Automobilkaufleute auf der Überholspur
Modernisierte Ausbildungsordnung tritt am 1. August in Kraft
Digitalisierung, Vernetzung und Elektromobilität beschleunigen das ohnehin
bereits hohe Entwicklungs- und Innovationstempo in der Automobilbranche.
Moderne Fahrzeuge werden mit neuen Funktionen und Fahreigenschaften
ausgestattet, die die Fahrerinnen und Fahrer in Form vielfältiger
Assistenz-Systeme unterstützen. Durch die zunehmende Komplexität der
Produkte rückt der Bereich After-Sales im Automobilhandel verstärkt in den
Blickpunkt. Die Bedeutung des Internets für den Handel ist stark
gestiegen. Auch in den Verkaufsräumen bedient man sich zunehmend digitaler
Unterstützung.
Dies wirkt sich auf kaufmännische Bereiche wie Marketing und Vertrieb aus.
Gemeinsam mit den Sozialpartnern und Sachverständigen aus der
betrieblichen Praxis hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) daher
im Auftrag der Bundesregierung die Berufsausbildung für Automobilkaufleute
auf den neuesten Stand gebracht.
Neu in der modernisierten Ausbildungsordnung ist eine stärkere
Einbeziehung verschiedener Bereiche des Betriebs. So wird zum Beispiel die
Schnittstellenfunktion der Automobilkaufleute zwischen Vertrieb und
Werkstatt hervorgehoben, denn Grundlagenkenntnisse über Werkstattprozesse
sowie Fahrzeugtechnologien stellen eine wichtige Basis für alle
kaufmännischen Tätigkeiten dar. Weiterhin wird der Bereich Kundendienst
und Service durch Aspekte von Kundenmobilität und Nutzung digitaler
Informationssysteme angereichert.
Kommunikative Kompetenzen, veränderte rechtliche Rahmenbedingungen,
Datenschutz und Datensicherheit erhalten einen höheren Stellenwert. Neu
ist ferner eine stärkere Berücksichtigung der Nachhaltigkeit und des
Umweltbewusstseins in Form umweltgerechter Entsorgung von Fahrzeugen,
Komponenten und Betriebsstoffen.
Die modernisierte Ausbildungsordnung wurde kompetenzorientiert gestaltet.
Das heißt: Die Beschreibung der beruflichen Tätigkeiten erfolgt unter
Berücksichtigung der fachlichen, methodischen, sozialen sowie personalen
Kompetenzen und orientiert sich an den betrieblichen Arbeits- und
Geschäftsprozessen. Alle Auszubildenden durchlaufen die wesentlichen
Bereiche des Betriebs: Teile und Zubehör, Werkstatt, Kundendienst und
Service, Marketing, Fahrzeughandel und -vertrieb, Finanzdienstleistungen,
Personal sowie kaufmännische Steuerung und Kontrolle. Die bisherige
Einteilung in Einsatzgebiete wurde aufgehoben.
Automobilkaufleute arbeiten in Betrieben der Kraftfahrzeugbranche,
vorwiegend bei Autohäusern, Fahrzeugimporteuren sowie
Automobilherstellern. Sie unterstützen den Verkauf von Fahrzeugen durch
vor- und nachbereitende kaufmännische Tätigkeiten, der Fahrzeugverkauf
selbst ist aber nicht Bestandteil des Ausbildungsberufs. Für daran
interessierte Automobilkaufleute bieten die Kfz-Hersteller die in der
Branche etablierte Weiterbildung zum/zur zertifizierten
Automobilverkaufsberater/-in an. Darüber hinaus eröffnen sich
Automobilkaufleuten vielfältige Fortbildungen für den beruflichen
Aufstieg. So gibt es unter anderem verschiedene Fachwirt-Abschlüsse,
beispielsweise als Geprüfte/-r Handelsfachwirt/-in oder Geprüfte/-r
Fachwirt/-in für Marketing oder Einkauf sowie auf darüber liegendem Niveau
die Fortbildung zum/zur Geprüften Betriebswirt/-in.
Seit der Einführung des Ausbildungsberufs 1998 hat die Zahl der
Auszubildenden stetig zugenommen. Allein im Jahr 2016 haben mehr als 5.100
Jugendliche einen neuen Ausbildungsvertrag zum Automobilkaufmann/zur
Automobilkauffrau unterschrieben.
Die jetzt modernisierte Ausbildungsordnung für den betrieblichen Teil und
der darauf abgestimmte Rahmenlehrplan für den schulischen Teil der
Ausbildung treten zum 1. August 2017 in Kraft und lösen die bestehenden
Ausbildungsregelungen aus dem Jahr 1998 ab.
Weitere Informationen im Internetangebot des BIBB unter <www.bibb.de/neue-
berufe-2017>
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