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Berlin begrüßt eine neue International Max Planck Research School zur Geschichte des Wissens und seiner Ressourcen

Die Teilnehmer*innen des Eröffnungsworkshops zum Ressourcenbegriff in der Wissensgeschichte:  Arne Sattler, 2022.
Die Teilnehmer*innen des Eröffnungsworkshops zum Ressourcenbegriff in der Wissensgeschichte: Arne Sattler, 2022.
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Die Teilnehmer*innen des Eröffnungsworkshops zum Ressourcenbegriff in der Wissensgeschichte:  Arne Sattler, 2022.
Die Teilnehmer*innen des Eröffnungsworkshops zum Ressourcenbegriff in der Wissensgeschichte: Arne Sattler, 2022.

Eine neue International Max Planck Research School zum Thema "Knowledge
and Its Resources: Historical Reciprocities" (IMPRS-KIR) wurde am 6.
Februar 2023 im Harnack- Haus in Berlin eröffnet. Die einzigartige
interdisziplinäre Graduiertenschule ist ein gemeinsames Projekt des Max-
Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG), der Freien
Universität Berlin (FU), der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und der
Technischen Universität Berlin (TU), zusammen mit internationalen
Partnern in Singapur und den USA. Ihre Forschungsagenda zielt darauf ab,
die politischen Verflechtungen zwischen Wissen und Ressourcen aus einer
globalen und langfristigen Perspektive herauszuarbeiten.

Die Feier der IMPRS-KIR wurde mit Grußworten der Präsident*innen der drei
Berliner Universitäten sowie von Vertretern des MPIWG und der Max-Planck-
Gesellschaft eröffnet. Das Potenzial der Erforschung von Ressourcen in
der Wissenschafts- und Wissensgeschichte wurde durch einleitende Vorträge
der Sprecherinnen der IMPRS-KIR und eine Keynote von Simon Werrett
(University College London) verdeutlicht. Die Veranstaltung, an der über
100 geladene Mitglieder der Partnerinstitutionen teilnahmen, unterstrich
die Bedeutung der IMPRS- KIR für die Stärkung der Geistes- und
Sozialwissenschaften und für die Stärkung Berlins als zentralem Standort
in der globalen Forschungslandschaft.

Die erste internationale Kohorte der IMPRS-KIR mit sechs Doktorand*innen
verfolgt individuelle historische Forschungsprojekte, die die globale
Ausrichtung der Graduiertenschule widerspiegeln. Sie decken ein breites
thematisches, zeitliches und geografisches Spektrum ab und erkunden auf
Grundlage von archivalischen Quellen, der digital humanities und anderen
Methoden das Konzept der Ressourcen.

Satria A. Quaijtaal untersucht Kommentare auf Keilschrifttafeln aus
Mesopotamien aus dem ersten Jahrtausend vor Christus, um die epistemischen
Praktiken und ontologischen Vorstellungen babylonischer und assyrischer
Gelehrter zu verstehen.

Riaz Howey fragt danach, wie, in welchen Bereichen und mit welcher
Autorität vormoderne landwirtschaftliche Texte im Neupersischen
(1300-1600) Wissensansprüche erhoben, und ob sie moderne Konstruktionen
einer konstanten Tradition persischer Landwirtschaft unterstützen oder in
Frage stellen.

Jakob K. Hellstenius versucht, die Lesepraktiken von Leser*innen im
Großbritannien des 18. und 19. Jahrhunderts, die als "unwissend" galten,
zu verstehen und zu zeigen, wie ihr Verständnis von Religion, Wirtschaft,
menschlicher Natur und mehr durch die von ihnen gelesenen Texte geformt
wurde, und dabei herauszuarbeiten, wie ihre Lesepraktiken Wissen einer
anderen Epistemologie schufen.

Zeynep E. Pulaş analysiert die Telegrafen- und Eisenbahntechnologien im
späten Osmanischen Reich (1855-1922) aus der Perspektive von Akteuren,
die an Wartungs- und Reparaturprozessen beteiligt waren, um eine Wissens-
und Technologiegeschichte zu schreiben, die über Europa und
innovationszentrierte Ansätze hinausgeht.

Lejie Zeng untersucht, wie das Zusammentreffen von synthetischen
Farbstoffen aus Deutschland und natürlichen Farbstoffen aus China
(1880-1950) den Austausch zwischen "naturbasierten" und
"wissenschaftsbasierten" Wissensbeständen im Kontext der
Industrialisierung der Chemie und der globalen Modernisierung prägte.

Christopher Klauke schließlich widmet sich der Geschichte der
musikethnologischen Forschung (1900-1970), um aus einer postkolonialen
Perspektive zu verstehen, wie politische Strukturen und Überzeugungen die
Entwicklung, Etablierung und Operativität der Wissenstechniken von
Musikaufzeichnungssystemen beeinflusst haben.

"Die erste Kohorte von Studierenden der IMPRS-KIR erkundet das politische
Terrain von vergangenem Wissen und Ressourcen in spannenden,
multidisziplinären Projekten", erklärt Dagmar Schäfer, Direktorin am
MPIWG und Sprecherin der IMPRS-KIR. "Die Graduiertenschule wird die
Studierenden dazu ermutigen, einen Beitrag zur Zukunft des globalen
Wissens zu leisten."

„Die IMPRS-KIR unterstützt die Studierenden darin, unser Forschungsfeld
in Richtung einer globalen Wissensgeschichte voranzubringen, die
Umweltfragen und langfristige Entwicklungen in den Blick nimmt", ergänzt
Viktoria Tkaczyk (HU), ebenfalls Sprecherin der IMPRS-KIR. "Die dabei
erworbene Fähigkeit zur kritischen Ressourcenreflexion werden auch für
die praktische Arbeit in Museen und Archiven, im Journalismus, in den
sozialen Medien, den Künsten sowie in der Wissenschafts- und
Bildungspolitik von Bedeutung sein."

In ihren Bemühungen, das Feld der Wissenschafts-, Technik- und
Medizingeschichte und - philosophie zu einer neuen Geschichte des Wissens
auszubauen, wird die IMPRS-KIR weiter wachsen. Die zweite Kohorte, die im
September 2023 beginnt, wird derzeit ausgewählt. Eine dritte
Ausschreibung für die Kohorte des Jahres 2024 wird im Herbst 2023 folgen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Journalist*innen können sich an Stephanie Hood (stellvertretende Leiterin
der Kommunikationsabteilung am MPIWG) wenden, um weitere Informationen
über die Graduiertenschule und ihre Aktivitäten zu erhalten und um mit
den Doktorand*innen in Kontakt zu treten.

E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.; Tel. (+4930) 22667 315