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Universität Freiburg startet interdisziplinäres Lehrangebot zu nachhaltiger Entwicklung

 „Zertifikat Nachhaltigkeit“ beginnt zum Wintersemester 2021/22
•       Wissen und Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung
•       Öffentliche Online-Vortragsreihe zu Nachhaltigkeitsthemen –
Beginn: 20. Oktober 2021, 18 Uhr

Zum Wintersemester 2021/22 startet die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
das „Zertifikat Nachhaltigkeit: interdisziplinär, reflexiv, praxisnah“ –
ein freiwilliges Lehrangebot für Studierende aller Fachrichtungen. In
Seminaren, Vorlesungen und Praxiskursen können sie sich interdisziplinär
mit Nachhaltigkeitsfragen auseinandersetzen und dafür bis zu 14 ECTS-
Punkte erhalten. „Gemeinsames, fächerübergreifendes Denken und Handeln ist
wesentlich, um nachhaltige Entwicklung wissenschaftlich und praktisch zu
stärken – mit dem Zertifikat möchten wir dies auch in der Lehre
verankern“, erläutert Prof. Dr. Michael Schwarze, Prorektor für Studium
und Lehre.

Öffentliche Online-Vortragsreihe

Ein Kernelement des Programms ist die Online-Reihe „Alles im Blick?
Vortragsreihe Interdisziplinäre Nachhaltigkeit“, die über das gesamte
Semester läuft und auch öffentlich zugänglich ist. Freiburger
Wissenschaftler*innen bieten darin Einblicke in unterschiedliche
Nachhaltigkeitsbereiche. Den Beginn machen Prof. Dr. Daniela Kleinschmit,
Prorektorin für Internationalisierung und Nachhaltigkeit der Universität
Freiburg, und Lora Guyzeleva, Nachhaltigkeitsmanagerin der Universität, am
20. Oktober 2021 um 18:00 Uhr. Sie sprechen zum „Nachhaltigkeitsdiskurs im
Wandel“ sowie zu Nachhaltigkeitsprojekten an der Hochschule.

Die Reihe wird wöchentlich fortgesetzt, immer mittwochs von 18:00 bis
19:30 Uhr. Weitere Themen sind unter anderem „Grüne Chemie, nachhaltige
Pharmazie“, „Nutzung von Ökosystemen zwischen Anspruch und Wirklichkeit“
oder auch „Governance für Nachhaltigkeit“. Teilweise finden die Vorträge
im Tandem-Format statt, bei denen zwei Expert*innen unterschiedlicher
Fachrichtungen zu einem Thema aus ihren jeweiligen Perspektiven sprechen.
So trifft etwa Prof. Dr. Hans-Martin Henning, Leiter des Fraunhofer-
Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg, mit dem Thema „Wege
in eine klimaneutrale Energieversorgung“ auf Dr. Philipp Späth und seine
Frage „Ist die Energiewende gerecht?“. Und zum Bereich Wirtschaft und
Klimawandel präsentiert Prof. Dr. Lars Feld, Direktor des Walter Eucken
Instituts Freiburg, „ökonomische Wege zum effektiven Klimaschutz“, während
Prof. Dr. Nina Degele vom Institut für Soziologie eine
kapitalismuskritische Perspektive auf die Externalisierung von sozialen
und Umweltkosten im Wirtschaftssystem bietet.

„Elementare Forschungszugänge für nachhaltige Entwicklung“

Zum Wintersemester können die Studierenden zudem an der
Grundlagenveranstaltung „Nachhaltigkeit – interdisziplinär und reflexiv“
teilnehmen. Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen kommen hier in
interdisziplinären Gruppen zusammen, um gemeinsam an regionalen
Nachhaltigkeitsherausforderungen zu arbeiten. Insbesondere die aktive
Beteiligung und Zusammenarbeit der Teilnehmenden steht dabei im
Vordergrund. Die Teilnehmenden entwickeln unter anderem eigene Visionen
einer nachhaltigen Entwicklung, lernen Methoden zur Förderung von
interdisziplinärer Gruppenarbeit und stärken ihre Reflexivität,
beispielsweise im Hinterfragen von persönlichen und wissenschaftlichen
Annahmen. „Hier geht es um elementare Forschungszugänge für nachhaltige
Entwicklung“, sagt Prof. Dr. Daniela Kleinschmit, Prorektorin für
Internationalisierung und Nachhaltigkeit der Universität Freiburg. „Die
Studierenden lernen hierbei, ihre unterschiedlichen Fachperspektiven
miteinander zu verknüpfen und gemeinsam interdisziplinäre
Lösungsstrategien zu entwickeln.“

Initiative kam von der Hochschulinitiative „Nachhaltigkeitsbüro“

Das Zertifikat Nachhaltigkeit und das Lehrangebot wurde auf Initiative des
studentischen Nachhaltigkeitsbüros entwickelt, und zwar gemeinsam vom
Zentrum für Schlüsselqualifikationen, der Stabsstelle Sicherheit, Umwelt
und Nachhaltigkeit sowie einem Programmbeirat mit wissenschaftlichen
Expert*innen aus den Fakultäten und studentischen Vertreter*innen. Die
Studierendenvertretung der Universität Freiburg (StuRa) finanziert das
Projekt. „Fast alle Fakultäten beteiligen sich mit Beiträgen am
Zertifikatprogramm – das gab es bisher so noch nicht an der Universität“,
erklären Dr. Jürgen Steck, Projektleiter und Leiter der Stabsstelle
Sicherheit, Umwelt und Nachhaltigkeit, und Verena Saller vom Zentrum für
Schlüsselqualifikationen, die das Projekt gemeinsam leiten.

„Es ist großartig zu sehen, dass das Zertifikat Nachhaltigkeit an der
Universität Freiburg nun startet – und damit eine Idee, die einige
engagierte Studierende vor fast vier Jahren zu verfolgen begannen,
Realität wird“, sagt Paulina Aue im Namen der Initiative
Nachhaltigkeitsbüro Freiburg. „Unser Ziel war es, allen Studierenden
unabhängig des Fachbereichs die Möglichkeit zu geben, sich im Rahmen ihres
Studiums mit Zukunftsfragen und Nachhaltigkeitsherausforderungen zu
beschäftigen."

Webseite des „Zertifikat Nachhaltigkeit“
https://www.uni-freiburg.link/zertifikat-nachhaltigkeit

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Von der Pille zur natürlichen Familienplanung

Immer mehr Frauen möchten bei der Familienplanung auf hormonelle
Möglichkeiten verzichten und interessieren sich für die natürliche
Familienplanung (NFP). Wie verlässlich die unterschiedlichen NFP-Methoden
sind, bewertet Dr. Tanja Freundl-Schütt aus Düsseldorf bei 9. Kongress des
Dachverbands Reproduktionsbiologie und -medizin (*).

Gemeinsam ist den Methoden, dass sie die Wahrnehmung von Körperzeichen mit
einbeziehen. Dazu gehören vor allem die Beobachtung des Zervixschleims und
die Messung der Körperkerntemperatur. Der Unterschied besteht darin,
welche und wie diese Körperzeichen in die Auswertung mit einfließen.

Zu empfehlen sind nach Worten der Frauenärztin Verfahren, die beide
Zeichen einbeziehen und nach einem standardisierten und validierten
Regelwerk auswerten.

Zahlreiche Zyklus-Apps versuchen das Prinzip der NFP in digitalisierter
„moderner“ Form umzusetzen. „Leider ist ein Großteil davon unzuverlässig,
sowohl beim Vermeiden einer Schwangerschaft als auch beim Unterstützen des
Kinderwunsches“, fasst die Gynäkologin die Tatsachen zusammen.

* Der 9. Kongress des Dachverbandes Reproduktionsbiologie und –medizin
(DVR) vereint zwölf Mitgliedsgesellschaften. Sie stellten vom 1. bis 2.
Oktober alle neuen klinischen und wissenschaftlichen Aspekte der
Fortpflanzung “unter einem Dach” virtuell zur Diskussion.

Dr. Renate Leinmüller
https://www.dvr-kongress.de/presse/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. med. Tanja Freundl-Schütt, Oberärztin, Fachärztin für Gynäkologie und
Geburtshilfe, Schwerpunkt für Gynäkologische Endokrinologie und
Reproduktionsmedizin, UniKiD: Universitäres interdisziplinäres
Kinderwunschzentrum Düsseldorf), Universitätsklinikum Düsseldorf

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SARS-COV-2: Was bedeutet die Pandemie für transplantierte Menschen?

Transplantierte Menschen haben ein hohes Risiko, schwer an COVID-19 zu
erkranken und zu versterben. Die Impfung gab den Betroffenen Hoffnung auf
ein „normales“ Leben. Doch wie sich zeigte, ist die Rate an
‚Impfversagern‘ bei Nierentransplantierten hoch, selbst die Drittimpfung
führt nur bei zwei Dritteln zu einem ausreichenden Schutz. Die
Transplantationsmedizin steht vor der Herausforderung, Impfschemata zu
entwickeln, mit denen ihre Patienten besser geschützt sind. Eine weitere,
drohende Herausforderung: In Folge der Pandemie könnte der Bedarf an
Spenderorganen noch weiter steigen.

Europäische Registerdaten aus dem Jahr 2020 zeigen, dass eine SARS-
CoV-2-Infektion für transplantierte Menschen ein größeres Risiko birgt als
für die Allgemeinbevölkerung. Während etwa 5% der Allgemeinbevölkerung
schwere Verläufe aufwiesen, waren das bei nierentransplantierten Menschen,
so die Auswertung der Datenbank der ERA-EDTA 34%. 19,7% aller
nierentransplantierten COVID-19-Patientinnen und -Patienten mussten
beatmet werden, auch die Sterblichkeit war bei nierentransplantierten
Menschen mit 20% sehr viel höher [1]. Erfreulich war einzig, dass sich nur
verhältnismäßig wenige nierentransplantierte Menschen mit SARS-CoV-2
infiziert hatten, bis Juli waren dem Register 1.403 Fälle gemeldet worden.

„Es gibt verschiedene Gründe, warum transplantierte Menschen ein höheres
Risiko haben könnten. Sie haben mehr Risikofaktoren für einen schweren
Covid19-Verlauf, wie z.B. Diabetes mellitus, Hypertonie und andere
kardiovaskuläre Risiken, die oft schon vor der Transplantation bestanden
haben und sich nach Transplantation fortsetzen. Besonders hervorzuheben
ist aber die Immunsuppression, auf die Transplantierte angewiesen sind,
die aber eine ‚gesunde‘ Immunantwort auf jegliche Erreger drosselt und die
Patientinnen und Patienten anfälliger macht“, erklärt DTG-Generalsekretär
Prof. Dr. Mario Schiffer, Erlangen, auf der 30. Jahrestagung der Deutschen
Transplantationsgesellschaft in Stuttgart. Warum die Infektionsrate bei
transplantierten Menschen niedriger als die der Allgemeinbevölkerung war,
erklärt der Experte so: „Die Betroffenen wissen um ihre Anfälligkeit und
schützen sich besser. Denn wer jahrelang auf ein Spenderorgan gewartet hat
und schwer krank war, der setzt in der Regel seine mit dem Organ gewonnene
Lebensqualität nicht aufs Spiel, sondern nimmt Hygieneempfehlungen und
Kontaktbeschränkungen sehr ernst.“

Die Impfung gegen SARS-CoV-2 wurde von transplantierten Menschen in einem
besonderen Maße herbeigesehnt und mit der Einordnung der Betroffenen in
der Prioritätsstufe 2 konnten die meisten auch im Frühjahr 2021 die
Impfung erhalten. Allerdings stellte sich im Verlauf heraus, dass sich der
Schutz vor COVID-19 nach zweimaliger Impfstoffgabe nicht im gleichen Maße
wie bei gesunden Menschen einstellte. Studien, die in Deutschland
durchgeführt worden waren [2], zeigten, dass die Immunantwort bei
nierentransplantierten Patientinnen und Patienten nur 26% mit  BNT162b2
betrug und 49% mit mRNA1273 – und sie war stark abhängig von der Anzahl
und Art der verwendeten immunsuppressiven Therapie.

Erfreulich ist, dass eine Drittimpfung die Rate an „Impfversagern“
deutlich reduzieren kann. Vier Wochen nach Drittimpfung mit BNT162b2
zeigte sich sowohl für die humorale als auch für die zelluläre
Immunresponse ein Ansprechen von mehr als einem Drittel der vorherigen
„Impfversager“, was zu einem Gesamtansprechen von immerhin 55% führte. Am
24. September veröffentlichte die STIKO die 11. Aktualisierung der
COVID-19-Impfempfehlung [3]. Sie empfiehlt nun bei schwer immundefizienten
Personen, zu denen auch organtransplantierte Menschen gehören, zur
Optimierung der primären Impfserie bereits vier Wochen nach der zweiten
Impfstoffdosis eine dritte Gabe. Insofern ist es nun möglich, allen
nierentransplantierten Menschen ein Drittimpfungsangebot zu machen.

„Das ist erfreulich, aber wir müssen unsere Patientinnen und Patienten
dennoch zur Vorsicht mahnen: Auch nach drei Impfungen ist ein
beträchtlicher Teil nicht vollständig geschützt. Die Betroffenen sollten
nach wie vor vorsichtig sein, zum Eigenschutz Masken tragen und ihre
sozialen Kontakte beschränken. Auch nach der Drittimpfung haben sie leider
keine ‚carte blanche‘“, so der Erlanger Transplantationsmediziner. Derzeit
laufen Studien, ob und wie weit das Impfansprechen durch eine mögliche
vierte Impfung oder durch andere Impfschemata (z.B. Wechsel der Impfstoffe
zwischen den Gaben, sogenannte heterologe Impfungen) noch weiter erhöht
werden kann.

Doch der Schutz der transplantierten Patientinnen und Patienten ist nicht
die einzige Herausforderung, vor die SARS-CoV-2 die
Transplantationsmedizin stellt. „Wir gehen davon aus, dass die Folgen der
Pandemie langfristig auch den Bedarf an Spenderorganen erhöhen werden.“
Erste Daten [4] zeigten beispielsweise, dass das Risiko, schwer
nierenkrank zu werden, bei Menschen, die eine COVID-19-Erkrankung
durchgemacht haben, deutlich erhöht ist, und zwar um den Faktor 3. „Auch
Lunge, Leber und Herz können Schäden davontragen und es ist zu befürchten,
dass nach der Pandemie mehr Menschen eine Organtransplantation brauchen.
Das würde den jetzt bereits bestehenden, eklatanten Organmangel noch
weiter verschärfen“, warnt Prof. Schiffer.

Literatur
[1] Jager KJ, Kramer A, Chesnaye NCet al. Results from the ERA-EDTA
Registry indicate a high mortality due to COVID-19 in dialysis patients
and kidney transplant recipients across Europe. Kidney International, 15
Oct 2020, 98(6):1540-1548

[2] Stumpf J, Siepmann T, Lindner T et al. Humoral and cellular immunity
to SARS-CoV-2 vaccination in renal transplant versus dialysis patients: A
prospective, multicenter observational study using mRNA-1273 or BNT162b2
mRNA vaccine. The Lancet Regional Health. Published: July 22 2021, DOI:
https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2021.100178

[3] 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/39_21.pdf?__blob=publicationFile

[4] W Bowe B, Xie Y, Xu E et al. Kidney Outcomes in Long COVID. J Am Soc
Nephrol 2021 Sep 1; ASN.2021060734. doi: 10.1681/ASN.2021060734. Online
ahead of print.

Allgemeine Lage der Transplantationsmedizin 2020 in Deutschland

Die deutschen Transplantationszentren konnten ihre lebensrettende
Tätigkeit der Organtransplantation auch während der Pandemie
aufrechterhalten und haben trotz phasenweise deutlich geringerer
Intensivbettenkapazität die Situation bestmöglich gemeistert. Die Zahl der
Transplantationen ist im Jahr 2020 gegenüber 2019 letztlich nur um 6%
zurückgegangen. Das zeigt die enorm hohe Leistungsfähigkeit der deutschen
Transplantationsmedizin, die aber nicht über ein grundlegendes Problem
hinwegtäuschen darf: Der Organmangel in Deutschland ist nach wie vor
dramatisch eklatant, eine Trendwende nicht in Sicht.

Das Jahr 2020 war geprägt durch die SARS-CoV-2-Pandemie und brachte für
das gesamte Gesundheitssystem nicht gekannte Herausforderungen mit sich.
Diesen hat sich die Transplantationsmedizin gestellt und die Situation
bestmöglich gemeistert. Nachdem zu Beginn der Pandemie nicht einmal sicher
war, ob bei Überlastung überhaupt Transplantationen durchgeführt werden
können, ist zu konstatieren, dass die Gesamtbilanz im Vergleich zum
Vorjahr zumindest nicht desaströs ausfiel, wie zunächst befürchtet: Im
Jahr 2020 wurden bundesweit 3.518 Organe transplantiert, 502 davon waren
Lebendspenden (Quelle: DSO-Jahresbericht 2020, S. 48) – 2019 waren es
insgesamt 3.767 Organe gewesen (Quelle: DSO-Jahresbericht 2019, S. 82).
Insgesamt konnten im Jahr 2020 3.347 Menschen transplantiert werden
gegenüber 3.543 im Jahr 2019. Angesichts der Tatsache, dass die
Möglichkeit der Transplantation letztlich immer von der
Intensivbettenkapazität abhängt und zwei Pandemiewellen im Jahr 2020
erfolgten, ist der moderate Rückgang der durchgeführten Transplantationen
von gut 6% erklär- und vertretbar.

„Erfreulicherweise mussten die deutschen Transplantationszentren ihre
lebensrettende Tätigkeit der Organtransplantation nicht einstellen. Doch
auch wenn wir mit dieser Leistungsfähigkeit der deutschen
Transplantationsmedizin unter Pandemiebedingungen zufrieden sein können,
darf das nicht über ein ganz grundlegendes Problem hinwegtäuschen“,
erklärt Prof. Dr. Christian Strassburg, Bonn, Präsident der Deutschen
Transplantationsgesellschaft (DTG). „Deutschland ist im Hinblick auf die
Organspende europaweit fast das Schlusslicht, mit Ausnahme von Luxemburg
müssen Patientinnen und Patienten nirgendwo anders so lange auf ein
lebensrettendes Organ warten wie bei uns. Die Situation ist desaströs –
und so war sie auch schon vor der Corona-Pandemie.“

Mit 10,7 Spendern pro 1 Million Menschen ist die Spenderrate in
Deutschland nach Luxemburg die niedrigste unter den Eurotransplant-
Mitgliedländern. Seit 2018 haben die Spenderzahlen zum zweiten Mal in
Folge abgenommen (2018: 955 Spender, 2019: 932 Spender, 2020: 913
Spender). Dabei verzeichnete Deutschland von 2017 mit 797 Spendern einen
erfreulichen Zuwachs auf 955 Spender im Jahr 2018, was möglicherweise mit
der medialen Aufmerksamkeit zusammenhing, die das Thema Transplantation
und Organspende 2018 erfuhr, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
einen Gesetzesentwurf für die doppelte Widerspruchslösung vorlegte. Leider
waren das Interesse und das Engagement pro Organspende in der Bevölkerung
nicht nachhaltig, wie der Trend belegt. Auch die Zahl der Patientinnen und
Patienten auf der Warteliste ist nach einem Rückgang zwischen 2017 und
1019 (von 10.110 auf 9.005) wieder auf 9.447 angestiegen.

Das Gesetz zur „Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der
Organspende“ trat am 1. April 2019 in Kraft und wurde damals von der DTG
sehr begrüßt. Allerdings lässt sich der Effekt auf die Spenderzahlen
derzeit nicht sicher einschätzen, weil die Corona-Pandemie die Situation
in den Kliniken und auf den Intensivstationen stark verändert hat. Es ist
und bleibt letztlich schwer einzuschätzen, ob das Gesetz unter
„Normalbedingungen“ einen positiven Trend herbeigeführt hätte.

„Vor diesem Hintergrund bleibt es ein wichtiges Anliegen der DTG, auf eine
Erhöhung von Spenderzahlen hinzuwirken und ergebnisoffen zu diskutieren“,
so DTG-Präsident Prof. Strassburg abschließend.