Operativer Hochwasserschutz beginnt bei der Qualifizierung von Einsatzkräften: RPTU entwickelt Weiterbildungsprogramm
Wie lassen sich Hochwasser- und Starkregenereignisse bewältigen? Hierzu
forscht das Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RPTU –
aktuell im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) geförderten Verbundprojekts KAHR (Klima-Anpassung, Hochwasser,
Resilienz) zur wissenschaftlichen Begleitung des Wiederaufbaus nach der
Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Ein
Weiterbildungsprogramm für Einsatzkräfte ist bereits entstanden. Ebenso
hat Fachgebietsleiter Professor Dr. Robert Jüpner gemeinsam mit Partnern
im Ahrtal wie THW und Feuerwehr das Katastrophenschutz-Netzwerk „H-Kat-
Net“ gegründet, um den Wissenstransfer zu fördern.
Das Weiterbildungsprogramm, welches das Fachgebiet Wasserbau und
Wasserwirtschaft im Rahmen des KAHR-Forschungsverbundvorhaben
bereitgestellt hat, befasst sich mit dem operativen Hochwasserschutz.
Hierzu Professor Jüpner, der seit dem Hochwasserereignis an der Elbe 2002
regelmäßig selbst Mitglied in Katastrophenstäben war: „Operativer
Hochwasserschutz vereint alle vorbereitenden und durchführenden Maßnahmen
und Planungen an der Schnittstelle zwischen Katastrophenschutz und
Wasserwirtschaft mit dem Ziel, Risiken vorzubeugen und Schäden durch
Hochwasser und Starkregen – über die rein wasserwirtschaftliche
Hochwasservorsorge hinaus – zu reduzieren. So richtet sich unser
Bildungsmodul insbesondere an Personen aus THW-Ortsverbänden,
Berufsfeuerwehren, freiwilligen Feuerwehren sowie weitere Behörden und
Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und ebenso an Verantwortliche in
Kommunen und Städten. Wir sind überzeugt, dass eine intensive und fachlich
fundierte Vorbereitung der Schlüssel für effektives, koordiniertes und
zielführendes Handeln im Einsatzfall ist.“
Dabei spielt der Umgang mit Hochwasser- und Starkregengefahrenkarten zur
Lagebeurteilung ebenso eine Rolle wie das Vermitteln von Wissen und
Erfahrungen aus der Einsatzpraxis.
Erfahrung mit Bildungsprojekten vorhanden
Es handelt sich dabei nicht um das erste Bildungsmodul, welches Professor
Jüpner und seine Arbeitsgruppe konzipiert haben. Bereits seit 2021 bieten
sie gemeinsam mit dem Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft an der RPTU und
dem Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz „BiWaWehr“ als festes
Weiterbildungsangebot an. Über 500 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW
haben das Training bereits absolviert.
Auf Vorschlag des Umweltbundesamts bewarben sich die Forschenden mit ihrem
Bildungsprojekt für die Feuerwehr um den Bundespreis „Blauer Kompass“ 2022
und erreichten die Endausscheidung (20 aus 240 Bewerbungen; Beschreibung
der Maßnahme einsehbar in der KomPass-Tatenbank des Umweltbundesamtes).
Regionales Wissen aktivieren
Bilateraler Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis ist ein
weiterer Aspekt, der für Professor Jüpner mit Blick auf die
Katastrophenvorsorge in Risikogebieten entscheidend ist. Mit „H-Kat-Net“
hat er den Anstoß für ein Katastrophenschutz-Netzwerk für das Ahrtal
gegeben, welches er gemeinsam mit zwei THW-Ortsverbänden, dem
Kreisverbindungskommando Ahrweiler der Bundeswehr sowie der Feuerwehr
Sinzig und dem Brand- und Katstrophenschutz des Landkreises Ahrweiler
gegründet hat.
„Mit dem Netzwerk schlagen wir die Brücke zwischen Wissenschaft und
Praxis. Wir lernen aus dem Wissen der Einsatzkräfte für die Forschung und
können andererseits unsere Forschungsergebnisse direkt dorthin bringen, wo
sie gebraucht werden“, unterstreicht der Wissenschaftler. Dabei
unterstützen ihn die Partner aus dem KAHR-Projekt – wie etwa der Sprecher
des Forschungsverbundvorhabens Professor Dr.-Ing. Jörn Birkmann, der bei
der Auftaktveranstaltung am 17. Oktober ein Grußwort sprach und über seine
Forschung berichtete.
Über KAHR
Das vom BMBF geförderte Projekt KAHR soll mit neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnissen die Aufbaumaßnahmen in den von der Flutkatastrophe im Juli
2021 zerstörten Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
unterstützen. Bis Ende 2024 werden in dem Verbundprojekt mit insgesamt 13
Partnern aus Wissenschaft und Praxis Fragen zur Klimaanpassung, der
risikobasierten Raumplanung und zum Hochwasserschutz erarbeitet. Ziel ist
es, konkrete Maßnahmen für einen klimaresilienten und zukunftsorientierten
Wieder- und Neuaufbau zu schaffen. Weiterführende Informationen unter:
https://hochwasser-kahr.de/ind