Hightech Agenda-Neubau der Hochschule Coburg offiziell eröffnet

Der Freistaat Bayern hat in Coburg auf dem ehemaligen Schlachthof- und
Güterbahnhofsareal einen HTAplus Modulbau für die KI-Forschung geschaffen.
Hier ist jetzt das neue Institut „CRAI“ untergebracht: Dieses „Coburg
University Research Center for Responsible Artificial Intelligence“
bündelt die Forschung der Hochschule Coburg zu verantwortungsvoller
künstlicher Intelligenz (KI). Jetzt wurde die Eröffnung gefeiert.
Im ersten Stock des neuen Forschungsgebäudes der Hochschule Coburg
spaziert Markus Blume durch einen Wald. Der bayerische Staatsminister für
Wissenschaft und Kunst blickt nach unten zu den Blättern unter seinen
Schuhen, er geht ein paar Schritte in Richtung einer Lichtung, atmet den
Duft der Bäume, lauscht Amseln und einem Zaunkönig. Dann nimmt er die VR-
Brille ab und verlässt den virtuellen Wald. Die intelligente, interaktive
Umgebung ist Teil eines der Labore, die in das neue KI-Forschungsgebäude
der Hochschule Coburg eingezogen sind. Am Donnerstag, 19. September, wurde
das CRAI im HTAplus Modulbau der Hochschule Coburg auf dem ehemaligen
Schlachthof- und Güterbahnhofs-Areal offiziell eröffnet.
Entwicklung von Wissenschaft und Wirtschaft zum Wohl der gesamten
Gesellschaft
CRAI steht für Coburg University Research Center for Responsible
Artificial Intelligence. Im neuen HTAplus Modulbau bündelt die Hochschule
mit dem CRAI ihre bestehenden wie zukünftigen Forschungs-Aktivitäten auf
dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. „In der Begrifflichkeit wird eine
Fokussierung bereits deutlich: Wir forschen hier an KI, die transparent
und erklärbar ist. Unser Schwerpunkt liegt deshalb auf ,Responsible AI‘,
zu deutsch auf verantwortungsvoller KI“, sagte Hochschul-Präsident Prof.
Dr. Stefan Gast bei der Eröffnung. Er dankte dem Freistaat Bayern und
besonders dem Wissenschaftsminister herzlich, denn über die sogenannte
„Beschleunigung der Maßnahmen der Hightech-Agenda Bayern“ werden hier über
vier Millionen Euro in den Ausbau der KI-Forschung an der Hochschule
Coburg investiert. Dies werde in Nordbayern maßgeblich dazu beitragen,
Wissenschaft und Wirtschaft zum Wohl der Gesellschaft in diesem Bereich
voranzubringen, sagte Gast. Minister Blume betonte: „Wir versprechen, wir
bleiben weiter an der Seite dieser Hochschule und dieser Stadt, weil wir
wissen: Hier ist das Geld gut angelegt.“
Innovatives Umfeld und Forschung auf internationalem Niveau
Der Präsident der Hochschule sprach von einer wirklich herausragenden
Ausgangslage für Forschung auf internationalem Niveau und berichtete von
viel Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das spiegelte
sich auch im großen Interesse vor Ort: Etwa 150 geladene Gäste nahmen an
der Eröffnung teil. Gast hob die Bedeutung des Innovationsdreiecks Coburg
– Kronach – Lichtenfels hervor und würdigte die lebendige, innovative
Nachbarschaft mit der HUK-COBURG, die nebenan ihre InnoVilla eingerichtet
hat, sowie Zukunft.Coburg.Digital und dem CREAPOLIS Makerspace der
Hochschule, die beide in der Alten Kühlhalle angesiedelt sind. „Während
das CRAI als Forschungsgebäude dient, haben wir mit CREAPOLIS direkt
gegenüber auch eine Anlaufstelle für die Gesellschaft. Es sind alle
willkommen. Coburgs ehemaliges Schlachthof- und Güterbahnhofsareal füllt
sich weiter mit Leben.
„Technik muss den Menschen dienen!“
Präsident Gast und Minister Blume hoben dabei gleichermaßen die besondere
Bedeutung des ethischen Ansatzes der Coburger Forschung hervor. „Was wäre
KI ohne diesen Aspekt?“, fragte Gast. Mit Hilfe von KI werde zwar in
kürzester Zeit Wissen generiert. „Aber für uns als Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen ist neben dem Ergebnis häufig auch entscheidend,
transparent nachzuvollziehen zu können, wie die Ergebnisse zustande
kommen.“ Blume betonte: „Wir schaffen ein wichtiges Bindeglied zwischen
Forschung und Praxis, zwischen Technologie und Ethik. Für uns ist klar:
Wir dienen nicht der Technik, die Technik muss den Menschen dienen!
Deshalb gestalten wir Künstliche Intelligenz verantwortlich und auf der
Grundlage unserer Werte.“ Gerade die Hochschulen für angewandte
Wissenschaften haben dem Minister zufolge dabei eine zentrale Rolle. „Sie
bringen Wissen in die Anwendung, sie bringen die PS der Forschung auf die
Straße!“
Zum Konzept der Modulbauten im Rahmen der Hightech Agenda Bayern sagte
Blume: „Modulbau ist ein Zauberwort für ,wir können‘s‘ – und zwar schnell,
günstig und funktional.“ In nur etwas mehr als einem Jahr wurde das
Gebäude aus nachhaltigen Materialien und mit einer Photovoltaik-Fassade
errichtet. Die Projektleitung lag beim Staatlichen Bauamt Bamberg und auch
Bauamtsleiter Ulrich Delles dankte dem Ministerium sowie dem Landtag für
die Bereitstellung der Mittel, der Baufirma sowie der Hochschule Coburg
für die außerordentlich konstruktive Zusammenarbeit.
Dass beim Bau außerdem auf Nachhaltigkeit geachtet wurde, freut unter
anderem Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig. Auch er dankte dem
Freistaat herzlich und wünschte der Hochschule einen guten Start im neuen
Forschungs-Zuhause. In dem neuen HTAplus-Modulbau sind jetzt auf insgesamt
650 Quadratmeter Nutzfläche fünf Labore des CRAI untergebracht:
• Labor für Natural Language Processing
• Labor für Data Stream Mining
• Labor für KI-gestützte Qualitätssicherung
• Labor für KI-gestützte multimodale Mensch-Maschine-Interaktion
• Labor für erklärbare und verantwortungsvolle KI im Versicherungsbereich
Die KI-Forschung im CRAI ist interdisziplinär. Dem Institut gehören zehn
Gründungsmitglieder an, von denen drei mit ihren Arbeitsgruppen in das
neue Gebäude gezogen sind: Prof. Dr. Dieter Landes, Professor für
Künstliche Intelligenz und Data Stream Mining, Prof. Dr. Jochen Leidner,
Professor für erklärbare und verantwortungsvolle KI im
Versicherungsbereich und Prof. Dr. Jens Grubert, Professor für Mensch-
Maschine-Interaktion im Internet der Dinge. Mit ihren wissenschaftlichen
Mitarbeitenden werden fest insgesamt zwei Dutzend kluge Köpfe hier an den
Themen der Zukunft arbeiten und sich und ihre Themen innerhalb und
außerhalb der Hochschule vernetzen.
KI mit allen Sinnen erleben
Bei der Eröffnung bekamen die Gäste Einblick in Forschungsprojekte zur KI-
gestützten Prävention von Cyberangriffen, sie erfuhren vom Coburger
BiasScanner, mit dem Populismus und Manipulation in Online-Medien erkannt
werden kann und konnten das außergewöhnliche interaktive Kino besuchen.
Das CIVE (Coburg Intelligent Virtual Environment) dient verschiedenen
Forschungsvorhaben, unter anderem geht es darum, wie Menschen mit
Bewegungseinschränkungen einen Waldspaziergang erleben können. Und weil
dabei mit Hilfe verschiedener Technologien alle Sinne einbezogen werden,
sang bei der Eröffnung im ersten Stock des Modulbaus ein Zaunkönig, als
Staatsminister Blume sich im virtuellen Wald über die KI-Forschung der
Hochschule Coburg informierte.
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