Zum Hauptinhalt springen

Psychologie: Studie zur Effektivität von Präventionsstrategien in Kommunen / Befragungen von Fünft- bis Elftklässlern

Pin It

Forscherinnen des Instituts für Psychologie der Universität Hildesheim
befassen sich mit evidenzbasierten Präventionsstrategien in Kommunen. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert eine bundesweite
Studie. Im Rahmen von Präventionsprogrammen planen Kommunen ihre
Präventionsmaßnahmen für Jugendliche zielgerichtet. Ein Ziel ist es unter
anderem, Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig
entgegenzuwirken. Das Forschungsteam vergleicht nun im Rahmen der Studie,
ob Prävention in Kommunen mit dem Programm „Communities that Care“ besser
gelingt als in Kommunen, die andere Präventionsstrategien verfolgen.

Ein Forschungsteam der Universität Hildesheim und der Medizinischen
Hochschule Hannover befasst sich in einer bundesweiten Studie mit
Präventationsstrategien in Kommunen. Die Wirksamkeit des
Präventionssystems „Communities that Care“ (CTC) soll evaluiert werden.

Das Forschungsteam um Prof. Dr. Renate Soellner, Dr. Maren Reder und Nele
Feierabend vom Institut für Psychologie der Universität Hildesheim führt
in ausgewählten Kommunen in vier Bundesländern Befragungen von Fünft- bis
Elftklässlern durch. Die Erhebungen finden jeweils 2021/22 und 2023/24
statt.

Kooperationspartner sind die Medizinische Hochschule Hannover, der
Landepräventionsrat Niedersachsen und der Deutsche Präventionstag. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt.

Im Rahmen des kommunalen Präventionssystems „Communities that Care“ (CTC)
werden Kommunen in Niedersachsen angeleitet, ihre Präventionsmaßnahmen für
Jugendliche zielgerichtet zu planen. Diese Präventionsmaßnahmen werden von
den Kommunen auf der Grundlage von Schülerbefragungen zu Problemverhalten
sowie zu Risiko- und Schutzfaktoren ausgewählt. Ziel ist es unter anderem,
Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig
entgegenzuwirken. Das Forschungsteam des Instituts für Psychologie der
Universität Hildesheim ist bereits seit 2012 für die niedersachsenweiten
Befragungen zuständig und ermittelt landesweite Referenzwerte für Risiko-
und Schutzfaktoren.

EVIDENZBASIERTE PRÄVENTION – WIE WIRKSAM SIND DIE PRÄVENTIONSMAßNAHMEN?

„Bisher fand keine Evaluation in Deutschland zur Wirksamkeit des CTC-
Präventionsprogramms statt“, sagt Dr. Maren Reder.

Seit den 1990er Jahren wird das Präventionssystem „Communities that Care“
in den USA und seit 2009 in Deutschland angewandt.

Die Universität Hildesheim vergleicht nun im Rahmen der Studie, ob
Prävention in Kommunen mit dem Programm „Communities that Care“ besser
gelingt als in Kommunen, die andere Präventionsstrategien verfolgen.

BEFRAGUNGEN VON FÜNFT- BIS ELFTKLÄSSLERN STARTEN IM HERBST 2021

„Bevor Problemverhalten auftritt, können anhand der Risiko- und
Schutzfaktoren bei Fünft- bis Elftklässlern in den Kommunen relevante
Problembereiche identifiziert sowie Interventionen in der jeweiligen
Kommune ausgewählt und implementiert werden. Die Interventionen setzen
teilweise schon in der Grundschule oder davor an“, erläutert Maren Reder.

„Unser Fokus ist die Kinder- und Jugendbefragung. Wir befragen Kinder und
Jugendliche und können so herausfinden, welche Risikofaktoren und welche
Schutzfaktoren vorliegen. Die Fünftklässler befragen wir in einer
Längschnittanalyse und die Sechst-, Acht-, Zehnt- und Elftklässler im
Querschnitt“, so Reder.

Risikofaktoren können in verschiedenen Lebensbereichen auftreten, etwa in
der Familie, in der ein Kind aufwächst; im Stadtteil, in dem ein Kind
lebt; oder in der Schule, die ein Kind besucht. Zu Problemverhaltensweisen
zählen unter anderem Alkohol- und illegaler Substanzkonsum, Gewalt und
delinquentes Verhalten. Auch die Opfererfahrung durch
Partnerschaftsgewalt, Mobbing oder diskriminierendes Verhalten wird
erfasst. Schutzfaktoren wirken dabei als Puffer und können auch bei
starken Risikobelastungen das Auftreten von einem Problemverhalten
verhindern.

Zwei Beispiele aus dem Fragebogen an die Kinder und Jugendlichen:

• Beispiel Risikofaktor (zustimmende Haltung  zu anti-sozialem Verhalten)
- Wie findest du es, wenn jemand in deinem Alter etwas klaut?

• Beispiel Schutzfaktor (familiärer Zusammenhalt)
- Erzählst du deiner Mutter, was dich beschäftigt?

Die Befragungen führt das Hildesheimer Forschungsteam in Kommunen in
Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz durch. Die
Befragungen finden am Ende des 1. Schulhalbjahres Ende 2021/Anfang 2022
statt. Die genauen Termine unterscheiden sich je nach Bundesland. „Wir
sichern die faktische Anonymität zu, die Befragungen erfolgen über einen
Online-Fragebogen“, so Reder.

Über ihre Motivation für die Forschung in diesem Bereich sagt Maren Reder:
„Das ganz große Ziel sind lebenswerte Kommunen, in denen man gut
aufwachsen kann. CTC ist eine der vielversprechenden
Präventionsstrategien. In den USA liegen gute Evaluationsergebnisse vor.
Es ist naheliegend, CTC in Deutschland zu nutzen. Aber wir sollten
erfassen, ob CTC auch in Deutschland wirksam ist und hierfür eine
Evidenzbasis schaffen.“

WEITERE INFORMATIONEN:

Forschung zu Gesundheitspsychologie und Public Health:

Dr. Maren Reder forscht seit knapp zehn Jahren an der Universität
Hildesheim in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Renate Soellner zu Themen
der Gesundheitspsychologie und Public Health. Die
Gesundheitswissenschaftlerin hat sich in ihrer Promotion an der
Universität Bielefeld mit Entscheidungshilfen zum Mammagraphiescreening
befasst und forscht seit sechs Jahren zu Präventionsstrategien in
Kommunen, zunächst mit einem Fokus auf Niedersachse