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18 Jahre als Klinikdirektor am UKW: Prof. Dr. Jürgen Deckert nimmt Abschied

Prof. Dr. Jürgen Deckert war seit 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Würzburg (UKW).  Main-Post / Thomas Obermeier
Prof. Dr. Jürgen Deckert war seit 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Würzburg (UKW). Main-Post / Thomas Obermeier

„Zentrum für Psychische Gesundheit“ in Würzburg etabliert / „Ambulante
Angebote werden an Bedeutung gewinnen“

Als er 1977 sein Medizinstudium in Würzburg begann, stand bereits fest:
„Ich will Psychiater werden.“ Das hat Prof. Dr. Jürgen Deckert auch
genauso umgesetzt. Ende September verabschiedet sich der langjährige
Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). 2006 hatte er das
Amt des Klinikdirektors angetreten, seit 2013 war er zudem Sprecher des
„Zentrums für Psychische Gesundheit“ in Würzburg.

„Warum machen Menschen, was sie machen?“ – diese Frage habe ihn
angetrieben und macht es auch heute noch. Für ihn ist damit stets auch das
Anliegen verbunden, das erworbene Wissen so einzusetzen, dass es Menschen
hilft. „Und genau dafür stehen uns in der Klinik eine Vielzahl von
Werkzeugen und Methoden verschiedener Fachdisziplinen zur Verfügung, die
wir durch kontinuierliche Forschung erweitern.“ Das spiegelt sich auch im
aktuellen intersektoralen Versorgungsangebot der Klinik wieder, das er in
den vergangenen 18 Jahren spürbar ausgebaut hat: Neben verschiedenen
Schwerpunktstationen gibt es drei tagesklinische Einrichtungen und eine
Vielzahl von Spezialambulanzen. Prof. Deckert ist überzeugt: „Speziell die
ambulanten Angebote werden in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, denn
so können wir frühzeitig
behandeln, um ein Fortschreiten des Krankheitsverlaufes im Idealfall zu
verhindern.“

Wichtiger Meilenstein: Gründung des „Zentrums für Psychische Gesundheit“

Auch daher sei die Prävention und die Früherkennung von psychischen
Erkrankungen so wichtig. „Mit der Eröffnung des Deutschen Zentrums für
Präventionsforschung und psychische Gesundheit (DZPP) im Frühjahr 2024
konnten wir hier in Würzburg einen weiteren Meilenstein erreichen, von dem
wichtige innovative Impulse ausgehen werden“, so Deckert. Ein wichtiger
Schritt zur Profilierung des Standortes und auch der Fachdisziplin war
dabei auch die Gründung des „Zentrums für psychische Gesundheit“ (ZEP) in
Würzburg 2013, die der 66-Jährige maßgeblich vorangetrieben hat.
Unter diesem Dach des ZEP arbeiten mehrere klinische Bereiche des UKW
sowie Forschungseinrichtungen von Klinikum und Universität eng zusammen.
„Die Etablierung des Zentrums war eine enorme Herausforderung, denn der
der Begriff der „Psychischen Gesundheit“ hatte bei uns in Deutschland
zunächst keine ausgeprägte Tradition, anders als der Begriff „Mental
Health“ im englischsprachigen Raum. Der Weg zur Zentrumsgründung dauerte
rund sieben Jahre, aber er hat sich gelohnt“, betont Deckert.

Ein Schwerpunkt: Angsterkrankungen / Erstes interdisziplinäres Zentrum in
Deutschland gegründet

Zu den Schwerpunkten seiner klinischen und wissenschaftlichen Arbeit zählt
u.a. das Themenspektrum Angsterkrankungen. Ausgangspunkt dafür war seine
frühe wissenschaftliche Arbeit zu Neurotransmittern mit dem Ziel,
medikamentöse Therapien für Angststörungen zu finden. Diesen Schwerpunkt
verfolgte er auch bei seinen Stationen u.a. am „National Institute of
Mental Health“ in Bethesda in den USA, an der Ruhr-Universität Bochum und
am Institut für Humangenetik an der Universität Bonn, bevor er 1997
habilitierte. 1998 bis 2006 war Prof. Deckert stellvertretender
Klinikdirektor der Klinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum Münster,
bevor der zweifache Vater 2006 Klinikdirektor am UKW in seiner Heimatstadt
Würzburg wurde.

Von 2008 bis 2016 war Prof. Deckert Standort-Sprecher des zwischen 2008
und 2020 von der DFG geförderten Sonderforschungsbereiches (SFB)
Transregio „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“. Dieser SFB vereinte
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten und
Universitätsklinika aus Münster, Hamburg und Würzburg. Rund zwanzig
Prozent aller Erwachsenen in Deutschland leiden an einer der
unterschiedlichen Angststörungen. Diese beginnen oft bereits in Kindheit
und Jugend und sind Risikofaktoren für andere psychische Erkrankungen
später im Leben, vor allem für Depressionen. „Dieser Verbund brachte
enorme Impulse, die wir zeitnah in der klinischen Versorgung abbildeten.
Genau das ist der Auftrag der Universitätsmedizin. 2017 gründeten wir in
Würzburg daher das Interdisziplinäre Zentrum für Angsterkrankungen (IZA).
Dieses Zentrum war seinerzeit das erste dieser Art in Deutschland“,
erklärt Prof. Deckert.

Als Studiendekan und Prodekan in Würzburg brachte er die Perspektive
„seines Faches“ in die universitäre Lehre ein. Denn auch das ist ihm klar:
„Wir müssen angehende Medizinerinnen und Mediziner für unser Fach
begeistern. Denn nur so können wir dringend benötigten Fachkräfte
gewinnen, die nötig sind für eine optimale Versorgung unserer Patientinnen
und Patienten. Dazu braucht es auch in Zukunft eine ausreichende
Finanzierung der unterschiedlichen psychiatrischen und
psychotherapeutischen Versorgungsangebote –ambulant und stationär.“

Künftige Aufgaben als Seniorprofessor

Wichtig sei dabei stets die enge Verzahnung der verschiedenen
Versorgungsstufen und Therapieangebote: „Wenn wir unsere Patienten bereits
ambulant so erfolgreich behandeln, dass ein stationärer Aufenthalt
vermieden werden kann, ist das ein großer Erfolg. Zudem bedeutet eine
psychische Erkrankung eine enorme Belastung für die Familie. Dies kann
dann wiederum weitere Erkrankungen im Familienkreis nach sich ziehen.“
Ende September gibt Prof. Deckert die Klinikleitung am UKW an seinen
Nachfolger Prof. Dr. Sebastian Walther weiter, der von der
Universitätsklinik Bern an das UKW wechselt. Der Universitätsmedizin
bleibt Prof. Deckert allerdings erhalten. Im Rahmen einer Seniorprofessur
am UKW wird er sich in die Aufgabenbereiche des Netzwerks
Universitätsmedizin (NUM) einbringen und dort Aspekte seines Fachgebietes
vertreten. „Jetzt steht ein neuer Abschnitt im Leben an. Darauf freue ich
mich!“

„Strukturen am UKW geprägt“

Der Vorstand des Universitätsklinikums Würzburg dankt Prof. Deckert für
seine großen Verdienste um die Würzburger Universitätsmedizin: „Prof.
Deckert hat die Strukturen bei der Versorgung von Menschen mit psychischen
Erkrankungen am UKW enorm geprägt und stets weiterentwickelt. Davon
profitieren viele Menschen – auch in Zukunft. Für seine Leistungen hier in
Würzburg gebührt ihm größte Anerkennung und unser herzlichster Dank“,
betont PD Dr. Tim von Oertzen, Ärztlicher Direktor und
Vorstandsvorsitzender des UKW.
„Sein enormer Einsatz in zahlreichen erfolgreichen Forschungsprojekten hat
ganz wesentlich zum hervorragenden Ruf der Klinik weit über Würzburg
hinaus beigetragen. Wir freuen uns, dass er sein Fachwissen und seinen
enormen Erfahrungsschatz als Seniorprofessor weiter in die die
Universitätsmedizin einbringt. Auch für sein Engagement als Studiendekan
und Prodekan bedanke ich mich besonders“, so Prof. Dr. Matthias Frosch,
Dekan der Medizinischen Fakultät.

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Willkommen im ICH: Die Zukunft des Lernens und Arbeitens

Blick in die Zukunft  Volker Wiciok  FernUniversität
Blick in die Zukunft Volker Wiciok FernUniversität

Die FernUniversität in Hagen hat den Immersive Collaboration Hub (ICH)
eröffnet: einen Ort, an dem die Zukunft des Lernens und Arbeitens zu
erleben ist. Das ICH vereint modernste Technologien aus den Bereichen
Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Mixed Reality (MR) und
Künstlicher Intelligenz (KI). Damit lassen sich immersive Erlebnisse
gestalten, bei denen Nutzer:innen in virtuelle Welten eintauchen – der
Mensch als Teil digitaler Präsentationen. Realität und Virtualität
verschmelzen.

Eingebettet ist der Hub in ein Ökosystem aus Gründungspartnern,
Multiplikator:innen und Start-ups an der Schnittstelle zwischen
Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung. Lehrende und Studierende der
FernUniversität in Hagen sowie Unternehmen und regionale
Bildungsorganisationen können im Hub an innovativen Anwendungen für ihre
Studien- und Berufspraxis arbeiten.

Die Technologien

In andere Welten einzutauchen, das ermöglichen im Hub Technologien wie VR
/AR-Brillen, das holografische Display, der Ganzkörperscanner, hochmoderne
3D-Drucker sowie leistungsfähige Computer. Das holografische Display etwa
erzeugt realistische 3D-Darstellungen von Objekten oder Menschen in der
Luft und auf Oberflächen. Der Ganzkörperscanner schießt innerhalb von
Sekunden über 200 Bilder und entwickelt daraus individuelle 3D-Modelle als
Grundlage für virtuelle Avatare. Verschiedene Computer-Arbeitsplätze sind
insbesondere für (3D-)Content-Erstellung geeignet. Unterstützend stehen
Photogrammetrie-Scanner bereit, die reale Objekte digital erfassen und in
virtuelle Welten transferieren.

Einsatz für Lehre, Forschung und Arbeitspraxis

„Für die FernUniversität bedeutet der Hub eine enorme Bereicherung“, sagt
Prof. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität. „Er ist ein
Innovationssprung für die Lehre und Forschung. Unsere Studierenden und
Wissenschaftler:innen können hier innovative Projekte entwickeln, die weit
über die Grenzen traditioneller Bildungs- und Forschungsansätze
hinausgehen.“

Außerdem öffnet die FernUniversität die Türen im Hub für die heimische
Wirtschaft und lädt Unternehmen aus der Region ein, die Möglichkeiten von
VR und AR zu entdecken und eigene Anwendungen für die Praxis zu
entwickeln. „Die Anwendungsfelder reichen von VR-unterstützter Ausbildung
im Handwerk über AR-basierte Rüstanweisungen in der Produktion bis hin zu
immersiven medizinischen Einsatzbereichen. Erste Kooperationen sind auch
bereits angelaufen“, ergänzt Prof. Thomas Ludwig, der den Hub maßgeblich
konzipiert hat. An der FernUniversität in Hagen hat der
Wirtschaftsinformatiker die Professur für Bildungstechnologien für die
digitale Transformation im Forschungsschwerpunkt Arbeit – Bildung –
Digitalisierung inne.

Finanziert durch das Land NRW

Finanziert wird der Immersive Collaboration Hub vornehmlich durch das Land
Nordrhein-Westfalen. Staatssekretär Matthias Heidmeier vom Ministerium für
Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW, sagte anlässlich der Eröffnung des
Hubs: „Was die FernUniversität hier auf den Weg bringt, liefert eine
Antwort auf die derzeitigen Vertrauenskrisen: berufliche Chancen und damit
Lebenschancen zu schaffen.“ Angesichts des drohenden Fachkräftemangels in
NRW müsse in das investiert werden, was die Zukunft der industriellen und
akademischen Ausbildung ausmacht – und das seien vor allem Technologien.
„Im ICH besteht nun die Möglichkeit, die Chancen der digitalen
Transformation für unsere Arbeitswelt physisch zu entdecken und zu
erleben. Dadurch werden die Potenziale noch greifbarer und mit einer guten
sozialpartnerschaftlichen Einbindung ein Gewinn für Beschäftigte und
Unternehmen.“

Über den Forschungsschwerpunkt Arbeit – Bildung – Digitalisierung
Der interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt Arbeit – Bildung –
Digitalisierung (ABD) an der FernUniversität in Hagen widmet sich der
digitalen Transformation in der Arbeitswelt. Im Fokus stehen Fragen zur
Arbeitsgestaltung sowie zur Kompetenzentwicklung und zum lebenslangen
Lernen von Arbeitnehmer:innen und Führungskräften. Im Austausch mit
externen Partnern zielt der anwendungsorientierte Forschungsschwerpunkt
darauf ab, ein hohes Transferpotenzial in die Arbeitswelt zu entwickeln.

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PM: Therapieansätze gegen Sarkopenie: Dr. Sabine Schlüssel erhält Schiffbauer-Förderpreis über 3.000 Euro

Preisträgerin Dr. Sabine Schlüssel (links) mit Laudatorin Dr. Svenja Tietgen  Foto: Torben Brinkema
Preisträgerin Dr. Sabine Schlüssel (links) mit Laudatorin Dr. Svenja Tietgen Foto: Torben Brinkema

Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-
Schiffbauer-Stiftung geht in diesem Jahr an Dr. Sabine Schlüssel. Die
Assistenzärztin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
München hat zusammen mit einem interdisziplinären Forschungsteam der LMU
in einer Studie mit geriatrischen Probandinnen und Probanden wertvolle
Hinweise dafür gefunden, dass ein spezielles Enzym mit dem Namen 11-beta-
Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 1 (HSD11B1) den Muskelabbau, also
Sarkopenie, fördern kann.

Auf Basis dieser Erkenntnisse könnte zukünftig die Behandlung von
Sarkopenie, eine Hauptursache für Frailty und eingeschränkte Mobilität,
verbessert und so die Lebensqualität der Betroffenen gesteigert werden.
Ein entsprechendes Paper zur Studie wurde im Mai 2023 in der renommierten
Fachzeitschrift Aging Clinical and Experimental Research veröffentlicht.
Im Rahmen des Gerontologie- und Geriatrie-Kongresses an der Universität
Kassel wurde Schlüssel jetzt für dieses wegweisende Projekt ausgezeichnet.

„Die Arbeit von Sabine Schlüssel und ihrem Team trägt dazu bei, die
Entstehung von Sarkopenie, einem essenziellen Krankheitsbild in der
alternden Gesellschaft, besser zu verstehen. Sie bildet die Grundlage für
mögliche neue therapeutische Strategien, um den Muskelabbau zu verhindern
oder zu reduzieren. Der Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-
Stiftung würdigt dies in höchstem Maße“, sagt Laudatorin Dr. Svenja
Tietgen, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG).

Enzym scheint zentrale Rolle bei Sarkopenie zu spielen

In der ausgezeichneten Studie wurden von 33 älteren Patientinnen und
Patienten nach Hüftfraktur-Operation Muskelbiopsien entnommen, um den
Stoffwechsel von sogenannten Glukokortikoiden zu untersuchen. Diese
Hormone spielen eine wichtige Rolle bei Stoffwechselprozessen und -wegen,
die sich auf Muskelgröße, -masse und -funktion auswirken. Final wurden die
Ergebnisse von sarkopenen und nicht-sarkopenen Patienten verglichen. Dabei
kam heraus, dass das Enzym 11-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 1
(HSD11B1) eine zentrale Rolle bei der Sarkopenie spielen könnte. „Diese
Erkenntnisse sind bedeutend, da sie auf einen möglichen pathogenetischen
Mechanismus bei der Entstehung von Sarkopenie hinweisen. Die Hemmung von
HSD11B1 könnte eine vielversprechende therapeutische Strategie sein“,
erklärt Sabine Schlüssel.

Künstliche Intelligenz könnte Sarkopenie-Diagnose zukünftig erleichtern

Derzeit befinden sich Substanzen, die HSD11B1 hemmen, bereits in Phase-II-
Studien. „Um die Behandlung von Sarkopenie in Zukunft zu verbessern, ist
es wichtig, das Bewusstsein für diese Erkrankung bei Ärztinnen und Ärzten
zu schärfen und die Diagnostik zu erleichtern. Künstliche Intelligenz,
insbesondere Deep Learning, könnte hierbei unterstützen“, so die
Preisträgerin. Derzeit arbeitet sie mit ihrem Team an zwei klinischen
Studien, die versuchen, mittels CT- und Röntgen-Bildgebung aus
Routinedaten die Diagnose von Sarkopenie zu stellen. Sollte sich dies als
erfolgreich erweisen, könnten Ärztinnen und Ärzte bereits im
radiologischen Befundtext auf den Verdacht einer Sarkopenie hingewiesen
werden.

Schiffbauer-Förderpreis würdigt exzellente wissenschaftliche Arbeiten in
der Geriatrie

Die Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung lobt jährlich einen
Ehrenpreis, dotiert mit 6.000 Euro, und einen Förderpreis, dotiert mit
3.000 Euro, aus. Mit dem Förderpreis wird eine herausragende Arbeit auf
dem Gebiet der Geriatrie prämiert, die in deutscher oder englischer
Sprache publiziert wurden. Die Veröffentlichung sollte nicht älter als
drei Jahre sein. Die Auswahl erfolgt durch eine unabhängige Fachjury, die
vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) berufen wird.
Bewerbungen werden immer zwischen dem 15. März und dem 15. Juni des
jeweiligen Jahres entgegengenommen.

Mehr Informationen zu den Preisen der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-
Stiftung gibt es auf der DGG-Website für Preise und Stipendien:
https://www.dggeriatrie.de/wissenschaft/preise-und-stipendien/1056-preise-
der-rolf-und-hubertine-schiffbauer-stiftung

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Besseres Verfahren soll das Reifen-Recycling auf die Überholspur bringen

Die Zugfestig­keit der Gummimischungen wird an hantelförmigen Prüfkörpern getestet.  Evonik Industries AG
Die Zugfestig­keit der Gummimischungen wird an hantelförmigen Prüfkörpern getestet. Evonik Industries AG

Evonik will mehr recyceltes Gummi für neue Reifen nutzbar machen
•       Hohe technische Hürden bremsen bisher den Einsatz von Rezyklaten
in Neureifen aus
•       Neues Verfahren ergibt in Laborversuchen bis zu vierfache Menge an
Altgummi für neue Reifen

Evonik will dazu beitragen, dass sich Gummi-Material aus Altreifen
einfacher für die Herstellung neuer Pkw-Reifen wiederverwerten lässt.
Bisher eignet sich gemahlenes Altgummi dafür nur sehr begrenzt, weil seine
chemische Struktur das Zusammenspiel mit neuem Reifenmaterial erschwert.
Ein Forscher-Team von Evonik hat nun ein Verfahren entscheidend
weiterentwickelt, um bis zu viermal so viel Altmaterial in neuen Reifen
einsetzen zu können wie bisher üblich. „Damit rücken die wichtigen Ziele
Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auch für die Branche ein ganzes
Stück näher“, sagt Christian Mani, Projektmanager Circularity bei Evonik.

Neues Reifengummi entsteht üblicherweise durch Vulkanisation aus
Kautschuk, Schwefel und anderen Komponenten. Mit Hilfe von Hitze und Druck
bildet Schwefel dabei Bindungen mit langen Kohlenstoffketten des
Kautschuks. So ergibt sich ein robustes, dreidimensionales Netzwerk. Auch
Gummimehl aus Altreifen ist so beschaffen: Als bereits vulkanisiertes
Material besitzt es jedoch andere Eigenschaften als nicht vulkanisierter
Kautschuk. Fachverbände der Reifenrecycling-Branche nennen daher eine
Beimischung von etwa fünf Prozent gemahlenem Altmaterial bis heute als
eine Obergrenze.

So gelangen bislang nur geringe Mengen des Gummimehls aus Altreifen wieder
in die Produktion neuer Pkw-Reifen. Der Großteil des Altgummis wird zum
Beispiel bei der Herstellung von Schutzelementen auf Spielplätzen oder für
Laufbahnen eingesetzt. Viele Altreifen enden auch noch in der thermischen
Verwertung – als Brennstoff zur Energiegewinnung. Mani ist jedoch
überzeugt: „Gummi ist ein zu wertvoller Rohstoff, um ihn nur einmal im
Reifen zu nutzen. Wir wollen ihn in einen Kreislauf einbinden.“

Ihm und seinem Forscher-Team ist es nun gelungen, die Vulkanisation in
Gummimaterial zu großen Teilen rückgängig zu machen: „Durch Zugabe einer
speziellen Formulierung mit Vinylsilanen lässt sich die feste Vernetzung
im Recyclingmaterial wieder auftrennen. Wir lösen die Schwefelbrücken im
Gummi, lassen dabei aber gleichzeitig möglichst viele der langen
Kohlenstoffketten unangetastet“, erläutert der Experte dazu.

Das Forschungsteam hat diese Vinylsilane zur Devulkanisation schon mit
Erfolg eingesetzt: Bei Versuchen ließ sich der Anteil des
Recyclingmaterials in der Gummimischung auf bis zu 20 Prozent erhöhen –
statt der bislang genannten technischen Schwelle von etwa fünf Prozent.

Evonik steuert jetzt mit Testreihen und Erprobungen die nächsten Wegmarken
an. Ziel ist eine Lösung, die Kunden in absehbarer Zeit in der
industriellen Produktion einsetzen können. „Am Ende muss unser Ansatz auch
in großem, kommerziellem Maßstab überzeugen“, sagt Mani.

Der Nachhaltigkeits-Nutzen einer solchen Kreislauf-Lösung wäre enorm:
Weltweit gibt es mehr als 1,3 Milliarden Personenwagen. Minute für Minute
entstehen mehr als 2000 neue Pkw-Reifen. Ein Ende des Bedarfs ist nicht
absehbar – denn auch Autos mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb rollen auf
Gummireifen in die Zukunft. Der Jahresumsatz mit Pkw-Reifen beträgt
weltweit mehr als 100 Mrd. Euro. Evonik unterstützt mit dem eigenen
Entwicklungsprojekt auch die vielfältigen Nachhaltigkeitsinitiativen der
Reifenhersteller.



Informationen zum Konzern
Evonik ist ein weltweit führendes Unternehmen der Spezialchemie. Der
Konzern ist in über 100 Ländern aktiv und erwirtschaftete 2023 einen
Umsatz von 15,3 Mrd. € und ein Ergebnis (bereinigtes EBITDA) von 1,66 Mrd.
€. Dabei geht Evonik weit über die Chemie hinaus, um den Kunden
innovative, wertbringende und nachhaltige Lösungen zu schaffen. Rund
32.000 Mitarbeiter verbindet dabei ein gemeinsamer Antrieb: Wir wollen das
Leben besser machen, Tag für Tag.

Rechtlicher Hinweis
Soweit wir in dieser Pressemitteilung Prognosen oder Erwartungen äußern
oder unsere Aussagen die Zukunft betreffen, können diese Prognosen oder
Erwartungen der Aussagen mit bekannten oder unbekannten Risiken und
Ungewissheit verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse oder
Entwicklungen können je nach Veränderung der Rahmenbedingungen abweichen.
Weder Evonik Industries AG noch mit ihr verbundene Unternehmen übernehmen
eine Verpflichtung, in dieser Mitteilung enthaltene Prognosen, Erwartungen
oder Aussagen zu aktualisieren.

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