Was Sie über Prävention, Ursachen und Symptome von Leberzirrhose wissen sollten
Die Leber zu schützen ist für Boxer selbstverständlich. Der sogenannte
„Leberhaken“ – ein Schlag unter die rechten untersten Rippen – führt
meistens beim Getroffenen zum Knockout. Dass die Leber als lebenswichtiges
und komplexes Organ auch außerhalb des Boxringes besonderen Schutz und
Aufmerksamkeit verdient, sollten alle Menschen wissen und im Alltag
berücksichtigen. Wenn die Leber über Jahre hinweg chronisch erkrankt ist,
kann dies zu einer Leberzirrhose führen. Dies ist eine bindegewebige
Vernarbung, die alle Leberfunktionen beeinträchtigen kann. Oft bleibt
diese ernsthafte Erkrankung über einen langen Zeitraum unentdeckt und kann
unter anderem zur Entstehung von Leberzellkrebs führen.
Um auf die Bedeutung der Früherkennung, Prävention und die Notwendigkeit
der Aufklärung aufmerksam zu machen, informieren die Ausrichter des 24.
Deutschen Lebertages im Vorfeld des bundesweiten Aktionstages über die
Gefahr der Leberzirrhose. Der Deutsche Lebertag am 20. November 2023 hat
das Motto: „Kennen Sie Ihre Leberwerte?“ und wird von der Gastro-Liga e.
V., der Deutschen Leberhilfe e. V. und der Deutschen Leberstiftung
ausgerichtet.
Bereits vor über 500 Jahren zeichnete der vielseitige Künstler und
Wissenschaftler Leonardo da Vinci bei einer Autopsie die erste
Leberzirrhose der Medizingeschichte. Die diagnostischen Möglichkeiten der
modernen Medizin ermöglichen es, eine Leberzirrhose – oder deren Vorstufen
Leberentzündung (Hepatitis) und Leberfibrose – bereits zu Lebzeiten exakt
zu diagnostizieren. Trotzdem wird in vielen Fällen die Leberzirrhose erst
dann festgestellt, wenn die Symptome bereits gravierend und irreversible
Schäden an der Leber aufgetreten sind. Häufig geht eine Leberzirrhose über
Jahre mit keinen oder nur unspezifischen Symptomen wie beispielsweise
Appetitmangel, Müdigkeit oder Gewichtsverlust einher, die von den
Betroffenen nicht mit einer Lebererkrankung in Verbindung gebracht werden.
Zudem hält sich in der Bevölkerung weiterhin das unzutreffende Vorurteil,
dass nur Alkohol zu einer ernsthaften Lebererkrankung führen kann.
„Bei der Frage, was der Leber schaden und beispielsweise zu einer
Leberzirrhose führen kann, denken die meisten Menschen vermutlich zuerst
nur an Alkohol und dass beim Betroffenen ein erhöhter Alkoholkonsum
vorliegen muss. Doch das ist nicht richtig. Neben übermäßigem
Alkoholkonsum, der nach wie vor zu den Hauptursachen für Leberzirrhose
zählt, können auch Viruserkrankungen wie Hepatitis B und C,
Fettlebererkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Stoffwechselstörungen zu
Leberzirrhose führen“, erklärt Prof. Dr. Christoph Sarrazin,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e. V., und ergänzt: „Eine
Leberzirrhose entwickelt sich meistens über Jahre bis Jahrzehnte hinweg,
anfangs oftmals völlig ohne Symptome und wird deswegen häufig nicht
diagnostiziert. Leberzellkrebs als schwere Komplikation tritt in der Regel
erst bei Patienten mit Leberzirrhose auf. Doch es gibt auch Ausnahmen bei
der Entstehung von Leberzellkrebs: Beispielsweise kann eine Infektion mit
dem Hepatitis-B-Virus ohne Zirrhose zu Leberzellkrebs führen. Auch bei der
nicht-alkoholischen Fettleberentzündung kann Leberzellkrebs auftreten,
bevor eine Zirrhose vorliegt. Die Leberzirrhose ist in vielen Fällen
vermeidbar und behandelbar, vorausgesetzt, sie wird frühzeitig erkannt.
Mit dem Motto des diesjährigen Deutschen Lebertages ‚Kennen Sie Ihre
Leberwerte?‘ möchten wir dazu ermutigen, die Lebergesundheit ernst zu
nehmen und Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.“
Der häufigste Grund für eine Lebertransplantation in den westlichen
Ländern ist heute die Leberzirrhose. In Deutschland hat die Leberzirrhose
von allen chronischen Erkrankungen, die eine Krankenhaus-Einweisung
erfordern, die höchste Sterblichkeitsrate. Die Zahl der
Krankenhauseinweisungen mit Leberzirrhose hat sich trotz der Einführung
hochwirksamer antiviraler Medikamente gegen Hepatitis C bundesweit erhöht.
Dabei ist die Vermeidung oder die Früherkennung einer Leberzirrhose mit
den folgenden wichtigen Maßnahmen erreichbar:
Gesunde Lebensweise
Ein moderater Alkoholkonsum, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige
körperliche Aktivitäten sind entscheidende Faktoren, um die
Lebergesundheit zu erhalten. Fettlebererkrankungen können auch ohne
übermäßigen Alkoholkonsum auftreten, betreffen etwa ein Viertel der
deutschen Bevölkerung und werden insbesondere bei Menschen mit Diabetes
mellitus und Übergewicht beobachtet. Bezeichnet werden diese seit Kurzem
als MASLD. Dies steht für die englische Abkürzung „Metabolic Dysfunction-
associated Steatotic Liver Disease“, also Stoffwechselstörung-assoziiert
steatotische Lebererkrankung). Solche stoffwechsel-bedingten
Fettlebererkrankungen sind immer häufiger die Ursache für eine
Leberzirrhose.
Impfungen
Schutzimpfungen gegen Hepatitis B schützen vor Ansteckung und können damit
auch Zirrhose und Leberzellkrebs aufgrund einer chronischen Hepatitis B
verhindern.
Früherkennung
Gesundheitschecks können helfen, Lebererkrankungen frühzeitig zu erkennen,
um diese effektiv behandeln zu können. Die Untersuchung der Leberwerte im
Blut (GPT, GOT und GGT) kann einen ersten Hinweis auf eine Lebererkrankung
liefern. Gesetzliche Krankenkassen bieten ihren Versicherten ab einem
Alter von 35 Jahren an, sich im Rahmen der „Gesundheitsuntersuchung“
einmalig auf Hepatitis B und C untersuchen zu lassen. Chronische Hepatitis
B ist medikamentös behandelbar und Hepatitis C heute fast immer heilbar.
Risikobewusstsein
Menschen mit einem erhöhten Risiko wie etwa Personen mit familiärer
Vorbelastung, Adipositas oder bestimmten Krankheiten, sollten besonders
auf ihre Lebergesundheit achten.
Aufklärung
Es ist wichtig, das Bewusstsein für die Leber und Lebererkrankungen zu
schärfen und Informationen über Prävention und Früherkennung zugänglich zu
machen.
Bis vor Kurzem wurde das Stadium einer Leberzirrhose als nicht
rückbildungsfähig angesehen. Seit einigen Jahren hat sich aber gezeigt,
dass in gewissen Fällen die Leber zumindest im Anfangsstadium der Zirrhose
doch noch ein gewisses Rückbildungs- und Erholungspotenzial hat. Dieses
kann sich aber nur entfalten, wenn es konsequent gelingt, die auslösenden
Ursachen wie Hepatitisviren, Alkohol oder einen Lebensstil mit ungesunder
Ernährung und wenig Bewegung zu beseitigen. Wird eine Rückbildung der
Zirrhose nicht erreicht, besteht die Hoffnung, durch eine entsprechende
Therapie und den kompletten Verzicht auf lebertoxische Substanzen den
Leberzustand im aktuellen Stadium zu erhalten und ein weiteres
Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Gelingt auch dies nicht, sei
es durch Therapieversagen oder weiteren Konsum, ist im Lauf der Zeit mit
dem kompletten Funktionsverlust der Leber zu rechnen. Dann kann nur eine
Lebertransplantation das Leben des Patienten retten.
Mehr Informationen zum 24. Deutschen Lebertag und alle bislang im Rahmen
des diesjährigen Deutschen Lebertages veröffentlichten Presseinformationen
finden Sie unter: http://www.lebertag.org.
Ausrichter und Ansprechpartner des 24. Deutschen Lebertages:
Deutsche Leberhilfe e. V., Prof. Dr. Christoph Sarrazin,
Vorstandsvorsitzender
Krieler Straße 100, 50935 Köln ● <
https://www.leberhilfe.org
Deutsche Leberstiftung, Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover ● <presse@deutsche-leberstiftung
● https://www.deutsche-leberstif
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und
Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-
Liga) e. V., Prof. Dr. Peter R. Galle, Mitglied des Wissenschaftlichen
Beirats
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen ● <geschaeftsstelle@gastro-liga.
● https://www.gastro-liga.de