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Innovative Verbesserung des Brustkrebsscreenings durch individualisierte Risikoberechnung

Prof. Dr. Julia Groß und Prof. Dr. Felix Grassmann
Prof. Dr. Julia Groß und Prof. Dr. Felix Grassmann

Ein neues Forschungsprojekt der Health and Medical University in Potsdam
hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Brustkrebsscreening in Deutschland
durch eine individualisierte Risikoberechnung signifikant zu verbessern.
Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Julia Groß, Professur für
Biochemie sowie Prof. Dr. Felix Grassmann, Professur für Epidemiologie und
Biostatistik.

Ein neues dreijähriges Forschungsprojekt der Health and Medical University
in Potsdam unter Leitung von Prof. Felix Grassmann und Prof. Julia Groß
zielt darauf ab, das Brustkrebsscreening in Deutschland durch eine
individualisierte Risikoberechnung signifikant zu verbessern. Dies könnte
die Früherkennung und Behandlung von Brustkrebs verbessern und die
Heilungschancen erhöhen. Das durch EU-Gelder des Landes Brandenburg
geförderte Projekt wird Blutproben und Daten der umfassenden schwedischen
KARMA-Studie nutzen, in der zwischen 2011 und 2013 über 70.000 Frauen
rekrutiert, deren Blutproben und Gesundheitsdaten detailliert erfasst und
gespeichert wurden.

Während moderne Therapieformen die Überlebenschancen nach einer Diagnose
erheblich verbessert haben, bleibt die frühzeitige Erkennung aggressiver
Brustkrebsarten eine Herausforderung. Das derzeitige mammografische
Screening-Programm, das Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre
zur Untersuchung einlädt, hat seine Grenzen: Bei nur wenigen Frauen wird
Brustkrebs entdeckt, während viele Teilnehmerinnen unnötigen
diagnostischen Belastungen ausgesetzt sind. Eine vielversprechende
Ergänzung zu den bisherigen Methoden stellt die Untersuchung
extrazellulärer Vesikel dar. Diese winzigen Partikel, die von Krebszellen
in die Blutbahn abgegeben werden, enthalten spezifische Proteine und
genetische Informationen, die eine genauere und frühzeitigere Erkennung
ermöglichen könnten.

Die verbesserte Risikovorhersage ermöglicht eine präzisere Stratifizierung
der Frauen basierend auf ihrem Kurzzeitrisiko. Dies könnte zu einem
personalisierten Screeningprogramm für Hochrisikopersonen führen, was
besonders in ländlichen Gebieten mit begrenztem Zugang zu regelmäßigen
Screeningangeboten von Vorteil ist. Durch gezielte Überwachung und
individualisierte Prophylaxe könnten fortgeschrittene
Brustkrebserkrankungen verhindert werden.

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Lebensstil- und Ernährungsmedizin: Prof. Dr. Johan Wölber über die Zukunft der Zahnmedizin

Prof. Dr. Johan Wölber Scientific Director „Dentalhygiene“
Prof. Dr. Johan Wölber Scientific Director „Dentalhygiene“

Wir freuen uns, Herrn Prof. Dr. Johan Wölber als Scientific Director für
unseren Bachelorstudiengang „Dentalhygiene“ begrüßen zu dürfen. Im
Interview gibt er Einblicke in seinen Werdegang und seine Vision für die
Weiterentwicklung der Dentalhygiene und deren Bedeutung für die zukünftige
Zahnmedizin.

Herr Prof. Wölber, wir freuen uns Sie als Scientific Director für den
Studiengang “Dentalhygiene (B.Sc.) an der Dresden International University
gewonnen zu haben. Können Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang
erzählen und wie Sie zur Leitung des Bereichs Parodontologie am
Uniklinikum Dresden sowie zur Lehre im Bereich Dentalhygiene gekommen
sind?

Zunächst einmal freue mich auch sehr, den Studiengang Dentalhygiene
(B.Sc.) an der DIU entwickeln und leiten zu dürfen! Gerne erzähle ich
etwas zu meinem Werdegang: Bevor ich 2023 den Ruf auf die Professur für
Parodontologie an der Technischen Universität Dresden angenommen habe, war
ich ungefähr 23 Jahre in Freiburg im Breisgau. An der dortigen Albert-
Ludwig-Universität habe ich Zahnmedizin studiert, mich promoviert und
habilitiert. Zudem habe ich mich dort zum Spezialisten für Parodontologie
(der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie) weitergebildet und die
Zusatzbezeichnung „Ernährungsmediziner (nach DAEM/DGEM)“ erworben. Ich
habe in meiner praktischen Tätigkeit und Forschung festgestellt, dass wir
durch den Bereich Dentalhygiene unheimlich gute Resultate bei Menschen mit
Karies und Zahnfleischentzündungen erreichen und diese Erkrankungen sehr
gut vorbeugen können. Dazu gehört neben dem eigentlichen Handwerk eine
große Portion Gesundheitspsychologie und modernes Verständnis bei der
Entstehung dieser Erkrankungen. Ich freue mich darauf, diese Ideen und
Inhalte in dem Studiengang Dentalhygiene (B.Sc.) weiterzugeben!

Als ehemaliger stellvertretender Studiengangsleiter des Studiengangs
"Master Parodontologie und Implantattherapie" in Freiburg bringen Sie
sicherlich eine Fülle an Erfahrungen mit. Was hat Sie dazu motiviert, Ihre
Expertise nun bei uns an der DIU einzubringen und welche besonderen
Möglichkeiten sehen Sie in der Ausgestaltung des Studiengangs
“Dentalhygiene (B.Sc.)”?

Der Freiburger Masterstudiengang Parodontologie und Implantattherapie ist
ein großartiger Masterstudiengang im Bereich Parodontologie und vor allem
eine tolle Pionierarbeit im Bereich des Blended-Learnings. Blended-
Learning heisst, dass Online- und Präsenzinhalte perfekt aufeinander
abgestimmt werden und damit unnötige Reisewege und Ausfallzeiten
wegfallen. Ich muss heutzutage zur reinen Wissensvermittlung nicht mehr in
einem Hörsaal sitzen, sondern kann diese Inhalte sehr gut über E-Learning
oder Webinare mitbekommen. Das fachliche Handwerk muss natürlich in
Präsenz vor Ort gewonnen und weiterentwickelt werden. Diese Konzepte habe
ich natürlich auch für den Studiengang Dentalhygiene (B.Sc.) an der DIU
angelegt und freue mich sehr darauf, moderne und zeitgemäße
Weiterentwicklung im Bereich Dentalhygiene mit der DIU zusammen
anzubieten.

Die Bedeutung der Dentalhygiene für die allgemeine Gesundheit ist
unbestreitbar. Wie sehen Sie die Rolle des Studiengangs “Dentalhygiene
(B.Sc.)” in der Förderung von praxisorientierten Fähigkeiten und
interdisziplinärem Wissen für zukünftige Fachkräfte in den Zahnarztpraxen?

Der Studiengang Dentalhygiene (B.Sc.) an der DIU ist eine einmalige
Möglichkeit eine Vielzahl von Kompetenzen zu gewinnen, von denen sehr
viele Patient*innen gesundheitlich profitieren werden und vor allem gar
nicht erst krank lassen werden. Diese gesundheitlichen Entwicklungen beim
Menschen mitzuerleben, macht glücklich. Zudem ist die Weiterentwicklung
eine großartige Möglichkeit, sehr viele Behandlungen und Abläufe in der
Zahnarztpraxis eigenständig und eigenverantwortlich zu gestalten. Der/die
Dentalhygieniker*in ist dabei eine zentrale Stütze für die Zahnärzt*innen
und nimmt ein Schlüssel- und Leitungsfunktion im Team ein. Neben den
eigenständigen Therapien und Präventionsmaßnahmen bei Karies, Gingivitis
und Parodontitis (und dem größten Teil der nicht-chirurgischen
Parodontitistherapie), können Dentalhygieniker*innen alle Altersgruppen
(Kinder, Erwachsene, Senioren) betreuen und auch im Praxismanagement
Leitungsaufgaben übernehmen.

Inwiefern planen Sie, Ihre Forschungsschwerpunkte “Lebenstil- und
Ernährungsmedizin” in die Lehre einzubringen und den Studierenden
praxisnahe Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Techniken zu
ermöglichen?

Aus der aktuellen Wissenschaft wissen wir, dass Karies und parodontale
Erkrankungen maßgeblich durch Lebensstile und weniger durch Genetik
hervorgerufen werden. Doch während man lange Jahre den Zahnbelag (bzw.
Biofilm) an sich als Ursache für diese Erkrankungen betrachtet hat, wissen
wir mittlerweile, dass es Lebenstilfaktoren wie Ernährung, Rauchen,
körperliche Inaktivität und chronischer Stress sind, die die eigentliche
Ursache für Karies und parodontale Entzündungen sind. Während es immer
noch zentral ist, den Biofilm zu entfernen und Menschen dabei zu
unterstützen, dies im Rahmen der häuslichen Mundhygiene zu machen, müssen
wir die genannten Lebensstile stärker in den Fokus nehmen – wenn die
Therapie und Prävention nachhaltig und lange funktionieren soll. Im
Studiengang Dentalhygiene (B.Sc.) werden den Teilnehmer*innen diese
Faktoren und vor allem die gesundheitspsychologische Beeinflussung
vermittelt. Die Erfolge diese Vorgehens sind beeindruckend und es macht
einfach Freude zu sehen, wie z.B. Patienten nicht nur weniger Entzündungen
haben, sondern auch noch Gewicht verlieren.

Abschließend, wie würden Sie potenzielle Studierende dazu ermutigen, sich
für den Bachelorstudiengang “Dentalhygiene (B.Sc.)” an der DIU zu
entscheiden? Welche Vorteile sehen Sie für die Absolvierenden und den
Einfluss auf die Praxis, in denen die angehenden Dentalhygieniker:innen
dann tätig sind?

Potentiellen Studierenden kann ich nur sagen, dass wenn Sie Lust haben auf
persönliche Weiterentwicklung, Eigenständigkeit und -verantwortung in der
Praxis, mehr Gehalt, mehr Mund- und Allgemeingesundheit und glückliche und
zufriedene Patient*innen, dann ist der Studiengang „Dentalhygiene (B.Sc.)“
genau das richtige für Sie! Es ist eine wirklich lohnende Investition. Der
Studiengang ist durch sein Blended-Learning und das praxisorientierte
Konzept zudem so ausgerichtet, dass Sie sehr viele Inhalte in der jetzigen
Praxis vollziehen können und minimalen Praxisausfall und
Reisekostenaufwand haben. Das spart einiges und macht diesen Studiengang
auch besonders familienfreundlich.

Für die Chefinnen und Chefs der potentiellen Studierenden kann ich nur
sagen: Nutzen Sie die Chance und unterstützen Sie die Weiterentwicklung
Ihrer Angestellten! Ihre Praxis wird nicht nur inhaltlich und
therapeutisch profitieren, sondern auch mehr Patient*innen ansprechen und
für hohe Qualität stehen. Ein*e Dentalhygieniker*in kann Sie in zentralen
Aufgaben entlasten und bietet Ihnen die Möglichkeit, sich wieder mehr
Ihrer eigenen Profession zuzuwenden. Ein Win-Win für die gesamte Praxis!



Willkommen im Team der DIU, Herr Professor Wölber. Wir freuen uns auf die
Zusammenarbeit mit Ihnen.

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TRIOKON 2024: Was kann KI wirklich?

Langjährige Zusammenarbeit: Die Hochschulleitungen der INDIGO-Mitgliedshochschulen, Mitbegründer des Netzwerks INDIGO sowie Steuerkreismitglieder feierten das 10-jährige Bestehen des Netzwerks INDIGO  Julia Drahan/UR
Langjährige Zusammenarbeit: Die Hochschulleitungen der INDIGO-Mitgliedshochschulen, Mitbegründer des Netzwerks INDIGO sowie Steuerkreismitglieder feierten das 10-jährige Bestehen des Netzwerks INDIGO Julia Drahan/UR

Die Konferenz beleuchtete Chancen und Herausforderungen künstlicher
Intelligenz und feierte das 10-jährige Bestehen des Netzwerks INDIGO.

Am 25. September 2024 fand an der Universität Regensburg bereits zum
sechsten Mal die Transferkonferenz TRIOKON statt. In den Fokus rückten
nicht nur die technologischen Entwicklungen im Bereich der künstlichen
Intelligenz (KI), sondern auch die damit verbundenen Herausforderungen und
Grenzen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft
und Gesellschaft nutzten die Gelegenheit zum Austausch, während der vom
Netzwerk INDIGO und der Universität Regensburg organisierten Tagung, die
in diesem Jahr unter dem Motto „Was kann KI wirklich?“ stand. Ein
besonderer Anlass: die Feier des 10-jährigen Bestehens des Netzwerks
INDIGO, das die Zusammenarbeit der sechs ostbayerischen Hochschulen – OTH
Amberg-Weiden, TH Deggendorf, Hochschule Landshut, Universität Passau,
Universität Regensburg und OTH Regensburg – fördert.

INDIGO feiert 10 Jahre Erfolgsgeschichte
Das Netzwerk INDIGO nutzte die TRIOKON 2024 ebenfalls, um sein 10-jähriges
Bestehen zu feiern. Seit 2014 fördert das Netzwerk die Kooperation der
sechs ostbayerischen Hochschulen im Bereich der Grundlagenforschung sowie
angewandten Forschung. Prof. Dr. Susanne Leist, Vizepräsidentin für
Digitalisierung, Netzwerke und Transfer der Universität Regensburg, hob in
ihrem Grußwort den Nutzen aus der Kooperation zwischen den sechs
ostbayerischen Hochschulen hervor, da sie den interdisziplinären Diskurs
an einem für die Zukunft so grundlegenden Thema befördert und hieß die
Teilnehmenden im Vielberth-Gebäude der Universität willkommen. In seiner
Begrüßung hob Prof. Dr. Tomas Sauer, Sprecher des INDIGO-Steuerkreises,
die Relevanz des Netzwerks für Ostbayern hervor und stellte dar, wie die
Zusammenarbeit die Region als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort in
den letzten Jahren gestärkt hat. In einem moderierten Gespräch zwischen
Prof. Dr. Burkhard Freitag und Prof. Dr. Wolfgang Baier, beide
Mitbegründer des Netzwerks und ehemalige Präsidenten zweier INDIGO-
Mitgliedshochschulen, erhielt das Publikum noch einmal einen Überblick zur
Entstehungsgeschichte des Netzwerks und den vielseitigen Aspekten der
langjährigen Zusammenarbeit. „Gute und kontinuierliche Kommunikation ist
ein Muss in einem Verbund und stellt die Basis für das Bestehen des
Netzwerks INDIGO“, erläuterte Prof. Freitag. Prof. Baier ergänzte: „Im
Hochschulnetzwerk haben wir stets von der vertrauensvollen Zusammenarbeit
profitiert, die Abstimmungen und Etablierung von Prozessen erleichtert
hat. Der Austausch im persönlichen Gespräch zwischen den
Hochschulleitungen hat uns hierbei viele Lösungsmöglichkeiten und neue
Ideen eröffnet.“

Fachliche Impulse rund um das Thema künstliche Intelligenz
Im Mittelpunkt standen Fragen zu den praktischen Einsatzmöglichkeiten von
KI, deren Innovationspotenzial sowie die Grenzen und Risiken dieser
Technologien. Dabei wurde deutlich, dass künstliche Intelligenz nicht nur
neue Chancen für Unternehmen bietet, sondern auch Herausforderungen mit
sich bringt, insbesondere im Hinblick auf rechtliche und
sicherheitsrelevante Aspekte. In seiner Eröffnungskeynote erläuterte Prof.
Dr. Stefan Schönig von der Universität Regensburg die Gewährleistung von
Cyber-Sicherheit in produzierenden Unter-nehmen und stellte dar, wie KI-
Technologien dazu beitragen können, Sicherheitslücken zu identifizieren
und proaktive Maßnahmen zur Einhaltung von Sicherheitsstandards zu
implementieren. In den folgenden Impulsbeiträgen gab Dr. Elisabeth Moser
einen Einblick in die Arbeit der NGO Space-Eye e.V., bei der KI-Methoden
die Aktivitäten in der Seenotrettung unterstützen, und Aris Tsakpinis von
Amazon Web Services warf einen Blick auf den aktuellen Stand im Bereich
der generativen KI aus Perspektive der Forschung und Industrie. Zum
Abschluss der Konferenz rundete die Keynote der Bayernwerk AG das Programm
ab, indem Jürgen Kandlbinder und Dr. Benjamin Wehner KI als Enabler der
Energiewende betrachteten und dem Publikum verschiedene Anwendungsfälle
eines Netzbetreibers näherbrachten.

Ein weiteres Highlight war zudem die Podiumsdiskussion, bei der
Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und von Hochschulen unter der
Moderation von Prof. Dr. Christian Wolff (Universität Regensburg) darüber
debattierten, welche Potenziale und Grenzen der Einsatz von künstlicher
Intelligenz mit sich bringt. Prof. Dr. Cordula Krinner (TH Deggendorf) und
Prof. Dr. Daniel Schnurr (Universität Regensburg) stellten hierbei die
Perspektive der Hochschulen dar und führten einen spannenden Austausch mit
Christian Volkmer von der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim sowie Dr.
Stefan Rameseder vom Unternehmen One Data GmbH.

Vielseitige Workshops und Zeit für intensive Vernetzung
Neben dem Hauptprogramm hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich in
verschiedenen Workshops mit Themen wie „Generative KI im Unternehmen“, „KI
im Operationssaal“, „KI für smarte Energiesysteme“, „Predictive
Maintenance im Sondermaschinenbau“ oder „KI und die Einhaltung der
Anforderungen des AI-Act“ auseinanderzusetzen. Expertinnen und Experten
aus Wissenschaft und Praxis gaben Einblicke in aktuelle Projekte und
diskutierten gemeinsam mit den Teilnehmenden über Best Practices und
mögliche Stolpersteine bei der Implementierung von KI.
Neben abwechslungsreichen Inhalten rund um das Thema KI gab die
Veranstaltung ausreichend Gelegenheit zum Networking. Hierfür boten
diverse Messestände der INDIGO-Mitgliedshochschulen sowie weiterer
Kooperationspartner des Netzwerks die Möglichkeit, in einer lockeren
Atmosphäre Kontakte zu knüpfen und Ideen für zukünftige Kooperationen
auszutauschen.

Über das Netzwerk INDIGO
Im Netzwerk Internet und Digitalisierung Ostbayern (INDIGO) arbeiten die
sechs ostbayerischen Hochschulen – OTH Amberg-Weiden, TH Deggendorf,
Hochschule Landshut, Universität Passau, Universität Regensburg und OTH
Regensburg – bereits seit 2014 zusammen. Vornehmliches Ziel des Netzwerks
ist die dauerhafte Stärkung der Region Ostbayern als exzellenter
Wissenschaftsstandort aber auch als Ort von leistungsstarken und
erfolgreichen Wirtschaftsunternehmen. Hierbei fördert das Netzwerk
insbesondere die fachübergreifende Kooperation auf dem Gebiet der
angewandten Forschung und Grundlagenforschung zwischen den beteiligten
Hochschulen. Seit seiner Gründung hat das Netzwerk INDIGO durch
vielfältige Aktivitäten eine verstärkte Zusammenarbeit der ostbayerischen
Hochschulen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Themenfeld
Digitalisierung und darüber hinaus gefördert. Basierend auf der durch
INDIGO entstandenen hochschulübergreifenden Bündelung vorhandener
wissenschaftlicher Kompetenzen wurden neue Kooperationen innerhalb des
Netzwerks sowie mit externen Akteuren angestoßen und erfolgreich
Förderanträge im Verbund gestellt. Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.indigo-netzwerk.de/

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Das Universitätssterben um 1800: Strukturelle Bedingungen und kontingente Faktoren

Pasternack / Meinhardt (Hg.) Das Universitätssterben um 1800
Pasternack / Meinhardt (Hg.) Das Universitätssterben um 1800

Inwiefern ist die Annahme überwiegend einheitlicher oder ähnlicher
Ursachen für das Universitätssterben in den deutschen Ländern um 1800
angemessen? Dazu versammelt ein neu erschienener Band vier Perspektiven:
die analytische Erschließung der Makro-Ebene der Hochschulentwicklung und
-politik sowie dreierlei Arten von Falldarstellungen, nämlich zu um 1800
aufgelösten Universitäten, zu seinerzeit zwar gefährdeten, dann aber
dennoch fortbestehenden Universitäten und zur Berliner Neugründung. Das
Buch wurde gemeinsam von Reformationsgeschichtlicher Forschungsbibliothek
Wittenberg und HoF realisiert.

In der Literatur werden fünf wesentliche Gründe für das
Universitätssterben angeführt: mangelnde Leistungsfähigkeit der
Universitäten; Verweigerung modernisierender Innovationen durch die
Universitäten; Angebotsübersättigung mit der Folge einer Frequenzkrise;
eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten der Landesfürsten, schließlich
die Kriegs- und Krisensituation Anfang des 19. Jahrhunderts. Jüngst, bei
Elizabeth Harding, wurden diese verschiedenen Gründe in einem
Erklärungsmodell „Ökonomisierung der Universitäten im 18. Jahrhundert“
zusammengeführt. Allerdings waren im Verlaufe des Vierteljahrhunderts die
Umfeldsituationen sehr differenziert, die territorialen Bedingungen
uneinheitlich und die internen Potenzen der Hochschulen unterschiedlich.

Marian Füssels liefert eine grundlegende Erörterung der allgemeinen
Debatte über die ‚Aufhebung der Universitäten‘. Diese wird in mehreren
Beiträgen ergänzt. Die napoleonische Hochschulpolitik ist auf zweierlei
Weise ein Thema: über die französische Besetzung des Rheinlandes (bei
Tanja Kilzer zur Alten Universität Köln) und über das kurzlebige
Königreich Westfalen unter dem Napoleon-Bruder Jérôme (in Stefan
Brüdermann zur Universität Rinteln und bei Christina Stehling zur
Universität Marburg). Die Hochschulpolitik deutscher Großstaaten wird an
den Beispielen Österreich (Sandra Haas), Preußen (Hans-Christof Kraus) und
Bayern (Regina Meyer) verhandelt. Dass auch kleinere deutsche Länder
hochschulpolitisch ambitioniert waren, lässt sich anhand Badens (Sandra
Haas im Zusammenhang mit der Universität Freiburg) und Mecklenburgs (Hans-
Uwe Lammel im Zusammenhang mit den Universitäten Bützow und Rostock)
nachvollziehen.

Auf der Mikroebene einzelner Universitäten geht es vordergründig um acht
Fälle. Darunter sind zwei Universitäten, die gegen zeitweilige
Schließungsansinnen ihren Fortbestand sichern konnten (Freiburg und
Marburg), während es bei den Universitäten Köln, Rinteln, Bamberg, Bützow,
Helmstedt und Wittenberg jeweils auf die Aufhebung hinauslief. Daneben
geht Marian Füssel intensiver auf die Göttinger Universität ein, und bei
Hans-Christof Kraus kulminiert die preußische Universitätspolitik in der
Krise um 1800 darin, dass die Berliner Universität gegründet wurde.
Schließlich werden mehrere Konkurrenzgeschichten dargestellt: Köln versus
Bonn, Marburg versus Gießen, Bamberg versus Würzburg, Bützow versus
Rostock, Freiburg versus Heidelberg. So finden sich in den Texten unterm
Strich 15 Universitäten in den Jahren um 1800 verhandelt.

Bedeutsam für die Entwicklungen war die Auffassung, dass es zu viele
Universitäten im Reich gebe. Es waren nicht immer Qualitätsaspekte, die
für oder gegen eine Universität ausschlugen. Für Wittenberg zum Beispiel
müssten Pauschalurteile, die auf eine mangelnde akademische
Leistungsfähigkeit der Universität abzielen, zurückgewiesen werden, da
aufklärerische Trends und Konzepte in starkem Maße rezipiert wurden, wie
Adrian Grave belegt. Indem die Modernisierungserfahrungen der Universität
Bützow (1760–1789) nach 1789 in die Rostocker Universität eingeflossen
sind, lasse sich durchaus annehmen, dass die Rostocker Universität ohne
die vorgängige Anstalt in Bützow nicht überlebt hätte.

Die Universität Köln argumentierte in der Diskussion um ihre Zukunft
weitestgehend mit ihrer Geschichte und ihren frühen Erfolgen. Die
Universität Freiburg dagegen setzte, neben rechtlichen und konfessionellen
Begründungen, vor allem auf ökonomische Argumente, mit denen sie ihre
Nützlichkeit für Staat und Gemeinwesen unterstrich. Letzteres entsprach
wohl eher dem Denkstil der Experten und Entscheider, die, wie Marian
Füssel ausführt, im intellektuellen Klima der Spätaufklärung sozialisiert
waren. Entsprechend orientierten sie sich unter anderem an
Nützlichkeitsimperativen. Freiburg blieb, Köln wurde geschlossen.

Wolle man den komplexen Vorgang des Universitätssterbens analytisch in den
Griff bekommen, so Marian Füssel, gelte es, das Wechselspiel der
seinerzeitigen universitätskritischen Diskurse mit lokalen
Entscheidungspraktiken in den Ministerien und vor Ort herauszuarbeiten.
Dies leisten die Fallstudien, die den größten Teil des Bandes ausmachen.

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