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Zentren für Intensivmedizin: „Ein Meilenstein für die Intensivmedizin und die zukünftige Versorgungsqualität“

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Der G-BA hat vergangene Woche die Einrichtung von Zentren für
Intensivmedizin beschlossen. „Der 19. Oktober 2023 wird in die Geschichte
der Intensivmedizin eingehen!“, ist DIVI-Vizepräsident Professor Gernot
Marx überzeugt. Die Möglichkeiten, die die neuen Intensivzentren bieten
werden, stellen einen Meilenstein in der Patientenversorgung in
Deutschland dar. „Wir können jetzt den dringend benötigten Ausbau
telemedizinischer Netzwerke vorantreiben und zukünftig gerade kritisch
kranken Patienten in kleineren Häusern schnell und unkompliziert helfen“,
freut sich der Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und
Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen sichtlich.

In einer vom G-BA veröffentlichten Pressemitteilung wird bereits deutlich,
was genau beschlossen wurde: „Zentren für Intensivmedizin sind
Krankenhäuser, die künftig als intensivmedizinische Kompetenz- und
Koordinierungszentren neben der Patientenversorgung besondere Aufgaben
wahrnehmen und dafür finanzielle Zuschläge erhalten können“, heißt es in
der Meldung. „Eine wichtige Aufgabe solcher Zentren können Fallkonferenzen
mit anderen Krankenhäusern per Videoübertragung sein, was die Verweildauer
von intensivmedizinisch versorgten Patienten im Krankenhaus verkürzen oder
lebensbedrohliche Komplikationen reduzieren kann. Bisher deckt der
intensivmedizinische Anteil in anderen Zentren in der Regel nur die
Expertise des jeweiligen Fachgebiets ab und bleibt damit leider begrenzt.
Der neue Zentrumstyp für Intensivmedizin ist hingegen durch einen
interprofessionellen Versorgungsansatz breiter aufgestellt. Welche
speziellen Anforderungen dafür bei Personal, Geräteausstattung oder der
Qualitätssicherung in solchen Zentren notwendig sind, definiert der G-BA.“
Die neue Zentrums-Regelungen tritt nach der Veröffentlichung im
Bundesanzeiger in Kraft.

Jetzt interdisziplinäre und interprofessionelle Kompetenz für den
Patienten

„Die erfolgreiche Behandlung schwerstkranker intensivpflichtiger Patienten
benötigt zwingend eine interdisziplinäre und multiprofessionelle
Versorgung“, kommentiert Vize-Präsident Marx. Entsprechend habe man sich
als Fachgesellschaft bereits seit Jahren für die Erweiterung der Zentrums-
Regel eingesetzt. Gerade die Versorgung von COVID-19-Patienten in der
Pandemie habe den Nutzen von Intensivzentren für Personal und Patienten
bereits vor Augen geführt. Der Weg sei deshalb nur konsequent, so Marx.
„Wir schlagen ein ganz neues Kapitel auf!“

Ab sofort intensivmedizinische Zentren auf Landesebene ausweisen

„Die eigentliche Arbeit beginnt natürlich erst jetzt“, betont Professor
Uwe Janssens, Generalsekretär der DIVI und Direktor der Klinik für Innere
Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital
Eschweiler. Es gelte jetzt, auf Landesebene die intensivmedizinischen
Zentren auszuweisen. „Die Umsetzung wird jetzt schwierig werden. Aber
gerne berät und unterstützt die DIVI in diesem Prozess“, so Janssens.

Marx ergänzt: „Die Zentren für Intensivmedizin müssen die
Qualitätsanforderungen des G-BA erfüllen und Aufgaben wie überregionale
Versorgung und Vernetzung übernehmen können.“ Hierzu gehöre als eine
besondere Aufgabe die Telemedizin.

Zentrumsbildung auch für die Versorgung der kleinsten Patienten wichtig

Aus der G-BA-Entscheidung der vergangenen Woche ergebe sich zudem ein
weiterer Arbeitsauftrag, erklärt Professor Florian Hoffmann als
designierter DIVI-Präsident. Der Oberarzt am Dr. von Haunerschen
Kinderspital sieht die Zentrumsbildung in der Pädiatrie und pädiatrischen
Intensivmedizin als eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft an. Die
derzeitigen Versorgungsengpässe seien enorm. Kinder könnten in vielen
Regionen Deutschlands in Zeiten von Virus-Wellen zum Beispiel nicht mehr
versorgt werden und wären auf überregionale Netzwerke angewiesen.

„Entsprechend ist die G-BA-Entscheidung nicht nur ein großartiger Tag für
die Intensivmedizin mit Blick auf die erwachsenen Patienten. Nein, sie ist
auch ein Wegweiser für die Kindermedizin“, betont Hoffmann. Er hoffe
entsprechend darauf, dass sich ähnliche Möglichkeiten in absehbarer Zeit
für die pädiatrischen Teams und kleinsten Patienten im System eröffnen
würden.