand*innen
verfolgt individuelle historische Forschungsprojekte, die die globale
Ausrichtung der Graduiertenschule widerspiegeln. Sie decken ein breites
thematisches, zeitliches und geografisches Spektrum ab und erkunden auf
Grundlage von archivalischen Quellen, der digital humanities und anderen
Methoden das Konzept der Ressourcen.

Satria A. Quaijtaal untersucht Kommentare auf Keilschrifttafeln aus
Mesopotamien aus dem ersten Jahrtausend vor Christus, um die epistemischen
Praktiken und ontologischen Vorstellungen babylonischer und assyrischer
Gelehrter zu verstehen.

Riaz Howey fragt danach, wie, in welchen Bereichen und mit welcher
Autorität vormoderne landwirtschaftliche Texte im Neupersischen
(1300-1600) Wissensansprüche erhoben, und ob sie moderne Konstruktionen
einer konstanten Tradition persischer Landwirtschaft unterstützen oder in
Frage stellen.

Jakob K. Hellstenius versucht, die Lesepraktiken von Leser*innen im
Großbritannien des 18. und 19. Jahrhunderts, die als "unwissend" galten,
zu verstehen und zu zeigen, wie ihr Verständnis von Religion, Wirtschaft,
menschlicher Natur und mehr durch die von ihnen gelesenen Texte geformt
wurde, und dabei herauszuarbeiten, wie ihre Lesepraktiken Wissen einer
anderen Epistemologie schufen.

Zeynep E. Pulaş analysiert die Telegrafen- und Eisenbahntechnologien im
späten Osmanischen Reich (1855-1922) aus der Perspektive von Akteuren,
die an Wartungs- und Reparaturprozessen beteiligt waren, um eine Wissens-
und Technologiegeschichte zu schreiben, die über Europa und
innovationszentrierte Ansätze hinausgeht.

Lejie Zeng untersucht, wie das Zusammentreffen von synthetischen
Farbstoffen aus Deutschland und natürlichen Farbstoffen aus China
(1880-1950) den Austausch zwischen "naturbasierten" und
"wissenschaftsbasierten" Wissensbeständen im Kontext der
Industrialisierung der Chemie und der globalen Modernisierung prägte.

Christopher Klauke schließlich widmet sich der Geschichte der
musikethnologischen Forschung (1900-1970), um aus einer postkolonialen
Perspektive zu verstehen, wie politische Strukturen und Überzeugungen die
Entwicklung, Etablierung und Operativität der Wissenstechniken von
Musikaufzeichnungssystemen beeinflusst haben.

"Die erste Kohorte von Studierenden der IMPRS-KIR erkundet das politische
Terrain von vergangenem Wissen und Ressourcen in spannenden,
multidisziplinären Projekten", erklärt Dagmar Schäfer, Direktorin am
MPIWG und Sprecherin der IMPRS-KIR. "Die Graduiertenschule wird die
Studierenden dazu ermutigen, einen Beitrag zur Zukunft des globalen
Wissens zu leisten."

„Die IMPRS-KIR unterstützt die Studierenden darin, unser Forschungsfeld
in Richtung einer globalen Wissensgeschichte voranzubringen, die
Umweltfragen und langfristige Entwicklungen in den Blick nimmt", ergänzt
Viktoria Tkaczyk (HU), ebenfalls Sprecherin der IMPRS-KIR. "Die dabei
erworbene Fähigkeit zur kritischen Ressourcenreflexion werden auch für
die praktische Arbeit in Museen und Archiven, im Journalismus, in den
sozialen Medien, den Künsten sowie in der Wissenschafts- und
Bildungspolitik von Bedeutung sein."

In ihren Bemühungen, das Feld der Wissenschafts-, Technik- und
Medizingeschichte und - philosophie zu einer neuen Geschichte des Wissens
auszubauen, wird die IMPRS-KIR weiter wachsen. Die zweite Kohorte, die im
September 2023 beginnt, wird derzeit ausgewählt. Eine dritte
Ausschreibung für die Kohorte des Jahres 2024 wird im Herbst 2023 folgen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Journalist*innen können sich an Stephanie Hood (stellvertretende Leiterin
der Kommunikationsabteilung am MPIWG) wenden, um weitere Informationen
über die Graduiertenschule und ihre Aktivitäten zu erhalten und um mit
den Doktorand*innen in Kontakt zu treten.

E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.; Tel. (+4930) 22667 315

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Rezept für nachhaltigere Ernährung“ DBUdigital: Online-Salon zur künftigen Rolle von Großküchen

Ein Schlüssel für eine nachhaltigere Ernährung: Großküchen als Teil der erheblich zunehmenden Gemeinschafts- und Außer-Haus-Verpflegung können das Rezept für eine klimaschonendere Lebensmittelproduktion und Ernährungsweise sein.  Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Ein Schlüssel für eine nachhaltigere Ernährung: Großküchen als Teil der erheblich zunehmenden Gemeinschafts- und Außer-Haus-Verpflegung können das Rezept für eine klimaschonendere Lebensmittelproduktion und Ernährungsweise sein. Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Für Köchinnen und Köche, Küchen in Kliniken und
Kindertagesstätten, Kantinen und Mensen in Firmen, Alten- und Pflegeheimen
oder in Universitäten dürfte dieses Thema bedeutend sein: Die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt (DBU) lädt in ihrer Reihe #DBUdigital morgen
(Mittwoch) zu einem Online-Salon über die Ernährungswende in Großküchen
ein. „Die Welt ist, wie und was der Mensch isst“, sagt DBU-Generalsekretär
Alexander Bonde. „Das Agrar- und Ernährungssystem ist global Ursache von
rund einem Viertel klimaschädlicher Treibhausgasemissionen und etwa 80
Prozent Biodiversitätsverlust. Großküchen als Teil der erheblich
zunehmenden Gemeinschafts- und Außer-Haus-Verpflegung können das Rezept
für eine nachhaltigere Ernährung werden – und für die Gesundheit von
Mensch und Erde“, so Bonde.

„Sechs Millionen Chancen, um für gutes Essen zu begeistern“

Anmeldungen zur Teilnahme am DBU-Online-Salon von 14 bis 16 Uhr sind noch
unter dem Link https://www.dbu.de/@OnlineSalonErnährungswende möglich.
Silvia Bender, die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium,
kurz BMEL, ist mit einem Impulsvortrag dabei. Die 52-jährige
Agrarwissenschaftlerin nennt die Gemeinschaftsverpflegung „einen wichtigen
Hebel, um die Bürgerinnen und Bürger mit gesundem, nachhaltigem und
schmackhaftem Essen in Berührung zu bringen“. Bender: „Sechs Millionen
Menschen essen täglich allein in Kantinen – das sind täglich sechs
Millionen Chancen, um für gutes Essen zu begeistern.“ Die
Gemeinschaftsverpflegung ist nach ihren Worten „der Ort, wo jeder
unabhängig von Herkunft, Bildung und sozialem Status gutes, gesundes Essen
lernen kann“.

Das Konzept der „Planetaren Belastbarkeitsgrenzen“

Und es ist abzusehen, dass Außer-Haus- und darunter vor allem die
Gemeinschaftsverpflegung mit beeinflussen, ob und wie in Kantinen, Küchen
und Mensen zum Beispiel von Kitas, Krankenhäusern, Alten- und
Pflegeheimen, aber auch von Haftanstalten, Jugendherbergen sowie Schulen,
Universitäten und Unternehmen ein Umsteuern glückt – zu mehr
Nachhaltigkeit sowohl bei der Lebensmittelproduktion als auch der
Ernährungsweise. Bonde: „Beides ist unverzichtbar, wenn Menschen und
Planet gesund bleiben sollen.“  Warum Veränderungen bei Erzeugung und
Konsum von Lebensmitteln notwendig sind, legte 2009 ein internationales
Forschungsteam um Prof. Dr. Johan Rockström mit dem Konzept der
„Planetaren Belastbarkeitsgrenzen“ (engl. planetary boundaries) dar: Es
skizziert für neun zentrale Systeme und Prozesse des Planeten die
ökologischen Grenzen der Erde. Werden diese überschritten, stehen die
Ökosysteme der Welt und damit die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel.
Zwei mögliche Auslöser: Lebensweise und Ernährungsstil des Menschen.

Zwei Drittel der Männer, die Hälfte der Frauen und jedes sechste Kind in
Deutschland haben Übergewicht

Negativ zu Buche schlagen nicht nur die ernährungsbedingten
Treibhausgasemissionen und die dadurch beschleunigte Klimakrise.
Gravierende Folgen für Artenvielfalt, Böden, Wasser und Wälder haben auch
Pestizide und Düngemittel, eine weltweite Verschwendung von 930 Millionen
bis zwei Milliarden Tonnen Lebensmittel jedes Jahr und somit viele
vergeudete Ressourcen, ein zu hoher Fleischkonsum und damit einhergehender
überdimensionierter Futtermittelbedarf für die fleischliefernden Tiere,
inklusive immenser Waldrodungen für Flächen zum Sojaanbau. Aktuell liegt
der Verzehr von Fleisch in Deutschland im Durchschnitt bei etwa 57,3
Kilogramm pro Kopf und Jahr – viermal so viel wie empfohlen. Als zentrale
Instanz für eine nachhaltige Ernährung gilt die Deutsche Gesellschaft für
Ernährung (DGE). Eine Erkenntnis: In Deutschland und anderen
Industrieländern ist das Essen zu kalorienreich. Zu süß, zu salzig, zu
fett. Zwei Drittel der Männer, rund die Hälfte der Frauen und jedes
sechste Kind in Deutschland haben Übergewicht.

Ernährungsstrategie der Bundesregierung bis Ende 2023

Die Bundesregierung plant bis Ende 2023 eine Ernährungsstrategie auf Basis
eines BMEL-Eckpunktepapiers. Oben auf der Liste: die
Gemeinschaftsverpflegung mit dem Ziel, für sie bis 2030 die DGE-
Qualitätsstandards verbindlich zu verankern. Staatssekretärin Bender: „Die
Ernährungswende wird nur gelingen, wenn wir möglichst viele Menschen von
den Vorzügen einer saisonalen, regionalen und klimabewussten Ernährung
überzeugen – im Sinne der eigenen Gesundheit sowie des Klima- und
Umweltschutzes.“

Schlüsselrolle von Großküchen bei der Ernährungswende für eine
nachhaltigere und gesunde Verpflegung

Dass Gemeinschaftsverpflegung und Großküchen bei diesem Vorhaben eine
Schlüsselrolle spielen, ist kein Zufall: Die Gesellschaften sind global
rasant im Wandel. Menschen werden immer älter, und immer mehr leben in
Senioren- und Pflegeheimen. Die Zahl der Singlehaushalte steigt ebenso wie
der Anteil berufstätiger Frauen, der Bedarf an Ganztagsbetreuungsangeboten
für Kinder nimmt deshalb ebenfalls beträchtlich zu. Und neben
individualisierten Ernährungsgewohnheiten verstärkt eine zunehmende
Mobilität und die oft dadurch verursachte Entfernung zwischen Arbeitsplatz
und Wohnort einen Trend: Großküchen, werden als Orte für Verpflegung
bedeutender – „am besten mit einer nachhaltigen, saisonalen, regionalen
und klimaschonenden Ernährung“, so Bonde. Derzeit versorgen die
Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung in Deutschland zwischen 16 und
17 Millionen Gäste jeden Tag. Die Zahl dürfte steigen.

DBU-Projekt „GeNAH“ mit Fachhochschule Münster für mehr Nachhaltigkeit in
der Gemeinschaftsverpflegung

Der DBUdigital-Online-Salon nimmt mögliche Rezepte für eine
Ernährungswende in Großküchen unter die Lupe. Zur Sprache kommt dabei auch
ein von der DBU mit rund 467.000 Euro gefördertes Projekt des „Instituts
für nachhaltige Ernährung“ (iSuN) an der Fachhochschule (FH) Münster für
mehr Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung. Beteiligt sind das
Bistum Münster, die Himmlischen Herbergen als evangelische Tagungshäuser
mit bundesweit etwa 310 Bildungsstätten sowie Kliniken in Münster und
Lengerich des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Der Name „GeNAH“ des
bis Ende 2023 laufenden Projekts ist Programm: gerechte und nachhaltige
Außer-Haus-Angebote. „Nicht einzelne Küchen stehen im Mittelpunkt, sondern
die Strukturen der großen Träger“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Petra
Teitscheid. Welche Erfolge ein solcher innovativer Ansatz bislang gebracht
hat, erläutert sie im Online-Salon.

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