Erfolgreiche Saison von High Speed Karlsruhe


Erstmals trat das studentische Team der Hochschule Karlsruhe (HKA) bei den
Wettbewerben der Formula Student in Deutschland, Österreich und Ungarn mit
einem rein elektrischen Rennwagen an
In den vergangenen neun Monaten entwickelte, konstruierte und baute das
Formula Student Team der Hochschule Karlsruhe (HKA) High Speed Karlsruhe
seinen diesjährigen Rennwagen – den F-118, um sich erstmals seit 2011
wieder mit einem rein elektrisch angetriebenen Rennwagen bei
internationalen Wettbewerben der Formula Student mit den studentischen
Teams anderer Hochschulen zu messen. Und erst vor wenigen Wochen konnten
die 50 Studierenden der Studiengänge Fahrzeugtechnologie, Maschinenbau,
Mechatronik, Elektro- und Informationstechnik, Wirtschaftsingenieurwesen
sowie Informatik und Medieninformatik ihren Boliden der Öffentlichkeit
vorstellen.
Schwerpunkt der Studierenden war also die Entwicklung eines
vollelektrischen Antriebsstrangs, nachdem das Team schon im vergangenen
Jahr sehr erfolgreich mit einem Hybridantrieb bei den Wettbewerben
vertreten war. Für sie ging es nun darum, verschiedene Baugruppen komplett
neu zu entwickeln und zu fertigen. Dazu gehörten insbesondere die
Batterie, die Getriebe und der Einbau der Elektromotoren mit allen nötigen
Steuergeräten.
Zudem konnten sie Fahrwerk, Chassis (Vollcarbon-Monocoque) und Aeropaket,
bestehend aus Front-, Heckflügel und Unterboden, weiter optimieren.
Nach den Studienprüfungen für dieses Semester und einer kurzen Testphase
war es dann soweit.
Wettbewerbe in Österreich und Ungarn
Vom 21. bis 25. Juli startete das Team auf dem Spielbergring. Dort musste
sich das Fahrzeug einer sehr aufwändigen technischen Abnahme stellen und
konnte diese nach einigen Anpassungen erfolgreich absolvieren. Das alleine
konnte schon als großer Erfolg verbucht werden, da im Gegensatz zu einem
Verbrennerfahrzeug mit der eingebauten Hochvoltbatterie einige
sicherheitsrelevante Regularien einzuhalten sind. In den statischen
Disziplinen konnte das HKA-Team zeigen, dass es sich gut vorbereitet
hatte: Der erste Platz im Cost Report und ein fünfter Platz in der
Business-Plan-Presentation waren die Belohnung. Erwartungsgemäß konnten in
den dynamischen Disziplinen noch nicht solche Ergebnisse eingefahren
werden. Aber gute Plätze im Mittelfeld sorgten schließlich für einen 12.
Platz in der Gesamtwertung.
Direkt im Anschluss ging es vom 28. Juli bis 3. August auf dem Zalazone-
Test-Track in Ungarn weiter. Auch hier konnten die technischen Abnahmen
gut gemeistert werden. Nach guten Ergebnissen in den statischen
Disziplinen wurden auch alle dynamischen Disziplinen mit guten Ergebnissen
absolviert. Der 6. Platz im sogenannten Engineering Design attestierte dem
Team eine sehr gute Ingenieursleistung. Wie schon in Österreich konnte
auch in Ungarn das Ausdauerrennen nicht bis zum Ende absolviert werden.
Insgesamt konnte aber auch hier der 12. Platz im Gesamtklassement erreicht
werden.
Saisonfinale in Deutschland
Eine Woche später stand als letzter Wettbewerb Hockenheim auf dem Plan,
mit insgesamt 79 Teams der größte elektrische Wettbewerb weltweit. Im
großen Startfeld war alles vertreten, was Rang und Namen hat. Entsprechend
anspruchsvoll gestalteten sich dann auch die statischen Wettbewerbe, die
das HKA-Team mit einem 8. und zweimal einem 10. Platz erfolgreich
absolvieren konnten. Probleme bei der Auslegung des umfangreichen
Reglements führten leider dazu, dass an keinem Acceleration- und keinem
Skid-Pad-Lauf teilgenommen werden konnte. Nachdem es aber in den ersten
beiden Wettbewerben nicht geklappt hatte, konnte das HKA Team das
Ausdauerrennen erfolgreich mit einem 17. Platz absolvieren – besonders
bemerkenswert, da es nur 24 Fahrzeuge über die volle Distanz von etwa 22
Kilometern ins Ziel geschafft haben. „Für uns in unserer 1. Saison mit
einem neu entwickelten elektrischen Fahrzeug ein außerordentlicher
Erfolg“, so Team Captain Maximilian Born, 5. Semester im Studiengang
Wirtschaftsingenieurwesen, „der auch möglich wurde, da sich die Teams
während der Wettbewerbe untereinander unterstützen.“ Insgesamt reichten
die gesammelten Punkte dann für einen 13. Platz, gekrönt durch einen Sieg
in der Kategorie Efficiency: Ohne besondere Maßnahmen verbrauchte das Auto
beim Endurance nur 3,391 kWh und damit mit Abstand am wenigsten
elektrische Energie.
Rektorin Prof. Dr. Rose Marie Beck zeigt sich hocherfreut: „High Speed
Karlsruhe – das umfangreichste und bedeutendste studentische Projekt der
HKA. Es ist eine großartige Teamleistung von High Speed Karlsruhe. Sie
haben es auf Anhieb geschafft, einen rein elektrisch angetriebenen
Rennwagen selbst zu entwickeln und zu bauen, der in den Wettbwerben sogar
in den strapaziösen Ausdauerrennen bestehen konnte. Das ist der Beweis der
gelungenen Kombination von Motivation, erworbenen Fachkenntnissen,
praktischen Fertigkeiten und der nötigen Energie, gemeinsam auf ein Ziel
hinzuwirken. Wir sind sehr stolz auf unsere Studierenden. Sie verdienen
höchste Anerkennung.“
60 Sponsoren finanzieren das Projekt
In keinem anderen Projekt können in Vorlesungen und Übungen erworbene
Grundlagen durch ihre Anwendung und Vertiefung so umfassend in die Praxis
umgesetzt werden, wie in diesem Formula-Student-Projekt. Alle nötigen
Schritte werden dabei von den Studierenden selbst organisiert bis hin zur
hochkomplexen Fertigung der Einzelteile. Unterstützt werden sie dabei
durch viele Sponsoren sowie hochschulintern von der Werkstatt der Fakultät
für Maschinenbau und Mechatronik und vom Institute of Materials and
Processes, an dem ein Großteil der benötigten Komponenten selbst
hergestellt wird. Namhafte Unternehmen wie Schaeffler, Siemens, Vector
Informatik, Mercedes-AMG und Bringe Informationstechnik, zählen zu den
etwa 60 Sponsoren, die sich in dieser Saison bei High Speed engagieren.
„Sie unterstützen das Projekt auch mental und pflegen den Kontakt zu uns“,
erläutert Team Captain Maximilian Born. „Und so hat, wer sich hier fast
ein Jahr lang oder sogar über mehrere Jahre hinweg engagiert hat, am Ende
nicht nur eine großartige Zeit hinter sich und sehr viel Praxiswissen
erlangt, sondern bekommt auch eine goldene Eintrittskarte ins spätere
Berufsleben.“ Die nächste Saison startet im September 2024, wenn zu Beginn
des Wintersemesters das neue Team aufgestellt wird.
Konstruktionsaufgabe ist anspruchsvoll
Die Hauptaufgabe der internationalen Konstruktionswettbewerbe der Formula
Student besteht darin, einen Rennwagen herzustellen, der für eine
Produktion in Kleinserie geeignet wäre. Geschwindigkeit ist nur ein
Aspekt, bewertet wird das Gesamtkonzept, zu dem auch die Beschleunigungs-
und Bremsleistung sowie Konstruktion, Gewicht und die kalkulierten
Produktionskosten zählen. Um also einen schnellen, wendigen, sicheren,
sparsamen und zuverlässigen sowie kostengünstigen Rennwagen zu entwickeln,
ist für die Studierenden eine genaue Projektplanung und Koordination samt
Marketingstrategie, Business Plan und Cost Report notwendig. Gefragt sind
demnach viele ingenieurspezifische Fähigkeiten wie auch umfangreiche
Wirtschafts- und Marketingkompetenzen. Das Konzept hinter diesem
Wettbewerb ist es, den Studierenden eine attraktive Möglichkeit zu bieten,
das im Studium angeeignete Wissen in die Praxis umzusetzen.