Umfrage zu Impulsware: Große Mehrheit gegen Platzierung von Süßwaren, Alkohol und Tabak an der Supermarktkasse
Eine große Mehrheit der Bürger*innen lehnt die Platzierung von Alkohol,
Tabak und Süßwaren in der Kassenzone von Supermärkten ab. Das zeigt eine
repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar im Auftrag des
Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Deutschen Allianz
Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). Jeweils drei Viertel der Befragten
sind dagegen, dass Supermärkte Alkohol und Süßwaren im Kassenbereich
platzieren. Im Falle der Tabakwaren lehnen es zwei Drittel der Befragten
diese deutschlandweit gängige Praxis ab. Dass ausgerechnet
gesundheitsschädliche Produkte und krebserzeugende Waren als Impulsware
vertrieben werden, steht seit Jahren in der Kritik.
„Die Kassenzone verführt gezielt zum Spontankauf“, erklärt Katrin
Schaller, kommissarische Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ.
„Die Platzierung der Süßwaren auf Augenhöhe der Kinder im Quengelbereich
provoziert bewusst Familienstreit, um den Absatz von Süßwaren anzukurbeln.
Alkohol und Tabak an der Kasse machen es Menschen mit Suchterkrankungen
schwer, abstinent zu bleiben. Der Gesetzgeber muss dieser Verkaufspraxis
einen Riegel vorschieben“, so Schaller.
Die damalige große Koalition aus CDU/CSU und SPD hatte 2015 beschlossen,
dass Supermärkte auf Süßes an der Kasse verzichten sollen.1 Auch acht
Jahre später ist daraus nichts geworden – Süßwaren in der Quengelzone sind
nach wie vor der Normalfall in deutschen Supermärkten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte Anfang des Jahres zum
Thema Alkohol im Kassenbereich getwittert: „Über diese Art Regale an der
Supermarktkasse muss gesprochen werden. Hier werden Menschen mit
Alkoholkrankheit gezielt gefährdet. Das ist eine unethische Form der
Werbung.“2 Eine Initiative aus seinem Haus ist seither nicht bekannt.
„Auf die Worte sollten nun auch Taten folgen“, fordert Barbara Bitzer,
Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und
Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Eine
gemeinsame Initiative des Bundesgesundheits- und
Bundesernährungsministeriums ist überfällig. Andere Länder machen es
längst vor.“, so Bitzer.
So hat in den Niederlanden die Regierung im Jahr 2020 beschlossen, dass ab
2024 in Supermärkten keine Tabakwaren mehr verkauft werden dürfen. Lidl
hat daraufhin bereits im Oktober 2021 als erste Handelskette den Verkauf
von Tabakprodukten eingestellt.3 Dänemark verbietet seit April 2021 den
Verkaufsstellen, Tabakprodukte sichtbar auszustellen (Display Ban) und hat
2022 Einheitsverpackungen für Tabakprodukte und E-Zigaretten eingeführt.
Nun hat Lidl Dänemark kürzlich angekündigt, bis Ende 2028 den Verkauf von
Tabakprodukten vollständig einzustellen.4
In Großbritannien ist es seit Oktober 2022 verboten, Süßwaren oder andere
unausgewogene Lebensmittel an der Kasse oder im Eingangsbereich zu
platzieren.5
Wie der Begriff „Impulsware“ zum Ausdruck bringt, sollen die Produkte in
der Kassenzone zum spontanen Kauf anregen. Das ist offenkundig effektiv,
denn die Kassenzone zählt zu den umsatzstärksten Quadratmetern im
deutschen Einzelhandel. Obwohl der Kassenbereich nur etwa ein Prozent der
Ladenfläche ausmacht, liegt der Umsatzanteil von an der Kasse platzierten
Waren in Supermärkten nach Daten des Kölner EHI Retail Instituts bei sechs
bis sieben Prozent.6
Für die Umfrage hat Kantar im August 2023 insgesamt 1.009 Bürgerinnen und
Bürger im Alter ab 14 Jahren befragt. Die Erhebung erfolgte über
computergestützte telefonische Interviews über Festnetz und Mobilfunk
(CATI) und gilt als bevölkerungsrepräsentativ.7
Link zur Infografik zur Umfrage: https://www.dank-allianz.de/ und
https://www.ddg.info/presse
Quellen:
1. https:// rp-online.de/politik/deutschla
abschaffen_aid-21526129
2.
https://twitter.com/Karl_Laute
3. https://www.spiegel.de/wirtsch
verkauf-von-zigaretten-und-tab
4. https://www.news.de/wirtschaft
schmeisst-zigaretten-aus-dem-s
menschen-ab-jahrgang-2010-ein/
5.
https://bmcmedicine.biomedcent
6. https://www.markant-magazin.co
7. https://www.kantar.com/de/solu